Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In dem Fiktionsthriller "TIKI" will Sandra Stabe eine erfolgreiche Schriftstellerin werden. Wie die Frau ihren Alltag erlebt erfahren Sie in diesem Buch.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 212
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
„Tiki“ ist die Abkürzung für Tintenkiller.
Wir fragen uns alle was uns selbst und den anderen wichtig ist.
Wenn wir es dann wissen, wer ist dann schon bereit dafür zu kämpfen und sich seinem inneren Dämonen zu stellen?
Wir versuchen über etwas Herr zu werden, welches an so vielen Stellen weder einen Sinn als auch einen Zusammenhang ergibt.
Wir wissen nicht wohin die Reise geht, hoffen aber insgeheim das man mit weniger Scheiße davon kommt als mit der man begonnen hat.
Wir hoffen, das jemand davon Zeugnis trägt mit dem was wir tun, nur damit wir uns als soziales Geschöpf nicht zu vernachlässigt fühlen.
Wir glauben mit unseren Wörtern und minimalistischen Bildern irgendwelche Herzen zu erfüllen. Es interessiert jedoch nur diejenigen, die uns zum Gespött machen wollen.
Aber auch für jene kann es ich lohnen sein Werk Seelenruhig zu beenden.
Falls jemand denkt, das Werk sei so noch nicht Fertig oder wirke unausgegaren, dem dürfe ich wohl dann den ersten Weg in die eigene Phantasie geebnet haben.
Ich wünsche allen viel Spaß mit dem Werk.
Jeremias Erdogan
„Wieder die Feuerwehr?! Oder ist das der Notarzt?!“ Behutsam tritt Sandra mit Ihren verschlammten Schuhgwerk an die rote Ampel.
Sie durfte die Kreuzung noch nicht überqueren. Mit ihren Blicken versuchte sie den Überblick über ihren Karton und die Verkehrslage für sich zu gewinnen.
„Wie soll ich in dem Regen keine verschwommenen Lichter sehen?“ Erhascht von diesem Gedanken donnerten die Krankenwagen gefolgt von roten Löschzügen an ihr vorbei.
Obwohl ihr von den lauten Sirenen die Ohren schmerzten, hielt sie mit aller Kraft an dem letztes „Hab und Gut“ fest.
„Unter keinen Umständen dürfen meine Sachen einfach in die Pfütze fallen.“ appellierte Sandra krampfhaft an sich selber.
Sandra war mit ihren Gedanken nicht gänzlich irgendwo anders, irgendetwas sprach trotzdem immer zu ihr. „Tuhe das nicht,- ich werde dieses Schlamassel schon durchleben.“
Schließlich kam ihre Diskussion immer zu dem Schluss, dass ihre aktuelle Lage doch Ideal für die eigene Inspiration wäre.
Das brauchten doch alle guten Schriftsteller, entkam es ihren Gedanken
Es gehörte auch mit Sicherheit nicht zu Sandras Faible, zu der Gruppe von isolierten Wortschöpfer zu gehören, welche nicht genug durch ihre Arbeit verdienten oder sich als unakzeptabel abgestempelt in ihren Drogen bis zum Strick mit dem Halse empor heben ließen.
Mit reichlich Luft unter den Füßen.
Nein,- Sie bleibt tapfer stehen und vermischt die Farben der vorbeiziehenden Signalleuchten zu einem Strand ihrer Phantasie, einem Ort, wo sie das rote Männchen zu einer absinkenden roten Sonne formt.
Sandra hörte sich nun auf zu fragen, wieso sie sich einfach auf das gute Wetter verlassen- und warum sie sich nicht einfach eine Mülltüte zum Schutz Ihrer Sachen mitgenommen hatte.
Nachdem das letzte Rettungsauto die Kreuzung passierte, überwindet sich Sandra mit der Schulter den Fußgängerschalter der Ampel zu betätigen.
Nachdem sie sich nach nochmaligen links und rechts schauen absicherte, lief sie schon fast wieder bei Rot über die Kreuzung.
Eigentlich sollte Sandras Umzug zu einem ihrer männlichen Musen problemloser verlaufen.
