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Die Truppenaufklärer bezeichnete man oft als das Auge und Ohr des Truppenkommandeurs. Sie hatten stets die nötigen aktuellen und umfassenden Angaben über den in einem möglichen Gefecht gegenüberstehenden militärischen Gegner sowie die Geländebedingungen im Handlungsstreifen zu ermitteln. Das sollte dem Kommandeur ermöglichen, für die Planung, Organisation und Führung des Gefechtes immer den zweckmäßigen Entschluss zu fassen. Entsprechende Ergebnisse der Aufklärung waren die Voraussetzung, um mit vergleichsweise minimalem Aufwand an Kräften und Mitteln den größten Erfolg zu erringen. Daher bildete die Aufklärung die wichtigste Art der Gefechtssicherstellung. Die Autoren zeichnen im Buch den Entwicklungsweg der Truppenaufklärer der 8. Motorisier¬ten Schützendivision der NVA der DDR, dargestellt am Aufklärungsbataillon 8 und der Aufklärungskompanie des Mot.-Schützenregimentes 27, nach, unterlegt mit über 1500 Abbildungen. Verfügten die Truppenaufklärer zu Beginn nur über Fahrräder und Motorräder sowie Schützenwaffen, so besaßen sie zum Ende moderne schwimmfähige SPW und Schützenpanzer sowie Technik für die akustische und elektronische Aufklärung. Das Buch soll mit den durch viele ehemalige Truppenaufklärer zur Verfügung gestellten Beiträgen und Bildern all jenen, die in den Aufklärungseinheiten ihren nicht immer leichten Dienst zur Erhaltung des Friedens für die Menschen des Landes verrichteten, ein ehrendes Andenken bewahren.
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Seitenzahl: 355
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Impressum
Zum Geleit
Vorwort
Einige Bemerkungen zum historischen Hintergrund der Entwicklung der Truppenaufklärer
Zur Entwicklung der Aufklärer in der Division
Hauptaufgaben der Aufklärung
Die Unterabteilung Aufklärung der 8. MSD
Entstehung und Entwicklung des Aufklärungsbataillons 8
Die Verlegung des Aufklärungsbataillons 8 am 01. Dezember 1956 aus der Werderstraße von Schwerin in den Standort Schwerin-Stern Buchholz.
Das AB-8 von 1952-1961. Ausrüstung, Ausbildung, Einsätze, weitere Entwicklung
1952-1961: Das Aufklärungsbataillon 8 in der Öffentlichkeit
1961 Die letzte Etappe im Bestehen des Aufklärungsbataillons 8
1961 – Die Auflösung des AB-8 und die Formierung der Aufklärungskompanie 8
Das AB-8 von 1965-1969 - Die Neubildung des Aufklärungsbataillons 8 im Jahr 1965
Das AB-8 1965-1969, Unterbringung, herausragende Feierlichkeiten, Führungskräfte
Das AB-8 1965-1969 - Ausbildung, zeitweilige Strukturen, Einsätze usw.
Das Aufklärungsbataillon 8 von 1965-1969 – Militärische Feierlichkeiten und Rituale
1965-1969 – Öffentlichkeitsarbeit, Sport und Freizeit im Aufklärungsbataillon 8
Das Aufklärungsbataillon 8 von 1969 bis 1981 in der Kaserne Johannes-Stelling-Straße in Schwerin
Das AB-8 1969-1981 – Ausbildung, Einsätze, Strukturen mit ihren Änderungen usw.
1969-1981 - Waffenbrüderschaftsbeziehungen des Aufklärungsbataillons 8
1969-1981 – Militärische Feierlichkeiten und Rituale im Aufklärungsbataillon 8
1969-1981 - Das Aufklärungsbataillon 8 in der Öffentlichkeit
1969-1981 – Sport und Freizeit innerhalb und außerhalb der Kaserne
1981 bis 1990 – Das Aufklärungsbataillon 8 im Standort Hagenow
1981 bis 1990 – Besondere Ehrungen im Aufklärungsbataillon 8
1981 bis 1990 – Entwicklung, Bestand, Ausrüstung und Ausbildung des AB-8
1981 bis 1990 – Militärische Feierlichkeiten, Rituale etc. im Aufklärungsbataillon 8
1981-1990 – Waffenbrüderschaftsbeziehungen des Aufklärungsbataillons 8
1981 bis 1990 - Das Aufklärungsbataillon 8 in der Öffentlichkeit
1981 bis 1990 – FDJ- und Parteiarbeit, wesentlicher Bestandteil der gesellschaftlichen Tätigkeit im Aufklärungsbataillon 8
1981 bis 1990 – Sport und Freizeit im Aufklärungsbataillon 8
Epilog und ABGESANG!
Zur Entwicklung der Aufklärungseinheiten der MSR/PR der 8. MSD, am Beispiel der Aufklärungskompanie des MSR-27
Schlussbemerkungen
Erklärung zum Datenschutz
Verzeichnis verwendeter Abkürzungen
Quellennachweis
Rainer Paskowsky
Dietrich Biewald
Rainer Paskowsky, Dietrich Biewald
Truppenaufklärer in der 8. MSD der NVA der DDR
ISBN 978-3-95655-954-9 (E-Book)
ISBN 978-3-95655-953-2 (Buch)
Titelbild: Ernst Franta
Stand: Mai 2009
2018 EDITION digital
Pekrul & Sohn GbR
Godern
Alte Dorfstraße 2 b
19065 Pinnow
Tel.: 03860 505788
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.edition-digital.de
Bereits mehr als 27 Jahre sind seit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland und damit der Auflösung der Nationalen Volksarmee vergangen und wir erinnern uns in der Mehrzahl als Rentner der guten und teilweise weniger guten Zeiten unseres Dienstes in den bewaffneten Organen der DDR.
Als junge Menschen gingen wir den Schritt in ein neues, anspruchvolles Leben des Soldatendienstes mit Vorstellungen, Zielen und Wünschen, die wir zu Beginn noch nicht exakt erfassen konnten, jedoch mit der Einstellung, einen Beitrag für den Erhalt der friedlichen Entwicklung unseres Landes und unserer Zukunft zu leisten.
Die Autoren des Buches, Rainer Paskowsky und Dietrich Biewald, haben in mühevoller, akribischer Arbeit die Entstehung und Entwicklung der Truppenaufklärung in der 8. MSD anschaulich dargestellt.
Als Stabschef (vier Jahre) und Kommandeur (vier Jahre) der Division konnte ich an dieser Entwicklung, insbesondere der des Aufklärungsbataillons 8 teilhaben.
