Tom Prox 104 - Gordon Kenneth - E-Book

Tom Prox 104 E-Book

Gordon Kenneth

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Beschreibung

Als der Gangster Morris, der von Tom Prox und seinem Sergeanten Snuffy Patterson gejagt wird, über die Grenze nach Mexiko flüchtet, folgen ihm die Ghosts, die von dem Pinkerton-Detektiv Fred Berry sowie dem Millionärserben Jimmy Barrymoore begleitet werden. In Mexiko aber geraten die vier Männer mitten hinein in die blutigen, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, die das Land schon lange erschüttern. Als schießfreudige Söldner getarnt, gelingt es ihnen zwar, Morris ausfindig zu machen. Zugleich aber weiß Prox, dass ihr Leben am seidenen Faden hängen dürfte, sollte ihre wahre Identität bekannt werden ...


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Inhalt

Cover

Die vier »BRAVOS«

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Aus dem Wilden Westen

Vorschau

Impressum

Die vier»BRAVOS«

Von Gordon Kenneth

Als der Gangster Morris, der von Tom Prox und seinem Sergeanten Snuffy Patterson gejagt wird, über die Grenze nach Mexiko flüchtet, folgen ihm die Ghosts, die von dem Pinkerton-Detektiv Fred Berry sowie dem Millionärserben Jimmy Barrymoore begleitet werden. In Mexiko aber geraten die vier Männer mitten hinein in die blutigen, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, die das Land schon lange erschüttern. Als schießfreudige Söldner getarnt, gelingt es ihnen zwar, Morris ausfindig zu machen. Zugleich aber weiß Prox, dass ihr Leben am seidenen Faden hängen dürfte, sollte ihre wahre Identität bekannt werden ...

1. Kapitel

Ein junger Mann mit blonden Haaren spazierte die Mexico Street in El Paso entlang. Statt auf einen eleganten Straßenanzug, wie er ihn in New York meist trug, bevorzugte er nun Lederhosen, Stulpenstiefeln und ein blaues Hemd aus Samt. Und im Holster steckte ein schwerer Colt.

Der Sommerhimmel leuchtete über der Grenzstadt und den sattgrünen Lebenseichen der Allee. Es war neun Uhr morgens. Der junge Mann hatte die Absicht, ein zweites Frühstück zu sich zu nehmen, und steuerte eben auf Parkers Restaurant zu, als ein Ereignis eintrat, das ihn sein Vorhaben aufgeben ließ. Ein gellender Hilfeschrei aus einer weiblichen Kehle tönte an sein Ohr. Rasch wirbelte er herum.

In einer Entfernung von kaum zwanzig Metern stand eine Limousine mit laufendem Motor. Ein Mann saß am Steuer, während ein zweiter soeben einer jungen Dame die Handtasche entrissen hatte und im Begriff war, in den Wagen zu springen, als ihn das Opfer am Arm packte.

Der Räuber drehte sich um und versetzte dem Mädchen einen derartigen Schlag, dass es losließ und mit einem Schmerzenslaut gegen die Mauer eines Hauses taumelte.

Diese brutale Handlung veranlasste den jungen Mann, unverzüglich einzugreifen. Wie der Wind sauste er über die Straße. In drei Sekunden hatte er den Banditen erreicht, der sich eben auf das Trittbrett des anfahrenden Wagens schwang.

Der Blonde aber packte ihn am Kragen und riss ihn mit einem solchen Ruck zurück, dass der Räuber stolperte und zu Boden stürzte. Aber er stand im Nu wieder auf den Beinen und führte einen derartigen Fausthieb gegen den Angreifer, dass dieser wohl unweigerlich zu Boden gegangen wäre, wenn der Haken sein Ziel erreicht hätte.

Der Schlag ging indes wirkungslos ins Leere, denn mit der Gewandtheit des geübten Boxers war der Blonde zurückgesprungen. Und nun schlossen sich seine Hände mit einem eisernen Griff um das rechte Handgelenk des Banditen. Eine kurze Drehung, und schwer klatschte der Körper des Gangsters auf den Gehsteig.