Zudem wusste sie nur wo der Kerl wohnte. „Der Name wird mir nachher einfallen wenn ich da bin“ überlegte sie kurz.
Tatsächlich steht sie nach mittlerweile zwei Stunden vor einen kleinem Mehrfamilienhaus.
Sie konnte sich an die Wohngruppe gut erinnern.
Sie schellte drei Mal.
„Ding Dong Dang“
Das Geräusch der Klingel, war noch immer wie damals, schmunzelte sie im inneren.
Die Tür öffnet sich ein kleinen Spalt bis sich Sandras Blicke mit denen eines bärtigen Mannes mittleren Alters trafen.
Der bärtigen Mann Hatte seine Lippen gut überwachsen lassen, aber dennoch kann Sandra die leicht zusammen zugekniffenen Lippen erkennen. Die strahlend blauen Augen des Mannes schienen wohl auch ein Ausdruck der Belustigung zu sein.
Obwohl Sandra sich nicht ganz sicher war, ob es sich bei dem Haus um die vermeidliche WG handelte, stammelte sie mit frierender Stimme: „I.. ich wollte zu... zu Peter... brrr.“
Ihr Zittern aus der Kälte wurde von der ansteigenden Aufregung immer weiter befeuert. Sandra versuchte eine innere Fassung zu schauspielern, da sonst ihr mittlerweile völlig durchnässte Karton drohte auseinander zu fallen.
Der bärtige Mann musterte die verschlammten Sandalen, welche wohl erst nach einer ordentlichen Reinigung die eigentliche Farbe verraten würden.
„Mann, das ist ja bestimmt schon acht Jahre her das wir uns das letzte mal gesehen haben. Wir haben uns damals zuletzt auf dem Schriftsteller Workshop in Dresden gesehen.“, entgegnete dieser schlaksig und ungepflegt wirkende Mann.
Überwältigt von dem Schwall der Erinnerungen wollte Sandra nun eindeutig feststellen :“Peter?!“
„Ja; der bin ich;“ antwortete Peter und fügte in einer darauffolgenden Pause noch reumütig hinzu: „Ich habe mich lange nicht rasiert, aber komm erst mal rein.“
Als sie nun rasch den Flur betritt, betrachten sich Sandra und Peter im flimmernden, spärlichen Licht.
Das sie es unterlassen bei der Begrüßung sich als vertraute zu umarmen, lag nicht nur daran, dass sie die Vertrautheit zu dem schlaksigen Kerl verloren hat. Entschuldigend gab Sandra zu: “Ich bin von dem Regen so durchnässt, dass ich dir meine Flut von Emotionen zuerst vorenthalten möchte.“
Während sie das sagt, bleibt beiden ein wenig Zeit sich gegenseitig in dem flimmernden, spärlichen Licht zu betrachten.
Als sie sich nun beide Blicke trafen, kam es ihnen so vor, als konnten sie die Geschichte des gegenüberstehen selbst durchleben.
Aus Peters Augen sah er die Freude Sandras, welche wie Wasser erstmals nach einer jahrelangen Dürre wieder einsetzte.
Einerseits konnte unter ihrem Auftreten auch ein wenig Scham versteckt sein.
Aber wer war er nur um das zu interpretieren, somit schloss er seine erste Begutachtung erst mal vorläufig ab.
Sie hingegen, sah ihm die aus Frust verspeisten Kilos an.
Dieser Bauch schien schon vor langer Zeit von einem muskolösen „Sixpack“ zu einem orpulenteren, ruhigeren Lebensstil gewechselt zu haben.
Sein bräunlich geflecktes Flanellhemd lugte unter dem blauen Bademantel empor.
Mann müsste perverse Vorstellungen haben, um sich vorstellen zu können, wie lange Peter das Hemd nicht mehr sauber und weiß gewesen war. Dazu kam der leichte Geruch von gebratenen Hähnchen und scheinbar lebenden Katzen langsam durch seine Wohnung gekrochen.
Obwohl Sandra eine sehr empfindliche Nase hatte, versetzte sie ihr Gesicht weiterhin einen zufriedenen Ausdruck, wobei sie ein wenig Scham durchblitzen ließ.