Die Angehörigen des Bataillons und die Unterabteilung Aufklärung hatten eine besonders wichtige Aufgabe für die Entschlussfassung des Kommandeurs und auf dieser Grundlage für die erfolgreichen oder wenig erfolgreichen Handlungen der Truppenteile und Einheiten zu leisten. Sie sollten rechtzeitig vollständige und zuverlässige Angaben über den Gegner und das Gelände einbringen. In diesem Buch wird gezeigt und beschrieben, mit welcher Professionalität und Einsatzbereitschaft sie diesem Anspruch gerecht wurden.
Die Episoden, Berichte und Bilddokumente zeigen das vielfältige Leben der Angehörigen des Aufklärungsbataillons und der Aufklärungskompanie des MSR-27, die hohen Anforderungen bei der Ausbildung, bei Übungen, Überprüfungen und Inspektionen sowie die Entwicklung der Soldaten in verschiedenen Führungspositionen.
Dabei wurden die Höhepunkte hervorgehoben, jedoch auch Schwierigkeiten und Vorkommnisse nicht verschwiegen.
Auch das gemütliche Beisammensein bei unterschiedlichen Anlässen, die kulturellen und sportlichen Aktivitäten prägten das Zusammenleben und die Freundschaft in den Einheiten.
Beim Lesen dieses Buches werden verblasste Erinnerungen der Aufklärer der 8. Motorisierten Schützendivision wieder lebendig und jeder wird für sich ein Resümee über seinen Lebensweg als Soldat für den Frieden ziehen. Mögen die Aufklärer ihre Erinnerungen und Erfahrungen an die nachfolgenden Generationen weitergeben und sie über die Notwendigkeit des Kampfes für die Erhaltung des Friedens in der heutigen Zeit aufklären.
Manfred Jonischkies
Generalmajor a. D.
Ziel der nachfolgenden Erarbeitung ist,
- den vielen bei den Aufklärern gedienten ehemaligen Soldaten der Nationalen Volksarmee ein ehrendes Andenken zu widmen,
- durch die Erinnerungen mit persönlichen Fotos und Aussagen von denen, die alles selbst erlebt haben, für ein authentisches Bild dieses Teils der Geschichte unzähliger ehemaliger Aufklärer beizutragen
- und der zur konzertierten Aktion von Politik und Medien gewordenen Häme und teilweiser Geschichtsfälschung gegenüber der DDR und ihrer Volksarmee entgegenzutreten.
Diese Bildersammlung mit Ausschnitten aus dem Dienst der Truppenaufklärer in der 8. Motorisierten Schützendivision ist zunächst einmal als ein fotografischer Nachweis über den Dienst in den Aufklärungseinheiten der Division gedacht. Er besteht fast nur aus Amateuraufnahmen, die dankenswerterweise von einer Vielzahl ehemaliger Angehöriger der 8. MSD bereitgestellt werden konnten. Insofern sei daher an dieser Stelle darauf verwiesen, dass es sich um keine umfassende Darstellung handeln kann. Insbesondere hinsichtlich einiger Truppenaufklärer, aber auch über bestimmte Zeiträume hinweg zeigen sich auf diese Weise manche „weißen Flecken“. So entstanden zwangsläufig Lücken in der Chronologie, die indes durch die große Zahl der angebotenen Bilder das eine oder andere Mal etwas kompensiert werden können. Diese Hoffnung wird zumindest damit verknüpft. Viele der ehemaligen Truppenaufklärer verfügten nur über wenige Fotos aus der Dienstzeit, manche über gar keine. Für den einen oder anderen kann diese Bildersammlung vielleicht nachträglich ein bisher fehlendes Album über die Dienstzeit ersetzen.
Diese Zusammenfassung mit über 1500 Abbildungen kann darum in vielen Teilen nur sparsam mit Texten unterlegt werden. Wir wünschen uns, dass all jene, die sich diese Bilder betrachten, sich an eigene Erlebnisse aus ihrer Dienstzeit bzw. an die in den Aufklärungseinheiten gedienten Angehörigen, Freunde etc. erinnern, an Anstrengungen, an Leistungen, die sie bzw. ihre Einheiten vollbrachten, vielleicht an manchen Ärger, den dieser Dienst mit sich brachte, aber auch an Kameradschaft und an freudige Stunden. Alle, auch die nicht bei den Truppenaufklärern ihren Dienst versahen, bitten wir beim Betrachten der Fotos zu berücksichtigen, dass es sich vorwiegend um Fotos von Laien handelt, aufgenommen mit einfachen Kameras ab „Box“ aufwärts. Auch sollte man nicht unerwähnt lassen, um welche Zeit es geht und dass all jene, die im Bild zu sehen sind, nicht die großen Befehlsgeber waren, sondern inmitten ihrer Truppenteile und Einheiten Aufgaben zu erfüllen hatten, welche stets unter der Prämisse der Sicherung des Friedens standen. Alle, die ihren Dienst auf dieser Grundlage absolvierten, schauen noch heute zu Recht mit Stolz darauf zurück. Sie haben nicht vergessen, dass auch mit ihrer Hilfe der Kalte Krieg nicht zu einem heißen werden konnte.
Dass diese Bildersammlung überhaupt entstehen konnte, verdanken wir insbesondere den Angehörigen der Aufklärergemeinschaft Schwerin, allen voran Rainer Paskowsky, der das eine oder andere in Bewegung setzte und manches an Bildern und Texten erst beschaffte sowie eigene Beiträge erarbeitete. So kam es, dass viele fleißig in ihren alten Fotoalben wühlten, die Bilder auswählten oder ihre Alben komplett zum Scannen zur Verfügung stellten. Dietrich Biewald bemühte sich, all die Bilder zu scannen und zu bearbeiten, eigene Inhalte und Bilder beizusteuern sowie das Ganze als Buch zu gestalten.
Jedoch auch ehemalige „Nichtaufklärer“ steuerten einige ihrer alten Fotografien bei. Truppenaufklärer agierten ja nicht im luftleeren Raum. Ihre Hauptaufgabe bestand nun einmal in der Aufklärung als der wichtigsten Art der Gefechtssicherstellung von Handlungen der Truppenteile und Einheiten der Division. Viele der vorliegenden Aufnahmen zeigen daher das Agieren der Aufklärer im Interesse der anderen Waffengattungen, Spezialtruppen und Dienste. Darum wird dieser Bildband sicherlich auch für die „Ehemaligen“ aus all diesen Bereichen interessant sein.
Die nachfolgenden Erinnerungen sollen etwas über die Aufklärungseinheiten in der 8. Motorisierten Schützendivision (8. MSD) der Nationalen Volksarmee zeigen, einer Division und einer Armee, die nicht mehr existiert, der im Laufe ihres Bestehens jedoch viele Soldaten angehörten.
