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Gegen die Macht der Liebe gibt es keine Verteidigungsstrategie
Hazel ist die Physiotherapeutin der Eishockey-Mannschaft „Vancouver Storm“. Als ausgerechnet ihr Ex Connor als neuer Spieler im Team begrüßt wird, ist sie kurz davor, alles hinzuwerfen. Die Beziehung zu ihm war ein riesiger Fehler, den sie einfach nur vergessen möchte.
Auf Rory liegen die Hoffnungen des Trainers. Doch er befindet sich in einer Krise und zweifelt grundsätzlich an seiner Karriere. Gegen den Rivalen Connor empfindet er von Anfang an eine heftige Abneigung. Was läge da näher, als sich mit Hazel zusammen zu tun und ein Liebespaar vorzugeben, um Connor zu reizen? Womit die beiden nicht rechnen: dass aus ihrem Spiel rasch Ernst wird …
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Seitenzahl: 556
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das Buch
»Wie bitte?« Rory ist vollkommen verdattert. »Du arbeitest für einen Eishockeyverein und kannst nicht eislaufen?«
»Die Physio findet ja nicht auf dem Eis statt.«
»Aber du musst doch eislaufen können!«
»Sie ist als Kind mal gestürzt«, erklärt Pippa.
Rory macht ein halb summendes, mitleidiges Geräusch und reibt mir über den Rücken. »Arme Hazel. Hast du echt Angst vor dem Eislaufen?«
»Ich hab keine Angst.« Meine Stimme klingt zu schrill. »Ich habe keine Angst«, wiederhole ich in meiner normalen Tonlage, »ich hab nur echt viel zu tun und will mich nicht verletzen.«
»Ich bring’s dir bei.« Rory schlingt mir die Arme um den Bauch und sieht herausfordernd auf mich herab, mit dem gleichen Kampfgeist, den er auch auf dem Eis an den Tag legt. »Ich lasse nicht zu, dass du noch einmal stürzt.«
»Das wäre toll«, sage ich leise.
»Gut.« Seine Mundwinkel wandern nach oben, als hätte er den Hauptgewinn gezogen. »Finde ich nämlich auch.«
Die Autorin
Stephanie Archer schreibt spicy Liebesromane mit authentischen Dialogen, Witz und garantiertem Happy End. Sie glaubt an die Macht sturer Frauen, an Freundschaft und natürlich an die Liebe. Mit Mann und Hund lebt sie in Vancouver, wo auch die beiden Bände ihrer großen Eishockey-Romance spielen.
Lieferbare Titel
978 -3 – 453 – 42966- 6 – Behind the Net
STEPHANIEARCHER
The Fake Out
Roman
Aus dem Englischen von Leena Flegler
WILHELMHEYNEVERLAGMÜNCHEN
Die Originalausgabe The Fake Out erschien 2024 bei Orion Publishing Group, Hachette UK, London.
Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
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Deutsche Erstausgabe 03/2025
Copyright der Originalausgabe © 2023 by Stephanie Archer
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2025 by Wilhelm Heyne Verlag, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR)
Alle Rechte vorbehalten.
Redaktion: Lisa Scheiber
Coverdesign: Nele Schütz Design unter Verwendung von Illustration: Chloe Quinn/ Astound Us; Coverdesign: Echo Grayce
Satz: Satzwerk Huber, Germering
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN 978-3-641-32664-7V001
www.heyne.de
Für Helen Camisa, die fest daran glaubt, dass jeder es verdient hat, sich in und mit seinem Körper gut zu fühlen
Einige Vorgänge aus der Eishockey-Profiwelt wurden der Lesbarkeit halber zugunsten der Geschichte angepasst.
Die Trigger-Themen dieses Buches findest du unter www.stephaniearcherauthor.com/content-warnings
KAPITEL 1
RORY
Das Blut dröhnt in meinen Ohren, als ich in meinem ersten Match für Vancouver Storm aufs gegnerische Tor zulaufe. Es steht unentschieden in der Verlängerung, und die Anfeuerungsrufe der Zuschauer werden ohrenbetäubend laut, als ich umsetze und den Puck in Richtung Netz dresche.
Er prallt von der Querlatte ab, und die Vancouver-Fans stöhnen vor Enttäuschung auf.
Stars schießen Tore, hat mein Vater, die kanadische Eishockeylegende Rick Miller, über die Jahre zigmal gesagt, und das Gleiche sage ich mir selbst, als ich mir inmitten des Durcheinanders aus Spielern erneut die Scheibe schnappe und kurz rückwärts gleite, bis ich frei stehe.
Ein Pfiff, die Spieluhr wird angehalten, und ich sehe zu der hübschen Frau, die schon den ganzen Abend meine Aufmerksamkeit erregt.
Hazel Hartley, eine der Physiotherapeutinnen des Vereins – bildschön und scharfzüngig, mit langen dunklen Wimpern, perfekt vollen rosa Lippen und den unglaublichsten graublauen Augen, die ich je gesehen habe – sitzt neben ihrer Schwester Pippa in der Torkurve und guckt, als wäre sie am liebsten überall, nur nicht hier.
Hazel Hartley, die an der Highschool meine Mentorin war und einen Freund hatte. Die mich nicht leiden kann und die keine Spieler mehr datet. Auch wenn Pippa ein Storm-Trikot mit dem Namen ihres Verlobten, unserem Torhüter Jamie Streicher, auf dem Rücken trägt, und obwohl Hartley für die Mannschaft arbeitet, habe ich sie seit der Highschool kein Trikot mehr tragen sehen. Mein Blick verharrt auf ihren kastanienbraunen Haaren, die sie sich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat, und an ihrer pastelllila Steppjacke; ich könnte schwören, dass sie darunter die schwarzen Leggins trägt, in denen ihr Hintern immer unfassbar aussieht.
Ich zwinkere ihr zu; sie verdreht die Augen.
Ich grinse; sie tut so, als müsste sie gähnen.
Bei diesem Hin und Her strömt ein elektrisierendes Prickeln durch meine Adern, das regelrecht süchtig macht. So ist es zwischen uns seit jeher, schon seit der Highschool.
Die Spieler gehen für das Bully in Position, und ich konzentriere mich wieder auf das Spiel. Auf den Rängen werden die Fans nervös. Sie wollen unbedingt gewinnen. Der Anpfiff erfolgt, und ich schieße vorwärts und treibe den Puck erneut aufs gegnerische Tor zu.
»Los, Miller!«, ruft Coach Ward von der Bank.
Wilde Entschlossenheit feuert mich an. Tate Ward wollte den Top-Scorer der Liga, und jetzt muss ich ihm zeigen, wofür er bezahlt hat. Ich bewundere den Mann, seit er selbst Spieler war.
In dieser Saison für ihn spielen zu dürfen wird das, was in meinem Kopf derzeit in Schieflage geraten ist, wieder geraderücken. Es muss einfach so sein.
Hayden Owens, unser Verteidiger, steht allein und hätte freie Schussbahn, aber Stars schießen Tore, und ich bin nicht hier, um den Puck bloß weiterzuschieben.
Ich feuere ihn in Richtung Torhüter. Diesmal landet er im Netz, und das Stadion explodiert, weil ich das Siegtor geschossen habe. Die Sirene ertönt, die Scheinwerfer blitzen, und meine Mannschaftskollegen stürmen auf mich zu. Drüben auf der Spielerbank wird gejubelt. Sogar unser ruhiger, ernster Trainer applaudiert. Ich warte auf das überwältigende Gefühl, den Stolz, der meine Brust jetzt erfüllen müsste.
Aber – da ist nichts. Die Fans rütteln an den Schutzscheiben, und die Mannschaft umringt mich, aber in mir ist lediglich nichtssagende, stille Leere.
Scheiße.
Das war früher anders. Früher hab ich mich bei jedem Tor überglücklich gefühlt, als könnte mir nichts etwas anhaben. Doch irgendwie bin ich abgestumpft, als würde ich nur noch To-dos abhaken. Eishockeyprofi und der Beste in der Liga zu sein war immer mein Traum. Trotzdem fühlt es sich inzwischen nur noch nach einem Job an.
Nach Vancouver zu wechseln und für Ward zu spielen, zusammen mit meinem besten Freund, unserem Goalie Jamie Streicher – all das hätte daran etwas verändern sollen.
»Guck nicht so, Miller!« Owens packt mich bei den Schultern und versucht, mich in den Schwitzkasten zu nehmen. »Du hast den Sieg für uns geholt!«
Lachend schüttele ich ihn ab und schiebe die mulmigen Gedanken beiseite, als wir am Tor vorbei auf die Spielerbank zulaufen. Als wir an Hazel vorbeikommen, kriegt sie von mir dieses rotzfreche, großspurige Grinsen, das sie jedes Mal zur Weißglut bringt.
Die Fans sehen zu, wie ich mit dem Schläger gegen die Schutzscheibe klopfe, während sie bloß aufblickt und eine Augenbraue hochzieht, als wollte sie sagen: Was ist, Arschloch?
Willst du ein Autogramm?, hauche ich tonlos und fahre mit der Hand ein paar Linien durch die Luft.
Sie verzieht den Mund zu einem eisigen Lächeln. Träum weiter, gibt sie zurück und steht auf.
Ich bin zum Bersten voll mit aufgeregter Nervosität. So wie Hartley springt sonst niemand mit mir um. Das hab ich an ihr schon immer gemocht.
Und unsere Kabbeleien sind derzeit das Einzige, wobei ich überhaupt irgendetwas fühle.
