Tristan und Isolde - Claudia Strachan - E-Book

Tristan und Isolde E-Book

Claudia Strachan

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Beschreibung

Wer hat nicht von Tristan und Isolde gehört? Eine der ältesten Liebesgeschichten, die wir kennen, doch was passiert eigentlich? Diese Nacherzählung hält sich strikt an die mittelalterliche Urfassung Gottfrieds von Straßburg, lässt sich aber so leicht lesen wie ein historischer Roman. Lassen Sie sich ins sechste Jahrhundert entführen und folgen Sie der tragischen Legende, in der zwei Menschen um ihre verbotene Liebe kämpfen. Auszug: Isolde fischte wie jeden Abend die Zweige aus dem Wasser, prüfte, ob sie auch Tristans Zeichen trugen, und machte sich sofort auf den Weg. Ihr Herz hüpfte vor Freude. Sie hatten noch mindestens zwei Tage, vielleicht konnten sie sich sogar dann noch an der Quelle treffen, wenn Mark wieder zurück war. Schon konnte sie den Baum sehen, am liebsten wäre sie gerannt. Ihr Körper ächzte vor Sehnsucht nach Tristans Zärtlichkeiten. Dann aber stutzte sie. Er stand so still! Sonst war er immer auf sie zugekommen, hatte ihren Namen geraunt, die Arme ausgebreitet. Heute Nacht stand er dort wie angewurzelt, stocksteif. Das war nicht normal. Vielleicht sollte es ein Zeichen sein? Wurden sie beobachtet? Die Neuerzählung macht die Geschichte nachvollziehbar und leicht lesbar – ein Lesevergnügen für alle, die sich für die Grundfesten unserer Kultur interessieren. Die Autorin lebt seit 1993 in England. 2009 veröffentlichte sie ihr erstes Buch, "Mrs Mahoney's Secret War", das in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Null Papier Verlag

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Claudia Strachan

Tristan und Isolde

neu erzählt

Claudia Strachan

Tristan und Isolde

neu erzählt

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 2. Auflage, ISBN 978-3-954186-73-0

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Per­so­nen­ver­zeich­nis

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

Nach­wort

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Tris­tan und Isol­de -- Neu er­zählt

Wer hat nicht von Tris­tan und Isol­de ge­hört? Eine der äl­tes­ten Lie­bes­ge­schich­ten, die wir ken­nen, doch was pas­siert ei­gent­lich? Die­se Na­cher­zäh­lung hält sich strikt an die mit­tel­al­ter­li­che Ur­fas­sung Gott­frieds von Straß­burg, lässt sich aber so leicht le­sen wie ein his­to­ri­scher Ro­man. Las­sen Sie sich ins sechs­te Jahr­hun­dert ent­füh­ren und fol­gen Sie der tra­gi­schen Le­gen­de, in der zwei Men­schen um ihre ver­bo­te­ne Lie­be kämp­fen.

Isol­de fisch­te wie je­den Abend die Zwei­ge aus dem Was­ser, prüf­te, ob sie auch Trist­ans Zei­chen tru­gen, und mach­te sich so­fort auf den Weg. Ihr Herz hüpf­te vor Freu­de. Sie hat­ten noch min­des­tens zwei Tage, viel­leicht konn­ten sie sich so­gar dann noch an der Quel­le tref­fen, wenn Mark wie­der zu­rück war. Schon konn­te sie den Baum se­hen, am liebs­ten wäre sie ge­rannt. Ihr Kör­per ächz­te vor Sehn­sucht nach Trist­ans Zärt­lich­kei­ten. Dann aber stutz­te sie. Er stand so still! Sonst war er im­mer auf sie zu­ge­kom­men, hat­te ih­ren Na­men ge­raunt, die Arme aus­ge­brei­tet. Heu­te Nacht stand er dort wie an­ge­wur­zelt, stock­steif. Das war nicht nor­mal. Vi­el­leicht soll­te es ein Zei­chen sein? Wur­den sie be­ob­ach­tet?

Personenverzeichnis

*

Blan­che­flûr: Trist­ans Mut­ter, Schwes­ter Kö­nig Marks. Ver­liebt sich in Ri­walîn. Stirbt bei der Ge­burt ih­res Soh­nes.

Bran­gae­ne: Isol­des Ver­wand­te und engs­te Ver­trau­te, die am iri­schen Hof er­zo­gen wur­de. Tut al­les, um Tris­tan und Isol­de zu hel­fen.

Cur­ven­al: Trist­ans Leh­rer und treu­er Beglei­ter.

Flo­rae­te: Frau von Rual. Ad­op­tiert Tris­tan.

Gor­mun­d: Isol­des Va­ter, Kö­nig von Ir­land, dem Corn­wall zu Tri­but ver­pflich­tet ist.

I­sol­de: Iri­sche Kö­nigs­toch­ter, wun­der­schön, aber sehr ei­gen­wil­lig.

I­sol­de: Isol­des Mut­ter, Frau von Gor­mund und Kö­ni­gin von Ir­land. Sehr ge­wandt in Heil­küns­ten.

I­sol­de mit den wei­ßen Hän­den: Eine wei­te­re Isol­de, die spä­ter in der Ge­schich­te auf­taucht.

Jo­ve­lin: Her­zog von Arun­del, Va­ter von Isol­de mit den wei­ßen Hän­den.

Kâe­dîn : Jo­vel­ins Sohn, Bru­der von Isol­de mit den wei­ßen Hän­den.

Mark: Kö­nig von Corn­wall und Eng­land, wohn­haft auf der Burg Tin­ta­gel.

Mar­jo­do: Marks Truch­sess, der als ers­ter von Tris­tan und Isol­des Ver­hält­nis er­fährt und sei­nen Herrn warnt.

Me­lot: Ver­trau­ter Kö­nig Marks. Be­herrscht die Kunst, in den Ster­nen zu le­sen. Spio­niert Tris­tan und Isol­de nach.

Mo­rold: Isol­des On­kel, ge­fürch­te­ter iri­scher Lan­des­fürst. Treibt für den Kö­nig den Zins ein, den Corn­wall an Ir­land zah­len muss.

Ri­walîn: Trist­ans Va­ter, Fürst von Par­me­ni­en, wohn­haft auf der Burg Ka­no­el. Aben­teu­er­lust treibt ihn nach Corn­wall, wo er sich in Blan­che­flûr ver­liebt.

Ru­al li Foi­ten­ant: Ri­walîns treu­er Mar­schall, Flo­rae­tes Mann. Ad­op­tiert Tris­tan.

Tri­stan: Sohn von Blan­che­flûr und Ri­walîn, Nef­fe von Mark. Von Flo­rae­te und Rual wie ihr ei­ge­ner Sohn er­zo­gen. Hoch­ge­bil­de­ter Rit­ter, dem al­les zu ge­lin­gen scheint.

1.

Tin­ta­gel sah noch be­ein­dru­cken­der aus, als man es ihm be­rich­tet hat­te. Hoch oben auf den Klip­pen thron­te es, zu­gäng­lich nur über einen stei­len, schma­len Weg, der den Pfer­den den Schweiß in die Flan­ken trieb. Es muss un­mög­lich sein die Burg zu über­fal­len, dach­te Ri­walîn mit ei­ner Mi­schung aus Neid und Re­spekt. Von Land aus er­reich­te man sie nur über die­sen schma­len Pfad, der di­rekt zum Tor führ­te, es gab kei­ne an­de­re Mög­lich­keit. Tief un­ter der Burg tob­ten die Wel­len; das Brau­sen der Bran­dung don­ner­te bis hier­her. Nie­mand wür­de sich un­ent­deckt auf dem See­weg nä­hern kön­nen.

»Fürst Ri­walîn Ka­ne­len­gres aus Par­me­ni­en«, kün­dig­te sein Knap­pe ihn an. Der schwe­re Tor­bal­ken wur­de zur Sei­te ge­scho­ben, um Ri­walîn mit sei­nen zwölf Ge­fähr­ten Ein­lass zu ge­wäh­ren. Auf dem Hof herrsch­te re­ges Trei­ben, über­all wur­de ge­ar­bei­tet und ge­re­det, hier wur­de ein Kar­ren re­pa­riert, dort ein Stein be­hau­en, durch ein of­fe­nes Tor konn­te man den Schmied bei der Ar­beit se­hen, der ge­ra­de einen Helm mit ho­her Kunst­fer­tig­keit be­ar­bei­te­te, wäh­rend ein Knecht da­bei war, Sen­sen zu schlei­fen. Ri­walîn sah sich an­er­ken­nend um. Es war eine gute Ent­schei­dung ge­we­sen, Mark von Corn­wall zu be­su­chen, be­fand er.

Mit Schwung stieg er vom Pferd und warf sei­nem Knap­pen die Zü­gel zu. Sei­ne Va­sal­len ta­ten es ihm nach, und noch be­vor der letz­te von ih­nen ab­ge­stie­gen war, kam Mark ih­nen be­reits ent­ge­gen. Er war we­sent­lich jün­ger, als Ri­walîn es sich vor­ge­stellt hat­te, nicht viel äl­ter als er selbst. Den­noch strahl­te er eine so na­tür­li­che Ach­tung aus, dass sich je­der ge­schmei­chelt fühl­te, dem er sei­ne Auf­merk­sam­keit schenk­te.