Peter führte Sandra durch die Wohnung zu einem seiner Gästezimmer.
Er führte sie direkt über den verschmutzen Linoleum an verschlossenen Türen vorbei.
Der in der Luft liegende Geruch wurde immer intensiver, weswegen sich jeder auch ein gewisses Urteil über die Sauberkeit der Räume formen konnte. Sandra sträubte sich entgegen ihrer Vorstellungen innerlich einer jener Türen zu öffnen. Ihr Ekel verdeckte die Neugier.
Bevor Peter schließlich an dem Gästezimmer ankam, machte Sandra sich aber auch bewusst, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie hat kein Geld für ein Hotel und wusste auch sonst nicht, ob es noch ein Freund gab den sie in dieser Stadt noch so gut wie Peter kannte.
Peter räusperte sich: „Hier ist dein Zimmer, ruhe dich erst mal aus“ Hier hast du den Schlüssel für die Türe. Den Schlüssel für die Haustüre kann ich dir leider erst die Tage nachmachen.
Natürlich kann jeder alle Türen der Haustüre von innen öffnen, um das Haus verlassen zu können.“
Er drehte sich wieder zu der Türe vom Zimmer für Sandra.
Jene hatte sich insgeheim schon damit abgefunden, in einem schmierigen Bett mit muffigen Bettzeug zu liegen. Sie stellte sich vor, sich trotz überwältigender Rastlosigkeit in den Schlaf zu wiegen, nur um morgens aufzuwachen um als erstes die vergilbte Deckentapete zu erblicken.
Sandra erlebte, wie Peters Hand sich allmählich immer etwas tiefer an der Wand runter tastet um den Lichtschalter umzulegen.
Nachdem der Raum völlig beleuchtet war, beobachtete Peter, wie die Hilflosigkeit in Sandras Augen gegen die Hoffnung kapitulieren musste. Ihre Hoffnung steigerte sich in Mut, weswegen sie es fertig brachte sich zu bedanken:
„Danke für das Zimmer aber entschuldige, dass ich jetzt nicht so viel reden will. Ich bin sehr Müde und möchte morgen früh aufstehen um meine Sachen zu erledigen.
Ich würde gerne den kleinen Schrank neben dem Bett für meine Habseligkeiten verwenden.“
Peter kommentierte Sandras Worte mit einem schlichten „Ja klar, Bis morgen!“ und ging zu seinem Zimmer. Er hatte dabei seine übliche Körperhaltung während er durch den Flur ging.
Sandra sah noch einmal kurz aus ihrem Zimmer und erblickte wie er gebeugt von dannen ging und sich am Hinterkopf kratzte.
Sandra legte behutsam ihren Karton aus den Arm auf den Schrank neben ihren Bett und begann sich erst einmal in ihren Zimmer umzusehen. Der Geruch von Lotus führte ihre Nase in Richtung Bettwäsche.
Sie wollte es sich sofort gemütlich machen, nicht nur weil diese Wände mit diesem speziellen Grünton beruhigend auf sie wirkte. Die Möbel waren von Staub befreit und es befanden sich keine Spinnweben in den Ecken.
Als Sandra den Kleiderschrank öffnen wollte, sah sie sich selber im Spiegel und stellte dabei fest, dass ihre Vorurteile nicht so erfüllt wurden, wie sie sich es sich vorstellte.
Das Zimmer war überraschend sauber.
Eigentlich war es ihr gediegener Wunsch, sich erst mal zu duschen um die Anstrengung und den Schmutz von dem Tag nicht im Zimmer auszubreiten.
Dennoch wog sie ab, erst mal ihre vernässten Papiere vorsichtig aus dem Karton zu nehmen um diese auf der Heizung zum trocknen auszubreiten.
Glücklicherweise hat Sandra für ihr Manuskript überwiegend einen Kuli benutzt.
Nur bei wenig Seiten waren die Wörter beinahe unleserlich verschwommen.
Nachdem Sandra den durchnässten Karton geleert hatte, musste sie nur noch ihre Kleidung über ein paar Kleiderbügel hängen bevor die Müdigkeit der jungen Frau Herr werden konnte.
