The Crown - Corentin Lamy - E-Book

The Crown E-Book

Corentin Lamy

0,0

Beschreibung

God save the Queen - Der Faktencheck zur Netflix-Kultserie  Die Serie über das Leben von Queen Elizabeth II. und ihrer Familie schlägt mit jeder Folge mehrere Millionen Zuschauer in ihren Bann. Doch wie viel der Netflix-Kultserie "The Crown" ist historische Realität und was ist Fiktion? Der Schöpfer der Serie, Peter Morgan, ist einer der bedeutendsten Spezialisten für die britische Monarchie. Er steht allerdings, wie er selbst sagt, eher auf der "romantischen Seite der Geschichte". Zeit also für einen Faktencheck und die Entschlüsselung der historischen Begebenheiten aller vier bisher ausgestrahlten Staffeln.   -  Haben Treffen, Gespräche und Ereignisse wirklich so stattgefunden?  -  Werden Garderobe, Schmuck und Requisiten realistisch wiedergegeben?  -  Zahlreich Presse-Ausschnitte und Bilder belegen die recherchierten Fakten Eine detailierte und gut recherchierte Analyse  Dieses Buch geht ins Detail. Die Autoren analysieren Folge für Folge und nehmen alle wichtigen Inhalte und Ereignisse unter die Lupe. Sie prüfen auch, ob die getragenen Kleider und Diademe sich an der Realität orientieren und belegen ihre Recherche-Ergebnisse anhand zahlreicher Presse-Dokumente und Bilder.    Mit diesem Buch liefern die Journalisten Joffrey Ricome, Pierre Trouvé und Corentin Lamy einen detailierten und fundierten Faktencheck zu dieser königlichen Kultserie. Und mit dieser Arbeit kennen sie sich aus: sie betreiben gemeinsam den Podcast "Vérifiction", in dem sie sehr erfolgreich TV-Serien und Kinofilme einem Faktencheck unterziehen. Alle drei Autoren schreiben außerdem regelmäßig für die Zeitung "Le Monde".

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 298

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Corentin LamyJoffrey RicomePierre Trouvé

THECROWN

THECROWN

DIE KULTSERIE IM FAKTENCHECK

Corentin LamyJoffrey RicomePierre Trouvé

HEEL

HEEL Verlag GmbH

Gut Pottscheidt

53639 Königswinter

Tel.: 02223 9230-0

Fax: 02223 9230-13

E-Mail: [email protected]

www.heel-verlag.de

Deutsche Ausgabe:

© 2021 HEEL Verlag GmbH

Originalausgabe:

© 2021, Editions Gründ, un département d’Edi8, Paris

Published in the French language originally under the title:

The Crown, le vrai du faux

Autoren: Corentin Lamy, Joffrey Ricome, Pierre Trouvé

Layout und Konzept: Julia Philipps

Deutsche Ausgabe:

Übersetzung aus dem Französischen: Ingrid Price-Gschlössl, in Zusammenarbeit mit First Edition Translations Ltd, Cambridge, UK und Ulrike Reihn-Hamburger

Satz: Birgit Beyer, grafikdesign.beyer, Köln

Covergestaltung: My Linh Nguyen, Heinsberg

Coverbilder: © picture alliance/ZUMAPRESS.com | Keystone Press Agency

Rücken: © iStockPhoto/Bet_Noire

Rückseite: © Everett Collection/Bridgeman Images (oM, or); © Ron Bell/PA Images/Alamy Stock Photo (ul); © Netflix/Everett Collection/Bridgeman Images (ur); © Des Willie – Netflix – Left Bank Pictures – Sony PicturesTelevision Production UK/Collection Christophel (uM); © PA Images/Alamy Stock Photo (ol)

Projektleitung: Ulrike Reihn-Hamburger

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks, der Wiedergabe in jeder Form und der Übersetzung in andere Sprachen, behält sich der Herausgeber vor. Es ist ohne schriftliche Genehmigung des Verlags nicht erlaubt, das Buch und Teile daraus auf fotomechanischem Weg zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer bzw. mechanischer Systeme zu speichern, systematisch auszuwerten oder zu verbreiten. Ebenso untersagt ist die Erfassung und Nutzung auf Netzwerken, inklusive Internet, oder die Verbreitung des Werkes auf Portalen wie Google Books.

– Alle Rechte vorbehalten –

Printed in Czech Republic

ISBN 978-3-96664-307-8

eISBN 978-3-96664-330-6

Inhalt

Vorwort

Staffel 1

Episode 1Wolferton Splash

Episode 2Hyde Park Corner

Episode 3Windsor

Episode 4Naturereignis

Episode 5Verschleierung

Episode 6Dynamit

Episode 7Wissen ist Macht

Episode 8Stolz und Freude

Episode 9Attentäter

Episode 10Gloriana

Staffel 2

Episode 1Fehlentscheidung

Episode 2Männergesellschaft

Episode 3Lissabon

Episode 4Beryl

Episode 5Marionetten

Episode 6Vergangenheit

Episode 7Matrimonium

Episode 8Liebe Mrs. Kennedy

Episode 9Pater familias

Episode 10Der geheimnisvolle Mann

Staffel 3

Episode 1Olding

Episode 2Margaretologie

Episode 3Aberfan

Episode 4Bubbikins

Episode 5Coup

Episode 6Tywyzog Cymru

Episode 7Mondstaub

Episode 8Mann in der Schwebe

Episode 9Zwickmühle

Episode 10Cri de coeur

Staffel 4

Episode 1Gold Stick

Episode 2Der Balmoral-Test

Episode 3Märchen

Episode 4Lieblinge

Episode 5Fagan

Episode 6Terra Nullius

Episode 7Die Erblinie

Episode 848 zu 1

Episode 9Lawine

Episode 10Krieg

Quellen

Vorwort

IstThe Crown die verfilmte Biographie Elizabeths II.? Auf den ersten Blick könnte man das meinen. Auf jeden Fall erlaubt uns diese Serie, eine sehr junge, noch naive und unerfahrene Königin kennenzulernen. Ganz im Gegenteil zu dem, was den Zuschauern des frühen 21. Jahrhunderts geläufig ist. Denn als die erste Staffel auf Netflix startete, war die echte Elizabeth II. bereits die bekannteste Neunzigjährige der Welt – und ihre Regentschaft die längste, die es in Großbritannien je gab.