Keine Aufklärereinheit dieser Division hatte je die Lasten eines Krieges zu tragen. Das kann man als Glücksfall werten, ist aber genauso in hohem Maße den Anstrengungen der Soldaten der Nationalen Volksarmee zu verdanken. Sie dienten ihrem Land im Frieden sowie im Bewusstsein, diesen jederzeit schützen zu wollen. Sie dienten dem Eid entsprechend, vollbrachten manche Leistungen und hatten viele nicht immer leichte Aufgaben zu bewältigen. Daran sollen die nachfolgenden Betrachtungen erinnern. Es soll dazu beitragen, diesen Abschnitt nicht der Vergessenheit zu überlassen.
Persönliche, den militärischen Alltag betreffende Aufzeichnungen aus der damaligen Dienstzeit waren infolge dienstlicher Verbote leider nicht möglich. Doch noch sind vielfältige Erinnerungen wach. Das zeigten immer wieder die Gespräche bei Zusammenkünften ehemaliger Truppenaufklärer. Oft genügte nur ein in die Runde geworfener Begriff und schon kam das Gewesene und scheinbar Vergessene fast bildhaft vor aller Augen. Das Bestreben ehemaliger Aufklärer der Nationalen Volksarmee, sich zu treffen, über diese Zeit Erinnerungen auszutauschen und damit die einst begründete Kameradschaft fortzusetzen, fördert das Bedürfnis, scheinbar verschüttetes Wissen freizulegen und es für andere zu erschließen.
Das ist auch der Anlass, die gegenwärtig noch vorhandenen Kenntnisse auf diese Weise aufzufrischen, zusammenzutragen und für bestimmte Ereignisse vielleicht auch das unfertige Puzzle zu vervollkommnen. Umfassende Darstellungen oder gar generelle Wertungen können dabei nicht das Ziel sein. In einer Welt aber, in der so viele sich anmaßen über andere und anderes zu urteilen ohne selbst genug darüber zu wissen, es oftmals gar nicht wissen zu wollen, sollten jene eine Aussage darüber treffen, die es persönlich erlebten.
Die Fotos aus dieser Zeit, insbesondere die aus den früheren Jahren sind vielfach leider schon etwas vergilbt und gaben beim Scannen nicht immer das, was erwünscht wäre. Dafür wird um Verständnis gebeten. Möglicherweise zeigt sich gerade deshalb in einigen Bildern trotz allem mehr Authentisches als bei manchen der für die Profis gestellten Hochglanzfotos.
Die Welt dreht sich nun einmal und es besteht die begründete Gefahr, dass mit dem Ablaufen der biologischen Uhr vieles von diesem authentischen Bildmaterial auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Denn gerade beim Betrachten dieser Fotos kamen viele Erinnerungen erst wieder in das Bewusstsein zurück und erzeugten den Gedanken, etwas davon zu Papier zu bringen. Worte allein können schnell zu leeren Hüllen werden. Diese Fotos, meist als Schnappschüsse entstanden, sind ehrliche Abbilder aus ihrer Zeit und keine Fotomontagen.
Daher soll auch ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass mit dem Niederschreiben dieser Zeilen sicherlich nur das wiedergegeben werden kann, was an solchen, manche Teilbereiche leider nur unzureichend vertretenden Bildern aus dieser Zeit, vorliegt. Insofern reflektiert der Inhalt neben den Erinnerungen der Autoren nur das, was an Bildmaterial gesammelt und mit den Gedanken anderer ergänzt werden konnte. Dafür ist bereits an dieser Stelle an alle ein Dankeschön angebracht, die sich daran beteiligten.
Unter diesem Aspekt ist gegenwärtig folgendes recht bemerkenswert:
Es gibt dank dem Internet eine Vielzahl von Städten, ja selbst von Dörfern, welche die Entwicklung ihres Ortes in einer eigenen Homepage darstellen. Manch eine darunter hatte als Garnisonsstadt früher auch NVA-Truppenteile, darunter einige Aufklärereinheiten der Nationalen Volksarmee, in ihren Mauern. In diesen Internetseiten findet sich dann und wann ein Hinweis darauf, teils sogar mit Würdigung von Hilfeleistungen und selbstloser Einsätze der Soldaten.
Aber nur wenige bekennen sich auf diese Weise zu einem Teil ihrer Geschichte.
Leider haben manche Orte solche Abschnitte ihrer Stadtgeschichte schlichtweg „vergessen" und gehen nicht einmal mit einer Bemerkung darauf ein. Als korrekt oder ehrlich, geschweige denn historisch anspruchsvoll, kann man das wohl kaum bewerten. Das erscheint in der gegenwärtigen Zeit umso merkwürdiger, da ja diejenigen die darüber zu befinden haben, keine Gelegenheit auslassen zu betonen, dass nur sie heute die Öffentlichkeit objektiv und umfassend informieren.
Man sollte anderen Geschichtslosigkeit nur dann vorwerfen, wenn man sie nicht selbst praktiziert. Bekanntlich wird ja die Geschichte alle vier Jahre neu geschrieben, niedergeschrieben jeweils durch diejenigen, welche dafür die Möglichkeiten, man kann auch sagen die Macht besitzen.
Es scheint daher nicht unbegründet zu sein zu glauben, man könnte das Vergessen über diesen Teil der Geschichte durch eine „biologischen Lösung" herbeiführen. Es gilt nur, lange genug den Mantel des Schweigens darüber zu decken und flugs entsteht subjektiv eine neue „Objektivität“ in der Geschichtsdarstellung!
Dazu ein konkretes Beispiel aus Hagenow:
Die Stadt Hagenow, einst eine Garnisonsstadt der Nationalen Volksarmee, in den Jahren 1981 bis 1990 u. a. das Aufklärungsbataillon 8 und die Aufklärungskompanie des MSR-29 beherbergend, entwickelte sich gerade in dieser Zeit enorm und profitierte auch von den Soldaten. Die heutige geschichtliche Übersicht im Internet für genau diese Zeit bot dazu jedoch nur gähnende Leere, stattdessen:
"1980 Hagenow zählt ca. 15.000 Einwohner;
1991 1. Hagenower Altstadtfest
1992 offizielle Verabschiedung der russischen Besatzung im Rathaus“
Danach kam nicht eine Eintragung zur Nationalen Volksarmee.
Lediglich bei Wikipedia steht ein Satz: „Das Panzergrenadierbataillon 401 der Bundeswehr befindet sich seit dem 01. April 1991 in der „Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne“.
Nach der Wertigkeit dieser Eintragungen müsste das erste Altstadtfest 1991 also ein Ereignis von geschichtlicher Bedeutung gewesen sein!!!