So gemütlich das Bett auch war, Sandra hatte immer einen kurzen Schlaf, nur dass sie dieses Mal am folgenden Morgen sich sehr viel erholter fühlte. Mit frischen Tatendrang suchte sie in den Schubladen der Schränke nach Papier um ihr geschriebenes wieder aufzuwerten. Erleichtert stellte Sandra fest, dass ihr Schriftgut über Nacht auf der Heizung endlich fertig getrocknet war, sich aber dennoch nicht mehr reißfrei falten ließ.
Sie schob ihren Schreibtisch behutsam vor dem Fenster.
Sichtlich bemüht sehr Leise zu sein um Peter und die anderen Bewohner des Hauses nicht zu stören.
Bevor Sandra sich in den Flur begeben wollte, um sich ein Paar leere Seiten Papier zu beschaffen, durchsuchte sie die Schubladen des Schreibtisches.
Ihre Mühe wurde belohnt, tatsächlich befand sich ein Stapel Seiten blankes Papier in der untersten Schublade.
Zielstrebig griff sie die ersten Seiten Papier vom Stapel und wollte sie gerade aus der Lade ziehen, als ein silberner röhren artiger Gegenstand zu ihren Finger rollte.
Verblüfft nahm sie ihn heraus, um das Gewicht, die Form und dessen Eigenschaft genauer feststellen zu können.
Ruhig nahm sie die Kappe ab, welche über einen Halteschaft verfügte, hinunter.
Ein Hauch der Erregung verließ ihre erhitze Lunge und bildete eine leichte Kondensation auf die Spitze einer goldenen Feder des Füllers. Sie fühlte sich als, hätte sie einen Ort gesehen der von allem unberührt war. Vorsichtig drehte sie den silbernen Griff des Füllers vom Gewinde um festzustellen ob der Tank der Patrone noch voll war. Es gibt nichts schlimmeres für Sandra, als das ihr Schreibutensil nachher „den Geist“ aufgeben würde.
Wort für Wort machte sich Sandra nun an ihr Werk, von den verwaschenen Blättern auf das feste Briefpapier ihr Manuskript wieder zu vervollständigen.
Mit jedem Buchstaben verging die Zeit, binnen in ein dutzend Stunden hatte sie beinahe alle ihre Wörter in einem kräftigen Blau nieder geschrieben.
Bevor sie auf die letzte Seite vollenden konnte, verspürte sie einen großen Hunger.
Sandra wurde hellhörig als sie ein schepperndes Geräusch der Töpfe wahrnahm.
„Dass musste aus der Küche kommen“ dachte sie.
Instinktiv folgte sie dem prasselndem Fett, welches sich in der heißen Pfanne zuvor zersetzt haben musste.
Die Küchentüre stand offen, Sandra sah Peter wie er in einem schmierig wirkendem Bademantel mit dem Rücken zu ihr stand. Er schien gerade Eier in der Pfanne zuzubereiten.
Sandra hörte ein bestätigendes aufschlagen und erkannte Eierschalen, welche noch nicht den Weg in die Abfalltonne fanden.
Bei dem einrühren von Milch und Wasser in die Pfanne verlautete Peter ein sanftes „Guten Morgen, Sandra. Ich bin gleich mit dem Essen fertig, hast du gut geschlafen?“
Sandra erwiderte „Ja, wie immer sehr kurz, aber ich fühle mich erholt. Danke!
Ich habe ein wenig von deinem Briefpapier verbraucht und musste deinen Füller benutzen.“
Peter fragte daraufhin Sandra während er die Eier in der Pfanne rührte: „Bist du noch immer an deinem Roman dran, den du vor sieben Jahren angefangen hast?!“
Sandra sah Peter mit drehenden Augen an und seufzte daraufhin kurz auf: Ach Peter, ich habe momentan nicht genügend Zeit mich darauf zu konzentrieren.“
Peter wollte Sandra nicht zu schnell aus der Reserve locken, weswegen er Sandra anbot erst ein mal den Tisch zu decken und gemeinsam zu essen.
