Terror in San Francisco - Alfred Wallon - E-Book

Terror in San Francisco E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Der Abenteuer Clint Morgan erhält einen Brief von seinem alten Freund Henry Taylor. Dieser ist durch Zufall in San Francisco auf die dunklen Machenschaften eines einflussreichen Geschäftsmannes namens Daniel Pearce gestoßen. Er bittet Morgan, so schnell wie möglich zu kommen, denn er braucht seine Hilfe. Als Morgan San Francisco erreicht, ist Taylor aber schon tot, ermordet von Unbekannten. Morgan beschließt daraufhin, diesen Mord aufzuklären. Dabei stößt er mitten in ein Wespennest aus Opiumschmuggel und Menschenhandel. Und bald ist er selbst der Gejagte.

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Seitenzahl: 129

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Terror in San Francisco

ONLY eBook - Western

Buch 20

Alfred Wallon

In dieser Reihe bisher erschienen

e101 Alfred Wallon Die letzten Tage von Stonewall Jacksone102 Alfred Wallon Das Gewissen eines Killerse103 Alfred Wallon Stahlspur nach Leadvillee104 Alfred Wallon Die Pioniere von Kentuckye105 Alfred Wallon Tod am little big Horne106 Alfred Wallon Geistertanze107 Alfred Wallon Die Expeditionen des Jedediah Smithe108 Alfred Wallon Die Expeditionen des Meriwether Lewis und William Clarke109 Alfred Wallon John Calhouns Geheimnis - Die Calhouns - Eine Texas-Dynastie - Band 1e110 Alfred Wallon Revolver-Rachee111Alfred Wallon Blutige Grenzee112 Alfred Wallon Der rote Generale113 Alfred Wallon Fehderecht im Pleasant Valleye114Alfred Wallon Piano-Krieg in Dodge-Citye115 Alfred Wallon Auf der Spur des Mörderse116Alfred Wallon Wettlauf mit dem Tode117Alfred Wallon Corrigan Jagt die Walker-Bandee118Alfred Wallon Wenn Hass regierte119 Alfred Wallon Das Massaker von Santa Ritae120 Alfred Wallon Terror in San Franciscoe121 Alfred Wallon Alaska Hölle

© 2024 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Alfred Wallon

Titelbild: Mario Heyer unter Verwendung der KI Software Midjourney

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-7579-7467-1

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Inhalt

Terror in San Francisco

Nachwort

Über den Autor

Der Mann, der sich im Dunkel der Nacht durch die engen und verwinkelten Gassen von Chinatown schlich, hatte es eilig. Sein Ziel war das hell erleuchtete weiße Stadtviertel von San Francisco, wo das Leben pulsierte. Hier im Chinesenviertel verschwammen alle Bewegungen in einem geheimnisvollen Zwielicht.

Der Mann, dessen Kleider schon bessere Tage gesehen hatten, wünschte sich von ganzem Herzen, dass er diesen teuflischen Bezirk so schnell wie möglich hinter sich brachte. Sein Name war Henry Taylor, und er fristete sein Leben am Rand der Existenz als kümmerlicher Privatdetektiv. Von Zeit zu Zeit bekam er lächerliche Aufträge, die gerade ausreichten, um ihn nicht verhungern zu lassen. Das Geschäft ging also nicht gut, und der schmächtige grauhaarige Mann wusste, dass er bald am Ende gewesen wäre, wenn ihm das Glück nicht zufällig auf die Sprünge geholfen hätte.

Taylor nannte es Glück, obwohl er wusste, dass ihn die Sache, der er auf die Schliche gekommen war, Kopf und Kragen kosten konnte, wenn er nicht aufpasste. Aber für ihn gab es kein Zurück mehr! Selbst der Brief, den er sicherheitshalber an seinen alten Freund Clint Morgan in Salt Lake City geschrieben hatte, änderte nichts mehr an der Tatsache, dass er seine Karten jetzt offen aufgedeckt hatte. Nun wussten sie, dass es jemanden gab, der zu viel gesehen hatte! Trotzdem glaubte Taylor jedoch fest daran, dass ein kleines Schweigegeld für ihn dabei heraussprang.

