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Der junge Stern am Finanzhimmel der USA, die erst 28jährige Allison, traut ihren Augen nicht. Ein Hacker hat ihre Emailadresse missbraucht, um gezielt Falschinformationen zu verbreiten. Ausgerechnet ihr Vater und ihr Verlobter werfen sie deshalb aus der Firma. Sie folgt der Einladung ihres Onkels Murray in die schottischen Highlands. Gerade, als sie dort Fuß zu fassen beginnt und dem attraktiven Tierarzt Clyde begegnet, ereilt sie die nächste Katastrophe aus Übersee. "Hab Vertrauen zu den Menschen, die dich lieben!"
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Seitenzahl: 367
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Tausche Highheels gegen Highlands
Gabriele Ketterl
© 2022 Amrûn Verlag
Jürgen Eglseer, Traunstein
Covergestaltung: Claudia Toman - Traumstoff Buchdesign
Lektorat: Amandara M. Schulzke
Printed in the EU
ISBN TB 978-3-95869-494-1ISBN ebook 978-3-95869-495-8
Alle Rechte vorbehalten
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
v1/22
»Wenn man auf dem Lande lebt, weiß man, ob man das will oder nicht, alles, was ringsum vor sich geht.«
Leo Tolstoj
Einblicke
»Allison! Beeil dich, dein Vater will dich sehen.«
»Das kann er ja, aber ich dachte, er hat eine Konferenz mit Roy?«
Megan, ihre Assistentin, erschien im Rahmen der offenstehenden Bürotür. »Scheint vorbei zu sein. Die Herren haben es heute unglaublich eilig mit allem. Habe ich etwas verpasst?« Megan runzelte nachdenklich die Stirn, was bei der kleinen, rundlichen Frau mit den wirren roten Locken und den zahllosen Sommersprossen auf der Nase immer ausgesprochen amüsant aussah.
»Nicht, dass ich wüsste. Wenn, dann habe ich etwas verpasst. Seit einigen Tagen sind Dad und Roy schon wie elektrisiert. Ich war gerade dabei, die heutigen Zeitungen zu durchforsten. Kann ja sein, dass es wieder etwas auf dem Finanzmarkt gibt, das uns gute Provisionen garantiert.«
»Und, hast du was gefunden?«
Allison zuckte die Achseln. »Nichts, was dazu taugen würde, mich in Begeisterungsstürme ausbrechen zu lassen. Alles eher im Hedgefond-Bereich.«
»Du bist dir aber dessen bewusst, dass dein hochehrenwerter Herr Vater und dein gar bezaubernder Verlobter, diese Fonds lieben?« Megan war an der Spitze ihrer anklagend gekrausten Stupsnase anzusehen, was sie sowohl von Carson und Roy wie auch von Hedgefonds hielt.
Allison konnte sich das Lachen nicht verkneifen. »Du liebst Roy schon sehr, nicht wahr? Er muss so tough sein, das weißt du doch. Wenn er nachlässig wird, dann könnte er den Teilhaberstatus wieder verlieren. Nur darum hängt er sich so hinein. Er ist ein liebenswerter und vor allem liebevoller Mann.«
»Wenn ich jetzt, und zwar jetzt sofort, nicht an einem Lachkrampf sterben soll, dann gehst du lieber zu deinem Vater und diesem Wonneproppen von Verlobten. Bedauere, du kennst mich, seit du hier angefangen hast – und ich darf anmerken, dass du der einzige Grund bist, warum ich in diesen vier Wänden noch meine Tage friste – ich war immer ehrlich zu dir. Du wirst dich an meine Worte erinnern, dass man dem Kerl keinen Meter weit trauen darf. Ich würde gerne bei dir sein und mich mit dir freuen, aber dazu müsste ich über Bedenken springen, die vorsichtig ausgedrückt, die Größe der Freiheitsstatue aufweisen. Nein, ich mag ihn einfach nicht, sorry.«
Allison legte die LA Times sorgfältig zusammen, stand aus ihrem bequemen Bürosessel auf und strich den Rock ihres dunkelgrauen Kostümes glatt. »Megan, exakt darum bin ich so froh, dich zu haben. Ehrlichkeit wird, das weiß ich durchaus, in der Branche immer seltener. Umso mehr brauche ich dich und deine Offenheit. Es ist schön, dass du da bist und du hast mir so oft bei Entscheidungen beigestanden. Aber du wirst sehen, dass du dich bei Roy täuschst.«
»Möge der Herr dir dein Vertrauen erhalten und möge diese karrieregeile Armani-Werbeikone dich nicht enttäuschen. Ich schwöre dir, dann bekommt er mein irisches Erbgut in vollem Umfang um die Ohren gehauen.«
Wenn Allison Megans Gesichtsausdruck bei diesen Worten betrachtete, dann bestand durchaus die Möglichkeit, dass Roy, sollte er sich als eklatanter Fehlgriff erweisen, in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Sie sah in ihrer Fantasie schon die fünf durchweg rothaarigen, muskelbepackten Brüder Megans mit Schwertern bewaffnet vor dem Bürogebäude in Downtown Los Angeles erscheinen. Eine höchst amüsante Vorstellung. Gut, wahrscheinlich nicht für Roy, für sie selbst allerdings sehr wohl.
»Megan, vertrau meinem Urteilsvermögen, bitte. Ich werde dir beweisen, dass du dieses Mal falsch liegst.«
»Es täte mir so leid wie irgend möglich, läge ich bei Mister Saubermann richtig, wahrlich, ich sage dir.« Megan wandte sich schwungvoll ab und ließ eine lachende Allison zurück.
Sie griff sich ihre altmodische Schreibmappe, bei der sich ihr Vater jedes Mal darüber mokierte, dass es in der Firma jede Menge Tablets gebe, steckte ihren Füllfederhalter, der schon gar nicht mehr kommentiert wurde, ein und verließ ihr geräumiges Büro im neunten Stockwerk des Geschäftsgebäudes in der Innenstadt von Los Angeles.
»Ich bin unterwegs, falls er ungeduldig wird.«
Megan seufzte lautstark. »Als ob er dazu tendieren würde, also wirklich.«
Auf dem Flur lief Allison an den verspiegelten Glasscheiben der Angestellten ihres Vaters vorbei. Ja, Carson Boyd hatte sich ein beachtenswertes Imperium aufgebaut. Er konnte, so sah sie das zumindest, stolz darauf sein. Ihr Vater war jetzt achtundfünfzig und seit über dreißig Jahren in Amerika. Dank seines Gespürs für lukrative Geldanlagen und dem in dieser Branche leider notwendigen Hauch an Skrupellosigkeit, war er rasch zu einem der angesehensten Finanzberater der ganzen Westküste aufgestiegen. Sein Imperium umfasste heute zusätzlich Dependancen in San Francisco, New York und Washington. Von Anfang an hatte Carson sie in die Finanzwelt eingeführt. Heute war sie mit ihren achtundzwanzig noch sehr jung für diese Branche. Allison liebte das Jonglieren mit großen Summen. Was sie noch mehr mochte, das waren die glücklichen Gesichter der in der Finanzbranche minder geschätzten »Kleinanleger«, wenn es ihr gelungen war, mit einer soliden Aktie oder einem verlässlichen Aktienfond deren Geld um die Hälfte aufzustocken. Nicht selten erhielt sie Dankesbriefe, weil sie einer Familie damit zur Grundlage für das ersehnte Eigenheim oder zu einer dringend notwendigen medizinischen Behandlung verholfen hatte. Ihr Vater nannte das ihre liebenswert-karitative Ader. Allison fand beides wichtig. Die Großanleger, die kaum mit der Wimper zuckten, wenn sie an einem Tag eine Million in den Sand setzten, aber auch die Kleinen, die allein in diesem Haifischbecken rettungslos verloren wären. Roy war ein Schüler ihres Vaters, daher war es kaum verwunderlich, dass er ebenso erfolgsorientiert war wie Carson.
