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Ein lyrischer Psychothriller um ein Jahr oder drei Tage. "Vielschichtig, abwechslungsreich, musikalisch." "Gekonnt, vielseitig, informativ." "Ein Langgedicht von einem talentierten Autor." ...
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Seitenzahl: 216
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von Dennis Franzen
"Traumdosis" ist ein Langgedicht von Dennis Franzen. Gewerbliche Nutzung der Inhalte ist ausdrücklich untersagt.
André Bergbaum schlief lange nicht, es brannte seit Tagen durchgängig Licht, er war die Kontur eines einstigen Gesichts. Es war eines Tages von ihm gewichen, auch war er in seinem Herzen erblichen, in tiefster Trauer begann er Tränen wegzuwischen. Seine Erinnerungen lösten sich von Tag zu Tag, auch er löste sich von allem, was er bedarf, etwas in ihm kritisierte das sogar scharf.
Aber er wollte nicht mehr umkehren, sich nicht gegen unvermeidlichen Verfall wehren, sich nicht mehr um sein Leben scheren. Er spielte etwas mit der Rasierklinge in seiner Hand, war sie das, was Leben und Tod verband, aber irgendwie hatte er es doch nicht in der Hand.
Hinaus auf die Straße, er lief hier schon einige Jahre, er griff sich in die verregneten Haare. Er lief an der Ecke vorbei, hier standen Leute, oft vielerlei, heute aber war niemand mehr dabei.
Es gab auch Menschen in seinem Umfeld, die verschwanden, als ob sie sich urplötzlich im Nichts befanden, vielleicht verschleppt von unbekannten Banden?! Oder vielleicht doch verstorben, es kam einem so viel zu Ohren, aber die Wahrheit blieb immer verborgen.
Der Rausch des Regens hatte ihn etwas belebt, er nahm wieder wahr, wie er wieder im Nichts steht, sein Herz in dieser Leere bebt. War er eigentlich noch am Leben? Er konnte es kaum sagen und wenn, dort nichts bewegen, schließlich war ihm alles gleich, Tod und Leben waren kein Segen.
Im Licht der Laternen wanderte er lang, sein zu bleiches Gesicht im besessenen Bann.
"Komm mit mir, ich nehme Deine Hand.", spricht der Todesengel zu ihm so sanft, als sein Gang in der Kälte still erlahmt. "Um nichts werde ich Dir in meinem Leben dienen!", spricht er, dabei den Spaziergang zu lieben, als auch die letzten Hagelkörner fielen. "Entkommen wirst Du nicht mehr...", erwidert die Stimme schrill und heller, sein Gang wird wieder etwas schneller. "Ich laufe ruhig und nur für mich, was nur bloß wieder zu mir spricht?! In diesem kühlen Winterlicht."
Der alte Hafen war ein ruhiges Pflaster, es kamen diesen Morgen bereits die ersten Laster, aufgrund der Optik fiel er aber direkt durchs Raster. Der Mantel lag eng an dem Körper, er winkte kurz und still dem letzten Pförtner, der nahm in die Hand seinen schwarzen, alten Hörer.
Seine Schritte werden schneller bald, nirgends ein Mensch, der durch die Gegend schallt, aber ein tiefes Säuseln in stürmischer Gestalt. Los nachhause zum Packen seiner Sachen, er würde heute endlich alles richtig machen, im Halbschlaf hört er schon Handschellen, die klacken.
Das Haus war zum Morgen recht belebt, er hat sich auf eine aussichtslose Lauer gelegt, da sein Name, wie er es vernahm, bereits auf einem Grabstein steht. Dieser Funke Traum nimmt ihn in Bann, so dass er endlich ein wenig schlafen kann, es ist des Morgens steter Anfang."Ich träume und bin wieder wach, der Schlaf, ein Leben voller Kraft,das Glück hält mich in tiefer Andacht.",
denkt er nun halb im Schlaf, in diesem Traume er nicht klagt.
Still liegt der See der Stadt, zu Tage und zur Mitternacht, wo kein Mensch wacht. Das Wasser ist tief, der Weg, den er zu Morgen lief, taumelt etwas schief. An einem Ufer sitzt er bald am Tage einige Zeit, bis bald die Abendfront herbeieilt, in stetem Jogging-Lauf durch die Gegend schallt. Er packt schnell seine Sachen ein, trinkt bedächtig seinen Wein, zieht von dannen, das ganz allein.
