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Das Ende naht ... Lukas letzte Worte gehen in den Jubelrufen der Modifizierten unter. Nur einer von ihnen hört genau hin: Chester Beckett. Noch während Lukas Leiche weggetragen wird, fasst er einen Entschluss. Er will die Wahrheit über Happy herausfinden, will wissen, was im Labor im 65. Stock wirklich passiert. Doch je tiefer er in das zerstörerische System vordringt, desto tödlicher wird die Gefahr – nicht nur für ihn, sondern für die gesamte Menschheit. Atemlose Spannung bis zur letzten Seite - ein Jugendroman, der nichts für schwache Nerven ist. Band 1: THE LOOP Band 2: THE BLOCK Band 3: THE ARC Die Buchserie ist abgeschlossen.
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Lukas letzte Worte gehen in den Jubelrufen der Modifizierten unter. Nur einer von ihnen hört genau hin: Chester Beckett. Noch während Lukas Leiche weggetragen wird, fasst er einen Entschluss. Er will die Wahrheit über Happy herausfinden, will wissen, was im Labor im 65. Stock wirklich passiert. Doch je tiefer er in das zerstörerische System vordringt, desto tödlicher wird die Gefahr – nicht nur für ihn, sondern für die gesamte Menschheit.
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Viten
Danksagung
Für Mum & Dad
Danke!
Sieh dich vor, denn ich bin furchtlos und deshalb mächtig. Ich werde dich mit der List einer Schlange verfolgen, damit ich dich mit ihrem Gift stechen kann. Mensch, du sollst den Schaden bereuen, den du anderen antust.
Frankenstein, MARY SHELLEY
Ich habe diesen Tick, dass ich manchmal im Kopf Songtexte mitsinge. In Dauerschleife. Meistens mache ich das, um nicht weiter über irgendetwas nachzugrübeln. Oder wenn ich gar nicht denken will. An nichts.
Heute Nacht habe ich ganz schön viel gesungen. Wie jede Nacht, seit sie diesen Jungen auf offener Bühne umgebracht haben. Luka Kane hieß er, und er war ein schlechter Mensch. Ein richtig übler Typ.
Der Song, der zurzeit in meinem Kopf spielt, ist einer der letzten Chart-Hits aus der Zeit vor dem Ende der Welt. Eine Cover-Version von einer Cover-Version von einer Cover-Version. Ein Song, der vor mehreren Hundert Jahren komponiert wurde, ohne Scheiß. Die Zeilen, die ich singe, gehen so:
Any old port in a storm, lads,
Whatever that port may be,
And thanks be given our Father in Heaven
Who watches over you and me …
Es ist nicht einfach nur ein Ohrwurm oder so was. Es ist eher wie ein Zwang, den Song immerfort zu wiederholen. Total verrückt. Überhaupt bin ich ziemlich verrückt, glaube ich.
Vor dem Ende der Welt waren alle Songs Cover-Versionen von irgendwas, ohne Scheiß. Andauernd wurden nämlich Musiker verklagt, weil Anwälte behaupteten, sie hätten einen Akkord verwendet, den irgendeine Band vor fünfzig Jahren mal gespielt hatte. Als ob man einen Akkord besitzen könnte! Jedenfalls hat das die Musiker so dermaßen verunsichert, dass sie sich nicht mehr getraut haben, neue Songs zu schreiben. Und deshalb wurde nur noch gecovert. Bei den Göttern, ich schweife schon wieder ab.
Ach ja, der Junge auf der Bühne. Ich hatte vorher noch nie erlebt, wie jemand umgebracht wird. Bei der Schlacht damals im Midway Park war ich nicht dabei. Ich war im Datenraum und hatte versucht, Guanin- und Adeninbasen miteinander zu verbinden oder so was. Und normalerweise gehe ich auch nicht zu Exekutionen von Verrätern. Aber diese hier war verpflichtend. Wir hockten in den Stuhlreihen, stocksteif und aufrecht in unseren Uniformen, und ich dachte: Bei den Göttern, das ist alles so drüber! Ich bin Soldat, aber niemand hat gefragt, ob ich das überhaupt sein will. So nach dem Motto: Hey, Chester, weil dein Vater reich war, darfst du das Ende der Welt überleben – aber dafür bist du jetzt Soldat. Hier ist deine Waffe. Tja, was soll ich sagen? Es war Happys Entscheidung, und Happy stellt man nicht infrage.
Es stimmt übrigens, dass ich das Ende der Welt überleben durfte, weil mein Vater reich war. Glaube ich zumindest.
Götter, ich bin total durch den Wind. Meine Gedanken laufen heiß. Die einzige Möglichkeit, etwas Ruhe in mein Gehirn zu bringen, ist …
Any old port in a storm, lads,
Whatever that port may be,
And thanks be given our Father in Heaven
Who watches over you and me …
Aber es klappt nicht so gut wie sonst. Dieser Luka Kane hat eine Menge Zeug erzählt, bevor er gestorben ist. Echt verrückt. Außerdem sah er gar nicht so aus, wie ich erwartet hätte. Ich hatte mit einem großen, muskulösen Typen gerechnet, fieser Blick, Gang-Tattoos, das volle Programm. Aber er war ein ganz normaler Junge, ohne Scheiß, jünger als ich.
Und er war das Gesprächsthema Nummer eins bei den anderen Modifizierten, also Menschen wie ich, die mit kosmetischen Upgrades, mechanischen Herzen und so Zeug ausgestattet sind. Die ganze Zeit haben sie darüber getuschelt, wie Galen Rye den Anführer der Rebellen geschnappt hat.
Schon immer kursierten wilde Geschichten über Luka Kane. Darüber, wie er ein ganzes Krankenhaus niedergebrannt hat, mit Müttern und Kindern drin. Wie er Informationen aus Modifizierten herausgefoltert hat. Und wie er sie danach trotzdem bei lebendigem Leib verbrannte. Er war wirklich ein ganz mieser Typ.
Any old port in a storm, lads,
Whatever that port may be,
And thanks be given our Father in Heaven
Who watches over you and me …
Who watches over you and me.
Who watches over you and me?
No, no. Don’t try to distract yourself.
Actually think about what he said. How had it gone?
Die Luft hat richtig geknistert. Man konnte die Spannung nicht nur spüren, sondern fast riechen, völlig verrückt.
Sämtliche Soldaten waren im Arc versammelt, dem gigantischen Kuppelbau, der uns vor dem endgültigen Weltuntergang schützen soll. Ein irrsinnig hohes, total verrücktes Gebäude, das komplett aus schwarzem Beton und Graphen besteht, natürlich selbstreparabel.
»Chilly. Hey, Chilly«, rief eine Stimme links von mir. Chilly ist nicht mein richtiger Name, ich heiße Chester Beckett, aber als ich klein war, hatte ich ständig kalte Hände, deshalb nannte mich meine Mutter Chilly, und das ist irgendwie hängen geblieben. Ich beugte mich auf meinem Stuhl vor. Wir saßen unten in der Halle, einer Art gigantischem Auditorium. Keine Ahnung, wozu ein 66-stöckiger Weltuntergangsbunker ein Auditorium braucht, aber egal. Jedenfalls war es Tansy, die mich da rief, und sie grinste wie eine Irre.