Als sie so beieinander saßen, beobachteten sich beide beim essen und gaben sich gelegentlich mit einem Lächeln zu verstehen, dass sie das Essen genossen.
Nachdem sie den Teller leer hatten labten sich jeder von ihnen an einer frisch abgebrühten Tasse Kaffee, wobei ihn Sandra gerne etwas süßer als Peter trank, wohin gegen Peter lieber ihn mit Milch bevorzugte.
Nachdem Peter beobachtet hatte das Sandra einen etwas zufriedener als vorher war, fing er an zu erzählen:
„Ich habe seit dem du weggegangen bist viel geschrieben. Wie du sehen kannst, habe ich dadurch meine sportliche Betätigungen gänzlich eingestellt;“ Lachte er und haute dabei auf seinen Bauch.
Mein Buch ist fertig, es ist ein Erotik Roman. Sowas ließt ja jeder.“
Sandra nahm noch ein Schluck vom Kaffee, nur um Peter weiter über den Roman mutmaßen zu können:
„Du hast doch nicht ernsthaft über unser Sexleben berichtet?“
„Nein“ Antwortete Peter kurz, er strich sich einmal durch den Bart und fügte schmunzelnd noch hinzu:“ Es waren eher die Phantasien, welche ich mit dir noch durchleben wollte.“
lachte Peter.
Sandra fand es jedoch nur bedingt Lustig, da ihr mit ein Mal beinahe jedes kleinste Detail ihrer frühen Sexeskapaden wieder einfiel.
Peter spürte Sandras Angespanntheit und ihren leichten Scham, weswegen er Sandra um Auskunft bat:
„Warum bist du ausgerechnet zu mir zurück gekommen?“
„Kannst du dich noch daran erinnern, als wir unser Buch über eine Lektoratgesellschaft korrigieren lassen wollten?“ fragte Sandra gegen.
Mit einem „Natürlich“ zog Peter die Schublade unter dem Speisetisch aus und kramte das Manuskript hervor. Ein Schriftstück, welches wie eine Einladung aussah, war sichtbar mittels Büroklammern fixiert worden.
Peter reichte Sandra das gesammelte Werk hinüber.
Verdutzt schaute Sandra auf die Einladung. Noch bevor Sie anstalten machte das Werk zu mustern.
Sie entgegnete zu Peter:“ Warte mal kurz, ich bin gleich wieder da!“
„ Hast du etwa auch eine Einladung von der Lektoratgesellschaft bekommen?!“
„Ja, Moment, ich gehe die mal eben holen“ warf Sandra zurück.
Sie presste behutsam den Stuhl mit ihren Händen unter ihr Gesäß während sie leicht aufstand und vom Tisch zurücktrat.
Obwohl sich starke Gedankenfalten an der Stirn bildeten, kam sie schon nach kurzer Zeit wieder an den Tisch zurück.
Sandra wedelte mit einer Einladung vor Peters Nase und ergänzte:
„Das ist bestimmt die gleiche Veranstaltung zu der ich geladen worden bin.
Verblüfft bat Peter Sandra: „Ließ mal vor!“
Sandra las laut und deutlich vor:
Einladung zum AutorenCasting
„Sehr geehrte Frau Sandra Stabe, hiermit werden Sie zum Autorencasting am 07.04.2015 in der Klever Stadthalle eingeladen.
Bitte melden sie sich um Zehn Uhr an den Stand Nummer 47 zu Herrn Heizer vom Eumel Verlag.
Es ist wünschenswert, wenn sie ihre derzeitigen Arbeiten zum vorstellen mitbringen.
Diese Einladung ist nicht übertragbar.
Mit freundlichen Grüßen
Gerkens“
Nachdem Sandra mit dem lesen aufgehört hatte, holte Peter seine Einladung aus einer Schublade unter dem Esstisch.:
„Hmm, Schau mal-, das ist in etwa die gleiche Einladung unterzeichnet von Herrn Gerkens.
Peter schob die Einladung in Sandras Hände Sandra schaute verwundert zu Peter auf:
„Irgendwie gibt das Gesamtbild mir den Eindruck, dass es sich wohl im ganzen um eine Art Casting handelt.
