Tinnitus - Frank Seefelder - E-Book

Tinnitus E-Book

Frank Seefelder

3,0

Beschreibung

Tinnitus selbst behandeln - ohne Medikamente! Ohrgeräusche sind nicht nur nervtötend, sondern in den meisten Fällen ein Signal des Körpers, um auf gesundheitsschädigende Lebensumstände, z. B. zu viel Stress, hinzuweisen. Energetisch gesehen liegt hier ein Ungleichgewicht im Nieren- und im Leber-Meridian vor. Frank Seefelder stellt sein bewährtes vierwöchiges Selbsthilfeprogramm vor, bestehend aus klassischen Entspannungsmeditationen, Akupressur, Qigong-Bewegungsübungen und Ernährungsratschlägen. Er verbindet dabei das alte chinesische Wissen mit einem psychosomatischen Behandlungsansatz von Tinnitus. Jeder Betroffene kann dadurch mit etwas Zuversicht, Geduld und Ausdauer Linderung erfahren und seine Gesundheit verbessern. Tipp: Aufgrund ihrer durchblutungssteigernden Wirkung sind Ohrmassagen und -akupressur eine ideale Soforthilfe.

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Frank Seefelder

Tinnitus

Ganzheitlich selbst behandeln

Über den Autor

Frank Seefelder

Frank Seefelder, Jahrgang 1959, lebt in Bad Homburg v.d.H. und arbeitet in unterschiedlichen Be­rufszweigen. Im Rahmen der Prävention hält er regional laufende Kurse in Taijiquan, Qigong und Entspannung ab.

Außerdem hat er sich seit vielen Jahren auf die Selbstbehandlung von Erkrankungen mit einem hohen Aufkommen in der Bevölkerung, den sogenannten Volkskrankheiten, spezialisiert. Dabei werden ausgesuchte Qigong-Übungen mit Atem- und Entspannungsmeditationen sowie mit Massage- und Akupressurmethoden kombiniert. Zusätzlich stimmt er die Ernährung nach den Regeln der altchinesischen Gesundheitsdiätetik auf die vorliegende Erkrankung ab.

Er ist Dozent für Entspannungspädagogik an der Akademie Gesundes Leben, Stiftung Reformhaus-Fachakademie, und arbeitet an einem Projekt in der Betreuung von Demenzpatienten. Hierbei setzt er vor allem Klangschalen und Shantis ein, um die Erkrankten besonders in Krisensituationen zu stabilisieren. Außerdem arbeitet er an einer Schule und unterrichtet dort Qigong für Kinder.

Sie wollen ein Seminar besuchen? Sie haben Fragen?www.frankseefelder.de

 

 

 

 

 

 

Als Vorlage diente das Buch »Leitfaden Chinesische Eigentherapie Band 1«, erschienen 2008 im Schirner Verlag.

© 2013 Schirner Verlag, Darmstadt

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-8434-6118-4

1. E-Book-Auflage 2014

Umschlag: Murat Karaçay, Schirner, unter Verwendung von # 45712426 (etfoto),www.fotolia.de Fotografien: Sabine Grothues, Düsseldorf,www.foto-grothues.de Abbildung der Meridiane: Edith Lerner Redaktion: Katja Hiller, Schirner E-Book-Erstellung: HSB T&M, Altenmünster

www.schirner.com

Inhalt

Über den Autor

Vorwort

E-Mail an dich

Einleitung

Stress

Stress – Risiko oder Lebensversicherung?

Einfache Wege zur Stressreduzierung

Die chinesische Gesundheitsphilosophie

Die Ganzheit

Yin und Yang – die untrennbaren Gegensätze?

Die Energie

Die Fünf-Elemente-Wandlungsphasen

Meridiane – Wege der Energie

Diagnose auf Chinesisch

Tinnitus – chinesisch betrachtet

Die Ursachen von Hörstörungen

Der Funktionskreis »Niere«

Der Funktionskreis »Leber«

Die Methoden der chinesischen Heilkunde

Qigong

Entspannung

Akupressur und Selbstmassage

Ernährung

Das Selbsthilfeprogramm

Qigong-Übungen

Entspannung

Massagen und Akupressur

Ernährung

Ihr 4-Wochen-Selbsthilfeplan

Was kann einer Verbesserung Ihrer Gesundheit im Weg stehen?