Neben ihr winkt Pippa mir grinsend zu. »Schönes Tor, Rory!«, ruft sie über die Scheibe hinweg.
Owens donnert die Faust gegen das Glas, winkt ihr zu, und sie lacht. Dann leuchtet sie regelrecht auf, als Streicher, ihr Verlobter, mit einem verhaltenen Lächeln auf sie zuläuft.
Als Pippa ihm ein Küsschen zuwirft, verspüre ich ein leichtes Ziehen in der Brust. Hinter ihr ist Hartley bereits die halbe Treppe hochgelaufen, und bei jedem Schritt wippt ihr Pferdeschwanz.
Sie trägt die Leggins wirklich, und ihr Hintern sieht darin wirklich unfassbar aus.
»Ich glaub, Hartley mag mich«, rufe ich den Jungs über die Musik in der Halle hinweg zu, während ich ihr immer noch hinterhersehe.
Owens lacht, und sogar der mürrische Streicher schnaubt.
»Keine Chance, Kumpel«, wiehert Owens und verpasst mir einen Klaps auf den Rücken, als wir das Eis verlassen.
Prompt melden sich meine Wettkampfinstinkte, die ich über Jahre des Hockeyspielens und Trainierens verfeinert habe. Herausforderungen liegen mir, und ich hasse es zu scheitern.
Dass Hartley mich so komplett ignoriert, sitzt wie ein Stachel in meinem Fleisch; ich mag sie, aber ich hab keinen Schimmer, wie ich an sie rankommen soll, dabei glaub ich, dass sie mich tief im Innern ebenfalls mag.
Hockey ist alles, sagt mein Dad immer. Hockey kommt immer an erster Stelle.
Sich auf eine Frau einzulassen ist da nicht ganz ungefährlich – trotzdem kriege ich Hazel Hartley nicht mehr aus dem Kopf.
»Miller?«, ruft Coach Ward, als ich gerade durch den Tunnel in Richtung Umkleide gehe. »Komm nach den Interviews mal in mein Büro.«
Ich nicke und steuere die Duschen an. In meinem Kopf dreht sich immer noch alles um Hazel.
Nach meinem Treffen mit Ward kehre ich in die Umkleidekabine zurück. Mir schwirrt der Kopf. Streicher ist noch da und klaubt gerade seine Sachen zusammen.
»Gut gespielt.« Er nickt anerkennend.
Ich beiße mir in die Wange, damit die wirren Gedanken – die Leere in mir, dass Siege mir nichts mehr geben – nicht ungehemmt aus mir herausplatzen. Streicher und ich spielen seit unserem sechsten Lebensjahr zusammen Eishockey, und ihm vertraue ich mehr als jedem sonst, aber nach dem, was Ward gerade oben verkündet hat, ist klar, dass ich ab sofort besser den Mund halte.
»Triffst du dich noch mit Pippa?«, frage ich stattdessen, als wir unsere Taschen schultern und gehen.
Normalerweise wartet sie in der Privatloge bei den anderen Partnerinnen und Angehörigen. Vielleicht ist ihre Schwester ja ebenfalls dort.
»Sie ist schon nach Hause gefahren. Sie wollte nicht länger bleiben, weil morgen doch unsere Verlobungsfeier ist.«
»Stimmt.«
Sie feiern morgen Abend in einem Restaurant in Gastown in der Nähe ihrer Wohnung.
Wir durchqueren den Eingangsbereich und nicken dem Stadionpersonal zum Abschied zu.
»Was wollte Ward eigentlich noch?«
Schlagartig bin ich wieder nervös. »Er hat mir in Aussicht gestellt, Kapitän zu werden.«
Streicher sieht mich genauso überrascht an, wie ich mich gefühlt habe. »Ernsthaft?«
»Ward erkennt ein Talent, wenn er es vor sich sieht.« Ich bedenke ihn mit meinem eingebildetsten Siegerlächeln – trotzdem zieht sich meine Brust vor Verunsicherung zusammen.
Besinne dich in dieser Saison auf das Wesentliche und verdiene dir den Posten, Miller, hat Ward gesagt. Sei der Kapitän, den diese Mannschaft braucht.
Als ich im vergangenen Jahr noch für Calgary gespielt habe und bevor wir uns wieder zusammengerauft hatten, bin ich auf dem Eis heftig mit Streicher zusammengerauscht. Bei einem anderen Match hatten die Fans mich genervt, bis ich ihnen den Mittelfinger gezeigt habe – was uns einen Strafschuss und mir für den Rest der Woche Sendezeit in den Sportnachrichten eingehandelt hat. Und als heute die Torsirene ertönte und die Mannschaft mir gratulierte, war es mir egal.
Nichts von all dem macht einen guten Kapitän aus. Ich bin keine Führungsfigur. Ich bin das Arschloch. Der Superstar. Derjenige, den die Leute am liebsten hassen.
»Und machst du’s?«, will er von mir wissen.
»Ich muss.« Ich habe einen Kloß im Hals. »Ich hab immerhin nur einen Jahresvertrag.«
Als Ward die Mannschaft im Jahr zuvor übernommen hatte, nahm er eine Handvoll Vereinslose befristet unter Vertrag, wobei er in der Presse verlauten ließ, dass er nicht nur Spieler einkaufen, sondern ein Team zusammenstellen wolle. Zum Ende der Saison wurde rund die Hälfte der Jungs ausgetauscht.
»Wenn ich in Vancouver bleiben will«, erkläre ich ihm, »dann muss ich Ward beeindrucken.« Ich fahre mir durchs Haar. »Und Ward ist der Einzige, für den ich je spielen will.«
Vor zehn Jahren war Tate Ward einer der vielversprechendsten Spieler in der Geschichte des Profi-Eishockeys – bis eine Knieverletzung seiner Laufbahn ein Ende setzte. Ich hatte mein Teenagerzimmer mit Postern von ihm tapeziert. Außerdem ist er – außer mir selbst – der Einzige, der in der Spielerstatistik noch vor meinem Vater rangiert.
»Ward ist einfach anders«, sage ich zu Jamie.
Jeder einzelne Trainer, für den ich je gespielt habe – und zwar einschließlich meines Vaters, der Streichers und meine Jugendmannschaft trainiert hatte –, hat den Spielern gern mal durch Aggressivität und Einschüchterungen eingeheizt. Ward hingegen schreit nicht. Er hat in dieser Woche beim Training kaum ein Wort gesagt. Er hat Spielzüge erläutert und zugesehen. Hier und da hat er vielleicht noch einen Spieler zu sich gewinkt und ihm leise Tipps zugeraunt.
Mir war väterliche Anerkennung immer sehr wichtig – und ich will Ward stolz machen.
Jamie räuspert sich beifällig. Dann stehen wir vor dem Fahrstuhl in die Tiefgarage.
»Außerdem … ähm … Jetzt, da wir zwei uns wieder grün sind«, füge ich hinzu und drücke die Aufzugtaste, »spiel ich nun mal gern in derselben Mannschaft wie du.«
Wir sprechen nicht darüber – über die sieben Jahre, in denen Streicher und ich nicht mehr miteinander geredet haben, weil ich dumm genug war, den Rat meines Alten zu befolgen. Mit Gegnern ist man nicht befreundet, meinte er damals, als wir in unterschiedlichen Vereinen unter Vertrag kamen.
Was zwischenmenschliche Beziehungen angeht, ist Rick Miller nie ein Experte gewesen. Allerdings hat es eine Zeit lang gedauert, bevor mir das klar geworden ist.
Wir lauschen dem Fahrstuhl, der sich Stockwerk um Stockwerk nähert, und Streicher nickt. »Ich freue mich ebenfalls, dass du jetzt hier bist, Mann. Pippa im Übrigen auch.«
Sein Mundwinkel zuckt – seine Version eines Lächelns, er ist nun mal ein missmutiger Idiot –, und ich spüre, wie ich mich langsam entspanne.
Vielleicht ist der Posten des Kapitäns ja der Tritt in den Hintern, den ich derzeit brauche. Vielleicht bringt er ja wieder in Ordnung, was in meinem Kopf in Schieflage geraten ist. Die Herausforderung, die ich benötige.
»Und ich dachte, du wärst nur eingestiegen, damit du Hartley das Jahr über nerven kannst.«
Ich grinse ihn verschmitzt an und muss daran denken, wie sie mich zuvor angegähnt hat. Dieses verdammte Luder. »Womöglich ein weiterer Grund.«
Kurz schießt mir durch den Kopf, dass ich in einer anderen Mannschaft niemanden zum Frotzeln hätte, und wieder verspüre ich die gleiche Unlust wie nach meinem Tor.
»Ich könnte es mir jedenfalls vorstellen. Also, dass du Kapitän wirst.« Ungeduldig drückt er erneut auf die Fahrstuhltaste.
Ich weiß, ich bin nicht der Richtige. Trotzdem ist mein Ehrgeiz, mein Kampfgeist entfacht. Ich muss es zumindest versuchen.
Unsere Handys piepen.
»Das dürfte die Pressemitteilung sein«, sage ich, während Streicher sein Handy herauskramt.
»Jepp.« Er scrollt durch die Nachrichten. »›Rory Miller neuer Kapitän bei Vancouver Storm‹.«
Endlich ist der Fahrstuhl da. Wir treten ein, und Streicher liest immer noch, als ich die Taste für die Tiefgarage drücke.
»Und es gibt eine Neuverpflichtung«, murmelt er.