Früher fand man in der Seite des Stadtmuseums noch den einzigen „prägenden" Satz:
„Eine inszenierte Soldatenstube sowie Bild- und Textdokumente zur Soldatenkultur bei der NVA vermitteln eine Facette des DDR-Alltags.“
Wie gewaltig! Das jedoch kann höchstens einer der unzähligen Punkte einer Facette sein, niemals aber die Facette selbst und schon gar nicht der Stein, der sie trägt!
Übrigens konnte diese Eintragung im Jahr 2018 auch nicht mehr gefunden werden.
Seit vielen Jahrhunderten konnte und sollte im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen eine gute Aufklärung des möglichen Gefechtsfeldes, des Bestandes und der Kampfkraft sowie der Absichten des vermutlichen Gegners ggf. über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Als Faustregel für den angestrebten Erfolg rechnete man für Angriffs- oder Verteidigungshandlungen gewöhnlich mit einem Mindestkräfteverhältnis von 3:1/1:3. Gab es ein ungünstigeres Verhältnis, waren Aufklärungsergebnisse um so mehr nötig, denn sie konnten quasi für Überraschungseffekte sorgen, wenn es dadurch gelang, die eigenen Mittel besser einzusetzen. Ob im Angriff oder in der Verteidigung verteilt man seine Kräfte und Mittel nicht gleichmäßig auf die Frontlinie. Man massiert sie in der Hauptstoßrichtung bzw. in der Richtung der Hauptanstrengung und schafft obendrein Reserven. Das zu erkennen war und ist stets ein wichtiges Anliegen der Aufklärung: Die Überlegenheit auch bei zahlenmäßiger Unterlegenheit dort zu schaffen, wo der Erfolg zu erwarten ist. Wer zuerst Ziele aufklärt, kann sie auch zuerst bekämpfen und damit das Kräfteverhältnis ändern.
Zur Aufklärung setzte man alle Gefechtseinheiten ein. Eine gute Aufklärung erforderte aber immer mehr auch die Schaffung, Ausrüstung und Ausbildung spezieller Kräfte. Beweglichkeit und Feuerkraft aber auch spezielle Fertigkeiten standen dabei an der Spitze. Logisch, dass sich über lange Zeiträume das Pferd mit entsprechend bewaffneten Reitern dafür anbot. Die Entwicklung der Kampftechnik verschob dann dieses Verhältnis mehr und mehr. Geländegängige Fahrzeuge, zunächst ungepanzert, kamen zum Einsatz. Mit der Schaffung funkelektronischer Mittel konnte man die Aufklärungsreichweite und -spezifik um ein Mehrfaches erhöhen.
Erwähnenswert sei, dass Truppenaufklärung wie auch Agenturaufklärung (Spionage) im Krieg unter Umständen dem gleichen Ziel dienen. Sie können sich manchmal „vermischen“, sind aber vom Charakter her sehr unterschiedlich. Die Truppenaufklärer handeln stets im Interesse, im Bestand sowie im Zusammenwirken der eigenen taktischen Truppenteile und Verbände. Der Einsatz von Truppenaufklärern zur Fernaufklärung in der taktischen Tiefe des Handlungsstreifens der Division gehörte dazu.
Insofern ist es die Regel, dass die Streitkräfte aller Seiten stets bestrebt sein werden, über einen ausreichenden Bestand handlungsfähiger Aufklärungstruppenteile und -einheiten zu verfügen. Neben dieser objektiven Notwendigkeit dafür üben dann subjektiv
a) die politischen Umstände und Entscheidungen ihren Einfluss aus und
b) die militärökonomischen Gegebenheiten zwingen es in reale Grenzen.
Auch auf die Aufklärungstruppenteile und -einheiten der 8. MSD und ihrer Vorläufer traf das natürlich zu.
Die Ergebnisse des II. Weltkrieges führten in Deutschland durch die unterschiedlichen Interessen der Siegermächte zur Bildung zweier deutscher Staaten. Aus den drei westlichen Besatzungszonen, der amerikanischen, englischen und der französischen entstand zuerst die BRD, vom Grund her mit der Übernahme der Staatsform ihrer Besatzungsmächte. Da die Einheit Deutschlands unter diesen Bedingungen nicht möglich wurde, bildete sich aus der sowjetisch besetzten Zone die DDR mit dem Ziel, eine sozialistische Staatsform aufzubauen.
Bekanntlich entwickelte sich so der Kalte Krieg, der in Deutschland zu einer besonders ausgeprägten Konfrontation führte.
1949, mit der einsetzenden Remilitarisierung in der BRD und der Entstehung des unter der Führung der USA gebildeten Nordatlantik-Paktes (NATO), verfolgtedie BRD zielgerichtet den Aufbau nationaler Streitkräfte.
1955 integrierte man die neu aufgebaute Bundeswehr nach dem Beitritt der BRD zur NATO in dieses Militärbündnis und entwickelte sie mit ihren 12 Felddivisionen zu einer Hauptschlagkraft dieses Paktes auf dem Territorium der BRD. Daraus folgte in der Konsequenz auch für die DDR, zu ihrem Schutz eigene bewaffnete Kräfte aufzubauen. Von der Sowjetunion gefordert, begann Ende der vierziger Jahre die Formierung von kaserniert untergebrachten Polizeieinheiten der Hauptverwaltung Ausbildung (HVA) der Deutschen Volkspolizei, einschließlich der Volkspolizei See und der Grenzpolizei. Ein Luftsportverband „Aeroclub“ kam 1951 hinzu. Der Unterschied in der Uniformierung blieb gering: Khaki- statt blaues Hemd und gleichfarbener Binder. Die blaue Uniform blieb gleich.
1948, nach dem Beschluss der Innenministerkonferenz der Länder der SBZ vom 21./22. April zur Schaffung von kaserniert unterzubringenden Volkspolizeieinheiten, kam es im Ergebnis zur Gründung der 1. VP-Bereitschaft Mecklenburg, mit Stab in der Werderkaserne in Schwerin und später als Abschluss zur Aufstellung dieser Truppe in Stern Buchholz.
1949 – 1950 stellte man in Stern Buchholz die 2. Ausbildungs-Bereitschaft auf.
1950, vom 22. November bis 11. Dezember, erfolgte eine Reorganisation der bestehenden Bereitschaften, so auch der in Stern Buchholz. Man formierte gemischte Bereitschaften, die dann bis 1952 bestanden. Im Kommando gab es die Aufklärungskompanie mit der internen Bezeichnung: S1-Kompanie.
1952, mit Wirkung des Befehls des Ministers des Innern vom 1. Juli, entstand aus den Einheiten der HVA die Kasernierte Volkspolizei: KVP-Land, KVP-Luft und KVP-See. Damit verband sich zugleich die Einführung neuer Uniformen und Dienstgradabzeichen. In der KVP und der KVP-Luft (Aeroclub) gab es khakifarbene Uniformen und in der KVP-See Uniformen mit der Grundfarbe blau und teilweise weiß. Es erfolgte auch eine Umbenennung der Einheiten und die Schaffung militärischer Strukturen.
