Transidentität - ein unordentliches Phänomen - Brigitte Vetter - E-Book

Transidentität - ein unordentliches Phänomen E-Book

Brigitte Vetter

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Beschreibung

In der uns vertrauten zweipoligen Geschlechter-Ordnung darf es nur Frauen oder Männer geben und dazwischen gar nichts. Da bleibt kein Platz für Menschen, die sich im biologisch falschen Körper fühlen und ihre Identität geschlechtskonträr empfinden. Bisher

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Brigitte VetterTransidentität – ein unordentliches Phänomen

Aus dem Programm Verlag Hans HuberPsychologie Sachbuch

Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. Dieter Frey, München Prof. Dr. Lutz Jäncke, Zürich (CH) Prof. Dr. Meinrad Perrez, Freiburg (CH) Prof. Dr. Franz Petermann, Bremen

Von Brigitte Vetter sind im Verlag Hans Huber weiterhin erschienen:

Sexuelle Störungen – 100 Fragen 100 Antworten Ursachen, Symptomatik, Behandlung 263 Seiten (ISBN 978-3-456-84555-5)

Pervers, oder? Sexualpräferenzstörungen – 100 Fragen 100 Antworten Ursachen, Symptomatik, Behandlung 331 Seiten (ISBN 978-3-456-84672-9)

Brigitte Vetter

Transidentität – ein unordentliches Phänomen

Wenn das Geschlecht nicht zum Bewusstsein passt

Lektorat: Monika Eginger

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Anregungen und Zuschriften bitte an: Verlag Hans Huber Hogrefe AG Länggass-Strasse 76 CH-3000 Bern 9 Tel: 0041 (0)31 300 4500 Fax: 0041 (0)31 300 4593 1. Auflage 2010

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung: Über die «Schrillen» und die «Stillen»

1.         Geschlechtsangleichung oder «Free Gender»: Was soll denn «unordentlich» sein an der Transidentität?

I.      Begleit- und Basisinformationen

Begriffe und Überblick

2.         Begriffe: Bedeuten Transsexualismus, Transsexualität, Transidentität, Transgender und Transgeschlechtlichkeit das Gleiche?

3.         Bezeichnungen: Wie soll man transsexuelle Menschen korrekter Weise nennen?

4.         Definitionen und Überblick: Transident – und was nun?

Transvestitismus

5.         Transsexualität-Transvestitismus: Transvestiten tragen auch gegengeschlechtliche Kleidung – worin liegt der Unterschied zu Transsexuellen?

6.         Transsexueller Transvestitismus: Werden aus allen Transvestiten später Transsexuelle?

Intersexualität

7.         Körperliche Geschlechtsvarianten: Was ist Intersexualität?

8.         Transsexualität – Intersexualität: Worin besteht der Unterschied?

9.         Geschlechtsvarianten: Welche Intersex-Syndrome gibt es denn?

Geschlechtsidentität

10.       Kern-Geschlechtsidentität: Ab welchem Alter weiß man, ob man ein Mädchen oder Junge ist?

11.       Entstehung: Welche Einflüsse bestimmen die Geschlechtsidentität eines Menschen?

12.       Sexuelle Orientierung: Wie entwickelt sich die Geschlechtspartnerpräferenz?

Leiden am biologischen Geschlecht

13.       Definition: Was bezeichnet man als Geschlechtsidentitätsstörung?

14.       Kinder: Können auch Kinder unter ihrem Geschlecht leiden und würde das auch schon als Störung gelten?

Normen und Kriterien

15.       Normen: Was heißt normal und was bedeutet Heteronormativität?

16.       Medizinisch-psychologische Normen: Was unterscheidet ein «gestörtes Verhalten und Empfinden» vom Normalen, und wer setzt fest, was als «geschlechtsidentitätsgestört» zu gelten hat?

17.       Kriterien: Gilt jeder, der mit seinem biologischen Geschlecht unzufrieden ist, gleich als transsexuell?

II.     Diagnostik und Klassifikation

18.       Diagnosesysteme: Wozu braucht man Diagnosesysteme und was bedeuten ICD-10 und DSMIV-TR?

19.       Kritik: Gilt in beiden Diagnosesystemen Transsexualität als Geschlechtsidentitätsstörung?

20.       Diagnose: Ist die Diagnose «Transsexualität» in beiden Klassifikationssystemen an einen Operationswunschgebunden?

21.       Klassifikation: Nach welchen Kriterien wird Transsexualität im DSM-IV-TR und in der ICD-10 genau diagnostiziert?

22.       Diagnostische Maßnahmen: Worauf kommt es bei der diagnostischen Untersuchung an und warum wird so ein Aufwand betrieben?

Bei Kindern

23.       Kinder: Wie werden Probleme mit dem biologischen Geschlecht bei Kindern in der ICD-10 und im DSM-IV-TR diagnostiziert?

Differenzialdiagnostik und Diskussionen

24.       Differenzialdiagnose: Welche Störungen oder Probleme dürfen nicht mit transsexuellen Entwicklungen verwechselt werden?

25.       Diskussion: Handelt es sich bei der Transsexualität um einen Wahn?

26.       Zuordnungsprobleme und Konsequenzen: Ist Transsexualität eine «Störung der Geschlechtsidentität», eine «Körperkrankheit» oder eine «Normvariante des geschlechtlichen Seins»?

III.    Geschichte, Hintergründe, Kontroversen

27.       Geschichtliches: Seit wann gibt es die Transsexualität, wie wir sie heute kennen?

28.       Operationszentren: Wann wurden die ersten Operationen durchgeführt und und welche örtlichen Behandlungsmöglichkeiten gibt es heute?

29.       Hintergründe: Wie haben sich die Richtlinien für die Diagnose «Transsexualität» von damals bis heute weiterentwickelt?

30.       Behandlungskontroversen: Operation oder Psychotherapie – wie sollen transsexuelle Menschen behandelt werden?

IV.    Transident sein: Vom Doppelleben und den Folgen

31.       Privatsphäre: Wie geben sich Transsexuelle öffentlichundprivat?

32.       Begleiterscheinungen: Mit welchen psychischen Problemen geht Transsexualität öfter einher?

33.       Geschlechtstypische Reaktionsweisen: Reagieren biologische Männer und Frauen unterschiedlich auf ihre Transidentität?

Bei Kindern

34.       Kinder: Welche Merkmale sind für Kinder, die Probleme mit ihrem biologischen Geschlecht haben, typisch?

V.     Häufigkeit und Geschlechterverhältnis (Sex Ratio)

35.       Häufigkeit: Wie viele Transsexuelle gibt es eigentlich überhaupt?

36.       Geschlechterverhältnis: Gibt es mehr biologisch männliche als weibliche Transsexuelle?

37.       Internationale Sex Ratio: Wie sieht die Geschlechterdifferenz von Transsexuellen mit biologisch männlichem Geschlecht zu Transsexuellen mit biologisch weiblichem Geschlecht in anderen Ländern aus?