Seiner Kindheit Freude ist vergangen, es gibt keine Röte mehr auf den Wangen, das Gesicht wurde ganz leblos voller Bangen. Es war an irgendeinem Wintertag, der erste Schnee war ein schwerer Schlag, als er erstmals sich selbst oder dem Traum erlag. Wohin es ging, das wusste er nicht, ob es noch stimmt, erkannte er nicht.
Im Lauf der Leute geht er unter, des Morgens wird die Stadt schnell bunter. "Die süße Melodie, die in meinem Herzen wieder spielt, dass ich der Welt endlich entflieh'. In schnellem Gang, an einen Abgrund und Abhang, für einen wunderbaren neuen Anfang. Im Spiel des Lebens, ohne Ziel und nicht vergebens, in meinem Stil des Erlebens. Hinaus, weit in die Stadt, heute erneut zur Mitternacht, wo nur der Mond am Himmel wacht. Auf neuer Suche nach dem Weg, da jeder mir hier offen steht, hinaus, flink, wie nach dem Abendgebet. Der süße Duft der Blumen so faulig, der kühle Nebel morgens schaurig, das Bild des Winters so beschaulich.
Einst ging ich weit auf diesen Straßen, durch verruchte und verrauchte Gassen.
Des Weges auf den Pfaden der Menschen, können sie nur an Bekanntes denken, sie werden sich in den Abgrund lenken. Meine Philosophie ist heute: Ich mache Platz für neue Leute, finde bald wieder meine Beute." Er lag schockiert bei sich zuhause im Bett, die welken Blumen standen nett, er sang sich so aus der Welt, ganz weg.
Wenn hinreißend die Töne klingen, kann er sich auf sein Dasein besinnen. So bitter auch die Tränen waren, er spürte nichts an diesen Tagen, es ging so weiter wie seit Jahren.
Der Job alleine bot etwas Halt, im Büro ist das Leben kalt, die Buchstaben sind uralt. Auch seine einzigen Lebensfreuden, im Wald der lebenden Zeitzeugen, die seinen Willen manchmal beugen. Das Fenster sauber, die Blumenfront aufbaubar,einzig ist ihm hier das kleinstädtische Leben wahr. Der Weg nachhause jeden Tages, gleicht einer Flucht des Lebensatems, vor einer Welt des steten Wartens.
Die einstigen Winter zogen kalt vorüber, der Nebel war im Herzen spürbar, er nimmt jede Stimmung für an sich wahr.
In der Wohnung ein Bild, in satten Farben, so wild, schützt es vor dem Grau wie ein Schild. In den Gängen die Nachbarn, die gerne aus der Haut fahrn; allesamt aber bellende Hunde und handzahm.
Im Herz der Gedanke, nach einem teuflischen "Danke!", wenn er nicht von all dem abwich und wankte. So blieb er einen Tag zuhause, der Sonntag war eine wundervolle Pause. Die Wände voller aler Fotos, im Frühling wächst im Garten Krokos, er liegt hier meistens wortlos.
Der Fluchtkoffer für den Notfall steht, sein Gesicht ist in Schatten gelegt, er ist auch in dieser Ruhe so ängstlich erregt. Aber der Plan ist nicht mehr um zu werfen, er würde seine Götter ehren, ein weiteres Leben aus Glas zerstören. Zu lange hauste er im Anschein, er trank alleine seinen Wein,
ihn suchten die Alpträume heim.
"Nimm Dir auf Deinen Weg, was in Deinem Leben zählt, Du hast es oftmals selbst gewählt." Sprach wieder eine plötzliche Stimme, er erschrak ganz gelinde, dass er die Fassung wieder finde.
Der Unterschied der alten Tage, in denen er das Glück noch jagte, war losgelöst in diesem Jahre. Das alte Band seiner Freundschaften war vergangen, sie hatten sich nicht mehr verstanden, sie begannen sich gegenseitig aus ihrer Welt zu verbannen. Die dunklen Zeiten in Gefangenschaft, hatten sein Leben still bewacht, und raubten täglich seine Kraft.
