The One-Night-Daddy - Nancy Salchow - E-Book
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The One-Night-Daddy E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Eine leidenschaftliche Affäre mit einem Fremden. Nur eine heiße Nacht pro Woche, ohne irgendetwas über den anderen zu wissen. Klingt aufregend? Aber was, wenn du plötzlich unerwartet schwanger wirst? Seitdem Leslie von ihrer Ärztin erfahren hat, dass sie keine Kinder bekommen kann, hat sie nur noch Pech mit den Männern und die Nase voll von üblichen Beziehungsmustern. Da passt es doch perfekt in ihr Leben, eine unkomplizierte Affäre mit einem Fremden einzugehen. Einmal in der Woche treffen sie sich zu einer ganz besonderen Nacht. Nur sie und ein Mann, über den sie nichts weiß, außer, dass sie dasselbe Lieblingscafé haben. Aber genau das war ihre Abmachung: Keine Namen, keine Details, keine Verpflichtungen. Nur pure Leidenschaft. Eine gemeinsame Nacht pro Woche. Dann geht jeder wieder seiner Wege. Dass Leslie trotzdem drauf und dran ist, sich in den umwerfenden Fremden zu verlieben, könnte sie vielleicht noch irgendwie ausblenden. Die plötzliche morgendliche Übelkeit lässt sich allerdings schon etwas schwieriger ignorieren. Doch da fangen die Probleme erst an, denn der Fremde hat einen ganz besonderen Grund, warum ihm seine Anonymität so wichtig ist. Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Epilog

Impressum

Nancy Salchow

The One-Night-Daddy

________________

Liebesroman

Über das Buch

Eine leidenschaftliche Affäre mit einem Fremden. Nur eine heiße Nacht pro Woche, ohne irgendetwas über den anderen zu wissen. Klingt aufregend? Aber was, wenn du plötzlich unerwartet schwanger wirst?

Seitdem Leslie von ihrer Ärztin erfahren hat, dass sie keine Kinder bekommen kann, hat sie nur noch Pech mit den Männern und die Nase voll von üblichen Beziehungsmustern. Da passt es doch perfekt in ihr Leben, eine unkomplizierte Affäre mit einem Fremden einzugehen.

Einmal in der Woche treffen sie sich zu einer ganz besonderen Nacht. Nur sie und ein Mann, über den sie nichts weiß, außer, dass sie dasselbe Lieblingscafé haben. Aber genau das war ihre Abmachung: Keine Namen, keine Details, keine Verpflichtungen. Nur pure Leidenschaft. Eine gemeinsame Nacht pro Woche. Dann geht jeder wieder seiner Wege.

Dass Leslie trotzdem drauf und dran ist, sich in den umwerfenden Fremden zu verlieben, könnte sie vielleicht noch irgendwie ausblenden. Die plötzliche morgendliche Übelkeit lässt sich allerdings schon etwas schwieriger ignorieren.

Doch da fangen die Probleme erst an, denn der Fremde hat einen ganz besonderen Grund, warum ihm seine Anonymität so wichtig ist.

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Eine Anmerkung zum Thema Verhütung findet ihr im Nachwort.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Widmung

Ich widme dieses Buch all denen, die wissen, was bedingungslose Liebe bedeutet.

Eine Liebe, die keine Fragen stellt und erst recht keine Anforderungen.

Eine Liebe, die einfach nur da ist und nie wieder gehen will.

Nancy Salchow

Prolog

»Ich weiß nicht, ob ich bereit bin für all die Dramen, die mich an deiner Seite erwarten würden.«

»Aber verstehst du denn nicht, dass es all diese Dramen nicht mehr geben würde, wenn du an meiner Seite wärst? Nichts von alldem hätte dann noch Macht über mein Leben. Denn mit dir hätte ich alles, was ich brauche.«

Kapitel 1

Leslie

Die Sonne strahlt an diesem Julimorgen mit der Kraft eines ganzen Sommers. Leo und ich gehen nebeneinander am einsamen Abschnitt des Hundestrandes entlang. Hier draußen, wo die wilden Sträucher und Steine im Sand mehr und mehr Überhand nehmen, findet man in der Regel nur die ganz hartgesottenen Einheimischen von Fleesenow. Diejenigen, die schon ihr ganzes Leben in der Kleinstadt an der Ostsee verbracht haben.