38.       Internationale Prävalenzzahlen: Wie häufig kommt Transsexualität im internationalen Vergleich vor?

Bei Kindern

39.       Kinder: Wie häufig kommen Geschlechtsidentitätsstörungen bei Kindern vor und warum sind sie bei Jungenhäufiger?

VI.   Ursachen und Erklärungsansätze

40.       Erklärungsansätze: Welche Ursachen hat Transsexualität?

Biomedizinische Ursachen

41.       Biomedizinische Ursachen: Sind somatische Faktoren für Transidentität verantwortlich?

Tiefenpsychologische Erklärungsansätze

42.       Psychodynamische Theorien: Liegen der Transidentität unbewusste frühkindliche Konflikte und Traumata zugrunde?

Transsexualität und Borderline-Störung

43.       Borderline-Störung: Ist Transsexualität Ausdruck einer Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Transsexualität und Perversionen

44.       Perversionen: Haben Perversionen und Transsexualität die gleichen tiefenpsychologischen Ursachen?

Transsexualität als narzisstische Plombe

45.       Narzisstische Plombe: Stellt Transidentität eine Abwehr der inneren Leere dar?

Psychosoziale Faktoren

46.       Familienkonstellation: Welche Rolle spielt die Herkunftsfamilie für die Entstehung der Transsexualität?

47.       Psychosoziale Aspekte: Verursacht das psychosoziale Umfeld Transsexualität?

Biopsychosoziale Erklärungsmodelle

48.       Biopsychosoziale Befunde: Gibt es wissenschaftliche Befunde, die die Ursachen von Transsexualität erklären?

49.       Biopsychosoziales Erklärungsmodell: Welche biopsychosozialen Faktoren spielen bei der Entstehung der Frau-zu-Mann-Transsexualität eine Rolle?

Bei Kindern

50.       Ursachen: Sind die gründe für Geschlechtsidentitätsstörungen bei Kindern bekannt?

VII.   Transsexuelle Erscheinungsweisen, Entwicklungen und Verläufe

51.       Erscheinungsweisen, Suizide und Selbstverstümmelungen: Wie äußert sich die Transgeschlechtlichkeit bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern, und werden auch Suizide und Selbstverstümmelungen vorgenommen?

52.       Verläufe: Wie erleben Transsexuelle üblicherweise ihre transsexuelle Entwicklung von der Kindheit bis zum Coming-Out und danach?

53.       Geschlechtsunterschiede: Verlaufen transsexuelle Entwicklungen bei biologischen Frauen und Männern unterschiedlich?

Erscheinungsweisen bei biologischen Frauen

54.       Biologische Frauen: Wie erleben sich Frau-zuMann-Transsexuelle in der Kindheit und Jugend?

55.       Sexualität und Partnerschaften: Welche sexuelle Orientierung haben Frau-zu-Mann-Transsexuelle in der Regel und wie wirkt sich die Transsexualität auf die Partnerschaften aus?

56.       Subtypen: Verarbeiten alle Frau-zu-Mann-Transsexuelle die Transidentität gleich oder gibt es unterschiedliche Reaktionsweisen?

Erscheinungsweisen bei biologischen Männern

57.       Überblick: Welche unterschiedlichen Formen der Transsexualität gibt es bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen?

58.       Transsexuelle Entwicklungen: Was bedeuten «primäre» und «sekundäre» Transsexualität und unterscheiden sich beide Formen hinsichtlich der sexuellen Orientierung der Betroffenen?

Sexuell auf Männer orientierte (androphile) Mann-zu-Frau Transsexuelle

59.       Androphile MFT: Was kennzeichnet sexuell auf Männer orientierte Mann-zu-Frau-Transsexuelle?

60.       Sexuelle Orientierung: Waren alle sexuell auf Männer orientierte Mann-zu-Frau-Transsexuelle vorher schwul?

Sexuell auf Frauen orientierte (gynäphile) Mann-zu-Frau Transsexuelle

61.       Gynäphile Mann-zu-Frau-Transsexuelle: Was für ein Leben führten sexuell auf Frauen orientierte Transfrauen, die erst später die Transidentität bei sich entdeckten, vorher?

62.       Partnerschaften: Was wird aus ihren transvestitischen Neigungen, wenn spätmanifestierte Mann-zu-Frau-Transsexuelle in Beziehungen leben, und wie reagieren die Partnerinnen auf den Geschlechterrollenwechsel?

VIII. Geschlechtsangleichende Maßnahmen

63.       Behandlungsmethoden: Sollen Transsexuelle durch eine Psychotherapie nur von ihrem Operationswunsch abgebracht werden, oder gibt es auch noch andere Ziele?

64.       Behandlungsziele: Lassen sich durch medizinische, logopädische und kosmetische Maßnahmen sämtliche Merkmale des biologischen Geschlechts auslöschen?

65.       Folgen: Welche Auswirkungen haben die geschlechtsangleichenden, medizinischen Maßnahmen auf Transfrauen und Transmänner?

Standards der Behandlung und Begutachtung von Transsexuellen der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung, der Akademie für Sexualmedizin und der Gesellschaft für Sexualwissenschaft

66.       Standards zur Behandlung: Können geschlechtsangleichende Maßnahmen einfach so durchgeführt werden, oder gibt es bestimmte Kriterien?

67.       Behandlerqualifikationen: Kann jeder Psychotherapeut oder Arzt Transsexuelle begutachten oder behandeln?

Stufen des diagnostisch-therapeutischenVorgehens

68.       Deutsche Behandlungsstandards: Unter welchen Voraussetzungen werden normalerweise in Deutschland geschlechtsangleichende Maßnahmendurchgeführt?

Psychotherapie und Alltagstest

69.       Psychotherapie: Welche Ziele und Inhalte hat eine Psychotherapie?

70.       Psychologische Begleitung: Werden auch die ersten Schritte in die Öffentlichkeit und das eigene Erscheinungsbildthematisiert?

71.       Alltagstest: Welchen Sinn hat ein Alltagstest vor den geschlechtsangleichenden Maßnahmen?

72.       Alltagstesterfahrungen und psychologische Begleitung: Welche Erfahrungen machen Transsexuelle im Allgemeinen im Alltagstest und wie empfinden sie die begleitende Psychotherapie dabei?

73.       Alltagstest und neue Partner: Wie reagieren die Partner, die die Transidenten während des Coming Out-Prozesses in ihrer neuen Geschlechtsrolle kennenlernen, und die dann von dem biologischen Geschlecht erfahren?