Sah man ihn an, war er normal, hübsch, ordentlich, nur etwas fahl, nur war der Blick in die Augen so kahl. Als der Nebel um die Wälder kreiste, war er auf einer langen Reise, der Plan war einzig in seinem Leben weise. Drum leuchten seine Augen abendlich, wie auch das tote, runde Mondgesicht. Im Stadtgarten spielen Kinder, an der Ecke steht ein Wagen der Buchbinder, nichts existiert, nicht mehr und nicht minder. Im Café an der Ecke sitzen Frauen und Männer, daneben stehen Altbauten, Autos und Anhänger, sie existieren kurz und nicht länger.
Eine Straße liegt im dunklen Viertel, hier spielen die Menschen auf der Straße wohl Schaf und Hirte, was so manchen Kopf verdrehte und verwirrte. Im Stadtpark radeln die Studenten, sie wollen ihr Notenblatt noch einmal wenden, in der Natur vielleicht klarer denken. Am Fluss sitzt eine Gruppe von Jugendlichen, sie spielen Gitarre und singen und dichten, während der Geräusche der Roller vorbeizischen. Im Wald läuft eine Gruppe von Joggern, sie wollen sich vom Stress auflockern, im Lauftempo durch den Luftkurort tuckern.
Es wird Abend und die Rollläden fallen, einzelne Stimmen beginnen durch die Gegend zu schallen, man kann kaum reden ohne eisig zu hallen. Er zieht sich an und macht sich auf die Suche, eines weiß er sicher, auf seinem Leben liegt ein Fluche, der ihn einerseits quälte, andererseits betuchte. Der Regen prasselt kalt und stürmisch, der Wind faselt so alt und zynisch, die grauen Wände stehen aufrührerisch. Als er sich plötzlich umwendet, ein grelles Licht, das ihn kurz blendet, ein Knall, der ein Schicksal wendet.
Wie so oft ist er Zeuge, die dunkle Stadt und dunkle Leute, sterben um ihn, Tag für Tag und nicht nur heute. Denn nicht das Glück ist ihm gekommen, das Unheil lebt um ihn in Runden.
Einst kam er in einen vollen Raum, vor dem Hause stand ein Eichenbaum, er bemerkte das nahende Unheil kaum. Ein Mann von stattlicher Statur, schaute kurz auf seine Uhr, er dachte nichts und wartete nur. Dann kamen Menschen eingestürmt, sie zerschlugen die Tische ganz ungeniert,
ein ihnen heiliger Wahn hatte sie wohl verführt. Den einen kannte er aus alten Tagen, sie waren früher zusammen baden, im Freilichtbad, im Wald, wo andere jagen. Er erkannte ihn und lotste ihn hinaus, die Tür ging allzu plötzlich auf, der Grund für das alles, er kam nicht drauf.
Oder ein anderes Mal am Bahnhof, erschien ein alter Freund ganz schroff, mit dem er früher Biere soff. Er versah sich kurz und es war geschehen, er nahm sich auf den Gleisen das Leben, er hinterließ Kinder und gescheiterte Ehen.
In dieser seltsamen Art lebte um ihn das Unheil, die Menschen verschwanden vielerlei,als suchte sie heim ein vermeintlich göttlicher Schrei. Zumindest vermutete er das, einjeder rang mit einem Selbsthass, und das ohne das übliche Maß. So geschahen auch mit den Frauen Probleme, es war, dass alle zugrunde gingen, das in kürzester Zeit und ohne lange gemeinsame Wege. Er zählte die Toten um sich herum, er war meistens stumm, aber auch in Liebe kam mancher um. Vielleicht waren es auch die dunklen Jahre, in denen er an den Plätzen der Sterbenden verharrte.
