Terror im Tal der Könige - Alfred Wallon - E-Book

Terror im Tal der Könige E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Der Archäologe Dr. Michael Drake reist mit einer Studentengruppe im Auftrag des Smithsonian Instituts nach Ägypten. Am Oberen Nil will er nach alten Siedlungen aus der Pharaonenzeit suchen. Seine wissenschaftlichen Forschungen werden jedoch überraschend gestört. Und zwar von einem Filmteam aus New York, das ausgerechnet bei Drakes Ausgrabungsstätte Videoclips für ein bekanntes Modelabel drehen will.Der Ärger ist vorprogrammiert. Auch wenn Drake Mandy Stone - eines der Models - mehr als nur sympathisch findet. Er überredet das Filmteam, die Aufnahmen an einem anderen Ort fortzusetzen. Aber ausgerechnet hier haben sich ägyptische Banditen versteckt, die nur darauf gewartet haben, ausländische Geiseln zu nehmen und Lösegeld zu erpressen. Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als die Entführer ihre Forderungen stellen und die Geiseln mit dem Tod bedrohen. Als Drake davon erfährt, beschließt er, den Geiseln zu helfen und sie in einer waghalsigen Aktion zu befreien...

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Alfred Wallon

Terror im Tal der Könige

Inhaltsverzeichnis

Erster Teil

Zweiter Teil

Dritter Teil

Über den Autor

Weitere Bücher des Autors

Impressum

Erster Teil

»Da liegen einige Tage harte Arbeit vor uns«, meinte Ken Harris und blickte ziemlich nachdenklich drein, während er die Grabungsstätte betrachtete. »So einfach wird das wohl nicht werden, Dr. Drake.«

»Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt«, zitierte Dr. Michael Drake eine altbekannte Weisheit und lächelte dabei seinem wissenschaftlichen Assistenten aufmunternd zu. »Wir werden diese Chance nutzen, Ken. Und ich bin sicher, dass wir fündig werden. Es ist eben nur eine Frage der Zeit.«

Manchmal fragte sich Ken Harris, woher Dr. Michael Drake seinen Optimismus nahm. Für ihn war es einfach beschlossene Tatsache, dass am Ende dieser Grabungen ein lohnenswertes Resultat stand. Er hatte sich genau wie seine Studenten und Mitarbeiter besonders gründlich auf diese Exkursion am Oberen Nil vorbereitet und alles sorgfältig geplant.

Bereits eine Woche vor Ankunft Drakes waren Material, Werkzeuge und sonstige Ausrüstungsgegenstände vor Ort geschafft worden. Das Smithsonian Institut hatte über seine Kontakte mit dem Museum für Nationale Geschichte in Kairo auch schon einheimische Hilfskräfte für die Grabungen angeheuert. Bis jetzt lief wirklich alles nach Plan, und Dr. Drake war zuversichtlich, dass dies auch so bleiben würde.

»Vorsicht!«, rief Drake einem der ägyptischen Arbeiter zu, der jetzt mit schweren Gerät ans Werk ging, um die Grube zu vertiefen. Aber doch nicht an dieser Stelle! Drakes Planungen hatten vorgesehen, dass man hier ausschließlich mit kleinen Schaufeln und Hacken zugange sein durfte. Denn heute Morgen war einer seiner Studenten beim Graben auf eine noch gut erhaltene Amphore gestoßen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass Drakes Theorien der Wirklichkeit entsprachen. Hier musste sich einst eine Ansiedlung befunden haben. Vermutlich hatten dort Menschen gelebt, deren Bewohner als Hilfskräfte und Bauarbeiter für die Tempelanlagen im nahen Tal der Könige jahrelang schuften mussten. Die Herrscherfamilie der Pharaonen hatten vermutlich noch weitaus mehr Arbeiter angeheuert, sogar noch aus weit entlegenen Regionen. Jeder weitere Fund in der unmittelbaren Umgebung würde diese Theorie untermauern und für entsprechende Klarheit sorgen.

Ken Harris bewunderte seinen Chef für die Umsicht und Aufmerksamkeit, die er seit zwei Tagen hier an den Tag legte. Dabei wirkte Dr. Michael Drake gar nicht wie ein typischer Archäologe. Vom Äußeren her sah er eher aus wie ein junger sportlicher Unternehmer, der erfolgreiche Geschäfte tätigte und in seiner Freizeit kurz nach Miami flog, um dort übers Wochenende auf Key West mit seinem Privatboot einige Runden zu drehen.