Das Leben steckt voller merkwürdiger Zufälle.
Bevor Peter so recht darüber nachdachte was er sagen würde kam Ihn die Idee:
Wie wäre es wenn wir gemeinsam zu der Veranstaltung fahren und uns so die Reisekosten sparen?
Sandra entgegnet: Dass ist eine prima Idee, wenn es dir nichts ausmacht, werde ich bis eine Woche nach der Veranstaltung hier wohnen. Ich werde die Miete von meinem Ersparten bezahlen bis ich einen neuen Job finde.
„Das ist kein Problem für mich“ sagte Peter und bat gleich daraufhin: Ich mag es gerne ruhig, weswegen ich hier keine Partys oder sowas erwünsche.
„Selbstverständlich“ versprach Sandra während sie für das Handschütteln die Hand ausstreckte, um mit Peter den Vertrag besiegeln zu können.
Ohne sonderliche Aufforderung half Sandra beim Tisch abdecken und Spülen, ihr schien es wichtig zu sein, dass Peter ihre Dankbarkeit zu spüren bekommt.
Es war nicht Sandras Masche Männer mit ihren weiblichen Vorzügen direkt um den Finger zu wickeln, stattdessen wollte sie mit ihrer Tüchtigkeit punkten.
Peter war sich hingegen nicht völlig klar wie er mit der Situation gänzlich umgehen sollte.
Einerseits wollte er mehr über das Werk von Sandra wissen und andererseits führtet er durch das Zusammensein eine völlige Entgleisung seiner Gefühle.
Die Tage vergingen, beide hatten in etwa den gleichen Tagesablauf.
Außenstehende würden Peter und Sandra als ein altes Ehepaar sehen.
Tatsächlich frühstückten sie morgens zusammen, diskutierten dabei ganz beiläufig die Tageszeitung herauf und herunter. Sie bezahlte die Miete und half Peter dabei die Wohnung auf Vordermann zu halten. Nachher gingen sie getrennt in ihre jeweiligen Arbeitszimmer um jeder für sich an ihre Werke zu arbeiten.
An einem Morgen, nachdem Peter die Zeitung zum Frühstückstisch mitbrachte, viel Sandra auf das etwas anders war als die Tage zuvor.
Sandra traute sich erst nichts zu sagen, da sie davon ausging, dass bei Peter irgendwelche Gefühle für sie ausgelöst worden sei.
Peter reichte Sandra schweigend die Zeitung. Da sah sie es wieder ein Unfall während einer öffentlichen Veranstaltung in Neuss. Als sie den Zeitungsartikel durchlas, schöpfte sie Verwunderung daraus, dass es wieder mehrere Tote zu beklagen gab.
Jene Verwunderung ließ nicht über Sandras Gefühl vollständig Besitz ergreifen, weil sie aus dem nachdenklichen Schweigen von Peter eine Geste von versteckten Gefühlen verstand.
Obwohl sich Sandra sehr befangen fühlte, versuchte sie Peter mit einer der üblichen Diskussionen einzuwickeln. So warf sie also ein: Was ist nur mit dieser Welt los? Das sind innerhalb weniger Monate schon sehr viele Tote.
Das ist nicht dass was ich meine erwiderte Peter, während er schnell auf ihre Seite wechselte.
Als er sich leicht über Sandras Schulter beugte hatte sie Zeit diesen animalischen Duft von ihm zu riechen. Als seine Finger schließlich eine Todesanzeige nach der anderen einkreiste seufzte Sandra kurz auf und stieß auf: Du hast Recht, die Namen kenne ich. Die beiden Studienkollegen haben uns doch damals während des Abgangs Semester auf ihre Abschiedsparty eingeladen.“
Genau bestätigte Peter und riss den Stuhl worauf Sandra noch saß zu ihm hin bis sie sich in die Augen schauten. Ich musste mit ihnen mal eine Gruppenarbeit zum Thema „Geschichtlichen Journalismus“ machen. In einem Male erinnerte sich auch Sandra laut an jene Gruppenarbeit: „Das war doch die Hausarbeit wo ich das Themengebiet über die Geschichte der Verlage ausarbeitete.“
Es war nun einen Moment still, wobei in beiden Köpfen wieder einmal die gemeinsam verbrachte Zeit zu einem verfluchten Gegenstand wurde.
