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Einer der erfolgreichsten Gastwirte Deutschlands hat (mal wieder) ein Buch geschrieben: Irmin Burdekat erzählt über sein Leben an der Gäste-Front. Ob als Hotelpage, Hotelier auf einer Insel oder Chef einer Autobahnraststätte, als Livemusikkneipier oder nationaler Systemgastronomie-Guru (»Alex«, »Café & Bar Celona«) - entlang der vielfältigen Stationen seiner gastronomischen Biografie spinnt Burdekat einen kurzweiligen Faden an Geschichten und Beobachtungen, an Begegnungen und Gastrotipps. Man erfährt nicht nur, wie es hinter der Theke zugeht, sondern Burdekat gestattet auch Einblicke in Kopf und Herz eines »Dienstleistungssklaven«. Augenzwinkernde Gästebeschimpfung und ein wenig Kollegenschelte gehören natürlich dazu. Ein Buch für Gäste. Und Gastronomen. Also für alle!
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Seitenzahl: 307
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Gastronomie wäre leicht organisierbar und böte gute Verdienstmöglichkeiten, gäbe es nicht zwei grundsätzliche Probleme. Erstens: Gäste kommen, wann sie wollen, und zweitens: Sie stören den Betriebsablauf.
Der durchschnittliche Gast erscheint unangemeldet, bestellt was er will, fühlt sich wie zuhause und benimmt sich leider auch so, ohne das vorher mit seinem Wirt abzusprechen. Im Laufe der Menschheitsgeschichte ist der Gast zum reinen Anspruchsinhaber verkommen: Er weiß schon vor der Gasthaustür, was er will, wie es schmecken soll und was das Ganze kosten darf.
Gäste haben Erwartungen und Wünsche, die kostenintensiv und nervenaufreibend sind. Vielen ist zudem eine gewisse Überheblichkeit zu eigen: Sie glauben, etwas von unserer Branche zu verstehen. Häufig haben wir es sogar mit Leuten zu tun, die Gastronomie für leicht praktizierbar halten und auf minimale Enttäuschungen mit maximalem Unverständnis reagieren. Die neurotische Veranlagung zur Unzufriedenheit gipfelt nicht selten in Nörgelei und handfesten Beschwerden.
Mit Gästen lebt man nicht leicht – ohne überlebt man nicht lange!
Mein Weg in die Gastronomie war gepflastert von Illusionen, Träumen und frohen Erwartungen. Ich wuchs als Einzelkind relativ alter Eltern auf. Bei uns zu Hause war es unerfrischend langweilig. Wir hatten keinen Fernsehapparat, nur ein altes Grundig-Radio, aus dem dauernd klassische Musik dudelte. Computerspiele, Gameboys und Gewaltvideos gab’s leider noch nicht und Comics waren bei uns verboten. Entweder spielte ich draußen, was gut war, oder ich hockte drinnen, was dazu führte, dass mich meine Mutter zum Hausaufgabenmachen, Kohlenraufholen oder Geschirrabtrocknen »ermunterte« – so umschrieb man damals Befehle. Bei solch ungeliebten Tätigkeiten sehnte ich Abwechslung herbei. Abwechslung hatte einen schönen Klang: unsere Haustürklingel!
Es klingelte, und Besuch stand vor der Tür. Oft unangemeldet, aber immerhin Gäste. Schlagartig änderte sich die Atmosphäre. Es wurde spannend, meine Eltern mutierten zu anderen Menschen, die vor lauter Großzügigkeit kaum wiederzuerkennen waren. Es wurde auch ganz anders gesprochen. Ohne Besuch im Haus hätte mein Vater vielleicht gesagt: »Hol mir mal ein Bier aus der Speisekammer!« – War Besuch da, hieß es: »Nimm bitte die guten Gläser aus dem Schrank. Vergiss die Untersetzer nicht! Ich hole mal ein paar Biere. Und du, mein Sohn, willst du Zitronensprudel?« – So gefiel mir das Leben! Dieser beschwingte Sound, diese Freundlichkeit! Diese Bereitschaft, zu lachen und fröhlich zu sein. Wenn Gäste im Haus waren, spürte ich positive Energien. Es ging einfach netter zu. Und es gab nie Ärger.
Wenn meine Eltern allein in mein Zimmer kamen, ließen sie fast immer einen blöden Spruch los: »Oh Gott, wie sieht es hier denn wieder aus? Das räumst du sofort auf. Aber dalli dalli!« Wenn jedoch Gäste da waren und es gab eine Wohnungsführung, wurde beim Öffnen meines Zimmers gescherzt: Oder: Wenn mein Vater übers dritte Bier hinaus war, fielen sogar Sätze wie: – Das dürfte den ersten Kick im Unterbewusstsein gegeben haben: Gäste bedeuten gute Stimmung.
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