»Wer ist es?« Seit unserer Zeit in der Jugendmannschaft bis hoch in die Liga sind wir annähernd allen schon einmal begegnet.
»Connor McKinnon.«
Ich erstarre. Mein Blick flackert zu Streicher, und mir wird flau im Magen. »Das ist …«
»Jepp.« Er überfliegt die Meldung erneut. »Hazels Ex.«
Meine Schultern verspannen sich. Ich hasse dieses Arschloch.
Ja, ich bin vielleicht ein überheblicher, feindseliger Idiot, der ständig im Mittelpunkt stehen muss. Aber McKinnon? McKinnon ist verdammter Abschaum. Er ist auf dieselbe Highschool gegangen wie wir. Zwei Jahre lang hab ich mitansehen müssen, wie Hazel ihn mit gottverdammten Herzchenaugen angehimmelt und er sie kaum beachtet hat. Er hat sie verdammt mies behandelt. Sie sitzen gelassen. Er ist diesseits wie abseits des Spielfelds ein aggressives Arschloch.
Pippa hat mal erwähnt, dass die beiden gegen Ende von Hazels erstem Jahr an der Uni Schluss gemacht hätten. Keine Ahnung, was damals passiert ist – aber seither datet Hazel keine Spieler mehr.
Sofort ist mein Beschützerinstinkt geweckt. Ich will nicht, dass er noch mal in ihre Nähe kommt.
Ich räuspere mich und versuche, beiläufig zu klingen. »Und bei wem hat er Physio?«
Streicher seufzt, und ich ahne es schon.
»Hazel.«
Fuck. Ich muss etwas unternehmen.
Morgen bei Streichers und Pippas Verlobungsfeier rede ich mit ihr.
KAPITEL 2
HAZEL
»Herzlichen Glückwunsch«, wispere ich, als wir uns am darauffolgenden Abend bei Pippas Verlobungsfeier umarmen. »Ich hab dich wahnsinnig lieb, und ich freue mich für euch – aber wenn er dir das Herz bricht, dann stecke ich ihn per Photoshop in Windeln und zu einer Domina und stelle die Bilder ins Netz.«
Pippa tritt einen Schritt zurück und grinst mich an. Das heimelige Restaurant, das ich für diese Feier gebucht habe, ist gesteckt voll mit Familie, mit Storm-Spielern samt Partnerinnen und einigen wenigen Bekannten von der Tournee, bei der Pippa im Sommer der Opener war und ihr neues Singer-Songwriter-Album promotet hat.
»War nur ein Scherz.« Ich zupfe an einer ihrer langen, honigblonden Locken.
Sie lacht. »Weiß ich doch!«
Im gedämpften Licht leuchtet sie regelrecht, aber vielleicht ist das ja so, wenn man sich Hals über Kopf verliebt, so wie meine Schwester. Als Jamie Streicher frisch nach Vancouver gezogen war, brauchte er eine Assistentin, und wer hätte gedacht, dass es sich dabei um seinen früheren Highschool-Schwarm handeln würde und die beiden sich am Ende verloben würden.
Hinter ihr bedenkt Jamie mich mit einem verhaltenen Lächeln, beugt sich vor und nimmt mich in die Arme.
»War kein Scherz«, flüstere ich, und er schnaubt.
»Danke, dass du das hier für uns organisiert hast.« Er sieht zu Pippa, die sich mit unseren Eltern und Jamies Mutter unterhält. »Das bedeutet uns echt viel.«
Ich spüre, wie mir die Kehle eng wird. »Gern geschehen. Ich freue mich wirklich für euch!« Ich erwidere sein zauderndes Lächeln. »Ich weiß, dass sie dir alles bedeutet und dass du gut auf sie aufpasst – und ich bin heilfroh, dass du mein Schwager wirst!«
Er zieht eine Augenbraue hoch, doch das schelmische Blitzen in seinem Blick ist nicht zu übersehen. »Obwohl ich Eishockeyspieler bin?«
Ich schnaube amüsiert. Als die beiden frisch zusammen waren, hab ich Pippa deutlich zu verstehen gegeben, was von Eishockeyspielern zu halten sei – dass sie wie Götter verehrt würden und entsprechend glaubten, sie hätten ein Recht auf alles und jeden. »Du bist die Ausnahme. Ich hätte nie zugelassen, dass irgendwer meine kleine Schwester heiratet.«
Wieder steigt dieses warme, wehmütige Gefühl in mir hoch und brennt in den Augen, als er meine Schulter drückt.
»Kommt, machen wir noch ein paar Fotos, bevor das Essen aufgetischt wird«, ruft meine Mutter und winkt Pippa und Jamie zu sich.
»Sekunde!« Pippa nimmt meine Hand und zieht mich ein Stück weg. »Hazel muss mir erst … bei etwas helfen.«
»Wobei denn?«, frage ich, als sie mich einmal quer durch das Lokal zerrt. »Ich kann mich allein darum kümmern, dann kannst du stattdessen Spaß …«
Im ruhigen Eingangsbereich des Restaurants abseits der Gäste im großen Speisesaal wirbelt sie zu mir herum. »Du gehst mir aus dem Weg.«
»Äh …« Ich überlege fieberhaft, wie ich ihr erklären soll, dass ich auf ihre drei Nachrichten zum Neuzugang im Verein nicht reagiert habe.
»Connor gehört jetzt zur Mannschaft, Hazel.«
Zum gefühlt zehnten Mal in den vergangenen vierundzwanzig Stunden rutscht mir das Herz in die Hose. »Ich weiß.«
Ich hab verdammt noch mal über nichts anderes nachgedacht. Mein lügender, betrügender, manipulativer, narzisstischer Ex fängt im selben Verein an, für den ich arbeite – und obendrein soll ich seine Physiotherapeutin sein.
Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan.
»Was unternehmen wir dagegen?«, will sie von mir wissen.
Ich kann nicht kündigen, weil die Arbeit für den Verein eine unglaubliche Erfahrung ist und ich meinen Job liebe. Die älteren Kolleginnen und Kollegen sind wertschätzend und nett, und mit den Spielern zusammenzuarbeiten gibt mir erstaunlich viel. Obwohl ich jeden Cent beiseitelege, weil ich eines Tages mein eigenes Yoga-Studio eröffnen will, ist die Arbeit für den Verein geradezu einmalig. Ich wäre dumm, einfach das Handtuch zu werfen.
»Nichts.« Ich mache ein Gesicht, als wäre es mir egal. »Wir unternehmen gar nichts.«
»Er hat dich betrogen!«
Mein Magen zieht sich zusammen, und ich muss wieder an das Unifest denken, bei dem alle uns tuschelnd angestarrt haben; daran, was er damals zu mir gesagt hat und was mich in all der Zeit nicht mehr losgelassen hat.
»Das weiß ich nur zu gut.« Ich spreche bewusst leise und gucke freundlich, nur für den Fall, dass uns jemand sieht. »Dass er in der Physio bei mir eingeteilt ist, hat mittlerweile jeder gesehen – und er sicher auch. Wenn das geändert wird, wissen doch alle sofort, dass …«
Ich spreche den Satz nicht zu Ende. Je länger wir darüber reden, umso mehr stolpert mein Herz. Nicht einmal Pippa kennt die ganze Wahrheit.
Ich will nicht, dass Connor erfährt, wie hart es mich damals getroffen hat und dass ich immer noch daran zu knabbern habe. Ich will nicht mal, dass Pippa es weiß, obwohl sie meine Schwester und beste Freundin ist.
Ich bin diejenige, die sich um sie kümmert, nicht umgekehrt.
»Ich hab an der Highschool zwei Jahre vorgearbeitet, damit …« Ich bin kurz davor, richtig tief in die Schimpfwörterkiste zu greifen, doch ich muss Pippa davon überzeugen, dass ich darüber hinweg bin. »… damit wir zusammen an die Uni gehen konnten.« Connor ist ein Jahr älter als ich. Ich hatte mir den Arsch aufgerissen, damit wir keine Fernbeziehung führen mussten. Ich hatte sogar Ferienkurse belegt, um zu ihm aufzuschließen.
Sie sieht mich mitfühlend an. Ich will das nicht. Ich hasse das Gefühl, dass sie mit mir Mitleid hat.
»Ich gehe jedenfalls nicht.« Ich strecke den Rücken durch, straffe die Schultern und spiele die Toughe, die Starke, die ich jetzt dringend sein muss. »Ich war zuerst hier, und ich gehe nirgendshin.«
Pippa will schon etwas erwidern, doch ich falle ihr ins Wort.
»Das hier ist deine Verlobungsparty. Hier soll es bitte, bitte nicht um mich gehen! Anderenfalls muss ich gleich die Nächste organisieren.« Ich tippe mir an die Lippe und kneife die Augen zusammen. »Vielleicht mit Postern von dir auf Tour an den Wänden? Das würde Jamie gefallen!«
Sie schnaubt. »Jetzt werd nicht fies.« Dann sieht sie mir missmutig ins Gesicht. »Sicher, dass du klarkommst?«
»Zu einhundert Prozent.« Ich setze ein breites Lächeln auf. So wie sie die Zähne zusammenbeißt, weiß ich, dass ich zu weit gegangen bin. Trotzdem schiebe ich sie sachte zurück ins Restaurant. »Los, misch dich unter die Leute. Zeig deinen fetten Verlobungsring herum!«
Sie streckt mir die Zunge heraus und ich ihr, ehe sie in den Speisesaal zurückkehrt. Jamie streckt die Hand nach ihr aus, als sie auf ihn zugeht, und für einen kurzen Moment beobachte ich sie: seine Hand an ihrer Taille, als er sie an sich zieht. Ihr süßes, liebevolles Lächeln, als sie zu ihm hochguckt.