Der Privatdetektiv ahnte nicht, dass seine Stunden längst gezählt waren! Schon als er den Goldenen Drachen verlassen hatte, hatten ihm seine Gegner Verfolger auf die Fährte gesetzt. Bereits mehrmals hatte Henry Taylor Schritte in unmittelbarer Nähe gehört, jedoch jedes Mal, wenn er sich umgedreht hatte, sah er nichts außer den zahlreichen bunten Lampions, die nur einen schwachen Teil der Straße erhellten.

Wieder hielt er inne, als er das Tappen von Füßen zu hören glaubte! Gehetzt blickte er um sich. Düsteres Zwielicht umgab ihn von allen Seiten; denn Henry Taylor hatte bewusst die größeren Wege gemieden, weil er hoffte, auf diese Weise schneller sein Ziel zu erreichen. Aber er hätte wissen müssen, dass er als Weißer mit den Eigenarten des Chinesenviertels nur unzureichend vertraut war. Dieser Stadtbezirk von San Francisco war eine Welt für sich, die mit nichts anderem verglichen werden konnte!

Geheimnisvoll hoben sich die kleinen Holzhütten im Zwielicht ab. Sie wirkten fast drohend. Taylor verfluchte sich selbst dafür, dass er seinen Mund nicht gehalten hatte. Aber er hatte dringend Geld gebraucht, und das, was er entdeckt hatte, schien ihm ein paar Dollars wert gewesen zu sein.

Urplötzlich tauchte aus dem Schatten eines windschiefen Hauses eine düstere Figur auf! Taylor erkannte die muskulöse Gestalt eines hünenhaften Chinesen, der ihm den Weg versperrte. In jeder Hand hielt er eine scharf geschliffene Klinge.

»Guten Abend, Taylor«, erklang plötzlich eine Stimme in seinem Rücken. Der Privatdetektiv fuhr zu Tode erschrocken herum und gewahrte die ganz in schwarz gekleidete Gestalt eines Weißen, der ihn hämisch angrinste.

»Was wollt ihr von mir?«, fragte Taylor verzweifelt, denn er hätte wissen müssen, dass er nicht ungeschoren davonkam.

»Taylor, warum warst du im Goldenen Drachen?«, fragte jetzt die Stimme des dunkel gekleideten Mannes, den der Privatdetektiv nur zu gut kannte. »Warum hast du dich in Dinge eingemischt, von denen du nichts verstehst?«

»Ich brauchte Geld, Mister Starbuck!«, keuchte Taylor verzweifelt. »Die Geschäfte gingen schlecht, und ich sah keinen Ausweg mehr.« Seine Augen weiteten sich, als er sah, dass der hünenhafte Chinese sich ihm näherte. »Nein!«, rief er. »Keine Sorge, ich werde nichts ausplaudern. Ich kann schweigen, denn ich habe ja das Geld von ihrem Boss bekommen.«

»Klar hast du es bekommen, Taylor!«, sagte der Mann in Schwarz, den der Detektiv Starbuck genannt hatte. »Aber du wirst es nicht behalten, denn du brauchst es ja jetzt nicht mehr!«

Taylor wurde bleich. Seine Hand zuckte hinab zur Hüfte, wo er unter der Jacke einen Waffengurt trug. Plötzlich durchfuhr ihn ein wahnsinniger Schmerz! Ohne dass Taylor es gesehen hatte, hatte der riesenhafte Chinese eines seiner beiden Messer geschleudert, und die scharfe Klinge hatte ihn an der rechten Hand verletzt. Wie vom Blitz getroffen, zuckte seine Hand von der Waffe weg.

»Lasst mich am Leben!«, stammelte er verzweifelt. »Ich werde vergessen, was ich gesehen habe. Wirklich.«

»Natürlich wirst du es vergessen, Taylor!«, sagte der Mann, dessen Stimme so grausam klang. »Wir werden da nur noch ein klein wenig nachhelfen, damit du deine Versprechungen auch einhältst! Los, Chink, besorg es ihm!«

Ehe Taylor wusste, wie ihm geschah, hatte sich der Chinese, ohne zu zögern, auf ihn gestürzt. Eine Klinge zuckte im Mondlicht! Heißer Stahl durchfuhr schmerzhaft Henry Taylors Kehle, und der Schrei des Privatdetektivs erstickte in einem Blutschwall.