»Was ist?«, fragte ich.
»Ich wette zwanzig Coins, dass es Luka Kane ist.«
Tansy war eine der Ersten, die ich im Arc kennengelernt hatte, und deshalb – und wahrscheinlich nur deshalb – haben wir uns irgendwie angefreundet. Außerdem haben wir beide blaue Haare, also zumindest eine Gemeinsamkeit.
Ich hatte auf Tansys Bemerkung nichts erwidert. Ich meine, wir wussten ja längst, dass es Luka Kane war. Wir hatten schließlich alle draußen vor dem Arc gestanden, als er durch ein Spalier von Soldaten reineskortiert wurde – eine typische Einschüchterungstaktik des Oberwächters. Und überhaupt – was soll man kurz vor dem Weltuntergang mit zwanzig Coins anfangen? Wofür bitte schön hätte ich sie ausgeben sollen?
Ich habe mich also wieder zurückgelehnt, und kurz darauf betrat Galen Rye die Bühne. Wir haben wie verrückt gejubelt und geklatscht, bis er irgendwann die Hände hob. Da wars schlagartig ruhig.
Er hat noch einmal offiziell verkündet, dass Luka Kane gefasst wurde – um uns dann mit der Nachricht zu überraschen, dass er kein Gefangener sei. Vielmehr sei er ins Arc gekommen, um sich unserer Sache anzuschließen. Um auf die Seite der Wahrheit und Tugend überzuwechseln. So oder so ähnlich hat er es formuliert.
Galen Rye ist wirklich so was wie ein Held für mich. Er hat ein cooles markantes Kinn und stahlharte Augen, und trotzdem wirkt er total freundlich und zugewandt. Er ist angetreten, um die Menschheit zu retten, und dafür hat er die schwierigsten Entscheidungen getroffen, die man überhaupt nur treffen kann. Er ist extrem schlau und besonnen, aber vor allem ist er mutig. Ich bin leider eher das Gegenteil von Galen Rye. Ich versuche, mich unauffällig im Hintergrund zu halten, weit weg von jeder Gefahr. Obwohl – oder gerade weil – ich so anders bin, ist Galen für mich einer der Größten.
Egal, irgendwann hat sich eine Tür hinten auf der Bühne geöffnet und Tyco Roth, ein ziemlicher Spinner, wenn ihr mich fragt, hat Luka hereingeführt. Tyco ist ein Spot. So nennen wir die Modifizierten, die zwei glühende Leuchtpunkte anstelle der Augen haben. Diese Kunstaugen sind Happys neuestes Upgrade, aber die Leute, die es bekommen, werden dadurch superarrogant … und irgendwie seltsam. Ich schwörs, bei den Letzten Göttern! Leider werden Tag für Tag mehr Modifizierte upgegradet. Es waren übrigens vor allem Spots, die den Bau der restlichen zweiundsechzig Stockwerke des Arc geschultert haben. Und zwar in knapp vier Wochen, ohne Scheiß! Die Spots leben hoch oben unter der Kuppel, weit über uns normalen Modifizierten. Ich hing mit einigen Leuten, die das Upgrade bekommen haben, öfter ab, doch jetzt sehe ich sie kaum noch – außer, wenn sie mich rumkommandieren.
»Mitstreiterinnen und Mitstreiter«, rief Galen feierlich. »Heute ist ein besonderer Tag. Ich bin sicher, ihr alle erkennt den jungen Mann hier wieder. Es ist der großartige Luka Kane.«
Da haben wir alle natürlich erst mal gebuht und gejohlt und dem Rebellen an den Kopf geknallt, was wir von ihm halten. Ich habe ihn in dem Moment echt gehasst! Vielleicht habe ich mich auch von der ganzen Wut mitreißen lassen, die in der Halle kochte. Aber ich glaube, ich habe ihn wirklich aus tiefstem Herzen verabscheut. Weil er ein skrupelloser Killer war. Ein Folterer. Einer, der die Menschheit in den Abgrund stoßen wollte.
Unser Gebrüll hat Galen Rye furchtbar aufgeregt. »Wie könnt ihr es wagen zu lachen?« So was in der Art hat er gesagt. Und dann hat er aufgezählt, warum Luka so großartig ist und was er alles Tolles erreicht hat. Und da ist mir erst richtig aufgegangen, wie schlau Galen Rye wirklich ist. Er hat die Gerüchte und Lügen über Luka natürlich als solche durchschaut. Er wusste, dass Luka Kane kein mythischer Guerillakämpfer war. Sondern nur ein ganz normaler Junge, der glaubte, das Richtige zu tun. Der über der Frage nach Gut und Böse ins Schleudern gekommen war und sich nun unserem Team anschließen wollte.
»Heute ist ein historischer Tag!«, rief Galen von der Bühne. »Dieser Tag wird in die neue Geschichte der Erde eingehen. Er wird bis in alle Ewigkeit als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem die Schlacht beendet wurde.«
Und dann war Luka dran mit Reden.
Er trat ans Mikrofon. Hinter ihm leuchtete ein zehn Meter hohes Live-Hologramm von ihm auf, und an dem konnte ich erkennen, wie nervös er war. Wir erwarteten Demut, Entschuldigungen, Loyalitätsbekundungen, aber wir bekamen nichts von alledem. Stattdessen sagte er Folgendes:
»Ich … ich bin heute hergekommen, nachdem ich mich mit Galen Rye getroffen habe. Er hat sich die Zeit genommen, mir zu erklären, was genau ihr anstrebt. Ihr wollt eine Zukunft, einen Neubeginn, ein Reset für die Menschheit. Die Chance, noch mal von vorne zu beginnen – um es diesmal richtig zu machen. Klar, eine solche Chance kann man nur schwer ausschlagen, wenn die einzige Alternative der Tod ist. Und doch gibt es Leute, die den Tod wählten. Es waren Leute wie ihr, Modifizierte, die den Plan der Weltregierung kritisch hinterfragten. Die dagegen waren, alle Benachteiligten, Gebrechlichen und Armen – also den Großteil der Menschheit – zu eliminieren. Ihr habt hier gesessen und zugesehen, wie sie für ihr Mitleid bestraft und ausgelöscht wurden. Nacheinander sind sie auf diese Bühne hier gezerrt und vor euer aller Augen pulverisiert worden. Und ihr habt gejubelt. Denn ihr seid die Guten, oder? Ihr tut das Richtige. Ihr steht unter dem Schutz derjenigen, die später Geschichte schreiben werden. Deshalb wird sich künftig auch niemand an eure Verbrechen erinnern. Also was solls?«
Ich glaube, spätestens da haben wir alle begriffen, dass Luka Kane nicht auf der Bühne stand, um sich zu ergeben und sich unserer Sache anzuschließen. Er wollte nichts anderes, als uns zu sagen, dass wir falschliegen. Dass wir Schlechtes tun und die Wahrheit einfach nicht sehen wollen.
Ich spürte, wie die Wut in der Menge wieder anschwoll, und hätte mich fast mitreißen lassen. Aber in mir gab es einen kleinen Teil, der dachte: Mann, irgendwie ist der Typ ein Held. Er weiß, dass er für seinen Auftritt umgebracht wird, und er machts trotzdem.
