Tilda Apfelkern. Viel Wirbel im Heckenrosenweg - Andreas H. Schmachtl - E-Book + Hörbuch

Tilda Apfelkern. Viel Wirbel im Heckenrosenweg Hörbuch

Andreas H. Schmachtl

4,8

Beschreibung

Es warten neue und spannende Abenteuer auf Tilda Apfelkern und ihre Freunde! Sie gehen gemeinsam auf Entdeckungsreisen und stechen in See, planen gemütliche Picknicks, eröffnen eine einzigartige Frühstücks-Pension und retten dann auch noch Tildas Mäusehaus vor Ferdinand Birnenstängel, der Tilda einfach daraus vertreiben will. Das lassen sich die Freunde nicht gefallen, denn was wäre der Heckenrosenweg ohne Tilda Apfelkern?

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Zeit:2 Std. 44 min

Sprecher:Stephan Schad
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Andreas H. Schmachtl

Viel Wirbel

im Heckenrosenweg

Andreas H. Schmachtl

wurde 1971 geboren und studierte Kunst, Germanistik und Anglistik.

Seit 2007 erzählt und illustriert er mit viel Liebe zum Detail und zu seinen

Figuren zauberhafte und abenteuerliche Geschichten von Mäusen,

Kaninchen, Igeln und anderen kleinen Wesen, deren Schutz und Erhalt

ihm besonders am Herzen liegen. Seine Bücher erscheinen exklusiv

im Arena Verlag.

Mehr über Tilda Apfelkern und weitere lieferbare Titel

von Andreas H. Schmachtl unter

www.tilda-apfelkern.de.

1. Auflage 2016

© Arena Verlag GmbH, Würzburg 2016

Alle Rechte vorbehalten

Text und Illustrationen: Andreas H. Schmachtl

Gesamtherstellung: Westermann Druck Zwickau GmbH

E-Book ISBN 978-3-401-80616-7

Besuche uns unter:

www.arena-verlag.de

www.twitter.com/arenaverlag

www.facebook.com/arenaverlagfans

eBook-Herstellung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

Inhalt

Startschwierigkeiten

Kirchenmäuserecht

Vergissmeinnicht

Pistazienpudding

Pension Apfelkern

Nur drei Zimmer

Das Beste für die Gäste

Riesen-Gerüchte

Höhlenforschung

Neuer Versuch

Wertierchen in Not

Eine Seefahrt, die ist stürmisch

Kleiderordnung

Im stillen Grunde

Vor(schul)freude

Sally

Alles muss raus

Leichte Verspätung

Verlaufen?

Konkurrenz

Eigenwerbung

Engelskonzert

Gruselmärchen

In trauter Runde

Startschwierigkeiten

Ein wunderbar frischer Wind wehte von der Küste herüber und ließ die Schlüsselblumen auf den Wiesen wie kleine Glöckchen schaukeln.

Am Flussufer blühte Wiesenschaumkraut, an den Bäumen war eindeutig das erste Grün auszumachen, und sogar die Schwalben hatten inzwischen den Weg aus dem Süden zurück in die Hügel gefunden.

Streng genommen war dieser Tag wie viele andere auch. Schließlich war es in dem kleinen Dorf irgendwo zwischen den Hügeln immer schön. Und wenn man den Heckenrosenweg zur Kirche hinaufging, wurde es sogar noch viel schöner. Denn der große Garten rund um Kirche und Pfarrhaus war der – ach! – wundervollste Ort der Welt. Vor allem, wenn man hier wohnte.

Nun, Tilda Apfelkern wohnte hier. Nämlich im Mäusehaus am Fuße der Kirchmauer. Denn wie so viele Apfelkernmäuse vor ihr, war Tilda die hiesige Kirchenmaus. Und holunderblütenweiß war sie obendrein. Das hatte zwar nichts damit zu tun, sollte aber dennoch nicht unerwähnt bleiben.

Außer Tilda wohnten noch Robin Rotkehlchen mit Rosalind, Igel Rupert, Tildas Urgroßtante Emily und die Hörnchen Billy und Benny mit ihrer Mutter Edna im Heckenrosenweg. Oh, und ich darf natürlich Tildas stillen Hausgenossen Schnecki und das Wertierchen Humphrey nicht vergessen!

Molly, die graue Postmaus, wohnte zwar nicht im Heckenrosenweg, sondern im Dorfladen unter dem Postschalter, doch auch sie kam ausgesprochen gern auf einen Besuch bei ihren Freunden vorbei.