Das Loslösen von gängigen Mustern

Die Kraft der Gedanken

Sonderteil – »Autogenes Ohrtraining«

Fachchinesisch – das kleine Lexikon der Fachbegriffe

Übungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Vorwort

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wieso Tinnitus Ihre Lebensqualität so nachhaltig beeinträchtigt? Schließlich sind diese Geräusche in der Regel nicht besonders laut. Ich wurde in einem meiner Seminare einmal gefragt, ob es möglich sei, dass ein zweijähriges Kind bereits Tinnitus habe. Ja, das kann vorkommen, aber wenn Kinder mit Ohrgeräuschen aufwachsen, werden diese zum ganz natürlichen Bestandteil ihres Lebens, und darum werden die Geräusche auch nicht als störend empfunden. Wenn Tinnitus allerdings erst im Laufe des Lebens auftritt, macht ihn das zum Problem für die Betroffenen.

Ein Grund dafür, dass Tinnitus so nervtötend und beeinträchtigend ist, findet sich in unserer psychischen Veranlagung. Wir wollen das Leben kontrollieren, damit es uns gut geht. Tief in uns freuen wir uns nicht wirklich darüber, überrascht zu werden. Selbst ein Geburtstagsgeschenk ist keine völlige Überraschung, weil wir ja wissen, wann wir es bekommen werden. Über Tinnitus haben wir jedoch keine Kontrolle. Er tritt auf, scheinbar wann er will und so laut er will. Doch beides ist faktisch falsch. Trotzdem kann die Erfahrung des Kontrollverlusts dazu führen, dass wir das Pfeifen, Piepsen oder Klingeln im Ohr sehr viel Raum in unserem Leben einnehmen lassen und es dadurch also als lauter und störender empfinden. Ein Beispiel soll diese Aussage verdeutlichen: Falls in dem Zimmer, in dem Sie sich gerade befinden, eine Uhr hängt oder steht, konzentrieren Sie sich einmal nur auf ihr Ticken. Wenn Sie das über einen längeren Zeitraum hinweg tun, wird das Geräusch Ihnen sicherlich lauter vorkommen. Ein Geräusch, das Sie bis zu diesem Versuch wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen hatten. In gleicher Weise verhält es sich mit dem Tinnitus, wenn er mehr Raum in Ihrem Leben einnimmt, als er eigentlich sollte.

Doch wofür stehen ganz allgemein Pfeifgeräusche? In aller Regel sind sie ein Warnsignal. Wenn Sie unter Tinnitus leiden, gefällt Ihnen die folgende Aussage wahrscheinlich nicht: Betrachten Sie die Ohrgeräusche nicht als störend, sondern als ein heilsames Warnsignal, durch das Ihnen Ihr Körper mitteilt, dass Ihre aktuelle Lebenssituation Ihnen auf Dauer nicht guttut. Und machen Sie sich bewusst, dass Ihr Körper noch viel heftigere Zeichen geben kann, um Ihnen das klarzumachen. Und er wird es tun, wenn Sie Ihre Situation nicht analysieren und herausfinden, worauf Sie dieses Körperzeichen hinweisen will.

Ich weiß, wovon ich schreibe, denn ich bekomme in Zeiten, in denen ich unter großem Druck stehe, ebenfalls Tinnitus. Sobald ich diese Warnung wahrnehme, überdenke ich meine augenblickliche Situation. Dann setze ich andere Prioritäten, beende die Arbeit an unwichtigeren Angelegenheiten und konzentriere mich auf die wesentlichen Dinge. In Verbindung mit der Ohrmassage oder Akupressur verschwinden die Geräusche bei mir oft genauso schnell, wie sie aufgetaucht sind. Sie sehen also, ich habe gelernt, mit Tinnitus zu leben.