Kriterien für eine geschlechtsangleichende Behandlung

74.       Indikation zur geschlechtsangleichenden Behandlung: Wann darf sie nach den Richtlinien gestellt werden?

Hormonelle Indikation

75.       Hormonelle Behandlung: Welche Wirkungen und Risiken hat sie und wann darf sie vorgenommen werden?

Indikation zur operativen Geschlechtsangleichung

76.       Chirurgische Maßnahmen: Unter welchen Voraussetzungen darf eine geschlechtstransformierende Operation vorgenommen werden?

77.       Kosten: Wie teuer sind die chirurgischen Operationen und werden die Kosten von den Krankenkassen bzw. von den Privatversicherungen übernommen?

Coming Out-Prozess

78.       Coming-Out und familiäre Beziehungen: Welche Reaktionen zeigen üblicherweise die Herkunftsfamilien auf den Geschlechtswechsel ihres Angehörigen?

79.       Partner: Wie gehen in der Regel die (Ehe-)Partner mit dem Coming Out des Transsexuellen um?

80.       Kinder: Wann sollen die Kinder von dem Geschlechtswechsel des Elternteils erfahren und in welchem Alter verarbeiten sie das am unproblematischsten?

81.       Einpassung in die neue Rolle: Warum geben sich einige Transfrauen so übertrieben weiblich und haben es Frau-zu-Mann-Transsexuelle leichter?

Kontraindikationen

82.       Gegenanzeigen: Wann dürfen keine geschlechtsangleichenden Maßnahmen vorgenommen werden?

Die hormonelle Behandlung

83.       Mann-zu-Frau-Transsexuelle: Wie wird die hormonelle Behandlung bei biologischen Männern genau durchgeführt und welche Risiken bestehen durch die gegengeschlechtlichen Hormoneinnahmen?

84.       Frau-zu-Mann-Transsexuelle: Welche Wirkungen hat die gegengeschlechtliche Hormonbehandlung bei biologischen Frauen und mit welchen unerwünschten Nebenwirkungen ist sie verbunden?

Die geschlechtsangleichenden Operationen

85.       Mann-zu-Frau-Transformation: Wie werden operativ aus männlichen Genitalien weibliche gemacht und wie viele Operationen sind dafür erforderlich?

86.       Frau-zu-Mann-Transformation: Wie wird eine Genitalaufbau-Plastik operativ ermöglicht und wie viele Schritte sind dazu erforderlich?

Operationsergebnisse, postoperative Zufriedenheit, Reuefälle und Rückumwandlungsbegehren

87.       Operationsergebnisse: Sind die Genitaltransformationsoperationen inzwischen ausgereift oder welche Komplikationen können auftreten?

88.       Postoperative Zufriedenheit und Nachsorge: Wie kommen Transsexuelle nach den Transformationsoperationen später mit sich klar?

89.       Prognostische Risikofaktoren, Reuefälle und Rückumwandlungsbegehren: Wie viele Transsexuelle wollen sich rückoperieren lassen und lässt sich voraussagen, welche Transsexuelle später die Operation bereuen werden?

Operation oder «Free Gender»?

90.       Alternative Arrangements: Was gilt es vor geschlechtsangleichenden Maßnahmen alles zu bedenken und gibt es auch andere Lösungswege als die Operation?

91.       Free Gender: Zementieren Transsexuelle nicht eher die Vorstellung von «weiblich» oder «männlich», statt sich zum Variantenreichtum der Geschlechter und Identitäten zu bekennen und ihr Sosein anzunehmen?

IX.   Rechtliche Situation

92.       Deutschland: Wie viele Gutachten müssen für die Operationen, die Krankenkassen und die Gerichte erstellt werden, und auf welcher Rechtsgrundlage sind sie erforderlich?

93.       Schweiz: Werden in der Schweiz die Kosten für eine Geschlechtstransformation von der Krankenversicherung übernommen und wie sehen die rechtlichen Regelungen in Bezug auf die Personenstandsänderung aus?

94.       Österreich: Wie sieht die rechtliche Situation für Transsexuelle in Österreich aus?

Das Transsexuellengesetz (TSG) in Deutschland

95.       Transsexuellengesetz: Was bedeuten die «kleine» und die «große Lösung»?

96.       Vornamensänderung nach § 1 TSG: Unter welchen Voraussetzungen kann man in Deutschland seinen Vornamen ändern lassen?

97.       Personenstandsänderung nach § 8 TSG: Was verlangt das deutsche Transsexuellengesetz zur Änderung des Personenstands?

98.       Deutsche Standards zur Begutachtung nach dem Transsexuellengesetz: Was schreiben die deutschen «Standards» für die Begutachtung zur Änderung des Vornamens (§ 1 TSG) und des Personenstands(§8TSG) vor?

Gesetzeskritik

99.       Kritik: Was ist problematisch am deutschen Transsexuellengesetz und welche kritischen Einwände lassen sich im Einzelnen erheben?

Gerichtsentscheidungen

100.     Gerichtsentscheidungen: Welche wichtigen Gerichtsurteile gibt es vom Europäischen Gerichtshof, vom deutschen Bundesverfassungsgericht und vom Bundessozialgericht, die für Transsexuelle bedeutsam sind?

Anhang

Tab. 1: Klassifikation von Intersex-Syndromen

Tab. 2: Schema der Klassifikation von GeschlechtsidentitätsstörungeninderICD-10

Tab. 3: Diagnostik von Geschlechtsidentitätsstörungen im Kindesalter nach dem DSM-IV-TR und der ICD-10

Tab. 4: Geschlechterverhältnis bei Transsexuellen in Deutschland, nach Fünf- und Zehnjahresperioden; (nach Berechnungen von GARRELS et al., 2000)

Tab. 5: Diagnostik von Geschlechtsidentitätsstörungen bei Erwachsenen oder Jugendlichen. Gegenüberstellung von DSM-IV-TR und ICD-10

Tab. 6: Schema transsexueller Entwicklungen bei biologischen Frauen und Männern

Literaturverzeichnis

Sachwortverzeichnis

Vorwort

Es gibt eine Vielfalt von Geschlechtsvarianten und Geschlechtsidentitäten, die nicht alle krank sein können.

Einleitung: Über die  «Schrillen» und die «Stillen»

1. Geschlechtsangleichung oder «Free Gender»: Was soll denn «unordentlich» sein an der Transidentität?

Transidentität – «ein unordentliches Phänomen», sollte im wörtlichen Sinne verstanden werden. Es stört quasi eine vorgestellte Ordnung, denn es sprengt den Rahmen des herkömmlichen Zwei-Geschlechter-Denkmodells.

