Tote und andere Entdeckungen - Daniel Juhr - E-Book

Tote und andere Entdeckungen E-Book

Daniel Juhr

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Beschreibung

Das Buch „Wo die Wälder noch rauschen, die Nachtigall singt, die Berge hoch ragen, der Amboss erklingt.“ Und so weiter und so fort … Ach, ist das Land nicht zauberhaft mit seinen tiefen Wäldern, sanften Hügeln, satten Weiden, kleinen Flüssen und vielen schönen Städtchen und Orten. Doch halt, ist es wirklich so schön, so romantisch, so friedlich? Schon bald werden Sie feststellen, dass der Schein trügt. Düstere, oft unheimliche, auch abgründige Gestalten schleichen umher. Unheil kann dem friedlichsten Haus, dem anständigsten Menschen drohen. Habt acht in den Städten und Orten von Radevormwald bis Marienheide, von Wipperfürth bis Gummersbach, von Nümbrecht bis Waldbröl, was euch dort begegnen kann! Spannende, fesselnde, melancholische, aber auch humorvolle Geschichten suchen ihre Leser. „Tote und andere Entdeckungen“: Nach „Morde und andere Gemeinheiten“ ein weiteres Spannungsvergnügen – nicht nur für oberbergische Krimifans!

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Seitenzahl: 363

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Tote

und andere Entdeckungen

13 schaurig-schöne Geschichten aus Oberberg

Das Buch

„Wo die Wälder noch rauschen, die Nachtigall singt, die Berge hoch ragen, der Amboss erklingt.“ Und so weiter und so fort …

Ach, ist das Land nicht zauberhaft mit seinen tiefen Wäldern, sanften Hügeln, satten Weiden, kleinen Flüssen und vielen schönen Städtchen und Orten. Doch halt, ist es wirklich so schön, so romantisch, so friedlich? Schon bald werden Sie feststellen, dass der Schein trügt. Düstere, oft unheimliche, auch abgründige Gestalten schleichen umher. Unheil kann dem friedlichsten Haus, dem anständigsten Menschen drohen. Habt acht in den Städten und Orten von Radevormwald bis Marienheide, von Wipperfürth bis Gummersbach, von Nümbrecht bis Waldbröl, was euch dort begegnen kann!

Spannende, fesselnde, melancholische, aber auch humorvolle Geschichten suchen ihre Leser. „Tote und andere Entdeckungen“: Nach „Morde und andere Gemeinheiten“ ein weiteres Spannungsvergnügen – nicht nur für oberbergische Krimifans!

Die Schreib Weisen

Sie entspringen unserer Phantasie. Einfach so.

Worte, die dich heimsuchen. Tag für Tag.

Sie finden dich.

Nachts, in deinen Träumen.

Gehen dir unter die Haut.

Unsere Worte stechen leise zu.

Wir sind die Schreib Weisen: Irmgard Hannoschöck, Daniel Juhr, Christina Kaula, Daniel Kohlhaas und Andreas Wöhl. Für dieses Buch haben wir uns Verstärkung gesucht. Aber lest selbst.

www.dieschreibweisen.info

Impressum

© 2016 by Oliver Buslau, Irmgard Hannoschöck, Daniel Juhr, Christine Kaula, Daniel Kohlhaas, Martin Kuchejda, Michael Schreckenberg, Andreas Wöhl.

Wir bedanken uns bei allen Autoren.

Alle Nutzungsrechte dieser Ausgabe bei

JUHR Verlag

Daniel Juhr

Waldweg 34a

51688 Wipperfürth

www.juhrverlag.de

www.dieschreibweisen.info

Lektorat: Irmgard Hannoschöck, Daniel Juhr

Korrektorat: Christine Kaula und Daniel Juhr

Satz & Covergestaltung: Daniel Juhr

Cover-Artwork: Stefan Heilemann, www.heilemania.de

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

Originalausgabe, 1. Auflage 2016. Das Werk ist vollumfänglich geschützt. Jede Verwertung wie zum Beispiel die Verbreitung, der auszugsweise Nachdruck, die fotomechanische Verarbeitung sowie die Verarbeitung und Speicherung in elektronischen Systemen bedarf der vorherigen Genehmigung durch den Verlag.

Alle Hauptfiguren und Handlungen sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

ISBN: 978-3-942625-41-8

Inhalt

Cover

Titel

Zum Buch

Impressum

Einführung:

Paula ... und wie sie die Welt sieht

Daniel Juhr:

Pommes mit Ketchup (Hückeswagen)

Irmgard Hannoschöck:

So long, Marianne (Radevormwald)

Christine Kaula:

Martinimarkt (Wipperfürth)

Andreas Wöhl:

Op d’r Ling (Lindlar)

Christine Kaula:

Henricus, quo vadis? (Marienheide)

Martin Kuchejda:

Parken (Gummersbach)

Andreas Wöhl:

Süße Versuchung (Engelskirchen)

Oliver Buslau:

Wicheraths letzter Fall (Bergneustadt)

Michael Schreckenberg:

Die Schweine von Wiehl (Wiehl)

Daniel Juhr:

Herr Nilsson (Reichshof/Eckenhagen)

Daniel Kohlhaas:

Der Rückwärtsläufer (Nümbrecht)

Irmgard Hannoschöck:

Schöne andere Welt (Waldbröl)

Daniel Juhr:

Herr Röttel kann nicht schlafen (Morsbach)

Dank

Weitere Bücher

Einführung

Paula … und wie sie die Welt sieht

Ich sehne mich nach deiner Nähe

Verzehre mich nach deiner Liebe

Ach, wenn ich dich doch wiedersähe

Ach, wenn ich doch nicht einsam bliebe

Mein Herz schlägt für des Lebens Süße

Allein, was bleibt? Nur tote Füße …

Die Füße waren zu viel gewesen. Sie ragten unter dem Tisch hervor, fett, fleckig, stinkend. Drei Wochen hatten die Füße dort gelegen, wie man später herausfand. Da aber saß Paula Petrova schon in einer Nervenklinik in Marienheide.

Eigentlich hatte sie an jenem Abend im Frühjahr nur einer Bekannten unter die Arme greifen wollen, die Hilfe brauchte bei der Entrümpelung einer Messi-Wohnung. Und wenn jemand Paula um Hilfe bittet, dann ist sie zur Stelle.

Also war sie nach Feierabend im Waldhotel in Marienheide, wo sie seit Jahr und Tag und ohne einmal krank gewesen zu sein als zuverlässige Reinigungskraft arbeitete, nach Gummersbach gereist, um mit der Bekannten die Wohnung ihres Vaters leer zu räumen, der dort jahrelang gelebt hatte.

Nein, er hatte gehaust.

Paula hatte nie zuvor eine Messiwohnung betreten. Sie schwor sich danach: Sie würde das auch nie wieder tun. Schon beim Eintreten in die völlig verwahrloste Bude hatten die beiden Frauen den Atem angehalten, so widerlich hatte es darin gestunken. Aber wer hatte die toten Füße unter einem völlig vermüllten Wohnzimmertisch entdeckt? Sie natürlich. An den Füßen hing auch noch was dran, ein fetter alter Kerl im weißen Unterhemd, aber allein die Füße waren schon zu viel gewesen für sie.

