The Marybeth Chronicles 2: Einsam - Simon van de Loo - E-Book

The Marybeth Chronicles 2: Einsam E-Book

Simon van de Loo

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Beschreibung

Intelligente Königin oder unheilbare Verrückte? The Outer Realms 1862 m.Z. - Die Westreiche zerfallen und die Industrienationen stecken in einer tiefen Krise, während Königin Marybeth isoliert im Shelwynn Sanatorium ihr Dasein fristet, einem Ort für untragbare Adelskinder. Ihr Schicksal nimmt eine Wendung, als sie aus ihrer Isolation geholt wird, um bei einer Gedenkfeier zu sprechen. Ein brutales Attentat erschüttert die Veranstaltung, und Marybeth findet sich in einem Strudel aus Gefahr und Intrigen wieder. Als die Natur selbst gegen die Führung der Industrienationen zu rebellieren scheint, erkennt Marybeth ihre Chance. Kann sie sich aus den Fesseln ihrer Vergangenheit befreien und die Königin werden, die das Reich dringend benötigt?

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Seitenzahl: 373

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The Marybeth Chronicles 2

Einsam

"Martyria Stories" - Roman

von

Simon van de Loo

Alle Rechte bei Simon van de Loo / Martyria.Books

Copyright © 2024

by Simon van de Loo

Batterieweg 62

52424 Remagen

https://martyria-books.com/

Mitwirkende:

Lektorat/Korrektorat: Matthias Lange und D. Snow

(https://chaosbooks.de)

Coverdesign & inhaltliche Beratung / Co-Autorenschaft: Die fabelhafte Tris Khaylen (https://triskhaylen.de)

978-3-384-05328-2

Dieses Buch widme ich (neben meiner Tochter Ylvie) jedem Menschen, dem ich in meinem Leben Schlechtes getan habe, ob wissentlich oder unwissentlich. Ich gebe stets mein Bestes, doch es wird niemals genug sein.

"Per reflexionem ad virtutem"

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Prolog

Kapitel 1 - Natur und Feuersbrunst

Kapitel 2 - Blut und Verschleierung

Kapitel 3 - Gräten und Rachegelüste

Kapitel 4 - Ermittler und laute Katzen

Kapitel 5 - Spinnenweben und Rauschzustände

Kapitel 6 - Katharsis und der erste Streich

Kapitel 7 - Fische und Adel

Kapitel 8 - Neue Freunde und feline Jämmerlinge

Kapitel 9 - Alles dem Volke und ein alter Feind

Kapitel 10 - Eskalation und blutige Hände

Kapitel 11 - Dornen und Heilige

Kapitel 12 - Pistolen und Schnitte

Kapitel 13 - Uniformen und weite Sicht

Kapitel 14 - Grüne Wiesen und dunkle Wurzeln

Kapitel 15 - Blutmagie und rollende Räder

Epilog

Nachwort

Weitere Veröffentlichungen

Über den Autor

The Marybeth Chronicles 2: Einsam

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Prolog

Über den Autor

The Marybeth Chronicles 2: Einsam

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Prolog

1856 m.Z. Childrest Tag 26, Gelände des Shelwynn Sanatoriums, The Outer Realms – Schwere Kutschräder bahnten sich ihren Weg durch feinen Kies, verdrängten unzählige der kleinen Steine. Zu Beginn hatte Marybeth sie gezählt, doch als aus der Zehn erst eine Neunzig und dann eine Fünfhundert wurde, hatte ihr junger Geist sich in die Tiefen ihres Inneren geflohen. Der Ort, der dort verborgen lag, war schon immer ihr liebstes Versteck gewesen. Wie viel Zeit hatte sie dort verbracht? Waren es nur wenige Momente oder ihr gesamtes Leben?

Ein Ruck ging durch die Kutsche. Sie stand still. Marybeth hörte ein dumpfes Geräusch, als die Stiefel des Fahrers krachend auf den Boden aufsetzten, eine Sekunde später wurde die Tür geöffnet.

»Wir sind da!«

Es dauerte einen Moment, bis Marybeth ihre Gedanken wieder mit der Gegenwart in Einklang bringen konnte. Sie war zurück. Die grauen Mauern des Shelwynn Sanatoriums entwuchsen in beinahe bedrohlicher Anmutung dem dunkelgrünen Gras zur Rechten ihres Gefährts. Vierhunderteinunddreißig Tage, solange war sie nun schon Patientin dieser Heilanstalt für Adelssprösslinge, die besser weit außerhalb der Öffentlichkeit verwahrt wurden. An einem Ort, an dem sie dem Ruf ihrer hoch angesehenen Familien keinen Schaden mehr zufügen konnten.

Aus dem Augenwinkel sah Marybeth, wie sich die massiven, festungsartigen Eichenpforten des Gebäudes öffneten und zwei Aufseher hinaustraten, bereit, ihre wohl prominenteste Insassin in Empfang zu nehmen.

Also gut, dachte Marybeth, schloss für eine Sekunde ihre Augen, dann stieg sie aus eigener Initiative aus dem Kutschwagen aus. Es war ihr lieber, ihr freiwilliges Mitwirken deutlich zu zeigen, zu schnell waren die Aufseher bereit, die Bewohner der Heilanstalt am Arm zu leiten. Zwar waren sie nie sonderlich grob, jedoch war Berührung das Letzte, was Marybeth wollte. Schon unter besten Bedingungen mochte sie das nicht, und die Erschöpfung einer mehrtägigen Reise durch ihr Königreich hatte dieses Empfinden nicht verbessert. Das war nun ihr Leben – Königin ohne Einfluss, unheilbare Geisteskranke ohne ein Recht auf Ruhe. Sie konnte George keinen Vorwurf machen. Aus seiner Sicht war alles logisch. Sie aus dem Weg zu räumen, hatte ihn zur mächtigsten Person der Westreiche gemacht.

»Hat Eure Reise Euch gefallen, Eure Majestät?«, fragte einer der Aufseher, ein großer Mann mit kurzen blonden Haaren und einem gründlich rasierten Gesicht.

»Nicht sonderlich.«

»Nicht sehr gesprächig heute?«

Was für eine dumme Frage. Wann hatte sie je Interesse an Belanglosigkeiten gezeigt? Sie schwieg.

Der Blonde zuckte die Achseln. »Soll mir recht sein, Hoheit. Solange Ihr nicht vorhabt, gegen die Auflagen seiner Königlichen Hoheit, Prinzregent George, zu verstoßen.«

Marybeths Augen verengten sich zu Schlitzen, doch weiterhin sagte sie nichts.