Mit gleichgültigem Blick erhob sich der Chinese und sah hinüber zu dem Mann in Schwarz, auf weitere Anweisungen wartend.

»Durchsuche ihn!«, forderte ihn der Weiße auf. Mit geschickten Fingern wühlte der Chinese in den schäbigen Kleidern des Toten, bis er gefunden hatte, was er suchte. Er grinste triumphierend, als er das Geldbündel hochhob.

»Du weißt, was du zu tun hast, Chink!«, sagte der dunkel gekleidete Mann. »Dieser Kerl muss verschwinden. Pack ihn und wirf ihn ins Meer! Man darf ihn nicht mehr finden.«

Der Chinese händigte ihm das Geldbündel aus. Während Starbuck nachzählte, packte der Riese den toten Taylor und lud ihn sich auf die Schultern. Wenige Augenblicke später war er mit seiner Last in der Dunkelheit der Nacht verschwunden.

Der Mann in Schwarz ließ sich Zeit, Er wusste, dass er völlig ungestört handeln konnte. Niemand würde es wagen, gegen ihn vorzugehen, denn er hatte mächtige und einflussreiche Freunde, die ihm zur Seite standen.

Wenige Minuten später hatte das Zwielicht auch Starbucks Gestalt verschluckt. Der Mann in Schwarz ahnte jedoch nicht, dass Henry Taylor zuvor einen Brief abgeschickt hatte. Einen Brief, der noch verhängnisvolle Ereignisse mit sich bringen sollte.

* * *

Die ersten Tropfen fielen, als sich der Zug von Norden her dem Großen Tal näherte. Dunkle, schwere Gewitterwolken waren Stunden zuvor am Himmel aufgezogen, und der Mann im letzten Waggon dachte daran, dass ihn San Francisco mit einem Wolkenbruch begrüßen würde.

Während der Regen monoton gegen die Scheiben des Abteils trommelte, hatte der Zug mittlerweile die letzte Hügelwelle erreicht, die den Blick auf die Stadt am Pazifischen Ozean freigab. Die ehemalige spanische Missionsstation lag nicht direkt am Meer, sondern befand sich hinter den niedrigen Küstenbergen. Von dort aus führten breite Straßen hinab zur San Francisco-Bay, wo große Lagerhallen dichtgedrängt beieinanderstanden. Unmittelbar danach schlossen sich Docks, Werften und Ladepiers an, wo Hafenarbeiter die Schiffsladungen entweder löschten oder die Schiffe mit neuen Gütern ausrüsteten.

Clint Morgan wusste nicht viel über San Francisco. Seine Informationen über die Stadt hatte er durch Erzählungen und verschiedene Zeitungsberichte zusammengetragen. Er erinnerte sich daran, über riesige Gemüsefelder und Obstplantagen gelesen zu haben, die sich östlich des gewaltigen Häusermeeres befanden. In den jungen Aufschüttungen des Sacramento erstreckten sich endlos scheinende Plantagen, die von Chinesen, Japanern und Filipinos bewirtschaftet wurden. Der überwiegende Teil der dort geernteten Früchte wurde mit Zügen in die Oststaaten transportiert, wo sie in großen Fabriken zu Konserven verarbeitet wurden.

»Sind Sie das erste Mal in San Francisco, Mister?«

Die Stimme seines Gegenübers, eines dicken Whiskeyvertreters aus Conneticut, schreckte Clint Morgan aus seinen Gedanken auf. Er nickte stumm, was den anderen dazu veranlasste, das Gespräch weiterzuführen.