So wie mein Zwillingsbruder Leo und ich.

»Kenny!«, ruft er seinem Labradorrüden hinterher, der mit seinen anderthalb Jahren noch recht verspielt ist und gerade dabei ist, ganz aufgeregt in einem vertrockneten Algenteppich zu schnuppern.

»Heute ist er ja besonders energiegeladen«, stelle ich lachend fest. »Was hatte er denn zum Frühstück?«

»Nur das übliche Guten-Morgen-Leckerli«, seufzt Leo, während er schrill durch die gespitzten Lippen pfeift. »Die erste richtige Mahlzeit bekommt er mittags.«

Endlich hebt Kenny den Kopf und dreht sich zu seinem Herrchen um. Dann kommt er mit hängender Zunge zu uns gelaufen und bleibt schwanzwedelnd vor Leo sitzen.

»Braver Junge.« Leo tätschelt seinen Kopf. »Und das nächste Mal kommst du schon beim ersten Rufen, okay?«

Kenny hechelt ihn mit großen Augen an, als könnte er jedes einzelne Wort haargenau verstehen. Wer weiß, vielleicht ist es ja auch so.

Leo macht die Leine an Kennys Halsband fest. »Und jetzt bleibst du mal eine Weile bei uns, okay? Da hinten ist die Sicht ein bisschen schlecht. Ich will nicht, dass du mir abhanden kommst, Großer.«

Kennys wedelt noch immer mit dem Schwanz. Während wir mit ihm weitergehen, schnüffelt er mit ungetrübter Neugier jeden Stein und jedes Sandkorn ab.

»Er braucht so wenig zum Glücklichsein«, seufze ich. »Man könnte echt neidisch drauf werden.«

Eigentlich ist es ein Tag wie jeder andere. Und auch ein Strandspaziergang wie jeder andere. Wenn Leo Spätschicht im Baumarkt hat, nimmt er sich morgens gern die Zeit für einen extra langen Spaziergang mit Kenny und mir. Und da ich mir meine Zeit als freiberufliche Cover-Designerin selbst einteilen kann, bin ich sofort zur Stelle, wenn er ein paar freie Stunden hat.

Er braucht so wenig zum Glücklichsein. Man könnte echt neidisch drauf werden.

Meine Feststellung hängt noch eine Weile nach. Wie ein bedeutungsschweres Echo.

»Klingt ja richtig philosophisch«, grinst Leo. »Alles okay mit dir?«

»Ach, ich weiß auch nicht.« Ich beginne, mit meiner Fingernagelhaut zu spielen, während meine Hände in den Jackentaschen vergraben sind. Eine Macke von mir, die ich eigentlich schon habe, solange ich denken kann. In letzter Zeit erwische mich allerdings öfter dabei als üblich.

»Liegt es vielleicht an deiner Trennung von diesem Fotografen?«, hakt Leo nach.

»Ach das.« Ich mache eine flüchtige Handbewegung. »Das war ja eh nichts Ernstes.«

»Den Satz habe ich in letzter Zeit öfter von dir gehört, wenn mit einem Typen Schluss war.« Er bleibt stehen und sieht mich besorgt an. »So seltsam drauf bist du schon, seitdem mit Jonas Schluss ist.«

»Jonas?« Ich schaue ihn überrascht an. »Das ist doch schon über ein Jahr her.«

»Ja, aber ihr wart immerhin fast zwei Jahre lang zusammen. Mit ihm konntest du dir alles vorstellen.«

»Tja, bis sich schließlich herausgestellt hat, dass alles mit ihm eben nicht möglich ist.« Ich schaue zu Boden. »Na ja, mit ihm schon, nur mit mir nicht.«

»Komm schon, Leslie«, Leo legt die Hand auf meine Schulter, »nur, weil du auf normalem Wege keine Kinder kriegen kannst, ist doch die Welt nicht zu Ende. Es gibt so viele Möglichkeiten. Und du weißt genau, dass Jonas trotzdem bei dir geblieben wäre.«