Transidentität ist keineswegs ein einheitliches Phänomen, sondern es gibt ganz unterschiedliche Erscheinungsweisen und Verläufe. Jedoch sind es meist die «Schrillen», die sich in den Medien präsentieren und so das Bild von Transsexualität im öffentlichen Bewusstsein prägen. Die «Stillen», von denen es wesentlich mehr gibt als allgemein bekannt ist, leben ihren Alltag auf eine völlig unspektakuläre Weise. Doch alle Transidente eint etwas Gemeinsames: Sie fühlen sich im biologisch falschen Körper, denn sie empfinden ihre Identität geschlechtskonträr.

Sich als Frau mit Penis zu erleben oder sich als Mann zu fühlen, der Brüste hat – vielen Menschen erscheint dies höchst absurd. Viele können nachvollziehen, sich nicht ganz wohl zu fühlen mit dem eigenen Geschlecht. Einige verstehen vielleicht auch noch, dass man gar nicht mit ihm zufrieden ist. Andere sogar leben nach außen nicht geschlechtskonform. Aber das Geschlecht körperlich ändern zu wollen und juristisch anerkannt im Gegengeschlecht zu leben, ist den meisten Menschen eben nicht mehr vorstellbar.

Allerdings streben auch nicht alle Transidenten eine Geschlechtsangleichung an, denn der transsexuelle Wunsch kann variieren.

Für Transsexuelle aber, die sich im biologisch falschen Körper wähnen, die darunter leiden und die eine körperliche Angleichung ihres Geschlechts an das Gefühlte wünschen, bedeutet das konträre Geschlechtsempfinden meist nicht nur eine tiefe Erschütterung, die an den existenziellen Fundamenten rüttelt, sondern oft auch ein Leben, das auf weiten Strecken von einem nie ganz enden wollenden Kampf geprägt sein wird.

Meist beginnt er bereits in der Kindheit, die in der Regel von der Außenseiterrolle und, vor allem bei Jungen, durch Spott und Hänseleien bestimmt sein wird. Das Ertragen des Andersfühlens wird bald zur vertrauten Gewohnheit werden. Heimlichkeiten und Scham treten später hinzu, je nach Vorgeschichte und Geschlecht, das die Natur dem Transidenten mitgegeben hat. Dem Ringen um die eigene Geschlechtsidentität folgt meist irgendwann ein Coming Out, das jetzt auch die Kräfte der Familie und des Umfelds fordert – und sie nicht selten dabei überfordert.

Ist die Entscheidung irgendwann getroffen, eine Geschlechtsangleichung anzustreben, gilt es, Informationen zu beschaffen, und sich mit den Vorurteilen vieler Ärzte und auch der Unwissenheit mancher Therapeuten konfrontiert zu sehen, die doch nur ins Vertrauen gezogen werden sollten. Dann steht die Suche nach Operateuren und Gutachtern an, die für die Behandlung und die Vornamensänderung zuständig sind. Schließlich müssen schmerzhafte Operationen erlitten und postoperativ die Kostenerstattung für kosmetische Maßnahmen, Logopädie etc. erstritten werden.

Meist ist auch nach der Geschlechtstransformation noch kein Ende in Sicht. Das alte, verhasste Geschlecht hinterlässt doch seine Spuren und ist nicht so auszumerzen, wie es vorher erhofft worden war. Der Kampf gegen den eigenen Körper setzt sich gewissermaßen auf andere Weise fort: Die Auslöschung der Merkmale des alten Geschlechts wird jetzt perfektioniert vorgenommen, doch eine Zufriedenheit stellt sich oft trotzdem nicht ein. Lebenslang müssen Hormone eingenommen werden und der Penis erweist sich in seiner Funktion eben doch nur als Penoid. Immer wieder gibt es etwas zu entdecken, was noch an das alte Geschlecht zu erinnern vermag, denn eine Geschlechts-umwandlung gibt es nicht, nur die Angleichung der äußeren Genitalien. Das biologische, zuvor eindeutige Geschlecht wurde in ein intersexuelles eingetauscht, auch wenn dies gern verleugnet wird. Enttäuschungen müssen verborgen werden und der Hass hört nicht auf. Oft richtet er sich jetzt auf die Partner, die Umgebung, auf die Operateure oder auf das Leben schlechthin.

In den Selbsthilfegruppen geht die Diskriminierung nicht selten weiter und es werden nur die Operierten als die «Echten» anerkannt. Die anderen, es sind etwa die Hälfte, leben entweder als Zwitter oder irgendwie anders «im Dazwischen».

Hinsichtlich des Kampfes um die Anerkennung der Transsexualität als Normvariante des geschlechtlichen Seins und gegen die Diagnose einer psychischen Störung, lässt sich eine Parallele ziehen zu der damaligen Situation Homosexueller. Doch im Unterschied zur Homosexualität sind von einem transsexuellen Wunsch noch andere betroffen, die die Umsetzung ermöglichen sollen. Das macht das Problem so schwierig. Einerseits kamen zwar die Ärzte mit ihren Operationsmethoden den Geschlechtstransformationsanliegen entgegen, andererseits wollen sie sich auch nicht von den Betroffenen bedrängen lassen, einen so folgenreichen Eingriff einfach nur «auf Zuruf» vorzunehmen.

Richtlinien wurden entwickelt, die aber zum Teil unterlaufen werden können. Deshalb nehmen manche Betroffene Hormone ein, was nicht verboten ist, und lassen ihren Vornamen ändern, nicht ahnend, dass sie damit nach den deutschen Standards die Diagnosestellung und damit die Indikation für operative Maßnahmen gefährden. Fachkundige Ärzte in Deutschland werden sich nämlich stets an die Vorgaben halten.

Wenn es nun aber eine Gesellschaft gäbe, in der Transidentität ganz selbstverständlich als alternatives Geschlecht betrachtet werden würde und in der sich jeder Mensch außerhalb der herkömmlichen Geschlechterrolle bewegen könnte, ohne diskriminiert zu werden, würden dann nicht etliche Transsexuelle auf geschlechtsverändernde Maßnahmen verzichten?

Statt sich dem Zwei-Geschlechter-Denken zu unterwerfen und geschlechtsangleichende Maßnahmen zu wünschen, könnten Transgeschlechtliche z. B. gemeinsam ihre Kräfte bündeln und massenhaft den Mut entwickeln, ihr Sosein auch zu zeigen und nach außen frei zu leben. Die Gesellschaft wird sich irgendwann daran gewöhnen müssen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, und dass Platz für alle ist.

Transgeschlechtliche könnten, wie seinerzeit die Homosexuellen, die Heteronormativität in Frage stellen, die dichotome Geschlechtergrenze sprengen und das Bewusstsein aller darauf lenken, dass es

  eine Vielfalt von Geschlechtsvarianten und Geschlechtsidentitäten auf Gottes Erde gibt, die nicht alle krank sein können.

Dies setzt aber voraus, dass sich Transsexuelle zuerst selbst zu akzeptieren und zu ihrer konträren Geschlechtsidentität zu stehen lernen.