Sie wurde von den Aufsehern ins Innere des Sanatoriums geleitet. Verglichen mit den kalten, unnahbaren Außenmauern wirkte das Interieur der Anstalt wesentlich freundlicher, jedoch noch immer vergleichsweise karg. Nicht, dass Marybeth etwas daran auszusetzen gehabt hätte. Ihr war es schlicht egal, die Anstalt musste kein Zuhause sein, ein solches hatte sie nicht mehr. Es war ein Aufbewahrungsort – ein Aufbewahrungsort für eine nützliche Sache, die man herausholen und dem Volk präsentieren konnte, wenn es sich alle paar Monate fragte, was eigentlich aus seiner Königin geworden war. Sie war nun ein Werkzeug, das war ihre Bürde. Allein und der wenigen Menschen beraubt, die ihr wichtig waren. Arthur… Aber all das war in Ordnung für sie. Das musste es doch sein, oder? Es war ihre Schuldigkeit dem Volk gegenüber. Gefühle konnten ignoriert, schmerzliche Gedanken vertrieben werden.

Das Kichern einiger Mitpatienten riss Marybeth aus ihren Gedanken. Wunderbar, ihre Rückkehr war bemerkt worden. Sie blickte sich um und sah eine kleine Gruppe junger Adelstöchter. Trotz des Jahres, das sie bereits an diesem Ort verbracht hatte, kannte sie nur eine von ihnen namentlich. Eleanor Harrington. Sie und ihre Freundinnen schienen äußerst amüsiert über Marybeth zu sein. Eine Außenseiterin, selbst bei den Irren, dachte Marybeth bei sich, doch es störte sie nicht wirklich. Sie hatte niemals beabsichtigt, hier Freunde zu finden.

»Ich werde nun auf mein Zimmer gehen«, teilte sie dem blonden Aufseher mit, dann machte sie sich auf den Weg dahin. Ruhe. Einfach etwas Ruhe. Das und eines ihrer Bücher waren genau die Dinge, die sie in diesem Moment benötigte, und mit nichts anderem wollte sie sich jetzt befassen.

Nachdem sie ihre Räumlichkeiten im dritten Stock erreicht und sich auf das lachsfarben bezogene und mit reichlich Stickereien verzierte Bettzeug niedergelassen hatte, glitten ihre Gedanken trotz des Buches immer wieder ab. Eigentlich war es sehr interessant. Es war ein informatives Werk über die Geschichte der Outer Realms. Besonders der Sieg der Kirche gegen den Oakenheart Stamm und die Neubesiedlung der Stadt Zartbitter waren äußerst spannende Themen, doch Marybeths Gedanken füllten sich mit dem Nachklang von Musik, von sinnlich gestrichenen Violinen, wie an jenem Abend im Sommer des vergangenen Jahres. Wie es Arthur wohl ergangen war? Ging er in seinem neuen Amt als Viscount der Copperblood Barony auf? Hatte er sich gut in Sanctum eingelebt? Onkel George hatte kaum etwas über ihn verlauten lassen und auch auf Fragen nur sehr abweisend reagiert. Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre das für Marybeth undenkbar gewesen, aber sie vermisste ihren Cousin. Sie vermisste ihn und dachte oft an die Tage, die sie gemeinsam in Loras verbracht hatten.

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1858 m.Z. Blossomtide Tag 13, Borderville, Copperblood Barony – Arthur reckte prüfend seinen Kiefer in die Höhe, um besser sehen zu können, doch es gab nichts zu beanstanden. Der Barbier hatte ganze Arbeit geleistet, sein Kinn war so glatt wie die Gnadenbrücke von Loras im Mittwinter. Arthur zupfte seinen Kragen zurecht, während er aufstand. Es war wichtig, einen perfekten Schein zu wahren, wenn man mit den wichtigsten Männern der Westreiche verhandelte, das hatte er unterdessen gelernt. Gerade jetzt, wo der Krieg gegen das Bündnis der weißen Flamme die Industrienationen ein weiteres Mal beschäftigte, konnte er sich nicht erlauben, in seiner Funktion als Viscount der Copperblood Barony als zögerlich oder schwach wahrgenommen zu werden. Das war ohnehin schwierig genug.

»Arthur, die Versammlung beginnt gleich. Bist du jetzt fertig oder hast du weitere Eitelkeiten eingeplant?«, fragte George, Arthurs Vater, während er ungeduldig auf seine goldene Taschenuhr blickte.

Tja, du hast es ja nicht mehr nötig, alter Mann, dachte Arthur und betrachtete das struppige Kinn des Prinzregenten. »Ich bin bereit. Und Ihr tätet gut daran, nicht zu vergessen, dass ich ein erwachsener Mann und Viscount dieser Region bin, Vater.«

»Du bist immer noch mein Sohn.«

»Richtig. Außer Blut verbindet uns nichts, und wie wenig Euch das bedeutet, habt ihr vor drei Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Verhaltet Euch mit dem gebührenden Respekt.«

»Du vergisst, dass du nicht nur zu deinem Vater, sondern zu deinem König sprichst.«

»Meine Königin heißt Marybeth. Ihr seid lediglich ihr Regent und nun geht mir aus dem Weg. Ich habe Geschäfte zu erledigen. Das habt Ihr übrigens ebenfalls, wenn Euch Euer eigener Stolz nicht ein weiteres Mal wichtiger ist als der Zustand Eures Reichs.«

»Du wagst es-«

Den Rest des Satzes hörte Arthur nicht mehr, er hatte das Etablissement bereits verlassen. Es tat gut, nicht mehr von seinem Vater abhängig zu sein. In den letzten drei Jahren war viel geschehen. George hatte nicht nur seine Pläne in die Tat umgesetzt und Marybeth in ein unfreiwilliges Exil geschickt, er hatte das Königreich Loras in eine Wirtschaftskrise und in einen Krieg geführt. Ein Offensivschlag auf die Schule des Fades, was hatte er sich nur gedacht? Was auch immer George als Herrscher glaubte zu haben, das Land war nicht mehr dasselbe, seit König Harold gestorben war.

Gerade hatte sich Arthur in den Sattel seines Pferds geschwungen, als George wütend aus dem Barbiergeschäft stürmte. »Würdest du bitte einen Moment stehen bleiben und mit mir sprechen, Sohn?«

»Ich wüsste nicht, worüber.«

»Über deinen Hass mir gegenüber.«

Arthur schenkte seinem Vater seinen abweisendsten Blick. »Ich hasse Euch nicht, ich will lediglich nichts mit jemandem zu tun haben, der Macht über Verwandtschaft stellt.«

»Darum geht es also? Um die Verrückte?«

»Sie ist nicht verrückt, Vater, und sie hat einen Namen!«

»Von mir aus. Dann eben Marybeth. Was ist mit ihr?«

Arthur fühlte, wie sein Puls sich erhöhte. »Wenn Ihr das erst fragen müsst, dann haben wir wahrlich nichts zu bereden.«

»Sohn. Deine Cousine ist kein normales Mädchen, und das war sie auch nie. Gerade du solltest das wissen, genügend Zeit hast du ja mit ihr verbracht.«

»Marybeth ist anders, aber sie ist nicht verrückt. Ihr habt ihr alles genommen, habt ihr nie eine Chance gegeben. Wegen Euch versauert sie im Nirgendwo – ohne Krone, ohne Familie. Wenn Ihr also wissen wollt, was ich will, Vater, so ist meine Antwort nur ein Wort: Gerechtigkeit! Ich will Gerechtigkeit für Marybeth«, erwiderte Arthur fest und gab seinem Pferd einen kleinen Stoß, damit es sich in Bewegung setzte.