Doch schon bald wendet sich die Serie auch anderen illustren Figuren des englischen Königshauses zu. Von Philip bis Margaret, über Charles und den ehemaligen König Edward VIII. ist The Crown das Spiegelbild einer ganzen Familie. Indem er alle Äste des Stammbaums nachzeichnet, erforscht Serienschöpfer Peter Morgan ebenso viele faszinierende Handlungsstränge. Und er kennt die Geschichte der königlichen Familie gut, denn Peter Morgan hat auch das Drehbuch zu Stephen Frears’ Film The Queen verfasst, für den die Schauspielerin Helen Mirren 2007 als Beste Hauptdarstellerin mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Aber auch das Verhältnis der Queen zu ihren Premierministern kennt Morgan genau: 2013 schrieb er das Stück The Audience, ebenfalls mit Helen Mirren in der Hauptrolle der Königin, in dem die wöchentlichen Audienzen der Queen mit jedem einzelnen ihrer Premierminister inszeniert werden. Auch die 2016 erstmals erschienene Serie The Crown räumt den Bewohnern von Downing Street Nr. 10 einen bedeutenden Platz ein, etwa mit einem in schillernden Farben gezeichneten Winston Churchill, der als Mentor der Queen präsentiert wird, oder einem von einer Krise seines Egos gebeutelten Anthony Eden – und, wenn man Peter Morgan Glauben schenken darf, seiner Unfähigkeit.

Doch reichen eine Besetzung mit Quasi-Doppelgängern, eine unglaubliche Sorgfalt in der Ausstattung und Gestaltung der Sets und der Kostüme und ein Regisseur, der darauf abonniert ist, sich von realen Ereignissen inspirieren zu lassen, aus, um diese Blockbuster-Serie zu einem unumstrittenen Werk der Geschichte zu machen? Nicht wirklich! Die Vorbereitungen für unseren Podcast Vérifiction, in dem wir Fakten und Fiktion beliebter Filme und Serien auseinanderdividieren, haben dies im Dezember 2019, kurz nach Ausstrahlung der 3. Staffel auf Netflix schnell gezeigt. Und doch schafft es die Serie The Crown durch eine Vielzahl überlebensgroßer Details und einen scharfen Kennerblick, in vielerlei Hinsicht ein sehr genaues Bild ihrer Charaktere zu zeichnen – wenn man bereit ist, einen Schritt zurückzutreten. Um dieses Gesamtbild jedoch in ein Serienformat zu bringen, mussten Peter Morgan und sein Team so viele Annäherungen, kleine Unwahrheiten und grobe Vereinfachungen zusammenbringen, dass es für uns unmöglich war, sie in einem einstündigen Podcast alle aufzuzeigen.

Also beschlossen wir, noch einmal von vorne zu beginnen und die Serie Episode für Episode mit historischem Archivmaterial zu konfrontieren – schriftlichem, fotografischem und filmischem. Und doch geht es uns nicht darum, zu sagen, die Serie sei richtig oder falsch. Es geht uns vielmehr darum, es dem Leser zu ermöglichen, über den Horizont der Netflix-Serie hinauszublicken und sie wieder mit den Fakten zu verbinden. The Crown ist ein Kunstwerk, das daran interessiert ist, die Verwicklungen seiner Charaktere zu schildern und dabei spannend zu bleiben.

Wir hoffen, dieses Buch wird ein liebgewonnener Begleiter auf dieser Reise durch über 40 Jahre einer besonders spannenden königlichen Familie, während wir auf die beiden finalen Staffeln der Serie warten.

DAS TEAM VON VÉRIFICTION

Staffel 1

Episode 1Wolferton Splash

Es ist der 19. November 1947. Elizabeth, 21, und Philip, fünf Jahre älter, stehen kurz vor ihrer Hochzeit. Ein junges Paar fast wie jedes andere, bis auf ein Detail: Elizabeth Windsor ist die älteste Tochter von König George VI. und als solche die Erbin des Throns von England.

Juli 1947: Prinzessin Elizabeth und Philip Mountbatten haben gerade ihre Verlobung bekannt gegeben.

Ihr Verlobter Philip trägt einige wohlklingende Titel: Er ist der Urenkel von Christian IX., König von Dänemark, und zählt, wie natürlich auch seine entfernte Cousine Elizabeth, Königin Victoria zu seinen Ururgroßmüttern. Vor allem ist er der Enkel des verstorbenen Georg I., König von Griechenland. Und obwohl dieser junge Mann dänischer, russischer, österreichischer und englischer Herkunft kein Wort Griechisch spricht, und obwohl er nur selten einen Fuß in sein Heimatland gesetzt hat (die Hälfte seiner Jugend verbrachte er in Großbritannien, den Rest in Frankreich und Deutschland), so bleibt er doch de facto Prinz von Griechenland, der – wer weiß – eines Tages den Thron erben könnte.

Um Ehemann der zukünftigen Königin von England zu werden, musste dieses Mitglied des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg auf seinen Namen, seinen Titel Prinz von Griechenland (und Dänemark) und seine Nationalität verzichten. Es ist der 19. November 1947, und in der ersten Szene von The Crown wird Philip mit einer einfachen Unterschrift britischer Untertan – unter dem Namen Mountbatten. Es ist der Mädchenname seiner Mutter ... Gleichzeitig wird er von König George VI. zum Duke of Edinburgh ernannt, tauscht mit ihm einen kräftigen Händedruck, raucht eine Zigarette und eilt zu seinem Junggesellenabschied: keine Zeit zu verlieren, er und Elizabeth werden am nächsten Tag heiraten.