Wer Drake jedoch näher kannte, der wusste, dass dieser erste Eindruck gewaltig täuschte. Der 1,90 m große blonde Mann war alles andere als ein Jetsetter. Er liebte seine Arbeit in der archäologischen Abteilung des Smithsonian Instituts in Washington. Der einzige Wermutstropfen war, dass es mit seiner Karriere bisher noch nicht so vorangegangen war wie er selbst sich das erhofft hatte. Professor Walter Torrance, sein unmittelbarer Vorgesetzter, gehörte leider zu denjenigen, die nicht unbedingt mit raschen Entscheidungen glänzten, sondern stattdessen peinlichst genau darauf achteten, dass die archäologische Abteilung niemals das staatlich zugesagte Budget überschritt.

Dass man damit nicht unbedingt wissenschaftliche Erfolge feiern konnte, wusste Drake natürlich. Deshalb war er für jede Exkursion dankbar, die ihm Professor Torrance genehmigte. Denn dies war auch eine Chance, vielleicht spektakuläre Relikte zu entdecken und daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Drake war ohnehin kein Mann, der gerne und lange am Schreibtisch hockte und nur Vorlesungen hielt. Er war kein Theoretiker, sondern praktisch veranlagt – und seine Studenten schätzten die offene, ehrliche Art, wie er sich ihnen gegenüber verhielt.

Die laute Stimme des ägyptischen Vorarbeiters riss Drake aus seinen Gedanken. Die Arbeiter legten eine kurze Pause ein, und die Studenten nutzten ebenfalls den Moment, um sich zu erfrischen und etwas zu essen. Im Landesinneren herrschte um diese Jahreszeit eine drückende Hitze, an die man sich erst gewöhnen musste.

Auch Drake trank jetzt einige Schlucke Wasser und atmete erleichtert auf, während die Sonne sich allmählich gen Westen neigte. In zwei Stunden würde die Dämmerung einsetzen. Also blieb nicht mehr viel Zeit. Deshalb setzten die Arbeiter und Studenten eine knappe Viertelstunde später ihre Arbeiten an der Grabungsstelle fort.

Drake warf einen kurzen Blick auf die Pläne und Skizzen, die er von diesem Ort angefertigt hatte und widmete seine besondere Aufmerksamkeit den Stellen, wo man bereits einige kleine Funde gemacht hatte. Nichts Aufsehen erregendes. Scherben, Reste von Krügen und anderen Alltagsgegenständen. Aber alles unterstützte die Vermutung, dass sich hier eine Ansiedlung befunden hatte. Welche Ausmaße sie gehabt hatte, würde sich in den nächsten Tagen noch weiter herauskristallisieren. Und bis dahin gab es noch jede Menge Arbeit zu tun!

Er wollte gerade hinüber zu der Stelle des Areals gehen, wo Ken Harris und Sarah Mallory mit ihren Kommilitonen weitere winzige Scherbenreste sicherstellten und sofort beiseite schafften. Aber er kam nicht mehr dazu, einen Blick auf die neuen Funde zu werfen, denn genau in diesem Moment wurde sein Interesse abgelenkt. Ein Konvoi von Geländewagen und zwei Bussen tauchte plötzlich aus Richtung Norden auf. Und das Ziel dieses Konvois war die Stelle, wo Drake und sein Team ihrer Arbeit nachgingen.

»Was hat das denn zu bedeuten?«, murmelte einer der Studenten, der den näher kommenden Konvoi auch bemerkt hatte. Misstrauisch hielten er und die anderen Männer und Frauen in ihrer Arbeit inne. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass das Militär oder eine andere Behörde eine kurzfristige Entscheidung getroffen hätte, die Grabungsarbeiten abzubrechen. Aus welchen Gründen auch immer.

Aber das waren keine Militärfahrzeuge, sondern zivile Geländewagen, die jede Menge Staub aufwirbelten und nun langsam das Tempo drosselten. In etwa 100 Metern Entfernung kam der erste Geländewagen zum Stehen. Das war das Zeichen für die übrigen Fahrzeuge, ebenfalls anzuhalten.

Drake war sprachlos, als die Insassen der Fahrzeuge in aller Seelenruhe jede Menge Gerätschaften auspackten und aufbauten. Erste vage Vermutungen begannen sich zu bestätigen, als eine Gruppe junger Frauen aus dem Bus stieg.

»Das darf doch nicht wahr sein«, seufzte Drake, als ihm klar wurde, was das unter Umständen bedeutete. »Die können doch nicht einfach...«

Aber offensichtlich schien es diesen Leuten völlig egal zu sein, dass sie beobachtet wurden. Stattdessen fuhren sie in ihren Vorbereitungen fort, das zu tun, weswegen sie hierhergekommen waren. Nämlich um Fotos zu schießen und Videoclips zu drehen!