Egal, welches gesundheitliche Problem Sie haben – wenn Ihr Lebenswandel dem Körper schadet, wird dieser es Ihnen mitteilen. Manchmal sanft, ein anderes Mal stärker oder lange anhaltend. Sie können sich auf ihn verlassen, denn wenn etwas nicht in Ordnung ist, macht er sich bemerkbar. Hierzu habe ich einen kleinen gedanklichen Anstoß für Sie:

E-Mail an dich

Manchmal ergibt es Sinn, die Realität zu verlassen, und ich würde mir wünschen, dass Sie jetzt bereit dazu sind. Sei es, damit Sie eine gewisse Distanz zum Trubel und der Hektik des Alltags aufbauen, sei es, damit Sie völlig neue Wege gehen und gänzlich andere Denkweisen erfahren. Dieses Kapitel dient Ihnen als Beispiel, und es hat, auch wenn es auf den ersten Blick humoristisch erscheinen mag, einen ganz ernsten Hintergrund.

Vielleicht wird es der Wissenschaft in ferner Zukunft möglich sein, den Code der Körpersignale zu entschlüsseln, dann kann man in klaren und verständlichen Worten erfahren, was der Körper erwartet und wie er sich die gemeinsame Zukunft vorstellt. Bis zu diesem Zeitpunkt kann es allerdings noch etwas dauern, und Sie sollten sich darin üben, die Signale Ihres Körpers lesen zu lernen. Lesen Sie im Buch Ihres Körpers, das er jeden Tag neu schreibt, weil er sich den Wandlungen in Ihrem Leben anpasst. Während Sie also noch auf der Suche nach den Kommunikationswegen zu Ihrem Körper sind, hat Ihr Organismus die Sache auf moderne Weise vereinfacht, und er lässt Ihnen eine Nachricht per E-Mail zukommen.

Von: Meinem Körper (Info@Körper.de) Gesendet: Mittwoch, 03. Juli 2013, 15:01 An: Verstand Betreff: Gesamtsituation

Mein lieber Verstand,

ich, dein Körper, wende mich an dich, weil ich mit der Gesamtsituation unzufrieden bin und sie so ändern möchte, dass es uns beiden gut geht. Leider hast du auf meine Signale, die ich dir in den letzten Wochen und Monaten mehrfach zukommen ließ, nicht gehört. Vielleicht hast du sie nicht verstanden oder sie überhört, das kann ja auch sein. Du erinnerst dich aber bestimmt, dass ich dir viele Male einen Pfeifton in dein Ohr geschickt habe. Er ging nach Sekunden oder Minuten wieder weg, weil ich dachte, du hast mich gehört.

Das war ich, dein Körper, ich gebe es zu. Anscheinend hast du mich aber überhört oder nicht verstanden. Du lebst dein Leben weiter, als ob nichts passiert wäre. Ich wollte dir sagen, dass in deinem Leben etwas schiefläuft und dass mir deine Art zu leben schadet, und das kann ich nicht tatenlos hinnehmen. Aus diesem Grund habe ich dir ein permanentes Ohrgeräusch gegeben.

Diese Symptome verspürst du nicht aus Argwohn, wir sind ja schließlich ein Paar. Ich tat es, weil es mir nicht gut geht, und ich befürchte, dass alles noch viel schlimmer wird, wenn du nicht Veränderungen zu unser beider Wohl herbeiführst. Mein lieber Verstand, ich hoffe sehr auf dein Verständnis und lege mein körperliches Vertrauen in deine Hand. Ich möchte nicht, dass du dich mit den Ohrgeräuschen abfindest. Ich frage immer wieder nach. Ich lasse sie manchmal lauter werden oder auch abklingen, damit du das Gefühl nicht verlierst, wie es ohne diese Geräusche sein könnte. Du kannst mich natürlich auch weiterhin überhören oder soll ich besser sagen: ignorieren? Ich werde auf jeden Fall nicht aufgeben, das ist nun einmal meine Natur.

Ich mache dir keinen Vorwurf, denn viele Menschen handeln genau wie du. Hast du dir schon einmal die Frage gestellt, wieso die Pharmaindustrie Milliardenumsätze macht und die Arztpraxen überfüllt sind? Der Grund sind Menschen wie du, die einfach nicht zuhören und verstehen wollen, was ihnen ihr Körper mitteilen will. Wie die vielen anderen Kranken auch hörst du zwar, dass ich dir etwas sage, aber du hörst nicht genau zu.