Dennoch ist für etliche Menschen die Geschlechtsangleichung der richtige Weg und sie fühlen sich danach erheblich wohler und befreiter.

Nur sollten alle Betroffenen vorher ganz genau wissen, auf was sie sich einlassen und was auch später noch auf sie zukommen wird. Für die postoperative Zufriedenheit sind dies sehr entscheidende Kriterien, wie Studien deutlich belegen konnten.

I. Begleit-und

Begriffe und Überblick

2. Begriffe: Bedeuten Transsexualismus, Transsexualität, Transidentität, Transgender und Transgeschlechtlichkeit das Gleiche?

Der ältere Begriff Transsexualismus wird im internationalen, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen Diagnosesystem ICD-10 verwendet. Er beinhaltet das Gleiche wie die neuere Bezeichnung Transsexualität.

Sie hat sich inzwischen nicht nur in Fachkreisen in Analogie zur Bezeichnung «Homosexualität», die ja auch nicht «Homosexualismus» heißt, durchgesetzt, sondern auch in der Rechtsprechung und in der Alltagssprache.

Beide Begriffe sind aber irreführend und treffen nicht den Kern des Phänomens, um das es geht, denn das, was mit Transsexualismus oder Transsexualität bezeichnet wird, hat nichts mit dem üblichen Verständnis von Sexualität zu tun.

  Transsexualität ist kein Problem der Sexualität oder ihrer Ausrichtung, sondern ein Problem des Geschlechtserlebens und des Geschlechtsbewusstseins, also der Geschlechtsidentität.

Diese Haltung schlägt sich in der Bezeichnung Transidentität nieder, die in den 1980ern aufkam und die das Problem der geschlechtlichen Identität in den Vordergrund rückt.

Daneben gibt es auch noch den allerdings wesentlich weiter gefassten Begriff des Transgender, der in Deutschland erst nach dem Transidentitätsbegriff geläufig wurde.

Transvestitismus

5. Transsexualität-Transvestitismus: Transvestiten tragen auch gegengeschlechtliche Kleidung – worin liegt der Unterschied zu Transsexuellen?

In der Bezeichnung «Transvestitismus» sind die lateinischen Worte trans (über) und vestis (Kleidung) enthalten. Mit der wörtlichen Übersetzung «Verkleidung» (engl. Cross-Dressing) ist die Symptomatik des Transvestitismus als Störung der Sexualpräferenz zum Teil schon charakterisiert.

Beim Transvestitismus handelt es sich um eine Störung der sexuellen Präferenz, d. h.

  um die Neigung von Männern, zum Zwecke der sexuellen Erregung für das andere Geschlecht typische Kleidung zu tragen,

  wobei das sog. «Cross-Dressing» zum Erreichen der sexuellen Erregung und des Orgasmus notwendig ist.

Wenn das Cross-Dressing nicht an eine sexuelle Erregung gekoppelt ist, sondern nur vorgenommen wird, um zeitweilig die Erfahrung der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht zu erleben, handelt es sich nicht um eine Sexualpräferenzstörung bzw Paraphilie (früher: Perversion).

Das Tragen der gegengeschlechtlichen Kleidung bedeutet also

  für den Transvestiten eine intensive sexuelle Stimulation.

Nach dem eingetretenen Orgasmus und dem Nachlassen der sexuellen Erregung haben

  Transvestiten den starken Wunsch, die weibliche Kleidung wieder abzulegen.

In der «Szene» werden männliche Transvestiten «Drag Queens» und weibliche Transvestiten «Drag Kings» genannt.

Bei Frauen kommt Transvestitismus nicht sehr häufig vor.

Transsexualität unterscheidet sich vom Transvestitismus (synonym: transvestitischer Fetischismus) dadurch, dass Transsexuelle die innere Gewissheit haben, dem Gegengeschlecht anzugehören. Sie fühlen sich im falschen Körper und haben meist das Bestreben, ihn dem gefühlten Geschlecht angleichen zu lassen. Das Tragen der gegengeschlechtlichen Kleidung entspricht ihrer subjektiv erlebten Geschlechtsidentität, auch wenn diese dem biologischen Geschlecht entgegensteht.

  Das Tragen der weiblichen Kleidung bereitet Transsexuellen also keine sexuelle Lust und Erregung und es ist auch nicht notwendig, um zum Orgasmus zu gelangen.

Auch besteht unmittelbar nach einer erlebten sexuellen Befriedigung kein Verlangen, die weibliche Kleidung abzulegen. Vielmehr

  erleben Transsexuelle durch das Tragen der weiblichen Kleidung ein Gefühl der Normalität und damit der Entspannung.

Transvestiten hingegen identifizieren sich nicht

Intersexualität

7. Körperliche Geschlechtsvarianten: Was ist Intersexualität?

Gewöhnlich erkennt man gleich nach der Geburt an den äußeren Geschlechtsorganen, ob ein Kind ein Junge oder ein Mädchen ist. Diese einfache Zuordnung reicht jedoch allein nicht aus, um einen Menschen als weiblich oder männlich zu definieren, denn die Natur hat über die Zweiteilung der Geschlechter hinaus noch weitere körperliche Varianten hervorgebracht. Es gibt also auch «Zwischengeschlechter», denn

  manche Menschen sind weder ganz Mann noch ganz Frau.

Der Oberbegriff für körperliche Geschlechtsvarianten ist Intersexualität. Sie liegt dann vor,

  wenn Chromosomen, Geschlechtsorgane, sekundäre Geschlechtsmerkmale, Gene, Hormone und Keimdrüsen nicht alle demselben Geschlecht zuzuordnen sind.

Bei Intersexualität handelt es sich also um «Vermischungen beider Geschlechter». Sie drückt sich in unterschiedlichen Erscheinungsbildern, den sog. Intersex-Syndromen aus. Intersex-Syndrome gibt es in vielen Varianten mit ganz unterschiedlichem biologischem Hintergrund, je nach der vorgeburtlichen sexuellen Differenzierungsebene, auf der die Störung während des Heranwachsens des Embryos im Mutterleib geschehen ist.

Insgesamt kann sich das Geschlecht eines Menschen nämlich auf fünf somatischen Ebenen manifestieren. Es gibt

  ein cerebrales (unterschiedliches geschlechtsspezifisches Funktionieren der Sexualhormonsekretionszentren im Hypothalamus) Geschlecht.