Allison wartete geduldig auf den Aufzug und hatte Muße, in dieser Zeit ihr Erscheinungsbild nachdenklich in den ebenfalls verspiegelten Aufzugtüren zu betrachten. Das viele Fitnesstraining zahlte sich aus und so waren auf einen Meter siebzig Körpergröße gerade einmal sechzig Kilo verteilt. Roy fand das »passabel«. Für diese Bemerkung war sie ihm beinahe an die Gurgel gesprungen, was ihn sofort zurückrudern ließ und er erklärte, das sei ein Scherz gewesen. Ihre langen, mahagonifarbigen Haare fielen ihr, sofern sie sie offen trug, bis weit über die Schultern. Hier im Büro fand sie den lockeren Haarknoten, den sie sich jeden Morgen kunstvoll mit Kämmen feststeckte, durchaus angemessen. Er ließ sie seriöser, vermutlich aber auch erwachsener, wirken. Nicht, dass das unbedingt nötig gewesen wäre, aber es verschaffte ihr ein Gefühl von Sicherheit. Dazu die dunkelgrünen Augen, ein Erbe ihrer Mutter Mandy, sowie deren volle Lippen. Sie schämte sich beinahe etwas bei dem Gedanken, aber den schmallippigen Mund ihres Vaters nicht geerbt zu haben, erleichterte sie dann schon. Sie zupfte den Kragen ihrer blutroten Bluse zurecht, die perfekt zu dem enganliegenden, grauen Kostüm passte. Allison dankte auch heute dem Himmel für die hervorragend funktionierende Klimaanlage im Hause. Andernfalls wären Minikleidchen und Flip-Flops eine durchaus in Betracht zu ziehende Alternative gewesen. Das Gesicht ihres Vaters, sollte sie in solch einem Outfit hier aufkreuzen, wollte sie sich lieber gar nicht erst vorstellen. Die beiden Aufzugtüren glitten geräuschlos auseinander und Allison drückte den Knopf für den zwölften Stock, in dem sich die Chefetage und die Besprechungsräume befanden.
Ja, Carson Boyd hatte Geschmack. Sehr viel sogar. Seit sie fünfzehn war, kam Allison nun schon in die heiligen Hallen der Finanzberatung. So lange residierte Carson bereits hier in Downtown Los Angeles. Edelstes Mahagoni harmonierte perfekt mit Glasfronten und Kupfergriffen. Die Flure waren mit burgunderroten Teppichen ausgelegt, die das herrschaftliche Ambiente vervollständigten. Alles wirkte so elegant, dass Besucher und Mitarbeiter kaum wagten, laut zu sprechen. Gut, für ihren Vater traf das auch am heutigen Tag keineswegs zu.
»Roy, das ist der Schatz der Inka, ach was sage ich, das neue Eldorado. Ich verspreche es dir und vertrau auf meine Worte: Wer heute wagt, wird morgen ungemein viel gewinnen!«
Nanu, Allison verlangsamte ihre Schritte und runzelte verwundert die Stirn. So enthusiastisch kannte sie ihren Vater sonst eigentlich nicht. Ja, bei guten Anlagemöglichkeiten kribbelte es ihn natürlich in den Fingern, aber was mochte ihn so in Verzückung versetzen? Inkaschatz? Ja, den hätte sie auch gerne, aber er war nun einmal ein Mythos. Seufzend drückte sie ihr Notizbuch an sich und klopfte kräftig an die Tür des Besprechungsraumes, aus dem die Stimme ihres Vaters erklang.
»Herein!«
Sie steckte den Kopf in den Raum. »Vater, Megan sagte mir, du wolltest mich sehen. Wenn ich nicht falsch liege, erinnere ich mich an den Zusatz sofort.«
»Aber natürlich, komm herein, mach schon. Wir haben wunderbare Neuigkeiten erhalten. Na los, beeil dich! Hier geht es darum, schnell zu sein.«
Allison verstand kein Wort. Daher versuchte sie, ein möglichst interessiertes Gesicht aufzusetzen und nahm neben Roy Platz. Ihr Verlobter zwinkerte ihr fröhlich zu. Ah ja, auch der war also in allerbester Stimmung. Roy sah heute wieder verboten gut aus. Der dunkelgraue Designeranzug, fast Ton in Ton mit ihrem Kostüm, und das edle silbergraue Hemd samt passender Krawatte machten einiges her. Seine dunkelblonden, dichten Haare trug er jetzt im Sommer immer etwas länger und gelte sie sich im angesagten »out-of-Bed«-Look nach oben. Seine hellblauen Augen blitzten unternehmungslustig und sein Lächeln ließ in Allisons Herz sofort die Sonne aufgehen. Sich mit ihm zu verloben, war richtig gewesen, da war sie sich sicher. Mochte Megan auch noch so viel herumunken, sie wusste es besser. Er war der Mann fürs Leben. Gleiche Interessen, gleiche Ausbildung, gleicher Geschmack … Allison seufzte leise … fast gleicher Einrichtungsgeschmack, revidierte sie im Geiste. Roy mochte es durch die Bank modern und eher kühl. Klare Fronten, schwarz, weiß, Edelmetall – was sich zugegebenermaßen ein klitzeklein wenig mit ihrem Dekofimmel in die Quere kam. Aber solche Nichtigkeiten würden sie in kürzester Zeit ausmerzen können, da war Allison sich vollkommen sicher. Sie zupfte ihren Rock zurecht und erwiderte Roys strahlendes Lächeln.