In verschiedenen Standorten im Norden der DDR räumte die Sowjetarmee dafür Gebäude und Objekte. Auch neue Kasernen kamen hinzu.
1955: Eine weitere Folge des Beitritts der BRD zur NATO am 6. Mai war dann die Bildung der Organisation des Warschauer Vertrages.
Am 14. Mai 1955 wurde unter der Führung der Sowjetunion mit den osteuropäischen Ländern und der DDR dieser gegenseitige Beistandsvertrag beschlossen.
1956: Der 1. März brachte eine erneute Entwicklung. Es entstand aus den Einheiten der KVP und des Aeroclubs die Nationale Volksarmee (NVA). Sie war bis 1962 eine Freiwilligenarmee und erst ab diesem Zeitpunkt eine Armee mit wehrpflichtigen Soldaten.
In Prora auf der Insel Rügen lagen zum Zeitpunkt der Entstehung der Nationale Volksarmee die meisten Truppenteile und Einheiten, aus denen sich später die 8. Motorisierte Schützendivision formierte. Für die Aufklärungseinheiten der 8. MSD sollte das vorrangig zu Beginn eine gewichtige Rolle spielen. Prora wurde sozusagen der Geburtsort des Aufklärungsbataillons 8 sowie der Aufklärungszüge/-kompanien des MSR-29 (vorher A-Kommando) und des PR-8 (vorher C-Kommando). Mit der Bildung des MSR-28 in Rostock kam es dort ebenfalls zur Bildung einer Aufklärungskompanie, genauso wie in Schwerin Stern Buchholz im MSR-27. Die Aufklärungskompanie in Stern Buchholz im MSR-27 soll später genauer betrachtet werden und für die vergleichsweise parallele Entwicklung der Aufklärungskompanien in den anderen Truppenteilen stehen.
Die im taktischen Rahmen der MSR/PR und der MSD eingeordneten Aufklärungszüge/-Kompanien bis zum Aufklärungsbataillon nannte man das Auge und Ohr des Kommandeurs.
Auf dieser Ebene sprach man daher von der taktischen Aufklärung. Sie wird in die Aufklärungsarten Truppen-, Fern-, Funk- und funktechnische, Funkmess-, Luft-, Artillerie-, Pionier-, Kernstrahlungs- und chemische Aufklärung unterteilt.
Zur besseren Unterscheidung zu den in weiteren Truppenteile und Einheiten bestehenden speziellen Aufklärungseinheiten benannten sich diese Aufklärer allgemein „Truppenaufklärer“, eingeschlossen mit ihren Einheiten und Aufgaben für die Fernaufklärung und die Funk- und funktechnische Aufklärung.
Neben ihnen gab es also noch Pionieraufklärer, KC-Aufklärer usw. Die Aufgaben der Luftzielaufklärung wie auch die Zielaufklärung der Raketentruppen und Artillerie (RTA) übernahmen ganz oder teilweise deren Spezialkräfte. Das alles schloss nicht aus, ggf. zeitweilig zusammenzuwirken, ähnliche Aufklärungsziele zu verfolgen (Gegner und Gelände, beispielsweise bei der Aufklärung von Kernminen im gegnerischen operativen Sperrsystem), Zielaufklärung etc. oder/und Aufklärungsergebnisse auszutauschen und sie beim Leiter Aufklärung der MSD/Oberoffizier Aufklärung des Truppenteils zu sammeln und auszuwerten.
So definierte man damals die militärische Aufklärung:
„Unter dem Begriff Aufklärung versteht man im Militärwesen alle Maßnahmen, die notwendig sind, um die Aufstellung und die möglichen Handlungen des Gegners sowie die Bedingungen des Geländes für die Gefechtshandlung rechtzeitig festzustellen. Die Aufklärung ist für die Erringung des Erfolgs im Gefecht von großer Bedeutung; denn sie bringt der Truppenführung die Angaben über den Gegner ein, die notwendig sind, um die wichtigsten Elemente seiner Gefechtsordnung wirksam bekämpfen und die eigenen Truppen zweckmäßig einsetzen zu können.
Die Aufklärung ist die wichtigste Art der Sicherstellung der Gefechtshandlungen der Truppen. Sie wird mit dem Ziel organisiert und durchgeführt, rechtzeitig vollständige und zuverlässige Angaben über den Gegner und das Gelände einzubringen.
Die Aufklärung ist durch alle Kommandeure zu organisieren und mit den jeweils vorhandenen Kräften und Mitteln durchzuführen.
Unter den Bedingungen des modernen Gefechts werden an alle zur Aufklärung eingesetzten Soldaten, Unteroffiziere, Offiziere und Einheiten hohe Forderungen gestellt.
Dies besteht
- in der ununterbrochenen Aufklärung in allen Gefechtsarten, am Tage und in der Nacht, in jedem Gelände und unter allen Witterungsbedingungen;
- der Sicherstellung aktiver Handlungen aller zur Aufklärung eingesetzten Kräfte bei Abstimmung ihres Einsatzes nach der Zeit, nach Richtungen oder Objekten und unter Anwendung verschiedener Aufklärungsmethoden;
- der zielstrebigen Aufklärung in den wichtigsten Richtungen und der wichtigsten Objekte;
- dem rechtzeitigen Einbringen der Aufklärungsangaben, noch bevor der aufzuklärende Gegner entscheidende GefechtshandIungen durchführen kann und
- der Übergabe zuverlässiger Aufklärungsangaben an den Kommandeur und den Stab.
Das wird erreicht durch die rechtzeitige und wahrheitsgetreue Übermittlung aller Aufklärungsaufgaben.
Die Aufklärung hat mit den in den Einheiten, Truppenteilen und Verbänden vorhandenen Kräften und Mitteln in der Lage zu sein, zu ermitteln:
- die Lage, den Charakter der Handlungen, den Bestand, die Gruppierung, den Kampfwert und die Absichten der Truppen des Gegners;
- die Lage der Unterbringungsräume und Startstellungen von Kernwaffeneinsatzmitteln und von anderen Massenvernichtungsmitteln sowie die Plätze der Lager und Versorgungspunkte für Spezialmunition;
- den vermutlichen Zeitpunkt des Einsatzes von Massenvernichtungsmitteln;
- die genaue Lage von Kernminen und Kernminensperren;
- die Lage und den Charakter der Sperren und Pionieranlagen des Gegners sowie den Grad der Zerstörung von Anlagen;
- Maßnahmen des Gegners zum Schutz seiner Truppen vor Massenvernichtungsmitteln;
- die Stellungen der Feuermittel und der funkelektronischen Mittel sowie die Lage der Führungsstellen des Gegners;
- die genaue Lage aktivierter und durch chemische Kampfstoffe vergifteter Geländeabschnitte;
- neue Kampfmittel, -formen und -methoden des Gegners.