»Seid ge­grüßt, Ri­walîn von Par­me­ni­en«, sag­te Mark mit aus­ge­brei­te­ten Ar­men. Sie klopf­ten sich ge­gen­sei­tig auf die Schul­tern und gin­gen in die Burg, um den Will­kom­men­strunk ein­zu­neh­men.

»Was führt Euch zu mir? Ihr habt einen lan­gen Weg zu­rück­ge­legt.« Ri­walîn nick­te. »Nichts an­de­res als Euer Ruf, Mark von Corn­wall. Nach dem, was ich ge­hört habe, liegt es mir sehr am Her­zen, bei Euch mei­ne rit­ter­li­chen Fä­hig­kei­ten zu ver­voll­komm­nen.« Mark strich sich ge­schmei­chelt über den Bart. Bis ins Fran­ken­land war also sein Ruf ge­drun­gen, das wür­de ihm bei Freund und Feind ent­spre­chen­den Re­spekt ein­brin­gen. »Eure Burg sieht aus, als könn­te sie nie­mand über­fal­len. Mei­ne ei­ge­ne Fes­tung liegt auch an der Küs­te, aber so un­ein­nehm­bar wie Eure ist sie nicht. Wenn Eure Kampf­fä­hig­kei­ten so be­ein­dru­ckend wie Eure Burg sind, kann ich viel von Euch ler­nen«, fuhr Ri­walîn fort. »Es hat auch noch nie­man­dem ge­scha­det, die Sit­ten und Ge­bräu­che ei­nes an­de­ren Lan­des ken­nen­zu­ler­nen.«

»Dann sollt Ihr bei mir will­kom­men sein, so­lan­ge Ihr blei­ben wollt«, war Marks Ant­wort. »Wir wer­den in Kür­ze ein Fest hal­ten, wie im­mer im Mai, mit Kämp­fen und Un­ter­hal­tung, von dem Du noch lan­ge spre­chen wirst.« Er wies sei­nen Gäs­ten die bes­ten Schlaf­plät­ze an und sand­te Bot­schaft an sei­ne Va­sal­len, um sie zum Fest zu bit­ten. Ri­walîn hät­te sich sei­nen Be­such nicht bes­ser aus­ma­len kön­nen. Schon bald tra­fen die ers­ten Lan­des­fürs­ten mit ih­rem Ge­fol­ge ein, statt­li­che Rit­ter und die schöns­ten Da­men, die er je ge­se­hen hat­te, ström­ten nach Tin­ta­gel.

Das Mai­fest soll­te tra­di­ti­ons­ge­mäß auf dem Fest­land ge­hal­ten wer­den, und über­all wur­den eif­ri­ge Vor­be­rei­tun­gen ge­trof­fen. Un­ter­künf­te, Es­sen, Kampf­bah­nen und kost­bars­te Klei­dung wur­den her­an­ge­schafft. Fast täg­lich leg­te ein Schiff an der ge­schütz­ten Süd­ost­sei­te der Fel­sen­in­sel an, de­ren La­dung auf Boo­ten an Land ge­bracht wur­de. Ri­walîn staun­te über den Über­fluss sei­nes Gast­ge­bers. Wein, Öl und Ge­wür­ze ka­men den gan­zen Weg von By­zanz, zu­sam­men mit Sei­den­stof­fen, die eine noch viel län­ge­re Rei­se hin­ter sich hat­ten. »Wie be­zahlt er das al­les?«, frag­te er er­staunt den Käm­me­rer. Der tipp­te sich viel­sa­gend an die Nase. »Zinn. Je­der braucht es, und wir gra­ben es schon von al­ters her aus.« Da­von hat­te Ri­walîn ge­hört, sah aber erst jetzt, wel­che Reich­tü­mer dar­aus ent­stan­den. Vor sei­nen Au­gen ver­wan­del­te sich der grü­ne Hü­gel un­weit der Burg in die größ­te Fest­wie­se, die er je­mals er­blickt hat­te. Hüt­ten und Zel­te wur­den auf­ge­baut, Kampf­bah­nen ab­ge­steckt und Kop­peln ein­ge­zäunt, Feu­er­holz wur­de ge­bracht und enor­me Men­gen von Stroh und De­cken auf­ge­häuft. Und er soll­te Ehren­gast sein!

Wäh­rend mehr und mehr Gäs­te ein­tra­fen, kam auch der Früh­ling mit Sang und Klang. Die Son­ne schi­en im­mer öf­ter durch die grau­en Re­gen­wol­ken, der Wind hat­te an Schär­fe ver­lo­ren und wenn er ein­mal nachließ, spür­te man be­reits eine som­mer­li­che Wär­me. Das Wet­ter war we­sent­lich mil­der hier, be­reits jetzt schlu­gen selbst die letz­ten Bäu­me aus, stan­den die Wie­sen­blu­men in vol­ler Blü­te und die Vö­gel san­gen um die Wet­te. Die Stim­mung war dement­spre­chend, über­all wur­de an­ge­regt ge­spro­chen und ge­lacht, ge­spielt, ge­sun­gen und ge­tanzt. Wer nicht mit­ma­chen woll­te, der schau­te sich das Spek­ta­kel an, nie­man­dem fehl­te es an Un­ter­hal­tung.

Ri­walîn zog mit sei­nen Ge­fähr­ten über die rie­si­ge Fest­wie­se. Nach­dem sie hier und da ste­hen ge­blie­ben wa­ren, um ein Ge­spräch zu füh­ren, wand­ten sie sich der Mu­sik zu. Die bes­ten Spiel­män­ner wa­ren ge­kom­men und es wur­de so aus­ge­las­sen ge­tanzt, dass man kaum sei­ne Au­gen ab­wen­den woll­te, wenn man sich dem Es­sen und den Ge­trän­ken wid­me­te. Die Frau­en sa­hen so schön aus, als wä­ren sie aus­nahms­los kö­nig­li­cher Her­kunft, al­lein ihre Ge­wän­der muss­ten ein Ver­mö­gen ge­kos­tet ha­ben.

Als Ri­walîn sie be­wun­der­te, blieb sei­ne Auf­merk­sam­keit plötz­lich an ei­ner jun­gen Frau hän­gen, die an Marks Sei­te stand. Ihre Schön­heit, mit dem wei­ßen Ge­sicht und den wal­len­den, rot­brau­nen Haa­ren, stell­te so­gar die der Tan­zen­den in den Schat­ten. Sie hat­te sich Mark zu­ge­wandt, der ge­ra­de eine Be­mer­kung ge­macht hat­te, die sie zum La­chen brach­te. Ihre Au­gen strahl­ten da­bei, und sie warf den Kopf so un­be­schwert in den Na­cken, dass ihre Fröh­lich­keit selbst auf die Ent­fer­nung hin an­steck­te, da­bei hat­te Ri­walîn noch nicht ein­mal die Be­mer­kung ge­hört. Neu­gie­rig nä­her­te er sich.

»Blan­che­flûr, mei­ne Schwes­ter«, stell­te Mark ihm das schö­ne Mäd­chen vor. Ri­walîn ver­neig­te sich und wur­de selbst vor­ge­stellt. Mein Gott, dach­te Ri­walîn, sie ist so be­zau­bernd, dass man ih­ren An­blick nie wie­der ver­ges­sen kann. »In mei­nem Land be­deu­tet Euer Name ›wei­ße Blu­me‹. Man hat ihn sehr tref­fend ge­wählt«, sag­te er char­mant. Blan­che­flûr er­rö­te­te und senk­te ver­le­gen die Au­gen, lug­te aber so­fort wie­der von un­ten her­auf, und Ri­walîns Herz schwoll in die­sem Mo­ment auf sei­ne dop­pel­te Grö­ße an. Er hat­te kein In­ter­es­se mehr dar­an sich von Marks Sei­te zu ent­fer­nen, so­lan­ge Blan­che­flûr ihm Ge­sell­schaft leis­te­te, doch wur­den ge­ra­de die Kampf­spie­le aus­ge­ru­fen und so nahm er be­dau­ernd sei­nen Ab­schied und misch­te sich un­ter die Män­ner.

Ri­walîn hat­te sich er­hofft, vie­le neue Kampf­tech­ni­ken zu ler­nen, denn das war ei­ner der Haupt­grün­de, warum er die Rei­se nach Corn­wall an­ge­tre­ten hat­te. Er be­ob­ach­te­te die mäch­ti­gen Lan­des­fürs­ten mit ih­rem je­wei­li­gen Ge­fol­ge, die sich um den Kampf­platz schar­ten. Wie sie alle ge­klei­det sind, dach­te Ri­walîn kopf­schüt­telnd. So vie­le kost­ba­re Stof­fe hat­te er noch nie zur glei­chen Zeit an ei­nem Ort ge­se­hen; auch die Pfer­de hat­te man in Bro­kat und Sei­de gehüllt, in al­len Far­ben des Re­gen­bo­gens, und sie mit den üp­pigs­ten Ver­zie­run­gen her­aus­ge­putzt. Ri­walîn war nicht der ein­zi­ge, der tief be­ein­druckt war, auch bei den Da­men konn­te man Be­wun­de­rung er­ken­nen. Über­all steck­ten sie die Köp­fe zu­sam­men, flüs­ter­ten mit­ein­an­der, ki­cher­ten und lie­ßen viel­sa­gen­de Bli­cke schwei­fen. End­lich ging es los.