Nun aber zurück zu Tilda. Die stand nämlich gerade vor ihrer Haustür und blickte sehr zufrieden dem neuen Tag entgegen.

Schnecki war irgendwo in den Rabatten verschwunden, Robin zwitscherte nicht weit entfernt von einem Weißdornzweig herüber, und Tilda selber nippte gelegentlich an ihrem Tee. „Ach, haben wir es schön hier“, sagte sie zu sich selber. „Ich könnte mir gar nicht vorstellen, irgendwo anders zu wohnen.“

Nun habt ihr bestimmt schon einmal gehört, dass jemand sagt, man soll dieses und jenes besser nicht beschreien. Und damit meint dieser Jemand dann, dass bestimmte Dinge gar nicht erst geschehen, solange man nicht darüber spricht. Oder dass sie umgekehrt überhaupt erst geschehen, weil man darüber spricht. Ich weiß nicht, ob daran etwas Wahres ist oder nicht. Aber es war schon bemerkenswert, dass ausgerechnet an diesem Morgen Folgendes geschah:

Tatsächlich hätte es bis zu diesem Moment überhaupt keinen Grund für Tilda gegeben, jemals aus dem Heckenrosenweg wegzuziehen. Aber nachdem sie nun eben darüber gesprochen hatte, kam Rupert von der alten Eiche herübergeeilt.

Schon von Weitem konnte Tilda ihrem Rupie ansehen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

„Du liebe Güte“, sagte Tilda. „Was ist denn geschehen, Rupie?“

„Noch nichts, meine Liebe“, antwortete Rupert außer Atem. „Aber es wird etwas geschehen. Stell dir vor, der Herr Pfarrer geht weg!“

Zunächst dachte Tilda, sie hätte sich verhört. Danach dachte sie, Rupert könnte sich nur täuschen.

Doch dann kam auch noch Robin angesegelt und landete direkt vor den beiden im Gras. „Habt ihr es schon gehört?“, fragte er. Dann blickte er seine Freunde an und stellte fest: „Ihr habt. Ist das nicht fürchterlich?“ „Aber … aber …“, stammelte Tilda, „der Herr Pfarrer kann doch nicht einfach so weggehen. Ich meine, wo will er denn hin?“

„Soweit ich gehört habe, zieht er zu seiner Nichte an die Küste“, berichtete Robin.

„Aber er hat es doch gut hier“, seufzte Tilda und überlegte dann: „Haben wir ihn womöglich verärgert? Du liebe Güte, vielleicht habe ich meine Sache als Kirchenmaus nicht gut genug gemacht!“

„So ein Unfug, meine Liebe“, widersprach Rupert. „Der Pfarrer geht schlicht und ergreifend in den Ruhestand.“

„Ruhestand?“, staunte Tilda.

„Nun, das heißt, dass er jetzt ein gewisses Alter hat und sein Amt einem jüngeren Nachfolger übergeben möchte“, erklärte Rupert.

„Ich weiß, was das bedeutet“, antwortete Tilda ein bisschen ärgerlicher, als sie eigentlich wollte. Denn nach dem Schrecken wunderte sie sich, ob sie selber womöglich ebenfalls in ein gewisses Alter gekommen war. Wenn ja, hatte sie es nämlich nicht gemerkt. „Oh Rupie, muss ich womöglich ebenfalls … in den Ruhestand gehen?“, fragte Tilda.

„Unfug, meine Liebe. Unfug“, wiederholte Rupert. Und er war sich da ganz sicher. Allerdings ahnte nicht einmal der kluge Igel, was im nächsten Moment geschehen sollte.

Denn da schlüpfte eine kleine Gestalt unter dem Gartentor hindurch. Offenbar ein Mäuserich – mit Hut, Schirm und einer zerknautschten Reisetasche in der Hand.

Er kam geradewegs auf die kleine Gruppe vor Tildas Haustür zu. Jetzt erkannten sie, dass er sogar eine Krawatte trug.

Der Mäuserich lupfte höflich den Hut und sagte: „Guten Morgen. Mein Name ist Ferdinand Birnenstängel. Ich bin die neue Kirchenmaus.“ Dann blickte er ausgesprochen zufrieden an dem Mäusehaus empor und bemerkte: „Das ist wohl mein neues Zuhause. Reizend. Ungemein reizend. Und so gut gepflegt.“

„Ja, mir hat es hier auch immer gefallen“, sagte Tilda leise.