»Ich bin wirklich gespannt, was meinen kühl kalkulierenden Vater und meinen zukünftigen Ehemann dermaßen begeistert. Nehmt mich also bitte mit in euer geistiges Eldorado.«
Ihr Vater lachte auf. »Allison, vergiss das mit dem geistig. Das ist ein reales Eldorado, eines, das man entdecken und nutzen muss.«
»Aha, … seid mir nicht böse, ich verstehe kein Wort.«
»Ich habe ja auch gerade erst angefangen, Kind.« Oh weh, wenn ihr Vater diesen jovialen Ton am Leib hatte, dann schwieg sie besser, denn dann kam eine umfassende Erklärung für Unwissende. Allison lächelte also höflich und nickte ihrem Erzeuger zu. »Verzeih, ich habe dich unterbrochen.«
Carson lehnte sich in dem schweren Ledersessel mit Hochlehne zurück, schöpfte tief Atem und begann erneut. »Mit Eldorado meine ich die neue Firma von Alexanders Sohn Ken. Schon bei unserem letzten, gemeinsamen Golfnachmittag erzählte Alexander voller Begeisterung von Kens Ideen und seinen Investoren. Die Onlineplattform, die Ken mit seinen IT-Spezialisten entwickelt hat, ist so etwas wie eine Sammelstelle für Bestellungen für diverse Handwerker. Und nicht nur das, auch Kunden können sofort das fertige Paket zusammenstellen und ordern. Ein Beispiel: Ich benötige eine neue Wandvertäfelung in meinem Büro. Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich jedoch schon feste Vorstellungen vom Material, das ich haben möchte. Nun bietet mir diese Plattform nicht nur den Zugriff auf zahllose Baumärkte, Sägewerke, Zulieferfirmen und das international - nur um das noch zu erwähnen. Diese geniale Erfindung ermöglicht es mir, auch sofort den passenden Schreiner zu finden, der mit den von mir ausgewählten Materialien arbeitet. Noch dazu kann ich mir selbst die Preise zusammenstellen und dieses Vorangebot an den Handwerker schicken, den ich gerne engagieren möchte. Der arbeitet das fertig aus und ich muss mich um rein gar nichts mehr kümmern. Ken sieht die Möglichkeit, nicht nur hier in den Staaten die Besten zueinander zu führen, sondern auch in Europa. Stellt euch vor, jemand möchte seine Bäder mit edelstem Carrara-Marmor ausstatten. Ich suche mir den italienischen Händler, dazu den passenden Fliesenleger hier in Amerika, bringe beide zusammen, checke, ob die Preise stimmig sind, und lehne mich entspannt zurück. Ken ist sich sicher, dass er von Amerika aus über Europa nach Asien expandieren kann. Er geht in einer Woche an die Börse. Seine Investoren sind wie elektrisiert und unterstützen ihn derzeit mit zwanzig Millionen Dollar. Das ist eine mehr als solide Basis. Die Aktie, in Kombination mit den durchaus positiven Prognosen der Analysten, wird einen gigantischen Höhenflug hinlegen. Wir dürfen uns das nicht entgehen lassen.« Carson wandte sich an Allison. »Na, was sagst du? Dank Alexander hatte ich als einer der ersten diese Informationen. Das alles klingt vertrauenserweckend und vor allem steht es auf gesunden Beinen. Was ich noch anmerken möchte: Sollte nur annähernd etwas schieflaufen, so steht Alexander mit seinem Milliardenvermögen selbstverständlich hinter seinem Sohn.«
Allison wartete geduldig, bis sie ganz sicher sein konnte, dass ihr Vater mit seinen Ausführungen am Ende angelangt war, erst dann räusperte sie sich dezent.
»Vater, das klingt sehr interessant, aber bei allem Respekt, das alles gibt es doch schon.«
Ihr Vater machte eine abwehrende Handbewegung und schüttelte mit ärgerlicher Miene den Kopf. »Ja, es gibt Plattformen, wo man Baumaterial sichten und auch ordern kann und es gibt Handwerkerplattformen, aber es gibt keine Kombination in diesem Umfang.«
Sie tippte unsicher mit der Spitze ihres Füllfederhalters auf ihrem Notizblock herum. »Das meine ich doch, Vater. Mittlerweile hat jeder Handwerker seine meist hervorragend aufgebaute Homepage. Jeder Händler und jeder Zwischenhändler hat das ebenfalls. Nur mal angenommen, wenn ich heute für mein Bad in Beverly Hills ein neues Waschbecken aus rosafarbigem, italienischem Marmor möchte, dann google ich Carrara-Marmor bzw. italienischen Marmor, suche mir da die schönsten aus. Danach suche ich mir einen qualifizierten Sanitärbetrieb in meiner Umgebung, schicke denen die Links und lasse mir ein Angebot erstellen. E-Business Plattformen und um nichts anderes handelt es sich hier, funktionieren heutzutage doch nur noch zwischen den Betrieben, die bauen, und den Firmen, die dafür die Materialien liefern. Die Kunden haben darauf meist keinen Zugriff. Ich will ja nicht spitzfindig werden, aber schon vor drei Jahren hat ein junger Kerl versucht, eine ‘neue‘ E-Business-Plattform für Fahrradzubehör und Fahrradbauer auf den Markt zu bringen. Das war der Bruder eines Freundes von mir. Er wollte erreichen, dass der Kunde sich selbst das zusammenkaufen kann, was er braucht und, wenn ein Laie es selbst nicht zusammenbauen kann, findet er in der Nähe Firmen, die einem unter die Arme greifen. Das ging sowas von nach hinten los. Jeder Laden für Fahrräder hat seine eigenen Zulieferer samt passenden Verträgen. Die haben alle abgewunken, weil sie keine Laien haben wollten, die ihnen erklären, dass diese Speiche aber ganz sicher auch in dieses Rad passt und so in der Richtung. Davon gibt es noch mehr. Ich denke, und bitte versteht das nicht falsch, dass es auch international ganz gewiss nicht greifen wird. Dazu habe ich das Dilemma von damals zu hautnah miterlebt.«
Ihr Vater winkte mit einer nahezu herrischen Geste ab. »Als ob man das vergleichen könnte. Himmel, Allison, du kennst doch die Finanzwelt gut genug. Auf diesen Höhenflug werden sie alle aufspringen wollen. Hast du dir die Analystenberichte durchgelesen? Hast du die Prognosen für die Aktie gesehen? Ich bitte dich, der Investor muss ja nicht einmal viel wagen. Ich wage zu behaupten, das könnte das nächste Bitcoin-Wunder werden.«
»Dad, das ist nicht dein Ernst, hoffe ich?« Was sagte sie denn da schon wieder? Wann würde sie sich endlich angewöhnen, zuerst lange und vernünftig nachzudenken und dann erst zu sprechen? Die Antwort gab Allison sich im Geiste binnen Sekunden selbst: wahrscheinlich niemals. Sie ruderte vorsichtig zurück. »Was ich sagen möchte ist, dass Bitcoin ein echtes Wunder war und ist. Eine banale E-Business Plattform, national, international, was auch immer, ist nichts, was die Anleger von den Stühlen holt. Ja, der Name und das Vermögen seines Vaters sind gigantisch und stehen für Verlässlichkeit, aber eben darum wage ich zu bezweifeln, dass Alexander tatsächlich im Endeffekt so unerschütterlich hinter ihm stünde, wie er im Augenblick vorgibt. Bitte versteh mich nicht falsch, aber eine E-Business Aktie, und sei sie noch so hochgelobt, packe ich heute in keines meiner Portfolios.«
Carson musterte sie beinahe schon mitleidig. »Allison, wo bleibt dein Wagemut, wo dein Biss? Enttäusche mich nicht!«
Sie zuckte zusammen so wie immer, wenn ihr Vater, sehr zielgerichtet, das Wort »Enttäuschung« in den Mund nahm. »Entschuldige, Dad, gerade weil ich niemanden enttäuschen möchte, und zwar weder dich noch die Menschen, die mir vertrauen, tue ich es ja. Das ist mir zu spekulativ, sorry.«
»Alexander wird darüber wenig erfreut sein. Das mangelnde Vertrauen in seinen Sohn könnte uns einiges kosten. Du weißt, wie viel wir jedes Jahr durch ihn verdienen?«
Allison seufzte. Sie hasste es, wenn ihr Vater die ›Er ist unser bester Kunde‹-Masche auffuhr. »Ich weiß, Vater und genau darum möchte ich mir meinen Ruf als zuverlässige Beraterin bewahren. Denkst du, er würde es mögen, wenn wir seine Milliarden in den Sand setzen.«
»Süße, haben wir das jemals getan?« Roy sah ebenso betroffen und verärgert aus wie ihr Vater. Täuschte sie sich? Sollte ihr Verlobter nicht auf ihrer Seite stehen?