Diese allererste Szene von The Crown ist typisch für die gesamte Serie: Nichts ist völlig falsch, aber alles etwas eilig, durcheinander, komprimiert und fokussiert auf eine Gleichzeitigkeit, die den Autoren vor allem dazu dient, eine ihnen gefällige Charaktereigenschaft Philips zu betonen (in diesem Fall sein Ruf als Lebemann). In Wirklichkeit wurde Philip bereits neun Monate zuvor britischer Untertan. Zum Herzog wurde der Lieutenant natürlich tatsächlich ernannt, allerdings am Morgen der Hochzeit, also am 20. November 1947 und nicht am Tag zuvor. Für einen Junggesellenabschied war also höchstens im Vorfeld Zeit.

Churchill, ein wahrer Held

Neben Elizabeth, ihrem kranken Vater und ihrem nagelneuen Ehemann wird in dieser ersten Folge eine vierte Figur eingeführt, die wir in allen Episoden dieser Staffel (außer einer) wiedersehen werden. Winston Churchill, damals 72 Jahre alt, ist ein wahrer Held: Unter seiner Führung als Premierminister leistete England im Zweiten Weltkrieg Widerstand und triumphierte über Deutschland. In der Serie erhebt sich die Menge, als er bei den Hochzeitsfeierlichkeiten Westminster Abbey betritt. Und der alte Pfau kalkuliert seinen Auftritt gut: Er wartet einige Sekunden am Eingangsportal der Abtei, um dann genau in dem Moment einzutreten, als die ersten Zeilen von „I Vow to Thee, My Country“ angestimmt werden. Und tatsächlich wurde Churchill auch in Wahrheit von einem Teil der etwa 2.000 Hochzeitsgäste mit stehenden Ovationen begrüßt, allerdings nicht während der ersten Zeilen dieses patriotischen Liedes, denn es wurde an diesem Tag gar nicht gespielt.

Bekannt für seine Wortgewandtheit und seinen Charakter, stellt Churchill ein perfektes Werkzeug für die Autoren dar, im Laufe der Zeremonie eine Reihe unangenehmer historischer Fakten in Erinnerung zu rufen. Man hört ihn die Abwesenheit Philips älterer Schwestern bemerken, „die mit Nazis verheiratet sind“. Mit Nazis? Nun, auf jeden Fall mit deutschem Hochadel. Während Philip (dessen Ausbildung von Kurt Hahn, einem vor den Nazis geflohenen deutschen Juden, übernommen worden war) während des Krieges in der britischen Marine kämpfte, diente der Ehemann seiner Schwester Sophie als hochrangiger SS-Offizier. Sie und ihr Mann, Christoph Prinz von Hessen, gaben ihrem ältesten Sohn Adolf als zweiten Vornamen. Es existiert auch ein Foto, auf dem Sophie bei Görings Hochzeit Hitler gegenübersitzt.

Cecilia, eine weitere seiner Schwestern, und ihr Mann engagierten sich seit 1937 ebenfalls eindeutig für die Nazi-Partei, sie sind allerdings bereits sechs Monate später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, zehn Jahre vor der königlichen Hochzeit. Ein Foto von ihrer Beerdigung zeigt zahlreiche Nazi-Würdenträger in Uniform … und auch Cecilias jüngeren Bruder Philip. Und während, so die Daily Mail, Margaritas Mann 1944 aus der Ferne am versuchten Attentat auf Hitler beteiligt war, kämpfte er zuvor für Deutschland an der russischen Front, wo er schwer verwundet wurde.

Philips Mutter nahm an der königlichen Hochzeit teil, aber anders als ihr Alter Ego in der Serie war Alice von Battenberg bei der Hochzeit nicht als Nonne gekleidet, wie historische Fotos eindeutig belegen. Im Gegensatz zur Krönung sechs Jahre später.

Ein veralteter Schwur

Churchills Frau Clementine ist ebenfalls nicht auf den Mund gefallen. Die Baroness ist besonders erstaunt über die Gelübde, die Elizabeth bei der Hochzeit ablegt, und dass sie einen Schwur beinhalten, ihrem Mann „zu gehorchen“ – eine Anspielung auf die Kontroverse, die diese Entscheidung in Großbritannien ausgelöst hat. Denn es war zu diesem Zeitpunkt in der anglikanischen Kirche bereits seit zwanzig Jahren akzeptiert, dieses unzeitgemäße Versprechen der Unterwerfung in den Gelübden auszulassen. Modernität ist jedoch nicht die Stärke der britischen Krone, und so sollte es bis 1981 und der Hochzeit von Charles und Diana dauern, bis eine Prinzessin es riskierte, den Gehorsamseid gegenüber ihrem Ehemann nicht zu leisten. In jüngerer Zeit sind Kate Middleton und Meghan Markle, die Ehefrauen der Prinzen William und Harry, ihrem Beispiel gefolgt.

Sorgfältig reproduzierte Kostüme

Wenn etwas in dieser ersten Episode mit großem Respekt vor der historischen Realität wiedergegeben wurde, dann sind es die Kostüme - insbesondere das Kleid, das die Schauspielerin Claire Foy (Elizabeth) während der Hochzeitsszene trägt. Angefertigt wurde es, wie die meisten der Kostüme, von Michele Clapton, die auch an der Serie Game of Thrones mitgearbeitet und es nach Fotos reproduziert hat. Der Zustand des Originalkleides, das von Sir Norman Hartnell entworfen und von den Gemälden Botticellis inspiriert wurde, hatte sich mit der Zeit und durch die zahlreichen Ausstellungen, auf denen es zu sehen war, zu sehr verschlechtert. Ein Detail scheint ihr jedoch (absichtlich?) entgangen zu sein: der leichte Defekt der Tiara von Prinzessin Elizabeth. Tadellos in der Serie, hat es tatsächlich eine kleine Lücke. Die fragliche Tiara war kein schlecht gemachter Nippes: Sie wurde aus einer Halskette der Großmutter der Prinzessin, Königinmutter Mary, entworfen, die sie von der Großmutter ihres verstorbenen Mannes, Königin Victoria, hatte. Aber sie war beschädigt und musste noch am Hochzeitstag repariert werden.

Die letzten Jahre König Georges VI.