Ri­walîn war hef­ti­ge Zwei­kämp­fe bei Rit­ter­fes­ten ge­wohnt, doch was sich ihm hier bot, kam ei­ner wirk­li­chen Schlacht nahe. So man­cher Rit­ter er­litt schwe­re Ver­wun­dun­gen, auch wenn es nur dar­um ging, Ge­fan­ge­ne zu neh­men und sie für ein ent­spre­chen­des Lö­se­geld wie­der lau­fen zu las­sen. Wer nicht be­zah­len konn­te oder woll­te, der ver­pflich­te­te sich mit sei­ner Treue und Un­ter­ge­ben­heit dem Sie­ger. Das Wort ei­nes Rit­ters stand in ho­her Ach­tung, ein­mal ge­ge­ben, wirk­te es wie ein Eid. So sam­mel­ten die bes­ten Rit­ter auch die meis­ten Lö­se­gel­der oder Ge­fan­ge­nen, und Ri­walîn hat­te schon bald die Füh­rung über­nom­men. Schließ­lich woll­te er sei­nem Gast­ge­ber zei­gen, dass die­ser nicht ir­gend­ei­nen her­ge­lau­fe­nen Rit­ter bei sich auf­ge­nom­men hat­te, son­dern Ka­ne­len­gres per­sön­lich.

Bei den Fran­ken hat­te sich Ri­walîn, trotz sei­ner Ju­gend, einen ge­fürch­te­ten Na­men ge­macht. Schon als jun­ger Rit­ter war er ohne Angst und Nach­sicht ge­gen sei­ne Fein­de vor­ge­gan­gen, doch sein Feld­zug ge­gen Her­zog Mor­gan hat­te sein An­se­hen ge­si­chert, oder auch sei­nem Ruf ge­scha­det, je nach­dem, von wel­cher Sei­te man es be­trach­te­te. Als Herr­scher von Par­me­ni­en hat­te er Mor­gan Ge­folg­schaft ge­schul­det, doch ei­nes Ta­ges war er ge­gen den Her­zog in den Krieg ge­zo­gen, in­dem er ohne er­denk­li­chen Grund in sein Land ein­fiel und be­gann, sei­ne Städ­te und Gü­ter in Schutt und Asche zu le­gen.

Mor­gan ließ sich das na­tür­lich nicht ein­fach so bie­ten. Er setz­te Ri­walîn sein Heer ent­ge­gen und ver­wi­ckel­te ihn in hef­ti­ge Kämp­fe. Den­noch ge­lang es Ri­walîn im­mer wie­der ihn zu­rück­zu­schla­gen, auch wenn er da­bei hohe Ver­lus­te er­litt. Sein Heer leg­te al­les in Brand, was es zu­vor aus­ge­raubt hat­te, und von Ri­walîns Kriegs­füh­rung wur­de viel ge­spro­chen: wäh­rend er Mor­gans Bur­gen und Städ­te be­la­ger­te, ver­an­stal­te­te er Rit­ter­spie­le und Tur­nie­re di­rekt vor ih­ren To­ren. Schließ­lich hat­te sich Ri­walîn Geld und Gut, Bur­gen und gan­ze Städ­te des Her­zogs an­ge­eig­net. Es war schwie­rig ge­we­sen, doch nach lan­gem Hin und Her, Sie­gen und Ver­lus­ten hat­te Ri­walîn schließ­lich die Ober­hand ge­won­nen und Her­zog Mor­gan dazu ge­bracht, sich zu ei­ner ein­jäh­ri­gen Waf­fen­ru­he über­re­den zu las­sen. Der Han­del wur­de mit ge­gen­sei­ti­gen Schwü­ren be­kräf­tigt und man gab ein­an­der Gei­seln, um das Ein­hal­ten des Frie­dens zu si­chern. Ri­walîns Va­sal­len wur­den groß­zü­gig be­lohnt und in Ehren zu ih­ren Län­dern zu­rück­ge­schickt.

Frie­de war für den jun­gen, stür­mi­schen Ri­walîn je­doch nicht er­eig­nis­reich ge­nug. Er woll­te kämp­fen, sein Gut, sei­ne Län­der und sei­nen Ruhm ver­grö­ßern, er woll­te ein Rit­ter sein, von dem die Welt spre­chen wür­de. Dazu ge­hör­te, an­de­re Län­der und Sit­ten ken­nen­zu­ler­nen und vor al­lem, sich rit­ter­li­che Fä­hig­kei­ten an­zu­eig­nen, die sonst nie­mand hat­te oder gar kann­te. Als er dann vom mäch­ti­gen Kö­nig Mark von Corn­wall hör­te, war sein Be­schluss ge­fasst. Der Mann, der die be­fein­de­ten Fürs­ten und Kö­ni­ge Corn­walls und Eng­lands dazu ge­bracht hat­te, sich un­ter sei­ner Schirm­herr­schaft zu ei­ni­gen, muss­te an Macht und An­se­hen kaum zu über­tref­fen sein. Er wür­de nach Eng­land fah­ren, um an Marks Hof sei­ne Rit­ter­lich­keit zu ver­voll­komm­nen.

Wäh­rend sei­ner Ab­we­sen­heit wür­de ihn sein treu er­ge­be­ner Mar­schall, Rual li Foi­ten­ant, nach bes­tem Ge­wis­sen ver­tre­ten, da­von war er über­zeugt. Rual kann­te be­reits die spon­ta­nen Ide­en sei­nes Herrn und wuss­te, dass jeg­li­cher Ver­such ihn um­zu­stim­men zweck­los war. Wenn Ri­walîn ein­mal ein Vor­ha­ben im Kopf hat­te, dann wur­de es ohne Wenn und Aber aus­ge­führt. Vi­el­leicht wür­de sich sein jun­ger Herr ja auf der Rei­se et­was die Hör­ner ab­sto­ßen und tat­säch­lich um ei­ni­ge rit­ter­li­che Fer­tig­kei­ten rei­cher. Zu­min­dest das Er­ler­nen fei­ner Sit­ten konn­te ihm durch­aus nicht scha­den. So wur­de ein Schiff mit al­lem be­la­den, was Ri­walîn und sei­ne aus­er­wähl­ten Ge­fähr­ten für ein Jahr be­nö­ti­gen wür­den, und die Fahrt nach Corn­wall an­ge­tre­ten.

Jetzt, auf dem fest­li­chen Kampf­platz, fühl­te sich Ri­walîn voll in sei­nem Ele­ment. Wie ge­wohnt schlug er ohne Furcht und Zö­gern zu, und schon bald wur­de er zum be­lieb­ten Fa­vo­ri­ten des Pub­li­kums. Das Schlacht­feld wog­te ein­mal in die­se, ein­mal in jene Rich­tung, bis es schließ­lich in die Nähe Blan­che­flûrs ge­trie­ben wur­de, die mit ih­ren Ge­fähr­tin­nen auf ei­gens da­für her­ge­rich­te­ten Sit­zen zu­schau­te.

Die Da­men konn­ten ihre Bli­cke kaum von Ri­walîn ab­wen­den. Sein Schwert und Schild schie­nen mit ihm ver­wach­sen zu sein, so schnell und ge­schickt ging er da­mit um. »Und wie er aus­sieht! Ist er nicht das Bild ei­nes Man­nes? So hoch­ge­wach­sen, so gut­aus­se­hend! Wie er die Haa­re trägt und wie gut ihm sei­ne Klei­der ste­hen!« Blan­che­flûr hör­te dem schwär­me­ri­schen Rau­nen ih­rer Ge­fähr­tin­nen zu und biss sich auf die Lip­pen, um nicht lauthals mit ein­zu­stim­men. Es muss­te ja nie­mand wis­sen, dass sie die­sen frem­den Rit­ter eben­falls be­wun­der­te; die Schwes­ter des Kö­nigs ließ sich nicht so ein­fach hin­rei­ßen. Doch auch sie konn­te ihre Au­gen nicht von ihm lö­sen. Mit hoch­er­ho­be­nem Kopf und wahr­haft kö­nig­li­cher Hal­tung dreh­te und wand er sich so schnell in alle Rich­tun­gen, dass ihn nie­mand mit ei­nem Hieb über­ra­schen konn­te. Statt­des­sen be­sieg­te er einen Geg­ner nach dem an­de­ren. Blan­che­flûr be­kam Angst, dass er sich viel­leicht ver­let­zen wür­de, und es brach­te sie aus der Fas­sung, dass ihr das Schick­sal ei­nes frem­den Rit­ters so viel aus­ma­chen soll­te.