Sein Vater seinerseits stand wie angewurzelt da und machte keine Anstalten, in seine Droschke zu steigen. Er senkte leicht sein Haupt. Seine Stimme klang bei den nächsten Worten heiser und erschöpft, und Arthur hatte das Gefühl, Anflüge eines schlechten Gewissens zu hören. »Das ist das eine, was ich niemals für dich tun kann, Arthur. Der Fortbestand des Reichs hängt davon ab. Wenn Marybeth die Krone trägt, dann werden die Westreiche untergehen.«

»Das Reich wird unter Euch untergehen, Vater, nicht unter Marybeth. Wir haben nichts mehr zu bereden. Ich sehe Euch bei der Versammlung.«

Mit diesen Worten gab Arthur seinem Reittier die Sporen.

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1860 m.Z. Twinwest Tag 18, Gelände des Shelwynn Sanatoriums, The Outer Realms – »Eure Hoheit, es ist an der Zeit aufzustehen.«

Marybeth schlug ihre Augen auf und strich sich lange, blonde Locken aus dem Gesicht. Schön, ein weiterer Tag. Nicht ihr Problem.

»Eure Majestät. Ich muss darauf bestehen, dass Ihr aufsteht. Heute ist Euer Badetag, und wie ihr wisst, folgen wir einem engen Zeitplan.«

Marybeth schloss ihre Lider wieder. ’Heute ist Euer Badetag.’ Als wäre sie ein Säugling und könnte nicht selbst für ihre Körperhygiene sorgen. Sie war vierzehn Jahre alt und zudem eine Königin, auch wenn dieser Titel nicht mehr als eine hohle Floskel war.

»Bringt es etwas, wenn ich Ihnen mitteile, dass ich nicht den Wunsch verspüre, zu baden?«

»Leider nein, Majestät, wir haben unsere Anweisungen von-«

»Von meinem Onkel«, unterbrach Marybeth ihn, »ja, ich weiß. Schon gut, ich komme mit.«

Sie stand auf, zog sich ihren Morgenrock über und folgte dem jungen Aufseher in den Baderaum des Sanatoriums. Die Wanne war bereits mit heiß dampfendem Wasser gefüllt und man hatte auch nicht an kostbaren, exotischen Düften gespart. Sie sah ihren Begleiter einen Moment lang gehemmt an, als dieser jedoch keine Anstalten machte, zu verschwinden, entledigte sie sich ihrer Kleidung. Sie hatte bereits in der Vergangenheit gelernt, dass Diskussionen sinnlos waren. ›Wir haben unsere Anweisungen‹, die ewige Antwort.

Marybeth sah an ihrem blassen, dünnen Körper hinab, an dem sich langsam erste Knospen aufblühender Weiblichkeit zeigten. Erneut spähte sie eine Sekunde lang zu dem jungen Aufseher hinüber, der gelangweilt dreinblickte. Fleisch. Fleisch, Muskeln und Haut. Organische Masse. Venen und Arterien, die mein Blut durch meinen Körper leiten, beruhigte sie sich selbst und merkte, dass ihr Herzschlag es ihr dankte. Wenige Sekunden später saß sie in der heißen Badewanne und musste zugeben, dass der Badetag auch seine Vorteile hatte. Einige Schaumbläschen stiegen auf. Marybeth beobachtete ihren Flug. Wie lange es wohl dauern würde, sie über den Rand der Wanne zu pusten? Marybeth spitzte ihre Lippen und konzentrierte die Luft, die sie ausstieß.

»Wollt Ihr wissen, was es Neues in Eurem Königreich gibt, Eure Majestät?«, fragte der Aufseher, während er Marybeths Spielereien skeptisch beobachtete.

»Gerade nicht, ich bin beschäftigt«, antwortete Marybeth und versuchte ein weiteres Mal erfolglos, die Seifenblase über den Rand der Wanne hinauszubefördern.

»Mit Verlaub, eure Hoheit. Ich werde es Euch trotzdem erzählen. Es gab einen großen Erfolg im Krieg. Es ist unseren Soldaten gelungen, die Feenmutter, eine wichtige Anführerin des Feindes, in Gewahrsam zu nehmen und nach Loras zu bringen. Den Oberbefehl über diese Operation hatte Lord Admiral Kensington. Ich nehme an, dieser Name ist Euch ein Begriff?«

Marybeth nickte. »Ich kenne ihn persönlich.«

»Erstaunlich. Wie man sich erzählt, hatte Kensington einen Verräter in seinem Beraterstab, ein Halbling namens Jim Ernteflut, der zu den Truppen aus Zartbitter gehörte. Ziemlich peinlich für uns, dass gerade die Outer Realms einen solchen Lump gestellt haben. Aber, wie dem auch sei, dieser Ernteflut hatte wohl Verbindungen zum Untergrund von Highoak. Es gibt Untersuchungen dazu in Zartbitter, das hat mir heute erst meine Frau erzählt, die auf dem Markt einen alten Bek-«

»Was ist der Untergrund von Highoak?«, unterbrach ihn Marybeth sicherheitshalber, bevor er ihr noch den gesamten Tagesablauf seiner Frau berichten wollte. Außerdem interessierte sie das Thema. Hatte sie hierzu nicht in der Vergangenheit etwas gelesen?

»Nun, dieser sogenannte ›Untergrund‹ ist eine Verbindung von Kriminellen, Gottlosen und Vaterlandsverrätern, die der Meinung sind, die Kirche des Einen gehöre abgeschafft, die Outer Realms sollten sich von den Westreichen emanzipieren und der Oakenheart Clan sollte seine einstige Heimat zurückerhalten.«

Vom Oakenheart Clan hatte Marybeth natürlich schon gehört. Die Oakenhearts waren ein menschlicher Stamm, der an den alten Bräuchen und an seinem Druidenkult festhalten wollte, während die Kirche des Einen bereits zur Staatsreligion erklärt worden war. Während des großen Vernichtungskrieges, viele hundert Jahre in der Vergangenheit, hatte diese Gruppe sich gegen die Westreiche gestellt und war dafür verbannt worden. Sie hätte allerdings nicht gedacht, dass das heute noch für jemanden von großer Bedeutsamkeit wäre.

»Leben überhaupt noch Angehörige des Oakenheart Clans?«, fragte sie und stierte in die Leere des großen Baderaums.