König George VI. sollte fünf Jahre (eine Episode) später an einem Blutgerinnsel in seinem Herzen im Schlaf sterben. Die Serie konzentriert sich auf seinen Lungenkrebs, und es stimmt, dass ihm vier Monate vor seinem Tod in einem im Schloss eingerichteten Operationssaal der linke Lungenflügel entfernt werden musste. Das Organ wurde aber – wie der Mirror berichtet – in eine passende Box gelegt und ordnungsgemäß eingeäschert. Aber das war nicht das einzige gesundheitliche Problem, das durch sein starkes Rauchen verursacht oder verschlimmert wurde: Nur ein Jahr nach der Hochzeit seiner Tochter hätte er beinahe sein rechtes Bein verloren. Es konnte nur knapp durch die Entfernung einer ganzen Reihe von Lymphknoten gerettet werden. Glaubte er nach seiner Lungenoperation wirklich, er sei gerettet – wie die Serie zeigt? The Crown deutet darauf hin, dass der König seine Tochter auf die Nachfolge vorbereitete, und auch in der Realität reiste sie nicht ohne ein schwarzes Kleid, und auch nicht ohne ein Exemplar der Thronbesteigungserklärung, die sie abzugeben bereit war. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass er sich für wirklich gerettet hielt.

Prinzessin Elizabeth und George VI. im Buckingham Palace.

Beisetzung Georges VI. am 15. Februar 1952

Episode 2Hyde Park Corner

Zu Beginn der 2. Folge sehen wir eine nervöse Prinzessin Elizabeth, die sich auf dem Rollfeld des Flughafens von Nairobi, wo sie gerade gelandet ist, darauf vorbereitet, eine Rede zu halten. Der Besuch ist recht belanglos: Er ist – so glaubt sie noch – nur der Auftakt der bevorstehenden Weltreise, die sie über Südafrika und Australien bis nach Neuseeland führen soll.

Doch diese 25-jährige Frau trägt das Gewicht des gesamten Commonwealth auf ihren Schultern. Sie vertritt ihren Vater, der zu krank ist, um diese Reise selbst zu unternehmen. Und durch die noch etwas zögerliche Stimme der Prinzessin spricht tatsächlich die Krone. Die mehrmonatige Reise beginnt, fast wie ein Urlaub, mit einigen Tagen in Kenia. Es ist ein winziges Detail, aber The Crown bietet unzählige davon: Die Serie zeigt das königliche Paar, wie es bei Tisch sehr förmlich bedient wird. Das Personal kümmert sich mit großer Ehrerbietung und serviert das Essen auf Platztellern etc. Tatsächlich bedienten sich Elizabeth und Philip bei Tisch zu dieser Zeit gern ohne viel Aufhebens selbst.

Die zukünftige Königin Elizabeth II. und Prinz Philip am 6. Februar 1952 während ihres Besuchs in Kenia.

Duell im Baumwipfel

Andererseits erweckt The Crown den Eindruck, dass Elizabeth und ihr Ehemann Philip schon am nächsten Tag den Weg zum Treetops Hotel antraten, wo sie eine beeindruckende Suite im Baumwipfel eines 20 Meter hohen Baumes erwartete. In Wirklichkeit, so erklärt ihr Leibwächter Jim Corbett in seinen Memoiren, waren sie, als sie im Hotel ankamen, bereits fünf Tage in Kenia, hatten zeremonielle Pflichten erfüllt und waren auf einer langen Safari im Aberdare-Nationalpark. Eine der Dramaturgie geschuldete Verkürzung mit einem geschummelten Highlight: Auch wenn das Prinzenpaar die Reise zu Fuß beendete und dabei bis auf zehn Meter an sehr aufgeregten Elefanten vorbeikam, so gab es doch keine dramatische Konfrontation zwischen Philip und einem Dickhäuter, wie sie uns The Crown zeigt.

Die Zeugen waren tatsächlich von der Coolness des Paares überrascht, wie der Sender ABC berichtet. Doch musste Philip nicht wirklich ein Ablenkungsmanöver starten, während Elizabeth und ihr Begleiter die Treppe zum „Baumhaus“ hinaufstiegen. Wie zu vermuten ließen sie es sich jedoch nicht nehmen, von ihrem bequemen Sitzplatz aus die Tiere zu filmen, die zum Trinken an ein nahegelegenes Wasserloch kamen – auch, wenn sie dafür mitten in der Nacht aufstehen mussten. Sie waren so fasziniert, dass sie noch vor Tagesanbruch aufstanden, um am frühen Morgen weiter zu filmen. Im Gegensatz dazu zeigt The Crown, wie Elizabeth auf der Terrasse schläft und von einem Raubvogel geweckt wird. Diesen Raubvogel gab es tatsächlich. Wir wissen jedoch nicht, ob die Prinzessin ihren Mann im Bett liegend gefilmt hat, wie in der Serie - und noch weniger, ob er nackt war. Da der Herzog laut Zeitzeugen eine Abneigung gegen Pyjamas hatte, könnte dies aber vielleicht tatsächlich so gewesen sein. Time erzählt uns, dass sie Speck und Eier gefrühstückt haben und den Pavianen Bananen zuwarfen. Eine Szene, die wahrscheinlich weniger eindrucksvoll ist als ein wütender Elefant.

Der König ist tot, es lebe die Königin

Währenddessen in London ... Die historischen Ereignisse sind bekannt, ebenso wie der Satz Colonel Jim Corbetts: „Eine Prinzessin stieg auf den Baum, eine Königin kam herunter.“ Denn in dieser Nacht starb König George VI., ihr Vater. Wie uns die Serie zeigt, hatte er den Tag auf der Jagd verbracht und für den nächsten Tag dasselbe geplant. Aber verbrachte er seinen letzten Abend, wie in The Crown gezeigt, umgeben von seinen Jagdgefährten und sang am Klavier für das Publikum das Lied „Bewitched, Bothered and Bewildered“ im Duett mit seiner anderen Tochter Margaret? Nein: Wie Time berichtet, verabschiedete er seine Gefährten, indem er seine Stiefel auszog und sich für den nächsten Morgen verabredete. Jared Harris, der in der Serie den König verkörperte, sagte gegenüber Vulture, „George VI. hätte dies niemals getan. Er hätte wahrscheinlich gerne das Selbstvertrauen gehabt, aber er hätte das niemals getan.“ Es bleibt eine der schönsten Szenen der Serie: der Abschied eines Mädchens von seinem Vater, der zu spüren scheint, dass nichts mehr so sein wird wie zuvor. Der Abend verlief nicht unbedingt so, und er endete auch nicht genau so: Die Serie zeigt uns, wie der König einen Fernsehbericht über Elizabeths Reise sieht, während ein Kammerdiener ihm eine Decke über seine Beine legt. In Wirklichkeit fand ihn sein Diener (der ihm eine heiße Schokolade brachte) im Bett liegend und in einer Sportzeitschrift blätternd. So viel zum Thema Symbolik. Der Diener war der letzte Mensch, der George VI. lebend sah: Er starb in dieser Nacht im Schlaf an einer durch sein Rauchen verursachten Koronarthrombose. Ein Blutgerinnsel hatte sich in seinem Herzen festgesetzt.