»Nein, haben wir nicht. Und darum fange ich jetzt auch nicht damit an und wenn Ken hundert Mal sein Sohn ist, verstehst du das denn nicht?«
»Ehrlich gesagt, nein. Wie soll man es auch verstehen? Da bekommt man die Möglichkeit auf einen Megadeal und du zauderst und zögerst?« Hatte Roy schon einmal geklungen wie ein kleiner Junge, dem man sein Lieblingsauto weggenommen hatte? In diesem Moment tat er es auf jeden Fall. Langsam keimte Ärger in Allison auf.
»Das hast du falsch verstanden, Roy, ich zögere und zaudere nicht. Ich lehne es ab, mich hier einzubringen. Ich kann und will euch beiden nicht vorschreiben, was ihr zu tun und lassen habt. Aber hier bitte ich darum, mich aus dem Spiel zu lassen. Es gibt im Augenblick gute, solide Anlagemöglichkeiten und das international. Bei allem Verständnis für wie auch immer geartete geschäftliche und gesellschaftliche Verbindungen: Ich bin und bleibe draußen. Es tut mir sehr leid.« Sie behielt es lieber für sich, dass ihr diese Entscheidung kein bisschen leidtat. Allison lehnte sich in dem ergonomisch geformten Besprechungsstuhl zurück und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel über Los Angeles war auch heute wieder ein Farbspektakel in rosa, hellblau und lila. Dass sie dies vor allem dem Smog und der jeweiligen Sonneneinstrahlung verdankten, verdrängte Allison lieber.
Sichtlich verärgert warf Carson den teuren Stift, mit dem er die ganze Zeit herumgespielt hatte, auf den blitzenden Glastisch. »Gut, ich habe deine Meinung zur Kenntnis genommen. Du wirst verstehen, dass ich sie nicht teile und tatsächlich enttäuscht bin. Ich hatte auf eine einheitliche Front gehofft und somit natürlich auch auf eine entsprechende Pressemeldung. Wenn jedoch nicht alle drei Partner an einem Strang ziehen, wirkt das wenig vertrauensbildend.«
Allison holte tief Luft. »Das mag schon sein. Dafür ist es umso vertrauensbildender, wenn wir im Endeffekt mit heiler Haut aus einem möglichen Desaster herauskommen.«
»Desaster!« Roy schüttelte empört den Kopf. »So ein Unsinn! Diese Aktie wird ein Mekka für Anleger, du wirst deine Entscheidung ganz sicher bereuen. Denk an meine Worte.«
Allison nickte ihrem eindeutig verärgerten Verlobten gönnerhaft zu. »Ich werde es mir merken und bei Gelegenheit werde ich dich an deine Worte erinnern, abgemacht?«
»Aber natürlich, meine Verlobte macht sich auch noch lustig darüber, dass sie offenbar den Blick für einmalige Gelegenheiten verloren zu haben scheint.«
Langsam reichte es ihr. »Mein Blick ist, dessen sei versichert, vollkommen ungetrübt. Ich verstehe allerdings nicht, warum ihr Beiden euch so dermaßen hier einbringt. Auf die Gefahr hin, dass ich mich richtig unbeliebt mache, aber habt ihr ein Abkommen mit Alexander? Ihr müsst entschuldigen, wenn ich so direkt werde, aber ihr lasst mir keine andere Wahl.«
Ihr Vater wurde von einer Sekunde auf die andere sehr schmallippig. »Allison, eine derartige Unterstellung ist deiner unwürdig, das weißt du hoffentlich? Ich sehe schon, dass wir in dieser Angelegenheit auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Ehe die Sache nun unschön wird und ich befürchte, wir sind auf dem besten Wege, lassen wir es dabei bewenden. Ich halte daher fest, dass du dich weigerst, die Aktie deinen Kunden anzubieten?«
»So kannst du es festhalten.« So geladen war Allison schon lange nicht mehr gewesen. Was passierte hier gerade? Worin hatten ihr Vater und Roy sich da verrannt? Alexander musste seine Finger im Spiel haben. Je länger sie nachdachte, desto sicherer war sie sich.
»Braucht ihr mich dann noch, oder war es das?«
»Das wäre für den Augenblick alles. Ich hätte mir tatsächlich einen anderen Verlauf dieser Besprechung gewünscht.« Carson musterte seine Tochter mit ärgerlich gerunzelter Stirn.
»Vater, wenn dem so wäre, dann wäre ich nicht Allison Boyd, die Frau, bei der die Kunden genau wissen, dass ich ihre Existenz niemals aufs Spiel setzen würde, verstehst du das?«
Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern stand auf und verließ, so schnell sie konnte, den Besprechungsraum. Erst als sie im Aufzug stand und dieser geräuschlos nach unten fuhr, gelang es ihr, wieder tief durchzuatmen. Was, bitteschön, war das denn gewesen? Seit sie für und mit ihrem Vater arbeitete, war es noch nie zu einer solch unschönen Szene gekommen. Da musste mehr dahinterstecken. Hier ging es nicht um Kens hochtrabende Pläne mit einer E-Business-Plattform und einem Start-up, das an die Börse drängte. Sowohl ihr Vater wie auch Roy steckten da tiefer drin, nur wie und warum? Nachdenklich ging sie zurück zu ihrem Büro am Ende des Flurs. Sie erblickte Megan, die angestrengt etwas in den Computer hackte. Perfekt! Ihre Sekretärin, halt, falsch, ihre Freundin war das, was sie jetzt brauchte. Sie trat hinter Megan und legte ihr die Hand auf die Schulter. Die, voll und ganz in ihr Tun vertieft, sprang in ihrem Bürostuhl knapp zwanzig Zentimeter nach oben. »Himmel, Allison, tu sowas nicht! Du weißt doch, wie schreckhaft ich bin.«
»Du? Schreckhaft?« Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Ja gut, in manchen Situationen.« Erst jetzt schien Megan ihre ernste Miene aufzufallen. »Scherz beiseite, was ist passiert? Du siehst aus, als habe man dir zwei Zähne gezogen.«
Sie zuckte die Achseln. »Hm, kommt recht gut hin. Hast du ein paar Minuten Zeit? Dann komm mit rein, ich muss dir etwas erzählen. Danach brauche ich bitte deine ehrliche, aufrichtige Meinung, denn ich muss wissen, ob ich einen Knoten in meinem Hirn habe oder mein Vater und Roy.«
Megan speicherte rasch das Geschriebene ab und erhob sich schmunzelnd. »Dazu musst du mir gar nicht erst etwas erzählen. Da kann ich sofort und ohne lange nachzudenken antworten: Den Knoten haben, wenn, dann die beiden im Hirn. Aber erzähl trotzdem, warte kurz, ich hole uns Kaffee. Ich habe gerade frischen gemacht.«
»Was denkst du? Ticke ich nicht mehr richtig? Habe ich mein Gespür für gute Optionen verloren?« Allison richtete ihren Blick fragend auf die nachdenklich wirkende Megan.