Der Aufseher zuckte mit den Achseln. »Was weiß ich. Vielleicht ein paar, irgendwo unten in der Wüste bei den Kameltreibern.«

Marybeth erhob sich, und setzte sich vorsichtig auf den Rand der großen Keramikwanne. »Was spricht gegen die Zucht und Dressur von Kamelen? Ich bin sicher, das ist eine ehrbare Aufgabe.«

»Sicher, …«, murmelte der junge Mann und reichte Marybeth ein weiches Handtuch. »Hört mal, ich mache mich auf den Weg, den nächsten Patienten für die Badewanne zu holen. Ihr macht doch in der Zwischenzeit keinen Unfug …?«

»Natürlich nicht.«

»Gut, dann lasse ich Euch jetzt allein.« Mit diesen Worten verließ der Aufseher den Raum und überließ Marybeth sich selbst.

Verloren starrte sie an die weißgeflieste Wand des Baderaums. Noch vor einigen Momenten hätte sie sich einen Augenblick der Privatsphäre gewünscht, doch eigentlich war es egal. Solange sie hier blieb, hatten eigene Wünsche und Ziele keinen Vorrang, war sie nur eine Marionette. Unbelebt und ungerührt. Nur einer hatte es je geschafft, ihr mit Freundschaft und Musik das Gefühl von Leben einzuhauchen, doch er war fort, unerreichbar für sie. Sie erstarrte und schüttelte sich. Diese Gedanken. Wie oft sie mittlerweile dazu neigte, inmitten der kargen Einsamkeit über sich selbst zu brüten, zu verstehen versuchte, weswegen sie so anders war. Vor einigen Jahren wäre ihr vieles davon nicht einmal aufgefallen.

Sie trocknete sich ab, zog sich an und ließ sich dann auf einer Bank im Korridor nieder, um sich zu sammeln. Ihr Reich versank also immer mehr im Chaos, wurde von Feinden geschwächt, sowohl von innen als auch von außen.

Ganze Arbeit, Onkel George, sinnierte Marybeth bitter. Irgendwann …

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1861 m.Z. Cycle’s End Tag 30, Mistwick, Restfall Highlands – Zufrieden blickte Arthur von seinem Pergament auf. Er hatte sein schönstes Briefpapier gewählt, hatte einen Diener damit beauftragt, eine Blüte jener gelben Blumen zu beschaffen, die seine Empfängerin im Schlossgarten von Loras immer so geliebt hatte.

In den vergangenen sechs Jahren hatte Arthur so viel wichtige Korrespondenz geführt, hatte mit den wohlhabendsten Industriellen und den mächtigsten Anführern gesprochen, doch beim Schreiben dieses Briefes hatte ihn die gesamte Zeit über ein flaues Gefühl im Magen begleitet.

Er ließ seinen Blick erneut prüfend über die Seiten wandern.

Liebste Cousine Marybeth, ich hoffe, es geht Euch gut. Ich freue mich, Euch mitteilen zu können, dass wir uns an Eurem Geburtstag sehen werden. Derzeit bin ich aufgrund wichtiger politischer Verpflichtungen in den Restfall Highlands. Auf meinem Rückweg werde ich einen Zwischenhalt in Zartbitter einlegen, wo auch mein Vater zu uns stoßen wird, aufgrund der Festlichkeiten zum Jubliläum der Allianz mit den Halblingen und der Gründung der Stadt. Als offizielle Königin der Westreiche ist auch Eure Anwesenheit notwendig. Mein Vater hat diesbezüglich bereits alles in die Wege geleitet. Ich wiederum freue mich einfach, Euch nach all dieser Zeit endlich wiederzusehen. Mit Freundschaft und höchster Achtung, Arthur.

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(Queen Marybeth, 1862, Oakenheart Memorial Zartbitter)

Kapitel 1 - Natur und Feuersbrunst

1862 m.Z. Dawnbreak Tag 8, Bahnhof von Zartbitter, The Outer Realms – Marybeth betrachtete sich in einem der großen Spiegel in der Bahnhofshalle von Zartbitter, der im Vergleich zu jener in Loras geradezu leer und unbelebt wirkte. Nur sie und die Dienstboten, die ihr Onkel entsandt hatte, um sie abzuholen, waren hier. Das Mädchen, das ihr von der unsauberen Oberfläche entgegenblickte, hatte nur noch wenig mit dem Kind gemein, das sie einst gewesen war. Sie war größer geworden, wenngleich sie immer noch kleiner war als die meisten anderen Mädchen ihres Alters. Sie war schmal, eigentlich sogar zierlich, jedoch hatte der Fluch des Älterwerdens ihr kleine, aber deutlich sichtbare weibliche Kurven eingebracht, was sich noch immer fremd für sie anfühlte. Ihre Züge waren hagerer als früher, einige würden sie vermutlich sogar als anmutig bezeichnen. Ihre Lippen hatten eine schmale Form, aber eine gesunde rosa Farbe, ganz im Gegensatz zu ihrer stets eher blassen Haut. Was noch deutlich an die Marybeth von früher erinnerte, waren ihre meerblauen Augen und ihre hellblonde Lockenpracht, für die sie bereits als Kind unzählige Komplimente bekommen hatte. Marybeth jedoch hielt nichts von Beurteilungen aufgrund von Oberflächlichkeiten. Ihr Aussehen war keine Leistung ihrerseits. Sie hatte es nie verstanden, weder das noch die Komplimente zu ihrer Bekleidung. Das Lob sollte den Zofen und Schneidern gelten, schließlich hatten sie die Arbeit geleistet. Sie selbst hatte noch nie in ihrem Leben Nadel und Faden benutzt.

Marybeth wandte den Blick von ihrem Spiegelbild ab und blickte hoffnungsvoll nach hinten, nur um einen Moment später resigniert zu erschlaffen. Natürlich, was habe ich erwartet. Ihre ›Dienstboten‹ waren noch immer hier und behielten jede ihrer Bewegungen im Blick. Wehe dem, der es zuließ, dass sie auch nur einen Augenblick für sich allein hatte.

Enerviert betrachtete sie die große Uhr des Bahnhofs. Die vierzehnte Stunde war bereits um sechs Minuten überschritten worden, nicht zu vergessen die vielen Sekunden. Tickedi-tickedi-tack. Sechsundfünfzig, siebenundfünfzig, achtundfünfzig, neunundfünfzig – die siebte Minute bricht an. Die zunehmende Eskalation der Verspätung.