»Dr. Drake«, wandte sich einer seiner Studenten an ihn. »Was tun diese Leute dort? Die gehen ja einfach hinüber zu dem Areal, wo wir morgen mit den Ausgrabungen weitermachen wollen! Die können doch nicht...«

»Ich weiß«, unterbrach ihn Drake. »Aber sie tun es trotzdem. Soweit lasse ich es aber nicht kommen. Keine Sorge.«

Er wartete die Antwort des Studenten nicht ab, sondern marschierte einfach los. Genau auf den Bus zu, wo sich die jungen Frauen gerade in die Obhut von Stylisten begaben, die vor dem Fotoshooting noch einmal dafür sorgten, dass alles perfekt saß. Aber das interessierte Drake nicht.

»Einen Moment mal!«, rief Drake, nachdem er die Gruppe erreicht hatte. »Würden Sie mir vielleicht mal sagen, was das alles zu bedeuten hat?«

Die Worte waren an einen Mann in seinem Alter gerichtet, der gerade zwei Fotografen einige Instruktionen erteilt hatte. Er war nicht ganz so schlank wie Drake, hatte einen Dreitagebart und grinste unverschämt, als er den Archäologen vor sich stehen sah. Das konnte man auch von den meisten der anderen Männer und Frauen behaupten, die sich darüber zu amüsieren schienen, dass es Drake offensichtlich gar nicht passte, was hier stattfinden sollte.

»Was glauben Sie, wonach das hier aussieht?«, stellte der Mann die Gegenfrage und sorgte damit dafür, dass Drakes Laune binnen Sekunden den sprichwörtlichen Nullpunkt erreicht hatte. »Sie werden sicher verstehen, dass ich jetzt keine Zeit für lange Erklärungen habe. Ich sag´s Ihnen nur ganz kurz: wir machen hier Aufnahmen für Calvin Klein. Unsere Agentur legt besonderen Wert auf eine exotische und ungewöhnliche Umgebung. Stört Sie das etwa, Mister...?«

»Dr. Michael Drake«, erwiderte dieser grollend. »Und wenn Sie es ganz genau wissen wollen: ja, es stört mich sehr, was Sie vorhaben. Drehen Sie Ihre Filme bitte woanders, aber nicht hier. Sie befinden sich auf einem Areal, auf dem archäologische Ausgrabungen stattfinden.«

»Die Sonne steht jetzt genau im richtigen Licht«, mischte sich ein kleinerer, südländisch wirkender Mann in das Gespräch ein und blickte dabei nervös auf seine Armbanduhr. »Wir müssen uns beeilen.«

»Das werden wir auch, Lorenzo«, versprach ihm der Mann, der hier offensichtlich das Sagen hatte. »Sag den Mädchen, sie sollen schon mal ihre Positionen einnehmen. Da drüben bei den Felsen. Das ist eine ideale Kulisse für...«

»Ich fürchte, Sie haben mich nicht ganz verstanden«, fiel ihm Drake mit einer für ihn ungewohnten Schärfe ins Wort. Aber er hatte entschieden, sich von diesen arroganten Leuten nicht überrumpeln zu lassen. »Wie ich Ihnen schon einmal sagte, ist dieses Gelände für archäologische Grabungen abgesperrt. Außenstehende Personen haben hier nichts zu suchen. Wenn Sie das schwarz auf weiß lesen wollen, dann zeige ich Ihnen gerne die offizielle schriftliche Erlaubnis der ägyptischen Regierung. Und die dürfte ganz sicher mehr Gewicht haben, als Ihre Absicht, Fotos für Hochglanzmagazine zu schießen. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«

»Steve!«, beklagte sich jetzt eine der vier Schönheiten, die perfekt gestylt worden waren. »Wie lange dauert das denn noch? Diese fürchterliche Hitze ist ja kaum auszuhalten. Nicht, dass ich mir noch einen Sonnenbrand hole, weil dieser Typ da...«

Drake fuhr so schnell herum, dass das schwarzhaarige Model erschrocken inne hielt. Es regte ihn auf, dass ihn offensichtlich jeder hier als lästigen Ruhestörer betrachtete und gar nicht begriff, um was es überhaupt ging. Deshalb beschloss er, noch eine schärfere Gangart einzulegen. Eine andere Chance auf eine rasche Lösung dieses Problems gab es wahrscheinlich nicht.