»Kann schon sein.« Ich seufze. »Aber seit der Diagnose war irgendwie nichts mehr, wie es war. Alles um mich herum hat sich plötzlich fremd angefühlt. Es schien immer so selbstverständlich, eines Tages eine eigene Familie zu haben.« Ich lege die Hand auf meinen Bauch. »Eine wirklich eigene Familie, verstehst du?«

»Ja, das verstehe ich.« In seinem Blick liegt echtes Mitgefühl. »Aber das ist doch kein Grund, plötzlich alles in Frage zu stellen. Du warst immer so glücklich mit Jonas. Aber seitdem mit ihm Schluss ist, hüpfst du nur noch von einer Beziehung zur nächsten. Wenn man das überhaupt Beziehungen nennen kann. Wer auch immer auf der Bildfläche auftaucht, kein Mann scheint dich mehr wirklich zufrieden zu stellen.«

»Es geht doch gar nicht um Zufriedenheit, sondern darum, wie die Zukunftsvorstellungen zusammenpassen. Und wenn ich merke, wie sehr sich ein Mann eine eigene Familie wünscht … na ja, das passt eben nicht zu meinen … wie soll ich sagen … eigenen Plänen.«

»Das ist auch so eine Sache, die ich nicht verstehe. Nur, weil du nicht mehr so leicht eigene Kinder haben kannst, gehört die Familienplanung plötzlich nicht mehr zu deinem Leben dazu? Du bist doch gerade mal 27. Dir stehen noch alle Türen offen. Eigene Kinder für immer abzuschreiben, ist doch total albern.«

»Albern? Soll ich mir etwa den erstbesten Kerl schnappen und mit ihm krampfhaft nach Möglichkeiten suchen, doch noch Kinder zu haben? Bisher hat es halt mit keinem Mann gepasst. So etwas kann man eben nicht erzwingen.«

»Kann ja sein, aber ich habe den Eindruck, als wären Männer für dich nur noch Zeitvertreib. Nichts Ernstes mehr.«

»Wie sich die Dinge mit einem Mann entwickeln, kann ich ja nur bedingt beeinflussen«, verteidige ich mich. »Wenn sich nichts Ernstes daraus ergibt, liegt das nicht unbedingt immer an mir, Leo.«

»Na ja, aber doch auch nicht nur an den Männern, oder?«

»Das habe ich ja auch nicht gesagt, aber …« Ich verstumme, während ich die Hände noch tiefer in meine Jackentaschen schiebe. »Ach, es ist halt alles etwas kompliziert. Und alles, was kompliziert ist, will ich nicht mehr in meinem Leben haben. Ist das so schwer zu verstehen?«

Leo schluckt den nächsten Satz herunter, tätschelt Kennys Kopf und geht schweigend weiter. Ich merke genau, dass er eigentlich etwas sagen will und komplett anderer Meinung ist als ich. Ohnehin hat er schon vor langer Zeit aufgehört, mich wirklich zu verstehen, zumindest, was dieses Thema angeht.

Aber wie kann ich auch von ihm erwarten, es zu verstehen? Ich steige da ja selbst nicht mehr durch.

Er hat recht: Jonas wäre bei mir geblieben, auch ohne die Option, Kinder auf herkömmlichem Wege zu bekommen. Aber die Diagnose der Endometriose hat irgendwie alles verändert. Vor allem mich.

Aber nur auf den ersten Blick.

Leo hat mal gesagt, dass ich mit der Diagnose in eine Art Selbstschutzmechanismus gefallen bin, der mich dazu zwingt, die positiven Seiten der Kinderlosigkeit zu sehen und mich nur noch darauf zu konzentrieren. Ein Mechanismus, der mich allerdings irgendwie verändert hat.

Natürlich liegt er damit falsch. Zumindest damit, dass ich mich völlig verändert habe. Tief im Inneren bin ich doch noch immer dieselbe.

Glaube ich zumindest.

