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München im Jahr 1965. Der Einfluss der ehemaligen Besatzungsmacht ist in der jungen Bundesrepublik auch zwanzig Jahre nach Kriegsende noch spürbar; die Kompetenzen sind undurchsichtig und verworren. Das erschwert die Arbeit der Ersten Kriminaloberinspektorin Gudrun Pfisterer: Als ein ehemaliger US-Militärrichter in einem Nobelhotel erstochen aufgefunden wird, übernimmt sie die Ermittlungen. Diese führen sie tief in die amerikanische Geschichte: War es ein Mord aus Rache? Ein politischer Mord? Oder hatte der verbotene KU-KLUX-KLAN seine Hände im Spiel?
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Seitenzahl: 200
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Harald Dietl
Tod im Grandhotel
See Europe again
AQUENSIS t h r i l l e r
Cover
Titel
München, im Frühjahr 1965
Dank
Impressum
Fußnote
Als der Fahrstuhl das oberste Stockwerk erreicht hatte, ließ sich dessen Tür nicht öffnen. Durch das Milchglas erkannte man ein Männerbein, das die Tür blockierte. Doch so sehr die Gäste auch riefen und an die Tür schlugen, der zu dem Bein gehörende Mann rührte sich nicht. Hotelgäste, die inzwischen im Parallellift angekommen waren, zerrten den Körper von der rechten Fahrstuhltür weg.
Jemand konstatierte: »Aber das ist doch Mister Morrison aus unserer Gruppe…!« Dem Nächsten fiel der starre Gesichtsausdruck auf. Als jemand rief: »Da ist ja alles voller Blut!«, schrien einige Frauen hysterisch auf. Als die Lifte noch mehr Touristen ausspuckten brach Panik aus: Alles rannte durcheinander, Lautstärke und Hysterie nahmen zu: »Einen Arzt!… Schnell!… Wo ist Doktor Adams?… Schnell!…«
Ein Amerikaner, der meinte, die Situation erfasst zu haben, stieß eine schräg gegenüber dem Fahrstuhl halb offen stehende Zimmertür ganz auf, eilte zum Telefon, drückte verschiedene Knöpfe und schrie in den Apparat: »Portier! Einen Arzt! Im fünften Stock liegt ein Ohnmächtiger im Flur und blutet! Schnell!«
Die Nachfolgenden fassten alles an: die Türklinke, den Lichtschalter. Sie schalteten den Fernseher aus, auf dem es ›schneite‹. Inzwischen brachten die Fahrstühle weitere Gäste, von denen einer den Puls fühlte, ein anderer den Pullover hochzog, um die Wunde freizulegen; man schob einen im Weg stehenden, mit abgeräumtem Geschirr und Essensresten beladenen Servierwagen um die nächste Ecke; noch mehr Leute drangen in das offene Zimmer. Da es dort nach abgestandenem Rauch stank, schüttete eine Frau die Zigarettenkippen ins WC, spülte sie runter und öffnete das Fenster; jemand nahm ein feuchtes Handtuch, um die Wunde vom Blut zu säubern… Dabei verwischten die Leute nicht nur nahezu alle Spuren, sie legten selbst auch neue. Denn es handelte sich um Zimmer 522, das Zimmer des Toten.
Die Erste Kriminaloberinspektorin Gudrun Pfisterer und Kriminaloberinspektor Remigius Zitzelsberger freuten sich ihres Feierabends und wollten ihn genießen. Sie ließen sich an blank gescheuerten Holztischen einer einfachen Wirtschaft nieder, die für ihr vorzüglich gegrilltes Fleisch zu recht bekannt war.
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