Hyde Park Corner

„Rufen Sie den Außenminister an und sagen Sie ihm, ‘Hyde Park Corner’. Er wird es verstehen.“ In der Serie erhält Churchill mit diesen mysteriösen Worten die Nachricht vom Tod seines Königs. „Hyde Park Corner“? Der Außenminister mag es verstanden haben, aber wir Zuschauer natürlich erst einmal nicht. Tatsächlich ist es der Code, der verwendet wurde, um all die Verfahren einzuleiten, die zum Zeitpunkt des Todes des Königs in Gang gesetzt werden müssen – ohne mögliche Mithörer zu alarmieren. Genauso hat heute das Protokoll zum Tod von Königin Elizabeth II. einen eigenen Code: „Operation London Bridge“.

In der Serie war es ein Telefonanruf von Reuters, das dem Stab der Queen die Nachricht brachte. In der Realität kursieren unterschiedliche Versionen. Es könnten auch Journalisten vor Ort gewesen sein oder ein Telegramm. Jedenfalls war es der Duke of Edinburgh, der im Laufe des Nachmittags als erster informiert wurde. Und er war es auch, der es auf sich nahm, die Prinzessin zu informieren, die ohne es zu wissen Königin geworden war. Ein Detail gibt es jedoch: In der Serie gesellt sich Elizabeth zu Philip in den Garten, während in Wirklichkeit, wenn man der Aussage Michael Parkers (Freund und Privatsekretär des Herzogs) glauben darf, Philip sie dort hinführte. Wir sind pingelig!

Elizabeth II. steigt am 8. Februar 1952 in schwarz aus dem Flugzeug aus Kenia.

Die Wahl ihres Namens als Königin war tatsächlich sehr einfach: „Lasst uns die Dinge nicht unnötig verkomplizieren“, sagt Elizabeth in der Serie, bevor sie ihren eigenen Vornamen als Namen für ihre Regentschaft wählt. Ganz so selbstverständlich war dies aber nicht: Ihr Vater Albert (George VI.), ihr Onkel David (Edward VIII.), ihr Urgroßvater Albert (Edward VII.) oder auch ihre Ururgroßmutter Königin Victoria (Alexandrina): Sie alle haben, anders als ihr Großvater George V., unter einem anderen Namen als ihrem Rufnamen regiert. Und wer sagt, dass in Zukunft ihr Sohn Charles als Charles III. und ihr Enkel William als William V. regieren werden?

Eine dringende Rückkehr

Tatsache ist, dass Königin Elizabeth II., wie wir sie nun nennen müssen, gezwungen war, ihre Weltreise abzubrechen und sofort nach London zurückzukehren. Unter den Augen der Fotografen traf sie am Flughafen ein. Aus Respekt vor ihrer Trauer (laut Serie) oder weil sie dazu aufgefordert wurden (laut Zeugen) verzichteten diese jedoch darauf, sie zu fotografieren. Ihre Landung in Großbritannien folgte am nächsten Tag. Und hier folgt eine der größten Freiheiten, die sich diese Episode nimmt, die sich sonst sehr treu an die historischen Fakten hält: Die Königin habe sich dringend ein schwarzes Kleid bringen lassen müssen, um in Trauer aus dem Flugzeug steigen zu können. In Wahrheit undenkbar: Um die Krankheit ihres Vaters wissend, wäre sie nie auf Reisen gegangen, ohne ein schwarzes Kleid in einem ihrer 74 Gepäckstücke. Wahr ist jedoch, dass sie weder einen schwarzen Hut noch schwarze Handschuhe hatte. Der Hut wurde tatsächlich diskret an Bord gebracht, während Churchill und Vertreter der Oppositionsparteien auf dem Rollfeld warteten. Die Handschuhe wurden ihr angeblich von der Frau des Privatsekretärs des Generalgouverneurs von Kenia geliehen. Der Patensohn dieser Dame, der britische Comedian Charles Collingwood, erzählte diese Anekdote jedenfalls 2012 während der Dreharbeiten zu einer Fernsehshow.

Elizabeth II. und Prinz Philip 1952 während ihrer Kenia-Reise.

Zum Schluss wollen wir uns auf den zweiten Handlungsstrang dieser Episode stützen, der im Laufe dieser Staffel immer mehr an Bedeutung gewinnen wird: Hat Margaret, die Schwester der Königin, wirklich eine Liebesbeziehung mit Peter Townsend, dem Stallmeister ihres Vaters? Offensichtlich ja, ihre Beziehung machte in den frühen 1950er Jahren Schlagzeilen. Andererseits – waren sie zu diesem Zeitpunkt der Geschichte bereits zusammen? Einigen Zeugen zufolge, die von BBC History zitiert werden, begannen sie tatsächlich erst nach dem Tod des Königs miteinander auszugehen, als Townsend Elizabeths Stallmeister geworden war – und vor allem nach seiner Scheidung.

Episode 3Windsor

Der König ist tot, es lebe die Königin … und ihr Onkel! Kaum ist das Schicksal Georges VI. geklärt (in der vorangegangenen Episode), widmet sich The Crown seinem Bruder, Edward VIII., der 1936 nur zehn Monate lang regierte. Die Episode beginnt mit einer Rückblende, mit der Übertragung seiner Abdankungsrede im Radio der BBC. Der kurzzeitige Monarch verabschiedet sich vom britischen Volk und verzichtet zugunsten seines Bruders auf den Thron.