Bei der Aufklärung des Geländes sind festzustellen:
- die allgemeine Beschaffenheit des Geländes im Raum der Gefechtshandlungen;
- die Hindernisse, ihr Zustand sowie die Möglichkeiten, sie zu umgehen oder zu überwinden;
- der Zustand der Straßen und Wege und ihr möglicher Einfluss auf die Handlungen der Truppen;
- die vermutlichen Abschnitte für den Einsatz von Massenvernichtungsmitteln und die Möglichkeiten des Schutzes vor ihnen und
- der Einfluss der Witterungsbedingungen auf die Passierbarkeit des Geländes.
Die Truppenaufklärung wird von Aufklärungseinheiten mit Schwimmpanzern und SPWs, von mot. Schützen- und Panzereinheiten mit SPWs, Panzern oder Kfz sowie von Fallschirmjägereinheiten im lnteresse der Truppenführung durchgeführt.
Die Truppenaufklärung hat die Aufgabe, durch Beobachtung, Stoßtruppunternehmen, Hinterhalt, Überfall und gewaltsame Aufklärung, durch das Einbringen von Gefangenen sowie das Erbeuten von Dokumenten, Waffen und anderen technischen Kampfmitteln im Handlungsstreifen der Einheit, des Truppenteils oder Verbands alle Angaben über den Gegner und das Gelände einzubringen, die für die erfolgreiche Gefechtsführung notwendig sind.
Die Hauptaufgabe besteht in der Aufklärung der Kernwaffeneinsatzmittel und der Hauptkräfte des Gegners.
Die Fernaufklärung wird von Einheiten, die speziell für diese Ausgabe ausgebildet und ausgerüstet sind, in der Tiefe der Aufstellung der Truppen des Gegners durchgeführt.
Fernaufklärungsgruppen erreichen den Einsatzraum zu Fuß, mit Fahrzeugen oder mit Hubschraubern. Sie können auch von Flugzeugen abgesetzt werden, von Booten etc.
Die Hauptaufgabe der Fernaufklärungsgruppen besteht im Aufklären von Kernwaffeneinsatzmitteln des Gegners in den Unterbringungsräumen und auf dem Marsch sowie von anderen Massenvernichtungsmitteln, der Führungsstellen, der funkelektronischen Mittel und der rückwärtigen Einrichtungen des Gegners.
Die Funk- und funktechnische Aufklärung wird von speziellen Einheiten durchgeführt, die hierzu mit den entsprechenden Funk- und funktechnischen Aufklärungsmitteln ausgerüstet sind.
Diese Einheiten entfalten ihre Gefechtsordnung hinter der eigenen vorderen Linie und sind dadurch in der Lage, ohne mit dem Gegner unmittelbar in Berührung zu kommen, Angaben über den Gegner einzubringen. Die Funktechnischen Aufklärungseinheiten erfüllen ihre Aufgaben durch Abhören der Funkbeziehungen, Peilen der Funk- und funktechnischen Mittel und durch das Bestimmen der Parameter der funktechnischen Mittel des Gegners.
Die Hauptaufgabe besteht im möglichst vollständigen Aufklären der Führungsverbindungen des Gegners und anderer wichtiger Funkbeziehungen.“ (Quelle: Aufklärerhandbuch)
Die „Truppenaufklärer“ der 8. MSD werden in den folgenden Kapiteln betrachtet.
Auf der Ebene der 8. MSD gab es dafür die Unterabteilung Aufklärung und das Aufklärungsbataillon (zeitweilig eine Aufklärungskompanie), auf der Ebene der MSR/PR den Oberoffizier Aufklärung und die Aufklärungskompanie (zeitweilig ein Aufklärungszug). Sie unterstanden jeweils direkt dem Stabschef der MSD bzw. des Truppenteils.
In seinem Auftrag führten sie sowohl im stationären Dienst als auch im Gefecht die Aufklärungskräfte und organisierten die Aufklärung entsprechend ihrer Hauptaufgaben.
Im Rahmen der Entschlussfassung für das Gefecht hatten LAkl/OOAkl neben weiteren Aufgaben dem Kommandeur der Division/des Regiments einen detaillierten Auskunftsbericht über den potenziell zu erwartenden Gegner und den Einsatzvorschlag zur Führung der Aufklärung vorzutragen.
Ihre Aufgaben verteilten sich wie folgt:
Leiter der Unterabteilung Aufklärer der 8. MSD (LUAAkl) meist als LAkl bezeichnet:
Vertretung aller Belange der Nachgeordneten im Divisionsstab und gegenüber der Truppe sowie dem vorgesetzten Stab (Militärbezirk, Armee, Armeekorps).
In der Feldführung: Teilnahme am Klarmachen der Aufgabe, der Beurteilung der Lage sowie Zuarbeit zum Entschluss des Kommandeurs und im Weiteren Teilnahme an der Organisation des Zusammenwirkens,
Führung der Aufklärung im Bestand des gepanzerten Führungspunktes in der Bewegung bzw. aus der B-Stelle des Kommandeurs der Division;
Oberoffizier Aufklärung (OOAkI):
Organisation und Planung der Truppen-, Fern- und -Gefechtsaufklärung sowie deren Kontrolle, ggf. Besetzung des VGS.
Oberoffizier lnformation (OOI):
Sammlung und Verwaltung aller Angaben über den Gegner,
Führung des Aufklärungsjournals und der Aufklärungsberichtskarte,
Meldungen an den Stab der Armee/des Armeekorps und Erhalt von Informationen, Erarbeitung von Informationen für die Truppenteile.
Im Planungsverlauf, d. h. nach erfolgter Grobplanung, praktisches Umsetzen in die Unterlagen des Divisionsstabes.
Oberoffizier Funk- und Funktechnische Aufklärung (OOFuFutAkl):
Die Pflichten im Frieden und in der Feldführung sind gemischt:
Klärung aller Belange der FuFuTAkl gegenüber dem AB-8 und im Stab der Division,
Bei Abwesenheit des LAkl hatte er die Leitung der Arbeit auf dem Gefechtsstand der Division. Mit dem OOl handelte er zum Teil im Schichtsystem.
Die gegenseitige Ersetzbarkeit war daher immer eine Grundvoraussetzung bei längeren Phasen in der Feldführung. Angesichts des geringen Bestandes von vier Offizieren sollte insbesondere bei Kontrollen jeder in der Lage sein, Aufgaben anderer Arbeitsbereiche zu beurteilen.