Die Wahrheit ist, das mit Jonas und mir hat einfach nicht funktioniert. Es kribbelte einfach nicht mehr, wenn ich in seiner Nähe war. Und das ist der einzige Grund, warum es früher oder später zwischen uns kaputtgehen musste. So, wie auch mit jedem anderen Kerl, den ich seitdem gedatet habe.

»Weißt du eigentlich schon, was wir Mama und Papa zur Silberhochzeit schenken wollen?«, wechsele ich geschickt das Thema.

»Silberhochzeit?« Leo kratzt sich am Kopf. »Das ist doch noch drei Monate hin.«

»Drei Monate sind schnell vorbei.«

»Kann schon sein.« Er zuckt mit den Schultern. »Aber ich habe noch nicht drüber nachgedacht. Du weißt doch, dass ich es nicht so mit Geschenken habe. Du bist da kreativer. Such einfach irgendwas aus und sag mir, was du von mir kriegst.«

»Na, du machst es dir aber wieder mal sehr einfach.« Ich puffe ihm grinsend mit dem Ellenbogen in die Hüfte. »Aber keine Sorge, mir fällt schon was ein.«

Wieder schweigen wir, während die Wellen in vertrautem Rauschen ans Ufer schwemmen.

Im Augenwinkel sehe ich, wie er den Kragen seiner Jacke hochstellt. So früh am Morgen ist die Meeresbrise auch im Sommer noch etwas frischer.

Sein gerstenblondes Haar ist mittlerweile so lang, dass es ihm bis zum Kinn reicht und im Sommerwind strukturlos vor sich hin weht. Zumindest das haben wir gemeinsam, denn auch mein Haar – im selben Blond, wie es sich für Zwillinge gehört – macht an diesem Morgen, was es will.

Für gewöhnlich fällt es mir glatt über die Schultern und reicht mir bis zur Taille, doch heute weht es einfach nur in alle Richtungen, sodass ich mir immer wieder ein paar Strähnen aus dem Gesicht streichen muss.

»Wie ist es denn überhaupt zu Ende gegangen?«, will Leo wissen, als er sich entscheidet, Kenny doch wieder laufen zu lassen.

»Zu Ende?« Ich schaue ihn fragend an.

»Na mit dem Fotografen.«

»Ach so.« Ich sammele mich kurz. »Ach, er wurde mir ein bisschen zu aufdringlich. Wollte mich jeden Tag sehen und ständig wissen, wo ich bin.«

Wieder Schweigen.

Und wieder spüre ich allein an der Art, wie er ins Leere starrt, dass er sich Sorgen um mich macht.

Ob es daran liegt, dass wir Zwillinge sind, dass er wirklich immer weiß (oder zu wissen glaubt), wie es mir geht und was das Beste für mich ist?

Schon immer hat er mich problemlos durchschaut, aber seit der Diagnose meiner Frauenärztin liegt auch über unserer unbeschwerten Beziehung eine Art Schleier, der gewisse Dinge verändert hat. Ungefähr so, als wäre mir ein Teil meiner Unbefangenheit abhandengekommen und somit irgendwie auch Leo.

»Und wie läuft es bei dir?«, will ich wissen. »Hast du mal wieder eine Frau kennengelernt in letzter Zeit?«

»Na, du bist ja lustig.« Er lacht. »Als wüsstest du das nicht längst.«

Er hat recht. Er hält mich echt über alles in seinem Leben auf dem Laufenden. Zumindest darauf ist Verlass.

»Aber über mein Liebesleben machst du dir Sorgen?«, scherze ich.

»Na ja, ich bin halt wählerisch und nehme nicht die Erstbeste.«

»Ach, und ich tue das?« Ich lege entsetzt die Hand auf den Brustkorb.

»Im Moment schon irgendwie.« Er verzieht die Mundwinkel. »Komm schon, Leslie, du weißt, was ich meine.«

»Ich nehme die Männer im Moment einfach nicht so ernst, das ist alles.« Ich hebe einen Stock auf und werfe ihn im hohen Bogen in die Ferne. »Wo ist das Stöckchen, Kenny?«

Aufgeregt läuft Kenny dem Stock hinterher, während ich Leo mit gehobenen Augenbrauen anschaue.

Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Und was wäre so schlimm daran, dann einfach Single zu bleiben und dich gar nicht mit Männern zu treffen, wenn der Richtige eh nicht dabei ist?«

»Und wie soll ich wissen, wer der Richtige ist, wenn ich mich nicht vorher auf ihn einlasse?«

»So was weiß man einfach«, sagt Leo. »Zumindest meine Schwester Leslie, vielleicht kennst du sie ja, hat so was früher immer gesagt. Erinnerst du dich an sie? Sie sieht dir echt ähnlich, aber im Moment leider nur optisch.«

»Scheint eine sehr kluge Frau zu sein, deine Schwester.« Ich grinse gequält. »Und trotzdem bleibe ich dabei: Ich nehme die Kerle im Moment einfach nicht so ernst. Und das ist für mich auch völlig okay so.«

Da ist sie wieder, die Stille zwischen uns. Während Kenny das Stöckchen, das ich weggeworfen habe, zu Leo bringt, woraufhin der es im hohen Bogen erneut in die Ferne schmeißt, lasse ich mich für eine Weile in die Stille fallen.

Ich liebe das Geräusch, wenn der Wind auf das Wasser trifft und es regelrecht zu streichelt scheint. So wie die Wellen den Sand streicheln.

Die Luft ist so klar. Ein vollkommenes Gefühl von Freiheit.

Aber ist Freiheit wirklich das Einzige, was zählt?

»Und wie läuft’s jobtechnisch?«, will Leo wissen.

»Könnte nicht besser laufen«, antworte ich. »Gerade ist ein echt großer Verlag hinzugekommen. Das wird mir planmäßig viele Folgeaufträge bringen. Wahnsinnig spannend, das alles.«

»Klingt toll!«

Doch mehr sagt er nicht. Dass er in Gedanken schon wieder woanders ist, ist nicht zu übersehen. Aber auch meine Gedanken tun sich schwer damit, zur Ruhe zu kommen.

Und so gehen wir stumm den Strand entlang, während Kenny immer wieder stolz das Stöckchen vor uns in den Sand legt, damit Leo es erneut davonwirft.

Immer und immer wieder.

Eigentlich hätte ich an diesem Tag noch eine Menge zu tun. Zwei Buchcover warten noch auf ihre ersten Entwürfe. Aber eigentlich ist mir heute eher nach Entspannung.

»Hast du nachher noch Lust auf einen Kaffee bei Lola?«, frage ich ihn.

»Nee, ich will vor meiner Schicht noch einkaufen«, antwortet Leo. »Ein anderes Mal, ja?«

Lolas Strandcafé ist eigentlich mein Lieblingscafé, aber hin und wieder kann ich auch Leo überreden, mich auf ein Stück Apfelkuchen und einen großen Becher Latte Macchiato zu begleiten.

»Schade«, antworte ich gedankenverloren.

Doch insgeheim fasse ich bereits jetzt den Plan, trotzdem hinzugehen. Der Kaffee dort schmeckt auch ohne Begleitung. Und der Kuchen erst recht.

Außerdem fasziniert mich die Atmosphäre im und um das Café herum immer wieder aufs Neue. Wenn man dort eine Pause macht, ist es als wäre man für eine Weile mitten in einer malerischen Postkarte gefangen. Freiwillig natürlich.

Nur durch einen schmalen Holzpfad vom Strand entfernt hat Lolas Café die perfekte Lage. Das Gebäude des Cafés ist einstöckig und hat die Form eines Achtecks. Mit einer himmelblauen Fassade, einem schneeweißen Spitzdach und einer breiten Fensterfront, die sich um das gesamte Café zieht, hat dieser Ort das gewisse Etwas und zieht Einheimische wie Touristen gleichermaßen geradezu magisch an.

Und genau deshalb werde ich es mir auch heute nicht nehmen lassen, dort wenigstens einen schnellen Kaffee zu trinken. Danach ist die Welt immer gleich ein bisschen heller.

Und schöner.

Kapitel 2

Matt

Eigentlich ist es ein Morgen wie jeder andere. Und doch bin ich heute wehmütiger als sonst. Auch die Vorwürfe, an die ich mich eigentlich mittlerweile gewöhnt haben müsste, quälen mich heute mehr denn je.