In diesem Augenblick stieß das Mädchen einen lauten Warnruf aus, der jedoch zu spät kam. Der Chauffeur hatte augenblicklich angehalten und war seinem Komplizen zu Hilfe gekommen. Jetzt drosch er mit einem Gummiknüppel auf den Blonden ein.

Der junge Mann schwankte, dann brach er in die Knie und stützte sich mit beiden Händen auf die Zementplatten des Bürgersteiges. Das Mädchen und einige Passanten halfen ihm wieder auf die Füße, während sich der Wagen mit den beiden Banditen in rasender Fahrt entfernte.

Mit beiden Händen fasste der Blonde nach seinem Kopf.

»Donnerwetter!«, stöhnte er. »Der hat mir aber eins versetzt, wie ich es seit langer Zeit nicht mehr eingesteckt habe!«

»Vielleicht sind Sie ernstlich verletzt«, sagte die Überfallene. »Es wird am besten sein, wenn wir schnell einen Arzt aufsuchen, Mister ...«

»Fred Berry. Nein, ich brauche keinen Arzt. Haben Sie wenigstens Ihre Tasche wieder, Miss?«

Das Mädchen ließ einen Ausruf des Schreckens vernehmen.

»Mein Gott! Die Tasche! Sie ist weg!« Einen Moment stand sie fassungslos da, und es schien, als ob ihr die Knie weich werden wollten.

»Ist denn der Verlust so groß?«, erkundigte sich Berry teilnahmsvoll.

Das Mädchen strich sich geistesabwesend die Haare aus der Stirn.

»Unter Umständen handelt es sich um ein Riesenvermögen.«

Berry starrte sie an. »Heiliger Moses! Wie meinen Sie das?«

»Das kann ich Ihnen nicht erklären – selbst wenn ich es wollte. Ich muss den Fall sofort der Polizei melden. Vielleicht gelingt es ihr, die Gangster noch zu fassen.«

Aber ihre Hoffnung erwies sich als eitel. Die Polizei entdeckte wohl den Wagen, der als gestohlen gemeldet worden war, doch von den beiden Verbrechern fehlte jede Spur.

Als sie die Polizeistation verließen, auf der sie das erste Ergebnis der Fahndung abgewartet hatten, wusste Fred Berry, dass das Mädchen Jane Bones hieß und Besitzerin einer Ranch am Rio Pecos war. Sie war nach El Paso gekommen, um nach dem Tod ihres Vaters bei einem Rechtsanwalt Papiere abzuholen, die der alte Bones dort deponiert hatte. Der Rancher hatte vor seinem Tod verfügt, dass der Inhalt Jane für ihr ganzes Leben von allen materiellen Sorgen befreien würde.

»Vielleicht kann ich Ihnen bei der Wiederbeschaffung Ihres Eigentums behilflich sein«, erklärte Fred Berry. »Wenn ich Ihre Zeit nicht zu sehr in Anspruch nehme, möchte ich Sie bitten, mit mir zu lunchen.«

Jane blieb stehen und musterte ihn kritisch. Er lächelte, als er ihren zweifelhaften Blick gewahrte.

»Sie können mich unbesorgt in Parkers Restaurant begleiten, Miss Bones«, sagte er. »Obgleich es mich Überwindung kostet, werde ich Ihnen keine Liebeserklärung machen.«

Ein leichtes Erröten huschte über das hübsche Gesicht der jungen Rancherin.

»Ihre Manieren bedürfen ganz entschieden einer gewissen Revision, Mister Berry«, erwiderte sie mit einem Versuch von Strenge.

»Zugegeben. Aber wollen Sie nicht versuchen, einen vernünftigen Menschen aus mir zu machen?«

Wider Willen musste das Mädchen lachen.