André Bergbaum ist sein Name, er hat volle, dunkle Haare, zählt mittlere Lebensjahre. Sein Beruf ist in einer Kanzlei, er ist überall dabei, beschäftigt sich mit allerlei. Er lebt in einer ruhigen Stadt, in der das Schicksal für ihn lacht, wo er sein Leben lang verbracht. Skurril ist seine Umgebung, eine avantgardistische Bewegung, eine moderne Lebensregung. Zur Sommers- und zur Winterszeit, ist er eins mit sich und bereit. Er sucht die deutlichen Methoden, das Leben bestens zu erproben, fühlt sich Tag für Tag in Wogen. Er lebt in steter Gefahr, dass er sich lange schon versah, viele Sterbende sind ihm oft nah. Der Tod zieht wohl seine Kreise um ihn, er scheint einem dunklen Spiel zu dienen, ein Fremder seine Schachfiguren zu ziehen. In seinem Herzen lodert schwarzes Feuer, er versteckt es, als sei ihm nichts so teuer, es lockt ihn auf diese und jene Heuer.
Nun geht sein Leben langsam voran, er schreitet weiter zu einem Anfang, lebt nur noch für den inneren Klang. Verlassen von der Vergangenheit, ist er ein munterer Todesgeist, der fremde Lebensgeschichten weiterschreibt. Der letzte Tag war ihm so leicht, er steht vor dem Nichts im Lebenseid.
André Bergbaum saß zuhause, er gönnte sich eine abendliche Pause,an jeder Ecke der Stadt war eine große Sause. Da begann etwas zu passieren, das Bild an der Wand begann zu transformieren, eine Atmosphäre der eisigen Leere zu generieren. Es brachen aus den Wänden tiefe Schatten, sie begannen zu reden und lauthals zu lachen.
"Dein Leben endet am heutigen Tag, zu Mitternacht ereilt Dich der letzte Glockenschlag, Du lebst fortan in einem riesigen Sarg. Selbst wenn Dir alles so bekannt vorkommt, bist Du tot, leblos, an diesem Ort, aber Du hast jetzt für die Menschheit ein letztes Wort. Nutzt Du die Chance, wirst Du das schaffen, Du brauchst Deine Habseligkeiten nicht zusammen zu raffen, solltest jetzt nicht vor Angst zusammen klappen. Du bist fortan auf einer Mission, als Gottes letzter Sohn, Du sitzt auf dem letzten Thron."
André Bergbaum war starr vor Angst, er nahm schnell ein Buch in die Hand, vergrub sich darunter, was er auch fand. "Was ist die Frage, die Du mir stellst?" fragte er zuletzt beherzt, ahnte doch einen bösen Scherz.
"Die Frage begleitet Dich bis jetzt, Du hast Deine Augen mit der Welt benetzt, warum lebst Du wie bis jetzt?"
Er begann nieder zu sprechen, auf seinem Gesicht ein entrücktes Lächeln. "Ich wünschte, dass alles dort und hier, die weiße Taube des Friedens zier'. Vom Lande bis ins tiefe Meer, das Glück der Menschheit wieder kehr, dass man die richtigen Werte ehr'. Im Zweifel sollen die Mächtigen leben, die anderen leben im Garten Eden, sie sollen unsere Zukunft sehen. Der Dunkelheit wünschte ich das Licht, das aus den Büchern von sieben Siegeln spricht, aus den Augen der Verfolgten bricht. Der Familie wünschte ich das Glück, es werde wahr, das stück für Stück, dass sie nichts von mir mehr bedrückt. Den Fleißigen der Lohn der Erde, der sich auch für die anderen mehre, dass niemand ihre Kräfte zehre. Die Ziellosen ein wenig Hoffnung, im Herzen und im tiefen Gedanken nun, dass sie das Beste für sich tun. Den Bösen wünschte ich die Besinnung, in klarer, wahrer Empfindung, dass sie fortan nur Sinn tun. Den Menschen, die um mich gestorben, wünsch ich zu neuen Seelenorten das Glück der Welt nach neuen Pforten. Den Freunden der tiefen Meditation, die größtmögliche Erleuchtung, dass sie im Handeln bestens tun. Den Mittellosen nur sich selbst, wie auch den Reichen nur das notwendige Geld, dass man sie alle nebeneinander hält. Den Hungernden eine Hand mit Gaben, dass sie nicht weiter darben. Den Freunden, das was für sie zählte, am Ende ihrer Kräfte und Wege, dass man sie verpflege und hege. Den Feinden eine Idee im Herzen, dass sie vergangenes böses Blut verscherzen, die Weisheit der Altertümer erben. Den Lieblosen ein Funken Licht, der in ihr Inneres hereinbricht, für etwas wahres Gesicht. Den Suchern dieser Erde, wünsche ich Entdeckerehre, ein Glück im Finden, das für sie währe. Den rastlos Strebsamen, wünsche ich ein abschließendes "Amen", dass sie haben und nicht jagen. Den Verlorenen der Welt, wünsche ich, was für sie noch zählt, so dass sie das Leben hält. Den Liebenden täglichen Frieden, mit dem sie die Zeit besiegen. Den Verschwendern wünsche ich den Wert, der sie immer wieder nährt, so dass sie die Zukunft schert. Den Ausgegrenzten etwas Zusammenhalt, dass ihr Leben laut genug schallt, dass ihr Herzschlag durch die Welt hallt. Den Tieren und kleinen Wesen, Freiraum zum täglichen Genesen, im Ganzen in ihrem Wesen. Den Unterdrückten alle Kraft, mit der man den Umschwung schafft, in gerechter und nicht abrechnender Andacht. Den Teilen dieser Welt, das, was sie zusammenhält. Den Religionen, einen Ort an dem sie wohnen, wo sie den Menschen täglich lohnen.