Ich zeige dir wirklich alles das, was mir an deinem Verhalten und unserem Umgang nicht passt und nicht guttut. Es nervt dich bestimmt auch manches Mal, wenn ich dafür sorge, dass dein Herz rast, weil mir die Hektik zu groß wird, oder den Pfeifton im Ohr verstärke, weil ich so viele Informationen in so kurzer Zeit nicht verarbeiten kann und aus diesem Grund nicht aufnehmen will.

Glaubst du, ich tue das alles zum Spaß? Nein, ich tue das zu unserem Wohlbefinden. Wenn du aber nicht hören willst, ergreife ich andere Maßnahmen. Weil ich von Natur aus eher faul bin, suche ich mir natürlich nicht deine Stärken, sondern ich packe dich bei deinen Schwachstellen. Ich höre immer wieder den Satz: »Es liegt ja in deiner Familie, dass du dieses gesundheitliche Problem hast.« Sei dir sicher, ich, dein Körper, kenne deine Achillesferse, und dein Doping erschwert und verlangsamt mir die Aufklärungsarbeit nur etwas, es hält mich aber letztlich nicht auf. Zu den Drogen, die du zu dir nimmst, wollte ich dir schon seit Langem etwas sagen: Ich finde sie wirklich toll, weil sie mich völlig entspannen. Aber wenn dein Leben weiterhin so verläuft wie bisher und die Wirkung deiner Medikamente nachlässt, warum soll dann das körperliche Problem plötzlich verschwunden sein? Verändern sich etwa deine Probleme dadurch, dass du eine Nacht geschlafen hast und nicht über deine Probleme nachdenken musstest? Warum also soll mein Symptom verschwinden, wenn du es lediglich betäubst und mich für eine gewisse Zeit ruhig stellst?

Und wenn wir schon dabei sind, noch etwas: Ich habe in letzter Zeit zwei ungebetene Gäste, die hier für reichlich Unruhe sorgen, wie du mithören konntest. Irgendetwas da draußen ängstigt dich oder macht dich wütend. Ich vermute mal, es ist der Stress. Leider schaffst du es nicht, diese Gefühle draußen zu lassen. Als kurzzeitige Gäste habe ich mit ihnen auch kein Problem, obwohl ich sie nicht mag, aber auf Dauer richten sie Schaden in mir an. Transportiere sie also bitte wieder nach außen. Ich will nicht, dass das entsteht, was die Chinesen das »Leber-Feuer« nennen, denn das bereitet uns noch mehr Sorgen.

Aber so weit soll es eigentlich gar nicht kommen. Hast du dir schon einmal ernsthaft überlegt, dass wir Partner sind? Mehr noch als mit deinem Mann oder deiner Frau bist du mit mir verheiratet. Wir beide sind inniger miteinander verbunden, als du es je mit einem anderen Menschen sein kannst. Darum wundert es mich schon, dass du meine Belange so oft missachtest, mir kaum Aufmerksamkeit schenkst und mich nicht besonders gut pflegst. Das tust du zwar mit anderen Menschen, und auch meine Hülle behandelst du sehr pfleglich, aber das Innenleben vernachlässigst du.

Obwohl das alles vielleicht bedrohlich klingt, mache dir keine Sorgen. Ich bin nicht nachtragend und erhole mich meist recht schnell von Rückschlägen. Im Moment bin ich noch sehr gutmütig. Okay, die Hörstörungen nerven, aber das sollen sie auch. Dafür habe ich sie gemacht, aber wirklich bedrohlich für uns beide sind sie nicht. Solltest du allerdings unser Verhältnis nicht bald einmal grundsätzlich überdenken, werde ich dir Probleme bereiten, die du wahrscheinlich gar nicht kennenlernen möchtest.

Ich wünsche mir für unsere gemeinsame Zukunft, dass du mich als einen Teil deines Lebens wahrnimmst, mich akzeptierst und mir auch einmal Ruhephasen gönnst. Schließlich wollen wir beide doch dasselbe: gemeinsam und gesund alt werden. Auch wenn in der Vergangenheit einiges schiefgelaufen ist, lass uns jetzt neu anfangen und in eine ausgeglichene Zukunft starten. Du wirst schon sehr bald erfahren, wie gut es dir geht, wenn es auch mir gut geht.

