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Manche Tiere sind zahm und anschmiegsam. Andere sind wild oder furchterregend. Aber alle sind auf die eine oder andere Art besonders. Die Autorengruppe Schriftrolle des Kulturvereins in Bissendorf bei Osnabrück sammelt und veröffentlicht in der zweiten Anthologie Tierisch gut eigene Varianten von Kurzgeschichten und Gedichten, die ganz unterschiedlich, aber immer unterhaltsam und tierisch gut zu lesem sind. Manche Texte werden durch Bilder von Johannes Eidt oder Fotos von Angela Bens ergänzt.
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Seitenzahl: 76
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Vorwort
Ines Täuber
Anne Koch-Gosejacob
Michael Thomsen
Johannes Eidt
Renate Berger
Uwe Schwindt
Wolfgang Meyer
Cornelia Bramkamp
Leo Menkhaus
Die Schriftroller-Gruppe
Manche Tiere sind zahm und anschmiegsam. Andere sind wild oder furchterregend. Aber alle sind auf die eine oder andere Art besonders.
Die KuBISS-Autoren-Gruppe „Schriftrolle“ sammelt und veröffentlicht in der zweiten Anthologie „Tierisch gut“ eigene Varianten von Kurzgeschichten und Gedichten, die ganz unterschiedlich, aber immer unterhaltsam und „tierisch gut“ zu lesen sind. Manche Texte werden durch Bilder von Johannes Eidt oder Fotos von Angela Bens ergänzt.
Uwe Schwindt
(Foto: Angela Bens)
Geboren 1976,
Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik.
Schon als Kind habe sie Gedichte und Erzählungen geschrieben.
Veröffentlichungen:
Im Schnappfroschteich (2022) ISBN 97837568274428
Försjös Abenteuer (2022) ISBN 9783756850501
Der furchtlose Kirchenmäuserich (2023) ISBN 9783758307201
Wie Flauschy seinen Zwillingsbruder Fluffy fand (2023) ISBN 9783734718717
Sommernacht im Mondenlicht.
Unerkannt Gestalten schleichen,
werden bald aus Winkeln stille
Wiesen und Gebüsch durchstreifen.
Fangen alle Zauberwesen
eigen fremder Phantasie
auf dem Weg ins Ungewisse
zwischen Wahrheit und Magie.
Samt´ne Pfötchen, seid´nes Haar,
Sprüche schnurren in die Nacht,
Augen grüßen Mond und Sterne,
vor der Regung mahnt Bedacht.
Weichen dann die dunklen Schatten
morgendlicher Helligkeit,
liegen sie in Schlaf entglitten,
träumen sich aus Raum und Zeit.
Es schwimmt der Stör
in Störöpör.
Und weil es da
zu öde wör,
kaut er am Öhr
vom andern Stör
und röhrt.
Dör findet, das
sei sör empörend.
Wenn er doch
endlich aufhörn wörd.
Dann könnte ör
von dannen ziehn
und knabbern eine Möhr.
(Mit freundlicher Genehmigung von Johannes Eidt.)
Zu oft schon ist es mir geschehen,
hab ich die Sänger übersehen,
die tirillierten und doch waren,
die, für das Auge unscheinbaren.
So sitzt die Amsel auf dem Dache
und hält dort stimmgewaltig wache,
hält singend alle Männchen fern,
die kämen in ihr Reich so gern.
Ganz einfach ist ihr schwarzes Kleid,
muss fürchten keinen Federneid,
doch einzigartig für sie ist,
dass sie das Singen nicht vergisst.
Wenn langsam naht die blaue Stunde
macht sie gewissenhaft die Runde
von First zu First, von Haus zu Haus,
dabei sieht sie nur schwärzlich aus.
Ähnlich ergeht‘s den Nachtigallen,
die abends von den Büschen hallen.
Ein kleiner Vogel ist’s gewesen
ohne pompöses Federlesen.
Die Drossel abends in den Hecken
kann man vor Schlichtheit kaum entdecken.
Nur ein paar Punkte auf der Brust
hat sie, und singt nach Herzenslust.
Dagegen solch ein bunter Hahn,
der täglich nur mal krähen kann,
hat seine stolze Federwelt
in Gottes Schöpfung gut bestellt.
Die Kampfläufer im Prachtgewande
kriegen kein Singen je zustande.
