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Bukowski in a Nutshell – mit Illustrationen von Robert Crumb Zwei Erzählungen von Charles Bukowski aus dem Nachlass, mit Illustrationen von Robert Crumb. Ob sich ein abgehalfterter Alleinunterhalter auf der Bühne durch einen Störenfried im Publikum aus der Fassung bringen lässt oder ein Mann seine kranke Frau im Sanatorium besucht und gleichzeitig mit seiner Geliebten telefoniert – es sind vor allem die Verlierer der Gesellschaft, die Versager und Säufer, die Charles Bukowski mit unnachahmlicher Ehrlichkeit und in krassen Situationen beschreibt. Die beiden Erzählungen erscheinen in deutscher Erstveröffentlichung und in einer zweisprachigen Ausgabe.
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Seitenzahl: 41
Veröffentlichungsjahr: 2014
Charles Bukowski
Zwei Storys. Deutsch-englische Ausgabe
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Über Charles Bukowski
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Inhaltsverzeichnis
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Charles Bukowski wurde 1920 in Andernach geboren und lebte seit seinem dritten Lebensjahr in Los Angeles. Nachdem er jahrelang als Tankwart, auf dem Schlachthof und als Hafenarbeiter gearbeitet hatte, begann er mit 35 Jahren zu schreiben und veröffentlichte über 40 Prosa- und Lyrikbände. Am 9. März 1994 starb Charles Bukowski in Los Angeles.
Marcus Ingendaay, geboren 1958, studierte Anglistik und Germanistik in Köln und Cambridge. Er arbeitete als Werbetexter, Reporter und schließlich als freier Übersetzer. Zahlreiche Preise, u.a. den Ledig-Rowohlt-Preis.
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Zwei Erzählungen von Charles Bukowski aus dem Nachlass, mit Illustrationen von Robert Crumb. Ob sich ein abgehalfterter Alleinunterhalter auf der Bühne durch einen Störenfried im Publikum aus der Fassung bringen lässt oder ein Mann mit seiner kranken Frau telefoniert, während er mit seiner Geliebten schläft – es sind vor allem die Verlierer der Gesellschaft, die Versager und Säufer, die Charles Bukowski mit unnachahmlicher Ehrlichkeit und in krassen Situationen beschreibt.
There’s No Business
There’s No Business - Deutsche Ausgabe
There’s No Business - Englische Ausgabe
Bring Me Your Love
Bring Me Your Love - Deutsche Ausgabe
Bring Me Your Love - Englische Ausgabe
Seit seinem sechzehnten Lebensjahr war Manny Hyman im Showbusiness, das sind vier Jahrzehnte. Trotzdem hatte er damit nicht einmal den Blumentopf verdient, in den er hätte kotzen können. Er bespaßte einen Saal im Sunset Hotel, den »kleinen«. Dort machte Manny die Comedy. Aber Vegas war auch nicht mehr das, was es mal war. Das große Geld war nach Atlantic City gezogen, wo alles unverbrauchter, neuer war. Dazu kam die gottverdammte Rezession.
»Eine Rezession ist«, sagte Manny vor Publikum, »wenn deine Frau mit einem anderen abhaut. Eine Depression ist, wenn man sie wieder zurückschickt. Bei mir war das so, jemand gab sie zurück, und ich dachte: ›Das hätte ich dem Kerl auch schon vorher sagen können. Aber auf mich hört ja keiner.‹«
Manny saß in der Künstlergarderobe und trank aus einer Halbliterflasche Wodka. Er saß vor dem Spiegel … gelichtetes Haar … schwitzige Stirn, eine Nase, die erst nach unten und dann nach links verrutscht war … traurige dunkle Augen.
Shit, dachte er, andere haben es auch nicht leichter. Man kann nicht mehr mithalten, muss aber weiterrennen, um jeden Preis. Wenn man das nicht mehr schafft, kann man sich gleich vor den Zug werfen.
Es klopfte an der Tür.
»Herein«, sagte er. »Hier ist ein Ort der Stille und der jüdischen Herzgewächse …«
Es war Joe. Joe Silver. Joe buchte die Unterhaltungskünstler für das Hotel. Joe zog sich einen Stuhl heran, setzte sich verkehrt herum darauf, stützte Arme und Kinn auf die Rückenlehne und blickte Manny an. Seit Manny dabei war, organisierte Joe das Showprogramm. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war groß, nur dass Joe nicht so arm aussah.
Ächzend renkte Joe den Kopf nach hinten und rieb sich den Nacken.
»Manny, wenn man dich heute auf der Bühne sieht, klingt alles nur noch bösartig. Vielleicht bist du schon zu lange im Geschäft, und das rächt sich jetzt. Aber es gab mal eine Zeit, da warst du richtig komisch. Ich konnte über deine Sachen lachen, echt, und die Leute im Saal auch. Es ist noch gar nicht so lange her …«
»Ach wirklich?«, grinste Manny. »Du meinst die Vorstellung von gestern?«
»Ich meine die Vorstellung vom ganzen letzten Jahr, keine konkrete.«
»Ach, komm schon, Joe, so schlecht war ich auch wieder nicht«, sagte Manny und sah immer noch in den Spiegel.
»Aber die Leute bleiben weg, Manny. Du kriegst die Bude nicht mehr voll. Und deine Show ist so flach, dass man sie unter der Tür durchschieben kann.«
»Auch unter einer Schiebetür?«
»Manny, wir haben hier Drehtüren. Sie befördern dich rein, aber wenn du es nicht bringst, befördern sie dich genauso schnell wieder raus auf die Straße …«
Manny wandte sich um und sah Joe an.
»Und was willst du mir jetzt damit sagen, Joe? Ich bin einer der großen Komiker! Das habe ich schriftlich, ich kann dir die Artikel zeigen. ›Einer der großen Komiker unserer Zeit!‹ Du weißt das.«
»Aber das war vor der letzten Eiszeit, Manny. Es geht um jetzt. Es bleiben zu viele Tische leer. Wenn ich jetzt in den Saal gehe, könnte ich mit fünf Pfund Reis um mich schmeißen – und treffe nicht ein Schwein.«
»Liegt vielleicht daran, dass die Leute keinen Reis mögen. Oder wenn, dann nur gekocht …«
Joe schüttelte den Kopf. »Manny, es liegt daran, dass du wie ein verbitterter alter Mann auf der Bühne stehst. Doch dass die Welt scheiße ist, das wissen die Leute schon. Genau das wollen sie für eine Weile vergessen.«