Marybeth konnte Verspätungen nicht leiden, schon gar nicht, wenn sie auf jemanden so Wichtigen wartete. Zudem verschwendete es ihre Zeit. Andererseits war jede Sekunde, die sie nicht eingeengt von den Wänden des Sanatoriums verbringen musste, ein Geschenk. Ja, dies war nun ihr Leben, ihre Pflicht, und sie würde diese stets erfüllen, doch ein tief in ihr verborgener Teil wollte wieder tanzen, schrie nach Anerkennung und Freiheit. Sie war seltsam – und sie wusste das. Man hatte es ihr oft genug gesagt, immer und immer wieder, George und sogar die anderen Insassen des Shelwynn Sanatoriums. Doch im Kern war sie doch einfach nur Marybeth, oder?

Aus einiger Entfernung hörte sie plötzlich das Pfeifen einer Dampflok und sofort fühlte sie eine ungewohnte Aufregung. Woher das nur kam? Irrelevant, sie würde ihn wiedersehen! Sie würde Arthur wiedersehen, den einzigen Freund, den sie jemals gehabt hatte.

Nachdem die Lokomotive gehalten hatte, lief Marybeth nervös den Bahnsteig entlang und sah sich in alle Richtungen um. Zuerst konnte sie ihn nicht finden, doch dann erkannte sie ihn unter den aussteigenden Passagieren.

Im Gegensatz zu ihr hatte er sich kaum verändert. Sein Gesicht war kantiger geworden, erwachsener, aber sein gepflegtes rotes Haar, welches er zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, und der für ihn typische, eng geschnittene Anzug machten eine Verwechslung unmöglich.

Sie rannte auf ihn zu, im letzten Moment jedoch, kurz bevor sie ihn in die Arme schließen konnte, hielt sie an. Ein starker Impuls in ihr arbeitete dagegen an, die innere Stimme in ihrem Kopf, die mahnte, du wirst nur wieder verletzt. Was genau tat sie hier eigentlich? Sie hatte Arthur seit über sechs Jahren nicht gesehen. Einzig Briefe hatten sie sich stets geschrieben. Dass sie sich tatsächlich einmal bei etwaigen Staatsbanketten über den Weg liefen, sich vielleicht gar gegenseitig besuchten, hatten sowohl Arthurs Verpflichtungen als Viscount als auch Onkel George immer zu verhindern gewusst. Seltsam.

Arthur schien ihr Zögern nicht entgangen zu sein. Vorsichtig, wie bei einem verängstigten Tier, trat er näher und suchte sachte, aber nur kurz ihren Blick. Als sie weiterhin nicht zurückwich, lächelte er und umarmte sie herzlich.

»Es ist schön, Euch zu sehen, Cousine.«

Marybeths Gedankenstimme schwieg endlich. Es fühlte sich erstaunlich gut an. Keine Spur von ihrem sonstigen Fluchtinstinkt. Es war alles wieder wie damals.

»Die Jahre haben Euch gut getan«, flüsterte er. »Seht Euch nur an.«

»Spielt Ihr auf meinen Gesundheits- und Ernährungszustand an oder auf meine Attraktivität?«

Er stockte. Dann schüttelte er den Kopf und lachte. »Auf beides. Und zudem auf Eure reizende Persönlichkeit, die unverkennbar noch immer die Eure ist.«

»Ich wüsste nicht, wessen Persönlichkeit ich sonst haben sollte«, erwiderte Marybeth trocken.

»Und das, liebe Cousine, ist auch gut so. Ich freue mich, Euch heute hier zu treffen. Kommt, wir nehmen eine Droschke zu den Räumlichkeiten, die der Bürgermeister von Zartbitter uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Diener-«

Marybeth unterbrach ihn. »Schulze.«

Arthur runzelte die Stirn. »Wie meinen?«

»Schulze«, wiederholte Marybeth ungeduldig. »Edgar Zwiebeltracht ist der Schulze von Zartbitter, nicht der Bürgermeister. Ihr solltet ihn mit seinem korrekten Amt ansprechen.«

Arthur verdrehte die Augen. »Schulze … diese Halblinge … Aber wie dem auch sei, teilen wir uns die Droschke oder nicht?«

»Nein.«

Arthur schmunzelte, wobei seine sonstigen Gesichtszüge sich langsam etwas spannten. »Und würdet Ihr mir auch erklären, wieso nicht?«

»Ja. Es fahren keine Droschken durch Zartbitter.«

»Also müssen wir zu Fuß gehen?«

»Das wäre eine Möglichkeit.«

Arthur seufzte. »Gut. Dann habe ich zwei Fragen. Zunächst: Das klingt, als gäbe es Alternativen. Welche wären das? Und zweitens: Woher wisst Ihr das alles?«

Marybeth zuckte die Schultern. »Als Euer Brief eintraf, habe ich mich gut auf unseren Aufenthalt in Zartbitter vorbereitet und alles darüber gelesen, was die Bibliothek des Sanatoriums zu bieten hatte.«

»Die Alternativen, Marybeth …«

»Es gibt Alternativen. Die Gesellschaft der freien Stadt Zartbitter besteht aus einem Geben und Nehmen zwischen den einzelnen Volksgruppen. Es ist möglich, dass einer der Anwohner sich bereit erklärt, uns gegen ein kleines Entgelt zu unserer Unterbringung zu fahren.«

»Ihr meint, wir sollen uns eine Mitfahrgelegenheit suchen?«, fragte Arthur skeptisch.

»Wir könnten auch einfach mit meinen Dienstboten fahren. Die haben mich schließlich auch mit einer Kutsche hergebracht.«

»Wieso habt Ihr das denn nicht gleich gesagt?«, fragte Arthur irritiert.

»Ihr habt nur nach den Alternativen zu öffentlichen Droschken gefragt.«

Arthur überlegte kurz und nickte dann. »In Ordnung. Das mit deinen Aufpassern soll mir recht sein. Es sind verschrobene Leute hier in den Outer Realms. Ich würde nur ungern mit jemand Fremdem fahren.« Er richtete sich an seine Diener. »Lawrence, Harrison, ihr kümmert Euch um mein Gepäck. Marybeth-«, er schaute wieder zu seiner Cousine, »-wir machen uns auf den Weg.«

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Arthur saß aufrecht. Seine Augen schlossen sich, als er das Violoncello umarmte wie in alten Zeiten. Seine Aufgaben in der Barony ließen ihm viel zu wenig Zeit für die Musik. Nun hatte er viel aufzuarbeiten, an einem Abend ohne weitere Verpflichtungen in den luxuriösen Räumlichkeiten, die der Schulze ihnen in seinem Privatanwesen zur Verfügung gestellt hatte.

Mit zärtlichen Fingern strich er den Hals des Instruments entlang. Sein Bogen glitt sanft über die Saiten, während er dem Resonanzkörper mit tiefen Tönen neues Leben einhauchte. Arthur drückte den Finger auf das Griffbrett und erzeugte den Ton C, kraftvoll und resonant – eine reiche, emotionale Klangfarbe. Dann wechselte er zu einem ruhigen Streichen über die A-Saite, spielte den Ton E, gefolgt von einem Anschlag auf der D-Saite für das A.