Die betrachtete eine Weile schweigend ihre perfekt manikürten Fingernägel, ehe sie langsam den Kopf schüttelte. »Keinesfalls. Du bist eine der Besten und das weißt du genau. Ich bin absolut bei dir. Hier ist etwas faul, allerdings weiß ich nicht, was. Wenn sie dermaßen scharf darauf sind, die Aktie in großen Mengen an den Mann, oder vielmehr an die Anleger zu bringen, dann steckt da mehr dahinter.«
Allison ließ sich schwer atmend in ihren Chefsessel fallen. »Du siehst es also auch so? Ich dachte schon, ich hätte mich in irgendwas verrannt, weil ich Alexander nicht besonders mag.«
»Den Kotzbrocken kann man nicht mögen, zumindest wenn jemand über ein bisschen Menschenkenntnis verfügt.« Megan griff nach ihrer Kaffeetasse, die auf Allisons blank polierter Schreibtischplatte stand und trank den letzten Schluck des inzwischen kalten Kaffees. »Mal ganz abgesehen davon ist sein Sohn ein sich fortwährend selbst überschätzendes arrogantes Arschloch.«
»Megan!«
Die hob lediglich die rechte Augenbraue. »Was? Allison, bitte erinnere dich, wie er sich aufgeführt hat, als du ihm beim letzten Weihnachtsfest eine Abfuhr erteilt hast. Das ist kein Mann, das ist ein verzogenes, trotziges Kind. Der Alte hofft doch lediglich, dass er den nölenden Bengel mit der neuen Firma endlich von der Backe hat. Ich möchte nicht wissen, wie viel Geld der in das Start-Up seines Juniors investiert hat. Natürlich hofft der beim Börsengang auf einen anständigen Return of Investment. Und wenn anerkannte Broker wie dein Vater anständig die Werbetrommel rühren, dann ist das durchaus im Bereich des Möglichen.«
Allison nickte zustimmend. »Korrekt zusammengefasst, genau das, was ich auch denke. Gut, dann tue ich absolut das Richtige, wenn ich mich aus diesem Deal heraushalte.«
»Aber sowas von. Lass die Finger davon! Dein Bauchgefühl hat dich noch nie im Stich gelassen, du konntest immer darauf vertrauen, darum solltest du jetzt nicht damit aufhören.«
Der Rest des Tages war ebenso wenig erfreulich wie der Anfang. Roy meldete sich mit Bedauern in der Stimme und sagte das geplante Dinner mit Freunden ab, da er und Carson sich noch in dringenden Gesprächen befänden. »Dringende Gespräche«, wenn sie das schon hörte. Noch billiger konnte die Ausrede wohl nicht daherkommen. Als ob sie nicht wüsste, dass die beiden, jetzt nach ihrer Absage alles daransetzten, um ihre eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Allison setzte sich an den Computer und googelte zahlreiche Berichte zu der neuen »Wunderaktie«. Es stimmte schon. Die Analysten schienen sich regelrecht zu überschlagen. Wohin sie auch sah, überall nur Kaufempfehlungen und Lobgesänge auf die »international zu erwartenden Erfolge dieser einzigartigen Plattform«. Einzigartig? Waren die denn alle geistig erblindet? Waren die letzten Jahre ungesehen an ihnen vorbeigezogen? Die Start-ups mit Business-Plattformen waren doch wie Pilze aus dem Boden geschossen und – was viel wichtiger war – ebenso sang- und klanglos wieder in der Versenkung verschwunden. Allison klappte ihren Laptop zu und knabberte grübelnd an ihrem Daumennagel. Konnte es tatsächlich zutreffen, dass Alexander Unsummen investierte, um den Sohn und sein Unternehmen in ein positives Licht zu rücken? Sie kam nicht umhin, weiter zu denken. Hier steckte mehr dahinter. Irgendeine Schweinerei, die sie sowohl Alexander als auch seinem Sohn jederzeit und unbesehen zutraute. Nur was planten die beiden und wie steckten ihr Vater und Roy mit drin? Nein, sich weit von diesem Deal entfernt zu halten war eindeutig das Beste. Wie auch immer geartete Schreckensszenarien, die viele Anleger ins Unglück stürzen konnten, brauchte sie wahrlich nicht.
»Allison!?«
»Ja?« Megans Stimme holte sie umgehend zurück in die Realität.
»Zum einen, lass deinen Daumennagel in Ruhe und zum anderen, wenn dein holder Verlobter dir für heute Abend eine Abfuhr erteilt hat, was hältst du von einem gemeinsamen Abend bei Ben Franks?«
Grinsend ließ sie ihre Hand sinken. »Du kannst mich doch gar nicht sehen, woher weißt du das mit dem Daumen?«
»Erfahrungswerte, meine Liebe. Was ist nun, ja oder ja?«
Allison erhob sich und ging hinaus zu Megan, die ihr mit erwartungsvoller Miene von ihrem Schreibtisch aus entgegenblickte. »Wenn du mich so fragst, dann natürlich ja.«
Weibliche Logik
Der volle Parkplatz bei ihrem Lieblings-Coffee-Shop ließ sie zwar Übles ahnen, doch auf Megan war wie immer Verlass. Der junge Mann am Eingang, der die Gäste in Empfang nahm und zu ihren Tischen geleitete, kam gar nicht dazu, eine bedauernde Miene aufzusetzen. »Meine Lieben, die Wartezeit …«
»… beträgt grob eine Minute, da ich schon am Nachmittag auf Allison Boyd reserviert habe.« Megans Lächeln hatte etwas Mütterliches, als sie den schlaksigen, ganz in schwarz gekleideten Jüngling musterte.
»Oh, ja, Boyd, hier haben wir es. Zwei Personen?«
»Wie man leicht zu erkennen vermag, so man uns einen Blick schenkt.«
Allison hatte ihre liebe Not, sich angesichts des verwirrten Gesichtsausdrucks des Ärmsten das Lachen zu verkneifen.