»Wahrscheinlich wäre das ein hoffnungsloses Unterfangen. Aber ich habe nach dem Schreck, den ich ausstehen musste, selbst das Bedürfnis, mich zu stärken. Gehen wir also!«

Als sie sich in dem Lokal gegenübersaßen und ihre Bestellungen aufgegeben hatten, begann Fred Berry: »Entschuldigen Sie, Miss Bones, wenn ich nochmals die gleiche Frage an Sie stelle, die bereits der Citizen-Detektiv an Sie gerichtet hat – haben Sie wirklich keine Ahnung, wer ein Interesse an Ihren Papieren haben könnte?«

»Nein, sonst hätte ich es natürlich der Polizei gemeldet.«

»Hm, dass sie äußerst wertvoll sind, ist klar. Sonst hätten die beiden Kerle schwerlich einen Raubüberfall riskiert, der ihnen beim Misslingen todsicher ein paar Jahre Zuchthaus eingebracht hätte. Diese Burschen waren keine gewöhnlichen Handtaschenräuber, sondern ganz schwere Jungs. Ich habe für so etwas einen Blick. Zweifellos wussten sie, dass sich die Papiere in Ihrer Tasche befanden und hatten es ausschließlich auf diese abgesehen. Es wird jetzt schwierig sein, sie ausfindig zu machen, und ich kann Ihnen auch nichts versprechen. Aber wenn Sie noch vierundzwanzig Stunden in El Paso bleiben, kann ich Ihnen eine Auskunft geben.«

Halb traurig, halb belustigt schaute Jane Bones auf. Aber den Spott, den sie bereits auf der Zunge hatte, verschluckte sie, als sie in das Gesicht vor ihr schaute. Berrys blaue Augen hatten ihren fröhlichen und unbekümmerten Ausdruck verloren und blickten mit der Schärfe eines Raubvogels. Jede Linie seiner Miene zeigte wache Intelligenz.

Ein angenehmes Gruseln glitt über ihren Rücken. »Wer sind Sie?«

Im Nu entspannten sich Fred Berrys Züge wieder.

»Ein Mann, der Ihnen gern helfen möchte«, antwortete er und streckte die Hand aus. »Wollen Sie, Miss Bones?«

Eine Sekunde zögerte Jane und sah ihm in die Augen. Dann glitten ihre schmalen Finger in seine Rechte.

»Okay«, sagte sie. »Ich vertraue Ihnen.«

Fred Berry verlor keine Zeit. Es war charakteristisch für ihn, dass er wichtige Dinge sofort in Angriff nahm. Als er Jane Bones zu ihrem Hotel zurückgebracht hatte, nahm er ein Taxi und fuhr zur Lincoln Street. Vor einem zweistöckigen Gebäude ließ er halten und ging die Stufen zur Eingangstür hinauf.

»Pinkertons Agency« stand auf der Achatplatte, die über dem Klingelknopf angebracht war. Mr. Berry klingelte und wurde eingelassen. Er verbrachte drei Stunden im Archiv, das die weltumspannende Detektiv-Agentur in der Zweigstelle El Paso von allen ihr bekannten Gangstern des Westens angelegt hatte. Ein grauhaariger Angestellter, der Berry mit der größten Zuvorkommenheit behandelte, war ihm bei seinen Nachforschungen behilflich. Endlich hatte er zwei Fotos vor sich liegen, die zweifellos die beiden Banditen darstellten, die den Überfall auf Jane Bones durchgeführt hatten.

»Das sind die Taugenichtse«, sagte er zu dem Beamten. »Was wissen Sie über diese Kerle, Haynes?«

»Bob Spurgeon und Will Head«, antwortete der Alte. »Sie gehören zur Crack-Bande. Beide haben schon ein ziemlich langes Strafregister, das von Erpressung bis zu Mordverdacht reicht. Sind ganz üble Gestalten. Soll ich ihre Akten holen?«

»Nein, danke. Ich möchte nur wissen, ob sie auch auf eigene Rechnung arbeiten.«

»Kaum. Das dürfen sie bei Crack nicht riskieren. Er ist einer von den ganz gerissenen Halunken, dem die Polizei bisher nicht beikommen konnte.«

»Lebt er in El Paso?«

»In einer Villa an der River Street, direkt am Fluss. Wir haben ihn im Verdacht, dass er eine unserer Kundinnen erpresst, und lassen ihn deswegen durch zwei Agenten laufend beobachten.«

»Ausgezeichnet. Dann kann ich wohl erfahren, ob er im Laufe des Tages von einem der beiden Schlingel auf den Bildern hier aufgesucht wurde?«

»Gewiss. Ich kann unsere beiden Detektive erreichen. In fünf Minuten haben Sie Bescheid.«

Der Beamte verließ den Raum und kam schon nach kurzer Zeit zurück.