»Seit Johann August Sutter in seiner Sägemühle Gold gefunden hat, ist hier eine Menge geschehen, Freund!«, sagte der Mann, der sich Morgan als David C. Moore vorgestellt hatte. »Und jetzt, wo man oben in Alaska am Klondike River Gold gefunden hat, kommt alles hierher, was Beine hat, um ein Schiff nach Norden zu finden.«

Clint Morgan hatte davon schon gehört. In diesen Tagen des Jahres 1898 war ein neuer Run am Entstehen: am Klondike River in Alaska! Der kleine Fluss hoch im eisigen Norden war goldhaltig, und Tausende strömten in das ferne Land, um dort ihr Glück zu machen. Hier in Frisco, wie sie San Francisco abgekürzt und etwas respektlos nannten, rüsteten sie sich mit den notwendigen Vorräten aus, um ihre goldene Zukunft zu sichern, denn wer nicht genügend Proviant mitnahm, ging dort oben vor die Hunde.

Von der Bucht bis hinauf in die Stadt war ein ständiges Kommen und Gehen zu beobachten. Abgemagerte Gestalten verließen die Schiffe aus Dawson City und kehrten in die Welt der Menschen zurück, teils als gemachte, wohlhabende Männer, teils ärmer und kränker als je zuvor. Und doch riss der Strom derjenigen nicht ab, die immer wieder aufs Neue ihr Glück im hohen Norden suchen wollten und dabei schließlich den Tod fanden.

Mittlerweile hatte der Zug die Bahnstation erreicht. Morgan erhob sich, griff nach seiner Tasche und verließ das Abteil. Dem dicken Whiskeyvertreter hatte er vorher kurz zu genickt. Er hörte die Stimme des Mannes hinter sich, achtete aber nicht mehr darauf.

Während die Räder des Zuges mit schrillem Kreischen zum Stehen kamen und die Lokomotive eine Dampfwolke ausstieß, bahnte sich Morgan seinen Weg durch die Menschenmenge, die sich hier am Bahnhof angesammelt hatte. Seltsame, oft skurrile Gestalten aus allen Ländern und Nationen hatten sich in San Francisco zusammengefunden, und Clint Morgan fühlte sich wie ein Fremdkörper in der Menge.

Die Kutsche, die im Schatten des Stationsgebäudes stand, hatte er fast übersehen. Mit schnellen Schritten überquerte er die regennasse Straße und brachte sich schließlich unter dem Vordach der Bahnstation in Sicherheit.

Der Kutscher musterte neugierig den großen dunkel gekleideten Mann, der sich ihm näherte. Schließlich spuckte er einen Priem aus, der mit klatschendem Geräusch in einer großen Pfütze landete, und grinste dann seinen Fahrgast an.

»Wohin soll es denn gehen, Sir?«, fragte er mit krächzender Stimme. »Sicherlich suchen Sie eine Unterkunft und einen Platz zum Schlafen, wie?«

Clint Morgan nickte.

»Ich möchte zu Mrs. Ida Ketchums Pension«, sagte er. »Wissen Sie, wo das ist?«

Der Kutscher grinste über beide Ohren.

»Sir, ich will verdammt sein, wenn es hier in Frisco irgendeinen Ort geben sollte, den ich nicht kenne!«, antwortete er. » Ich bin Timmy O´Shea und fahre schon seit mehr als zehn Jahren diesen prächtigen Karren. Natürlich kenne ich diesen Ort.«

Ohne zu zögern, bestieg der große Mann die Kutsche und ließ sich in die weichen Polster fallen. Die Pferde setzten sich daraufhin in Bewegung. Während der Fahrt versuchte Timmy O’ Shea, Morgan in ein Gespräch zu verwickeln. Ob der ehrenwerte Mister denn hier geschäftlich zu tun habe? Wenn ja, dann wisse er einige Adressen, wo man sich sehr gut amüsieren könne.

»Vielleicht später«, erwiderte Morgan, dem die Anstrengungen der langen Fahrt zu schaffen machten. »Momentan fühle ich mich ziemlich k.o.«

»Oh, das versteh’ ich sehr gut, Sir«, antwortete der gesprächige Kutscher. Dann versuchte er Morgan zu erklären und ihn gleichzeitig davon zu unterrichten, dass man in einer Stadt wie San Francisco keine Zeit zum Ausruhen hatte, sonst bekomme man nur die Hälfte mit. Hartnäckig beruhte er auf dem Standpunkt, Morgan Miss Nancy Ann’ s Hotel zu empfehlen, wo man außer Übernachtungen noch viel mehr für sein Geld bekäme.