Den Fremden ein Licht des Neuen, das sie in die Weite streuen, zwischen abertausend Leuten. Der Politik eine ruhige Hand, die das Herz der Zeit bemannt, dass sie das Glück und Leben ahnt. Jedem Menschen ein Bild von sich, dass in Zukunft Bände spricht, niemals in der Dunkelheit erlischt. Den Liebenden die freie Wahl, sie mögen gewinnen in Überzahl, gegen das Böse und die Qual. Den Freudetrunkenen, Maß und Halt im Wandeln, das die Welt wie ein Problem behandelt. Den Künstlern und Kulturschaffenden allesamt das gute Leben, das sie wie die Kunst auch hegen. Den Glücklosen von Geburt, eine sanfte Lichtspur, die sie führt auf ihrer Tour. Den Verblichenen und Alten, Worte, die Weisheit beschreiten, für die neuen kalten Zeiten. Den Idealisten dieser Welt, ein Realitätssinn, der erhält, der die Moderne weiter stählt. Den Verborgenen Geschehnissen, schließlich unendliches Wissen, das gepaart mit göttlichem Gewissen. Und mir selbst, das Leben als letzter Held."
Dunkel zogen die Schatten an den Wänden umher, seine Augen wurden langsam leer, das Bild sah immer wieder her. Die Glocken begannen elf Uhr zu schlagen, er begann seinem Leben sicher zu entsagen, es gab für ihn nichts mehr, keine Antworten oder Fragen. An den Wänden zeichneten sich Figuren, er konnte sich nicht beruhigen, als vor dem Haus Autos anfuhren. In tiefen Gedanken dachte er über sein Leben nach, er war bereits lange und zu lange wach, es wurde für ihn niemals wieder Tag. Er hatte alles verloren und stand vor dem Nichts, kein Mensch war mehr hier, nichts, das für ihn spricht, oder ihm das satte Leben auftischt. Niemals wieder würde er lieben, in der Einsamkeit das Gold vergangener Zeiten sieben, sein Leben erneut mit Glück aufwiegen.
In sanfter Stimme sprach etwas zu ihm, es schien ihn direkt anzuziehen, seinem Unglück die Stirn zu bieten. "Auch wenn es nur noch wenige Stunden sind, bist Du Gottes letztes Kind, so höre doch nur auf den Wind." Er lauschte, der Wind rauschte, er sauste. Durch das Fenster hörte er eine Stimme, sie lockte ihn in weitem Sinne, zu einem Blick aus dem Fenster zur Linde. Dort stand die Polizei erhobener Waffe, ein Mann lief Amok, trug eine dunkle Jacke, der Schnee fiel sanft in die Welt wie Watte. Ein Schuss, er fiel, war das sein Ziel? Schüsse fielen und der Mann starb,
es half auch kein Krankenwagen in dieser Nacht, irgendjemand trug ihn wohl irgendwann im Sarg. Er schaltete das Radiogerät ein, trank dabei etwas letzten Wein, ein trostloses Dasein. In Berlin wurde auf ein Konzert ein Anschlag verübt, die Täter wurden nicht überführt, den letzten Atem der Terroristen hatten Tausende gespürt. Die Welt ging zugrunde, ihm blieb noch eine knappe Stunde,
er saß inmitten einer gesprächigen, dunklen Runde. "Du bist einzig in dem heutigen Bunde, es bleibt Dir jetzt Zeit für das Wort in Deinem Munde, wir dienen Dir, Du bist unser Kunde. Du bietest uns Deine Seele, wir geben Dir alles, was Du willst, wie auch Ehre, also wähle:
Entscheide Dich für Deinen Wunsch, es kostet Dich Dein Leben und einen versiegelten Mund, dafür wird die Zukunft für Dich grau, für alle anderen bunt. Bist Du dagegen, werden wir Deine Opfer quälen, Deinen Geist zermatern und Dein Herz stehlen."