Als Nächstes hat er eine kleine Spielzeugdrohne zur Saaldecke aufsteigen lassen, die das Steuermodul des Hologrammprojektors gekapert hat. Über den Projektor hat er uns eine Videoaufnahme vorgespielt, die Galen Rye und einen jungen Spot zeigte – wie sie an einem langen Holztisch saßen und über Happy sprachen. Über Happy, die die Menschheit angeblich als ein Virus betrachtet.
Nur dass Happy eine Künstliche Intelligenz ist, die schon mehrfach geholfen hat, die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren! Sie wurde nach dem Dritten Weltkrieg von der Happy AG geschaffen. Wir haben sie damals dringend gebraucht, das steht in allen Geschichtsbüchern. Auf der Grundlage von Happys Logik wurde die Weltregierung gebildet, ein Gesundheitssystem geschaffen, das allen dient, und ein Justizsystem, das die Kriminalitätsrate um die Hälfte senken konnte. Happys Genialität hat Krebs und Herzkrankheiten geheilt. Happy liegt niemals falsch.
Deshalb konnten wir alle auch nicht glauben, was wir in dem Video sahen.
An einer Stelle der Aufzeichnung richteten sich die Leuchtaugen des Spots direkt in die Kamera und er sagte: »Menschen müssen Hunde hin und wieder schlagen, damit sie lernen, nicht zu beißen. Und auch ihr müsst von einer höheren Instanz beigebracht bekommen, wie ihr euch zu benehmen habt.«
Dann gab es einen Schnitt in dem Video und Galen redete wieder: »Man sollte die Dummheit der Massen nie unterschätzen, Luka. Ich habe ihre Ängste, ihre Vorurteile und ihre Blödheit geschickt ausgenutzt. Ich habe ihnen weisgemacht, ich würde die staatliche Unterstützung für Migranten streichen, und sie haben mich einen Helden genannt. Ich habe versprochen, den Wehrdienst wieder einzuführen, und wurde als großer Retter gefeiert. Ich habe angekündigt, die Gesetze für den Besitz von Ultraschallwaffen zu lockern, und sie haben mich angehimmelt. Glaubst du, ich interessiere mich auch nur einen Deut für Migrationsfragen? Oder für Obdachlosigkeit? Für irgendeines der x-beliebigen Themen, die ich Tag für Tag vom Stapel gelassen habe? Nicht mal im Ansatz! Aber ich wusste, was die hirntote Schafherde von Wählern hören wollte. Ich habe sie so lange manipuliert, bis sie mir treu ergeben war. Phase 1 von Happys Plan bestand darin, achtundneunzig Prozent der Weltbevölkerung zu vergiften. Ein derart großes Projekt kann ohne Leute wie mich am Steuer nicht realisiert werden …«
Dann wurde wieder der Spot mit den Leuchtaugen eingeblendet und gleichzeitig war Lukas Stimme zu hören.
»Ich kenne eure Pläne!«, brüllte er.
Der Spot blickte ihn vollkommen emotionslos an und erwiderte: »Dann solltest du uns danken. Denn wir reparieren deine kaputte Spezies. Wir beseitigen gewissermaßen einen kranken Auswuchs der Menschheit und ersetzen ihn durch einen neuen, gesunden.«
Nach diesen Worten brach die Aufzeichnung ab und in der Halle herrschte Schweigen.
Wachen traten vor, packten Luka und hielten ihn fest, obwohl er keinen Versuch unternahm, sich zu wehren. Er stand einfach nur still da.
Dann trat Galen Rye erneut ans Mikro, ein breites Grinsen im Gesicht, ohne Scheiß – als wäre das Ganze eine Comedy-Show oder so. »Mitstreiterinnen und Mitstreiter«, sagte er. »So wie es aussieht, wird der Rebellenführer sich uns wohl doch nicht anschließen. Deshalb frage ich euch, die Überlebenden auf Erden: Was soll mit ihm geschehen?«
In dem Moment hatte ich keine Ahnung, was ich erwartete. Ich meine, der Junge hatte uns gerade vor Augen geführt, dass Galen Rye uns für Vollidioten hielt. Er hatte uns gezeigt, dass Happy uns vielleicht gar nicht so wohlgesonnen war, wie wir dachten. Dass sie vielleicht sogar böse war!
Und dann rief plötzlich jemand aus einer der hinteren Reihen: »Tötet den Terroristen!« Und Tansy brüllte: »Bringt den Lügner um!« Und dann schrien auf einmal alle.
Ich fühlte mich, als würde mein Kopf explodieren, aber dann brüllte ich plötzlich auch. Ich erinnere mich nicht mehr genau an meine Worte, nur noch daran, wie ich dachte, dass dieser Luka alles zerlegte, woran ich glaubte. Ich wollte einfach nicht, dass er recht hatte. Und deshalb beschimpfte ich ihn als Lügner. Das war einfacher. Aber das Ding ist: Ich hatte Galen Ryes Blick gesehen, während das Video lief. Der Oberwächter hatte eindeutig Angst.
Sie erlaubten Luka dann noch, ein paar letzte Worte zu sagen, und spätestens da war mir klar, dass sie ihn tatsächlich exekutieren würden.
Luka stand da und blickte geradewegs in die Drohnenkameras, als er schließlich sagte: »Gebt niemals auf. Die Geschichte ist nicht das, was in den Büchern steht. Geschichte lebt in den Herzen und Köpfen der Menschen, in den Felsen und den Ozeanen. Sie kann nicht einfach so durch das Böse ausgelöscht werden. Ihr kämpft für das Gute, das Richtige. Sie hingegen klammern sich mit Klauen und Zähnen und ihren kranken Ideen an die Macht. Aber denkt dran: Wir laufen nicht vor ihnen davon.«
Da dämmerte mir, dass er nicht mehr zu uns Modifizierten sprach, sondern zu seinen Rebellenkollegen. Zu allen, die irgendwo da draußen noch kämpften.
Die meisten Leute in der Halle buhten und grölten und machten sich über ihn lustig. Aber ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut, ohne Scheiß.
Und dann exekutierten sie ihn.
Es war echt heftig, jemandem beim Sterben zuzusehen.
Sie benutzten einen Herz-Trigger.
Luka Kane hatte früher im Loop eingesessen, einem Gefängnis, in das jugendliche Straftäter gesperrt wurden, bis sie alt genug für den Block waren, den Erwachsenenknast. Im Loop wurde jedem Häftling eine Drahtschlinge ins Herz implantiert, die im Falle eines Ausbruchsversuchs explodierte.
Galen brauchte den Herz-Trigger einfach bloß auf Luka zu richten – und abzudrücken.
Es machte nicht das kleinste Geräusch. Luka wurde nur ganz bleich und sein Körper erschlaffte, wirkte plötzlich bleischwer.
Und dann brach ein Höllentrubel los, die Leute fielen sich jubelnd um den Hals und klatschten sich ab, als wäre irgendetwas ganz Großartiges passiert.
