Tagebuch an Stella - Erster Teil. Briefe I - XIV - Jonathan Swift - E-Book

Tagebuch an Stella - Erster Teil. Briefe I - XIV E-Book

Jonathan Swift

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Beschreibung

Jonathan Swift (* 30. November 1667 in Dublin, Königreich Irland; † 19. Oktober 1745 in Dublin) war ein anglo-irischer Schriftsteller und Satiriker der frühen Aufklärung. Er hat auch unter folgenden Pseudonymen geschrieben: Isaac Bickerstaff, A Dissenter, A Person of Quality, A Person of Honour, M.B. Drapier, T.R.D.J.S.D.O.P.I.I. (The Reverend Doctor Jonathan Swift, Dean of Patrick's in Ireland).

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Inhaltsverzeichnis

Brief I.

Brief II.

Brief III.

Brief IV.

Brief V.

Brief VI.

Brief VII.

Brief VIII.

Brief IX.

Brief X.

Brief XI.

Brief XII.

Brief XIII.

Brief XIV.

Fußnoten

Jonathan Swift

Tagebuch für Stella

Prosa Schriften Zweiter Band. Jugendwerke und Tagebuch

Erich Reiss Verlag

Berlin 1910

Brief I.

Chester, den 2. September 1710.

Jo[1] wird Ihnen über meine Fahrt Bericht erstatten, bis ich ins Boot stieg; dann begannen die Halunken von neuem zu handeln und zwangen mich, ihnen zwei Kronen zu geben; dabei redeten sie, als würden wir kaum imstande sein, noch irgendein Schiff einzuholen; aber in einer halben Stunde erreichten wir die Jacht; denn die Schiffe legten bei, um den Haushofmeister des Lord Statthalter zu erwarten. Wir machten die Überfahrt in genau fünfzehn Stunden; gestern Abend erreichte ich diese Stadt, und ich denke, ich werde sie Montag wieder verlassen. Der erste Mensch, dem ich in Chester begegnete, war Dr. Raymond.[2] Er und Frau Raymond waren hier, um ein Privileg zu erlangen, dass sie ihren Besitz verkaufen dürfen. Ich bin, als ich hier zum Parktor hinausritt, von meinem Pferd gestürzt; ich blieb unverletzt, denn das Pferd verstand genug vom Stürzen, um ganz still zu liegen, bis ich wieder aufgestanden war. Meine Empfehlung für den Bischof von Clogher. Ich sah ihn aus Dunlary zurückkommen, er aber hat mich nicht gesehn. Ich nehme es übel, dass er nicht in der Kirchenversammlung war, und dass sein Name nicht unter meiner Vollmacht steht. Ich bitte Sie, an Ihrem Entschluss, nach Trim zu gehn, festzuhalten und dort so viel zu reiten, wie Sie können. Der Bischof von Clogher möge den Bischof von Killala daran erinnern, dass er mir einen Brief schicke und einen an den Bischof von Lichfield einlege. Alle, die an mich schreiben, mögen einen Brief an Richard Steele in seinem Bureau im Cockpit[3], Whitehall, einlegen. Nicht aber MD.[4] Ich will für ihre Briefe im St. James's Kaffeehaus bezahlen, um sie schneller zu erhalten. Lord Mountjoy hat jetzt Lust, die Reise noch heute Nachmittag fortzusetzen, so dass ich mich hierher geschlichen habe, um diesen Brief zu beenden, der je nachdem lang oder kurz sein wird. Ich schreibe mit gleicher Post an Frau Wesley[5] und will ihr sagen, dass sie ihren Schein über 115 Pfund haben kann, sobald sie ihn holen lassen will; in dem Fall bitte ich, ihn ihr eingeschlossen und versiegelt zu schicken und ihn bereit zu halten, falls sie schickt; sonst behalten Sie ihn; ich will nicht mehr sagen, bis ich weiss, ob ich heute reise oder nicht; wenn ja, so ist der Brief fast beendet. Meine Base Abigail ist fabelhaft alt geworden. – Gott der Allmächtige segne die fubbedoll duten MD; und um Gotteswillen, sein Sie lustig und bleiben Sie gesund! – Ich bin fest entschlossen, heimzukehren, sowie ich meinen Auftrag erledigt habe, ob mit oder ohne Erfolg. Ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht mit so wenig Lust nach England gegangen. Wenn Frau Curry[6] wegen der Wohnung irgendwelche Schwierigkeiten macht, so werde ich ihr kündigen und sie vom 9. Juli an bezahlen; und Frau Brent muss dementsprechend nebst den Anweisungen an Parvisol schreiben.[7] Die Post aus London ist eingetroffen und geht gerade wieder ab; also habe ich nur noch eben Zeit, Gott zu bitten, dass er die fubbedoll duten MD behüte.[8]

FW FW FW MD ME ME ME.

Brief II.

London, den 9. September, Samstag, 1710.