Er lächelte, als er den Blick hob und in den blauen Augen seiner Cousine denselben verträumten Ausdruck sah wie damals. Ihre Locken wippten im Takt der Musik, auch wenn sie aufmerksam sitzen blieb. Früher hatte sie getanzt, wenn er für sie gespielt hatte. Dennoch … es war eine Erleichterung, dass die Jahre, die Marybeth in der Isolation verbracht hatte, ihren Kern unberührt gelassen hatten.

In den ruhigeren Passagen der Melodie nutzte Arthur die Technik des Legato, um nahtlose Übergänge zwischen den Noten zu schaffen. Das Roßhaar seines Bogens liebkoste die Saiten, während er die Töne mit einer fast schwebenden Leichtigkeit spielte.

Arthur verlor sich in der Musik, ließ seine Seele mit jedem Ton mitschwingen. Seine Finger bewegten sich geschmeidig über das Griffbrett, während er die Melodie mit Leidenschaft und Hingabe spielte, erfüllt von jener Atmosphäre von Hoffnung, welche er in das Herz seiner Cousine säen wollte.

Als er die letzte Note spielte und sich der Nachklang des Tons allmählich verlor, sah er Marybeth direkt in die Augen. Eine Träne lief an ihrer Wange hinunter. Er hatte sie bisher nur ein einziges Mal weinen gesehen, und das war in einem Moment völliger emotionaler Überforderung gewesen. Hatten die Jahre im Sanatorium ihre inneren Schutzbarrikaden gebrochen, oder hatte sein Spiel sie wirklich so berührt? Als Marybeth langsam aufstand, mit holprigen Schritten auf ihn zukam, auf die Knie sank und ihre Stirn an sein Schlüsselbein drückte, kannte er die Antwort: Es war beides wahr.

Mit der Vorsicht eines Künstlers, der auf seiner Leinwand die letzten filigranen Pinselstriche zu einer frisch erblühten Lilie zieht, legte Arthur eine Hand auf Marybeths Schulter. Sie ließ es zu. Dadurch ermutigt, strich er ihr sorgsam über den Rücken.

Sie verharrten einige Minuten in dieser Position. Arthur spürte, wie Marybeths Körper sich langsam entspannte.

»Ich will nicht zurück«, flüsterte sie irgendwann beinahe tonlos.

Was sollte er ihr antworten? Er verstand sie und teilte ihre Gefühle, und doch wusste er, dass sein Vater sie niemals würde gehen lassen. Selbst jetzt standen ihre ›Dienstboten‹, speziell für diese Aufgabe ausgebildete Mitglieder der Royal Guards, vor der Tür und sorgten dafür, dass niemand sie unerlaubt durchschritt, weder herein noch hinaus. Zu sehr benötigte der Prinzregent die Unterdrückung der rechtmäßigen Königin für seine eigenen Ambitionen.

»Ich weiß, Marybeth, ich weiß«, antwortete er schließlich und erhöhte den Druck, mit dem er seine Hand über ihre Schulterpartie gleiten ließ. »Es wird alles gut werden. Ich werde immer für dich kämpfen.«

Ein lautes Klopfen durchbrach die Intimität des Moments.

»Herein«, brummte Arthur genervt, während Marybeth sich ruckhaft von ihm zurückzog und in eine Ecke des Raumes entwich.

Ein Diener betrat das Zimmer. »Eure Majestät, Königin Marybeth, Prinz Arthur, Viscount der Copperblood Barony,-«

Arthur winkte ab. »Schon gut, weiter im Text, bitte.«

»Der Prinzregent hat mich beauftragt, Euren Königlichen Hoheiten eine Nachricht zu übermitteln. Ihr werdet dazu angehalten, Euch morgen zur dreizehnten Stunde am Highoak Memorial bei der großen Eiche von Zartbitter einzufinden. Des Weiteren soll ich Euch diese-«, er legte zwei versiegelte Umschläge auf einem Sekretär an der Ostwand des Raumes nieder, »-Entwürfe für Eure Reden anlässlich der Feierlichkeiten überreichen. Prinz George hat verdeutlicht, dass er keine starken Abweichungen wünscht.«

»Sie haben Ihre Aufgabe erfüllt. Danke schön. Richten Sie meinem Vater bitte aus, dass ich selbst entscheide, welche Worte ich an die Bevölkerung richte.«

Der Diener verbeugte sich und verließ das Zimmer. Arthur seufzte, während er die Umschläge nahm und sich zu Marybeth auf den Boden setzte. Auf einem der Dokumente stand ihr Name. Er reichte es ihr und überflog seinen eigenen Text.

»Dass ich nicht lache. ›Als Sohn und vorderster Unterstützer unseres geliebten Prinzregenten George Ravenwood‹« … wenn er glaubt, dass ich das so aufsage, sollte vielleicht er die nächsten Jahre an Eurer statt in dem Sanatorium verbringen.« Arthur hatte auf ein Lächeln gehofft oder wenigstens den Hauch eines Schmunzelns, aber Marybeths Miene blieb steinern, während sie aufmerksam ihre Anweisungen las.

»Ein Sanatorium ist ein Ort für geistig Verwirrte und unheilbar Kranke. Onkel George ist keines von beiden – er ist lediglich arrogant.«

»Was hat er eigentlich in Eure Rede geschrieben? Ich nehme an, denselben hochtrabenden Dung?«

Marybeth reichte ihm das Papier. »Ihr könnt es lesen, wenn Ihr möchtet.«

Arthur nickte und schaute es sich an. Schon nach wenigen Zeilen ballte er seine Hände zu Fäusten. »Das kann er nicht ernsthaft von Euch verlangen.«

Marybeth zuckte die Achseln. »Er ist der Regent. Ich bin nur die Königin.«

»Das ist unfassbar. Eine Dreistigkeit. Hier: ›Ich bin froh, dass meine große geistige Fehlbarkeit das Land ebenso wenig spalten konnte wie seinerzeit der Oakenheart Stamm. Beides verdanken wir den starken Händen großer Männer. Damals war es der Held der Industrienationen, Marshall Jeremiah Augustine, gewesen, doch heute verdanken wir die Stabilität unseres Landes niemand anderem als meinem Onkel, dem Bruder meines verstorbenen Ziehvaters, Prinz George Ravenwood von Loras.‹ Dieser aufgeblasene-«

»Er ist der Regent. Er tut, was er tun muss, um als starker Führer seines Landes wahrgenommen zu werden.«

»Nein, Marybeth. Ihr könnt mir nicht weismachen, dass es Euch nicht verletzt, derart denunziert und für seine Zwecke missbraucht zu werden. Ihr solltet dieses Land regieren. Es waren seine Intrigen, die ihn dahin gebracht haben, wo er jetzt steht. Und er ist nicht einmal gut in dem, was er tut. Schaut Euch den Zustand des Reichs doch an …«