»Miss, Ihre Unpässlichkeit interessiert mich nicht!«, belehrte sie Drake in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Ich sage es jetzt kein zweites Mal mehr: packen Sie Ihre Sachen zusammen und verschwinden Sie von hier. Am Oberen Nil gibt es Dutzende anderer interessanter Orte, wo Sie Ihren Job machen können. Aber nicht hier. Und falls Sie immer noch nicht kapiert haben, was die Stunde geschlagen hat, dann werde ich gerne den Kulturminister persönlich anrufen und ihn darum bitten, etwas zu unternehmen. Sie können übrigens sicher sein, dass sein Wort weitaus mehr Gewicht in Ägypten hat als die Ansichten eines westlichen Modelabels...«

Das hatte gesessen! Drake bemerkte es an den Blicken der Filmcrew. Auch der Mann, der hier das Sagen hatte, schien jetzt begriffen zu haben, dass er und seine Kollegen sich einen Schritt zu weit vorgewagt hatten. Und dafür hatten sie jetzt die Quittung bekommen.

»Nichts für ungut«, sagte er schließlich. »Wir wollen auch nur unseren Job machen. Dass dieses Gelände tabu ist, hat uns niemand gesagt. Es ist nicht nötig, dass wir uns streiten. Dr. Drake. Wir werden zwar eine kleine Verzögerung deswegen haben, aber der Ärger wäre weitaus größer, wenn sich offizielle Stellen einmischen. Davon hat niemand etwas. Also gut, wir fahren weiter. Wissen Sie vielleicht eine geeignete Stelle für unsere Aufnahmen? Wir brauchen lediglich markante Felsen und opulente Farben - wenn Sie verstehen, was ich damit meine?«

Der Aufnahmeleiter namens Lorenzo seufzte bei diesen Worten so deutlich, dass es auch Drake nicht überhören konnte. Wahrscheinlich hatte er sich schon im Stillen ausgerechnet, wie viele Dollars diese Zeitverzögerung kostete. Aber das war das Problem der Filmcrew und nicht das von Drake.

»Knapp 20 Meilen von hier entfernt werden Sie das finden, wonach Sie suchen«, erwiderte Drake erleichtert. »Sie brauchen nur der Sandpiste in Richtung Norden zu folgen. Dann sehen Sie das Felsmassiv schon.«

»Danke«, erwiderte dieser. »Aber bis wir dort sind, wird es ohnehin schon Nacht sein. Hätten Sie was dagegen, wenn wir die Nacht über hier bleiben? Ich verspreche Ihnen, dass mein Team und ich Ihre Arbeiten ganz gewiss nicht stören werden.«

Zuerst blickte Drake sehr skeptisch drein, als er das hörte. Er rang mit sich einige Sekunden, bevor er schließlich nickte.

»Einverstanden. Wenn Sie morgen früh kurz nach Sonnenaufgang weiter fahren, dann wird Ihr Kollege dort bei den Felsen genau die richtigen Lichtverhältnisse vorfinden. Die roten Sandsteine wirken im Licht der aufgehenden Sonne, als würden sie brennen.«

Als er das sagte, schaute er zu Lorenzo, in dessen Augen es jetzt verheißungsvoll aufleuchtete. Das war genau das, was er hatte hören wollen, damit sich seine schlechte Laune rasch wieder verflüchtigte.

»Ich bin übrigens Steve Wilkins«, stellte sich der Leiter der Crew jetzt vor. »Tut mir Leid, Dr. Drake, dass ich vorhin abweisend war. Aber die Agentur hat nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung, und da müssen wir eben zusehen, dass wir...«

»Schon gut«, winkte Drake ab. »Ich hab´s verstanden. Hauptsache, meine Leute und ich können unsere Grabungen ungestört fortsetzen.«

Wilkins gab seinen Leuten daraufhin einen Wink, die bereits aufgestellten Geräte und Hilfsmittel wieder abzubauen. Das taten sie schweigend, obwohl ihre Blicke eine andere Meinung widerspiegelten

»Was machen Sie denn hier eigentlich genau?«, wollte die schwarzhaarige junge Frau auf einmal von Drake wissen, die das Gespräch zwischen ihm und Wilkins mitbekommen hatte. Er spürte ihre neugierigen Blicke auf sich gerichtet und fühlte sich auf einmal sehr nervös.

»Wir führen eine Ausgrabung im Auftrag des Smithsonian Instituts in Washington durch. Wir möchten herausfinden, ob es in der Nähe des Tals der Könige noch weitere alte Siedlungen gegeben hat, die eigens für die Arbeiter und Sklaven errichtet wurden, die die gewaltigen Tempelanlagen dort errichtet haben. Falls Ihnen dieser Name überhaupt ein Begriff ist«, erwiderte Drake und bemerkte, wie es Bruchteile von Sekunden später in den Augen der jungen Frau wütend aufblitzte. Zu spät war ihm bewusst geworden, wie das für andere klingen musste.