Sie können nur nach allen Hennen
in der Arena plusternd rennen.
Der Pfau letztendlich schlägt sein Rad,
von Liedern keine Ahnung hat.
Ist er auch eindrucksvoll und schön,
man kann ihn niemals singen sehen.
Und die Moral von der Geschicht,
trau dem barocken Habit nicht.
Denn selten kann man letztlich wissen,
was eitle bunte Vögel missen.
Das Eichhorn nutzt herbstliche Fülle,
schält Früchte flink aus ihrer Hülle
und legt sich einen Vorrat an,
von dem’s im Winter zehren kann.
Der Hamster ist besonders schlau,
trägt Ähren tief in seinen Bau.
Er hortet sie recht viel und gerne,
bald ist der Winter nicht mehr ferne.
Auch fleißig ist der Eichelhäher,
kommt dicker Schnee im Jahre näher.
Der Siebenschläfer hat’s gerochen,
ist tief in seinen Bau gekrochen.
Und gar die bunten Falter schweben
im Herbste ihrem Tod entgegen,
wenn sie nicht hinter festen Mauern
im Winterquartier überdauern.
Nur Amsel, Drossel, Fink und Meise
sind auch im Herbste wenig weise.
Sie hoffen auf ein Vogelhaus,
wo Menschen legen Futter aus.
Drum sei so klug, leg dann und wann
für Mangelzeiten Vorrat an.
Dann brauchst Du keinen Hunger leiden
und kannst im warmen Hause bleiben.
(Mit freundlicher Genehmigung von Johannes Eidt.)
Ein treuer Weggefährte ist der Hund,
tut wedelnd seine Freude kund,
wenn’s Frauchen mit der Leine kömmt,
ist ein Spaziergang ihm vergönnt.
Bei Fuß läuft er von Ort zu Ort,
er schnüffelt hier, er schnüffelt dort,
überall warten die Gerüche
aus der Hundegerüchteküche.
An jedem Baum hebt er sein Bein,
lässt auch das Bellen niemals sein,
sollt er ein andres Hundchen sehen,
ein Mensch in seiner Nähe stehen.
Knurrt auch einmal, wenn’s ihm nicht passt,
hätt an der Hose schon gefasst
den Eindringling, wenn nicht das Frauchen spitz
schreit eilig das Kommando „Sitz!“.
Doch bald trottet er brav nach Hause,
macht dort erstmal gemütlich Pause.
Bewacht den Wohnsitz wie zuvor.
Das Frauchen grault ihm nun sein Ohr.
Sie freut sich sehr von Stund zu Stund.
Ach wie schön ist’s mit einem Hund,
der ihr nicht von der Seite geht.
Am Morgen früh, am Abend spät.
So lieb sind Menschen nie gewesen,
macht auch kein großes Federlesen,
braucht nur ‘nen Knochen ab und an,
an dem er öfters nagen kann.
Geht zuverlässig seine Runde,
so sind sie, unsre lieben Hunde.
Ohne Gehalt je zu erwarten.
(Nur manchmal, welch ein Unding!),
erleichtert er sich still im Garten.
Ich kenne eine graue Maus,
die sieht an sich nicht wehrhaft aus.
Hat nur recht dünne spitze Zähne,
hinten und vorne krumme Bene.
Mit denen rennt sie ganz behende
durch grüne Wiesen im Gelände.
Ein Loch gräbt sie tief unter Hecken,
dort kann man sie meist nicht entdecken.
Polstert den Bau mit Heu und Stroh
und ist hier ihres Lebens froh.
Auch pflegt sie ihren Nachwuchs sehr,
davon hat sie im Jahr gleich mehr.
Sie trotzt dem Bussard, Marder, Fuchs,
auch Wildschwein, Wolf und sogar Luchs,
dem Bären mit der großen Tatze
und manch herumstreunender Katze.
Stattdessen macht sie reichlich Ernte,
was sie in Bauerns Feldern lernte.
Hat Ähren in der Vorratskammer,
darum im Winter keinen Jammer.
Verschläft meistens die kalte Zeit
in Wärme und Behaglichkeit.
Ihr Mut soll Euch ein Vorbild sein,
ist sie als Tier auch noch so klein.