Ich frage mich, wie es sich anfühlt, jemand anderem alles zu bedeuten. Jemandem derart zu vertrauen.
Irgendwas in meiner Herzgegend zieht sich zusammen. Mädchen wie Pippa werden nun mal so geliebt. Und Mädchen wie ich? Wir bleiben unverbindlich. Ich hab mit Typen ein Mal Sex – ein einziges Mal, so ist es sicherer. So macht niemand sich Hoffnungen, und keiner wird verletzt.
Als ich ebenfalls in den Speisesaal zurückkehren will, stoße ich mit einer breiten, muskulösen Brust zusammen. »Tut mir l…«
Rory Miller bedenkt mich von oben herab mit seinem arroganten, amüsierten Grinsen. Schlagartig ist der Raum luftleer, und mein Magen fängt nervös an zu flattern.
»Da bist du ja, Hartley.«
Dass ich so reagiere, ist nun wirklich nicht meine Schuld. Es liegt an seinem verdammten Charisma. Ich blinzele in Richtung seiner unfassbar tiefblauen Augen, die die Farbe eines launischen Meeres haben. Er ist einen guten Kopf größer als ich, hat dunkelblondes Haar, das einen Hauch zu lang ist; die Jungs nennen das ihre Hockeyfrisur. Mit seinem maßlosen Selbstvertrauen haut er mich einfach um.
Nicht dass ich das jemals zugeben würde.
Aber sein Grinsen provoziert mich. Dieser ständig amüsierte flirty Zug um den Mund. Genau so muss ein Eishockeysuperstar lächeln – als wüsste er genau, dass er alles bekommen kann.
Ich hasse Rory Millers dämliches, arrogantes Grinsen. Ich hasse es so sehr, dass ich an nichts anderes mehr denken kann.
Er macht einen Schritt zurück, lässt den Blick über mein Outfit wandern – mein dunkelrotes Midikleid mit Herzausschnitt und einem schwingenden, körperbetonten Rock, in dem mein Hintern unglaublich aussieht –, und dann pfeift er leise durch die Zähne.
»Du siehst heute echt toll aus.«
Wieder dieses flirty Grinsen, und meine Nerven vibrieren. Aber nein, ich bin total ruhig, cool und an Rory Miller komplett desinteressiert – und wenn ich mir das nur oft genug einrede, dann wird es vielleicht sogar wahr.
Hitze steigt mir am Hals empor bis in die Wangen, und ich räuspere mich. »Danke. Und Entschuldigung.« Ich will mich an ihm vorbeischieben, doch er stellt sich mir in den Weg.
»Gib’s zu: Du trägst dieses Kleid nur für mich.«
»Wow, Miller.« Ich muss lachen. »Ganz schön voll hier angesichts deines riesigen Egos!«
Er sieht mich betont tadelnd an. »Hartley. Spiel einfach mit. Du musst jetzt sagen, dass ich ebenfalls toll aussehe.«
Mein Blick huscht zu ihm. Sein Anzug sitzt perfekt an seinem großen, breiten Körper und schreit förmlich nach maßgeschneidert und teuer. Doch es ist das Dunkelblau, von dem ich den Blick kaum noch losreißen kann. Es ist derselbe Farbton wie der seiner Augen.
»Noch einen Ego-Boost brauchst du ja wohl nicht.« Ich sollte gehen. Stattdessen schlage ich mir gespielt theatralisch an die Stirn. »Oh nein! Ich hab ganz vergessen, einen Platz für deine Sexpuppe zu reservieren!«
Sein Grinsen wird breiter, und in meinem Bauch stieben Funken. Er hat keine Sexpuppe – garantiert nicht –, aber das hier ist nun mal einer meiner Lieblingskonter.
»Sie hat heute Abend frei.« Verwegen grinsend und mit einem Blitzen im Blick beugt er sich zu mir runter. »Hat sie sich redlich verdient.«
Ein halb angewiderter Lacher droht aus mir herauszuplatzen, aber ich kann mich gerade noch beherrschen. Ich werde jetzt nicht über Rory Millers Witze lachen. Er tickt wie ein kleiner Junge, und wenn ich jetzt lachte, würde ihn das doch nur anfeuern.
»Rory!« Donna, Jamies Mutter, hat den Fotografen im Schlepptau, den ich angeheuert habe. »Hier seid ihr!« Sie winkt uns näher. »Ihr müsst unbedingt zusammen auf ein Foto!«
Noch ehe ich Einspruch erheben kann – zusammen? Ja wohl kaum! –, legt er seine Hand auf meine Hüfte und zieht mich an sich. Sein Duft umweht mich – warm, würzig, waldig wie Sandelholz und Nelke. Entweder dieser intensiv männliche Duft oder seine Körperwärme sorgt dafür, dass mein Magen einen Salto schlägt.
»Entspann dich«, raunt er mir ins Ohr und drückt meine Taille. »Du bist so steif!«
Der Fotograf stellt die Kamera scharf, und ich zähle die Sekunden, bis es Essen gibt. Ich habe Rory am entgegengesetzten Tischende platziert.
»Geh mit mir aus«, sagte er leise, während die Kamera klickt.
Ich schnaube, obwohl ich mich insgeheim freue. »Ist das dein Ernst? Deine Sexpuppe wird doch eifersüchtig!«
Sein leises Lachen kitzelt mich an der Wange. »Ach was, die bringe ich einfach mit.«
Diesmal muss ich tatsächlich lachen, und im selben Moment blitzt die Kamera. Ich sehe nur noch Sternchen.
»Wunderbar!« Der Fotograf schießt ein Bild nach dem anderen. »Was für ein schönes Paar!«
Ich schnappe nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Die Kamera klickt weiter, und ich mache einen Schritt von Rory Miller weg.
Er schiebt die Hände in die Hosentaschen, und sein Blick gleitet so schnell an meinem Hals hinab, dass ich es gerade noch mitbekomme. »Jetzt komm schon, Hartley!«
»Ich date keine Eishockeyspieler. Außerdem bin ich mir sicher, dass du nicht einmal meinen Vornamen kennst.«
Sein Blick wird wieder fokussiert und sein Lächeln flirty. »Möchtest du, dass ich dich öfter beim Vornamen nenne, Hazel?«
Irgendwas rieselt mir den Rücken hinunter. Dass er schon wieder diesen tiefen, verführerischen Ton anschlägt, ist das Letzte, was ich gerade gebrauchen kann. »Nein.«
»Dann lass uns Freunde werden.«
So, wie er mich ansieht, wie er mich erneut von Kopf bis Fuß mustert, bleibt mir keine Wahl. Er will nicht mit mir befreundet sein. Er liebt die Herausforderung, die Jagd. Man kommt im Eishockey nicht so weit wie er, wenn man nicht irrsinnig wettkampfstark ist, und dass ich ihm einen Korb gebe, ist für ihn die Verlockung überhaupt.
Bei Typen wie Rory und Connor ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich mit einem langweilen und die nächste Herausforderung suchen.
»Miller, du hast mich in der Highschool erpresst, deine Mentorin zu sein. Du hast deinen Status als heißer, talentierter Hockeyspieler ausgenutzt, um zu kriegen, was du wolltest.« Er hatte mit seinem Trainer gesprochen, der mit dem Direktor gesprochen hatte, der wiederum mit meinen Lehrern sprach. »Die komplette Elfte und Zwölfte hindurch hast du mich zwei ganze Nachmittage in der Woche gekostet.« Ich sehe ihn vorwurfsvoll an und muss über die Strähne hinwegsehen, die ihm in die Stirn gerutscht ist. »So was machen Freunde nicht.«
Was nicht der einzige Grund ist, warum ich nichts mit ihm zu tun haben will. Aber mehr würde ich niemals laut zugeben – erst recht nicht ihm gegenüber.
Er zögert kurz. Dann zieht er eine Augenbraue hoch. »Aber du findest mich heiß?«
Meine Wangen glühen. »Das hast du herausgehört, ja?«
Er zuckt verdattert mit den Schultern. »Ich hab dafür gesorgt, dass du für die Mentorenstunden Extrapunkte gekriegt hast.«
Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll, und bin für den Moment wie vom Donner gerührt, weil mir nicht klar war, dass er dahintergesteckt hat. Ich dachte, die Schule hätte mir den Extraaufwand versüßen wollen.
Ich sehe mich um, suche nach Pippa, Jamie, Hayden, Alexei – nach irgendwem. Die Leute nehmen gerade ihre Plätze ein. »Ich gehe dann jetzt an den Tisch.«
Er berührt mich am Arm, um mich aufzuhalten. »Warte.« Das überhebliche Grinsen ist wie weggefegt. Stattdessen erkenne ich in seinem Blick aufrichtige Ernsthaftigkeit. »Hast du schon die E-Mail gesehen, die Ward gestern Abend verschickt hat?«
»Ja. Du bist jetzt Kapitän. Glückwunsch.«
Er schüttelt den Kopf. »Die wegen McKinnon.« Er sieht mich unverwandt an.