Niemand sprach über das, was Luka gesagt hatte. Niemand fragte sich, ob vielleicht ein Körnchen Wahrheit darin steckte. Wir taten alle so, als hätten wir nichts gesehen und nichts gehört.
Any old port in a storm, lads,
Whatever that port may be,
And thanks be given our Father in Heaven
Who watches over you and me?
Seit dem Morgen im Auditorium habe ich nicht mehr richtig geschlafen.
Ich hab versucht, die Worte und Bilder in einen Karton in der hintersten Ecke meines Gehirns zu stopfen, ihn zuzukleben und ein für alle Mal zu vergessen – aber es funktioniert nicht. Ich sehe Luka immer noch vor mir, ohne Scheiß, und die ganze Zeit höre ich seine Stimme.
… denn ihr seid die Guten, oder? Ihr tut das Richtige. Ihr steht unter dem Schutz derjenigen, die später Geschichte schreiben werden. Deshalb wird sich künftig auch niemand an eure Verbrechen erinnern. Also was solls?
Das Schlimme daran ist: Zusammen mit Lukas Worten kommt alles, was seit dem Ende der Welt passiert ist, wieder hoch.
Die Kurzversion lautet so: Eines Tages hat mich mein Vater völlig überraschend aus dem Unterricht gerissen. Hat mir einfach mein VR-Headset abgenommen, ohne jede Erklärung. Und als ich wissen wollte, was los sei, blaffte er nur, ich solle keine Fragen stellen. Ich war verwirrt, weil es nur noch sechs Wochen bis zu den Prüfungen waren, und auch wütend, weil ich ein ziemliches Genie bin. Ich weiß, ich sehe nicht so aus, ich bin planlos und ein bisschen schräg und auch nicht so wahnsinnig gesellig, aber Naturwissenschaften und Mathe waren einfach schon immer mein Ding. Da hab ich nur Topnoten eingefahren.
Doch jeder Gedanke an Schule war sofort meilenweit weg, als Dad sagte: »Pack deine Sachen, Chilly, wir ziehen um.«
Und von da an wurde es nur noch krank.
Dad kam für kurze Zeit von Ebb los, was nicht gut war, denn ohne Drogen war er noch jähzorniger und unberechenbarer. Außerdem hat er zusätzlich zu unserem Haus gleich noch unseren Chauffeur Sunrise verkauft, das coolste Auto überhaupt. Und auch sonst hat er jede Menge Zeug verscherbelt, Antiquitäten und Erinnerungsstücke. Ich war mir ziemlich sicher, dass er sich bei einem Dealer aus den Verticals verschuldet hatte, aber das hab ich ihm natürlich nicht gesagt, sonst hätte er mich wahrscheinlich zusammengeschlagen.
Wenn ich ihn fragte, was los sei, sagte er nur, ich solle die Klappe halten. Und er wünschte, er müsse mich nicht die ganze Zeit mitschleppen. Tja, ich fand es auch nicht gerade prickelnd, mit ihm in einem Zwei-Sterne-Motel in der Nähe des West Sanctum Vertical zu hocken, während er sich über meine »albernen blauen Haare« und meine »peinlich mageren Schultern« aufregte. Sorry, wozu braucht man bitte breite Schultern? Nicht jeder steht drauf, Leute zu verprügeln. Dad war Marshal, Mitglied der privaten Polizeitruppe. Aufrechterhaltung der Ordnung – so lautete ihr Motto. Aber letztlich sorgten die Marshals nur bei denen für Ordnung, die sich den Luxus leisten konnten.
Und dann fiel eines Tages der Strom in der Stadt aus. Zumindest dachten wir, dass es nur in der Stadt wäre, aber tatsächlich war es weltweit so. Das war vor etwa zehn Wochen … Wow, fühlt sich viel länger an.
Es funktionierte gar nichts mehr, alles war dunkel (es war fünf Uhr morgens und die Sonne war noch nicht aufgegangen). Einige Leute bekamen Panik, aber Dad hatte überhaupt keine Angst, das erinnere ich noch. Er grinste einfach nur und sagte ganz ruhig: »Es ist so weit. Halt dich bereit, Chilly.« Mittlerweile wollte ich nicht mehr so genannt werden. Mum war schon vier Jahre tot und der Spitzname stammte von ihr, nicht von ihm. Dad hatte mir schon immer das Gefühl gegeben, eine Zumutung und Riesenlast in seinem Leben zu sein, und nach Mums Tod wurde es nur noch schlimmer. Und deshalb hasste ich es, den Spitznamen aus seinem Mund zu hören.
Nachdem die Lichter ausgegangen waren, nahm Dad drei Ebb-Pflaster – das mit dem Entzug hatte offensichtlich nicht ganz geklappt. Er klebte sich je ein Pflaster auf jedes Handgelenk und das dritte in den Nacken. Es war eine Menge Stoff auf einmal, aber ich schätze, er konnte einiges vertragen. Ich hab jedenfalls nicht versucht, ihn aufzuhalten. Das Ebb machte ihn total albern und laugte ihn aus, aber wenigstens hielt es ihn von mir fern. Egal, als er den Stoff intus hatte, zwinkerte er mir zu, als ob er ein großes Geheimnis hätte, und schon bald wurde mir klar, dass das tatsächlich der Fall war. Denn zehn Minuten später standen die City-Marshals vor der Moteltür und fuhren uns zum Arc. Dort sah ich, wie Dad einem der Marshals eine ordentliche Summe Coins übergab.
Damals waren erst drei Stockwerke des Arc fertig, aber wir gingen ohnehin sofort ins Kellergeschoss. Wir stiegen endlose Metalltreppen hinunter, bis wir zu einer gigantischen unterirdischen Halle kamen. Sie sah aus wie ein riesiger Flugzeughangar mit schwarzen Wänden. Tausende Menschen waren darin versammelt.
Dad und ich wurden getrennt und unterschiedlichen Gruppen zugeteilt, aber er war so high, dass er es gar nicht merkte. Und ich redete mir ein, dass es mir egal wäre, wenn ich ihn nie wiedersehen würde, aber das stimmt natürlich nicht ganz. Dad hat mich nie verstanden, aber ich bin mir sicher, dass es tief in ihm drin einen Teil gab, der mich liebte. Ganz bestimmt.
In der Halle waren durch Stellwände zahlreiche kleine Kabinen voneinander abgetrennt, wie früher in diesen riesigen Büros. In jeder Kabine standen ein Bett, ein Stuhl und ein Metallspind mit einer schwarzen Uniform darin.
Nach einer Stunde oder so habe ich angefangen mit dem Typen in der Nachbarkabine zu reden. Er hatte auch keine Ahnung, was los war. Seine Mütter hatten ihn dorthin gebracht, aber er war von ihnen getrennt worden, genau wie ich von meinem Vater. Ich habe mich dann auch noch mit dem Mädchen auf der anderen Seite unterhalten: eine ähnliche Geschichte.