Er blickte verzweifelt an die Decke, dort leuchtete ein riesiger Turm voller Verstecke, Schreie fielen herab in eine Zimmerecke. Er sah seine Kindheit langsam verschwimmen, konnte sich ihr nicht mehr besinnen, die Erinnerungen nicht mehr bestimmen. Der Vater rief nach ihm und er kam nach,
es war ein warmer Sommertag, plötzlich war er es, der ins Eis einbrach. Dunkel flogen nun Schatten durch den Raum, er war vor dem Tod und das wie im Traum. "Nun wird Deine Kindheit verschwinden, wir erzählen Dir die wahre Geschichte in eisigen Winden, Du wirst darin die Wahrheit über Dich finden." Sprach eine Stimme in der Nacht, sie war leise und ganz sacht, sachlich in ihrer Macht.
Er stand auf, zog eine Jacke an, achtete auf diesen Anfang, ging dann. Er lief im Windesrausch, da klangen die Stimmen wild aus den Bäumen heraus, es waren soviele und wie ein Fest in Saus und Braus. "Du bist ein Sonntagskind gewesen, an Dir sollte die Welt genesen, aber Du entschiedest Dich falsch im Leben. Dein Vater war ein Händler von Menschen, er hat viel Blut an seinen Händen, Du wirst das ewig weiter denken. Deine Mutter ist eine Dirne des Teufels, sie hat einen Altar auf den sie Kindsblut träufelt, Du warst der, der ihr nichts bedeutet." Entsetzt von diesen Botschaften lief er durch den Sturm, er lief hinzu auf den Kirchturm, dort standen Menschen und sahen auf ihre Uhr'n. "Die Zeit ist für Dich gekommen, Dir werde das Glück des Lebens genommen, eine halbe Stunde hast Du noch gewonnen. Darum wähle, wohin Du gehen wirst, auch erzähle, was Dir wichtig sein wird, und gehe, wohin Dich das Lebenslicht führt."
Er wurde bleich und bleicher, die Stimmer lauter und tonreicher, er lief weiter und weiter. Am Rathaus blieb er stehen, hier würde die Stadt zugrunde gehen.
In totenbleichem Blick, hoffte er auf ein großes Geschick, das seinen Wunsch nun abnickt. Der Regen flog in tausenden Fetzen, er schien sein Bild von der Welt zu zersetzen, die letzten Mauern der Eintracht blutig zu benetzen. Er konnte sich nun nicht mehr erinnern, war er einst dabei sich ein Leben zu zimmern, stand er nun hier in hilflosem Wimmern. Passanten eilten an ihm vorbei, manch einer redete dabei allerlei, aber er verstand nur, sie waren frei.
"Du gehörst uns, erinnere Dich ewig an diesen Punkt, Du bist gesund. In der Tiefe der Nacht riefen wir Dich, gaben Dir ein neues Gesicht, es ist nun Deine Pflicht. Du wirst als Untoter zwischen den Menschen leben, es gibt keine Zukunft für Dich und keinen Segen, all Deine Ziele werden Deinen Körper bewegen. Das letzte Gebet ist Deine Mission, Du bringst sie zu Ende in dieser Zivilisation,
glaube an sie, wie an Dein einziges Axiom." sprach der Wind neben dem Verkehr, es plätscherte leuchtend auf dem Teer, die Stadt wurde ein undurchschaubares Farbenmeer.