„Ach, dann bist du womöglich meine Vorgängerin?“, fragte Ferdinand Birnenstängel. „Angenehm. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dich noch hier anzutreffen. Immerhin wollte ich gleich einziehen.“

Kirchenmäuserecht

Einziehen? Dieser Ferdinand Birnenstängel wollte bei Tilda einziehen?! Nun, sie war ja eine gastfreundliche Maus. Das war sie wirklich. Aber Tilda hätte doch erwartet, dass Herr Birnenstängel vorher wenigstens fragte. Und das sagte sie ihm auch.

„Entschuldigung. Vielleicht habe ich mich nicht ganz klar ausgedrückt“, antwortete Ferdinand Birnenstängel. „Aber ich hatte natürlich gemeint, dass DU aus dem Haus ausziehst.“

„Ausziehen?“, rief Tilda entsetzt. „Warum soll ich denn aus meinem Haus ausziehen?“

„Nun, weil ICH die neue Kirchenmaus bin, natürlich“, antwortete Ferdinand Birnenstängel. „Und dieses Haus ist nun einmal die dazugehörige Dienstwohnung.“

„Ist es nicht“, protestierte Tilda. „Dies ist das Apfelkernhaus. Und das heißt so, weil Apfelkernmäuse es gebaut haben, weil Apfelkernmäuse seit Jahrhunderten darin wohnen und weil Apfelkernmäuse seitdem Kirchenmäuse in dieser Kirche sind. So wie ich jetzt die Kirchenmaus bin.“

„War“, verbesserte Ferdinand Birnenstängel.

„Wie bitte?“, hakte Tilda nach.

„Weil du die Kirchenmaus WARST!“, erklärte Ferdinand. „JETZT bin ich es. Und darum brauche ich das Haus. Und zwar schleunigst. Meine Möbel sind nämlich schon auf dem Weg. Aber ich möchte dich nicht hetzen. Ich suche mir heute eine Unterkunft im Dorf. Morgen ist das Haus dann ja zweifellos frei. Bis dahin also.“

Mit diesen Worten drehte sich Ferdinand Birnenstängel um, hinterließ keinen sehr sympathischen Eindruck, eine völlig verzweifelte Tilda, einen entsetzten Robin und vor allem einen auf Sturm gebürsteten Rupert. Ja, der Igel war wirklich zornig. Und wenn ich euch einen guten Rat geben darf, dann solltet ihr niemals einen Igel verärgern! Ich möchte euch lieber nicht genauer erklären, was dann geschehen kann. Seid einfach immer freundlich zu Igeln. Am besten zu allen Tieren! Aber wir wollen nicht vom Thema abkommen.

Robin flatterte gleich los, um die Neuigkeiten unter die Leute zu bringen, Rupert verschwand mit düsterer Miene in seiner Wohnung unter den Eichenwurzeln, und Tilda blieb schniefend allein vor dem Haus zurück, das sie so sehr liebte – und aus dem sie womöglich noch heute ausziehen musste.

Natürlich blieb Tilda nicht lange allein. Denn sobald die anderen gehört hatten, was geschehen war, kamen sie allesamt angelaufen.

Urgroßtante Emily war die Erste. Sie hieß ebenfalls Apfelkern, hatte vor vielen Jahren selbst in diesem Haus gelebt und konnte sich natürlich nicht vorstellen, dass plötzlich ein Fremder hier einziehen sollte. Viel weniger konnte sie sich allerdings vorstellen, dass Tilda ausziehen sollte.

„Du kannst jederzeit bei mir wohnen, Tildaleinchen“, bot Emily an.

„Bei uns ist auch immer Platz für dich“, stimmte Edna Eichhorn zu.

Und sobald Molly durch die Tür stürzte, rief sie: „Oh Tilda, ich habe dein Gästebett schon frisch bezogen.“

Bislang hatte Tilda sich bemerkenswert tapfer gehalten. Aber als ihre Freunde jetzt so treu und unerschütterlich für sie da waren, musste Tilda doch ein bisschen weinen. Es ist ja auch schrecklich, wenn man einfach so aus seinem Zuhause vertrieben wird. Oder jedenfalls vertrieben werden soll.

Im Stillen hatte Tilda ja gehofft, dass die ganze Sache nur ein Versehen war. Oder womöglich ein sehr schlechter Scherz.

Doch dann kamen auch schon die Umzugswagen vor dem Pfarrhaus an, und eine Menge starker Männer begann, die Möbel des Herrn Pfarrer einzuladen.