Vorwürfe, die ich mir eigentlich nur selbst mache. Und doch nagen sie noch mit derselben Kraft wie damals an mir. Heute scheint es besonders schlimm.

Eigentlich wollte ich heute früh nur meinen Kaffee und die Zeitung in Lolas Café genießen. Stattdessen sitze ich mit meinem Kaffee an einem der Fenstertische und starre auf mein Handy, genauer gesagt in mein Mail-Programm.

Warum tue ich mir das alles selbst heute noch an? Warum quäle ich mich immer wieder, indem ich in alten Mails herum scrolle? Wem bringt das etwas? Ist es die Hoffnung, nach all den Jahren doch noch eine Antwort zu finden, nach der ich schon so lange Suche?

Inzwischen müsste mir doch klar sein, dass ich nichts finden werde. So wie ich auch damals nichts gefunden habe.

Wie so viele Male zuvor ist es besonders eine Mail, die mich noch immer regelrecht fesselt, auch wenn sie so harmlos scheint.

17. September 2016

Mein liebes Bruderherz,

ich kann es kaum erwarten, dich persönlich wiederzusehen, um dir von all den Neuigkeiten in meinem Leben zu erzählen. Alles ist so aufregend gerade und ich könnte die ganze Welt umarmen.

Stell dir vor, ich habe mich verliebt!

Ich!

Kannst du das glauben?

Ach, es ist alles so aufregend. Er ist einfach perfekt und der tollste Mann, den ich jemals getroffen habe.

Ja, er ist ein richtiger MANN, nicht so ein Bubi, der einen auf Macho machen will. Nein, er ist ein echter Kerl. Und man muss ihn einfach lieben.

Ich kann noch immer nicht glauben, dass er sich ausgerechnet für mich interessiert. Aber es stimmt – und ich bin immer noch dabei, das zu realisieren.

Ich kann es kaum erwarten, dass ihr euch kennenlernt. Aber bis es so weit ist, müssen wir uns erst mal selbst noch besser kennenlernen. Es ist ja alles noch ganz frisch.

Aus einem Reflex heraus schließe ich die Mail wieder. Selbst nach all den Jahren fällt es mir noch immer schwer, ihre Zeilen zu lesen.

So voller Freude. So voller Zuversicht. So voller Liebe.

Und wofür?

Ich schlucke die Wut herunter, während ich mein Handy zur Seite lege und nach meinem Kaffeebecher greife.

Nicht dran denken! Nur nicht dran denken! Es gibt auch ein Leben danach. Dein jetziges Leben. Vergiss das nicht. Du bist gerade mal 31. Du hast noch deine ganze Zukunft vor dir. Eine Zukunft, die nur ohne die Lasten der Vergangenheit lebenswert sein kann.

Doch das altvertraute Mantra, das sich wie von selbst in meine Sinne schleicht, hat an diesem Morgen kaum Wirkung. Vermutlich ist es einfach einer der schlechten Tage.

Ob das auch der Grund dafür ist, dass mir erst jetzt die Frau am kleinen Ecktisch nur wenige Meter von mir entfernt auffällt?

Für gewöhnlich bin ich nicht die Art von Mann, der ständig irgendwelchen Frauen hinterherschaut, aber diese blonde Schönheit hat etwas an sich, das mich vom ersten Moment an in den Bann zieht.

Vor ihr steht ein leerer Kuchenteller, mit den Händen umschließt sie einen Kaffeebecher und schaut mit verklärtem Blick nach draußen.

Ihre Augenfarbe kann ich von hier aus nicht erkennen, aber sie scheint sehr dunkel zu sein und gibt ihrer Ausstrahlung etwas Durchdringendes, Elektrisierendes.

Für einen Moment starre ich sie einfach nur an und versuche nicht mal, mein Interesse zu verbergen.

Ihr langes Haar wirkt von hier aus irgendwie golden. Es sieht leicht zerzaust aus, als wäre sie eine ganze Weile an der frischen Luft unterwegs gewesen. Aber man kann sehen, dass sie es notdürftig zurechtgestrichen hat. Vermutlich, bevor sie ins Café gekommen ist.