Nicht, dass Paula Petrova zartbesaitet wäre. Im Waldhotel in Marienheide bekam sie so manch gruselige Gräueltat im Oberbergischen Land mit.

Sogar in dem schaurig-schönen Buch „Morde und andere Gemeinheiten“ hatte sie schon ihren Auftritt gehabt und durfte darin einige dieser Geschichten zum Besten geben.

Aber so nah wie in dieser Schmuddelbude war sie dem Tod noch nie gekommen. Sie hatte ihn ja geradezu entdeckt! Danach hatten sie fürchterliche Albträume heimgesucht. Nach zehn schlaflosen Nächten hintereinander hatte sie beschlossen: So kann es nicht weiter gehen. Sie meldete sich im Waldhotel krank und wies sich selbst ein.

Jetzt sitzt sie hier, im hübschen Garten der Klinik. Und was hat der Therapeut ihr verordnet? Schreibtherapie! Gerne in Gedichtform! Ausgerechnet.

Und wenn ihr dazu noch die ein oder andere nette Geschichte einfällt … nur raus damit!

Na super: Schreiben als Therapie.

Obwohl, warum eigentlich nicht? Machen die meisten Autoren ja auch, oder? Und mal ehrlich: Die haben doch sowieso alle einen an der Klatsche.

Daniel Juhr

Pommes mit Ketchup

Der Tod kommt oft auf leisen Sohlen,

schlägt einfach zu, ganz unverhohlen.

So kann im schönsten Sonnenschein

ein Leben flugs zu Ende sein.

Bist du dran schuld, sei auf der Hut!

Denk dir was aus für all das Blut.

Fall bloß nicht auf, kommt gar nicht gut!

Denn dumm ist der, der Dummes tut.

Als Paul mit der Brust in die Mistgabel fällt, bohrt Edgar gerade in der Nase. Fritz nicht, der musste mal und hatte keine Lust oben aufs Schlossklo zu gehen. Dabei dürfen sie da machen, das hat ihnen die Tante aus dem Schlosssekretariat sogar gesagt. Aber was soll’s, hat Edgar gedacht, als Fritz aus dem Rosengarten heraus an einen der riesenhaften Bäume getrottet ist und einfach mal losgestrullt hat. Er wollte noch rufen: „Ey, Fritz, da darf man doch nicht einfach hinstrullen“, aber da war die Buxe schon offen.

Auch gut, dann glotzt der Idiot wenigstens woanders hin, hat Edgar gedacht und sich endlich damit befasst, den dicken Bullemann zu entfernen, der ihn schon seit heute Morgen gestört hat. Fritz mag es nicht, wenn einer popelt, so wie Edgar es nicht mag, wenn einer einfach an Bäume strullt.

Was sie beide gar nicht mögen, sind Arbeitsunfälle. Da hat man anschließend immer so einen Rattenschwanz an Papierkram zu machen. Da reicht schon ein blauer Daumen, ein eingerissener Fingernagel oder ein angestauchter Arm, und die von der Berufsgenossenschaft machen eine Welle, da machst du dir aber kein Bild von.

Fritz und Edgar arbeiten seit letzten Sommer für diese Gärtnerei oben aus dem Industriegebiet. Ist so eine 1-Euro-Job-Nummer. Die wievielte eigentlich? Edgar weiß es nicht mehr. Aber so rumgärtnern ist eigentlich ganz entspannend, da biste meistens an der frischen Luft, und mit dem Fritz kann man auch gut arbeiten. Der ist so geil ehrgeizig. Da kann Edgar auch mal langsamer machen, das merkt der Fritz gar nicht, der erledigt dann einfach den Rest. Nur, wenn sich einer wehtut, das ist dann halt blöd. Fritz und Edgar hatten in den ersten drei Monaten sieben solcher Fälle, denn: Sie sind ja keine echten Gärtner, sondern eigentlich Lkw-Fahrer, Kellner, Küchenhilfen, Straßenbauarbeiter, Lageristen, Klomänner und Videotheken-Fachverkäufer (aber nur Fritz war in der Erwachsenenabteilung, das will Edgar mal schön getrennt haben).

Jedenfalls können die beiden eine Menge, nur nichts so richtig. Aber für ein bisschen Umgraben und Blumen pflanzen hier oben im Rosengarten vorm Hückeswagener Schloss, da reicht es dicke.

Wirklich gemeldet haben sie auch nur die ersten sieben kleinen Unfälle. Edgars Platzwunde Ende November, als er auf die Harke trat, die Fritz wirklich saublöd hingestellt hatte, haben sie mal schön für sich behalten. Fritz hat eine Cousine zweiten Grades, die hat ihn zusammengeflickt und gut war’s. Auch Edgars gebrochenen linken Zeh Anfang März hat die Gute wieder hinbekommen. Haben die beiden auch mal schön gar nichts von erzählt in der Gärtnerei.

Seitdem ist es ziemlich entspannt gelaufen, auch die ganze letzte Woche schon. Sonne scheint, schön warm, trotzdem nicht viel los hier oben, da können sie in Ruhe machen.

Und dann fällt der Paul in die Mistgabel.

Während Fritz strullt und Edgar popelt. Schöne Scheiße.

Na ja, an sich ist der ja nicht einfach nur in die Mistgabel gefallen. Wäre auch gar nicht möglich gewesen. Denn die Mistgabel, da schwört Edgar Stein und Bein, hat er mit den Zinken nach oben schräg an die Wand des Pavillons gelehnt. Da kann man doch gar nicht reinfallen.

Aber der Paul, der kann so was. Wie kam Fritz nur darauf, den mitzubringen? Der Junge ist irgendein Neffe von ihm oder so was und hat gerade Sommerferien, und Fritz meinte, der kommt sonst eh nur auf dumme Ideen, den ziehen wir uns mal schön zum Arbeiten ran. Muss ja keiner wissen. Weiß auch keiner, Gott bewahre. Nicht, dass Edgar an den glaubt, aber sagt man ja so. Einfach um sicherzugehen. Vor zwei Wochen hat Fritz ihn das erste Mal mitgebracht, aber das war von all seinen Ideen, sagen wir mal, nicht so die Allergenialste, denn bis gerade eben konnte Paul eine Schaufel nicht von einer Mistgabel unterscheiden. Nach zwei Wochen, oh Mann.

Nee, hat Edgar jeden Tag gedacht, den Paul kann man echt keine Minute aus den Augen lassen. Hat Fritz aber gemacht. Ist ja strullen gegangen.