Ein lieber Gruß dein Körper

Vor vielen Jahren begann ich, mir Gedanken darüber zu machen, welche Möglichkeiten ich Tinnitus-Betroffenen anbieten kann, damit sie selbst aktiv werden und auf den Tinnitus einwirken können. Als Taiji-Qigong-Lehrer mit langjähriger Berufserfahrung habe ich erkannt, dass viele Methoden nicht alltagstauglich sind. Sie sind kompliziert zu erlernen, erfordern einen hohen Zeitaufwand oder lassen sich nicht in das alltägliche Leben integrieren, ohne für zusätzliche Belastungen zu sorgen. Einen von Terminen überfrachteten Alltag mit noch mehr Neuem zu belasten, ergibt nach meiner Erfahrung keinen Sinn. Da hilft auch der Verstand nicht, der einem sagt: »Ich weiß schon, dass ich etwas für mich tun müsste.« Wenn die Zeit fehlt und durch ein zusätzliches Training noch mehr Druck entsteht, werden Sie Ihren Gesundheitszustand nicht dauerhaft verbessern können. Besonders bei chronischen Erkrankungen erfordert eine Veränderung viel Zeit und Geduld.

Alle Mittel und Selbsthilfemethoden, die ich Ihnen in diesem Buch vorstelle, erfüllen das Kriterium der Alltagstauglichkeit. Sie werden schnell erkennen, dass die Übungen und Empfehlungen wirklich machbar sind und keine Lebensumstellung von Ihnen verlangen. Für das Verständnis Ihrer Situation möchte ich Ihnen ein paar neue Denkanstöße geben, und Sie werden erfahren, was Sie bereits durch eine Veränderung Ihrer Denkweise auslösen können.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg! Ihr Frank Seefelder

Einleitung

Tinnitus aurium (lat. »das Klingeln der Ohren«), kurz Tinnitus genannt, bezeichnet Innenohrgeräusche, die sich wie Pfeifen, Klingeln oder das Summen eines Insektenschwarms anhören können. Obwohl sie 10–20 Dezibel leiser sind als z. B. die Kaugeräusche beim Essen, stören sie uns und beeinträchtigen unsere Lebensqualität oft in erheblichem Ausmaß. Diese Geräusche gehören einfach nicht zu unserem normalen Leben, und ihr zeitweiliges oder auch dauerhaftes Auftreten wird als äußerst störend empfunden.

Wenn Sie nicht von Tinnitus betroffen sind, erinnern Sie sich bitte an das letzte Rock-Konzert oder eine ähnlich laute Veranstaltung, die Sie besucht haben. Sicherlich haben Sie danach, als Sie sich wieder in einer ruhigeren Umgebung befanden, noch für einige Zeit eine Art »Nachlärm« in Form von Klingeln oder Rauschen bemerkt. Stellen Sie sich nun einmal vor, solch ein Geräusch würde Sie ständig begleiten: beim Aufstehen, bei der Arbeit, in der Freizeit und beim Zubettgehen. So können Sie sich ansatzweise das Leben der Betroffenen vorstellen und verstehen, welch eine psychische Belastung Tinnitus darstellen kann.

Noch vor 20 Jahren galten Ohrgeräusche als Ausnahmeerscheinung und wurden nicht selten als Einbildung abgetan. Doch die Einstellung zu diesem Symptom hat sich grundsätzlich verändert, denn die etwa 2,5–8 Millionen Betroffenen in Deutschland können nicht als Hypochonder oder Einzelfälle bezeichnet werden. Ob die Zahl der Krankheitsfälle angestiegen ist, weil Tinnitus mittlerweile als Volkskrankheit akzeptiert wird und den Betroffenen der Gang zum Arzt daher leichter fällt, lässt sich nicht sagen. Ich vermute allerdings, dass tatsächlich immer mehr Menschen unter Hörstörungen leiden. Besonders auffällig ist, dass immer mehr junge Menschen, in den Praxen der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte über das quälende Pfeifen klagen. Noch vor einigen Jahren lag der Altersdurchschnitt von Tinnitus-Patienten zwischen 40 und 50 Jahre. Die heute allgemein anerkannten Auslöser für Tinnitus sind:

Entzündungen des Ohrs,

Mittelohrerkrankungen wie die Otosklerose,

virale und bakterielle Infekte,

Hörsturz,

Morbus Menière

oder extreme Lärmbelästigung über einen kurzen oder längeren Zeitraum hinweg.