Ob sie am Strand spazieren war?

Ich versuche, mich zu erinnern, wann ich mir das letzte Mal Zeit für einen Spaziergang am Meer genommen habe. So gern ich auch in dieses Café komme, meist beobachte ich das Wasser nur von hier aus, gehe aber so gut wie nie selbst hinunter an den Strand. Fast so, als wäre es verbotene Zone für mich.

Ja, diese Frau ist hübsch, außerordentlich hübsch sogar. Aber sie hat noch etwas an sich, das es mir unmöglich macht, den Blick von ihr abzuwenden.

Irgendetwas Geheimnisvolles liegt in ihrem Gesicht. Eine Unnahbarkeit, die mich auf Abstand hält und gleichzeitig meine Neugier weckt.

Ihr Kinn und die Konturen ihrer Wangen wirken eher schmal, doch ihr kurzärmeliges Top lässt erkennen, dass sie einen eher weiblichen Oberkörper hat. Nicht dick, aber auch nicht derart dürr, wie man es heutzutage bei vielen diätbesessenen Frauen sehen kann. Eine Erkenntnis, die mir irgendwie gefällt. Nicht nur, weil diese Tatsache sie besonders anziehend macht, sondern weil es zeigt, dass es ihr mehr darum geht, sich wohlzufühlen.

Oder interpretiere ich zu viel in meine flüchtigen Beobachtungen hinein? Immerhin kenne ich diese Frau doch gar nicht.

Und dann geschieht es plötzlich.

Sie sieht mich direkt an.

Mein Blick verharrt unbeirrt auf ihr, doch gleichzeitig frage ich mich, wie sich das für sie anfühlen muss. Schließlich bin ich ein Fremder für sie. Wer weiß, was meine Aufmerksamkeit in ihr auslöst.

Abneigung?

Angst?

Oder einfach nur Desinteresse?

Kapitel 3

Leslie

Anfangs war ich mir nicht ganz sicher, ob er wirklich in meine Richtung schaut, aber inzwischen gibt es keinen Zweifel mehr.

Dieser junge Mann mit den eindringlichen, fast schwarzbraunen Augen sieht direkt zu mir. Und er gibt sich nicht einmal Mühe, sein Interesse zu verbergen.

Gut sieht er aus. Das Schokobraun seiner kurzen, dichten Haare passt perfekt zu seinem Zehn-Tage-Bart, der ihm etwas wahnsinnig Verwegenes gibt. Und das schwarze Hemd wirkt lässig und schick zugleich. Nicht zu eng, aber gerade eng genug, um seine muskulösen Schultern zu betonen. Und dieser Blick. So etwas Intensives habe ich noch nie erlebt. Er scheint einen regelrecht mit seinen Augen zu durchleuchten. Aber nicht auf die aufdringliche Weise.

Und diese kräftigen Hände, mit denen er gerade seinen Kaffeebecher umschließt. Wieso muss ich plötzlich daran denken, wie er damit …

Hilfe, habe ich ihn mir gerade etwa nackt vorgestellt? So was ist mir ja noch nie passiert.

Schnell wende ich den Blick von ihm ab und starre in meinen Kaffee, als könnte ich allein dadurch meine Neugier verbergen. Doch während ich mich krampfhaft darum bemühe, ihn nicht noch einmal anzuschauen, nehme ich im Augenwinkel wahr, wie er sich langsam meinem Tisch nähert.

Oh mein Gott! Was tue ich jetzt bloß?

Ruhig bleiben! Ganz ruhig bleiben!

»Hallo!«, sagt er, als er meinen Tisch erreicht hat.

Ich schaue ihn überrascht an, als hätte ich ihn erst jetzt bemerkt.

»Hallo«, antworte ich mit leicht verwirrtem Lächeln.

»Tja«, er schiebt die Hände lässig in seine Hosentaschen, »ich will ehrlich sein. Ich schaue jetzt schon eine ganze Weile zu dir rüber und habe mich gefragt, wann ich das letzte Mal eine fremde Frau angesprochen habe.

---ENDE DER LESEPROBE---