Als die Rit­ter­spie­le zu Ende wa­ren, ritt Ri­walîn zu den Da­men. Sein Er­folg im Kampf­spiel hat­te ihn über­mü­tig ge­macht, und so wand­te er sich Blan­che­flûr di­rekt zu, strahl­te sie an, neig­te höf­lich den Kopf und sag­te auf Fran­zö­sisch: »Gott be­hü­te Euch, mei­ne Schö­ne!«

Sei­ne Haa­re sa­hen zer­zaust aus, und am liebs­ten hät­te Blan­che­flûr sie ihm glatt ge­stri­chen, doch sie ließ sich nichts an­mer­ken. »Ich dan­ke Euch, Ed­ler Rit­ter, möge Gott Euch eben­falls be­schüt­zen und Euch Glück und Freu­de schen­ken. Al­ler­dings wür­de ich Euch gern we­gen et­was zur Rede stel­len, das Ihr mir an­ge­tan habt.« Et­was an­ge­tan! Hat­te er einen ih­rer Freun­de im Kampf ver­letzt? Be­stürzt dach­te Ri­walîn, dass er da­mit sei­ne Chan­cen bei ihr wohl mit ei­nem Schlag zu­nich­te ge­macht hät­te, es sei denn, sie gäbe ihm eine Ge­le­gen­heit sich noch ein­mal zu be­wei­sen. »Bit­te, sagt mir, was ich tun kann, um es wie­der gut zu ma­chen. Ich könn­te es nicht er­tra­gen, wenn Ihr mir böse wä­ret oder mich ab­leh­nen wür­det!«

Blan­che­flûr leg­te den Kopf schief und über­leg­te. »Es ist nicht so, dass ich Euch da­für has­se. Aber es heißt auch nicht, dass ich Euch lie­be. Lasst mich dar­über nach­den­ken, wie Ihr es gut ma­chen könnt, gebt mir et­was Zeit.« Der be­sorg­te Ri­walîn be­schloss, sich erst ein­mal zu­rück­zu­zie­hen. Als er sich je­doch von ihr ent­fern­te, ent­fuhr ihr ein tiefer Seuf­zer und sie mur­mel­te ge­ra­de so, dass er es noch hö­ren konn­te: »Gott seg­ne Dich, lie­ber Freund!«

Was konn­te sie nur ge­meint ha­ben? Ri­walîn war völ­lig ver­wirrt. Er hat­te ihr et­was an­ge­tan, und er ging da­von aus, dass sie böse auf ihn war. Dann aber hat­te sie ihm mit ei­nem so herz­haf­ten Seuf­zer einen Se­gens­wunsch auf den Weg ge­ge­ben, dass sie ihm un­mög­lich böse sein konn­te. Was be­deu­te­te das? Moch­te sie ihn nun oder moch­te sie ihn nicht?

Nach lan­gem Hin und Her kam er zu dem Er­geb­nis, dass bei­de ih­rer Be­mer­kun­gen dar­auf hin­deu­te­ten, dass sie ihn lieb­te. Ja­wohl, sie hat­te sich in ihn ver­liebt, das war es, was er ihr an­ge­tan hat­te! Und so ließ sich auch der Seuf­zer er­klä­ren. Ri­walîns Schrit­te wur­den plötz­lich leicht und fe­dernd, der Aus­druck in sei­nen Au­gen ver­träumt. Wer ihm zu­schau­te, der schüt­tel­te den Kopf oder zuck­te die Ach­seln; er war nicht mehr an­sprech­bar. Er mal­te sich aus, wie er ein­fach wie­der zu ihr zu­rück ging und die Hand aus­streck­te, wie sie ihn an­lä­chel­te, sei­ne Hand nahm und mit ihm ging. Er wür­de sie ein­fach mit­neh­men, und was für ein Paar sie ab­ge­ben wür­den! Blan­che­flûr, die Schö­ne, und Ri­walîn, der Held. Kö­nig Ri­walîn und sei­ne Kö­ni­gin Blan­che­flûr. Welt­ver­ges­sen stand er mit­ten im Ge­drän­ge und hör­te und sah nichts mehr, bis sich auf ein­mal wie­der Zwei­fel in ihm reg­ten. Sie hat­te ihm doch gar nicht ihre Lie­be ge­stan­den, was bil­de­te er sich nur ein? Vi­el­leicht hass­te sie ihn doch! In dem Fall muss­te er so­fort Corn­wall ver­las­sen. Aber was für ein Rie­sen­feh­ler wäre das, wenn sie ihn doch lieb­te?

In­ner­lich zer­ris­sen zwi­schen Hoff­nung und Zwei­fel, wur­de Ri­walîn in den fol­gen­den Ta­gen im­mer un­glück­li­cher. Das Fest nahm sei­nen Lauf, doch er be­merk­te nichts da­von. Al­les, was er sah und wor­an er dach­te, war Blan­che­flûr -- ihre Au­gen, ihre Haa­re, ihre Haut. Ihre Hal­tung, ihr La­chen, ihre Lip­pen. Er ver­ging fast vor Sehn­sucht und vor der Angst, dass sie ihn viel­leicht nicht moch­te. Al­len fiel auf, wie ver­stört Ri­walîn auf ein­mal wirk­te, auch Blan­che­flûr. Sein un­be­schwer­tes Auf­tre­ten, sein fröh­li­ches La­chen wa­ren ver­schwun­den, statt­des­sen starr­te er nur düs­ter vor sich hin.

Auch in Blan­che­flûr ging eine Ver­än­de­rung vor. Ihr schi­en über­haupt nichts mehr Spaß zu ma­chen. Al­les, was sie bis­her im­mer mit Freu­den ge­tan hat­te, ließ sie jetzt un­be­rührt. Frü­her hat­te sie sich zum Spin­nen oder Sti­cken hin­ge­setzt und mit Ge­duld und gu­ter Lau­ne ihre Tage da­mit zu­ge­bracht. Jetzt hat­te sie sich kaum mit ih­rem Garn hin­ge­setzt, da sprang sie auch schon wie­der auf und ging ru­he­los im Zim­mer her­um, woll­te wie­der auf die Fest­wie­se und se­hen, ob Ri­walîn da war. Wenn sie noch vor we­ni­gen Wo­chen mit ih­ren Ge­fähr­tin­nen über die­ses und je­nes ge­re­det und ge­lacht hat­te, so er­schi­en ihr jetzt al­les un­wich­tig und lang­wei­lig. Was war nur mit ihr los? Sie hat­te doch wirk­lich ge­nug Män­ner ge­trof­fen, die gut aus­sa­hen, die gute Kämp­fer oder ga­lant wa­ren, wie­so kreis­ten ihre Ge­dan­ken im­mer nur um die­sen einen Rit­ter? Es war sei­ne Schuld, dass ihr nichts mehr gut ge­nug war, also scha­de­te er ihr! Vi­el­leicht hat­te er sie so­gar mit ei­nem bö­sen Zau­ber be­legt, dass sie an nichts mehr Ver­gnü­gen fand? Dann ver­dien­te er nichts an­de­res als den Tod, denn was hat­te sie ihm schon ge­tan?

So­bald sie in Ge­dan­ken an die­sem Punkt an­ge­kom­men war, er­schrak sie und sag­te sich, dass es ja nun wirk­lich nicht sei­ne Schuld war, wenn sie stän­dig an ihn den­ken muss­te. Wie konn­te sie nur so un­ge­recht sein! Schließ­lich hat­ten ihn die an­de­ren Hof­da­men ja alle beim Kampf­spiel an­ge­him­melt, sie war nicht die ein­zi­ge. Aber er hat­te sie »mei­ne Schö­ne« ge­nannt, sie und kei­ne von den an­de­ren, oder etwa nicht? Hieß das nicht, dass er sich auch in sie ver­liebt hat­te?

Je­des Mal, wenn sie ihn in der Men­ge er­blick­te, be­trach­te­te Blan­che­flûr den Mann, der ihr so viel Grü­beln ver­ur­sach­te, mit zu­neh­men­der Hin­ga­be. Es dau­er­te nicht lan­ge, bis Ri­walîn sich ih­rer zärt­li­chen Bli­cke be­wusst wur­de. Sei­ne Hoff­nung flamm­te wie­der auf, sei­ne Zwei­fel wur­den ge­rin­ger. So, wie sie ihn an­schau­te, muss­te sie das­sel­be füh­len wie er. Lang­sam, un­auf­halt­sam, wur­den sich bei­de im­mer si­che­rer. Vol­ler Un­ge­duld war­te­ten bei­de auf die nächs­te Ge­le­gen­heit, ein­an­der wie­der zu be­geg­nen und tausch­ten lan­ge, ver­lieb­te Bli­cke, wenn sie sich un­be­ob­ach­tet fühl­ten.

Schließ­lich ging der Mai und da­mit auch das Fest zu Ende. Kö­nig Mark wand­te sich wie­der sei­nen Herr­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten zu und er­fuhr in ei­ner Be­spre­chung mit sei­nen Va­sal­len, dass ei­ner sei­ner Erz­fein­de in sein Land ein­ge­drun­gen war und so großen Scha­den an­rich­te­te, dass er drin­gend ein­grei­fen muss­te. Mark trom­mel­te so­fort ein großes Heer zu­sam­men und ritt sei­nem Feind ent­ge­gen, um ihn zu­rück­zu­schla­gen. Er ge­wann in kür­zes­ter Zeit die Ober­hand und nahm je­den Feind, der nicht ge­tö­tet wur­de, ge­fan­gen. Ri­walîn hat­te es sich nicht neh­men las­sen, mit­zu­kom­men und sei­nen Gast­ge­ber zu un­ter­stüt­zen. Im hef­ti­gen Kampf­ge­tüm­mel wur­de er je­doch von ei­nem Speer in die Sei­te ge­trof­fen und so schwer ver­wun­det, dass er auf ei­ner Tra­ge nach Tin­ta­gel zu­rück­ge­bracht wer­den muss­te. Man mach­te sich kei­ne großen Hoff­nun­gen, dass er sei­ne Ver­let­zung über­leb­te.