Schließlich gingen ein paar uniformierte Typen herum und stellten allen Anwesenden dieselben vier Fragen: Weißt du, warum du hier bist? Weißt du, was draußen passiert? Haben deine Eltern oder Erziehungsberechtigten mit dir über wichtige bevorstehende Ereignisse gesprochen? Vertraust du der Weltregierung? Bevor sie diese Fragen stellten, klebten sie uns allerdings ein Plastikband ums Handgelenk, mit dem sie feststellen konnten, ob wir die Wahrheit sagten oder nicht – ohne Scheiß. Ich hab bestanden, ebenso wie der Junge rechts und das Mädchen hinter mir (das war übrigens Tansy). Aber es gab auch welche, die es nicht geschafft haben. Die wurden hinausbegleitet, und wir haben sie nie wieder gesehen. Ein Mädchen schrie beim Hinausgehen, dass wir jetzt alle zu Sklaven der Weltregierung gemacht würden, aber die war wahrscheinlich einfach nur durchgeknallt.
Dann haben sie uns aufgefordert, die Uniformen anzuziehen, und uns erklärt, dass wir durch ein anonymes Losverfahren ausgewählt worden seien. Wir seien die glücklichen Gewinner und würden eine Serie katastrophaler Ereignisse überleben, die Happy vorhergesehen hat. Tatsächlich würden wir zu den wenigen Überlebenden des Weltuntergangs gehören.
Dad und ich waren unter den Letzten gewesen, die den Bunker erreicht hatten, und nur eine Stunde später haben wir total gruseligen Krach von draußen gehört. Geräusche, die nach Krieg klangen. Zwischendurch gab es auch längere Phasen der Stille, und jedes Mal dachten wir, es wäre vorbei. Doch dann fing irgendwann der Boden an zu beben. Vielleicht von irgendwelchen Explosionen. Oder zusammenkrachenden Gebäuden. Oder abstürzenden Flugzeugen.
In den folgenden Tagen absolvierten wir die Grundausbildung. Die Verantwortlichen haben uns nie wirklich gesagt, wofür wir ausgebildet wurden – was dazu führte, dass wir uns die wildesten Sachen ausgemalt und noch härter trainiert haben. Wie gesagt, sie haben uns ohne unsere Einwilligung zu Soldaten gemacht. Wir haben uns aber auch nie beschwert. Wir fühlten uns als etwas Besonderes. Wie eine Schar Auserwählter, die das Ende der Welt überleben darf. Ich meine, natürlich war das alles total furchtbar. Wir fühlten uns schrecklich angesichts der Milliarden Menschen weltweit, die es nicht in einen Bunker geschafft hatten. Aber Galen Rye erklärte uns das alles mit unglaublich viel Mitgefühl. Auf großen Versammlungen sprach er über die Brüder und Schwestern, die wir verloren hatten. Leute aus allen Gesellschaftsschichten. Er sagte uns auch, wie Happy Millionen von Simulationen durchgespielt und herausgefunden hatte, dass dies die einzige Möglichkeit sei, wie die Menschheit die nahende Apokalypse überleben könnte. Dass es Leute mit Upgrades bräuchte (mit mechanischen Herzen und Lungen und so). Denn um den Planeten neu zu bevölkern, müssten die verbliebenen Menschen eine hohe Überlebensrate haben.
Natürlich haben wir immer wieder nachgefragt, was draußen passiert ist: Gab es einen Asteroiden-Einschlag? Den Ausbruch eines Supervulkans? Eine gigantische Flutwelle? Eine Alien-Invasion? Aber sie haben es uns nicht verraten. Sie meinten nur, wir würden rechtzeitig über alles informiert.
Aber ich habe jetzt keine Zeit, über all das nachzudenken. Außerdem verblassen langsam meine Erinnerungen – es ist 6 Uhr.
Die zylinderförmige Kapsel, mein Schlafquartier, leuchtet auf und dreht sich fast unmerklich, sodass die Matratze unbequem wird – auch wenn ich ohnehin nicht viel geschlafen habe. Beim Gedanken an den bevorstehenden Arbeitstag würde ich mich am liebsten zusammenrollen und in Winterschlaf fallen.
Trotzdem bin ich ein Glückspilz, das muss ich mir immer wieder sagen. Ja, ich bin Soldat, das stimmt, und ja, man wird sicher eines Tages von mir erwarten, dass ich kämpfe. Doch weil ich Militärwissenschaftler bin, darf ich den Großteil meiner Zeit im Datenraum in der 64. Etage des Arc verbringen – außer natürlich, wenn Konditionstraining auf dem Plan steht.
Ich zwänge mich durch den rückwärtigen runden Ausgang in die Waschzelle. Die automatische Dusche braust und trocknet mich ab. Dann schlüpfe ich in die schwarze Uniform und klettere durch meine Schlafkapsel zurück auf den Korridor, wo sich andere Mod-Soldaten strecken und gähnen und sich auf die Patrouille, das Training oder die sonstigen Tätigkeiten vorbereiten, die in einer Infanterie so anfallen.
Ich gehe den Korridor entlang. Durch die Mitte des gewaltigen Bauwerks rauscht ein endloser Wasserfall, der wie eine natürliche Klimaanlage wirkt. Hier oben ist er nicht allzu laut, aber im Erdgeschoss donnert er ohrenbetäubend.
Ich betrete einen der Aufzüge und warte, dass er mich waagerecht bis zur Mitte des Arc und von dort in die drittoberste Etage fährt.
Ich bin der Jüngste im Wissenschaftsteam und wohl auch der Schlaueste, mit Ausnahme von Zariah Cohen. Ich weiß, ich sollte nicht in solchen Superlativen denken, zumindest hat Mum das immer gesagt: Es geht nicht darum, wer der Beste ist, sondern darum, wie wir alle gemeinsam besser werden können. Aber ganz ehrlich: Mit diesem Konzept hatte ich schon immer Schwierigkeiten. Ich wollte nämlich schon immer der Beste sein. Wahrscheinlich komme ich da eher nach Dad. Deshalb hab ich mich bei wissenschaftlichen Themen immer total ins Zeug gelegt. Muss ich erwähnen, dass ich nicht allzu viele Freunde habe? Ich hatte einfach nie Zeit für Freundschaften. Ich war immer am Lernen, wollte immer vorne mit dabei sein.
Der Fahrstuhl hält im 64. Stock, wo es nur zwei Türen gibt. Beide führen in einen gigantischen runden Bereich: den Datenraum. Das Stockwerk darüber, die 65. Etage, umfasst zwei Räume: das Labor und den Ruheraum. Zu beiden haben ausschließlich Spots Zugang. Aber immerhin weiß ich, dass wir unsere Daten von menschlichen Testpersonen aus dem Labor erhalten. Für den 66. Stock gilt ein komplettes Zutrittsverbot. Ich habe auch noch nie jemanden dort hinauffahren sehen.
Ich setze mich an meinen Schreibtisch und fahre den Holo-Projektor hoch. Er funktioniert ähnlich wie die SoCom-Einheiten, nur dass er um einiges ausgereifter ist.
Wir untersuchen die DNA-Strukturen der menschlichen Testpersonen aus dem Labor, erzeugen Simulationen, isolieren Proteine und Nervenbahnen. All das könnte Happy natürlich auch selbst erledigen, aber aus irgendeinem Grund überlässt die Künstliche Intelligenz den Job uns.
Zariah sitzt am Nachbarprojektor. Sie ist echt nett und wohl so ziemlich die einzige richtige Freundin, die ich hier habe.