Auch das wäre gar nicht schlimm gewesen, wenn Paul einfach weiter die schönen neuen Rosen eingepflanzt hätte, die sie heute auf dem Zettel haben. Aber nein, irgendwas muss ihn geritten haben, damit plötzlich aufzuhören und erst mal den Riesenbottich mit Blumenerde, den Edgar nie und nimmer freiwillig irgendwo hintragen würde, hochzuhieven und woanders hinzustellen. Als hätte ihm das gerade einer ins Ohr geflüstert: Ey, du, Paul, stell doch einfach mal diesen 60-Kilo-Bottich woanders hin, ja, machste das? Nee, hat jetzt gerade eigentlich so gar keinen Sinn, die Aktion, aber mach doch einfach mal. Hat Paul dann auch einfach mal so gemacht, das heißt, natürlich nicht so ganz, denn er hatte den Bottich kaum schwer atmend auf den Armen, da hat er Fritz beim Strullen gesehen, sich zu Edgar gedreht und geflüstert: „Boah, guck ma, der Fritz hebt das Bein!“ Da ist Edgar auch aufgefallen, dass der Fritz wirklich einbeinig strullt, aber er hat auch mit ansehen müssen, dass Paul parallel zu Fritz’ rechtem Bein seinen rechten Arm hob, um auf Fritz zu zeigen, was nicht die beste Idee ist, wenn man gerade einen 60-Kilo-Bottich hochgehievt hat. Aber vielleicht, hat Edgar noch gedacht, hat dem Paul ja eine Stimme ins Ohr geflüstert: Ey, du, Paul, heb doch jetzt mal deinen rechten Arm, mal gucken, was dann so passiert.

Was dann passieren kann, ist, dass der Bottich volles Rohr auf die Steinplatten zwischen den Wegen knallt, und zwar so, dass er auf der Seite landet, wodurch er sich, weil der Weg ja leicht abschüssig ist, in ein monsterschweres Wagenrad verwandelt, das genau auf den Pavillon zurollt. Und dass Fritz so mit Strullen beschäftigt ist, dass er den Knall gar nicht richtig mitbekommt. Und dass Edgar beschließt, erst mal nicht einzugreifen, sondern in Ruhe seinen Bullemann zu finden, dabei gespannt zuzuschauen und abzuwarten, ob es dem Paul denn wohl gelingt, das Geschoss jetzt noch aufzuhalten.

Soll er doch mal ruhig zusehen, wie er das jetzt macht, diese … Riesenpommes.

Paul hat sich ausgerechnet heute seinen neuen gelben Overall angezogen, und weil er so dürr und lang ist und sein Haar so komisch gelblich blond leuchtet, hat Edgar schon am Morgen gedacht: Mann, der sieht heute aus wie ne Pommes.

Pommes-Paul macht auch was, aber so wie Fritz und Edgar kann der irgendwie auch nichts richtig, also stürzt er sich auf das Wagenrad, aber das ist schneller. Es knallt volle Möhre gegen den Pavillon, und der wackelt so dermaßen, dass die Mistgabel, die Edgar zugegebenermaßen vielleicht doch etwas zu steil aufgestellt hat, recht ungünstig umfällt und sich ihre vier Spitzen in Richtung Paul verdammt schräg aufrichten. Die sieht der Junge aber gar nicht, sondern schaut nur völlig verdattert auf das Bottich-Desaster, das er da angerichtet hat. Genauso wie er die kleine Kante zwischen zwei Steinplatten nicht sieht, über die er aber plötzlich stolpert. Paul und die Mistgabel haben ein Date im rechten Winkel. So gut, das zu bemerken, ist Edgar aber nicht in Geometrie. Er denkt nur: Mann, jetzt sieht der aus wie ne Riesenpommes auf ner Gabel.

Das findet Edgar ziemlich witzig und will das gerade auch Fritz zurufen, der immer noch strullt.

Doch als aus vier mittelgroßen Löchern eine ziemlich große Portion Ketchup aus Pommes-Paul heraustropft, findet Edgar das Ganze nicht mehr ganz so witzig.

„Fritz!“, ruft Edgar, schnippt noch schnell den Bullemann weg, den er endlich gefunden hat, und läuft gleichzeitig zu Paul hin. „Fritz, komm mal her!“

„Ey, was ist denn?“, ruft Fritz vom Baum aus zurück. „Vielleicht kann man hier wenigstens mal in Ruhe alles wieder wegpacken? Mann, Edgar, kannst du denn nicht mal zwei Minuten alleine mit dem …“

Nee, kann Edgar nicht, und das sieht jetzt auch Fritz, als er sich Richtung Pavillion umdreht und einen großen gelben Mann auf einer Gabel erkennt. Sieht aus wie ne Riesenpommes, denkt Fritz ganz kurz. Den Spruch findet er spontan auch echt gut und möchte ihn am liebsten noch schnell dem Edgar zurufen, aber da wird ihm klar, dass die Pommes ja einen Namen hat, und vielmehr noch, dass es sein Neffe ist, der da in der Mistgabel hängt. Nicht ganz so optimal.

„Ach du Scheiße!“ Er läuft auf die beiden zu. Paul ist mit der Mistgabel in der Brust mittlerweile umgefallen und liegt nun da wie eine übrig gebliebene Fritte auf dem Teller, die keiner mehr essen will, weil sie schon kalt ist. Nur, dass diese Fritte noch atmet.

„Wie konnte das denn passieren, Edgar?“, brüllt Fritz los.

Edgar legt sofort einen Finger auf den Mund. „Schscht! Nicht so laut, Mann!“

Fritz starrt Edgars Zeigefinger an, und sein Blick verfinstert sich. „Sag mal, Edgar … hast du gepopelt?“

Entsetzt fixiert auch Edgar seinen Finger. Verdammt: Der Bullemann liegt gar nicht im Rosenbeet. Der klebt mitten auf seinem Zeigefingernagel. „Ich … äh …“

„Du hast gepopelt! Mann, Edgar, du weißt genau, wie eklig ich deine ewige Popelei finde! In meinen Gärten wird nicht gepopelt, das hab ich dir schon hundertmal gesagt!“

Da wird es Edgar zu blöd. Er schnickt den Bullemann mit dem Mittelfinger der anderen Hand weg. Blöderweise landet er auf der Riesenpommes. Aber das ist Edgar jetzt auch egal: „Na, und? Dann popel ich halt. Weißt du, was du machst? Du hebst beim Pinkeln das Bein. Wie ein Köter!“

„Ich mache was?“

„Ja, genau! Hat der Paul auch gesehen, bevor …“

Da fällt den beiden wieder ein, dass sie ja neben Bullemann suchen und an Bäume strullen seit gerade eben noch ein anderes kleines Problemchen haben.

„Wie ist das überhaupt passiert, verdammter Mist?“, fragt Fritz und klingt ziemlich aufgeregt. So hat Edgar ihn noch nie erlebt. Aber soll er ihm jetzt sagen, dass er die Mistgabel vielleicht nicht so ganz optimal … und dass Paul blöderweise den Bottich erst hochgehoben und ihn dann … nein, besser nicht.

„Ich weiß nicht, ich …“, stottert sich Edgar einen zurecht, „ … war gerade da hinten.“

„Am Popeln.“

„Nee! Also … doch, aber auch am Graben und … dann knallt es und da drehe ich mich irgendwann um …“

„Es knallt. Und du drehst dich … irgendwann um.“

„Ja – du hättest ja auch mal …“

„Ich war am Strullen.“

„Siehste. Und der Paul hing in der Mistgabel.“

„Ach, einfach so, ja? Und wieso liegt der Bottich da auf der Seite und halb ausgekippt am Pavillon? Was ist hier eigentlich los?“

„Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh“, versucht Paul zu erklären.