Die Nach­richt, dass der jun­ge Ka­ne­len­gres töd­lich ver­wun­det wur­de, ver­brei­te­te sich wie ein Lauf­feu­er. Wer es hör­te, war tief be­stürzt, denn es gab kaum je­man­den, der Ri­walîn nicht ins Herz ge­schlos­sen oder ihn doch zu­min­dest be­wun­dert hat­te. Be­son­ders Mark tat es leid, sei­nen jun­gen neu­en Freund zu ver­lie­ren. Der gan­ze Hof sprach von nichts an­de­rem mehr, und als Blan­che­flûr da­von hör­te, ver­lor sie fast den Ver­stand. Es konn­te nicht wahr sein, nicht Ri­walîn! Er konn­te doch jetzt nicht ster­ben, nach­dem sie end­lich bei­de von­ein­an­der wuss­ten, dass sie sich lieb­ten!

Blan­che­flûr wuss­te nicht, wie sie die Verzweif­lung be­wäl­ti­gen soll­te, die sie über­fiel. Nichts half ihr, mit dem Aufruhr der Ge­füh­le fer­tig zu wer­den, die auf sie ein­stürz­ten. Wür­de sie ihn nie mehr se­hen? In ih­rer Aus­weg­losig­keit be­gann sie, sich mit vol­ler Ge­walt die Faust auf die Brust zu trom­meln, so dass es weht­at, im­mer wie­der, im­mer wie­der. Mit Schmerz konn­te sie um­ge­hen, Schmerz war et­was Wirk­li­ches, et­was Greif­ba­res, et­was, was sie von dem in­ne­ren Schrei weg­führ­te, der sie zum Er­sti­cken brach­te. So schlug sie wei­ter zu, im­mer wie­der, dort­hin, wo das Herz lag, das den Ge­dan­ken nicht er­tra­gen konn­te, Ri­walîn zu ver­lie­ren. Ir­gend­wann, als sich ihr Brust­korb an­fühl­te, als wäre sie un­ter eine Stein­la­wi­ne ge­ra­ten, hör­te sie auf und brach wei­nend zu­sam­men. Erst dann wur­de ihr plötz­lich be­wusst, dass er ja noch nicht tot war. Was mach­te sie nur, es war ja noch nicht zu spät, sie muss­te zu ihm ge­hen! Ja, sie woll­te ihn noch ein­mal se­hen, we­nigs­tens ein ein­zi­ges Mal.

Wie al­ler­dings soll­te sie zu sei­nem Kran­ken­la­ger ge­lan­gen? Nie­mand wuss­te, dass die bei­den sich lieb­ten, sie wa­ren ein­an­der nicht ver­spro­chen. Man wür­de sie nicht zu ihm las­sen, nicht die Schwes­ter des Kö­nigs, das wäre vollends ge­gen die hö­fi­schen Re­geln der Tu­gend. Blan­che­flûr zer­mar­ter­te sich den Kopf, bis ihr eine Idee kam: ihre Kin­der­frau wür­de be­stimmt hel­fen, sie hat­te ihr noch nie eine Bit­te ab­ge­schla­gen, und dies­mal ging es im­mer­hin um Le­ben und Tod.

Blan­che­flûr ging zu den Frau­en in die Licht­stu­be, wink­te ih­rer Kin­der­frau und nahm sie zur Sei­te. Mit ner­vös schwei­fen­den Bli­cken und ge­senk­ter Stim­me er­zähl­te sie der al­ten Frau ihr An­lie­gen. Schon wie­der stie­gen ihr die Trä­nen in die Au­gen, und als sie ihre Ge­schich­te zu Ende er­zählt hat­te, war ihr Ge­sicht so nass, dass die Kin­der­frau aus al­ter Ge­wohn­heit ein Tuch nahm und ihr da­mit die Wan­gen trock­ne­te. »Ver­stehst Du jetzt, dass ich ihn se­hen muss? Bit­te, hilf mir! Al­les hängt da­von ab, dass ich ihn noch ein­mal sehe, mein Glück, mein Le­ben, al­les! Ich wer­de es Dir nie ver­ges­sen. Bit­te?«

Die alte Kin­der­frau dach­te eine Wei­le nach, konn­te aber nichts Fal­sches dar­in se­hen, Blan­che­flûr zu hel­fen. Wenn er oh­ne­hin bald stirbt, macht es kei­nen Sinn ihr den Wunsch zu ver­wei­gern, über­leg­te sie. Statt­des­sen wird sie mir auf im­mer und ewig dank­bar sein, das kann mir ei­nes Ta­ges durch­aus zu­gu­te­kom­men. »Kopf hoch, Her­rin, noch ist er nicht tot. Ich wer­de her­aus­fin­den, wie und wo sie ihn un­ter­ge­bracht ha­ben und wie Ihr zu ihm ge­lan­gen könnt, und auch, auf wen Ihr da­bei auf­pas­sen müsst. Ich bin bald wie­der zu­rück!«

Mit ver­krampf­ten Hän­den sah Blan­che­flûr ih­rer Kin­der­frau hin­ter­her, die sich so­gleich auf den Weg mach­te. Ob­wohl sie wirk­lich nicht lan­ge war­ten muss­te, kam es ihr wie eine Ewig­keit vor, bis sie zu­rück­kam. »Und?«, frag­te sie atem­los, »Hast Du ihn ge­se­hen?« Die alte Frau nick­te. »Ich habe ihm heim­lich ge­sagt, dass Ihr ihn se­hen wollt und dass er Euch in Kür­ze er­war­ten soll. Er muss ja wis­sen, dass Ihr auf dem Weg seid, da­mit Sit­te und An­stand ge­wahrt wer­den.« Hier­bei sah die wei­se Kin­der­frau ih­rem Schütz­ling streng in die Au­gen. Blan­che­flûr er­rö­te­te, hat­te aber kei­ne Zeit sich zu ver­tei­di­gen, denn die Kin­der­frau hat­te be­reits einen Plan aus­ge­ar­bei­tet und zog sie mit sich. Sie gab ihr ab­ge­tra­ge­ne Klei­der aus der Ge­sin­de­kam­mer, schlang ihr ein Tuch über den Kopf und brach­te sie in den Teil der Burg, in dem sie Ri­walîns Kran­ken­la­ger ein­ge­rich­tet hat­ten. Wenn sie je­man­den tra­fen, er­zähl­te die Kin­der­frau, sie brin­ge eine Hei­le­rin zu dem Kran­ken, und Blan­che­flûr zog sich das Tuch über die Au­gen, um nicht er­kannt zu wer­den.

Ri­walîn hat­te, so­bald die Kin­der­frau sein Ge­mach ver­ließ, sei­nen Knap­pen und sei­ne Ge­fähr­ten un­ter dem Vor­wand weg­ge­schickt, er wol­le ein we­nig al­lein sein, er brau­che et­was Ruhe. Tat­säch­lich hat­te er al­ler­dings die größ­ten Schwie­rig­kei­ten, ru­hig zu blei­ben. Blan­che­flûr war auf dem Weg zu ihm! Als sich die schwe­re Holz­tür end­lich öff­ne­te, konn­te er sein Glück kaum fas­sen; er ahn­te so­fort, um wen es sich bei der ärm­lich ge­klei­de­ten Frau han­deln muss­te. Die treue Kin­der­frau ließ Blan­che­flûr ein­tre­ten, ver­rie­gel­te die Tür und zog sich laut­los zu­rück. Ri­walîn hielt den Atem an.

Vor­sich­tig sah sich Blan­che­flûr im Raum um und trat nä­her, als sie sah, dass sie al­lein wa­ren. Alle Schüch­tern­heit, alle Zwei­fel, die es mal ge­ge­ben hat­te, wa­ren ver­schwun­den. Sie sank auf Ri­walîns Bett, doch statt sei­nen Blick zu er­wi­dern, schi­en sie ins Lee­re zu star­ren. Nicht ein­mal das leich­te Ni­cken, mit dem er sie grüß­te, schi­en sie zu be­mer­ken. Ein ho­her, schril­ler Ton mach­te sich in ih­rem Kopf breit, und sie fühl­te sich mit ei­nem Mal völ­lig über­wäl­tigt. »Ich wünsch­te, ich wäre nie ge­bo­ren wor­den«, stieß sie her­vor, »dann wäre mir die­ser Mo­ment ver­schont ge­blie­ben. Mei­ne gan­ze Hoff­nung ist da­hin, wenn Du stirbst.« Lang­sam, ganz lang­sam neig­te sie ih­ren Kopf zu ihm her­un­ter, bis sich ihre Wan­gen be­rühr­ten, dann wur­de ihr auf ein­mal schwarz vor Au­gen. Die Auf­re­gung war schlicht­weg zu viel ge­we­sen.