»Wir befinden uns im Krieg. Das Volk braucht einen starken Anführer. Es ist meine Pflicht, ihn zu unterstützen.«

Arthur schnaubte gehässig. »Das haben sie Euch also eingeredet? Und wenn es nur der Krieg wäre … Der Konflikt mit dem Bündnis ist die eine Sache, ebenso wie der Vertragsbruch, der ihn herbeigeführt hat. Zudem liegt unsere Wirtschaft beinahe brach, obwohl die Industriellen mehr Einfluss und Macht haben als jemals zuvor. Die Restfall Highlands stehen kurz davor, sich von den Westreichen abzuspalten. Und nun die Spitze des Eisbergs: Wir sind längst nicht mehr die stärkste Kraft in den Industrienationen: Der Amarriniumclan im hohen Norden hat uns längst überholt, militärisch wie wirtschaftlich.«

»Ich verstehe«, antwortete Marybeth langsam. »Onkel George benötigt eine bessere Strategie.«

Arthur lachte. »Nein, mein Vater braucht überhaupt nichts. Das Volk braucht einen besseren Herrscher. Es braucht seine Königin.«

»Es ist meine Pflicht, mein Leben dem Volk zu widmen.«

»Eure Pflicht, die mein Vater Euch genommen hat. Und genau deshalb ist dieser Mist hier eine Frechheit.« Er betrachtete das Papier in seiner Hand mit einem Blick, als hätte er soeben davon erfahren, dass der Diener, der es gebracht hatte, es zuvor zur Bereinigung der Überreste seiner Notdurft verwendet hatte.

»Ich verstehe«, murmelte Marybeth nachdenklich, griff das Thema jedoch nicht wieder auf.

Den Rest des Nachmittags und den Abend verbrachten sie mit leichteren Gesprächen, und obgleich Arthur sich erst wieder an die Eigenheiten seiner Cousine gewöhnen musste, war er froh, endlich etwas Zeit mit ihr verbringen zu können. Als sie einander eine gute Nacht wünschten und sich Arthur in sein eigenes Quartier zurückzog, hatte schon längst die Mitternachtsstunde geschlagen. Müde legte er sich in sein Bett, doch seine Gedanken verhinderten, dass er friedlich einschlafen konnte. Keines der Worte, die er Marybeth gesagt hatte, war gelogen. Sein Vater war als Herrscher der Westreiche eine Zumutung, ebenso wie Marybeths Isolation im Shelwynn Sanatorium. Eines Tages musste er etwas unternehmen. Er wusste lediglich noch nicht wie oder was.

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»Alles Gute zu Eurem Geburtstag, Cousinchen.«

Marybeth schlug ihre Augen auf und blickte auf einen wirren Urwald aus roten Strähnen, die Arthurs grinsendes Gesicht verdeckten.

»Ihr seht unordentlich aus.«

Arthur zog kurz überrascht eine Augenbraue hoch, doch dann grinste er noch breiter. »Ich freue mich auch, Euch zu sehen, Marybeth. Und nur damit Ihr es wisst, ich habe nach dem Aufstehen keine Zeit verloren und bin sofort zu Euch gekommen. Ich habe später noch genügend Zeit, mich zurechtzumachen. Aber seht, ich habe ein Geschenk für Euch.«

Arthur winkte einen Diener herbei, der einen kleinen Kasten aus rotbraunem Holz in der Hand hielt.

»Was ist das?«, fragte Marybeth. Sie wirkte weniger euphorisch, als Arthur es gehofft hatte, schien jedoch trotzdem neugierig zu sein.

»Ihr erinnert Euch sicher, dass Ihr mir damals mein wunderschönes Cello geschenkt hattet, nachdem mein Vater mein altes Instrument zerstört hatte.«

»Ja, natürlich.«

»Ich dachte mir, ihr würdet Euch vielleicht freuen, wenn ich diesen Gefallen nun erwidere.«

Marybeth sah skeptisch auf das Kästchen. »Das ist deutlich zu klein für ein Violoncello.«

Arthur lachte. »Nun, ich dachte mir, das Violoncello ist vielleicht nicht das richtige Instrument für Eure zarten Hände.« Er stand auf, nahm dem Diener das Geschenk ab und öffnete es für Marybeth.

Sie starrte ihn mit offenem Mund an, als sie die kleine Violine herausnahm. »Das ist-«

»Eine Violine, ich weiß«, unterbrach Arthur sie und beendete lächelnd ihren Satz.

»Nein, das hatte ich nicht sagen wollen. Sie ist wunderschön«, hauchte Marybeth ernsthaft verzückt.

Arthur wirkte freudig überrascht. »Ich muss zugeben, mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Es tut gut, ein Strahlen auf Eurem Gesicht zu sehen, und ich freue mich, wenn sie Euch gefällt. Probiert sie doch einmal aus. Es gibt ein paar Dinge zu beachten, bevor Ihr eine Violine benutzt. Beispielsweise muss der Bogen gelegentlich mit Kolophonium vorbereitet werden – diesem Harz hier. Das habe ich aber bereits für Euch erledigt.« Er hielt inne und beobachtete, wie Marybeth das Instrument anzulegen versuchte. »Ihr müsst Euer Kinn auf diese schwarze Stütze auflegen, ja genau so. Dann nehmt Ihr den Bogen und stabilisiert den Griff mit Eurem Zeigefinger. Genau. Nun streicht einfach über die Saiten.«

Marybeth tat wie geheißen und zuckte zusammen. »Das klingt furchtbar.«

Arthur nickte. »Daran werdet Ihr Euch am Anfang leider gewöhnen müssen. Die Violine hat ungeübt einen grauenhaften Klang. Mit Übung und Fleiß jedoch wird sie zu einer Wonne für die Ohren eines jeden Zuhörers.«

»Ich bin sehr fleißig.«

»Das weiß ich. Und genau deshalb bin ich sicher, dass Ihr schon bald bereit seid, zur Abwechslung einmal mir Eure Kompositionen vorzuspielen.«

»Ich werde mir die größte Mühe geben.«

Marybeth und Arthur ließen sich ein gemeinsames Frühstück bringen und unterhielten sich noch eine kurze Zeit, dann verabschiedeten sie sich, um sich von den Dienstboten und Zofen in einen vorzeigbaren Zustand für die Feierlichkeiten bringen zu lassen. Wenige Stunden später saßen sie bereits in einer Kutsche, die eigens dazu beauftragt war, die beiden Mitglieder der Königsfamilie zur Highoak Gedenkstätte zu bringen, an welcher der Regent seine große Rede halten sollte.