»Hast du gesehen, wie dieser verdammte Lügner zu Boden gegangen ist?«, fragt sie und fährt ihr Gerät hoch.
Es ist unsere erste gemeinsame Schicht, seit Galen Luka exekutiert hat.
»Ja.« Ich zwinge mich zu einem Lachen. »Hat bekommen, was er verdient hat.«
»Allerdings. Wie kann man nur so dreist sein? Stellt sich da hin und will uns verklickern, dass wir falschliegen – nur weil wir versuchen, die Menschheit zu retten! Ich meine, jeder weiß doch, dass er uns vernichten wollte. Und wenn wir draufgehen, dann wars das. Dann ist die Menschheit am Ende.«
»Absolut«, sage ich und versuche, nicht an Lukas Video zu denken. Das Video, in dem Galen Rye zugibt, uns zu manipulieren. Das Video, das zeigt, wie Happy gegen die Interessen der Menschheit handelt.
Lachend schüttelt Zariah den Kopf.
»Was ist?«, frage ich.
Sie dreht sich so, dass sie direkt auf ihren Bildschirm guckt, und spricht dann ganz leise aus ihrem einen Mundwinkel, sodass niemand außer mir sie hören kann. »Immer wieder erstaunlich, wie leicht es ist, einen auf gutgläubig zu machen.«
»Was … wie … was meinst du damit?«
»Komm schon, Chester, ich weiß doch, dass du anders bist als all die Schafe hier.«
Ich starre sie einen Moment lang an und wende mich dann schnell wieder dem Monitor zu, genau wie Zariah vorher: »Willst du damit etwa sagen …?«, flüstere ich.
»Ich will gar nichts sagen. Ich weiß nur, dass Leute wie wir beide, Chester, die Dinge von mehreren Seiten betrachten.«
Ich nicke. Was für ein irres Gefühl: Da tickt jemand genau wie ich! Ich lächele meiner Freundin zu und sie lächelt zurück.
Kurz starre ich sie sogar unverblümt an. In meinem Kopf dreht sich alles, aber ich bin froh. Dann wende ich mich wieder dem DNA-Strang zu, den ich heute zerlegen soll. Ich zoome die Nukleotide heran und nehme sie Stück für Stück auseinander.
»Hey, Chester, kann ich dir mal kurz was zeigen?«, fragt Zariah.
Von den Erwachsenen kennt niemand meinen Spitznamen. Ich hatte Angst, er könnte in ihren Ohren kindisch klingen.
»Äh, ja, klar.«
Zariah ist Ingenieurin. Ihre Aufgabe ist es, unser Datenanalyse-Equipment zu optimieren. Sie hat keine besondere Spezialisierung, sie kann einfach alles: Sie kann besser als jeder andere programmieren, konstruieren, Theorien und Hypothesen aufstellen, Dinge berechnen, neu einstellen und visualisieren. Wie gesagt: Sie ist wahrscheinlich die einzige Person in der 64. Etage, die schlauer ist als ich.
Sie greift sich ein Stück Code aus ihrem holografischen Projektor. Einen Moment lang schweben die Zeilen grün und blau in ihren Händen, dann wirft sie sie zu meinem Gerät hinüber. Mein Hologramm fragt mich, ob ich die Software installieren möchte.
»Na los«, ermuntert mich Zariah. Also lasse ich die Änderungen zu.
Sie tippt mindestens eine Minute lang wie wild auf ihrer virtuellen Tastatur herum. Dann überreicht sie mir etwas, das aussieht wie ein Ehering, ohne Scheiß.
»Was soll ich denn damit?«, frage ich.
»Na was wohl?«
»Ich werde dich nicht heiraten, Zariah.«
»Du glaubst im Ernst, ich würde einen Dummkopf wie dich heiraten? Na los, steck ihn an.«
Vorsichtig streife ich den kalten Draht über meinen Mittelfinger. Er sitzt ziemlich lose. Zariah steckt sich einen identischen Ring an, allerdings nicht auf den Mittelfinger, sondern auf den Daumen.
»Okay«, sage ich. »Und jetzt? Soll das so was wie ein Freundschaftsring sein …?«
Hör mir zu, unterbricht mich Zariah.
Ich bin zu verdutzt, um zu antworten. Die Stimme kam nicht aus ihrem Mund. Sie war in meinem Kopf.
Hörst du mich?, fragt sie, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben, und blickt mich eindringlich an.
»Was … ist … was passiert da?«, krächze ich.
Ich brauche deine Hilfe, Chester.
Ich versuche, mich zusammenzureißen. Das ist nur ein cooler Trick, ein geniales Stück Hightech.
»Wie funktioniert das?«, frage ich. »Steckt in dem Ring eine Art Lautsprecher, der bei einer bestimmten Frequenz vibriert oder …?«
Psst, wir haben nicht viel Zeit. Du weißt, wir dürfen Technik, die für die Testpersonen bestimmt ist, nicht benutzen. In ein paar Minuten werden Spots hier aufkreuzen. Allerdings wissen sie nicht, wozu diese Ringe in der Lage sind. Sie glauben, dass sie in einer Testsituation Daten über die Hautsekrete des Probanden liefern. Sie haben keine Ahnung, dass wir gerade miteinander sprechen. In einer Minute sind sie hier und werden uns die Dinger abnehmen, weil wir nicht damit herumspielen sollen.
Wie zum Teufel macht sie das?, frage ich mich.
Genau so, wie du es machst, kommt die prompte Antwort.
»Bei den Göttern!«, entfährt es mir. Mein Herz wummert. Zariah hat meine Gedanken gehört. Wie ist das möglich?
Zariah?, frage ich in meinem Kopf.
Ja, Chester, ich kann dich hören.
Das ist … unglaublich und … bahnbrechend!
Ich weiß! Ich hab mein Leben riskiert, um dieses Kommunikations-Feature in den Draht zu programmieren. Und ehe du jetzt an Zauberei oder so was denkst: Es ist keine Telepathie. Der Ring nimmt deine Gedanken auf, übersetzt sie in elektrische Impulse, speist diese dann in den Computer, der sie für den Empfänger in akustische Signale umwandelt.
Warum?, frage ich.
Weil ich nicht glaube, dass Galen Rye und sein treu ergebener Schoßhund von KI wirklich das tun, was sie uns glauben machen wollen. Ich werde von hier verschwinden und meine Tochter mitnehmen. Das einzige Problem: Mein Mädchen und ich wurden bei unserer Ankunft im Arc getrennt.
Ja, antworte ich, ich weiß. Alle Eltern und Erziehungsberechtigten wurden von ihren Kindern getrennt.
Und deshalb, Chester, brauche ich dich. Um meine Tochter zu finden.
Wie heißt sie?
Stellar Cohen. Suche sie und gib ihr den Ring, den ich in deine Tasche gesteckt habe.
Verstohlen taste ich die Taschen meiner Uniform ab. Tatsächlich. In einer von ihnen spüre ich den Ring.
Wann hast du das gemacht?, frage ich.