»Verdammt noch mal …« Ich seufze genervt auf. »Hab ich vielleicht ein Schild auf dem Rücken, auf dem steht: Stellt mir Fragen zu meinem Scheiß-Ex oder so? Mir geht’s gut. Alles ist gut.« Ich klatsche entschieden in die Hände. »Es ist alles gut.«
Er verschränkt die Arme vor der breiten Brust. »Das war mir ein bisschen zu oft ›gut‹.«
Ich stoße erneut ein schnaubendes Lachen aus.
Er versucht, Blickkontakt aufzunehmen, und mir schlägt das Herz bis zum Hals, als ich seinen besorgten Gesichtsausdruck sehe. Er ist drauf und dran, es mir anzusehen – dass es mir nicht gut geht, dass ich verdammt noch mal durchdrehe.
»Hast du immer noch Gefühle für ihn?«
Ich keuche ungläubig. Die Ersten gucken schon. »Absolut nicht! Und das hier nervt mich allmählich!«
Die Scham brodelt in meinem Magen. Ist es das, was die Leute glauben? Dass ich immer noch heimlich in Connor verliebt bin?
»Ich spreche mal mit Ward.« Er redet so leise und bedächtig, dass es gar nicht recht zu seiner üblichen arroganten Art passen will. »McKinnon kann auch bei jemand anderem zur Physio gehen. Ich kümmere mich darum.«
Wenn ich ihn nicht besser kennen würde, hätte ich die Sorge in seinem Blick als Beschützerinstinkt gedeutet. Mein Puls beschleunigt sich, als ich mir für einen Augenblick vorstelle, wie Rory Miller über mich wacht wie Jamie über Pippa. Doch dann reiße ich mich wieder zusammen.
Er will nur, was er nicht haben kann. Für ihn ist dies hier doch bloß ein weiterer Spielzug in einem Match, bei dem ich nicht mitspielen will.
»Ich brauche deine Hilfe nicht«, entgegne ich, »ich brauche keinen Bodyguard, und ich will auch nicht, dass du mir in meine Arbeit reinquatschst.«
Er stößt ein frustriertes Geräusch aus und fährt sich durchs Haar. Bei der Entschlossenheit in seinem Blick fürchte ich schon, dass ich gleich Gegenwind bekomme, doch dann zuckt sein Adamsapfel, und er nickt mir knapp zu.
»Okay«, sagt er nur. »Ich halte mich raus.«
»Danke.«
Den restlichen Abend verbringe ich mit Pippa, Jamie und unserer Familie, doch jedes Mal, wenn ich zum anderen Tischende spähe, guckt Rory mich an und hat immer noch dieses besorgte Stirnrunzeln.
KAPITEL 3
RORY
»Hartley.«
Drei Tage später bin ich im Fitnessraum, als sie gerade die erste Physiostunde mit McKinnon vorbereitet.
Sie setzt eine Hantel auf dem Boden ab und weicht meinem Blick aus.
Mein Trainer kommt durch die Tür, ich winke und signalisiere ihm, dass ich gleich nachkomme, bevor ich mich erneut zu Hazel umdrehe und die Stimme senke. »Ich hab mich gefragt, ob du noch mal darüber nachgedacht hast, dass wir mit Ward sprechen sollten.«
Ihre Schultern verspannen sich. »Du hast doch gesagt, du mischst dich nicht ein!«
»Ich will dir nur Rückendeckung geben. Aber Ward hört dir bestimmt auch ohne mich zu.«
Sie atmet vernehmlich aus, beißt sich auf die weiche, üppige Unterlippe und hat die Stirn kraus gezogen. Sie ist eindeutig nervös.
Ich balle die Fäuste. Ich hab zigmal darüber nachgedacht und mir ins Gedächtnis gerufen, wie angespannt sie geguckt hat, als ich während der Verlobungsparty McKinnon erwähnt habe. Und ich hab darüber nachgedacht, warum ich so untypisch wachsam werde, sobald ich mir vorstelle, dass sie mit ihm zusammenarbeiten muss.
»Ich weiß, du bist eine harte Nuss, Hartley.« Ich grinse, damit sie nicht sieht, wie alarmiert und eifersüchtig ich in Wahrheit bin. »Ich will nur verhindern, dass du unseren Neuzugang umbringst.«
Sie lacht nicht, und in mir zieht sich alles zusammen. Warum lässt sie sich denn nicht helfen?
Ich betrachte ihren hübschen Pferdeschwanz, der ihr über den Nacken fällt. Die dunklen Wimpern um ihre schönen blaugrauen Augen. Die sinnliche Lippenkontur.
»Nein danke.«
So verdammt stur. Wenn es nicht so frustrierend wäre, würde ich es fast liebenswürdig finden.
»Er wird sich bei mir entschuldigen.« Sie stellt ein paar kleinere Hanteln vor dem Spiegel bereit.
»Wie bitte?« Ich habe den Typen seit Jahren nicht mehr gesehen, aber ich kenne ihn. Typen wie er? Entschuldigen sich nicht. Mein Dad ist genauso.
Sie richtet sich auf und fängt meinen Blick auf. »Er hat mir eine E-Mail geschrieben. Und meinte, er will mit mir reden.«
In meinem Kopf schrillen sämtliche Alarmglocken. »Bestimmt will er wieder mit dir zusammen sein.«
»Das bezweifle ich.« Sie verzieht das Gesicht. »Und selbst wenn – das wird nicht passieren.«
Der Alarm verstummt. Immerhin etwas.
»Er wird sich entschuldigen«, wiederholt sie, »und ich kann einen Haken an die Sache machen.«
Sie will ihn das ganze Jahr über ertragen? »Er ist ein Idiot.«
»Du aber auch.«
Da liegt sie nicht falsch. Ich überspiele das mulmige Gefühl in mir mit einem überheblichen Grinsen. »Schon – aber ich bin die Art, die du magst.«
Sie will mir schon etwas entgegenschleudern, worüber ich garantiert den restlichen Tag nachdenken würde, doch im selben Moment kommt McKinnon, und ihr ganzes Verhalten schlägt schlagartig um: Sie verspannt sich, als er sie entdeckt und ein widerwärtiges Raubtiergrinsen aufsetzt.
Es ist unerträglich. Sie muss mit ihm arbeiten, und ich kann nichts dagegen tun.
»Rory.«
Sie sieht mich flehentlich an, und mein Magen krampft sich zusammen. Wir haben uns nie mit dem Vornamen angesprochen. Nie. Nicht einmal damals in der Highschool.
»Bitte«, sagt sie und hält den Blickkontakt aufrecht. Die Sorge steht ihr ins Gesicht geschrieben. Diese Version von ihr ist ganz anders als die streitbare, selbstbewusste Frau, die ich so gern necke. »Ich will gerade einfach nur meinen Job machen.«
McKinnon steuert auf uns zu, doch ich sehe ihr weiterhin ins Gesicht und suche den Blickkontakt. Dies hier wäre im Handumdrehen gelöst, wenn sie meine Hilfe nur zuließe. Ich verspüre den Impuls, sie mir über die Schulter zu werfen und mit ihr in Wards Büro zu marschieren, aber sie würde mich wahrscheinlich nur beißen – und mir wäre es nicht einmal unangenehm.
Ich glaube, so etwas nennt sich »intrusiver Gedanke«. Und ich habe ihr versprochen, dass ich mich nicht einmische – selbst wenn ich augenscheinlich im Recht bin.
»Okay.« Ich atme tief durch und beiße die Zähne zusammen.
»Da ist sie ja!«
McKinnon begrüßt sie wie eine alte Freundin, nur dass sie die Schultern anspannt. Mein Beschützerinstinkt meldet sich zurück, und ich richte mich zu voller Größe auf und bedenke McKinnon mit meinem typischen herablassenden Grinsen.
Er sieht mich an, und sein Lächeln wird säuerlich. Ich bin immer schon eine Handbreit größer als er, und es ist primitiv und dumm – aber ich ziehe eine gewisse Befriedigung daraus.
»McKinnon.« Er bekommt ein knappes Nicken von mir.
Hartley hat zwar gesagt, sie wolle meine Hilfe nicht, aber urplötzlich bin ich von Kopf bis Fuß auf Revierverhalten eingestellt. Allmählich dämmert mir, wie sich Streicher gefühlt haben muss, als ich im vergangenen Jahr so viel mit Pippa unternommen habe.
McKinnon sieht mich herausfordernd an. »Miller. Schwänzelst wohl immer noch um Hazel herum, was? Manche Sachen ändern sich wohl nie.«
Ich hasse diesen Typen. In meiner Magengrube macht sich mein Kampfgeist bemerkbar, brodelt und blubbert durch mich hindurch, und meine Kiefer spannen sich an. Ich sehe zu Hartley – dies hier ist ihre letzte Chance, mein Angebot anzunehmen.
Ihr Blick lodert, und vielsagend sieht sie in die Richtung, wo mein Trainer auf mich wartet. »Rory wollte gerade aufbrechen.«
Meine Instinkte schreien mir förmlich zu, dass ich bleiben muss, dass ich ihr zur Seite stehen muss, falls dieses Arschloch irgendwas sagt oder tut, was sie verletzen könnte. Doch stattdessen bedenke ich McKinnon nur abermals mit meinem nervigen Grinsen.
Der Dreckskerl kriegt später im Training einen ordentlichen Bodycheck zu spüren.
»Bis später, Hartley«, sage ich, lasse McKinnon dabei aber nicht aus den Augen.
Während des Einzeltrainings höre ich nur mit halbem Ohr zu und bin mit dem Blick ständig bei Hartley und McKinnon auf der anderen Seite des Trainingsraums, halte Ausschau nach Anzeichen für einen Konflikt und achte auf ihre Körpersprache, um sicherzugehen, dass bei ihr alles in Ordnung ist.
