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Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Theorierichtungen, Note: 1.0, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über Parsons Werk: Am Anfang werden die Grundzüge der allgemeinen Theorie des Handels behandelt. Es wird aufgezeigt wie Beziehungen zwischen Organismen und den Objekten ihrer Umwelt ihr Verhalten beeinflussen. Anschließend werden die vier evolutionären Universalien – Kommunikation durch Sprache, Technologie, soziale Organisationen durch Verwandtschaftsordnung und Religion – moderner Gesellschaften analysiert. Nachdem dann über die Begriffe Macht und Autorität nachgedacht wurde, wird abschließend für jedes Subsystem moderner Gesellschaften eine Hauptfunktion identifiziert. Die Einzigartigkeit dieser Forschungsarbeit liegt in der Aufarbeitung: Wenngleich das Werk Parsons im Mittelpunkt der Betrachtung steht, geht es hier nicht nur um die Vorstellung einzelner Aspekte aus diesem Werk. Vielmehr wird aufgezeigt, inwieweit sich eine Metatheorie in das Leben einzelner Organismen einpassen lässt. Damit gelingt ein Brückenschlag zwischen mikrosoziologischer Forschung und makrosoziologischen Theorien.
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Talcott Parsons - theoretische Ansätze und ihr Bezug zur Wirklichkeit
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Institut für Soziologie
Kollektive Identität, Marginalität und Mehrsprachigkeit in Europa
vorgelegt von: Sven Paschke
Studiengang: Magister, 6. Semester
Studienfächer: Soziologie, Wirtschaftswissenschaft
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Einleitung
Was ist Gesellschaft? Ein Kampf, in dem jedes Individuum versucht, die knappen Mittel für sich zu gewinnen? Der Versuch eines jeden, nur seine persönlichen Ziele zu erreichen, bei dem das Recht, bei dem ist, der stärker ist?1- Wäre dies so, wie weit hätte sich die Menschheit entwickelt? Wenn dies nicht so ist, wie müssen wir dann die Frage nach dem Sein beantworten?
Talcott Parsons, ein Ökonom und Soziologe, wurde als Sohn eines protestantischen Priesters und Collegeprofessors 1902 in Colorado Springs geboren. Er beschäftigte sich schon seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Aufbau und Funktionieren der Gesellschaft. Zu seinen bekanntesten Werken zählen “The Structure of Social Action” (1937/1968), “The Social System” (1951), “Sociological Theory and Modern Society” (1967) und “Action Theory and the Human Condition” (1978).2Parsons starb 1979 in Heidelberg.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich einerseits mit ausgewählten Theorieansätzen, andererseits hinterfragt sie aber auch die prinzipielle Gültigkeit seiner Theorie. Dies geschieht auf Grundlage einer Biographie einer „Waliserin“, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte zu zwei Kulturkreisen zählt, oder wie es Parsons ausdrücken würde, sich zwischen zwei Systemen befindet. Es wird im Folgenden gezeigt werden, wie sich Parsons theoretische Konstrukte, bis zu einem gewissen Grad, in die reale Welt einfügen lassen. Der Hauptteil der Arbeit gliedert sich in vier Punkte, welche nicht getrennt betrachtet werden dürfen. Sie präsentieren vielmehr das Parsonsche Werk in seiner zeitlichen Abfolge. Am Anfang eines jeden Abschnittes wird zuerst ein Theoriekonstrukt betrachtet, bevor im zweiten Teil spezifische Segmente aus der Biographie herausgegriffen und analysiert werden. Es sei bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es im Nachfolgenden nicht um das Parsonsche Werk in extenso geht, sondern vielmehr versucht wird, ausgewählte Theoriekonstrukte auf konkrete Situationen eines Lebenden zu übertragen.
1Vgl. Rousseau, J.-J.: Der gesellschaftliche Vertrag oder die Grundregeln des allgemeinen Staatsrechts (1762);
hrsg. von B. Gagnebin und M. Raymond.
2Vgl. Kaesler, Dirk (Hrsg.):Klassiker der Soziologie 2,beck‘sche Reihe, 2000, S.46f.
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Verhalten besteht aus motivierten und zielintendierten Beziehungen zwischen dem Organismus und den Objekten seiner Umwelt, d.h. es gibt eine Beziehung zwischen einem Gesamtorganismus zu Umweltobjekten einerseits und Beziehungen zwischen Organismen andererseits. „Für die Betrachtung von Systemen liegen darum die beiden primären Bezugspunkte der Theorie des Handelns einmal in dem System, das sich aus dem Verhalten eines bestimmten individuellen Organismus als Ganzes in Beziehung zu seiner Umwelt als Ganzer ergibt, und zweitens in dem System, das durch die Interaktion des Verhaltens einer Mehrzahl von Organismen in Beziehung zu einander entsteht. Systeme erster Art bezeichnen wir in unserer Terminologie als psychologische und die der zweiten als soziale Systeme.“3Hinzutreten das System von Verhaltensmechanismen, welches durch den Organismus selbst bestimmt wird und das kulturelle System, das mit dem Verhalten sozialer Systeme verbunden ist. Kultursysteme verkörpern Bedeutungsgehalte und Symbole.
Gegenstand dieser Theorie ist es Bedingungen zu finden, die es den Systembestandteilen ermöglichen, sich zu stabilisieren.