Dann war also alles wahr. Schon morgen würde der neue Pfarrer kommen. Und mit ihm natürlich auch eine neue Kirchenmaus.

„Jaja, das Ganze hat sicher seine Richtigkeit“, schniefte Tilda traurig.

Emily reichte ihr eine Tasse Tee. Und weil Tee die Nerven beruhigt, machte sie gleich Tee für alle.

„Es kann gar nicht anders sein“, seufzte Tilda. „Das Apfelkernhaus gehört der Kirchenmaus. Und dieser Ferdinand Birnenstängel wird hier einziehen.“

„Wird er nicht!“, verkündete Rupert. Er hatte die Tür so energisch aufgestoßen, dass sie an die Flurwand krachte. Und das sollte er eigentlich nicht, weil die Flurwand dadurch nicht schöner wurde. Aber angesichts der dramatischen Ereignisse wollte Tilda ihm das noch einmal verzeihen. Außerdem war dem Igel anzusehen, dass er schon wieder sensationelle Neuigkeiten hatte.

„Möchtest du einen Tee, Rupert?“, fragte Emily.

„Später“, antwortete Rupert und legte ein dickes und ziemlich abgewetztes Buch auf den Tisch. Es war in schwarzes Leinen gebunden und roch außerordentlich muffig.

„Wo kommt das denn her?“, fragte Edna und rümpfte die Nase.

„Aus der alten Kammer hinter der Sakristei“, antwortete Rupert.

„Ja, da ist es ein bisschen feucht“, sagte Tilda. „Bücher sollten dort eigentlich gar nicht aufbewahrt werden.“

„Das ist doch jetzt vollkommen egal, meine Liebe“, unterbrach Rupert die immer noch sehr geknickte Tilda. „Wichtig ist, was für ein Buch das ist. Es handelt sich hier nämlich um eine der wenigen Abschriften des Kirchenmäuserechts!“

Diese Eröffnung ließ die Anwesenden gebührend staunen.

Und Rupert schlug zufrieden den Wälzer auf. Er polierte seine Brille und begann vorzulesen: „Dies ist, wie gesagt, das Kirchenmäuserecht. Darin stehen alle Regelungen, Gesetze und Vorschriften, die Kirchenmäuse klugerweise für ihresgleichen erdacht und niedergeschrieben haben. Und auf Seite 298 steht nun:

‚Es sei ein unabänderlich Ding,

dass die Behausung einer Kirchenmaus ihr Eigen sei und bleibe.

Aus Selbigem sie nicht vertrieben werden darf.

So steht es geschrieben und so soll es sein.

Anno Domini 1132.‘“

Zufrieden klappte Rupert das Buch zu. „Jetzt hätt ich gerne einen Tee, wenn es geht“, bat er.

„Natürlich geht das“, jubelte Emily. „Du bekommst auch einen Kuchen dazu. Den muss ich nur schnell holen. Oh Tildaleinchen! Du musst also nicht ausziehen. Und Rupert, du bist ein Held!“

„Das bist du“, seufzte Tilda und nahm Rupert fest in den Arm.

Vergissmeinnicht

Tilda musste also nicht aus ihrem Haus ausziehen. Das war immerhin eine gute Nachricht. Jetzt musste sie nur noch diesem Ferdinand Birnenstängel erklären, dass er sich wohl oder übel ein anderes Zuhause suchen musste. Aber wenn Tilda sich nicht sehr täuschte, würde Rupert ihr diese Aufgabe nur allzu gern abnehmen.

Und dann war da noch eine zweite Sache. Im Kirchenmäuserecht hatte Rupert auf all den vielen Seiten bisher noch keinen Eintrag gefunden, der besagte, dass Tilda tatsächlich ihren Posten räumen musste, weil der alte Herr Pfarrer sein Amt aufgab.

Immerhin war Tilda noch lange nicht bereit, in irgendeinen Ruhestand zu gehen. „Wo kommen wir denn da hin?“, hatte sie gefragt und wie zur Unterstützung mit der Hand auf den Tisch gehauen, dass die Teetassen klirrten. „Ich habe meine Arbeit immer gut gemacht. Und es gibt nun wirklich nicht den allergeringsten Grund, warum ich das nicht auch weiter tun sollte. Nicht wahr?“

„So ist es“, stimmten Molly, Edna und Emily zu.

Rupert sagte nichts. Das lag aber nicht daran, dass er nicht Tildas Meinung war. Er stöberte nur schon wieder in dem alten Buch, das er in