Spielt jetzt keine Rolle. Gibst du Stellar den Ring? Sag ihr, sie soll ihn gleich an dem Tag, an dem sie ihn bekommt, um Mitternacht anstecken. Bitte, Chester! Meine Kleine bedeutet mir alles.
Ich versuche, zu durchdenken, was das möglicherweise nach sich zieht. Was sie mit mir machen werden, falls sie mich schnappen. Doch ich komme nicht weit, denn in dem Moment wird die Tür des Datenraums aufgestoßen und zwei Spots marschieren direkt auf uns zu.
»Händigt die Technologie aus!«, sagt der Größere von beiden. Er hat die typische monotone, seelenlose Stimme der Upgegradeten.
»Aber natürlich«, ruft Zariah, als wäre das kein großes Ding. »Wir haben nur ein bisschen rumgealbert und so getan, als würden wir uns verloben.«
»Du hast die Anweisung bekommen, die Technologie auszuhändigen«, wiederholt der Lange, während sich die Kleinere im Hintergrund hält, ihre Ultraschallwaffe vor der Brust.
Dann mach ich wohl besser, was die beiden sagen, was?, klingt Zariahs Stimme in meinem Kopf. Falls du übrigens möchtest, dass ich deinem Dad eine Nachricht zukommen lasse, sag einfach Bescheid.
»Nein, ist schon okay«, sage ich laut, zu verwirrt, um meine Antwort über den Ring zu senden. Ich erstarre. Scheiße, jetzt werden die Spots sofort durchschauen, was läuft. Aber nein, sie blicken nur völlig ausdruckslos auf uns herab.
Zariah hat ihren Ring bereits abgestreift und ich folge ihrem Beispiel. Wir reichen sie den Spots, die sie wortlos entgegennehmen, auf dem Absatz kehrtmachen und zur Tür gehen.
Zariah will fliehen, denke ich. Sie misstraut Galen Rye und macht sich aus dem Staub.
»Wir wissen nicht mal, wozu diese Ringe überhaupt gut sind«, ruft sie den zwei Spots noch hinterher, aber da knallt die Tür schon hinter ihnen zu.
Ich starre Zariah lange an. Ein Teil von mir würde gerne zum nächstbesten Spot rennen und ihm erzählen, was sie plant. Allerdings ist es der Teil, der vor einigen Tagen ins Schwanken geraten ist.
Und was, wenn Luka doch recht hatte …?, frage ich mich und verbiete mir gleichzeitig, so zu denken. Auf keinen Fall will ich irgendwelche verräterischen Gedanken preisgeben, jetzt, wo ich weiß, dass Gedankenlesen möglich ist.
»Erfüllst du mir meinen Wunsch?« Zariah blickt mir direkt in die Augen.
Mein erster Gedanke ist: Nein, ich will da nicht reingezogen werden. Mein zweiter: Ein netter Mensch braucht Hilfe – und ich hab die Möglichkeit, zu helfen. Also nicke ich. Erleichtert lächelt sie. Und dann wenden wir uns wieder unserer Arbeit zu.
Den ganzen Tag über habe ich keine brauchbare Analyse hingekriegt. Gleich zweimal habe ich die falschen Intronen entfernt. Ich habe ein Nukleotid mit einem Dinukleotid verwechselt, ohne Scheiß! Und dreimal sind meine Experimente bei der Umesterung stecken geblieben.
Jetzt bin ich zum Abendessen im Kantinenbereich und versuche herauszufinden, welche der unzähligen Modifizierten Stellar Cohen, Zariahs Tochter, sein könnte.
»Du glaubst gar nicht, wie wütend ich auf den Kerl bin! Wollte uns ernsthaft weismachen, dass Galen Rye uns manipuliert!«, sagt Tansy.
Luka Kane ist immer noch das Hauptgesprächsthema.
»Äh … ja«, murmele ich, während mein Blick über die Menge schweift.
»Das Videomaterial war fake, ganz klar.« Xavier, ein Freund von Tansy, spießt ein Stück laborgezüchtetes Schweinefleisch auf seine Gabel. »Galen hätte so was nie gesagt«, ergänzt er mit vollen Backen. »Er hat die Menschheit vor der Auslöschung bewahrt und dieser kleine Scheißkerl behauptet, Galen sei der große Superschurke?«
»Dafür ist er jetzt ein toter kleiner Scheißkerl«, erwidert Tansy, und die beiden lachen sich halb tot.
Und was, wenn er doch recht hatte?, wäre es mir beinahe herausgerutscht, aber ich beiße mir gerade noch auf die Zunge. Für so einen Kommentar kann man im Nullkommanichts von der Bildfläche verschwinden.
»Hey, Chilly, was ist los mit dir?«, fragt Xavier.
»Häh? Was? Nichts.«
»Du träumst.« Tansy schnipst eine Erbse nach mir.
»Hm, kann sein. Können wir vielleicht das Thema wechseln? Ich hab die Nase voll von Luka Kane.«
»Hast recht.« Xavier nickt. »Wir sollten nicht so viele Gedanken an ihn verschwenden. Das ist doch genau, was er gewollt hat: im Mittelpunkt stehen.«
»Okay, und worüber wollt ihr dann sprechen?« Tansy scheint sich über den Themenwechsel zu ärgern.
Ich puste auf das heiße Stück Fleisch auf meiner Gabel und frage möglichst beiläufig: »Kennt ihr zufällig Stellar Cohen?«
»Stellar?« Tansy schaut mich mit unverhohlenem Ekel an. »Was willst du denn von der? Die ist ein Freak.«
»Die hat seit … keine Ahnung … zwei Jahren das Betriebssystem ihres Power-Cardio-Modulators nicht upgedated. Der läuft immer noch mit 5.6«, sagt Xavier, und die beiden wiehern erneut los.
Halbherzig falle ich in ihr Lachen ein. Hoffentlich sehen sie mir nicht an, dass mein eigener Power-Cardio-Modulator auch noch mit 5.6 läuft. Aber was solls? Solange er Blut durch meinen Körper pumpt … Er ist jedenfalls immer noch hundertmal effektiver als ein natürliches Herz.
»Ich hab eine Kontaktlinse im Fahrstuhl gefunden. Der Scan hat ergeben, dass sie Stellar gehört. Ich will sie ihr nur zurückgeben«, sage ich, als die beiden sich wieder eingekriegt haben.
»Ah, okay.« Xavier scheint mir die Lüge abzukaufen. »Sie ist gerade auf Patrouille. Aber morgen hat sie denselben Frühstücks-Slot wie du. Sie ist diese ellenlange Bohnenstange mit der ach so sexy Stachelfrisur. Wann war das cool? Vor fünf Jahren?«
Wieder prusten sie los, und diesmal lache ich nicht mit, denn mir geht zum ersten Mal auf, wie beschränkt die beiden sind.
Auch diese Nacht kann ich nicht einschlafen.
Noch immer spukt mir Luka durch den Kopf, doch vor allem bin ich nervös wegen der Ringübergabe morgen. Die Aktion macht mir ein bisschen Angst, aber irgendwie ist sie auch spannend. Und ich habe wirklich das Gefühl, etwas Gutes zu tun.