»Äh, ja, ich bringe euch zu eurem Tisch. Bitte folgt mir.«
»Mit dem allergrößten Vergnügen.« Mit einer leichten Verbeugung ließ Megan ihr den Vortritt und so folgte sie amüsiert dem bedauernswerten Mann zu einem der begehrten Fenstertische.
»Ich hoffe, der Tisch gefällt euch?«
Ehe Megan ihn weiter quälen konnte, antwortete sie freundlich. »Der Tisch ist perfekt. Vielen lieben Dank.«
Dem Mann war die Erleichterung anzusehen und so schnell, wie er sich aus dem Staub machte, war er froh, sie los zu sein.
»Musst du denn den armen Kerl so fertigmachen?«
Megan nickte stoisch. »Muss ich. Vor zwei Wochen waren wir später am Abend hier und obwohl Plätze frei waren, ließ er uns über eine halbe Stunde warten. So nun nicht, also zumindest nicht mit mir. Dem Rotzlöffel werde ich zeigen, dass man sich nicht mit Iren anlegen sollte.«
Sie orderten bei einer höchst bezaubernden Blondine, die sich als Sally vorstellte und erzählte, dass sie frisch aus Oklahoma kam, ihr Abendessen. Allison entschied sich für einen pikanten, knackigen Thaisalat mit King-Prawns und knusprigem Baguette. Megan hielt sich an einen Cheeseburger mit Pommes und Tomatensalat. Sally notierte ihre Bestellung und berichtete nebenbei voller Begeisterung von ihren Schauspielplänen. Sowohl sie selbst wie auch Megan nickten anerkennend und bescheinigten Sally eine erfolgreiche sowie glorreiche Zukunft, woraufhin diese beschwingt in Richtung Küche eilte.
»Nett ist das nicht von uns. Eigentlich sollten wir ihr ehrlich und aufrichtig sagen, wie zu fünfundachtzig Prozent ihre Zukunft aussehen wird.« Megan sah der Blondine nachdenklich hinterher.
»Nichts da. Kommt nicht in Frage. Alle haben mal klein angefangen. Es wäre komplett falsch, ihr den Mut zu nehmen. Sie ist jung, sie ist hübsch und hat die gleichen Chancen wie jede andere auch. Die Hoffnung und eine gute Prise Optimismus können Berge versetzen.«
Megan musterte Allison lächelnd. »Du und das Gute im Menschen. Aber du hast ja Recht. Wünschen wir Sally aus Oklahoma das Allerbeste und eine Traumkarriere.«
»Schon besser. Was wurde denn eigentlich aus deiner Theatergruppe? Spielst du da noch?«
Megan zögerte kurz, ehe sie antwortete. »Um aufrichtig zu sein, mehr denn je. Es macht so viel Spaß. Ich will schließlich auch keine Weltkarriere machen, ich tu es um der Freude Willen und die anderen ebenso. Das merkt man uns an. Du wirst selten eine so tiefenentspannte Truppe vorfinden. Zur nächsten Aufführung musst du mal wieder kommen. Also sofern dein künstlerisch eher minder begabter Verlobter dich lässt.«
»Minder begabt, das war nicht nett.«
»Aber ehrlich. Seine dummen Bemerkungen von unserem letzten gemeinsamen BBQ habe ich noch sehr deutlich im Ohr. Immer nur mit Laien zu arbeiten bewirkt, dass man immer Laie bleibt. Trottel.«
Allison verzog das Gesicht. »Stimmt, das war nicht freundlich von ihm.«
»So kann man es auch sagen. Ich bevorzuge den Ausdruck überheblicher Idiot. Es tut mir aufrichtig leid, aber ich mag ihn einfach nicht.« Sally kam mit ihren Drinks an den Tisch und Megan griff dankend nach ihrem Cherry-Coke.
Allison nippte an ihrem, mit Zitrone versetztem, Mineralwasser. »Ich befürchte, die große Liebe wird das bei euch nie werden. Aber sag mal, warum bist du eigentlich seit zwei Jahren so stur Single? Du bist hübsch, klug, witzig und kreativ. Sie liegen dir doch zu Füßen?«
Megan grinste und stellte ihr Getränk ab. »Da liegen schon ein paar herum, aber bis dato ist es mir gelungen, elegant über sie hinweg zu steigen. Mir geht es derzeit richtig gut. Wozu sollte ich mir da einen Mann anlachen?«
Allison rümpfte sinnierend die Nase. »Na ja, ab und an ein wenig Sex ist nicht zu verachten.«
Megans Augen wurden ganz groß und dann begann sie herzlich zu lachen. »Jetzt hör mir mal gut zu! Wegen der paar Minütchen Wohlgefühl soll ich mir ein Y-Chromosom ans Bein binden? Wozu stundenlang aufrüschen, teure Kosmetik verbraten, Haare stylen und zuvor zig Klamottenvarianten ausprobieren, wenn das alles viel einfacher geht? Soll ich ernsthaft einem Kerl lang und breit erklären, wie ich gerne was hätte, wenn ich selbst das viel besser weiß und problemlos umsetzen kann? Du ahnst ja nicht, wie oft ich in meinem Leben die Frage: ›Und, wie war ich?‹ gehört habe. Frag nicht, wie sie reagieren, wenn du darauf ehrlich antwortest. Also so nach dem Motto ›auf einer Rangliste von 0 bis 10 würde ich dich auf einer soliden 2,5 ansiedeln.‹ Da musst du dir Dinge anhören, die du noch nie zuvor gehört hast. Da nehme ich lieber ein entspannendes Bad und mach es mir mit mir selbst und Luciano Pavarotti auf dem Sofa bequem, ernsthaft.«
Allison war sehr froh, gerade nichts im Mund zu haben, denn der Lachanfall war nicht von schlechten Eltern. »So gesehen kann und will ich dir nicht widersprechen. Aber was machst du, wenn Mister Right urplötzlich vor dir steht?«
Megan zog eine ungläubige Grimasse. »Mister Right? Keanu Reeves vielleicht oder Tom Hiddleston. Nein, ehrlich, wenn es ihn gibt, dann weiß ich das in dem Augenblick, in dem ich in seine Augen sehe. Aber bis es so weit ist, bin ich mit mir selbst hochzufrieden. Oh schau, unser Essen kommt.«