Die letzten Minuten waren gezählt, er hatte alles erledigt und er hatte gewählt, sein Blick war auf einen Funken Vernunft gestählt. Er nahm eine Zigarette und zündete sie an, der Rauch verteilte sich in der Gegend dann, er lief davon und kam zuhause an. Es wurde ruhiger und er schlief ein, in ihm entschlief ein Teil menschlichen Daseins.
Die Welt in der er lebte, war das Chaos dieser Erde, wo er nun das Schicksal webte. In der Nacht war es geschehen, er spürte die ersten Wehen seiner Zukunft auferstehen.
Er verbrachte lange viel Zeit, mit dem Leben in der Freiheit, er war Tag für Tag für Neues bereit. Nun spürt er das Blut noch Beben, er liegt im tiefsten Schlafe seines Lebens, ist dem Unbekannten still ergeben.
In dem Feuer dieser Nacht, verbrannte das Herz voll Macht, er gab auf alles außer sich Acht. Er erwacht des Mittags spät, ist im Kopf so ganz verdreht, in ihm pocht noch sein Gebet. Er hört plötzlich die Gedanken, seiner Eltern, seiner Tanten, gerät weiter in das Wanken. "Du bist nicht mehr unser Sohn, wo auch immer ich jetzt wohn', Dein Tod ist unser Lohn." spricht die Mutter telepathisch, er versteht das euphemistisch, es ist weder falsch, noch wichtig. "Gehe weit in diese Welt, wo das Schicksal Dich in Bann hält, werde den Fremden doch ein Held." spricht die Tante durch die Luft, als ihn bald das Schicksal ruft, sein Wille zu bleiben leicht verpufft. Denn in allen Neuanfängen, stecken zahllos viele Enden.
Er stand auf, die Kirchturmuhr erklang laut, er machte die Augen auf. In der Wohnung war es leise,
auf eine absonderliche Weise, er erinnerte sich der nächtlichen Reise. "Die Welt ist verloren und ich muss sie ändern, es hält sie der Teufel an unsichtbaren Bändern, insbesondere an den moralischen Rändern. Ich werde heute losziehen und erfahren, wonach mein Geist strebt in diesen Tagen, das Geheimnis der letzten Nacht wahren. Es bleiben soviele Dinge zu tun, ich werde nicht mehr tatenlos ruh'n, ich finde die Schätze der schwarzen Truh'n."
Er buchte eine Reise in eine entfernte Stadt, dort würde seine Suche endlich wach, er stand in seiner Heimat nach dieser Nacht im Patt. Er gab nichts weiter zu unternehmen, er würde das neue Leben wählen, er sprach mit einigen Kontakten. "Freund der Nacht, gib hier bloß Acht, da eine große Macht hier wacht." sprach einer zu ihm per Telefonie, er kannte sein künstlerisches Genie, das aufgrund der Perfektion niemals missfiel.
"In mir lebt ein Teil einer Seele, die mich Nacht für Nacht bewegte, bevor ich mich schlafen legte." antwortete er ihm und das Gespräch endete, es war keine Aussage, die das Blatt wendete, viel mehr war er jemand, der sogleich einen Brief sendete.
Wie auch das Geschehen zu erklären war, ihm wurde ein neuer Teil der Welt wahr. Er holte die Post aus dem Briefkasten, dabei aufgrund des mulmigen Gefühls sehr am Hasten, die letzte Nacht begann ihn schwer zu belasten. Er blickte auf den Brief, es war, als ob aus dem Siegel Blut trieft', er öffnete ihn auf dem Bett und beugte sich tief.
Er las, aber es war so, dass er schnell vergaß, der Brief war wie aus Glas.