Die Leiter der Unterabteilung Aufklärung der 8. MSD:
Kein Bild: Reinhold Schmidt: Major, 1956-1958
1. Manfred Zeh, Dr. rer. Mil., Generalmajor a. D., 1958-1960
2. Hans Kahsnitz, Dipl.-Mil., Oberst a. D., 01.10.1960 - 30.09.1965
3. Herrmann Bortig, Dipl.-Mil., Oberstleutnant a. D., 1965-1972
4. Werner Thomas, Dipl.-Mil., Oberst a. D., 1972 -1975
5. Dieter Wetzel, Dipl.-Mil., Oberstleutnant a. D., 1975-1978
6. Hans-Albert Hoffmann, Dipl.-Mil., Oberst a. D., 01.09.1978 - 31.08.1982
7. Hartmut Winterfeldt, Dipl.-Mil., Oberstleutnant a. D., 01.11.1982 - 31. 10. 1987
8. Günter Lenz, Dipl.-Mil.; Oberstleutnant a. D., 01.09.1987 - 03.10.1990
Offiziere, die in der UA Aufklärung ihren Dienst versahen:
Oberoffizier Aufklärung:
Gerhard Zoller, Hptm, 58-60
Sepp Trupp, Oltn., 1961-65: OInstr. f. Akl.
Anton Schwarz, Major, 1961-71
Achim Kühnel, Major1972-78
Gerhard Motschko, Hptm 1978-80
Hartmut Winterfeldt; Major, 1980-82
Dietmar Lenz, Major, 1982-84
Werner Thomas, Major, 1971-72
Günter Lenz, Major, 1984-87
Lutz Döppner, Hauptmann, 1987-88
Oberoffizier lnformation:
Reinhold Schmidt, Oberleutnant, 1958-60
Sepp Trupp, Oberleutnant, 1960-65
Werner Thomas, Hauptmann, 1965-66
Achim Kühnel; Major, 1966-71
Kuno Freese, Major, 1988-89
Dieter Pukrop, Oberleutnant, 1971-80
Axel Gerlach, Major, 1980-90
Oberoffizier Funk- und Funktechnische Aufklärung (erst ab 1965)
Fritz Kühne, Hauptmann, 1965-72
Hubert Müller, Major,1971-79
Jochen Streichert, Major, 1980-84
Karl-Heinz Brüsch, Hauptmann, 1984-90
Bis 1961 gab es in der UA Aufklärung nur drei Planstellen: Manfred Zeh als LAkl, den OTAkl und den Dolmetscher für Englisch.
1961 wurde Gustav Messinger in die UA für den Berlin- Einsatz kommandiert. Vordem war er OOAkl/MSR-28.
1. Sepp Trupp, Oberstleutnant a. D., 1961-1965: Offizier für Infanterie-Aufklärung
2. Toni Schwarz, Oberstleutnant a. D., Ing-Ök ,1961-1971: Offizier für Truppenaufklärung
3. Achim Kühnel,Oberstleutnant a. D., Ing. 1968-1978: Oberoffizier i. d. UA Aufklärung
4. Hubert Müller, Oberstleutnant a. D., Oktober 71 - November 79: OOFuFut Aufklärung
5. Gerhard Motschko, Oberst a. D., Dipl.-Mil. 01.09.1978 - 30.09.1980: OO Aufklärung
6. Axel Gerlach, Oberstleutnant a. D., November 1980-1990: Oberoffizier Information
7. Kuno Freese, Oberstleutnant a. D., 1980-1989: Oberoffizier Aufklärung
8. Karl-Heinz Brüsch, Hauptmann1984-1990: Oberoffizier Fu und Fu-Te Aufklärung
rial",sans-serif'>Im Regiment oblagen die o. a. Aufgaben sinngemäß, mit Ausnahme der Funk- und funktechnischen Aufklärung, dem Oberoffizier Aufklärung.
Im Weiteren soll aufgezeigt werden, wie sich die Aufklärer der 8. MSD entwickelten. Dabei wird vor allem das Aufklärungsbataillon 8 im Mittelpunkt stehen.
Stellvertretend für die Aufklärungszüge/-Kompanien der MSR/des PR sollen die Aufklärer des MSR-27 betrachtet werden.
Wie der eine oder andere Aufklärer zu den bewaffneten Kräften in der DDR kam, war sicherlich sehr unterschiedlich. Manchmal gab es die eine oder andere Übereinstimmung. Um das zu verdeutlichen, hier ein Beitrag von Oberstleutnant a. D., Ing. Achim Kühnel:
„Meine Familie gehörte zu den Ausgebombten von Berlin. Mit zehn Kindern, ich mit 14 Jahren der Älteste, wohnte nun unsere Mutter mit uns in einem Dorf bei Bernau. Als sich der Krieg dem Ende näherte und die Front sich um Berlin zu schließen begann, wollten auch wir aus Furcht vor den Russen fliehen. Man hatte uns ja die Angst davor wirkungsvoll eingeimpft.
Wir zogen nordwestwärts. Zeitweilig befanden wir uns direkt im Kriegsgeschehen um Oranienburg. In dieser Zeit erlebten wir unmittelbar auf der Strecke von Oranienburg bis Neuruppin den Elendszug der Häftlinge von Sachsenhausen. Diese hatten große schwere Wagen mit ihrer Muskelkraft zu ziehen. Mehr als einmal musste ich mit ansehen, wie die Häftlinge, deren Kraft versiegte, von der SS-Mannschaft erschossen oder einfach rechts und links in den Straßengraben geworfen wurden. Tote hatte ich bereits viele gesehen, in Berlin und Oranienburg, das aber überstieg in diesen Tagen alles.
Dass es das Ergebnis der Politik der Nazis war, begriffen wir zwar im Inneren, aber genau so groß war die Angst vor den gegenwärtigen und künftigen Ereignissen, der Kampf um das tägliche Überleben. Als der älteste von zehn Geschwistern hatte ich natürlich besondere Verantwortung ihnen und meiner Mutter gegenüber. Irgendwann holte uns die Front ein und überrollte uns. Meine Mutter entschloss sich umzukehren und wieder zurück in das Dorf bei Bernau zu ziehen.
Nach der Rückkehr bestand natürlich die Hauptaufgabe darin, in diesen Nachkriegsjahren zu überleben. Viel Auswahl gab es nicht. Ich fing als Landwirtschaftsgehilfe bei einem Bauern an. Kost und Logis gab es aber nur wenig Geld, so ungefähr 100 Mark war der Lohn.
Eines Tages befand ich mich auf einem Acker beim Schälen. Als Zugtiere hatte ich ein Pferd und einen Ochsen als nicht alltägliches Gespann. Am Feld führte eine Straße mit wenig Verkehr vorbei. Da in der Nähe ein Erholungsobjekt für irgendwelche Funktionäre lag, kam nur hin und wieder mal, besonders zu den Wochenenden, ein Auto vorbei.