Körperliche Geschlechtsvarianten entstehen also wenn aus den verschiedensten und vielfältigsten Ursachen Störungen auf der chromosomalen, gonadalen, hormonellen oder anatomischen Ebene passieren. Die Auswirkungen sind ganz unterschiedlich und es können in verschieden starker Ausprägung sowohl die äußeren als auch die inneren Geschlechtsorgane betroffen sein. Neben den fünf somatischen vorgeburtlichen sexuellen Differenzierungsebenen gibt es nach der Geburt drei weitere Geschlechtsebenen, die mit der psychosozialen Entwicklung zusammenhängen. Unterscheiden lässt sich zusätzlich

  ein Zuweisungsgeschlecht,

  ein Erziehungsgeschlecht und

  ein Identifizierungsgeschlecht.

Das Zuweisungsgeschlecht ist das Geschlecht, das bei einer normalen anatomischen Geschlechtsentwicklung gleich nach der Geburt bei einem Kind festgestellt wird. Wie ein Kind sich im Hinblick auf sein psychologisches Geschlecht nach der Geburt entwickeln wird, hängt u. a. davon ab, wie es erzogen wird.

Das Erziehungsgeschlecht beinhaltet, dass ein Kind in seinem Verhalten den geschlechtsspezifischen Anforderungen, Normen und Regeln einer Gesellschaft angepasst wird, wobei jede Kultur spezifische geschlechtstypische Rollenerwartungen hat, wie sich ein Mädchen oder ein Junge bzw. Frauen und Männer zu verhalten haben.

Die Geschlechtsidentität entwickelt sich aus der tiefen, inneren und überdauernden Gewissheit und der konstanten Erfahrung der eigenen Individualität, die als eindeutig weiblich oder männlich oder als irgendwo dazwischen liegend empfunden wird, und die sich im Verhalten und Erleben niederschlägt

Bei Intersexuellen stimmen nicht selten auch diese Ebenen der Geschlechtlichkeit nicht überein. Dies hängt damit zusammen, dass Intersexuellen meist nach der Geburt, sobald die Intersexualität erkannt worden ist, ein soziologisches Geschlecht zugewiesen wird, in dem sie dann später erzogen werden. Um den Körper diesem Zuweisungsgeschlecht anzupassen, werden entsprechend etliche medizinische Eingriffe vorgenommen. Von den Betroffenen werden diese oft als verstümmelnd und traumatisierend erlebt. Trotz des starken sozialen Drucks, der oft von Eltern, Ärzten, Lehrern und Pädagogen aufgewendet wird, um das Kind dazu zu bringen, sich entsprechend seinem zugewiesenen Geschlecht zu verhalten, weisen einige intersexuelle Menschen die gegengeschlechtliche Identität auf und weigern sich, in ihrem Zuweisungsgeschlecht zu leben.

Andere bleiben ihr Leben lang auf der Suche nach ihrer geschlechtlichen Identität, oder sie leiden unter dem Konflikt und bekommen deshalb psychische Probleme.

Intersex-Syndrome kommen nicht sehr häufig vor. In Deutschland gibt es schätzungsweise 100 000 intersexuelle Menschen.

8. Transsexualität – Intersexualität: Worin besteht der Unterschied?

Bei den meisten Menschen besteht eine innerseelische Übereinstimmung zwischen dem Bewusstsein, eine weibliche oder männliche Person zu sein, und dem biologischen Geschlecht. Einige Menschen sind sich aber ihrer Geschlechtsidentität nicht sicher oder sie verspüren ein Unbehagen in ihrem körperlichen Geschlecht. Manche haben sogar das Empfinden, dass es überhaupt nicht zu ihnen passt. Ein solches Erleben wird als Transsexualität oder auch als Transidentität bezeichnet.

Wie wir heute wissen, gibt es über eine Zweiteilung der Geschlechter in weiblich und männlich hinaus auch

  Varianten, die sowohl das biologische Geschlecht als auch die Geschlechtsidentitäten betreffen.

Bei Transsexuellen

  ist das biologische Geschlecht in der Regel eindeutig,

jedoch wird die subjektiv gefühlte Geschlechtsidentität nicht zum körperlichen Geschlecht passend erlebt.

Transidente bzw. Transsexuelle sind so stark mit dem anderen Geschlecht identifiziert, dass sie sich als Angehörige des anderen Geschlechts empfinden und sich im falschen Körper wähnen.

  Ein biologischer Mann empfindet sich demnach als eine mit Hoden und Penis ausgestattete Frau, und umgekehrt

  erlebt sich eine biologische Frau als Mann, der mit Brüsten und Eierstöcken versehen ist.

Der Körper wird deshalb als «Irrtum der Natur» betrachtet. Entsprechend wird meist die körperliche Geschlechtsangleichung in Form einer hormonellen und operativen Transformation an die erlebte Geschlechtsidentität angestrebt.

Die Natur hat jedoch nicht nur Varianten der Geschlechtsidentitätsempfindung, wie die Transsexualität, sondern auch körperliche Geschlechtsvarianten hervorgebracht (s. Frage 9).

Menschen, die körperlich nicht eindeutig weibliche oder männliche Geschlechtsmerkmale haben, werden als intersexuell (s. Frage 7). bezeichnet.

Der Begriff Intersexualität ist eine Sammelbezeichnung bzw. ein Oberbegriff für Störungen der vorgeburtlichen sexuellen Differenzierung, die zur Ausbildung äußerer und ggf. auch innerer Sexualorgane führen, die einem eindeutigen chromosomalen Geschlecht widersprechen oder mit Geschlechtschromosomenabweichungen verbunden sind.

Körperliche Geschlechtsvarianten bzw. sog. Intersex-Syndrome, rühren also aus der Zeit während des Heranwachsens des Embryos im Mutterleib, in der sich auf verschiedenen Differenzierungsebenen (s. Frage 7) das Geschlecht herausentwickelt. Im extremen Fall handelt es sich um Zwitter, um Menschen also, die biologisch sowohl weibliche als auch männliche äußere Geschlechtsmerkmale haben.

  Transsexualität und Intersexualität sind in gewisser Weise Antipoden.

Ihre Gegensätzlichkeit besteht darin, dass bei

Transsexuellen das biologische Geschlecht eindeutig ist.

Eine Ausnahme bildet das hormonell bedingte Intersex-Syndrom AGS (s. Tab. 1 im Anhang), bei dem transsexuelle Konflikte häufiger zu beobachten sind als statistisch zu erwarten wäre.

Bei Intersexuellen hingegen

  ist das biologische Geschlecht nicht eindeutig.

Oft bleiben die Betroffenen ihr Leben lang auf der Suche nach ihrer Geschlechtsidentität, die nicht ihrem Zuweisungsgeschlecht, in das hinein sie operiert und erzogen wurden, entspricht.

9. Geschlechtsvarianten: Welche Intersex-Syndrome gibt es denn?

Auf den verschiedenen Differenzierungsebenen der somatischsexuellen Entwicklung im Mutterleib (s. Frage 7) können zahlreiche Abweichungen auftreten, die dazu führen, dass die körperliche Geschlechtszugehörigkeit nicht immer eindeutig ist. Solche Deviationen (Abweichungen) können zu klinischen Bildern führen, die Intersex-Syndrome genannt werden.