Ich traue diesem Typen keinen Meter weit.
KAPITEL 4
HAZEL
Zu meiner riesigen Erleichterung fühle ich mich nicht mehr zu Connor McKinnon hingezogen.
Er sieht immer schon gut aus, aber auf eine fiese Art, wie mir jetzt dämmert – wie ein Bösewicht aus Game of Thrones. Aber neben Rory wirkt ohnehin jeder weniger attraktiv.
Das Herz hämmert in meiner Brust, als ich die Physioübungen mit ihm durchgehe. Ich fühle mich so gehemmt wie noch nie im Leben.
Wenn ich unhöflich zu ihm bin, sieht das aus, als wäre ich die verbitterte, enttäuschte Ex. Genau das bin ich zwar, aber ich will nicht, dass er das weiß. Meine größte Angst ist, dass er erfährt, wie tief mich das damals getroffen hat.
Wenn ich zu freundlich bin, wird er denken, dass ich wieder was von ihm will. Aber dieses Durcheinander will ich erst recht nicht.
Deshalb gehe ich die Übungen professionell mit ihm durch, wie ich es mit jedem anderen Spieler auch machen würde, und drehe nur innerlich durch. Er macht einen Ausfallschritt nach vorn, mustert sich selbst im Spiegel, beäugt nicht mal seinen Körper, sondern starrt bloß in sein fies-attraktives Gesicht.
»Pass auf dein Knie auf!«, sage ich, als das Gelenk nachgibt.
Er stellt sich anders hin und starrt sich selbst dümmlich grinsend ins Gesicht.
Die E-Mail von heute Morgen – Freu mich auf unsere Physiosession! Außerdem muss ich dir etwas sagen – hat er immer noch nicht angesprochen. Vielleicht wartet er bis zum Ende der Einheit.
Er wird sich bei mir entschuldigen. Was sonst könnte er wollen? Und ich bekomme den Schlussstrich, den ich gebraucht habe, um mit der Vergangenheit abzuschließen. Was er mir angetan hat, war schlimm – aber wenn er deshalb jetzt ein schlechtes Gewissen hat? Dann will ich mal nicht so sein.
Mir schießt wieder durch den Kopf, was er während dieser Party zu mir gesagt hat, als er den Arm um eine andere gelegt hatte.
Ich hab nie behauptet, dass wir zwei fest zusammen sind. Das hast du gesagt.
So was langweilt mich.
Mädchen wie du sind nicht mit Typen wie mir zusammen.
Ich hole tief Luft, um die Übelkeit zurückzudrängen. Das ist Jahre her, ich bin nicht mehr dieselbe – diejenige, die sich damals dem Leben ihres Freundes untergeordnet hat.
Als ich in die Richtung sehe, wo Rory mit seinem Trainer arbeitet, kreuzen sich unsere Blicke. Er zieht eine Augenbraue hoch, als wollte er mich fragen: Ist alles okay?, doch ich drehe mich weg.
Normalerweise interessiert sich Rory nur für sich selbst. Keine Ahnung, warum er mir so dringend helfen will. Ich hab doch gesehen, wie leichtfertig er einer Frau das Herz bricht.
Als wir mit der Einheit fertig sind, wimmert Connor und dehnt den Rücken, und mir kommt eine unwillkommene Erinnerung, wie ich ihm vor Jahren mal diesen Muskel massiert habe. Er hat seit jeher Probleme mit der Leiste, seit er sich im ersten Jahr an der Uni verletzt hat.
»Haben wir noch Zeit für eine Massage?«, fragt er. »Von dem langen Flug gestern tut mir die Leistengegend weh.«
Ich muss mich zusammenreißen, um ihn nicht angewidert anzusehen.
Massagen sind Teil meines Jobs. Wenn er irgendein anderer Spieler wäre, würde ich keine Sekunde zögern. Die Jungs stecken auf dem Eis eine Menge ein, und ich tue gern alles, was in meiner Macht steht, damit es ihnen besser geht und sie länger spielen können.
Doch hier geht es um Connor. Ich will nicht mal dieselbe Luft atmen wie er, geschweige denn ihn anfassen, aber wenn ich ihn anders behandele als die anderen, dann heißt das nur, dass er mir schwer zusetzt.
Ich muss da jetzt durch, rede ich mir ein.
»Ein paar Minuten haben wir noch. Ich seh’s mir an.« Ich zeige zur Seite auf eine der Liegen, die die Physio- und Massagetherapeuten benutzen.
Er geht hinter mir her, legt sich hin, krempelt die Trainingsshorts hoch, während ich das Massageöl aus dem Schrank nehme.
So was hat er schon zigmal gemacht. Ich ebenfalls. Das hier ist piepnormal. Nichts daran ist komisch.
Ich wärme das Öl in meinen Händen, und als ich mich an die Arbeit mache, versuche ich, mich darauf zu konzentrieren, wie seine verhärteten Muskeln sich unter meinen Fingern anfühlen, während ich knete und gleite. Trotzdem erröte ich.
Ich hab das mit ihm schon vor Jahren gemacht, und immer wenn wir …
Oh Gott. Es läuft mir eiskalt den Rücken hinunter.
Ihn hat es erregt, und irgendwann hatten wir Sex.
Ärgs. Mein Magen zieht sich zusammen. Ich hasse jede Sekunde – und ich verabscheue mich selbst, weil ich mich dermaßen unwohl fühle. Dies wäre der perfekte Moment für ihn, sich bei mir zu entschuldigen.
Ich frage mich, ob die anderen, mit denen er geschlafen hat, noch während wir zusammen waren, das Gleiche für ihn getan haben.
Unsere Blicke kreuzen sich, und mir schlägt das Herz bis zum Hals, als er sieht, wie meine Wangen glühen. Ein träges Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht, als hätte er mich bei etwas Verbotenem ertappt.
»Also.« Er verschränkt die Hände im Nacken. »Ist doch ein guter Moment, um zu reden.«
Mein Magen vibriert vor Nervosität, trotzdem behalte ich einen neutralen Gesichtsausdruck bei. Unter meinen Händen entspannt sich sein Muskel. Zum Glück. »Schieß los.«
Wenn er sich entschuldigt, dann will ich mal nachsichtig sein. Ich will mich auch nicht aufspielen. Ich will einfach nur alles hinter mir lassen.
Er lacht unbekümmert und späht dann mit einem verschwörerischen Grinsen zu meinen Händen an seinem inneren Oberschenkel. »Angesichts unserer Geschichte … kannst du in dieser Saison überhaupt professionell bleiben?«
Meine Hände halten inne. Ja, das hat er gerade wirklich gesagt. Das Unwohlsein in meiner Magengegend beginnt zu köcheln, zu sieden, und ich nehme die Hände hoch.
»Wie bitte?«
Er sieht mich vielsagend an, als hätten wir zwei ein Geheimnis. »Komm schon! Dass ausgerechnet du dieses Jahr meine Physio sein sollst, ist doch wohl ein Riesenzufall – und jetzt das?« Er zeigt auf seinen Oberschenkel.
Ein merkwürdiges Gefühl ergreift von mir Besitz und intensiviert sich mit jedem Pulsschlag. Es ist, als würde ich fallen, als würde mir der Mageninhalt in die Kehle steigen.
Er verzieht den Mund. »Ich will nur sichergehen, dass es zwischen uns nicht komisch wird.«
Oh, Hazel. Schon wieder falschgelegen. Es ist fast lächerlich, wie sehr ich mich in Männern täusche.
Er wird sich nicht entschuldigen. Er glaubt, ich würde ihn zurückhaben wollen. Nach dem, was er getan und gesagt hat, glaubt er ernsthaft, ich wäre immer noch an ihm interessiert.
Für ihn bin ich die Person, die damals heulend die Party verlassen hat, während alle anderen über sie getuschelt haben. Ich bin diejenige, die Sommerkurse belegt hatte, um ihm an die Uni zu folgen – wie die ahnungslose, liebeskranke Idiotin.
Aber diese Person bin ich nicht mehr.
Wut sickert durch meine Adern, dicht gefolgt von dem überwältigenden Impuls, ihm zu beweisen, wie falsch er liegt.
»Ich hab nicht darum gebeten, deine Physio zu sein.« Meine Stimme klingt merkwürdig belegt.
Er zieht eine Augenbraue hoch. »Nicht?« Es liegt auf der Hand, dass er mir nicht glaubt.
»Nein.« Vor Scham zieht sich mir die Kehle zusammen. Wie eine Klette, hat er einmal über mich gesagt.
Mädchen wie du sind nicht mit Typen wie mir zusammen. Gott, selbst jetzt noch trifft mich der Satz bis ins Mark.
Ich will ihm verdammt noch mal beweisen, dass er danebenliegt.
Drüben auf der anderen Seite sieht Rory zu uns herüber. Er hat mich die ganze Einheit hindurch beobachtet. Mir schießt wieder durch den Kopf, dass er mir helfen wollte.
Er hebt Gewichte, spannt Bizeps und Trizeps an, lässt mich dabei aber nicht aus den Augen. Mein Herz setzt kurz aus, weil Rory Miller – obwohl er ein arrogantes Arschloch ist – so unfassbar gut aussieht. Ich verstehe schon, warum Frauen ihm hinterherlaufen, auch wenn ich niemals eine davon sein werde.
Moment.