„Was hat er gesagt?“, fragt Fritz und kniet sich hin.

Edgar legt den Kopf schief. „Hast du das nicht verstanden? War doch ganz deutlich: Bin gestolpert, ist nicht so schlimm. Ich hab’s genau gehört.“

„Du verarschst mich.“

„Nein, gar nicht!“

„Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh“, wiederholt Paul.

„Siehst du?“, ergänzt Edgar überzeugt, „sag ich doch.“

„Was machen wir denn jetzt mit dem?“ Fritz hat wieder diese Panik in der Stimme. Gut, dass Edgar sich vorhin noch einen gedreht hat. Er fühlt sich trotz allem noch recht entspannt. Wenigstens einer hier.

„Weiß nicht“, überlegt Edgar. „Deine Cousine anrufen? Die kann doch so was … aua!“

Fritz’ flache Hand klatscht auf Edgars Stirn. „Ey, bist du total bescheuert? Außerdem ist die auf Malle.“ Er robbt plötzlich dicht vor Edgars Gesicht und schaut ihm in die Augen: „Warte mal … Nee, oder? Du hast geraucht.“

„Ich … äh … nöö …?“

„Du … äh … aber sowas von! Du hast dir schön einen reingezogen …! Weißte, das kannste: Popeln und einen durchziehen, aber hier mal auf meinen Neffen aufpassen, diese arme …“

„Pommes?“

Fritz betrachtet seinen Neffen. Zwei Blöde, ein Gedanke.

„Jo, sieht ein bisschen so aus, ne? Mit Ketchup!“

Neben an Bäume strullen, popeln und sich einen durchziehen lachen Edgar und Fritz auch ganz gerne, muss man ja mal dürfen. Machen sie jetzt auch, aber nur kurz, weil Paul sich wieder einmischt: „Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh.“

„So viel hat er in zwei Wochen nicht gesagt“, murrt Edgar.

„Stimmt, aber das bisschen konnte man wenigstens verstehen. Wie auch immer: Erst mal muss die Gabel aus der Pommes raus.“

Edgar will sich schon wieder beömmeln, da stößt Fritz ihn an: „Nee, echt jetzt. Die ist nicht hinten wieder rausgekommen, das sieht man doch ganz deutlich. Also kann die so tief nicht drinstecken.“

Edgar kriegt sich wieder ein und zögert. „Ich weiß nicht. Ich hab mal im Fernsehen in dieser einen Serie, weißte, wo die immer über die Autobahn fahren und alles plattmachen, gesehen, wie einer so nen Zaunpfahl im Bauch stecken hatte. Da haben die gesagt, lieber stecken lassen und erst im Krankenhaus rausziehen.“

Fritz schüttelt den Kopf. „Aber Krankenhaus ist nicht. Auf keinen Fall. Ich will nicht wieder Ärger mit dem Chef und dieser ganzen Genossenschaftskacke da haben. Das muss so gehen.“

„Ja super, aber deine Krankenschwester-Cousine ist auch nicht da. Sollen wir die Gabel vielleicht selber rausziehen, oder was? Guck doch mal, wie viel …“

„ … Ketchup …“

„ … da schon rausläuft …“

„So, nu aber mal Schluss mit lustig“, protestiert Fritz. „Ich hol jetzt das Verbandszeug aus dem Auto. Dann hältst du gleich den Jungen fest und ich ziehe. Und du verbindest den ganz schnell. Kapiert?“

„Ja, bin ich blöd oder was? Aber ich sag dir, das mit dem Zaunpfahl …“

Doch Fritz unterbricht ihn. „Wir machen das jetzt so. Und dann verbinden wir den und …“

„Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh“, macht Paul, aber irgendwie klingt das jetzt nicht so überzeugend wie eben.

„Ist ja gut, Paul“, redet Edgar auf den Jungen ein, während Fritz zum Auto läuft. Edgar sieht, wie ihm eine ältere Frau entgegenkommt. Ömchen Rietmöller, das hat gerade noch gefehlt. Die geht jeden Tag hier spazieren, und prompt quatscht sie Fritz an, der gerade das Zeugs zum Verbinden aus dem Auto holt.

Weil die Alte offenbar sehr schwer hört, brüllt sie immer, wenn sie spricht: „Oh, haben Sie sich was getan?“, hört Edgar ihre alte Knatterstimme.

„Halb so wild“, ruft Fritz und will sich schon, den Verbandskasten in der Hand, abwenden.

„Waaas?“, brüllt die Alte.

„Halb so schlimm!“, brüllt Fritz.

„Et knallt auf der Krim? Ja, der Russe, woll!“

Vom Winkel her, überlegt Edgar, kann die Alte die Portion Pommes mit Ketchup, die hier gerade zu seinen Füßen liegt, doch eigentlich gar nicht sehen. Hoffentlich gibt sie jetzt Ruhe. Es scheint so, denn sie watschelt wie eine fossile Ente mit ihrem Krückstock davon. Aber was hat die Frau nur mit Krim gemeint?

Fritz kommt zurück und öffnet den Verbandkasten. „Muss mir diese blöde Alte auch noch übern Weg laufen.“

„Sag mal, was ist denn eine Krim? Ich kenn nur Krim-i.“

Fritz betrachtet Edgar eine Weile und sagt nichts.

„Was denn?“

Aber Fritz schüttelt nur den Kopf. „Sag mal: Bist du sicher, dass du da immer nur Popel aus deiner Nase ziehst? Oder bist du schon bis ganz nach oben vorgestoßen?“

„Versteh ich nicht.“

„Musse auch nich. Jetzt nimm hier den Verband und halt den Paul fest. Ich zähle. Bei drei, ja?“

„Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh“, macht Paul noch einmal. Es klingt verzweifelt.

„Alles gut, Paul. Gleich kannste wieder normal sprechen, wart’s ab“, beruhigt ihn Edgar.

Fritz packt mit beiden Händen den Griff der Mistgabel und zählt: „Eins – zwei – drei!“

Mit einem Ruck öffnet er alle Schleusen. Aus vier Löchern gleichzeitig sickert das Blut auf Pauls gelben Overall, so viel Ketchup auf einmal ertränkt selbst die größte Portion Fritten.

„Scheiße, Fritz, scheiße, scheiße, scheiße!“, blökt Edgar los und seine Tiefenentspannung ist jetzt doch ziemlich für die Tonne. Blutrot verfärben sich seine Hände, die an Pauls Brust gepresst sind. „Ich hab’s dir doch gesagt, Mann: Die Zaunpfahltheorie!“

„Die … was?“, fragt Fritz verständnislos, legt die Mistgabel weg und kniet sich zu Paul und Edgar hin.