Die verregnete Stadt, die an ihnen vorüberrauschte, sah so anders aus als Loras. Kleiner, wenn auch ebenfalls sehr groß. Insbesondere der architektonische Stil der Häuser beider Metropolen war jedoch ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Warum denke ich darüber nach?, fragte sich Marybeth kurz, doch die Antwort lag eigentlich auf der Hand. Ihre Wiedervereinigung mit Arthur weckte die Erinnerungen an ihr früheres Leben. Instinktiv umklammerte sie ihren Geigenkasten. Sie hatte es nicht gewagt, ihn unbeaufsichtigt zu lassen. Auch die Einwände ihrer Dienstboten hatten sie nicht davon abbringen können, das Instrument mitzunehmen.

Sie blickte aus dem Fenster der Kutsche. Viele der Häuser hatten graue oder weiße Außenmauern. Sie standen weiter auseinander als in ihrer Heimatstadt und breite Straßen führten zwischen ihnen hindurch. Die vertrauten Gaslaternen waren zwar auch hier vorhanden, jedoch weitaus seltener als in Loras.

Zu Marybeths Überraschung vermochte es sogar die Bevölkerung, ihr Interesse zu wecken. Beinahe sprichwörtlich für die Outer Realms war diese bunt aus allen Völkern und sozialen Schichten zusammengewürfelt – ein Potpourri der Westreiche. Nirgends sonst konnte man hochgewachsene, glatzköpfige Oger-Gentlemen mit Zylinderhüten und Monokeln neben verarmten Halblingen oder lorasianischen Bauern über die Gehwege schreiten sehen. Zartbitter, die Stadt für alle, und offenbar war dieser Leitspruch mehr als nur Propaganda.

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Sie erreichten das Highoak Memorial nach ungefähr einer halben Stunde. Bei der Gedenkstätte handelte es sich um einen kleinen hölzernen Pavillon, eine Art Kapelle, die unter den Zweigen der großen Eiche errichtet worden war. Allerhand Schnitzereien, Überbleibsel des Oakenheart Stammes, zierten die knorrigen, braunen Wände der Struktur und Efeu wuchs daran empor. Es erweckte den Eindruck, das Bauwerk wäre ein natürlicher Teil dieses Ortes. Er fügte sich perfekt in die Kulisse des gewaltigen, einsamen Baums auf der Flanke einer überwucherten Anhöhe. Den Fuße dieses Hügels verunzierten bereits die ersten Ausläufer der Stadt.

Eine Atmosphäre des Friedens und der Ruhe umgab den Platz auf eine angenehm subtile Weise trotz des Gemurmels der Menschen. Vögel zwitscherten, aber es war schön und unaufdringlich. Kleine Eichhörnchen kletterten über die Äste des mächtigen, uralten Baums.

Eine Tribüne, vor der sich bereits eine beeindruckende Masse an Menschen versammelt hatte, war vor dem Pavillon errichtet worden. Samtene Vorhänge und ein opulenter Bodenbelag aus Brokat verzierten neben den üblichen Flaggen und der Heraldik der königlichen Familie das Rednerpult, an dem Onkel George bereits mit missmutigem Gesichtsausdruck stand. Noch weniger begeistert wirkte er, als er seine Nichte erblickte, die das Geschenk seines Sohns noch immer fest in ihren Händen hielt.

»Vater«, begrüßte Arthur ihn knapp.

Marybeth machte einen formellen Knicks.

»Arthur, da bist du ja endlich. Ich dachte schon, ich müsste ohne euch beginnen. Womit hat Marybeth euch diesmal aufgehalten?«

Arthur zog eine Taschenuhr aus dem Inneren seiner Weste und warf einen kurzen Blick darauf. »Wir haben zwölf Uhr siebenunddreißig. Euer Diener nannte uns die dreizehnte Stunde. Hat er eine falsche Zeit genannt?«

Darauf erwiderte George nichts.

»Habe ich mir gedacht«, setzte Arthur nach und zog Marybeth mit sich auf das Podest.

Marybeth fühlte sich verloren. All diese Menschen und schlimmer noch ihr Onkel, alle waren sie hier und erwarteten, dass sie sich ein weiteres Mal erniedrigte, während sich Arthur das exakte Gegenteil von ihr wünschte. Froh, sich bislang im Hintergrund halten zu können, beobachtete sie aus dem Schatten des Pavillons heraus die Zugvögel am Himmel, die Tiere in der Baumkrone und die Würdenträger, die sich einige Meter entfernt auf der Tribüne tummelten, bis Arthur ihr einen leichten Stups gab. Sie blickte ihn verwirrt an und er nickte verdrossen in Richtung von George.

Bis die dreizehnte Stunde schlug, füllte sich der Vorplatz der Gedenkstelle weiter mit der Bevölkerung Zartbitters. Schließlich trat ein älterer Mann winziger Statur, der in einen altmodischen und etwas zerknitterten, roten Frack gekleidet war, an das Rednerpult. Das war Edgar Zwiebeltracht, der amtierende Schulze von Zartbitter.

»Werte Damen, werte Herren, verehrtes Volk von Zartbitter, der Outer Realms und der Restfall Highlands. Heute feiern wir den zweihundertsechzigsten Jahrestag unseres Sieges gegen den Oakenheart Stamm und der Gründung unserer wunderbaren Stadt. Ich habe die große Ehre, Ihnen folgende Gäste vorzustellen: Prinz George Ravenwood von Loras, der amtierende Regent der Westreiche, ebenso wie seine Nichte Königin Marybeth Victoria Ravenwood von Loras und seinen Sohn Prinz Arthur Ravenwood, Viscount der Copperblood Barony.«

Marybeth hörte ein leises Pochen, eine Art Vibration, die den Boden unter ihr erschütterte. Es war nur ganz leicht, aber sie nahm es deutlich wahr.

»Als erster Redner des heutigen Tages begrüße ich hiermit Prinz Arthur, verehrte Freunde. Lassen wir uns überraschen, was die Stimme unserer Nachbarn aus der Barony an diesem geschichtsträchtigen Tag zu sagen hat.«

Mit einem falschen Lächeln trat Arthur vor, beugte sich hinunter und schüttelte Zwiebeltracht die Hand. »Vielen Dank.« Dann sah er auf und richtete sich direkt an das Volk. »Verehrte Freunde und Nachbarn. Euer Schulze hat es bereits gesagt, heute ist ein wichtiger Tag für uns alle. Mit dem Ende der Schlacht um Highoak wurde auch das Ende des großen Vernichtungskriegs eingeläutet. Eure Stadt stand im Zentrum der Ereignisse und der Gewalt, doch sie hat überlebt und steht noch heute da als ewiges Denkmal ihrer Selbst.«

Das Publikum klatschte und auch der alte Halbling machte einen zufriedenen Eindruck, einzig Onkel George wirkte noch schlechter gelaunt als zuvor. Wahrscheinlich, weil Arthur den Teil über ihn zur Gänze aus der Rede gestrichen hatte.

Das Pochen wurde lauter. Auch einige der Zuschauer schienen sich unbehaglich zu fühlen und blickten sich besorgt um.