Die beiden hassen sich. Rory und Connor. Sie sind nie miteinander ausgekommen. Sie werden sich die ganze Saison über in den Haaren liegen. Rory ist der bessere Spieler, und auch wenn Connor es nie zugegeben hat, ist das der Grund, warum er Rory nicht ausstehen kann.
Und Connor hat mir zu verstehen gegeben, dass ich nie eine bessere Partie machen würde …
Rory ist der Einzige in der Mannschaft, dessen Ego noch größer ist als das von Connor. Er ist selbstverliebt, arrogant und wahnsinnig auf Überlegenheit bedacht, und am allerbesten ist, dass er Connor fast so sehr verabscheut wie ich. Als könnte er meine Gedanken lesen, verzieht Rory die Mundwinkel zu einem Grinsen und zieht eine Augenbraue hoch.
Anmaßend und selbstsicher.
Als ich den Blickkontakt im Spiegel halte, kribbelt mein Hinterkopf. Ich bin drauf und dran, etwas sehr Dummes zu tun, doch das ist mir egal. Ich würde alles tun, um dieses beschämte, hilflose Gefühl loszuwerden. Ich hab nur noch einen Gedanken: Ich will meinem Ex eins auswischen.
Ich beschwöre die Bitch in mir herauf und lächele Connor gespielt verdattert an.
»Du weißt aber schon, dass ich mit Rory zusammen bin?«
Mein Herz rast, als ich auf seine Reaktion lauere, und vielleicht ist es die Sache ja wert, weil sein Gesichtsausdruck von überheblich zu verwirrt und überrascht umschlägt, ehe er unverkennbar hasserfüllt Rory anstarrt.
»Wirklich?« Er sieht immer noch zu Rory am anderen Ende des Fitnessraums. »Mit Miller?«
Ich bin ein Wirbelsturm aus weiblicher Wut und Rachegelüsten, und ich gehe all-in.
Rorys Trainer sagt etwas, doch er hört nicht hin, sondern sieht bloß abwechselnd Connor und mich an.
Ich winke ihm kokett mit den Fingern. Sein Blick leuchtet amüsiert und siegesgewiss auf, und ich muss mich beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen, als er Connor angrinst.
Gott, bei dieser ganzen Geschichte ist Rory das Allerschlimmste.
»Mhm.« Ich kann mich noch gut an die Frage erinnern, die er mir ein paar Minuten zuvor gestellt hat – ob ich wohl professionell sein könne –, und wieder fegt die Wut durch mich hindurch, während ich weiter lächele.
Gleichzeitig flackert Besorgnis in meiner Brust. Rory ist einfach nur unverschämt attraktiv. Bisher war ich immer imstande, mit scharfzüngigen Kommentaren und lockerer Abfälligkeit auf Abstand zu bleiben. Doch jetzt wird er sich auf mich stürzen, mir Dinge ins Ohr säuseln und mit seinem betörenden Charme die Hand um meine Taille legen und alles geben, was er nur kann, um bei Connor gewisse Knöpfe zu drücken.
Der weiche, verletzliche Teil von mir macht sich Sorgen, dass ich gefühlsmäßig mitgerissen werden könnte. Dass ich mich in ihn verlieben könnte.
Meine Fingerkuppen reiben übereinander, und als ich das Massageöl auf meiner Hand fühle, schießt mir die nächste Portion Wut – blanke Wut – in die Adern.
Rory ist ein verwöhnter Eishockeystar, dem das Leben auf dem Silbertablett serviert wurde. Ich werde keine Gefühle für ihn entwickeln. Connor ist die Ermahnung für mich, was passieren könnte, wenn ich diese rote Linie übertreten würde.
Trotzdem kann ich mit Rorys Hilfe Connor dazu bringen zu bereuen, was er mir angetan hat.
KAPITEL 5
RORY
»Also.« Kaum dass McKinnon weg ist, lasse ich mich neben Hartley auf der Bank nieder. »Anscheinend hat es sich jemand anders überlegt.« Ich lächele sie übertrieben süß an, wiederhole ihre Geste mit den winkenden Fingern und streiche mir die Haare hinters Ohr.
Ihr Mund verspannt sich, als würde sie in Wahrheit lachen wollen – eine nette Abwechslung zu der verspannten, nervösen Person, die ich in der vergangenen Stunde mit Argusaugen beobachtet habe.
»Und das soll ich sein?«
»Anscheinend ist McKinnons Entschuldigung nicht gerade so ausgefallen, wie du es dir gedacht hast.«
Schlagartig ist der Hauch Amüsiertheit in ihrem Gesicht wie weggefegt. »Er meinte … ähm …« Sie bläht die Nasenlöcher und holt tief Luft, als müsste sie an sich halten, um hier keinen Flächenbrand zu legen.
»Was?«
»Er hat es so dargestellt, als hätte ich darum gebeten, seine Physio zu werden.« Ihr Gesicht läuft rot an. »Als wäre ich immer noch hinter ihm her.«
Ich bringe ihn um. »Ernsthaft?!«
Sie scheint zu erschaudern, schüttelt das Gefühl aber ab. »Und dann diese Leistengeschichte …«
Oh, das hab ich auch gesehen. Ich bin fast durchgedreht, als sie seine Leistengegend bearbeitet hat. Und wie er sie angesehen hat! Selbst jetzt im Nachhinein krampft sich vor Eifersucht alles in mir zusammen.
Sie fährt sich kurz mit der Zunge über die Oberlippe und sieht flüchtig zu mir. »Ich hab ihm erzählt, dass ich mit dir zusammen wäre.«
Meine Gedanken erstarren, ehe sich ein Lächeln auf mein Gesicht schleicht. »Ach, wirklich?«
Ach du Schande, dieser Tag ist gerade tausendmal besser geworden. Mein Lächeln reicht inzwischen von einem Ohr zum anderen, während sie tiefrot anläuft. Sie ist so verdammt süß, wenn sie verlegen ist.
Sie schlägt den Blick nieder und ringt die Hände. »Ich … äh äh … Ich will ihm eine Lektion erteilen – und er hasst dich.« Zaudernd blickt sie zu mir auf. »Weil du der bessere Spieler bist.«
»Ich weiß.« Mein Herz flattert wie die Flügel eines Kolibris. Diese neue Richtung gefällt mir sehr, sehr gut.
»Aber wenn du nicht mitspielen willst, dann …«
»Na klar!« Ich strahle sie an, als wäre ich eine verdammte Werbefigur für Zahnpasta. »Mach ich doch gern für dich, Hartley.«
Sie schließt die Augen und schüttelt den Kopf. »Ich wusste, dass das für dich ein gefundenes Fressen wäre. Aber gut, dann zurren wir jetzt die Regeln fest.« Sie scheint kurz nachzudenken. »Wir daten für die halbe Saison. Bis zum ersten Januar.« Dann sieht sie flüchtig zu mir und scheint abzuwägen. »Oder früher, falls einer von euch anderweitig unter Vertrag kommt.«
Mir rutscht das Herz in die Hose. Es spielt keine Rolle, dass ich gerade erst Kapitän geworden bin. Wenn Ward nicht gefällt, was er sieht, bin ich raus.
»Erster Januar. Einverstanden.«
»Und während wir so tun, als wären wir beide zusammen, darfst du nicht mit anderen rummachen. Das wäre nicht glaubwürdig.«
»Eindeutig nicht.« Als würde ich derzeit auch nur darüber nachdenken.
Sie kneift die Augen zusammen. »Wie kommt’s, dass du so einfach einwilligst?«
Ich stelle mir vor, wie wir vor den Augen eines stinksauren McKinnon rummachen, und das Blut rauscht mir zwischen die Beine. Mein Blick verrutscht und bleibt an ihren Lippen hängen. Wetten, sie sind wahnsinnig weich? Sie sehen wahnsinnig weich aus.
Sie sieht mich alarmiert an. Scheiße, sie hat mir eine Frage gestellt, und wenn ich ihr jetzt sage, dass ich auf sie stehe, nimmt sie ja wohl die Beine in die Hand.
»Oh.« Hazel macht ein langes Gesicht. »Verstehe.«
Panik flutet meinen Magen.
»Du willst als Kapitän gut dastehen«, sagt sie.
»Stimmt«, presse ich erleichtert hervor. »Genau.«
Sie denkt leise summend nach. »Die Fans sind durchgedreht, als Jamie und Pippa letztes Jahr etwas miteinander angefangen haben.«
Besinne dich in dieser Saison auf das Wesentliche, hat Ward in seinem Büro zu mir gesagt.
Ein Eishockeyspieler mit einem netten einheimischen Mädchen im Arm ist die beste Art, seinen Ruf aufzupolieren.
Nun würde ich Hartley nicht unbedingt nett nennen, aber die Spieler und der Verein mögen sie. Ward will jemanden, der Verantwortung übernimmt, und dafür ist Hartley mein Freifahrtschein.
»Ich spiele deinen ergebenen Freund und tue alles, um McKinnon anzupissen«, erkläre ich ihr, »sofern du mir hilfst, wie der Kapitän dazustehen, den diese Mannschaft braucht. Ward will einen Typen mit blitzblankem Image. Du machst hier einen Top-Job, und die Leute mögen dich.«
Sie sieht mich verdattert an. »Danke.«
»Ist doch wahr.«
Ich räuspere mich und zucke mit den Schultern. Wir haben uns bisher immer nur gekabbelt, aber einander nie solche Komplimente gemacht. Ich bin mir nicht sicher, warum ich das gerade gesagt habe.