Die Störungen können aus den verschiedensten und vielfältigsten Ursachen auf der chromosomalen, gonadalen, hormonellen oder anatomischen Ebene passieren, so dass sich die Geschlechtsorgane in unterschiedlich starker Ausprägung entgegen dem chromosomalen Geschlecht entwickeln (s. Tab.1 im Anhang).

Chromosomenbedingte Varianten

Die häufigsten gegenwärtig bekannten chromosomenbedingten Varianten sind

  das Klinefelter-Syndrom,

  das Turner-Syndrom,

  die XXX-Anomalie und die

  XYY-Anomalie.

Hormonell bedingte Geschlechtsvarianten

Unter den vielen Arten von angeborenen Stoffwechselstörungen gibt es einige, die direkt die Produktion der Geschlechtshormone (Steroidhormone) beeinflussen. Die wichtigsten Störungen sind

  das Androgen-Insuffizienz-Syndrom (komplett oder partiell), auch als testikuläre Feminisierung bekannt,

  das 5-alpha-Reduktase-2-Mangelsyndrom und

  das adrenogenitale Syndrom (AGS)

Gonoduktale und genitale Geschlechtsvarianten

Hierbei handelt es sich um Zwitter, d. h. um Menschen, die nebeneinander männliche und weibliche Keimdrüsen und äußere Genitalien haben. Dabei können Eierstock und Hodengewebe getrennt oder auch in einem Organ vereint liegen.

Man unterscheidet den

  Hermaphroditismus und den

  Pseudohermaphroditismus masculinus bzw. femininus (männliche bzw. weibliche Scheinzwitter)

Hirnanatomische (cerebrale) Varianten

Geschlechtsidentität

10. Kern-Geschlechtsidentität: Ab welchem Alter weiß man, ob man ein Mädchen oder Junge ist?

Die Geschlechtsidentität ist eine sexuelle Selbstidentifikation hinsichtlich des Geschlechtserlebens. Sie stellt das Bewusstsein dar, eine weibliche oder männliche Person zu sein. Ihre Entwicklung umfasst drei Bausteine:

Der erste Grundbaustein ist die

sog. Kern-Geschlechtsidentität, danach folgen als weitere Elemente

  die Geschlechtsrolle und

  die Geschlechtspartnerorientierung.

Die Kern-Geschlechtsidentität ist das Grundwissen um das eigene Geschlecht. Definiert wird sie als ein

  «elementares, bewusstes und unbewusstes Erleben, bezüglich des biologischen Geschlechts entweder ein Junge oder ein Mädchen zu sein».

Sie entwickelt sich aufgrund des Zusammenwirkens von biologischen und psychischen Einflüssen ab der Geburt eines Kindes, wenn die Eltern mit ihrer Geschlechtszuweisung zumeist geschlechtsrollenstereotyp auf ihre Kinder als Junge oder Mädchen reagieren.

Am Ende des zweiten Lebensjahres ist sie normalerweise als relativ konfliktfreie Gewissheit im Kind etabliert.

Eine Vorstellung von ihrer Kern-Geschlechtsidentität haben Kinder jedoch wohl bereits schon vor dem 18. Lebensmonat.

Erzieherisch kann die Geschlechtsidentität – wenn überhaupt –

  nur in den ersten Lebensmonaten beeinflusst werden.

Nach dem 18. Lebensmonat wird dies schon wesentlich schwieriger und nach dem 4. Lebensjahr ist dies fast immer unmöglich, d. h.,

  nach dem 4. Lebensjahr ist die Geschlechtsidentität durch äußerliche Einflüsse meist nicht mehr veränderbar.

Bei Transidenten ist die Kerngeschlechtsidentität aus bisher nicht bekannten Gründen ambivalent (z. B. «ich bin ein Junge und habe ein Baby im Bauch»).

Einhergehend mit dem Wissen um das eigene Geschlecht werden vom Kind auch die entsprechend vorgesehenen Geschlechterrollen, d. h. die mädchen- oder jungenhaften Verhaltensmuster übernommen. Solche Geschlechtsrollenvorstellungen werden von frühester Kindheit an im Verlauf der Entwicklung durch Sozialisation internalisiert, d. h. zutiefst verinnerlicht.

Der Prozess der Geschlechtsrollenaneignung ist ebenfalls spätestens bis zum 4. Lebensjahr abgeschlossen.

Nach der endgültigen Festlegung der Geschlechtsidentität und der Geschlechterrollenaneignung im 4. Lebensjahr, geben die Jungen nicht nur an, lieber mit Jungen als mit Mädchen zu spielen, sondern sie tun es auch tatsächlich. Auf Mädchen trifft dies entsprechend umgekehrt genauso zu. Auch haben Kinder in diesem Alter bereits typisch männliche bzw. typische weibliche Berufswünsche und Urteile darüber, was Mädchen und Jungen können oder nicht.

Unabhängig davon, wie sich die Menschen später entwickeln, basiert auch ihre jeweilige sexuelle Orientierung

  eindeutig auf der nach den ersten vier Lebensjahren festgelegten Geschlechtsidentität.

Folglich erleben sich homosexuelle und bisexuelle Männer genauso wie heterosexuelle Männer subjektiv gleichermaßen dem männlichen Geschlecht zugehörig, wie sich homosexuelle, bisexuelle und heterosexuelle Frauen eindeutig dem weiblichen Geschlecht zurechnen.

Eine Ausnahme hinsichtlich der Geschlechtsidentität bildet die Transsexualität.

In der Pubertät und der Zeit des Heranwachsens (Adoleszenz) erhält die sexuelle Identität normalerweise ihre endgültige Form.

Allerdings kann sie sich aufgrund verschiedener Einflüsse (z. B. sexuelle Umorientierung, transsexuelle Entwicklungen, Partnerwechsel etc.) später auch noch verändern.

Zur psychologischen Entwicklung der Geschlechtsidentität liegen einige lerntheoretische und kognitiv-strukturelle, vor allem aber verschiedene psychoanalytische Erklärungsansätze vor (s. Fragen 10, 40).

11. Entstehung: Welche Einflüsse bestimmen die Geschlechtsidentität eines Menschen?

Die Frage, wie sich die Geschlechtsidentität genau entwickelt und welche Faktoren sie bestimmen, lässt sich bislang nur ansatzweise beantworten. Von biologischer, psychologischer und soziologischer Seite gibt es zwar viele Vermutungen, aber beweisbare Ergebnisse sind rar.