Ri­walîn wag­te nicht sich zu rüh­ren und frag­te sich ernst­haft, ob sie jetzt aus lau­ter Kum­mer und Mit­ge­fühl selbst ge­stor­ben war. Zum Glück kam dann aber doch wie­der Le­ben in sie, wo­bei ihr schlag­ar­tig be­wusst wur­de, dass sie Kopf an Kopf mit ih­rem Ge­lieb­ten lag und er noch am Le­ben war. Sie nahm ihn in die Arme und küss­te ihn, nicht zag­haft und scheu, son­dern mit ei­ner Lei­den­schaft, die sie selbst noch nie er­lebt hat­te. Da­bei press­te sie sich an ihn, als woll­te sie ihn er­drücken. Ri­walîn, noch vor kur­z­em da­von über­zeugt, dass sein Le­ben ver­wirkt war, spür­te sei­nen Kör­per rea­gie­ren. Er ver­gaß al­les um sich her­um und stöhn­te vor Ver­lan­gen, wäh­rend sich Blan­che­flûr nur noch en­ger an ihn klam­mer­te. Dann ging al­les ganz schnell. Zu­erst schrie sie auf, dann er, und ob es vor Schmerz oder aus Lust war, hät­ten bei­de nicht sa­gen kön­nen.

Was Ri­walîn ei­gent­lich den To­dess­toß ge­ge­ben ha­ben müss­te, stell­te sich als aus­schlag­ge­ben­den Mo­ment sei­ner Hei­lung her­aus. Noch lan­ge wur­de über das Wun­der der mys­te­ri­ösen Hei­le­rin ge­spro­chen, die man da­nach nie wie­der ge­se­hen hat­te. Ri­walîn wur­de wie­der ge­sund, und gleich­zei­tig ver­wan­del­te sich Blan­che­flûr, die in letz­ter Zeit so ver­stört ge­wirkt hat­te, in eine glück­li­che, er­füll­te jun­ge Frau. Bei­de hat­ten nur noch Au­gen für­ein­an­der, wo der eine war, da sah man auch die an­de­re; bei­de woll­ten nichts an­de­res, als ein­an­der nahe zu sein, wenn­gleich es stets in An­we­sen­heit an­de­rer ge­sch­ah, da­mit der hö­fi­sche An­stand ge­wahrt wur­de. Das Le­ben hät­te für die bei­den im­mer so wei­ter ge­hen kön­nen, doch soll­te ihr Glück nicht lan­ge an­hal­ten.

Kaum war Ri­walîn wie­der zu Kräf­ten ge­kom­men, da er­reich­te ihn auch schon ein Bote mit schlim­men Nach­rich­ten von Par­me­ni­en. Trotz des ein­jäh­ri­gen Frie­dens­han­dels war Mor­gan, sein Erz­feind, mit ei­nem ge­wal­ti­gen Heer in sein Land ein­mar­schiert und woll­te sich of­fen­bar für Ri­walîns Ver­mes­sen­heit rä­chen. Nach dem, was das Par­me­ni­sche Heer in Mor­gans Län­dern an­ge­rich­tet hat­te, gab sich Ri­walîn kei­nen Il­lu­sio­nen hin. Sein Land wür­de dem Erd­bo­den gleich­ge­macht, wenn er nicht schnells­tens ein­griff.

So­fort ließ er ein Schiff für die Rei­se aus­rüs­ten, mit Pfer­den und Ver­pfle­gung für sei­ne Män­ner. Blan­che­flûr woll­te nicht wahr­ha­ben, dass Ri­walîn sie ver­las­sen woll­te. Er war doch ge­ra­de erst von sei­ner töd­li­chen Ver­wun­dung ge­ne­sen, un­mög­lich, dass er schon wie­der in den nächs­ten Krieg zog! Sie wa­ren so glück­lich ge­we­sen, aber nur für eine so kur­ze Zeit! Was, wenn er dies­mal ums Le­ben kam? Sie wür­de es ihm sa­gen müs­sen ....

Blan­che­flûr wünsch­te er­neut, sie hät­te sich nie in Ri­walîn ver­liebt, dann wäre es ihr jetzt egal, ob er Tin­ta­gel ver­ließ oder nicht. Wie­so muss­te sie so lei­den? Lie­be soll­te et­was Schö­nes sein, et­was Er­ha­be­nes, das Glück schlecht­hin. Statt­des­sen be­zahl­te man einen kur­z­en Mo­ment des Glücks mit un­er­träg­li­chen in­ne­ren Qua­len und un­vor­her­ge­se­he­nen Kon­se­quen­zen!

Als hät­te er ge­spürt, dass Blan­che­flûr mehr oder we­ni­ger da­bei war, ihre Lie­be zu ihm zu be­reu­en, trat ge­nau in die­sem Mo­ment Ri­walîn ein. »Lebt wohl, mei­ne Schö­ne, Ihr wisst, dass ich los muss. Möge Gott Euch be­schüt­zen, bleibt ge­sund und glück­lich!«

Tap­fer­keit war nicht Blan­che­flûrs Stär­ke. Das also war der Ab­schied, sie wür­de ihn wahr­schein­lich nie wie­der se­hen. Noch wäh­rend sie nach Wor­ten rang, be­gann der Raum um sie her­um plötz­lich zu schwan­ken, wie es in letz­ter Zeit im­mer öf­ter ge­sch­ah, und sie fiel in Ohn­macht. Zu Ri­walîns Ver­wir­rung schi­en ihre Er­zie­he­rin da­mit zu rech­nen, sie brei­te­te die Arme auf und konn­te sie ge­ra­de noch auf­fan­gen, so dass ihr Kopf nicht auf den Bo­den schlug. Be­stürzt sah Ri­walîn zu. So konn­te er sie nicht zu­rück­las­sen, er muss­te zu­erst se­hen, dass sie sich be­ru­hig­te. Un­ten war­te­ten sei­ne Män­ner auf ihn, aber dann muss­ten sie eben war­ten.

Ri­walîn knie­te sich be­sorgt ne­ben Blan­che­flûr und war­te­te dar­auf, dass sie wie­der zu sich kam. Be­hut­sam nahm er ihre Hän­de und küss­te sie auf die Wan­gen, auf die Au­gen und auf den Mund, so lan­ge, bis er sah, dass ihre Kräf­te zu­rück­kehr­ten. »Ach, Ri­walîn, mein Herr und mein Ge­lieb­ter«, sag­te sie schließ­lich, »Ihr glaubt ja nicht, was Ihr mir an­tut, wenn Ihr nur wüss­tet .... Jetzt muss ich es Euch wohl sa­gen: Ich tra­ge Euer Kind, und ich weiß nicht, ob ich die Ge­burt ohne Got­tes Hil­fe über­le­ben wer­de – wie Ihr wisst, bin ich nicht die Stärks­te. Was aber noch schlim­mer ist, könnt Ihr Euch si­cher den­ken: Wenn mein Bru­der und mein Va­ter da­von er­fah­ren, bin ich erst recht des To­des. Sie wer­den mir die Schan­de nicht ver­zei­hen. Selbst wenn sie mich am Le­ben las­sen, wer­den sie mich enter­ben. Ich wer­de für den Rest mei­ner Tage in Schan­de le­ben, und das Kind wird ohne Va­ter auf­wach­sen. Stellt Euch vor, was das be­deu­tet! Das An­se­hen mei­ner kö­nig­li­chen Fa­mi­lie steht auf dem Spiel; in Corn­wall und in Eng­land wird man vol­ler Ver­ach­tung auf uns se­hen, und es ist mei­ne Schuld!«

Ri­walîn war be­reits blass ge­wor­den, als Blan­che­flûr in Ohn­macht fiel. Nun war alle Far­be aus sei­nem Ge­sicht ge­wi­chen. Ein Kind! Und das jetzt, wo er ge­ra­de los­zie­hen woll­te, um sei­nen Feind Mor­gan aus Par­me­ni­en zu ver­trei­ben, be­vor es zu spät war. Er konn­te Blan­che­flûr un­mög­lich im Stich las­sen, das brach­te er nicht übers Herz, er lieb­te sie! Ein Braut­lauf war al­ler­dings un­mög­lich, al­lein die Or­ga­ni­sa­ti­on wür­de Wo­chen, wenn nicht Mo­na­te kos­ten, Zeit, die er nicht hat­te.

»Mein Lieb­ling, ich wer­de al­les tun, da­mit Ihr durch mich kei­nen Kum­mer mehr habt, ich wer­de al­les wie­der gut ma­chen, ich ver­spre­che es! Ihr habt mich zum glück­lichs­ten Men­schen ge­macht, da wer­de ich mich doch nicht von Euch los­sa­gen! Wenn Ihr wollt, dass ich hier­blei­be, dann blei­be ich hier bei Euch. Und wenn Ihr mit mir kom­men wollt, dann soll al­les, was mir ge­hört, Euch auch ge­hö­ren. Ihr ent­schei­det, ob ich gehe oder blei­be, Euer Wunsch ist mein Be­fehl!«

Da­mit hat­te er Blan­che­flûr eine ganz neue Mög­lich­keit ge­bo­ten. Sie sprang auf, lief grü­belnd hin und her, aber ihre Ent­schei­dung war im Grun­de schon ge­fal­len. »Hier kann ich nicht blei­ben, ich kann mei­nen Zu­stand nicht mehr lan­ge ver­ber­gen. Möge Gott Euch da­für be­loh­nen, dass Ihr so eh­ren­haft und rit­ter­lich seid und mich nicht in mei­ner Lage al­lein lasst, ich dan­ke Euch von gan­zem Her­zen! Ich wünsch­te, ich könn­te mich ir­gend­wie heim­lich weg­steh­len, wie soll ich das nur tun?«