„Na, aus meiner Serie! Der Pfahl im Bauch, den man besser drin lässt. Jetzt guck dir die Sauerei an!“

Fritz stemmt beleidigt die Hände in die Hüften. „Weißte, eben wussteste noch nicht mal, was die Krim ist, und jetzt willste mich hier in Medizin belehren, oder was? Lass mal schön stecken, Alter!“

„Ja, wollte ich doch! Du hast die Gabel rausgezogen, du Idiot! Jetzt hilf mir, den zu verbinden!“

„Nenn mich noch einmal Idiot, du …!“

Edgar und Fritz drehen das Verbandszeug so schnell wie möglich ab und wickeln es so fest sie nur können um Pauls vor Blut triefende Brust. Sie legen Schicht über Schicht über ihn, doch jede neue Lage leuchtet sogleich blutrot.

„Super“, meckert Edgar, „jetzt haben wir Pommes rot-weiß.“

„Halt’s Maul und wickel, verdammt noch mal.“

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist das gesamte Verbandszeug verbraucht und die vier roten Blutflecken sind endlich etwas kleiner geworden.

Als Fritz den Verband einigermaßen fixiert hat, atmen die beiden kurz durch und betrachten das Ergebnis.

„So, müsste gehen“, findet Fritz.

„Was müsste gehen? Wie sollen wir den denn jetzt bitte von hier wegkriegen? Und wohin überhaupt?“

Fritz starrt erst zum Pavillon hin und dann in die Ferne. Er schüttelt den Kopf und schweigt. Edgar beugt sich nach vorne und wünscht sich, er könnte sich jetzt schnell noch einen drehen. Aber dafür müsste er sich ja erst mal neuen Stoff besorgen.

Wie die beiden einen Moment lang da sitzen, fällt ihnen nicht auf, dass sich Pauls Mund ganz allmählich füllt. Erst als er noch einmal ein „Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh“ von sich gibt, sein Kopf zur Seite fällt und sich ein blutroter Schwall aus seinen halb geöffneten Lippen ergießt, schrecken Fritz und Edgar auf.

Und erstarren.

Fritz macht einen Satz auf Paul zu und hält seinen Kopf. „Paul? Paul! Paul!!!“, brüllt er.

„Nicht so laut“, zischt Edgar.

„Nicht so laut? Der verreckt uns hier, Mann! Los, mach Mund-zu-Mund-Beatmung! Ich pumpe.“

Edgar wird blass. Er starrt angewidert auf Pauls noch immer mit Blut gefüllten Mund. „Ich soll … da rein blasen?“

„Nee, in ein Röhrchen, wie sonst immer!“, blökt Fritz. „Natürlich sollst du da reinblasen!“

Edgar verschränkt die Arme. „Also, ich mach ja eine Menge, Fritz. Aber … das nicht.“

Fritz schaut Edgar mit einem Blick an, der ihn frösteln lässt, trotz der Sommerwärme hier im Schlossgarten. Aber Edgar bleibt stur.

„Ach, leck mich doch, du Versager!“, ruft Fritz. „Dann eben andersrum. Kannst du wenigstens bis dreißig zählen?“

Manchmal wird Fritz gemein, findet Edgar, aber er kniet sich über Paul und fängt an, seine Brust einzudrücken. Aus Pommes Rot-Weiß wird Pommes tiefrot.

„Nicht so feste!“, brüllt Fritz.

„Doch feste! Machen die in der Serie auch so!“

Aber Fritz stößt ihn einfach zur Seite. „Was kannst du eigentlich?“

Dann sagt er eine ganze Weile nichts mehr, sondern drückt dreißigmal auf Pauls Brustkorb. Als er sich danach mit seinen Lippen ganz nah über Pauls Mund beugt, tief einatmet und ihm die Nase zuhält, röchelt Paul noch ein letztes Mal und spuckt Fritz einen roten Schwall warmen Blutes ins Gesicht. Es ist sein letzter Atemzug.

Während Fritz angewidert zur Seite kippt, verschränkt Edgar die Arme: „Na, haste wieder alles besser gewusst, ja?“

Da springt Fritz auf, stürzt auf Edgar zu, packt ihn am Kragen und schiebt ihn bis an den Pavillon heran. Er drückt ihn mit aller Kraft gegen die Wand. „Hältst du jetzt endlich mal deine blöde Fresse, Edgar? Der Junge ist tot, Mann! Kapierst du das? Der steht nicht gleich wieder auf wie in einer deiner beschissenen Serien. Der ist uns hier gerade verreckt, weil … weil …“, doch in diesem Moment versagt ihm die Stimme. Er kniet nieder und weint. Edgar spürt, wie ihm der Hals eng wird. Er kennt Fritz schon lange, aber er hat ihn noch nie weinen sehen. Und als fiele auch Fritz das gerade auf, reißt er sich ganz schnell zusammen und steht auf. Er tritt wieder so verdammt nah an Edgar heran.

„Haust du mich jetzt?“, entfährt es Edgar.

„Was tu ich?“

„Nichts … jedenfalls … tut mir leid … mit Paul.“

„Ja, super, Edgar, bringt uns nur jetzt nix, ne? Der durfte gar nicht hier sein, zum Glück weiß das nur seine Mutter, und sonst keiner, und die Alte ist eh den halben Tag voll wie ne ganze Destille. Und außerdem hat er das ja unter der Hand gemacht …“

„ … aber gut war er!“, unterbricht ihn Edgar, weil er das Gefühl hat, noch was Lobendes sagen zu müssen, „der Paul, der war schon … nee, also … der könnte echt mal … also, ich meine vielmehr, der hätte mal können …“

Fritz schließt nur genervt die Augen. „Ist gut, Edgar. Jetzt kann der gar nichts mehr. Also muss er weg.“

Edgar schaut Paul einen Moment lang an. Als er in die toten Augen des dürren langen Jungen blickt, beginnt er zu frösteln. „Er starrt uns an, Fritz! Er starrt uns an, weil wir … weil wir …“

Aber Fritz packt ihn mit beiden Händen an den Schultern: „GAR NICHTS haben wir, klar? Und gleich glotzt der auch nicht mehr, wart’s ab.“

Er beugt sich über den gelb-rot-weißen Paul, legt eine Hand auf seine Augenlider und schließt sie. Doch sie klappen sofort wieder auf. Fritz versucht es erneut, doch wieder klappen die Lider auf.

„Siehst du, siehst du! Ich hab doch gesagt, der starrt uns an! Mein Gott, vielleicht … Vielleicht ist er ja … So einer wie aus dieser Zombieserie. Walking Dead! So einer von denen, die einfach nicht totgehen, Fritz … aua!“

Fritz’ linke Hand, die eben noch vergeblich versucht hat, Pauls Augen zu schließen, klatscht in Edgars Gesicht, jetzt einfach mittenrein, und sie trifft irgendwie alles, die Wange, die Nase, die Lippen. Hauptsache, denkt Fritz, er hält jetzt endlich mal die Fresse.

Das sagt er auch: „Halt jetzt endlich mal die Fresse, Edgar!“

Im selben Moment zieht er eine schwarze Sonnenbrille aus der vorderen Tasche seiner Latzhose und setzt sie Paul auf. „So, wieder ein Problem erledigt. Und jetzt muss der weg. Aber dalli.“

Edgar fängt an zu weinen. Edgar weint noch seltener als Fritz, aber wenn, dann macht er das nie leise-schluchzend, so wie es Anverwandte auf einer Beerdigung tun, sondern schrill-plärrend, so wie es Kleinkinder machen, wenn der Brei zu heiß ist. Edgar plärrt, und das kommt gerade gar nicht gut.