Den Rest kennen wir: Der betreff ende Bruder, der stotternde und schüchterne George VI., wird 15 Jahre lang regieren, bevor er mit 56 Jahren stirbt, gebrochen von dieser Last und seinem Tabakkonsum. The Crown ist die Geschichte einer Dynastie, bei der man sich fragt, ob sie wirklich herrschen wollte. In der Serie ist die Krone ein Fluch, der vererbt wird, und zwangsläufig wird Edward VIII., der sie bereitwillig losgeworden ist, für alle Übel seines Bruders und seiner Nichte verantwortlich gemacht. Schuldig, aber auch Opfer, heißt es: Opfer seiner Liebe zu einer Bürgerlichen, Amerikanerin noch dazu, einmal geschieden – bald zweimal. Wallis Simpson und der Mann, der jetzt nur noch Duke of Windsor ist, heiraten sechs Monate nach der Abdankung und leben den größten Teil ihres Lebens in Frankreich.

All dies ist richtig, aber die Erklärung ist nicht ausreichend. Die These von der verrückten, verfassungswidrigen Liebe, die der Prinz selbst in seiner Abdankungsrede aufstellte (übrigens verfasst von seinem Freund, dem großen Romantiker Winston Churchill), kommt den Drehbuchautoren gerade recht, denn sie ist ein Vorgeschmack auf die kommenden sentimentalen Dramen Margarets. Und sie spiegelt die zum Zeitpunkt der Ausstrahlung der ersten Staffel aktuellen Nachrichten wider - die offiziell bestätigte Beziehung zwischen Prinz Harry und der amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle.

Eine Liebe, stärker als alles andere?

In Wirklichkeit sind die Gründe für die Abdankung Edwards VIII. nebulöser. Der König stand in der Tat in dem Ruf, ein sehr unbeherrschbarer Mann zu sein, mit sehr wenig Rücksicht auf das Protokoll, das er nicht einzuhalten wünschte. Es ist auch schwer vorstellbar, dass die politischen Ideen des Paares nicht sowohl die königliche Familie als auch die Regierung des Empires störten. Übergehen wir den 2002 veröff entlichten FBI-Bericht, wonach Wallis Simpson dem Botschafter von Nazi-Deutschland in London übermäßig nahestand. Auf jeden Fall besuchte der Duke of Windsor weniger als ein Jahr nach seiner Abdankung und zwei Jahre vor dem Krieg auf einer Europareise Adolf Hitler auf dem Berghof am Obersalzberg. Und es wird berichtet, er habe ihn ohne Zögern mit einem Nazi-Gruß begrüßt. Schlimmer noch: 2003 berichtete die BBC, er habe Hitler den Sieg über die Alliierten gewünscht und geplant, anschließend in Großbritannien an die Macht zurückzukehren: „Sie wollen mich nicht als König, aber ich werde als Führer zurückkommen.“

Edward VIII. und Wallis Simson, 1936.

Die eigentliche Episode beginnt nach dieser Rückblende, als der Duke of Windsor in England eintrifft, um an der Beerdigung seines Bruders teilzunehmen. Er ist allein. Seine Frau, so erklärt die Serie, wurde nicht eingeladen: Sie wird noch 15 Jahre warten müssen, bevor sie zu offiziellen Zeremonien eingeladen wird. In der Serie offenbart ihr der König per Post (die Briefe sind authentisch, ebenso wie die Codenamen, die er den Mitgliedern der königlichen Familie und Churchill gibt) seine feste Absicht: Er will sicherstellen, dass er die von seinem Bruder gewährte Pension behält – 10.000 Pfund pro Jahr (11.000 laut Homepage der BBC History), bzw. 300.000 Euro heute.

Die Serie zeigt auch das erste offizielle Treffen zwischen Winston Churchill und der neuen Königin von England – und ein Tauziehen, das es wahrscheinlich nicht gab. Churchill erlegt der Königin eine fast 16-monatige Vorbereitung auf ihre Krönung auf, eine lange Wartezeit, die jeder, angefangen bei Elizabeth, als Manipulation des Premierministers analysiert, um sich bis zu diesem Datum selbst an der Macht zu halten. In Wahrheit ist diese Verzögerung nicht überraschend: Ihr Großvater, George V., hat fast ebenso lange gewartet (bis auf 24 Stunden genau), ihr Urgroßvater, Edward VII., sogar 18 Monate. „Churchill blieb nach der Krönung noch 22 Monate lang im Amt», bemerkt Terry Reardon, Autor von Winston Churchill und Mackenzie King: So Similar, So Different, der nicht an diese These glaubt. „Churchill verzögerte überhaupt nichts: Er ging, als er bereit war zu gehen.“

Dezember 1936: Edward VIII. verkündet seine Abdankung im Radio.

In dieser Folge ist alles an Churchill zweifelhaft, gelinde gesagt. Angefangen bei den Verhandlungen mit dem Duke of Windsor bei einem sogenannten Downing-Street-Dinner: Es gibt keine Belege dafür, der Premierminister habe den ehemaligen König dazu überredet, seiner Nichte zu sagen, sie müsse ihr Zuhause in Clarence House und den Namen ihres Mannes aufgeben. Außerdem ist zwar bekannt, dass das Königspaar (und insbesondere Philip, der die Restaurierung beaufsichtigt hatte) Clarence House nur widerwillig verließ, aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Regierung und Churchill um den Umzug kämpfen mussten. Vor allem konnte Windsor nicht erreichen, dass Churchill weiterhin seine Jahresrente aufrecht erhielt: Entgegen der Darstellung in der Serie kehrte er mit leeren Händen nach Frankreich zurück.