Als Allison an diesem Abend ihr großzügiges Penthouse mitten in Beverly Hills betrat, fiel ihr zum ersten Mal nach langer Zeit die seltsame Leere auf. Es war nicht einmal die Tatsache, dass sie allein war, nein, es war das Fehlen von Leben. Seltsam, dass ihr ausgerechnet heute solch komische Gedanken durch den Kopf wirbelten. Sie legte den Schlüssel wie immer auf das mit schwarz-gelb-goldenem Mosaik ausgelegte Tischchen im Flur und ging durch ihr weitläufiges Wohnzimmer in Richtung Dachterrasse. Der Umstand, dass sie im obersten Stockwerk eines höchst noblen Bauwerkes in dieser Gegend lebte, hatte durchaus seine Vorzüge. Die gepflegte und selbstverständlich überwachte Parkanlage lag ihr still und leer zu Füßen. Sie setzte sich in einen der mit dicken weißen Kissen ausgelegten Korbstühle und atmete tief ein. Zugegeben, selbst hier war die Luft nicht so gut, wie sie so nahe am Meer hätte sein sollen. Die Abgase des Sunset Drive begnügten sich leider nicht damit, nur über Hollywood zu wabern, sondern verirrten sich bis hierher. Aber immerhin war sie um Längen besser als in Downtown LA. Sie ging in ihre, nur mittels eines Tresens vom Wohnbereich getrennte Küche. Die sah wie neu aus. Aber nicht, weil sie so gern putzte, sondern weil sie nie selbst kochte. Immerhin: Kaffee und Tee kochen und Fertiggerichte aufwärmen, funktionierte. Sie holte sich ein kaltes Tonic aus dem Kühlschrank und setzte sich wieder auf ihre Terrasse. Sie lebte hier höchst komfortabel. Wohnzimmer, Schlafzimmer mit en Suite Bad vom Feinsten, Gästezimmer, Gästebad und die noble Küche umfassten immerhin einhundertzwanzig Quadratmeter. Die Einrichtung in strahlendem Weiß, Silber und wenigen kunstvollen Farbklecksen wie der Tisch im Flur oder die knallbunte Kommode im Schlafzimmer, die sie bei einem Künstlerfestival in San Diego ergattert hatte, waren sehr ansprechend. Hier stockte ihr Gedankenfluss urplötzlich. Ansprechend? Hatte sie das eben tatsächlich gedacht? War da nicht vielmehr das leise Sehnen nach mehr Kommoden in schreiend bunten Farben, nach Möbeln und Accessoires, die schon fröhlich machten, wenn sie sie nur ansah? Allison sah hinauf in den Sternenhimmel. Wann genau hatte sie sich für ein Leben in Schwarz-Weiß-Silber entschieden? Sie trank das perlende Tonic aus und musste über die Antwort nicht lange nachgrübeln. Sie hatte sich an dem Tag dafür entschieden, als sie mit Roy auf der Einrichtungs-Ausstellung gewesen war. Er präferierte den kühlen Stil. Seltsam, sie sollte sich doch in ihren vier Wänden selbst verwirklichen. Gegen den Geschmack ihres Vaters, der die Kommode am liebsten in Feuerholz verwandelt hätte und auch gegen den Roys, der ihr das mädchenhafte Teil freundlicherweise zugestand. Vieles von dem, was Megan im Laufe des Abends über ihre und Roys Beziehung hatte verlauten lassen, entsprach schon der Wahrheit. Aber er war nun einmal ein wunderbarer Mann, der sie liebte und der sie heiraten wollte. Erneut stockten ihre Gedanken und ihre Begeisterung darüber hielt sich in erträglichen Grenzen.
Wollte er sie heiraten oder, wie Megan einmal eingeworfen hatte, die Partnerschaft in der Firma? Donnerwetter, was war denn los mit ihr? Woher kam diese plötzliche Unsicherheit? Unwillig schüttelte sie die störenden Gedanken ab und ging zurück in ihre Wohnung. Eine lange, heiße Dusche würde sicher helfen, wieder vernünftig zu denken.
Allison war glücklich. Der Termin mit den Mastersons war rundum zufriedenstellend abgelaufen. Vor drei Jahren hatte das junge Paar sein ganzes Erspartes in ihre Hände gelegt. Ein Vertrauensbeweis, über den sie sich sehr gefreut hatte. Damals hatte sie außer ihrem Familiennamen noch nicht viel vorweisen können. Es war von der ersten Sekunde an eine solide Vertrauensbasis gewesen und sie hatte die beiden nicht enttäuscht. Aus vierzigtausend Dollar waren binnen der vergangenen Jahre knapp hunderttausend geworden. Die richtigen Aktien im richtigen Augenblick, Neuanlage des Kapitals und zum perfekten Zeitpunkt verkaufen. Mit dem Geld waren die Mastersons in der Lage, das kleine Haus in Laguna Beach anzuzahlen, das sie sich so sehr gewünscht hatten. Es blieb sogar noch etwas übrig, um nötige Renovierungsarbeiten durchzuführen. Durch den hohen Einstieg waren die monatlichen Raten der Hypothek so, dass die Familie sie gut würde abzahlen können. Sie war mit den Mastersons bei der Bank gewesen und nun waren sie stolze Besitzer eines eigenen Heimes. Das waren die Erfolgsmomente, die Allison glücklich machten. Ja, es stimmte schon, wenn man mal schnell über Nacht aus einer Million drei machen konnte, war das auch erfreulich. Für Allison aber waren es diese kleinen Freuden, die strahlenden Augen des jungen Paares, bei Unterzeichnung des Vertrages, dieses Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, die zählten.
Beschwingt lief sie die Straße im Vorort Laguna Beach entlang und stoppte abrupt, als ihr der Duft von frischem Gebäck um die Nase wehte. Die Auslagen der Bäckerei neben ihr waren aber auch verführerisch. Das »Happy Croissant« machte seinem Namen alle Ehre. Croissants in allen Variationen. Süß, pikant, scharf, sehr zuckrig ...
Allison entschied sich für ein Heidelbeere-Croissant und eines mit Kirschfüllung. Schon als sie nach der braunen Papiertüte griff, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. An solchen Tagen liebte sie ihr nachtblaues Mercedes C-Klasse-Cabriolet besonders. Sie band sich die langen Haare zum Pferdeschwanz und öffnete das Verdeck. Schließlich musste sie sich nicht auch noch mit dem Duft der Leckerei quälen, wenn sie sich vom mittäglichen Smog ablenken lassen konnte. Allison genoss es, endlich einmal Gas geben zu können. Freie Straßen waren selten in Los Angeles, jetzt um diese Zeit konnte sie problemlos fahren. Gut gelaunt steuerte sie das Firmengebäude von Boyd & Partner an, fuhr an die Tiefgarageneinfahrt und nannte der schnarrenden Stimme aus der Überwachungsanlage ihren Namen. Immer das gleiche Ritual:
»Willkommen bei Boyd & Partner. Sie wünschen?«
Es fiel ihr schwer, sich die ihr auf der Zunge liegende Antwort zu verkneifen. »Sie kennen mein Auto, Sie kennen mich, Sie können mein Kennzeichen sehen und wissen somit genau, wer ich bin und was ich wünsche.«
Stattdessen antwortete sie höflich: »Guten Tag, Henry, ich bin es, Allison. Wie geht es Ihnen heute? Würden Sie mich bitte reinlassen?«
Die Stimme des Sicherheitsmannes, der seit langen Jahren in den Diensten ihres Vaters stand, schallte fröhlich, wenn auch etwas verzerrt, aus der Anlage neben ihr.