Wieder schnellt Fritz’ Hand in sein Gesicht, aber diesmal heftet sie sich auf seinen Mund und hält ihn zu. Seine Lippen kriechen fast in Edgars Ohr, und er flüstert: „So, mein Freund, jetzt hörst du mir zu, und ich sag das nur einmal: Wir bringen den pronto von hier weg. Ich lad den gleich in den Wagen, und dann fahren wir den … irgendwohin. In den Wald, mir scheißegal. Aber das machen wir zusammen, klar? Und dafür musst du dich ZUSAMMENREISSEN. Verstehst du, was ich sage?“ Edgar nickt und die Tränen kullern an seinen pockennarbigen Wangen hinunter, nehmen dort tapfer jeden der zahlreichen kleinen Hügel. Fritz fährt fort: „Zusammenreißen bedeutet: Nicht plärren, nicht schreien, nicht irgendwas machen, was irgendwelche Leute in diesem Kaff hier auf uns aufmerksam machen könnte.“ Edgar schnieft und nickt wieder. Dann sagt Fritz: „Was meinst du, kann ich meine Hand jetzt von deiner Schnute nehmen, ohne dass du den halben Schlossgarten zusammenplärrst?“

Edgar nickt noch einmal und schließt die Augen, während Fritz seinen Mund freigibt. Edgar hat gar nicht gewusst, dass Fritz so fies sein kann. Geradezu böse. Wie der eine in dieser einen Serie, die ihm jetzt aber nicht einfällt. Dafür fällt ihm was anderes ein, und das ist auch der Grund, weshalb er die Augen schließt und keinen Ton von sich gibt.

Fritz betrachtet ihn irritiert und legt den Kopf schief. „Edgar, was ist?“

Edgar atmet tief ein und wischt die Tränen weg. Das, was ist, mag er jetzt nicht sagen.

„Edgar, was?“

Edgar holt tief Luft. „Es … könnte … vielleicht … sein, dass ich … heute Morgen … als es ja noch dämmerig war … dass ich da mit Licht gefahren bin …“

„Ja natürlich hatten wir Licht an, es war halb sechs in der Früh, und … nein … Edgar, du hast nicht vergessen, das Licht auszuschalten am Wagen oder?“

„Also wenn du jetzt eine einhunderttausendprozentige Antwort von mir …“

„Du Vollidiot!“

Fritz lässt von ihm ab, stürmt durch den Schlossgarten hoch auf den Schlossplatz, wo sie immer das Auto abstellen dürfen, springt rein, dreht den Zündschlüssel um, und es macht … Ratattat … Rattatat. Rat. Tat. Tat.

Als Fritz aus dem Wagen aussteigt, macht er das in Zeitlupe. Und er guckt dabei wie der Terminator, nur ohne die Sonnenbrille. Die hat ja jetzt Paul auf. Und er schreitet, ganz langsam, auf Edgar zu. Edgar möchte rennen, aber er weiß nicht, wohin. Er schaut zu Paul hinab, und Paul schaut ihn an, auch durch die Brille hindurch, das weiß Edgar einfach, und er kriegt all das hier mit, da ist Edgar ganz sicher, oh, verdammte Kacke aber auch.

Fritz schreitet immer noch. Auf den Rosengarten zu. Die Treppe runter. Doch plötzlich bleibt er stehen. Sein Blick wandert. Von Edgar zur Schubkarre. Von der Schubkarre auf einen Baustellenzaun. Vom Baustellenzaun auf die Marktgasse, die gleich neben dem Rosengarten so steil wie eine Skiabfahrt in Kitzbühel bis auf die Islandstraße führt. Dann schaut Fritz in die Weite, so als habe er eine Eingebung, und schließlich lächelt er. Der Terminator verschwindet auf einmal aus seinem Gesicht.

Er tritt auf Edgar zu und sagt, fast säuselnd: „Gut, dann eben zu Fuß!“

Edgar zieht die Augenbrauen hoch: „Was? Bis in den Wald? Wie weit sollen wir denn da laufen?“

Aber Fritz grinst nur nachsichtig. „Bis zur Wupper. Und da setzen wir den an einen Felsen. Wie einen dieser Penner, die da schon mal hocken. Wir ziehen ihm vorher einen von unseren riesigen grünen Regenmänteln an, die wir hinten im Wagen haben. Wir tun so, als hätten wir den Kerl hier oben gefunden, setzen ihn in die Schubkarre und legen ihm ne Pulle Bier in die Hand. Dann fahren wir den schnell da runter. Und wenn er dann schön am Wasser sitzt und grade keiner guckt, dann gehen wir … einfach …“

Edgar schüttelt hilflos mit dem Kopf. „Das hast du dir jetzt alles ausgedacht? Gerade eben? Boah! Ja, aber … da unten findet den doch direkt einer … und dann uns!“

„Edgar: Rennst du zu einem hin, der aussieht wie ein Penner und mit ner Pulle an der Wupper sitzt?“

„Natürlich nicht, der stinkt doch!“

„Eben. Und Paul stinkt auch … nur … anders halt … aber da wird erst mal gar keiner hingehen. Wir müssen den nur so da hinsetzen, dass er nicht gleich umkippt. Und dann weg mit uns. Und Ende.“

Edgar schüttelt den Kopf. Nee, irgendwie passt das alles nicht so ganz. Das Blöde ist nur: Er hat überhaupt keine bessere Idee. Er schaut sich um und entdeckt den Bauzaun, mit dem der Rundweg ums Schloss mal wieder abgesperrt ist, weil da offenbar was repariert werden muss. Er kratzt sich zweifelnd am Kopf. „Aber da müssen wir doch mitten durch die Stadt! Willst du über die Islandstraße? Wenn uns da unten einer sieht …“

Fritz grummelt vor sich hin. „Ja, ich weiß. Aber wenn wir hier die Marktgasse runtergehen, sind wir ruck, zuck unten. Dann schnell übern Etapler Platz am Neubau vorbei und ab zur Wupper. Das sind doch keine fünf Minuten.“

Edgar nickt langsam. Ja, denkt er, das klingt nach einem Plan. Aber nach einem, von dem er trotzdem noch nicht so ganz überzeugt ist: „Und wenn … also nur mal so … wenn … Fritz, wenn …“

„Wenn, wenn, wenn! Wenn uns einer anspricht, oder was? Ja, Edgar, wenn uns zwei da unten einer anspricht, überleg mal selbst. Was machst du dämlicher kleiner Kiffer dann am besten?“

„Meine Fresse halten?“

„Deine Fresse halten! Du hast es! Und jetzt pack an, Mann!“

Während Edgar die große Schubkarre oben an die Straße stellt (ein Glück, dass sie heute das Megateil mit haben), zieht Fritz dem toten Paul die grüne Regenjacke über, die so riesenhaft ist, dass er Paul zweimal darin einwickeln könnte. Umso besser. Paul blutet jetzt nicht mehr so stark, das bisschen Ketchup, das vielleicht noch kommt, dürfte der Mantel auffangen.