Von Mountbatten zu Windsor

Der Name der Königin war tatsächlich Thema. Vor allem, da sie sich - die Serie lässt diesen Punkt aus - im Moment der Krönung und zwei Monate darüber hinaus offiziell Elizabeth Mountbatten nannte, nach ihrem Ehemann. Oder besser gesagt dem Mädchennamen seiner Mutter, da er den Namen seines Vaters gleichzeitig mit seiner griechischen Staatsbürgerschaft aufgeben musste. Ist dies das Ende der Windsor-Dynastie und der Beginn der Mountbatten-Dynastie? Schließlich hatte auch Elizabeths Vorfahrin, Königin Victoria, den Namen ihres Mannes angenommen. Wir sehen es in der Serie: Louis Mountbatten, Philips Onkel, freut sich. Ein bisschen zu viel, um genau zu sein. Und ein wenig zu öffentlich. Eine Klärung ist notwendig. Queen Mary, Elizabeths Großmutter, unterstützt von Churchill, bringt es ihr bei. Dieselbe Queen Mary, die mit ihrem Ehemann George V. die Dynastie der Windsors erst 35 Jahre zuvor mit der Änderung des Hausnamens gegründet hatte.

Wir befinden uns inmitten des Ersten Weltkrieges und die Aristokratie hat ein Problem: ob die Sachsen-Coburg und Gothas (Elizabeths Familie väterlicherseits), die Tecks (ihre Familie mütterlicherseits) oder die Battenbergs (die Familie Philips mütterlicherseits), die großen britischen Häuser sind deutschen Ursprungs. Und die Deutschen sind 1917 nicht gern gesehen. Die Aristokratie ebenso wenig: Überall in Europa, ebenso wie in Russland, während der sowjetischen Revolution, fallen die gekrönten Häupter. Also die deutschen Aristokraten …! Der letzte Anstoß war schließlich der Frühlingstag 1917, als Flugzeuge der Gothaer Waggonfabrik zur Bombardierung Englands starteten. Der Name König Georges V., geborener Sachsen-Coburg und Gotha, ist eine schwere Last.

Es wird beschlossen, das Ansehen wiederherzustellen. Battenbergs begnügten sich mit einer Übersetzung und wurden zu Mountbatten, während die Tecks sich für die Namen des Zweiges mütterlicherseits entschieden (Cambridge). Die Sachsen-Coburg und Gotha suchen weiter. Indem die Familie den Namen Windsor annimmt, nach dem spektakulären Schloss, das zu Zeiten Wilhelm des Eroberers erbaut wurde, tilgt sie nicht nur ihre deutschen Wurzeln: Sie tritt auf als Erbe einer tausendjährigen britischen Tradition und als Repräsentant eines Volkes, nicht einfach eines Geblüts. Indem sie sich weigerte, ihre Enkelin unter dem Namen Mountbatten regieren zu lassen, verteidigte Queen Mary nicht nur ihren Stammbaum, sondern auch eine Vorstellung von der englischen Aristokratie, die über bloße Familienzwistigkeiten hinausging. Es wird ein großes Ärgernis für die Königin und ihren Mann Philip, aber Mary wird sich durchsetzen – wie es auch die Serie zeigt.

Ein kleines Detail zum Schluss: Ihr erinnert euch an die Szene, in der Philip Peter Townsend um Flugstunden bittet? In der sich Margaret hinter den Vorhängen versteckt? Sie ist ganz offensichtlich falsch: Townsend mag ein Veteran der Royal Air Force sein, aber er wird sich in Philipps Training nicht einmischen, der es tatsächlich in diesem Jahr beginnt.

Außerdem ist die Rivalität zwischen Attlee und Churchill weitestgehend Fantasie, ebenso wie der Satz „ein leeres Taxi ist in der Downing Street angekommen und Clement Attlee ist ausgestiegen“ Churchill zugeschrieben wird. Dieser Ausspruch über Personen ohne Persönlichkeit ist zu jener Zeit bereits seit über 70 Jahren Usus.

Elizabeth II. und Winston Churchill mit dem Premierminister Australiens, Robert Menzies, und dem Premierminister Kanadas, Louis Saint-Laurent, 1952.

Episode 4Naturereignis(Act of God)

Am Abend des 5. Dezembers 1952 fällt eine bittere Kälte über England, während ein Hochdruckgebiet London einhüllt. Die Briten befeuern ihre Öfen, um nicht zu erfrieren, Gas und Rauch füllen die Straßen, und da kein Windhauch weht, liegt die Stadt bald in dickem Smog.

Ergebnis: Am Morgen des 6. Dezembers sieht man keinen Meter weit. London ist paralysiert. Die Züge stehen, Flüge werden umgeleitet und die Autos und Krankenwagen werden von vorausgehenden Fußgängern begleitet, die ihnen den Weg weisen. Eine Katastrophe und mit seinen leeren Straßen, den abgesagten Sportveranstaltungen, den geschlossenen Kinos und den Atemwegserkrankungen aus unserer heutigen Sicht eine Art Lockdown. The Crown nutzt die Möglichkeit, die Geschichte einer nie dagewesenen Krise zu erzählen. Eine Krise, die eine weit verbreitete Panik in der Stadt auslöst und Churchill selbst ins Wanken bringt. Lesen wir jedoch die Zeitungen von 1952, wurde die Tragödie, die durchaus real war, von den damaligen Beobachtern ganz anders erlebt.

Zur Darstellung des Wetters gibt es nichts anzumerken. Der Smog wird in The Crown sehr anschaulich dargestellt: Die nebligen Straßen Londons wurden in einem gigantischen Studio nachgebildet, statt mit unrealistischen digitalen Spezialeffekten. Gute Entscheidung! Es ist die historische Rekonstruktion, die zu wünschen übrig lässt, – soweit, dass diese Episode zweifellos die am wenigsten glaubwürdige dieser ersten Staffel ist.