Wahrscheinlich hätte Timmy O’ Shea seinen Fahrgast mit Gewalt zu Miss Nancy Ann geschleppt, wenn nicht endlich Morgans Ziel aufgetaucht wäre. Die Kutsche hatte die Regent’ s Street erreicht und Mrs. Ketchums kleine, bescheidene Pension befand sich wenige Meter weiter auf der linken Straßenseite. Morgan bezahlte den überhöhten Fahrpreis und versicherte dem Kutscher, dass er während seines Aufenthaltes in der Stadt sicherlich einmal bei Miss Nancy Ann vorbeischauen wolle. Dies beruhigte Timmy O’ Shea sichtlich.

Der Regen ließ langsam nach, als Morgan die Veranda betrat und vor Ida Ketchums Haustür stand, Er hatte gerade die Pforte geöffnet und befand sich noch halb auf der Schwelle, als ihm eine dicke, mütterlich wirkende Frau freudestrahlend entgegenkam.

»Ein Hundewetter, Mister«, sagte sie. »Da jagt man keinen vor die Tür, jedenfalls bei diesem Wolkenbruch nicht!«

Clint Morgan lächelte und tippte mit der linken Hand an seinen schwarzen breitkrempigen Hut, von dem das Wasser auf den Fußboden tropfte und dort eine kleine Lache bildete.

»Ich nehme an, Sie sind Mrs. Ketchum, Ma’ am?«, sagte Clint Morgan und nannte seinen Namen. »Ich hätte gern ein Zimmer und ...«

Die dicke Frau fiel ihm bereits ins Wort, bevor Morgan weitersprechen konnte. Sie stemmte beide Arme in die Hüften und musterte den großen Burschen von oben bis unten.

»Eins merken Sie sich mal, junger Mann: Alle meine Gäste nennen mich Ida, und das gilt auch für Sie, verstanden?« Dann lächelte sie. »Selbstverständlich können Sie ein Zimmer haben. Willkommen in Ida Ketchums Pension, Mister Morgan!«

Morgan grinste, als ihm Ida Ketchum ein dickes Buch brachte und ihn bat, sich dort einzutragen. Morgan schrieb seinen Namen ein und vermerkte den Zusatz aus Salt Lake City. Dann fragte er die Hotelbesitzerin, ob er gleich auch baden könne.

»Selbstverständlich, Sir!«, antwortete Mrs. Ketchum.» In meinem Haus ist fast alles möglich. Das Zimmer kostet vier Dollar pro Nacht mit Frühstück. Ein Bad bekommen Sie umsonst. In einer halben Stunde ist es soweit!«

Morgan nahm dankend den Zimmerschlüssel entgegen und ging die Treppe hinauf. Das Zimmer lag am Ende eines kleinen Ganges auf der Südseite des Hauses und gewährte ihm einen guten Ausblick über die gesamte Regent’s Street. Zufrieden stellte Morgan die Tasche auf das Bett, ging zum Fenster und öffnete es. Da die Straße nicht direkt im Zentrum der Stadt lag, drang der Verkehrslärm nur aus weiter Ferne ganz schwach hierher. Morgan nickte zufrieden. Mrs. Ketchums Pension war ein günstiger Ausgangspunkt für sein weiteres Vorhaben.

Schließlich wandte der Mann aus Salt Lake City sich wieder der Tasche zu. Er öffnete sie und holte aus ihr einen zusammengerollten Waffengurt mit Holster hervor, in dem ein sorgfältig gepflegter 45er Navy Colt steckte. Die Griffplatten des Kolbens waren aus schwarzer Mooreiche gefertigt worden und gaben der Waffe einen düsteren Anschein. Die Patronen, die im Gurt steckten, waren besonders dick mit Fett eingeschmiert, und Morgan wusste, dass im Falle einer nicht sofortigen Operation beim Verletzten unweigerlich der Wundbrand eintreten würde.