„Du die Beine, ich den Rest. Bei drei!“, kommandiert Fritz, und die beiden tragen Paul aus dem Schlossgarten heraus. Während Fritz stur nach vorne schaut, blickt sich Edgar ständig um. „Mensch, hier ist niemand, jetzt mach!“, fährt Fritz ihn an. Oben an der Straße angekommen, hieven sie Paul in die Karre. Doch als sich Edgar Richtung Pavillon umdreht und auf die Steinplatten schaut, auf denen Paul vorhin zur Pommes wurde, erstarrt er: Sie sind dunkelrot eingefärbt. Als hätte einer den übrig gebliebenen Ketchup nicht sauber aus der Schale herausgestippt. „Auch das noch. Siehst du das? Siehst du das, Fritz? Da ist alles voller …“

„Natürlich seh ich das, verdammt noch mal! Das muss weg“, antwortet Fritz.

„Ja … och! Ehrlich?“ Edgar hat schon wieder Tränen in den Augen. „Mann Fritz, wir sind so was von am Arsch.“

Fritz betrachtet Edgar, der einen halben Kopf größer ist als er selbst und auch kräftiger, für einen kurzen Augenblick. Mann, denkt er, wenn der nicht nur kiffen und ständig rumstehen würde, wäre er eine echte Hilfe. Aber mit dem Rumstehen wird es jetzt vorbei sein. „Gut, dann gehst du schon mal vor.“

„Was?“

„Ja, Mann, einer muss den Ketchup hier ja wegmachen, oder? Du bist der Stärkere, also gehst du mit dem schon mal vor. Was wiegt der denn, dieser Hänfling? 65 Kilo?“

„Na ja“, überlegt Edgar, „jetzt sind es mindestens zwei Liter weniger, wegen dem ganzen …“

„Egal. Halbe Karrenladung. Die wirst du doch wohl alleine da runtergeschoben kriegen, oder? Ich beeil mich und komm gleich nach.“

Edgar verzieht das Gesicht und betrachtet die Ladung, in deren rechter Hand eine geöffnete und halb geleerte Bierflasche liegt. „Das klappt nie“, sagt er leise seufzend. In diesem Moment taucht Ömchen Rietmöller neben dem Schloss auf. Wo kommt die denn jetzt schon wieder her? Sie winkt mit ihrem Gehstock, Fritz winkt dämlich grinsend zurück und faucht Edgar an: „Da hinten ist die Alte wieder. Aber bis die hier ist, dauert’s. Jetzt geh!“

Edgar presst die Lippen zusammen, hebt die Karre an und marschiert los. Ömchen Rietmöller schaut ihm auf eine Weise nach, die Fritz gar nicht gefällt. Sie steht da wie angewurzelt und glotzt. Fritz winkt noch einmal und grinst dabei noch dämlicher, so wie der Terminator, der zum ersten Mal ein Lächeln versucht. Die Alte schüttelt den Kopf und zieht ihres Weges.

Edgar dreht sich einmal kurz zu Fritz um, setzt einen Verschwörerblick auf, nickt wissend und biegt in die Marktgasse ab. Fritz atmet tief aus und läuft zum Wagen, um den Schlauch zu holen.

Sekunden später hat er ihn angeschlossen, das Wasser spritzt mit Hochdruck auf die Steine, der Ketchup verdünnt sich zu einer hellroten dünnen Brühe, und Fritz denkt: Geht doch, geht doch, als er vier Geräusche kurz nacheinander hört. Zuerst ein helles Fschschschsch, weil er blöderweise auf den Schlauch getreten ist und sich das Wasser für einen Moment staut. Dann ein „Ah … Nein, nein, nein, nein!“, das von der Marktgasse herüberschallt und sehr nach Edgar klingt. Dann ein schreiend-schrilles Schleifgeräusch, als wenn Metall über Asphalt kratzt. Dann ein dumpfes Poltern.

Fritz betrachtet kurz die Steinplatte. Sieht ganz gut aus, findet er. Die wenigen Reste könnte man auch für Schmutz halten. Aber darüber kann er auch später noch nachdenken. Er lässt den Schlauch fallen, stürzt aus dem Rosengarten und rennt die Marktgasse hinab. Diese beschreibt nur eine leichte Rechtskurve, vorbei an hübschen alten Häusern. Fritz muss gar nicht weit laufen, um zu sehen, dass da eine Gestalt im grünen Regenmantel mit dem Gesicht nach unten auf der Straße liegt und darüber, verkehrt herum, eine Schubkarre gestapelt ist. Ein paar Meter weiter oben steht Edgar, die Hände an den Wangen, wie angewurzelt, und plärrt wieder. Er plärrt wie ein Vierjähriger, der gerade mit dem Dreirad in der Kurve umgekippt ist und mit beiden Knien gebremst hat, und als er sich umdreht und Fritz erblickt, wie er auf ihn zu läuft, da plärrt er noch viel lauter.

Fritz aber nimmt das gar nicht so wahr. Er rast an Edgar vorbei, stürmt zur Schubkarre, stellt sie hin, hebt Pommes-Paul hoch und hievt ihn, ganz alleine und ohne dass er sich bewusst darüber wird, wo er die Kraft eigentlich hernimmt, in die Karre.

Er betrachtet den Straßenbelag: Kein Blut. Nur ausgelaufenes Bier. Die Flasche hat erstaunlicherweise nichts abbekommen.

Er betrachtet Paul: Die Sonnenbrille ist hin, aber was soll’s. Sieht irgendwie sogar noch echter aus. Fritz hebt die Karre an und marschiert los. Er sagt kein Wort. Blickt sich nicht um. Lässt Edgar einfach stehen.

Jetzt schaut Edgar so enttäuscht wie ein Vierjähriger, der sich solche Mühe beim Plärren gegeben hat, aber damit leider gar keinen Erfolg bei Mami hatte, und rennt Fritz nach. Da öffnet sich rechts über ihm ein Fenster. „Ey, ihr seid doch die beiden Gärtner von oben vorm Schloss!“

Edgar hat das Gefühl, trotz der Sommerwärme einzufrieren. Er dreht sich um und sieht nach oben. „Morgen!“, ruft er und schickt ein Grinsen hinterher.

„Wat habt ihr denn da in der Karre?“

„Nix!“, ruft Fritz nur und geht weiter. Er hat jetzt fast die Islandstraße erreicht und bleibt stehen. „Edgar, kommst du bitte?“

„Gar nix!“, ergänzt Edgar pflichtbewusst, „ … nur … so nen Penner!“

„Wie? Nen Penner? Und der ist euch eben aus der Karre da rausgefallen? Hab ich doch gesehen!“

„Edgar, kommst du jetzt?“, ruft Fritz. Es ist beinahe ein Brüllen.