»Um zehn Uhr dreißig besuchte Will Head seinen Boss.«

Fred Berry erhob sich. »Und ich werde Mister Crack im Laufe des Abends besuchen. Rufen Sie jetzt den Maskenmacher. Er soll mich so verändern, dass mir meine Jugendgeliebte eine Maulschelle verpassen würde, wenn ich ihr einen Kuss geben wollte. Und noch eins: Sorgen Sie dafür, dass ein junger Mann namens Jimmy Barrymoore, der in Goddens Hotel wohnt, keine Gelegenheit findet, sich umbringen oder kidnappen zu lassen, wenn ich ihn für kurze Zeit aus den Augen lassen muss. Er ist bei einer der größten Versicherungsgesellschaften der Staaten mit fünf Millionen versichert und deshalb unserer besonderer Schützling. Der Direktor würde uns einstampfen lassen, wenn diesem Bengel etwas passierte.«

»Okay, Sir. Ich werde alles veranlassen.«

In den frühen Morgenstunden saß Mr. Crack in seinem Arbeitszimmer erbost einem dunkelhaarigen jungen Mann mit lustigen Augen gegenüber. Er musterte den Besucher mit wenig freundlichen Blicken.

»Ich kann mich nicht erinnern, dass ich die Special Police um Hilfe ersucht habe«, knurrte er. »Meine Anzeige über den Raub meines Geldes ging an die Stadtpolizei. Was haben Sie sich da einzumischen, Prox?«

Der noch jung aussehende Mann grinste.

»Mister Prox, bitte«, erwiderte er. »Ich empfehle Ihnen, Ihren üblichen Umgangston auf Ihre nähere Umgebung zu beschränken. Im Übrigen sollten Sie doch wissen, dass sich die Special Police bei jedem schweren Verbrechen einschalten kann. Sie insbesondere haben nun mal mein besonderes Interesse, mein lieber Mister Crack. Außerdem möchte ich gern den Mann kennenlernen, der bei Kollegen einbricht.«

William Crack fuhr auf. »Kollegen? Was soll das heißen?«

»Genau das, was ich gesagt habe«, erwiderte Tom Prox, der Chef der Ghost Squad. »Es ist uns seit Langem bekannt, dass Sie ein ausgekochter Spitzbube sind, wenn wir es Ihnen auch nicht einwandfrei beweisen und Sie in das Quartier bringen können, in das Sie von Rechts wegen eigentlich gehören.«

Auf dem Gesicht Cracks erschien ein unangenehmes Lächeln.

»Jetzt habe ich Sie!«, sagte er zufrieden. »Ich werde Sie wegen Beleidigung verklagen und der Öffentlichkeit durch die Presse mitteilen lassen, dass sich der Chef der Ghost Squad nicht scheut, unbescholtene Bürger zu verleumden. Das kann Sie Ihre Stellung kosten!«

Tom Prox zog in aller Ruhe an seiner Zigarette.

»Tun Sie das, Sie Prachtexemplar eines Ehrenmannes. Ich warte schon eine ganze Weile darauf, dass Sie endlich eine Dummheit begehen und sich in der eigenen Schlinge verfangen. Wie wäre es, wenn bei einem hübschen kleinen Prozess untersucht werden würde, wo die Gelder herkommen, mit denen Sie Ihren luxuriösen Lebensaufwand bestreiten und die Taugenichtse besolden, die sich in Ihrem Hause herumtreiben?«

Cracks überlegene Miene schwand augenblicklich.