"In der letzte Nacht haben wir Dich gefunden, Du betetest einige Stunden, an Deinem Tode soll die Welt gesunden. Wir sind überall und wir sind viele, wir wissen alles und spielen mit Dir ein paar Spiele, wir finden Dich und warten an Deinen Zielen. Du kannst uns nicht mehr entkommen, Du lebst als Untoter unter den Sternensonnen, Deine letzte Chance hast Du gestern bekommen. Wohin Du auch gehst, wo Du auch stehst, wie Du auch lebst. Es gibt nichts mehr, das Dich rettet, Du hast Dein Leben verwettet, jetzt wirst Du im Tode gebettet." Er sah verstört hinauf, sein Herz raste wie in einem Alptraum, alle seine Selbstsicherheit löste sich auf wie Schaum. Er war verloren, gegen den Willen der Menschheit geboren, zum Tode auserkoren. Er rief einen Bekannten an und suchte Schutz, "Gib mir ein Bett für lang oder kurz, es ist das einzige, das mir noch nutzt." "Komm zu mir, ich bin stets hier."
Er besah seinen Koffer zur Flucht, es war so, dass ihn jemand sucht, der Zug zum Freund war gebucht. Er verließ fluchtartig die Wohnung, es war keine Schonung, nichts war mehr in Ordnung.
Die vergangene Nacht zerstörte sein Leben, er würde niemals wieder kehren, seinen Lebensweg hier nicht an Jahren mehren. Die Nachbarn würde einige Wochen nichts bemerken, in dieser Zeit würde er sich stärken, seine Verfolger waren dunkle Herren.
Die Stadt war ihm ein Fiasko auf dem Weg zum Bahnhof, überall die Verfolger an diesem Ort, in den Augen leuchtete förmlich der Wille zum Mord. Er stieg ein und schloss die Augen, es würde ihm weiterhin Schlaf rauben, wie dunkle Herren seine Seele aussaugen. Er hatte etwas weiter als bis zum Freund gebucht, falls jemand ihn abzufangen sucht, er stieg an dem Bahnhof schnell aus, voller Tatenmut.
Dort wartete sein Freund, er fragte, warum er zu ihm kam, durch die Weite streunt, er fand keine Antwort zu heut'.
Sie gingen zu Abend essen, André Bergbaum blickte sich andauernd um, zum Tresen, dort saßen Herren von bedrohlichem Wesen. Als sie spät Abends bei dem Freund ankamen, begann die Furcht erst richtig zu starten, er sagte, er würde jetzt schlafen. Aber er zitterte die ganze Nacht am Körper,
bekam kaum Luft und sein Herz schlug immer höher, Er war auf der Flucht vor sich und einem Mörder. Im Traum sah er seine Familie Abschied nehmen, er dachte niemals zuvor an diesen Tag im Leben.
Er wachte früh auf, er setzte Kaffee auf, er ging auf den Balkon hinaus. Auf der Straße liefen Menschen zur Arbeit, die Linde im Garten rauschte zur Klarheit, er fühlte eine erdrückende Leere der Wahrheit.
Die Zigarette brannte in seiner Hand ab, er blickte wach, die Straßen waren sehr glatt.
Er ging hinein, sein Freund trank bereits etwas Weißwein, alles war in einem seltsamen Schein.
Er fühlte, dass ein Tag sein Leben veränderte, dass eine Nacht sein Schicksal nachhaltig wendete, dass nichts ihm noch Trost spendete. Sie frühstückten etwas Fisch und Brot, es war sehr frisch und nichts im Lot, ihn beschäftigten die Fragen zum Tod.
"Wie kommst Du darauf, zu mir zu kommen? Es ist kein Problem, Du kannst hier wohnen, aber hör auf zu schweigen, es wird sich nicht lohnen." Sprach der Freund, der diese Nacht versäumt, der sich seit Jahren gegen sein Schicksal afbäumt.
"Wir sind in großer Gefahr, der Tod ist in mir und Dir nah, nimm das bitte für wahr."
"... Moment mal, das ist doch keine Wahl, Du hattest einst Nerven aus Stahl. Jetzt sitzt Du hier so bekümmert, als ob in Dir die Welt trümmert, sprich aus, was Dich zermürbt." Sprach er mit offenen Augen, aber André Bergbaum konnte nur staunen. Die Wohnung war voller alter Gegenstände, sein Freund behandelte jeden wie eine materielle Legende, er nahm sie nur zum Staubwischen in seine Hände. Auch eine alte Blackbox stand dort, sie war geborgen von einem Flugzeugunglücksort, niemals angehört beherbergte sie ein geheimes Wort. Zudem hatte er eine weitreichende Bibliothek,