»Ver­lasst Euch auf mich«, sag­te Ri­walîn, noch wäh­rend er fie­ber­haft nach ei­ner Lö­sung such­te. Er muss­te sie mit­neh­men, sie hat­te sich ge­ra­de aus frei­en Stücken da­für ent­schie­den und er wür­de sein Wort hal­ten. »Ihr müsst noch heu­te Abend heim­lich zu mei­nem Schiff kom­men. Nehmt nur das mit, was Ihr un­be­dingt braucht, da­mit es nicht auf­fällt, und kommt al­lein. Geht zu mei­nem Ge­fol­ge und war­tet dort auf mich. So­bald ich mich hier ver­ab­schie­det habe, wer­de ich Euch fin­den.«

Ri­walîn ging auf di­rek­tem Weg zu Kö­nig Mark, um ihm von der Lage in Par­me­ni­en zu be­rich­ten und ihm zu sa­gen, dass sein Schiff be­reits auf ihn war­te­te. Mark ver­stand, dass sein Gast auf dem schnells­ten Weg ab­rei­sen muss­te und ver­ab­schie­de­te sich wohl­wol­lend. Sein jun­ger Gast war ihm ans Herz ge­wach­sen und der gan­ze Hof war trau­rig über sei­ne Abrei­se. Ri­walîn be­dank­te sich ge­bühr­lich für die Gast­freund­schaft, die er hier ge­nos­sen hat­te, und mach­te sich auf den Weg zum Schiff. Er fand Blan­che­flûr wie ver­ab­re­det un­ter sei­nen Män­nern, sie war auf­ge­regt und ner­vös, so plötz­lich und un­er­war­tet ihre Hei­mat ver­las­sen zu müs­sen, und ihre Hand fuhr im­mer wie­der un­ge­wollt zu ih­rem Bauch, als woll­te sie sich selbst dar­an er­in­nern, dass sie kei­ne an­de­re Wahl hat­te. Ohne wei­te­re Ver­zö­ge­run­gen wur­den die letz­ten Sa­chen an Bord ge­bracht und das Schiff leg­te los, so­bald alle an Bord wa­ren.

Blan­che­flûr schlief kaum in die­ser Nacht. Das Schau­keln des Schif­fes ver­ur­sach­te ihr noch mehr Übel­keit, als sie oh­ne­hin schon ver­spür­te, und es fiel ihr schwer, sich so kö­nig­lich zu ver­hal­ten, wie es von ihr er­war­tet wur­de. Die meis­te Zeit stand sie an Deck und starr­te auf das schwar­ze Was­ser un­ter ihr, tief in Ge­dan­ken, vol­ler Fra­gen. Wie wür­de ihr Bru­der rea­gie­ren, wenn er am Mor­gen er­fuhr, dass sie mit­ge­fah­ren war? Er wür­de so­fort wis­sen, warum. Ob sie Corn­wall je wie­der­se­hen wür­de? Und was, wenn man sie in Par­me­ni­en nicht an­er­kann­te?

Wenn Ri­walîn sich ne­ben sie stell­te, leg­te sie den Kopf an sei­ne Schul­ter und such­te Trost in dem Ge­dan­ken, dass sie ihm nahe war. Als sie end­lich im Mor­gen­grau­en vor An­ker gin­gen, be­trach­te­te Blan­che­flûr die frem­de Land­schaft. Es sah ih­rem ver­trau­ten Corn­wall gar nicht mal so un­ähn­lich, al­ler­dings war es re­la­tiv flach und wirk­te trotz der Bäu­me nicht so grün, wie sie es ge­wohnt war. Der Wind blies hier we­ni­ger hef­tig, der Him­mel war we­ni­ger wol­kig und der Tag ver­sprach eine som­mer­li­che Wär­me. »Ihr wer­det Euch bei mir wohl­füh­len, kei­ne Angst«, ver­sprach Ri­walîn und drück­te ihre Hand. »Seht Ihr die Burg dort, auf dem Hü­gel? Da­hin brin­ge ich Euch. Mein Ge­sin­de wird sich gut um Euch küm­mern, da­für sor­ge ich!«

Die Burg sieht so ab­wei­send aus, dach­te Blan­che­flûr, fast be­droh­lich, doch dann rief sie sich zur Ver­nunft und er­in­ner­te sich dar­an, dass Bur­gen schließ­lich dazu da wa­ren, die Be­woh­ner vor Fein­den zu schüt­zen. Ri­walîn ließ als ers­tes ein Ge­mach für sie ein­rich­ten, be­vor er sei­nen Mar­schall Rual li Foi­ten­ant kom­men ließ, um sich über die Lage zu in­for­mie­ren. »Es ist so schlimm, wie man Euch be­rich­tet hat, aber dank Gott seid Ihr noch recht­zei­tig ge­kom­men«, sag­te Rual. »Das Glück wird sich jetzt für uns wen­den, da bin ich si­cher. Aber wer ist die Frau, die Ihr mit­ge­bracht habt?«

Ri­walîn er­zähl­te ihm, um wen es sich han­del­te. Da er wuss­te, dass er Rual ab­so­lut ver­trau­en konn­te, ver­schwieg er auch nicht, dass Blan­che­flûr ein Kind von ihm er­war­te­te. Zu sei­ner Er­leich­te­rung sah Rual die gan­ze Ge­schich­te als et­was Po­si­ti­ves, so­gar mit ei­ner rich­ti­gen Be­geis­te­rung. »Da­mit wird sich Euer An­se­hen und Euer Ruhm er­hö­hen, Herr. Lasst ein ge­wal­ti­ges Fest an­sa­gen, und nehmt sie in al­ler Öf­fent­lich­keit zu Eu­rer Frau. Alle Ver­wand­ten und all un­ser Ge­fol­ge sol­len da­bei sein, es soll ein präch­ti­ges Fest wer­den, von dem man noch lan­ge spre­chen wird. Al­ler­dings rate ich Euch, zu­vor den Bund mit ihr von der Kir­che seg­nen zu las­sen, um den christ­li­chen Se­gen ein­zu­ho­len. Das wird dann auch die Pfaf­fen zu­frie­den stel­len.« Ri­walîn sah sei­nen Mar­schall er­leich­tert an. Eine aus­ge­zeich­ne­te Idee, da­mit wür­de er al­len ge­recht, be­son­ders Blan­che­flûr, und Rual wür­de alle nö­ti­gen Vor­be­rei­tun­gen tref­fen.

Die Heim­ho­lung der Braut wur­de mit al­lem ge­fei­ert, was dazu ge­hör­te, ob­wohl ihr Bru­der nicht da war, um sie Ri­walîn zu über­ge­ben. Blan­che­flûr, die sich noch an das neue Land und die Spra­che ge­wöhn­te, kam al­les wie ein Traum vor. Nun war sie Ri­walîns Frau, und ihr Kind konn­te in Ehre und mit An­stand ge­bo­ren wer­den. Es hat­te einen Va­ter und wür­de ein Erbe be­kom­men, so, wie es sei­ner kö­nig­li­chen Her­kunft ent­sprach. Da­mit muss­te auch Mark nicht mehr um ihr An­se­hen ban­gen. Was ihr Glück je­doch über­schat­te­te, war der Ge­dan­ke, dass ihr Mann je­den Mo­ment ge­gen Mor­gan in den Krieg zie­hen muss­te.

Rual brach­te Blan­che­flûr zum Schloss Ka­no­el, von dem Ri­walîn sei­nen Na­men Ka­ne­len­gres hat­te. Er übergab die neue Her­rin sei­ner Frau Flo­rae­te, be­vor er sich wie­der auf den Weg zu sei­nem Herrn mach­te, der be­reits das Heer auf­rüs­te­te. Schwe­ren Her­zens blick­te Blan­che­flûr ihm nach. Sie wür­de Tag und Nacht für die un­ver­sehr­te Rück­kehr ih­res Ge­lieb­ten be­ten, et­was an­de­res blieb ihr nicht üb­rig. Flo­rae­te war die Güte selbst und küm­mer­te sich rüh­rend um die jun­ge Her­rin, die al­lein in ei­nem frem­den Land ihr ers­tes Kind er­war­te­te, ohne eine ein­zi­ge be­kann­te See­le um sich her­um.

Wäh­rend­des­sen lie­fen die Vor­be­rei­tun­gen für den Kriegs­zug auf Hoch­tou­ren. Bo­ten wur­den aus­ge­schickt, um sämt­li­che Va­sal­len und ihr Ge­fol­ge zu­sam­men zu trom­meln, Waf­fen und Rüs­tun­gen zu­sam­men­ge­tra­gen, Plä­ne aus­ge­ar­bei­tet, wie man sich Mor­gan ent­ge­gen­stel­len woll­te. Als das Heer end­lich los­zog, wur­de es be­reits von Mor­gan er­war­tet. Hef­ti­ge Kämp­fe bra­chen aus, und es gab auf bei­den Sei­ten ge­wal­ti­ge Ver­lus­te. Je­der focht um sein Le­ben, es war schwer zu sa­gen, wer die Ober­hand hat­te, und es dau­er­te nicht lan­ge, bis das Schlacht­feld mit To­ten und Schwer­ver­letz­ten über­sät war. In­mit­ten des Kampf­ge­tüm­mels schrie plötz­lich je­mand auf, dass Ka­ne­len­gres selbst ver­letzt wor­den sei. So­fort schar­ten sich sei­ne Krie­ger, so­weit sie es schaff­ten, mit­ten im Ge­fecht um ih­ren Herr­scher, der auf der Erde lag, und prüf­ten, wie schwer sei­ne Ver­let­zun­gen wa­ren. Zu ih­rem Ent­set­zen stell­ten sie fest, dass er gar nicht mehr leb­te.