»Allerdings müsstest du auch auf Veranstaltungen und so mitgehen. Im Dezember gibt’s ein Charity-Event und dann das League-Classic-Match an Silvester.«
Letzteres findet in einem beliebten Skigebiet statt. Das Spiel zählt nicht für die Tabelle, trotzdem tragen die Mannschaften ihre Original-Trikots, und wir spielen unter freiem Himmel. Alte Tradition.
»Ich spreche mal mit Ward«, füge ich hinzu. »Aber ich glaube nicht, dass das ein Problem sein dürfte.« Pippa und Streicher waren schließlich auch ein Paar, als Pippa im Vorjahr für den Verein gearbeitet hat.
»Danke.« Sie zwirbelt ihre Haarspitzen zwischen ihren Fingern. »Ich komm am Freitag zum Spiel. Da spielt Connor schon mit, oder?«
Ich nicke. Ich kann die Rädchen in ihrem Kopf förmlich rattern hören.
»Ich sitze bei Pippa. Anschließend gehen wir noch mit der Mannschaft aus. Ich bin mir sicher, dass er auch mitgehen wird. Und bei der Gelegenheit könnten wir …« Unsere Blicke kreuzen sich, und sie scheint den Faden zu verlieren. »Da sieht uns dann jeder zusammen.«
»Und du trägst mein Trikot.« Bei der Vorstellung schwillt mir stolz die Brust.
»Äh … Nein.« Sie verzieht das Gesicht. »Ich trage kein Spielertrikot.«
McKinnons Trikot hat sie damals getragen, aber das erwähne ich besser nicht. »Wenn du McKinnon eins auswischen willst, dann solltest du alles geben. Du musst es tragen.«
Sie sieht mich lange an, ehe ich ein knappes Nicken zur Antwort kriege. »Und ich will Pippa in unseren Plan einweihen. Sie glaubt es sonst sowieso nicht.«
»Meinst du, ich bin nicht überzeugend genug?« Unwillkürlich muss ich darüber nachdenken, wie ihre Taille sich unter meiner Hand angefühlt hat und wie verdammt unfassbar ihre Haare gerochen haben. »Wir sollten womöglich auch Grenzen festzurren, falls ich zu weit gehen sollte. Eine Art Safeword vereinbaren – solche Sachen.«
Entschlossenheit und Wut blitzen in ihrem Blick auf. »Ich will ihm wirklich einen Arschtritt verpassen.« Sie lässt einen Moment verstreichen. »Da kannst du gar nicht zu weit gehen.«
Herr im Himmel, Hartley ist heiß, wenn sie sauer ist! Ich bin drauf und dran, einen Steifen zu kriegen. Mein Blick streift ihre Lippen. »Also kein Safeword, verstanden.«
»Miller?«
»Was?« Ich starre immer noch ihren Mund an.
»Das hier ist Fake.«
»Ich weiß.«
»Keine Gefühle.«
»Schon klar.« Ich frage mich, ob sie es zulässt, dass ich sie in McKinnons Anwesenheit küsse.
Sie neigt den Kopf zur Seite und fängt meinen Blick auf. »Kannst du mal einwilligen, ohne die ganze Zeit sabbernd meinen Mund anzustarren?«
Mir entwischt ein Lachen, und ich zwinkere ihr zu. »Ich hab nicht gesabbert.«
Sie verdreht die Augen, lächelt aber. Dann räuspert sie sich. »Ernsthaft, keine Gefühle – denn von mir kriegst du die auch nicht.«
Das hier ist dünnes Eis. Dieses Spielchen mit ihr – das ist brandgefährlich. Sie wird mich näher kennenlernen und schreiend Reißaus nehmen. So läuft es nun mal mit Typen wie meinem Dad und mir.
Trotzdem gebe ich ihr die Hand darauf, und das Blut rauscht in meinen Ohren.
»Es ist alles nur Show.« Spannend, wie ihr Blick flackert, kaum dass ich in ihre persönliche Distanzzone eindringe. »Musst du mir nicht zweimal sagen.«
Meine Hand hält ihre, und mein Gesichtsfeld reduziert sich auf die Stelle, wo wir uns berühren. Ihre Hand ist zart und weich und passt genau in meine. Hazel ist dermaßen schön, gemein und perfekt – es wird mir verdammt noch mal das Genick brechen.
»Oh, Hartley.« Ich bedenke sie mit meinem typisch anmaßenden Lächeln. »Das hier wird ein Heidenspaß.«
KAPITEL 6
HAZEL
Am Freitagabend sitzt Pippa schon auf ihrem Stammplatz, als ich kurz vor dem Spiel ankomme. Das Stadion ist voll mit aufgeregten Fans, überall grau-blaue Storm-Trikots, und es läuft Rockmusik, die das Publikum einpeitscht. Ich strotze nur so vor Energie, als ich mir mit einer Brezel in der einen und einem Bier in der anderen Hand den Weg zu unseren Plätzen in der Torkurve bahne.
»Hi.« Ich lasse mich neben sie auf den Sitz fallen. »Sorry, dass es so lange gedauert hat. Die Schlange am Eingang war der Wahnsinn.«
Eine glatte Lüge. Ich hab mich rumgedrückt und bin erst dreimal um die Eishalle herumgelaufen, bevor ich mich überhaupt angestellt habe.
Wortlos beäugt Pippa mein Trikot, und ihre Augenbrauen wandern nach oben.
Es lag am Nachmittag in einer Geschenkschachtel auf meinem Schreibtisch. Auch wenn ich unter gar keinen Umständen den Namen eines Typen tragen will, als wäre ich sein Eigentum, hat Rory recht: Ich muss sein Trikot tragen, wenn das hier glaubwürdig sein soll.
Sie starrt mich immer noch an. »Du trägst ein Trikot.«
Ich nehme einen großen Bissen von meiner Brezel und überlege genau, was ich erwidern soll. Es wird unendlich dämlich klingen, wenn ich es laut ausspreche.
»Hazel!« Inzwischen klingt sie wirklich neugierig. »Beug dich vor!«
Ich schlucke den Bissen hinunter. »Wann fängst du an, an deinem nächsten Album zu arbeiten?«
Gott, ich bin so ein Feigling. Millers Name brennt sich mir quasi in den Rücken.
»Hazel! Welcher Name steht da drauf?«
Mein Mund ist staubtrocken, und die Brezel schmeckt nach Kleber. Aber soll ich jetzt so lange auf meinem Platz sitzen bleiben, bis Pippa die Halle wieder verlässt?
Ich drehe mich um, damit sie den Namen sehen kann. »Es ist nicht das, wonach es aussieht.«
Sie blinzelt langsam. »Hab ich irgendetwas verpasst?«
Die Scheinwerfer in der Arena werden gedimmt, und Jubel geht durch die Reihen, als die Spieler die Eisfläche betreten. Als Rory an mir vorbeiläuft, zwinkert er mir mit einem träge-süffisanten Grinsen zu. Connor läuft direkt hinter ihm.
Jetzt gilt’s. Jetzt muss der Fake überzeugen. So ungern ich dies hier tatsächlich tun will – wir haben einen Deal, und ich muss meine Rolle genauso sehr spielen wie Miller.
Ich bedenke ihn mit meinem typisch coolen Lächeln und zwinkere zurück. Sein Grinsen wird breiter, dann ist er weg. Als Connor ungläubig zu mir hersieht, pulsiert die Befriedigung hinter meinem Brustbein.
Fick dich, Connor.
Während die Hymne läuft, sieht Pippa mich wiederholt verwirrt an, und als wir uns wieder setzen und die Spieler am Bullykreis in Position gehen, senke ich die Stimme.
»In Wahrheit läuft da nichts.« Ich ringe die Hände. Es wird gleich dermaßen dämlich klingen, wenn ich es ausspreche. Als mein Blick an Connor auf der Spielerbank hängen bleibt, zieht sich mir der Magen zusammen – und es bricht nur so aus mir heraus. Ich erzähle Pippa von Connors E-Mail am Morgen, dass ich dachte, er würde sich endlich entschuldigen, und davon, was er dann wirklich gesagt hat.
»Was für ein verdammtes Arschloch«, faucht sie, sieht mich unverwandt an, und in mir steigt Panik auf.
Ich will nicht, dass Pippa weiß, was Connor bei mir angerichtet hat. Sie ist meine kleine Schwester, und ich bin die starke Schulter für sie. Als unsere Eltern wollten, dass sie sich von einer Karriere im Musikbusiness verabschiedete, hab ich sie gepusht, ihren Traum weiterzuverfolgen. Ich bin diejenige, zu der sie mit allen wichtigen Fragen im Leben kommt. So war es immer. Ich kümmere mich um sie, nicht umgekehrt.
Sie darf nicht erfahren, wie tief er mich verletzt hat. Ich will nicht, dass sie sich meinetwegen Sorgen macht.
»Miller und ich haben eine Vereinbarung getroffen.« Ich erkläre ihr, dass er vor Ward wie der perfekte Kapitän dastehen will und nur zu gern bereit war, mir dafür in Sachen Connor zu helfen.
Sie sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Du hasst Rory. Was interessiert dich da, ob er Kapitän sein will oder nicht?«
Ich mache schon den Mund auf, um zu protestieren. Nach dem, was er meiner Highschool-Freundin angetan hat, weiß ich nur zu gut, dass er wie jeder andere Sportstar ist, der meint, sich nehmen zu können, was er will, ohne dafür die Konsequenzen zu tragen.