»Ich weiß nicht, ob die Sicht aus Ihrem akademischen Elfenbeinturm eine gute Allgemeinbildung normaler Menschen überhaupt duldet«, erwiderte die Schwarzhaarige, die das natürlich nicht sang und klanglos hinnehmen wollte. »Falls nicht, dürfte Ihnen diese Antwort eine Lehre sein, Dr. Drake.«

Die Art und Weise, wie sie seinen akademischen Grad betonte, ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihn für einen weltfremden Wissenschaftler hielt. Dies akzeptierte Drake natürlich nicht, und deshalb folgte seine schlagfertige Antwort sofort.

»Ich lasse mich immer wieder eines Besseren belehren, dass auch Fotomodels früher mal die Schulbank gedrückt haben, Miss...?«

»Mandy Stone«, kam prompt die Antwort. »Und falls es für Sie von Bedeutung sein sollte - es täte Ihnen gut, wenn Sie Ihre wissenschaftliche Arroganz anderen gegenüber etwas zügeln. Sie wissen nämlich gar nicht, wer ich bin. Einen schönen Tag noch - und viel Spaß beim mühsamen Graben.«

Bevor Drake darauf etwas erwidern konnte, hatte sich die schwarzhaarige junge Frau umgedreht und zeigte ihm nur noch die kalte Schulter. Ihr Gang war bewusst provozierend. Auch Drake kam nicht umhin, ihr etwas länger hinterher zu schauen, als er das eigentlich beabsichtigt hatte. Erst Sekunden später wurde ihm bewusst, was er da gerade tat und wandte sich nun ebenfalls ab. Denn seine Studenten erwarteten ihn schon voller Ungeduld. Allen voran Ken Harris.

»Und?«, kam sofort die ungeduldige Frage. »Gab es Ärger, Dr. Drake?«

»Nicht direkt«, erwiderte er ausweichend, während das Filmteam damit zugange war, ein Camp für die Nacht zu errichten »Wir haben alles geregelt. Reden wir nicht mehr darüber. Es gibt noch genug zu tun, bis die Sonne untergeht.«

»Bleiben die Leute etwa hier?«, wollte Harris wissen.

»Nur eine Nacht«, erwiderte Drake. »Morgen früh nach Sonnenaufgang fahren sie weiter. Ich habe das Wort des Aufnahmeleiters, dass sie unsere Arbeiten nicht stören. Also kümmern wir uns einfach nicht um sie, sondern machen wir unseren Job.«

Harris ahnte, dass Dr. Drake nicht mehr darüber sprechen wollte. Also machten er und die übrigen Studenten sich wieder an die Arbeit. Kurze Zeit später hatten sie sich so auf die Grabungen konzentriert, dass niemand mehr an diesen kurzen Zwischenfall dachte. Aber der einzige, der es dennoch tat, war Dr. Michael Drake - und zwar aus einem Grund, der sehr konkret war. Aber wenn er das seinen jungen Studenten erzählt hätte, wären sie vermutlich mehr als erstaunt darüber gewesen. Denn seine Gedanken beschäftigten sich intensiver mit der schwarzhaarigen jungen Frau namens Mandy Stone, als er es geglaubt hatte. Er ertappte sich nämlich selbst das öfteren dabei, dass er ab und zu hinüber zum Camp des Filmteams schaute. Wahrscheinlich in der Hoffnung, Mandy sehen zu können.

Ich hätte mich bei ihr für meine hitzige Bemerkung besser entschuldigen sollen, grübelte Drake. Kein Wunder, dass sie sich darüber so aufgeregt hat.

Je länger er darüber nachdachte, umso rascher kam er zu dem Entschluss, seinen Gedanken Taten folgen zu lassen. Er ahnte jedoch nicht, dass dieser Abend noch einige unangenehme Überraschungen bereithielt.

»Was für ein arroganter Typ!«, beklagte sich Mandy Stone. Sie blickte immer noch wütend drein, als sie zu ihren beiden Kolleginnen zurückging. Man konnte ihr sofort ansehen, dass das Gespräch zwischen ihr und diesem Dr. Drake nicht gut verlaufen war.

»Was ist denn los mit dir, Mandy?«, erkundigte sich die blonde Julie March. »Gibt es Ärger?«

»Ach was«, winkte Mandy ab. »Dieser Archäologe namens Drake meint wohl, er müsste mich wie ein Lehrer behandeln. Was bildet der sich eigentlich ein? Glaubt der denn, ich wäre...?«