Generell haben viele Krankheitsbilder psychosomatische Komponenten, auf Tinnitus trifft dies mit Sicherheit zu. Die Annahme, dass Stress als Auslöser oder Verstärker der Symptome von Tinnitus gelten kann, hat sich in den vergangenen Jahren durchgesetzt. Gerade in Lebensphasen, in denen es einem Menschen nicht so gut geht oder er sehr unter Stress steht, steigt die Gefahr, dass sich der eigene Körper »zu Wort meldet«. Im Falle von Tinnitus macht er mit einem bestimmten Geräusch im Ohr, z. B. eine Pfeifton, auf einen Missstand aufmerksam.

Der menschliche Körper ist genial konstruiert, kann jedoch mit der rasanten Entwicklung, die das Leben in der modernen Gesellschaft nimmt, nicht mithalten bzw. sich nicht schnell genug anpassen. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte werden die Menschen wahrscheinlich gelernt haben, besser mit Stress umzugehen und ihn leichter zu verarbeiten. Doch momentan sind die menschlichen Sinnesorgane offensichtlich noch nicht dafür geschaffen, eine solch immense Masse an Informationen aufzunehmen, wie sie das Leben in einer von Massenmedien geprägten Welt tagtäglich bietet. Aus diesem Grund ist es ratsam, sie zu schützen, damit sie durch eine Überforderung nicht an Leistungskraft verlieren. Das erreicht man am besten durch regelmäßige Erholungsphasen.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus der »Sicht« Ihrer Ohren aus? Nach dem Aufstehen schalten Sie vielleicht das Radio oder den Fernseher an. Der hektische und laute Berufsverkehr oder die quietschenden Bremsgeräusche der U-Bahn begleiten Sie zur Arbeit. Im Büro läuft das Radio, Telefone klingeln, Ihre Kollegen führen Gespräche. Während der Arbeitszeit sind Sie einem permanenten Geräusch- oder gar Lärmpegel ausgesetzt. Doch auch nach Feierabend, in der Freizeit, geht die Belastung durch verschiedenste Geräuschquellen oder gar Lärm weiter. In der Kneipe oder im Kino herrscht nicht gerade eine meditativ-ruhige Stimmung, und bei Konzertbesuchen oder Straßenfesten liegt eine gewisse Lautstärke in der Natur der Veranstaltung.

Nun überlegen Sie einmal, wann Sie Ihren Ohren zum letzten Mal ganz bewusst eine Auszeit gegönnt haben? Sie wissen es nicht? Damit sind Sie sicher nicht allein, denn so wie Ihnen geht es wahrscheinlich den meisten Menschen. Man legt sich hin, wenn man müde ist, aber was tut man, wenn die Ohren »müde« sind? Hellhörig, fast im wahrsten Sinne des Wortes, werden wir oft erst dann, wenn die Funktion der Ohren gestört ist bzw. ihre Leistungsfähigkeit nachlässt.

In der Organsprache deutet man Tinnitus folgendermaßen: Ein Betroffener hat einfach genug bzw. zu viel gehört. Als sich Tinnitus zur Volkskrankheit entwickelte, schienen besonders viele Menschen aus den sozialen Berufen anfällig zu sein. Sozialpädagogen, Psychotherapeuten und in medizinischen Heilberufen Tätige galten als besonders gefährdet, weil sie sich berufsbedingt »vieles anhören« müssen. Der Körper verhindert durch ein störendes, aber ungefährliches Pfeifen die dauerhaft akustische Überbelastung.

Psychosozial gesehen schafft jede Erkrankung einen Abstand zum Alltag und seinen Problemen, eine Distanz, die man auf andere Weise nicht erreichen kann oder will. Man möchte zwar nicht unbedingt bemitleidet werden, aber in einem Krankheitsfall erwartet man zumindest eine Rücksichtnahme der Mitmenschen. Eine Krankheit erzeugt einen Puffer, einen Freiraum, der von äußerem Druck entlastet und befreit.