Heute geht man

  von einem Wechselspiel körperlicher, seelischer und sozialer Einflüsse aus,

wobei die Bedeutung der einzelnen Faktoren – und besonders ihre Interaktion zu verschiedenen Zeitpunkten – bisher ebenfalls erst in Ansätzen geklärt sind.

Auch die Frage, wie die Kerngeschlechtsidentität mit der sexuellen Orientierung zusammenhängt (s. Frage 12), ist noch ungeklärt.

Der Frage, wie sich pränatale (vorgeburtliche) hormonelle Einflüsse auf das Gehirn auf die Entwicklung der Geschlechtsidentität und auf die sexuelle Orientierung auswirken, sind verschiedene bio-medizinische Forschungsansätze nachgegangen.

Neben tierexperimentellen Studien basieren solche Forschungen im Wesentlichen auf der Untersuchung von intersexuellen Menschen und von Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Medikamente einnahmen, die die Hormonbalance des Fötus verändern, sowie auf Zwillingsforschungen.

  In Bezug auf die Entstehung der Geschlechtsidentität sind die Ergebnisse dieser Studien jedoch widersprüchlich und nicht eindeutig.

Allerdings zeigen sie, dass es in begrenztem Umfang einen Einfluss hormoneller Faktoren und Ko-Faktoren

  auf die sexuelle Orientierung gibt.

Ein naturwissenschaftliches Modell für eine direkte organische bzw. genetische Erklärung der Geschlechtsidentität und der sexuellen Orientierung existiert bisher also nicht.

Dieses wird es auch nicht geben können, denn die Entwicklung der Geschlechtsidentität ist so eng mit der Geschlechterrollenaneignung verbunden, dass die Geschlechtsidentität ohne kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse gar nicht gedacht werden kann.

Inzwischen geht man bezüglich der Frage, ab welchem Zeitpunkt sich die Geschlechtsidentität herausbildet, davon aus,

  dass die Entwicklung sofort nach der Geburt beginnt.

Ebenso schnell geschieht wohl auch die subjektive Geschlechtsrollenfestlegung des Kindes in Entsprechung zur Erziehungsumwelt. Sie ist wahrscheinlich bereits weitgehend vollzogen, bevor das Kind zu sprechen beginnt, also etwa im Alter zwischen 18 Monaten und zwei Jahren.

Mit zunehmendem Sprachvermögen organisiert sich dann beim Kind auch die gefühlte Selbsterkenntnis, einem bestimmten Geschlecht anzugehören, die auch nach außen kommuniziert wird. Damit einher geht, dass das Kind geschlechtsrollentypische Verhaltensweisen bevorzugt und gleichgeschlechtliche Menschen als Rollenmodelle wählt.

Sowohl die subjektiv erlebte Geschlechtsidentität als auch die persönliche Geschlechtsrolle entwickeln sich während der ersten 4 Jahre wahrscheinlich eher gleichsinnig und sich gegenseitig beeinflussend, und wohl nur sehr bedingt nacheinander. Danach ändert sich dies.

Während die Geschlechtsidentität bis zum 4. Lebensjahr weitgehend festgelegt zu sein scheint, entwickelt sich die persönliche Geschlechtsrolle und die Darstellung dieser Rolle nach außen (Gender Role) auch später noch weiter. Dabei wird die Geschlechtsrollenpräsentation wesentlich von kulturspezifischen Vorstellungen und Normen beeinflusst. Auch wird sie durch die Geschlechtsidentität mitbestimmt, in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen baut sie sich aber erst nach und nach durch erzieherische Einflüsse, durch die Erwartungen von außen, durch eigene Erfahrungen und durch die selbst gewählten Vorbilder auf.

Mit einem anderen ebenfalls strittigen und nicht gelösten Problem, das die Entwicklung der Geschlechtsidentität betrifft, beschäftigen sich hauptsächlich psychodynamisch orientierte Erklärungsansätze. Es geht um die Frage, welche Bedeutung für die frühe Entwicklung der Geschlechtsidentität und ihrer späteren Stabilität oder Zerbrechlichkeit, die Tatsache hat,

  dass die Mutter eine Frau ist.

Die meisten Autoren sind der Auffassung, dass der Junge, um eine männliche Identität zu erlangen, die primäre Identifikation mit der Mutter abrupter, radikaler und traumatisierender aufgeben müsse als Mädchen. Deren Weiblichkeit scheint durch die primäre Identifikation mit der Mutter quasi «sicher gestellt zu sein» (Greenson,1968).

Andere Autoren (Person und Ovesey, 1993) bezweifeln, dass die frühe Identifizierung des Kindes mit der Mutter der Identifizierung mit ihrem Geschlecht gleichzusetzen sei und sind der Meinung, dass eine Ent-Identifizierung bei beiden Geschlechtern stattfinden müsse, denn ohne sie wäre ein Autismus die Folge.

Wiederum andere (Schmauch, 2001; Aigner 2001) kritisieren die Vernachlässigung der Bedeutung des Vaters und die Begrenztheit einer vorwiegend als radikale Abgrenzung von der Weiblichkeit verstandene Männlichkeit.

Unabhängig von solchen Diskussionen ist die Erfahrung unbestritten, dass sich Männer im Allgemeinen ihrer Männlichkeit weniger sicher sind als Frauen und eher daran zweifeln, dass sie ein Mann sind, während Frauen hingegen eher an ihrem Wert als Frau zu zweifeln neigen.

12. Sexuelle Orientierung: Wie entwickelt sich die Geschlechtspartnerpräferenz?

Unter der sexuellen Orientierung wird die erotische Ausrichtung eines Menschen in Bezug auf das Geschlecht seines Partners verstanden. Die zwei Pole eines Kontinuums, auf dem sich jeder Mensch hinsichtlich seiner Phantasien und seines Verhaltens ansiedeln kann, werden als hetero- und homosexuell bezeichnet. In der Mitte steht die Bisexualität. Menschen die keinerlei sexuelle Bedürfnisse verspüren und auch keinerlei sexuelle Verhaltensweisen zeigen, gelten als asexuell.

Hinsichtlich der Frage, wie und wann sich die individuelle Geschlechtspartnerorientierung entwickelt, gibt es verschiedene Theorien und Untersuchungen.

Einen sehr interessanten Erklärungsansatz hat Bem (1996) vorgelegt.

Bem geht von einem «zentralen Wendepunkt» aus, der sich offensichtlich bei allen Menschen irgendwann in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter vollzieht: es ist der entscheidende Wechsel hin zum Interesse am anderen Geschlecht.

Diejenigen Menschen, die in der Kindheit gern mit Mädchen spielen, nämlich später heterosexuelle Frauen und später homosexuelle Männer,

  bevorzugen im Erwachsenenleben Männer als Sexual- und Lebenspartner.

Diejenigen, die in der Kindheit lieber mit Jungen spielen, nämlich später homosexuelle