»Miss Boyd, willkommen. Bei mir ist alles in Ordnung, danke der Nachfrage. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen.«
Die Schranke schwebte mit leisem Quietschen nach oben und Allison winkte in die Kamera, ehe sie in den dunklen Gängen der Tiefgarage verschwand. Henry hatte sich Freundlichkeit verdient. Schon viel zu oft konnte sie mitverfolgen, wie unhöflich oder gar überheblich einige der Angestellten sich verhielten. Auf dieses Niveau wollte sie sich nicht begeben.
»Megan! Haben wir frischen Kaffee?«
»Aha, der typische Sekretärinnen-Begrüßungs-Spruch, was?« Megan, die ihre Rundungen heute in einem bezaubernden weißen Kleid mit grünen Punkten verpackt hatte, grinste sie herausfordernd an.
Allison hob nur die Tüte, sodass die Freundin das Logo erkennen konnte. »Ja, und zwar aus Gründen.«
Sofort erschien ein glückliches Lächeln auf Megans Zügen. »Oh wie lecker. Du warst im Happy Croissant. Na dann, da haben wir doch spontan frischen, heißen Kaffee.«
Kurze Zeit später saßen Allison und Megan in ihrem Büro, bei geschlossener Tür versteht sich, und ließen sich die Köstlichkeiten schmecken. »Verdammt, die backen dermaßen gut, dass es schon unverschämt ist. Gut, dass die Bäckerei so weit weg ist, sonst käme ich mit kugeln schon weiter als mit laufen.«
»Papperlapapp. Du bewegst dich viel, da darfst du das auch ab und an.«
Megan biss herzhaft in das duftende Blaubeercroissant. »Du sagst es: ab und an.« Urplötzlich wurde ihre Miene ernst. »Ehe ich es vergesse. Dein holder Verlobter hat nach dir gefragt. Er war sogar höchstpersönlich hier und hat dir die Infomappe zu Ken Morgans neuem Unternehmen hiergelassen. Ich war so frei hineinzusehen. Kannst du mir erklären, woher die hochtrabenden Analystenberichte kommen? Das ist, bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege, doch nichts anderes als eine Zulieferer-Plattform. Irre ich mich oder gibt es derer bereits jede Menge?«
Allison schluckte den letzten Bissen ihres himmlisch nach Kirsche schmeckenden Gebäcks und nickte zustimmend. »Danke für diese klaren Worte. Damit sind wir schon zwei, die es einfach nicht verstehen, oder eben die es verstehen und dem Ganzen ratlos gegenüberstehen.«
Megan schüttelte lediglich mit dezent gereizter Miene den Kopf. »Dein Verlobter scheint sehr davon überzeugt zu sein. Ich zitiere: Zeig ihr das, sobald sie eintrifft, möglich, dass sie zur Vernunft kommt.«
Ärgerlich runzelte Allison die Stirn. »Zur Vernunft kommen? Sag einmal, was ist denn in den gefahren? Im Ernst, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass Vater und Roy da gemeinsam mit Alexander irgendetwas planen. Aber egal! Solange ich mir nicht meine Finger verbrenne, sollte es mich nicht weiter kümmern.«
Megan begann das Geschirr ihres kleinen Imbisses abzuräumen. »Schon, aber der Name der Firma könnte leiden.«
Allison zuckte die Achseln. »Boyd & Partner hat schon so viele kleine Pleiten weggesteckt, da kommt es auf Ken Morgan auch nicht mehr an. Da mache ich mir keine Sorgen.« Sie stellte ihre Tasse auf Megans Tablett und warf einen grübelnden Blick aus dem Fenster. »Was mich mehr interessiert: Hat Roy den heutigen Dinner-Abend mit Sarina und Bobby erwähnt? Ich befürchte fast, dass er den komplett vergessen hat.«
Megan drückte die Türklinke mit dem Ellbogen nach unten und bugsierte das Tablett elegant nach draußen. »Bei mir hat er nichts davon verlauten lassen. Statte seiner Hochwohlgeboren doch einfach einen Überraschungsbesuch ab.«
Allison schmunzelte. »Ihr liebt euch wirklich sehr, was?«
»Abgöttisch! Du hast etwas Besseres verdient als diesen karrieregeilen Fatzke.«
»Megan!«
»Weil’s wahr ist.« Weg war die treue Seele und ließ eine nachdenkliche Allison zurück.
Auf Treu und Glauben?
Nachdem der Nachmittag hektischer ablief als erwartet, fand Allison erst gegen sechs Uhr die Zeit, Roy in seinem Büro zu besuchen. Seine Sekretärin Holly hätte sie um ein Haar nicht vorgelassen und nur ein vernichtender Blick in Richtung der Heidi-Klum-Kopie ließ diese schweigen und auf Roys geschlossene Bürotür deuten.
Allison klopfte und trat, so wie sie das immer tat, ein.
Roy schrak regelrecht hinter seinem Schreibtisch hoch. »Gott, Allison, du hast mich erschreckt. Ich war vollkommen in Gedanken. Ich ersticke beinahe in Arbeit.« Er klappte kaum, dass sie einen Schritt nähertrat, seinen Laptop zu. Nanu, was waren das denn für seltsame neue Gepflogenheiten? Hatten sie seit neuestem Geheimnisse voreinander?
»Woran sitzt du denn gerade, das dich so sehr mit Beschlag belegt, dass du offensichtlich unseren Dinner-Abend vergessen hast?«
»Dinner-Abend?« Roys Gesichtsausdruck zeigte überdeutlich, dass Allison richtig lag. Er hatte es vergessen.
»Sarina und Bobby? Unsere besten Freunde?«
Roy schlug sich die Hände vors Gesicht. »Oh Schande über mich, das habe ich wirklich vergessen. Es tut mir so leid. Aber ich rufe die Zwei an und verschiebe, ich entschuldige mich und nehme alles auf meine Kappe, ist das für dich in Ordnung?«
»Ja, tu das. Mir geht es nicht nur um diesen Abend. Ich hätte einfach gerne wieder einmal mehr von dem Mann, den ich liebe.« Allison konnte ihren Groll nicht ganz verbergen.
Sofort erhob Roy sich, kam um den Schreibtisch herum und schloss sie in die Arme. »Bitte verzeih mir. Ich bin derzeit ein unmöglicher Partner, das gebe ich gern zu. Aber dieser Börsengang nimmt meine ganze Zeit in Anspruch. Es wird sofort besser, wenn das über die Bühne ist, das verspreche ich dir.« Er küsste sie liebevoll auf die Lippen. »Du weißt, wie wichtig du mir bist, hoffe ich? Und ich muss dich einfach um Verständnis bitten, aber im Augenblick ist wirklich der Teufel los.« Er hielt inne und schob sie auf Armeslänge von sich. »Weil wir gerade davon sprechen, konntest du dir das Infomaterial ansehen, das ich Megan gegeben habe? Es ist ausgesprochen aussagekräftig und, zumindest finde ich das, sehr informativ. Alle, denen ich es bis dato habe zukommen lassen, zeigen sich durch die Bank begeistert. Vertrau mir, Ken Morgan könnte damit der neue Elon Musk werden.«