Aber Edgar kann nicht kommen. Er hat das Gefühl, dem dicken Alten, der da oben im weißen Unterhemd am Fenster steht und sich mit schwabbeligen, warzenübersäten Armen aufstützt, irgendwas erklären zu müssen. Am liebsten würde er sich jetzt schnell noch einen reinpfeifen, aber er sagt lieber wieder was: „Der … lag da oben. Den ham wir schon ein paarmal gesehen, meistens stramm wie ne Haubitze. Aber heute isser einfach so vonner Bank gekippt, da ham wir uns gedacht, vielleicht bringen wir den mal lieber …“

„Edgar!!!“

„ … zum Arzt.“

„In einer Schubkarre? Und du bist auch noch zu blöd, die festzuhalten und bringst den Typen hier fast um. Vor meinem Haus“, spottet der Alte.

Fast ist gut, denkt Edgar, aber das sagt er mal besser nicht.

„Hat der sich was getan?“, fragt der Schwabbelige weiter.

Fritz dreht sich nicht mal zu dem Alten um und schüttelt nur den Kopf.

„Nee“, antwortet Edgar. „Sogar seine Bierflasche ist heil geblieben.“

Der Alte im Fenster nickt bedächtig. „Na, das ist ja die Hauptsache, woll.“

„Mhm.“

„Na denn, gute Fahrt.“

Der Alte wendet sich vom Fenster ab, Edgar dreht sich ebenfalls um und will gerade losgehen, da hört er die raue Bollerstimme von oben noch einmal. „Sag mal …“

Edgar hält kurz inne und dreht sich dann um. „Was denn noch?“

„Ganz ehrlich, mein Freund: Den da … hab ich hier noch nie gesehen. Und der wär mir aufgefallen. Riesenregenmantel bei 30 Grad, Sonnenbrille … ist ja schon … komisch so.“ Jetzt hat der Alte einen Blick drauf wie einer dieser Seriencops, die nie locker lassen, bis sie den Fall gelöst haben. Findet Edgar gerade gar nicht lustig.

„Edgar: Jetzt“, zischt Fritz von unten.

Edgar nickt schnell. „Tja, Leute gibt’s“, sagt er zu dem Alten und zuckt nur die Schultern. Als er sich umdreht, hört er noch, wie sich oben das Fenster wieder schließt.

Fritz macht wieder den Terminator, als er in die Islandstraße einbiegt. Er schaut sich um: Hier und da laufen ein paar Leute herum, erledigen Einkäufe, machen Besorgungen. Sind mit sich beschäftigt. Wie immer.

„Hör mal“, beginnt Edgar, „tut mir leid, dass der mir da umgefallen ist, aber die Straße ist echt steil, vielleicht hätten wir besser …“

„Halt die Fresse.“

„Toll, jetzt bist du sauer. Aber war doch deine Idee, dass ich die Karre nehme und du …“

„Halt die Fresse.“

Aber das kann Edgar jetzt einfach nicht so stehen lassen: „Und das mit dem Rausziehen der Mistgabel ist ja auch auf deinem Mist … also … Mist ist jetzt das falsche Wort, aber …“

Kurz vor dem Laden, gleich gegenüber der Apotheke, hält Fritz plötzlich an. Er stellt die Schubkarre ab und setzt Paul etwas gerader hin, nachdem er durch die Kopfsteinpflasterruckelei doch leicht in Schieflage geraten ist. Er tritt wieder ganz nah an Edgar heran. Die Lippen kriechen in sein Ohr. „Siehst du da die Bahnhofstraße? Und den Spielzeugladen? Von da sind es vielleicht noch fünfhundert Meter oder so. Die schaff ich auch allein. Geh einfach. Geh hoch zum Schloss, pack alles in den Wagen. Sei einfach … weg, ja?“

„Aber die Batterie ist doch …“

„Tu es, Edgar.“ Edgar hört ein tiefes Seufzen an seinem Ohr. „Bitte.“

Edgar stemmt die Hände in die Hüften und schaut Fritz entschlossen in die Augen. „Nein, mein Freund. Wir haben das zusammen begonnen. Und wir bringen das zusammen zu Ende. Ich komme mit dir!“

Fritz weicht ein Stück zurück und stemmt ebenfalls die Hände in die Hüften. „Das hast du jetzt nicht so gesagt, oder?“

Edgar grinst begeistert. „Gut, oder? Hab ich letztens in dieser einen Serie auf RTL II gehört, da stecken auch zwei Typen ziemlich in der Scheiße und …“

„Ist gut, Edgar, ist gut. Dann anders: Wir gehen da jetzt zusammen rüber. Und du machst, egal, was auch passiert, nichts, außer neben mir herzugehen und zu schweigen. Glaubst du, dass du das auf die Kette kriegst?“

„Aber wenn ich einen kenne, darf ich doch Tach sagen oder so was, oder?“

„Du kennst aber keinen! Und du grüßt auch keinen! Du hältst einfach ein für alle Mal deine verdammte Fresse, kapiert?“

„Ja was ist denn hier los?“

Der Apotheker von gegenüber steht plötzlich einfach so vor ihnen. Fritz erkennt ihn sofort, er hat sich bei ihm vor ein paar Tagen noch was gegen seine Hämorrhoiden besorgt. Sein Herzschlag fährt jetzt Aufzug, und direkt unterm Kinn macht es „DING!“. Edgar schluckt nur einmal kurz und schiebt seine Mundwinkel Richtung Ohrläppchen. Ein Grinseversuch.

Der Apotheker, ein kleiner, hagerer Mann mit kurzem grauem Haar, schaut Fritz einen Moment lang an, dann lächelt er wissend und freundlich: „Ach, Sie sind doch der mit den … hat die Salbe denn geholfen?“

Fritz räuspert sich. „Äh, ja, danke … Das wissen Sie noch?“

„Ach, hören Sie mal, in einer kleinen Stadt wie dieser, da kennt doch jeder jeden.“

Jetzt betrachtet der Apotheker den grünen Mann in der Schubkarre, der eigentlich gelb-rot-weiß ist, aber darüber liegt ja zum Glück ein Mantel des Schweigens.

„Na“, murmelt der Apotheker, „da habt ihr aber einen aufgegabelt, was?“

Lachen muss man manchmal ganz besonders doll, wenn man es auf keinen Fall darf. Fritz und Edgar spüren in derselben Sekunde, wie das Lachen in ihnen explodiert, wie es vom Zwerchfell aus als rasende Blitzkugel in ihnen hochschießt. Sie möchten es aufhalten, herunterschlucken, sie pressen die Lippen aufeinander, um das Lachen zu ersticken, das jetzt schon ihren ganzen Mund füllt. Fritz setzt sogar zu einem verzweifelten Husten an. Edgar blickt grunzend zur Seite. Es reicht alles nicht.

„Was ist denn bitte daran so lustig, dass sich ein armer Kerl die Kante gibt, bis er nicht mehr stehen kann? Könnt ihr mir das mal verraten, ihr beiden?“ Der Apotheker bekommt ganz rote Wangen.

Ein Blitz fährt durch Fritz und Edgar hindurch. Die Lachkugel ist implodiert. Jetzt wird es Ernst, denkt Fritz. Das war es dann, denkt Edgar. Und wieder kann er die Klappe nicht halten: „Nee,