Venetia Scott, eine Erfindung der Dramaturgen

Am eklatantesten ist die tragische Geschichte Venetia Scotts, Churchills junger Sekretärin, die von einem Bus überfahren wird. Aber Venetia Scott wurde nicht von einem Bus überfahren. Sie ist nicht im Krankenhaus gestorben. Churchill ist nicht gekommen, um vor ihrem leblosen Körper andächtig zu verharren. Und er rief auch keine improvisierte Pressekonferenz am Tatort ein und verkündete, dass er die Mittel für Londons Krankenhäuser erhöhen werde. Ganz einfach, weil es Venetia Scott nicht gab. In seinem Buch, von dem The Crown adaptiert wurde, erklärt Robert Lacey, ihre Geschichte sei lose an die von Marion Holmes angelehnt, der jüngsten des halben Dutzends Sekretärinnen, die Churchill während des Zweiten Weltkriegs hatte. Wie sie war sie jung; wie sie war sie hübsch; wie sie war sie ihm gegenüber extrem loyal ... Die Ähnlichkeit endet hier. Das Leben Venetia Scotts, das uns The Crown erzählt, ist eine Ansammlung von Anekdoten, die von verschiedenen Sekretärinnen Churchills berichtet wurden. Viele beschrieben einen tyrannischen, aber zu Mitgefühl fähigen Chef, der in cholerische Wutanfälle verfällt, aber sofort klarstellt, dass es die Situation und nicht sein Gegenüber ist, die ihn aufregt. Ein Chef, der seine Reden auch von der Badewanne aus diktierte oder sie einstudierte, während er nur mit einem Badetuch bekleidet durch die Gänge lief. Venetia Scott konnte auch deshalb nicht von einem Bus überfahren werden, weil sie während des großen Smogs schnell in die Garage gestellt wurden, um genau diese Art von Unfall zu vermeiden.

Ein Duell Churchill-Attlee?

Aber Venetia ist nicht die einzige erfundene Person dieser Episode. Wir fragen uns auch, wer dieser mysteriöse Collins ist, Mitarbeiter der Downing Street, der angeblich in Churchills Diensten steht und Wetterberichte an seinen Rivalen Clement Attlee, den Führer der Labour Party, „durchsickern“ lässt. Es ist der ganze Sinn dieser Episode, sich vorzustellen, Attlee sei in den Besitz katastrophaler Informationen gekommen, die einen allzu unbeweglichen Churchill in Gefahr bringen könnten. Abgesehen davon, dass es Collins nicht gab.

Und obwohl es wahr ist, dass die Churchill-Regierung wenig tat, um die Krise vorherzusehen, gibt es keine Beweise dafür, dass Attlee seinen „besten Feind“ zu stürzen versuchte. Die beiden Männer respektierten einander. Und obwohl sie in wirtschaftlichen Fragen regelmäßig unterschiedlicher Meinung waren, waren sie sich während des Krieges doch auf einzigartige Weise nahe gekommen, als Attlee den Premierminister gegen die anderen Oppositionsparteien unterstützt hatte, die einen Friedensvertrag mit Deutschland befürworteten. Der Clean Air Act, der 1956 unterzeichnet wurde, war im Wesentlichen überparteilich. Und Churchills Feinde kamen – wie andere Episoden zeigen – oft aus den Reihen seiner eigenen Partei, die ihn konsequent zu verdrängen versuchte, sobald der Krieg vorbei war.

Während des Smogs war Churchill jedenfalls selbst nie wirklich in Schwierigkeiten. Und London stand nicht „in Flammen“, wie in der Episode beschrieben. Sicher, es gab Verkehrsunfälle, und Einbrüche und Raubüberfälle waren an der Tagesordnung, wobei die Polizei so gut wie nicht eingreifen konnte. Aber es ist doch bezeichnend, dass die New York Times einen beträchtlichen Teil ihres Berichts einem Ereignis widmete, das man als relativ harmlos bezeichnen könnte: dem Tod von Showtieren bei einer Farmveranstaltung. Fürs Protokoll: Die einzigen überlebenden Tiere gehörten einem Züchter von zweifellos großer Gerissenheit, der hastig Rindergasmasken zusammengeschustert hatte ... indem er Jutesäcke in Whiskey einweichte.

Es ist jedoch nicht fair zu sagen, wie es Louis Mountbatten in der Serie tut, dass Churchill weniger am Schicksal der Londoner interessiert gewesen sei als an Philips Flugstunden (der sich nur schwer mit der Tatsache abfinden konnte, dass er die einem hochrangigen Piloten gebührenden Ehrungen erhalten hatte, ohne zu wissen, wie man einen Besenstiel hält). Es scheint, dass Philips Unterricht ihn in Wirklichkeit überhaupt nicht interessierte. Seine einzige Sorge war, er würde versuchen, ein Flugzeug mit der Königin oder ihren Kindern an Bord zu fliegen. Philip musste versprechen, nicht mit ihnen zu fliegen - ein Versprechen, das er vergaß, sobald Churchill nicht mehr an der Macht war, aber das ist eine andere Geschichte.

Ein hoher Tribut

Diese fünf Tage waren für die Londoner vor allem wegen des katastrophalen menschlichen Tributs so traumatisch. Die Mischung aus Rauch und Nebel (im Englischen Smog – eine Mischung aus smoke und fog), den die Sonne nur schwer auflösen konnte, war nicht nur lästig, sondern tatsächlich giftig, denn er war stark mit Schwefeloxid belastet. Nach neun langen Tagen gab das Gesundheitsministerium schreckliche Zahlen bekannt: 4.703 Todesfälle während dieser Woche in London, im Vergleich zu zweieinhalb Mal weniger im Vorjahr zur gleichen Zeit. Wie der Schluss der Folge zeigt, wurde die Zahl der Todesopfer seitdem nach oben korrigiert, wobei einige von 12.000 oder mehr ausgehen. Doch weder dieses Fazit noch der erfundene Tod einer erdichteten Sekretärin bewegten Churchill und seine Regierung in dieser Frage. Es bedurfte eines zweiten Smogs, zwei Wochen später während der Weihnachtsfeiertage, und der Aussicht auf eine Wiederholung, um endlich Bewegung in die Sache zu bringen und schnell Gesetze zu erlassen, die die Ursachen solcher katastrophalen Phänomene einschränkten – zehn Jahre später wurde Großbritannien erneut von einem großen Smog getroffen.

Episode 5Verschleierung(Smoke and Mirrors)

Eineinhalb Jahre nach ihrem Amtsantritt ist es für die Königin soweit, ganz offiziell das unschätzbare Symbol zu tragen, das der Serie ihren Namen gibt: die weltberühmte Krone. Elizabeth möchte, dass die Organisation der Krönungszeremonie ihrem Mann übertragen wird.

Philip