Sie sam­mel­ten ihn auf und tru­gen ihn un­ter dem Schutz sei­ner treu­en Rit­ter an den Rand des Ge­fech­tes. Man wür­de ihn hier be­gra­ben, wo er eh­ren­haft bei der Ver­tei­di­gung sei­nes Lan­des er­schla­gen wur­de, be­schloss man ein­stim­mig. Es gab kaum je­man­den, der nicht tief be­trof­fen von Ri­walîns Tod war. Sein An­se­hen galt viel, sei­ne Rit­ter­lich­keit war in al­ler Mun­de und er hat­te erst kürz­lich eine Frau heim­ge­holt. Laut wur­de sein Tod be­klagt, noch wäh­rend die Schlacht tob­te, und zwei Krie­ger blie­ben zur To­ten­wa­che zu­rück bei ih­rem Herrn.

So­bald die Kämp­fe be­en­det wa­ren, schau­fel­ten die Män­ner Ri­walîns Grab. Sie kreuz­ten sei­ne Hän­de über der Brust, wi­ckel­ten ihn in ein To­ten­tuch und be­stat­te­ten ihn, wie es ei­nem großen Herr­scher ge­bühr­te. Sie schar­ten sich noch ein letz­tes Mal um die Grab­stel­le und er­wie­sen ihm die letz­te Ehre, be­vor sie schwe­ren Her­zens den Rück­weg an­tra­ten.

Der Bote, der mit der Schre­ckens­nach­richt nach Ka­no­el ge­schickt wur­de, be­rich­te­te da­nach, dass Ri­walîns jun­ge Frau kei­nen Ton her­aus­ge­bracht hät­te. Kein Wort hät­te sie ge­sagt, kei­ne ein­zi­ge Trä­ne ge­weint, doch hät­te man ihr an­se­hen kön­nen, dass ihr in dem Mo­ment, als sie von Ri­walîns Tod er­fuhr, das Herz brach. In der Tat war Blan­che­flûr wort­los zu­sam­men­ge­bro­chen. Im sel­ben Mo­ment setz­ten die We­hen ein, ob­wohl es noch gar nicht die Zeit da­für war.

Vier Tage lang wand sich Blan­che­flûr un­ter ent­setz­li­chen Schmer­zen, als wür­de ihr Kör­per von in­nen auf­ge­ris­sen. Sie schrie aus Lei­bes­kräf­ten, vier Tage lang, un­un­ter­bro­chen, so dass die hilflo­se Heb­am­me sich nur noch be­kreu­zig­te, die ein sol­ches Lei­den noch nie bei ei­ner Ge­bä­ren­den er­lebt hat­te. Am vier­ten Tag bäum­te sie sich ein letz­tes Mal auf und das Kind wur­de ge­bo­ren. Es war ein Sohn, doch noch be­vor er sei­nen ers­ten Atem­zug tat, hör­te das Schmer­zens­ge­schrei sei­ner Mut­ter plötz­lich auf und eine töd­li­che Stil­le brei­te­te sich im Raum aus.

Flo­rae­te, die Frau des Mar­schalls, schlug die Hän­de vor dem Mund zu­sam­men und starr­te die Heb­am­me an, die sich er­schöpft auf einen Stuhl fal­len ließ. Bei­de konn­ten nicht fas­sen, was ge­ra­de pas­siert war. »So viel Un­glück auf ein­mal, Je­sus, Ma­ria und Jo­sef, so viel Un­glück«, jam­mer­te die Heb­am­me. In die­sem Mo­ment be­gann Blan­che­flûrs klei­ner Sohn zu wim­mern, und die Frau­en be­eil­ten sich, ihn zu säu­bern und in Tü­cher zu wi­ckeln, be­vor sie sich um die Tote küm­mer­ten. Lie­be­voll be­trach­te­te Flo­rae­te den Klei­nen in ih­ren Ar­men, strich ihm über die Wan­gen und flüs­ter­te: »Du ar­mes Kind! Wie trau­rig die Um­stän­de Dei­ner Ge­burt sind! Ich wer­de mich um Dich küm­mern, das ver­spre­che ich Dir am To­ten­bett Dei­ner Mut­ter.«

2.

»Was ma­chen wir jetzt mit dem Kind? Wir brau­chen eine Amme.« Flo­rae­te wuss­te nicht, wie es wei­ter ge­hen soll­te. Rual saß ihr ge­gen­über, tief in Ge­dan­ken. »Die Leu­te dür­fen nichts von ihm er­fah­ren, wenn er über­le­ben soll«, mein­te er schließ­lich. »Es gibt zu vie­le Fein­de, die sich nichts mehr wün­schen als sei­nen Tod, jetzt, wo sei­ne El­tern bei­de tot sind.«

»Also ver­ste­cken wir ihn«, schlug Flo­rae­te vor. »Aber wo ist er si­cher?« Rual rieb sich grü­belnd den Bart. »Rich­tig si­cher ist er nir­gend­wo. Mor­gan wird al­les dar­an set­zen, ihn um­zu­brin­gen, und ir­gend­je­mand wird ihn ir­gend­wann ver­ra­ten, da­von kön­nen wir aus­ge­hen.« Be­drückt schwie­gen sie, bis Rual plötz­lich mit ei­nem Ruck auf­schau­te. »Wie weit wür­dest Du ge­hen, um dem Klei­nen zu hel­fen?« Flo­rae­te be­geg­ne­te sei­nem Blick miss­trau­isch. »Wie meinst Du das? Ich wür­de al­les für ihn tun, das weißt Du doch. Er ist Ri­walîns Sohn! Wir wa­ren ihm im­mer treu, das än­dert sich auch jetzt nicht.« Rual nick­te. Auch sei­ne Loya­li­tät stand au­ßer Zwei­fel. »Ich habe eine Idee, aber es wird schwie­rig sein, sie durch­zu­füh­ren. Es hängt al­les von Dir ab, und es wür­de be­deu­ten, dass der Klei­ne wo­mög­lich nie sein Erbe an­tre­ten kann.« Flo­rae­te sprang auf­ge­regt auf. »Ich bin be­reit! Was kann ich tun?«

Rual zö­ger­te. »Wir müs­sen so tun, als sei das Kind bei der Ge­burt ge­stor­ben. Wir ver­ste­cken es nur eine kur­ze Zeit, wäh­rend Du vor­gibst, schwan­ger zu sein. Wenn Du Dein an­geb­li­ches Kind zur Welt bringst, le­gen wir Dir den Klei­nen in die Arme und alle wer­den den­ken, dass es un­ser Sohn ist.« Flo­rae­te starr­te ih­ren Mann mit großen Au­gen an. Der Plan war ge­ni­al, aber ob sie da­mit durch­kom­men wür­den? Sie spra­chen die gan­ze rest­li­che Nacht dar­über, wie sie vor­ge­hen soll­ten. Alle Mög­lich­kei­ten wur­den be­spro­chen, alle Schwie­rig­kei­ten er­wo­gen, wie und wo man das Kind ver­steck­te, wo sich die an­geb­li­che Schwan­ge­re ins Wo­chen­bett le­gen wür­de, wel­ches Ge­sin­de man ein­wei­hen und wel­cher Heb­am­me man ver­trau­en konn­te. Als al­les be­spro­chen war, grau­te be­reits der Mor­gen, doch trotz der Mü­dig­keit fühl­ten sich Rual und Flo­rae­te von dem Ge­dan­ken be­flü­gelt, eine Lö­sung ge­fun­den zu ha­ben.

Blan­che­flûrs Be­gräb­nis wur­de zum Volkser­eig­nis. Alle ka­men, um den drei­fa­chen Ver­lust zu be­wei­nen. Die To­ten­glo­cke schlug den gan­zen Tag. Par­me­ni­en hat­te sei­nen Herr­scher mit­samt sei­ner Thron­fol­ge ver­lo­ren; jetzt war man Her­zog Mor­gans Zorn hilf­los aus­ge­lie­fert, der kei­nen Grund hat­te, Land und Leu­te zu ver­scho­nen.

Als Mar­schall setz­te Rual so­fort nach der Be­stat­tung al­les in Be­we­gung, um die Be­völ­ke­rung zu schüt­zen. Er be­riet sich mit Ri­walîns Va­sal­len und über­re­de­te alle, sich Mor­gan zu er­ge­ben. Nur wenn sie um Gna­de fleh­ten und sich mit Le­ben und Be­sitz un­ter sei­ne Herr­schaft stell­ten, wür­den sie un­be­scha­det über­le­ben kön­nen. Es gab kei­nen an­de­ren Weg, das sah selbst der stör­rischs­te Lan­des­herr ein. Ohne Herr­scher konn­ten sie den Krieg ge­gen Mor­gan un­mög­lich wei­ter­füh­ren, ge­schwei­ge denn ge­win­nen. So­mit kehr­te Frie­de ins Land zu­rück.