»Dass Sie auch keinen Spaß verstehen!«, begann er langsam den Rückzug. »Selbstverständlich wollte ich nur einen Witz machen. Aber bleiben wir bei der Sache: wer ist wohl der Bursche gewesen, der die Frechheit hatte, bei mir einzubrechen?«

»Auch einer, der sich einen Witz leisten wollte«, antwortete Tom anzüglich. »Er muss ein wahrer Künstler auf seinem Gebiet sein. Und wenn nicht ein neues Genie in der Welt der Geldschrankknacker aufgetaucht ist, kommen in den Staaten nur drei Männer in Betracht, die diese Arbeit geleistet haben könnten. Ich werde mich ein wenig nach ihnen umsehen und ihre Alibis überprüfen. Ich persönlich würde gern darauf verzichten, einen Dieb zu fangen, der einem noch größeren etwas gestohlen hat. Und bye-bye, William! Hoffentlich bekomme ich bald Gelegenheit, Sie zu einem kostenlosen Aufenthalt in Uncle Sams Staatspension abzuholen.«

Fred Berry saß beim Frühstück, als ihm ein Telefonanruf des Portiers meldete, dass ihn ein gewisser Mister Prox zu sprechen wünschte. Ein heiteres Lächeln huschte bei dieser Nachricht über Berrys Gesicht.

Eine Minute später trat Tom Prox in das Zimmer.

»Hallo, Tom!«, begrüßte ihn Berry aufgeräumt. »Nett, dass Sie mich besuchen. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Nehmen Sie bitte Platz und schießen Sie los, was mir das Vergnügen Ihres Besuchs verschafft.«

Tom Prox ließ sich in einen Sessel fallen und nahm anstandslos eine Zigarette aus der Dose, die ihm Berry reichte.

»Ich hätte gern Auskunft von Ihnen, wo Sie sich vergangene Nacht aufgehalten haben«, antwortete er.

Fred Berry lächelte. »Ich ging bis Mitternacht am Fluss spazieren.«

»Haben Sie Zeugen für diese Behauptung?«

»Leider nein. Aber warum fragen Sie?«

»Weil in der Nacht der Safe eines gewissen Mister William Crack in der River Street geknackt wurde. Der Dieb machte angeblich eine Beute von dreiundsechzigtausend Dollar. Vorher fesselte er den guten William, sodass dieser tatenlos zusehen musste, wie sein sauer erarbeitetes Geld in die Taschen des Einbrechers wanderte.«

»Und ich soll dieses verdammungswürdige Verbrechen begangen haben?«

»Ich nehme es stark an.«

»Als ob es nicht genug Gauner in El Paso gäbe!«, versuchte Berry abzulenken.

»Aber vermutlich keiner außer Ihnen, der imstande wäre, mit einem Diamantbohrer und einer Sprengpatrone einen Tresor zu knacken, ohne einen fürchterlichen Krach dabei zu machen.«

»Immer dieselben Trugschlüsse! Ich verabscheue Technik und weiß überhaupt nichts von Geldschrankschlössern. Auch von Sprengstoffen verstehe ich nicht die Bohne. Mir ist gerade noch bekannt, dass Alfred Nobel das Dynamit erfunden hat.«

»Und sonst sammeln Sie Briefmarken und unterstützen Ihre Großmutter durch ehrliche Arbeit? Machen Sie keine Ausflüchte, Freddy – es ist höchst verdächtig, dass Sie kein Alibi beibringen können.«

Fred Berry öffnete seine Brieftasche und legte einen Lichtbildausweis auf den Tisch.

»Das ist jetzt mein Beruf«, erklärte er. »Seit sechs Jahren rühre ich keine krumme Sache mehr an. Ich habe nämlich entdeckt, dass es auf ehrliche Weise weit besser geht.«

Tom Prox zog überrascht die Augenbrauen hoch.

»Was?! Freddy Ashburn hat sich in den Spezialagenten Fred Berry von der Pinkerton verwandelt. Das ist allerdings eine interessante Neuigkeit. Ich kann Sie nur beglückwünschen, dass Sie so viel Verstand aufgebracht haben, die abschüssige Bahn zu verlassen. Jetzt werden Sie wohl so freundlich sein, mir zu erklären, was es mit dem Einbruch bei Crack auf sich hat. Bei den Pinkertons verdienen Sie ja Geld genug, dass Sie sich nicht fremdes Eigentum unter den Nagel zu reißen brauchen.«

»Kennen Sie Crack?«

»Gewiss. Ich weiß seit langer Zeit, dass er einer der liederlichsten Galgenvögel ist, die das Grenzgebiet mit ihren Banden unsicher machen. Aber er bot uns bisher leider keine Handhabe, ihn einzulochen.«

»Hm, ich könnte sie liefern – vorausgesetzt, dass Sie ein Auge zudrücken, weil ich dabei nicht ganz gesetzmäßig vorgegangen bin.«

»Wenn es im Interesse der Aufklärung eines Verbrechens geschah, können Sie beruhigt sein. Sie waren also der Einbrecher?«

»War ich. Aber ich habe diesem fetten Räuber nicht einen Cent weggenommen. Ich suchte etwas ganz anderes in seinem Safe.«

»Was denn?«

Berry erzählte die Geschichte über Jane Bones in allen Einzelheiten.