Sandra erhob sich aus dem Stuhl wonach sie Peter vorgab:
„Ich finde die ganze Situation etwas merkwürdig und werde erst mal meine Sachen sortieren.“
Peter ließ Sandras Ausflucht nicht gelten und sah ihr nur kurz nach wie sie Richtung Zimmer ging.
Er wusste ganz genau, dass er für das bevorstehende Casting wenig Zeit hatte um ein neues Werk zu schreiben.
Er wusste auch nicht ganz, wie er die Rückkehr seiner Exfreundin werten sollte, geschweige denn wie viel Zeit er benötigen würde um mehr über das neue „Ich“ seiner Exfreundin herauszufinden.
Er konnte Sandra auch nicht einfach herausschmeißen, dafür fühlte sich Peter einfach zu schuldig.
Bevor Sandra die Küche verlassen konnte, konnte Peter ihren Magen knurren hören.
„Setz dich erst mal hin und ess‘ etwas, du kannst ja als dank das Geschirr wegspülen.
Es ist gar nicht mal so schwierig einer Frau neue Verantwortung aufzubürden, selbst wenn es nur darum ging sich die Hausarbeit aufzuteilen.“ lächelte er Sandra an.
„Na, klar! Ich helfe dir wie bisher doch beim abwaschen und bei deiner Wohnung, aber gewöhne dich nicht daran. Es ist ja nur für die Übergangszeit.“ Sandra lächelte ebenfalls zurück und versuchte dabei Peters Gedanken zu durchschauen.
Erstmal hatte sie aber Hunger und Peter genoss es zu sehen wie sie ihren Bauch mit ihren reichhaltigen Frühstück stillte.
Sandra behielt sich vor zu schmatzen und zu rülpsen, selbst ihr Benehmen wollte sie wohl auch nicht in Notlagen so einfach aufgeben.
Sobald Sandra den letzten Bissen runter hatte, machte sie sich tatsächlich wie die letzten Wochen auch, daran Peter beim Abspülen zu helfen, wobei sich vorbehielt einen gewissen Abstand zu Peter bei zu behalten.
Es war nicht ihr Stiel, ihren Exfreund zu sehr zu Signalisieren, dass sie wie damals „leicht zu haben“ sei.
Ihre kurzzeitige Sexuelle Beziehung endete wie jede die sich in ihrem Leben neue Ziele gesetzt hatten, verfolgt von dem Wunsch, dass man alleine schneller ist und dass es niemanden anderen in unserem Leben gibt der unsere Träume so versteht wie man selber.
So war sie halt. Nachdem sie den letzten Teller abgetrocknet behutsam ins Regal legte, stellte sie ihre Grenze klar. „Ich will jetzt ein wenig auf mein Zimmer gehen um ein wenig Zeit für mein Werk zu investieren. Nachher werde ich versuchen mir hier irgendwo einen Job zu suchen. Ich fände es nämlich toll, mir wieder meine eigenen Sachen kaufen zu können und dir etwas Miete zahlen könnte.
Peter nickte einverstanden und reichte ihr die Wohnungsschlüssel, mahnte aber auch gleichzeitig die Schlüssel nicht zu verlieren.
Nachdem Sandra die Schlüssel sicher an ihren Hosenbund festgemacht hatte, eröffnete sie ihm:
„Ich will das du weißt das du ein guter Freund bist. Mit dir schlafen kann und will ich nicht, wenn du das von mir erwartest, werde ich mir ein neue Wohnung suchen. Eine einseitige Erwartungshaltung ist schlecht für uns beide.“
Peter schien nicht sehr überrascht mit Sandras Aussage um zu gehen. Für ihm war es eh doch immer das gleiche wie mit allen seinen Freundinnen gewesen. Erst brauchten sie ihn und dann servierten sie ihn ab. Erst hatte er Geld, es war alles gut so lange er ihnen Geschenke und Reise ermöglichte.