Ich bin nach fünf Tagen der Reise letzten Donnerstag hier angekommen: am ersten Tage war ich müde, am zweiten fast tot, am dritten ging es mir erträglich, und nachher ganz gut. Jetzt bin ich froh über die Anstrengung, die mir als Körperübung gedient hat, und ich befinde mich recht wohl. Die Whigs waren entzückt, mich zu sehen und wollten wie nach einem Zweig nach mir greifen, während sie ertrinken, und all die grossen Leute entschuldigten sich plump bei mir usw. Aber der Lord Schatzmeister[9] empfing mich mit grosser Kühle, was mich so gereizt hat, dass ich fast Rache schwöre. Noch bin ich nicht meine halbe Runde abgelaufen; aber ich finde all meine Bekannten genau, wie ich sie verlassen habe. Ich höre, Lady Giffard ist viel bei Hofe[10], und Lady Wharton hat ihn neulich lächerlich gemacht, so dass ich dort eine Freundin verloren habe. Ich habe sie noch nicht gesehn und habe auch nicht die Absicht; aber ich will versuchen, Stellas Mutter[11] auf irgendeine andre Art und Weise zu sehn. Ich habe von Chester aus an den Bischof von Clogher geschrieben; und ich schreibe jetzt an den Erzbischof von Dublin.[12] Alles geht drunter und drüber. Jeder Whig, der ein hohes Amt bekleidet, wird bis auf den letzten Mann unfehlbar hinausgesetzt werden, und wir sehen einem Winter entgegen, wie er in England noch nicht erlebt worden ist. Alle fragen mich, wie es kommt, dass ich so lange in Irland war, und zwar so selbstverständlich, als lebte ich hier; aber keine Seele macht Anstalt, mein Leben hierher zu verlegen; und ich beteure, ich werde zufriedener nach Dublin und an den Kanal bei Laracor zurückzukehren, als ich es je in meinem Leben getan habe. Der Tatler erwartet Tag für Tag, sein Amt zu verlieren[13]; und man sagt, der Herzog von Ormond werde Statthalter von Irland werden. Ich hoffe, Sie sitzen jetzt friedlich in Prestos[14] Wohnung: aber ich bin entschlossen, Sie schon Weihnachten wieder zu verdrängen; bis dahin werde ich entweder erledigen, was ich zu tun habe, oder sehn, dass es nicht zu machen ist. Bitte, sein Sie in Trim, bis dieser Brief Sie erreicht, und reiten Sie den kleinen Johnson, der jetzt in guter Verfassung sein muss. Ich habe diesen Brief wider meine Gewohnheit am Abend der Post begonnen; ich habe schon an den Erzbischof geschrieben und kann ihn also nicht mehr in die Länge ziehn. Von jetzt an will ich jeden Tag ein wenig für MD schreiben und eine Art Tagebuch daraus machen; wenn es voll ist, so will ich es abschicken, ob MD schreibt oder nicht; das wird hübsch werden, und ich werde in ständiger Unterhaltung mit MD stehn, und MD mit Presto. Bitte, lassen Sie sich die zehn Pfund auf der Stelle von Parvisol auszahlen; ich habe ihm Anweisung gegeben. Man sagt mir, ich würde dicker und sähe besser aus; und Montag soll Jervas mein Bild retouchieren. Gestern glaubte ich Jack Temple mit seiner Frau in ihrer Kutsche an mir vorbeifahren zu sehn; ich habe sie aber nicht beachtet. Ich bin froh, dass ich diese Familie ganz abgeschüttelt habe. Sagen Sie dem Probst, ich sei seinen Befehlen für den Herzog von Ormond nachgekommen; oder lassen Sie es, bitte. Eben habe ich Jemmy Leigh[15] im Kaffeehaus gesehn; er fragte sehr freundlich nach Ihnen; er spricht davon, in vierzehn Tagen nach Irland zu gehn. Meine Empfehlungen für den Dechanten, Frau Walls und ihren Archidiakon. Will Franklands[16] Frau steht vor ihrer Niederkunft, und ich habe versprochen, das Kind zu taufen. Ich denke mir, meinen Brief aus Chester werden Sie am Dienstag, nachdem ich ihn schrieb, gehabt haben. In Chester habe ich Dr. Raymond Lord Chester vorgestellt. Bitte, lassen Sie mich wissen, wenn Joe sein Geld bekommt. Es ist fast zehn, und ich hasse es, durch den Nachtwächter zu schicken. MD soll in einer Woche einen längeren Brief haben; ich schicke diesen nur ab, um zu sagen, dass ich wohlbehalten in London bin; und also lebt wohl usw.

Brief III.

London, den 9. September 1710.

Nachdem ich den Herzog von Ormond besucht, mit Dr. Cockburn[17] gespeist, einen Teil des Nachmittags mit Sir Matthew Dudley[18] und Will Frankland, den Rest in St. James's Kaffeehaus verbracht hatte, ging ich nach Hause, schrieb an den Erzbischof von Dublin und MD und gehe jetzt zu Bett. Ich vergass Ihnen zu sagen, dass ich Will Frankland gebeten habe, bei seinem Vater ein gutes Wort für Manley[19] einzulegen, da die Winterstürme an allen Ämtern rütteln. Er sagte mir, sein Vater sei auch in Gefahr, zu fallen; um Manleys Stellung bewürben sich jetzt schon viele; man beschuldige ihn, Briefe geöffnet zu haben; Sir Thomas Frankland werde alles opfern, um sich selbst zu retten; daher fürchte ich, Manley ist verloren, usw.

10. Heute habe ich mit Lord Mountjoy in Kensington gespeist; habe meine Geliebte gesehn, Ophy Butlers Frau, die ein wenig reizlos geworden ist. Bis zehn Uhr habe ich mit Addison und Steele zusammen gesessen; Steele wird seine Stellung als Herausgeber der Zeitung sicherlich verlieren; denn jedermann ist ärgerlich, weil er sich auf Parteigezänk einlässt. Um zehn ging ich ins Kaffeehaus, denn ich hoffte, Lord Radnor dort zu finden, den ich noch nicht gesehn hatte. Er war auch da; wir haben anderthalb Stunden lang von Herzen Verrat wider die Whigs, ihre Gemeinheit und ihren Undank geredet. Als ich nach Hause kam, wälzte ich Groll in meiner Seele und entwarf Rachepläne: voll von ihnen (ein paar Andeutungen habe ich niedergeschrieben) gehe ich zu Bett. Ich fürchte, MD haben zu Hause gegessen, denn

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