»Ich werde jetzt die Dame fragen, wer ihre Mutter war«, fügte er hinzu. »Vermutlich handelt es sich um die Heiratspapiere ihrer Eltern, und der Kerl, der sie rauben ließ, hat ein Interesse daran, dass diese Dokumente für immer verschwinden. Das aber kann nur einen Sinn haben, wenn Mrs. Bones gleichfalls nicht mehr am Leben ist und Jane nicht weiß, wo die Heirat ihrer Eltern stattgefunden hat. Was halten Sie von der Sache, Tom?«

»Dass Miss Bones auf Grund ihrer Herkunft wahrscheinlich bedeutende finanzielle Ansprüche an den Unbekannten hat, der die Papiere an sich brachte«, erwiderte Prox. »Anders lassen sich die Motive für den Raub schwerlich erklären. Es wird jetzt natürlich äußerst schwierig sein, den Burschen ausfindig zu machen, da er wohl kaum wieder freiwillig in Erscheinung treten wird, nachdem er die Papiere hat.«

Berry kratzte sich hinter den Ohren. »Das ist es ja, was mir Kummer bereitet. Ich bin mit meinem Latein am Ende!«

Tom Prox lächelte. »Es gibt noch eine Möglichkeit, den großen Unbekannten aus dem Dunkel herauszulocken, und da Sie mir die Gelegenheit geben, Crack am Kragen zu nehmen, will ich Ihnen den Tipp verraten: Veranlassen Sie Miss Bones, in einer der größten Zeitungen des Landes eine Anzeige aufzugeben, in der sie unter Aussetzung einer hohen Belohnung bei den Standesämtern nachfragt, wo die Heirat ihrer Eltern stattgefunden hat.«

»Teufel, das ist eine Idee! Sie sind mir doch über, Tom. Auf diese Art wird der Halunke zum Handeln gezwungen, da er befürchten muss, dass die Suchanzeige Erfolg haben könnte und somit der Raub der Papiere umsonst war.«

»Gewiss. Aber dann dürfte es sich auch empfehlen, Miss Bones nicht aus den Augen zu lassen. Ein Kerl, der sich nicht scheute, einen Raub ausführen zu lassen, um in den Besitz der Heiratspapiere zu gelangen, wird kaum Bedenken haben, eine unerwünschte Person aus dem Weg zu räumen.«

»Das befürchte ich auch. Aber was, zum Donnerwetter, soll ich machen? Ich muss doch auf diesen verrückten Millionärssohn aus New York aufpassen, der es sich in den Kopf gesetzt hat, ein zweiter Buffalo Bill zu werden! Hinter dem sind die Kidnapper des Hudson-Gang her und werden jetzt wohl schon in El Paso eingetroffen sein.«

Tom Prox klopfte ihm auf die Schulter. »Keine Sorge, Freddy. Schließlich hat die Special die Aufgabe, nicht nur Verbrechen aufzuklären, sondern auch sie zu verhindern. Sie können auf meine Hilfe rechnen. Jetzt schlage ich Ihnen vor, dass Sie es irgendwie arrangieren, dass der wildwestwütige Goldsohn Sie auf die Ranch von Miss Bones begleitet. Dort hat er Gelegenheit genug, sich von den Broncos in den Dreck werfen zu lassen.«

»Ausgezeichnet! Und wie kann ich Sie erreichen, wenn ich allein nicht fertig werde?«

»Über unsere Zweigstelle in Pecos. Aber ich fürchte, das würde zu lange dauern. Ich werde Ihnen einen unserer kleinen Funktornister mitgeben. Warum nehmen Sie übrigens so großen Anteil am Schicksal dieser jungen Rancherin?«