Seid neugierig und aufgeweckt,
was so in winzgen Tieren steckt.
Habt Achtung auch vor kleinem Leben!
Es kann Euch viel Erkenntnis geben.
(Foto: Michael Thomsen)
1946 in Bissendorf-Uphausen geboren, wohnhaft in Osnabrück-Haste.
Belletristik-Studium an der Axel Andersson Akademie:
Lyrik und Prosa.
Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitungen
Mitglied der Schreibwerkstadt VHS Osnabrück
Öffentliche Lesungen aus den Romanen
Im Anderen Verlag erschienen:
2002 Kinderbuch: „Vanessa und die Elfenkinder“
2004 Kinderbuch: „Lillys Reise ins Regenbogenland“
Im Eigenverlag: „Oskar und die Lachmäuse“
„Der blaue Klabautermann“
„Nikolaus und Schneegestöber“
„Frohe Ostern“
„Katzen und Menschen“
„Meditation“
Im Geest-Verlag erschienen:
2008 der historische Roman „Der Fluch der Tochter des Schmieds“
2010 Erzählung „Wenn die Dämmerung den Tag umfängt“
2012 Mörderische Geschichten „Manchmal ist das Schicksal schneller“
2014 Kriminalroman „Immer das siebte Jahr“
2016 „Liebe Mord und andere Fälle“ Geschichten und Gedichte
2018 „ Miranda“ Die Legende einer Wiedergeburt
2023 Manchmal ist das Schicksal gnädig, mörderische Geschichten
Beim Bod-Verlag:
2022 Caro auf der Suche nach dem Glück nach dem Glück
2022 Die Schneiderdynastie, Mode im Laufe der Jahrhunderte
Reineke war eines von fünf Kindern und da er erwachsen geworden war, musste er jetzt für sich selbst sorgen. Das war nicht so einfach, denn er liebte es, auf der faulen Haut zu liegen, sich genüsslich in der warmen Sonne zu räkeln und in den Tag hineinzudösen.
Wenn er sich bequemte und durch den lichten Buchenwald spazierte, traf er manchmal seinen älteren Bruder, der gerade eine fette Mahlzeit ergattert hatte.
„Bitte, bitte. Sei so lieb und gib mir etwas davon ab.“
Treuherzig sah er ihn dabei an und wenn er Glück hatte, bekam er einen kleinen Happen ab.
Im Frühherbst suchten sich seine Geschwister ein eigenes Revier. Jetzt war Reineke ganz auf sich allein gestellt. Notgedrungen lauerte er kleinen Kaninchen auf oder fraß verschrumpelten Beeren, die noch an einigen Bäumen und Sträuchern hingen.
Als so nach und nach die Tage kürzer wurden und der raue Herbstwind im kahlen Wald die bunten Blätter vor sich hertrieb, buddelte er sich unter den Wurzeln der dicksten Buche eine Höhle und richtete sie gemütlich ein.
Doch mit den ersten, eisigen Nachtfrösten begann das Dilemma. Reineke hatte vergessen, sich einen geeigneten Nahrungsvorrat anzulegen. Da stand er nun, der arme Kerl, und hielt hungrig seine feuchte Nase hoch zum fahlblauen Himmel.
Die meisten Vögel waren in den warmen Süden gezogen. Kaninchen, Hasen und die anderen Tiere saßen zufrieden kauend in ihrem Bau, oder sie hatten sich dick eingemummelt und hielten ihren wohlverdienten Winterschlaf.
Was ihm blieb, waren nur noch die kleinen graublauen Früchte des stacheligen Schlehenbusches. Um seinen knurrenden Magen zu beruhigen, fraß er sie schließlich.
Als Reineke eines Morgens schlaftrunken vor die Höhle tapste, war die Welt mit einer weißen Decke überzogen.
„Brrr... Ist das kalt an den Pfoten!“
„Was stöhnst du so?“ Bedächtig schüttelte die große schlanke Tanne, die hinter der dicken Buche stand, den Kopf und sagte: „Im Winter gibt es nun mal Schnee.“ Sie wedelte so stark mit den vielen Zweigen, dass die weiße Pracht auf den Fuchs rieselte.
„He, was soll das?“, fragte er ärgerlich.
„Nun stell dich nicht so an!“, antwortete die Tanne und bemühte sich ruhig zu stehen.