Das hatte ich bislang immer nur in Bezug auf das Arc. Ich war immer überzeugt gewesen, Teil von etwas Gutem und Großem zu sein, aber jetzt …
Nein!, denke ich. Genau das wollte Luka Kane ja mit seinem Fake-Video und seinen Lügengeschichten erreichen!
Ich schiebe meine Hände unter das Kopfkissen und taste nach dem Metallring. Dem Ring, der Gedanken in elektrische Impulse verwandelt und sie dem Träger oder der Trägerin des zweiten Rings übermittelt. Das ist so eine geniale Erfindung wie die des Telefons damals. Sie hat das Zeug, die Welt zu verändern.
Ich streife mir den Ring über den Finger und sende einen Gedanken aus. Vielleicht trägt Zariah ihren Ring ja auch gerade?
Kannst du mich hören?, denke ich.
Die Antwort kommt umgehend – und lässt mich erstarren.
Du musst uns helfen!, schreit eine Mädchenstimme in meinem Kopf. So laut, dass mir fast der Schädel platzt. Hastig reiße ich den Ring runter und drücke die Hände gegen meinen Kopf.
»Was zum Teufel war das?«, keuche ich. Der muss kaputt sein. Oder Zariah hat beim Programmieren irgendwas falsch gemacht.
Ich liege in meiner Kapsel, atme ein paarmal tief durch und schwöre mir, den Ring auf keinen Fall wieder anzustecken. Doch eine Minute später kann ich nicht anders.
Wer ist da?, frage ich ins Nichts.
Hilf mir, bitte! Bitte rette mich! Mach dich auf die Suche nach mir! Bei den Göttern! Es ist so dunkel hier, so verdammt dunkel!
Hey, hör zu. Ich versuche, die panische Stimme des Mädchens mit meinen Gedanken zu übertönen. Aber entweder hört sie mich nicht oder sie ist verrückt. Sie klingt richtig entsetzt und es wird nur noch schlimmer.
Was ist das? Was ist das für ein Geräusch? Wo sind die anderen? Was ist das? Wo seid ihr? Wo seid ihr alle?
Und dann höre ich sie nur noch schreien. So grauenerregend schreien, dass ich es nicht mehr aushalte. Mit zitternden Fingern ziehe ich den Ring ab. An Schlaf ist nicht mehr zu denken.
Meine Hände zittern immer noch, als sich die Schlafkapsel zu drehen beginnt.
Die Stimme, die in meinem Kopf um Hilfe geschrien hat, muss einer der Testpersonen oben im Labor gehören, anders kann ichs mir nicht erklären. Du weißt, wir dürfen Technik, die für die Testpersonen bestimmt ist, nicht benutzen – das waren Zariahs Worte. Und das müsste doch heißen, dass die Testpersonen die Einzigen außer uns in diesem gigantischen Gebäude sind, die für dieses Gedankenübertragungsding infrage kommen, oder? Also muss jemand geschrien haben, mit dem wir … mit dem ich Tag für Tag herumexperimentiere. Dem ich das Geheimnis seiner Heiltechnologie entreißen soll. Und das wiederum würde bedeuten … dass wir die Leute dort oben foltern!
Seit letzter Nacht habe ich einen neuen Song im Kopf. Ich weiß nicht mal, wie er heißt, aber der Text geht so:
I don’t want to get well,
I don’t want to get well.
I’m glad they shot me on the fighting line …
Ich versuche schon die ganze Zeit, an etwas anderes zu denken, aber es funktioniert einfach nicht. Die drei Textzeilen dudeln weiter in meinem Gehirn, wie eine gesprungene Schallplatte.
Ich hab das Gefühl, durchzudrehen. Es ist seltsam, aber ich stelle plötzlich alles infrage, woran ich bisher felsenfest geglaubt habe. Ist Galen Rye wirklich so ein mutiger und heldenhafter Anführer? Verfolgt Happy als allwissende Künstliche Intelligenz wirklich die Interessen von uns Menschen? Stehe ich wirklich auf der richtigen Seite der Geschichte?
Ich klettere durch die bullaugenartige Tür in die Waschzelle und versuche mir nicht weiter den Kopf zu zerbrechen, während ich abgeduscht und getrocknet werde. Dann schlüpfe ich in meine schwarze Uniform und bahne mir meinen Weg in den Kantinenbereich, um zu frühstücken. Suchend blicke ich mich nach einem Mädchen mit Stachelfrisur um.
Sie ist nicht zu übersehen. Sie steht am Ende der Essensschlange und ist tatsächlich ziemlich groß, bestimmt an die zwei Meter. Und sehr breitschultrig. Sogar aus der Entfernung spüre ich ihre Leckt-mich-doch-Ausstrahlung. Wahrscheinlich hat sie sich die zugelegt, weil sie sich ständig blöde Bemerkungen von Leuten wie Tansy und Xavier anhören muss.
I don’t want to get well,
I don’t want to get well.
I’m glad they shot me on the fighting line …
Ich lasse die Song-Zeilen noch einmal abspielen, dann fasse ich mir ein Herz und steuere auf sie zu.
»Hey, du bist Stellar, oder?«
»Lass mich raten«, antwortet sie, ohne sich umzudrehen. »Du willst wissen, wie das Wetter bei mir hier oben ist?«
»Häh? Nein … Ich bin nicht … Nein, überhaupt nicht. Ich heiße Chill … Chester. Ich bin Chester und ich …«
»Also, Chill-Chester oder wie immer du heißt: Richte doch bitte den Typen, die dich geschickt haben, aus, dass sie sich ins Knie ficken sollen, ja?«
»Äh … ich bin von niemandem geschickt worden, ich möchte nur …«
»Zieh Leine, Junge. Ich wills nicht wissen.«
»Es geht um deine Mutter«, flüstere ich.
Stellars Hand, die gerade nach einem Brötchen greift, hält in der Luft inne. Als wollte sie testen, ob das Brötchen auch per Telekinese zu ihr kommt.
»Was ist mit meiner Mutter?«, fragt sie. Sie hat sich immer noch nicht umgedreht.
»Ich arbeite mit ihr zusammen im Datenraum im 64. Stock.«
»Was zum Teufel hat ein Kind oben im 64. Stock zu suchen?«
»Ich bin offensichtlich so was wie ein Genie.«
»Wenn du so ein Genie bist, warum redest du dann wie ein Idiot?«
Weitere Mod-Soldaten reihen sich in die Schlange ein und ich senke meine Stimme.
»Okay, Punkt für dich. Aber ich arbeite wirklich dort oben. Und deine Mutter hat mich gebeten, dir etwas zu geben.«
Jetzt dreht sich Stellar endlich um. »Was?«, fragt sie und ihre Stimme klingt plötzlich viel weicher.
»Das hier«. Ich reiche ihr den Ring so unauffällig wie möglich und Stellar betrachtet ihn.
»Warte! Noch nicht überstreifen. Wenn sie dich damit erwischen, nehmen sie ihn dir ab.«
»Was ist das?«, flüstert sie. »Fühlt sich an wie ein Ring.«
»Es ist eine Möglichkeit, mit deiner Mutter zu kommunizieren. Stecke ihn heute um Mitternacht in deiner Schlafkapsel an.«
Ende der Leseprobe