Sie genossen den Sex mit ihm und am nächsten Morgen brachte er ihnen Frühstück.
Immerhin verdiente er eine Zeit lang ganz gut an seinen Büchern.
Aber irgendwann als das Geld weg war, stellte er fest, dass er eines Morgens alleine im Bett lag.
Von seiner Frau seiner Träume war nur ein Zettel neben dem Bett geblieben.
Schließlich sagte er: „Ich habe nicht vor, dich hier ein zu schließen. Es wäre zu egoistisch die Menschen, deine Art vor zu enthalten.
Du weißt ja, dass ich dazu neige meinen Tagesablauf einzuhalten.“
Wieder lächelte er und drückte kurz ihre Hand.
Sandra nickte, bedankte sich bevor sie sich umdrehte und sich ihre Hand ganz langsam aus seiner entwich, bis sie sich zuletzt mit den Fingerkuppen kurz berührten.
Peter sah ihr nicht nach während sie sich aus der Küche begab um nun endgültig in ihr Zimmer zu gehen.
Sandra stand nun in ihrem Zimmer, worin sie sich abermals orientierte. Es war noch immer klein und spärlich eingerichtet.
Der Lichtkegel der Glühbirne präsentierte den Karton in der Mitte des Zimmers einsam und verlassen. Er schien sich nur noch von einzelnen Fasern zusammen zu halten und spiegelte Sandras Lebenssituation entgegen.
Sie griff als erstes ihre Klamotten von der Badewanne und ihre Unterwäsche von der Heizung.
Schnell, denn offensichtlich sollte man Peter nicht dazu zu verleiten, zu offen auf ihr Geschlecht hinzudeuten.
Ihre Doppel C Brusthalter und ihre Panty- Unterhosen kaufte sie ja eigentlich nicht dafür um einen Mann zu reizen, eher lag ihr die Bequemlichkeit im Vordergrund.
Sandra presste ihre Lippen zusammen, da sie immer wenn sie eins ihrer Sachen in diesen fremden Schrank einräumte, so vorkam, als würde auch ein Teil ihrer eigenen Persönlichkeit für diese fremde Umgebung offen gelegt.
Nur um sicher zu gehen, legte sie ihre Unterwäsche hinter die langen Kleidungsstücke und schloss leise die Schranktüre. In den Spiegeln, die Türen vom Schrank zierten, betrachtete sie noch einmal ihren Körper, das Bett, den Stuhl und den Schreibtisch vor dem Fenster.
Das Tageslicht strömte auf ihre Papiere, welche auf dem Schreibtisch verweilten. Es kam ihr so vor, als würde sich die Sonne auf den Papier wälzen. Die Papierecken hatten sich mit der Zeit ein Stück von der Tischoberfläche abgehoben.
Sandra fühlte sich nun gefordert ihren Tagesplan weiter an zu gehen. Sie hatte es ja eilig, wollte schnellstmöglich wieder eine eigene Wohnung und ein eigenen ruhigen Platz finden, damit sie sich weiter von ihrer Vergangenheit entfernen kann.
Ihr Weg der persönlichen Entfaltung bestand darin, dass den Stuhl an den Schreibtisch zu stellen um sich möglichst rechtwinklig drauf zu setzen. Manche ihrer voll geschriebenen Din-A4 Seiten waren noch immer sehr zerknittert und die Schrift war teilweise unerkennbar.
Es würde noch sämtliche Tage brauchen um ihre Aufzeichnungen neu auf zu legen.
Da sie sich zusätzlich noch damit aufbürdete ihr neues Buch bis zum Ende des Jahres nieder zu schreiben würde es sich dann insgesamt um zwei bis drei Wochen handeln.
Sandra ging sich mit der offenen Hand über ihr Gesicht, wobei sie oben an der Stirn anfing. Beim herunter gleiten der Hand presste sie ihren Daumen und Zeigefinger auf die geschlossenen Augen, wobei die restlichen Kuppen ihrer kühlen Finger die Wange berührten.
„Wie nur, wie nur soll ich das alles schaffen“ fragte sich Sandra scheinbar so laut, dass es plötzlich im Raum durch die Sonneneinstrahlung heller wurde.