Als ich nun 1947 auf diesem Acker meine Arbeit verrichtete, hielt eines dieser Autos an. Ein Mann stieg aus und das Auto fuhr ein ganzes Stück weiter, hielt irgendwo. Der Herr spazierte auf mich zu und verwickelte mich in ein Gespräch. So saßen wir eine Stunde am Feldrand. Zunächst wollte er wissen, wieso ich ein so ungewöhnliches Gespann habe. Dann fragte er mich, was ich verdiene usw. usf. Als er von dem Wenigen hörte, kam die Frage, ob ich in der Gewerkschaft sei. Diese könne mir helfen, den Tariflohn zu erhalten. Er sprach auch mit solchen Worten wie Kapitalismus, Imperialismus, Sozialismus usw. Ich sagte ihm, von Politik will ich nach den Enttäuschungen des Krieges nichts wissen. Ich wusste ja sowieso nicht, was diese Wörter bedeuteten. Auch die Frage nach der Mitgliedschaft in der Freien Deutschen Jugend verneinte ich in dieser Weise. Na, auf alle Fälle hatte er eine angenehme Art, mit mir zu sprechen. Er meinte auch, wenn wir Jungen uns nicht zusammenschließen, um etwas zu bewegen, etwas besser zu machen, wer soll es dann für uns tun? Außerdem: Jugend muss auch unter Jugend sein. Irgendwie ließen mich seine Worte nicht los. Zunächst wurde ich Mitglied der FDJ und betätigte mich in der Dorfgruppe. Mit ca. zehn Mitgliedern vollzog sich unser Jugendleben in Gemeinschaft, mit viel Spaß und gegenseitiger Hilfe, eigentlich ohne große Politik. Aber, ein Umdenken und ein neuer Entwicklungsweg hatte für mich begonnen. Ich trat auch in die Gewerkschaft ein. Man unterstützte mich dort, dass ich mehr Lohn bekam.
Ach ja, der Herr, der mit mir eine Stunde am Feldrand saß, hatte sich zu Beginn wohl nicht vorgestellt. Erst später nannte er mir seinen, für mich immer noch unbekannten Namen: Otto Grotewohl.
Als ich beispielsweise später an zwei großen Kundgebungen in Berlin teilnahm. wurde mir erst bewusst, wer sich mit mir jungem Burschen so lange und zwanglos unterhalten hatte: der Vorsitzende der SPD im Osten Deutschlands und spätere Ministerpräsident der DDR. Immer hatte ich eine große Achtung vor diesem Menschen, von dem ich anfänglich dachte, er sei ein Lehrer. Rückblickend war das Gespräch für mich ein Anstoß, ein Impuls für meinen weiteren Werdegang.
Nicht zuletzt hatte all das auch damit zu tun, nach Gründung der DDR im Jahr 1949 dem Ruf zu folgen, etwas auch persönlich zu tun, die Ordnung in diesem friedliebenden Staat zu schützen. Mein Wunsch war damals schon immer, mich weiterbilden zu können. In den drei Jahren im Dorf habe ich fleißig gearbeitet, war anerkannt, sah aber keine Perspektive für eine bessere Bildung. So sagte ich nach einiger Überlegung zu, als man mich fragte, Angehöriger der Volkspolizei zu werden. Dabei ging ich vor allem davon aus, als Polizist für Ruhe und Ordnung im Dorf oder in einer Stadt zu sorgen und meinen Wunsch zu verwirklichen, mich weiter zu bilden. Diese Forderung setzte ich bei meiner Verpflichtung vorn an. So kam es, dass ich mich in der VP-Schule Prenzlau einzufinden hatte, in einer Kaserne mit 1000 Mann, wie sich zeigte. Dort begann alles Weitere zunächst mit einer Enttäuschung. Die Ausbildung an Schützenwaffen war das eine, die ganze Organisation indes nicht zur Ausbildung zum Revierpolizisten sondern direkt im Rahmen als Bereitschaftspolizei, mit militärischer Disziplin und Organisation. Man bildete mich ein Jahr aus, um später andere auszubilden. Es folgte die Versetzung 1950 in die VP-Dienststelle Schwerin-Stern Buchholz. Mit 19 Jahren hatte ich als Vorgesetzter von teilweise mehrere Jahre älteren und oft schon als Polizist dienenden Männern zu fungieren.
So blieb ein ständiger und lange Zeit unerfüllter Wunsch nach weiterer und besserer Allgemeinbildung bestehen. Auch im Dienst hatte ich natürlich hinzuzulernen, was mir nicht schwer fiel. Eine Spezialausbildung als Zugführer gehörte dazu. Später bekleidete ich die Funktion als Gehilfe S1 des Stabschefs in einem Bataillon. So kam ich zu den Aufklärern. Die persönliche Entwicklung in verschiedenen Funktionen setzte sich fort mit immer höherer Verantwortung, mit militärischen Ehrungen und Beförderungen, aber immer verbunden mit dem noch unzureichend erfüllten Wunsch nach besserer Bildung. Dazu gehörte auch mein Bestreben, mich militärisch weiterzubilden. Den Wunsch, die Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden zu besuchen, verwehrte man mir leider, da mein Vater in die BRD übergesiedelt war.
Ich beantragte 1965 die Entlassung aus der NVA und begann ein Studium als Bauingenieur an der Ingenieurhochschule in Cottbus, zu der mich die NVA delegierte.
1968, nach der Ernennung zum Bauingenieur, ließ ich mich wieder in die NVA reaktivieren. Dort setzte ich meine Tätigkeit in der Unterabteilung Aufklärung der 8. MSD fort. So erfüllte sich mein Wunsch nach Weiterbildung zwar nicht im vollen Umfang, indes mit Hilfe der Nationalen Volksarmee aber doch ganz wesentlich.
Von 1949 bis zum Schluss habe ich, mit dem letzten Dienstgrad als Oberstleutnant, der Deutschen Demokratischen Republik gedient.“
1952, am 28. Juli, begann in Prora auf Rügen durch Aufstellung einer Kradschützenabteilung mit dem Namen Sonderabteilung 1 die Geschichte des Aufklärungsbataillons 8.
Am 30. September 1952 war die Aufstellung der Einheit beendet.
Als Kommandeur fungierte Volkspolizei-Oberrat Karl-Heinrich Herr.
Der Personalbestand setzte sich zusammen aus: 46 Offizieren, 55 Unteroffizieren, 40 Kursanten und 173 Soldaten (nicht mehr Volkspolizisten genannt)
Am 05. September 1952trafen die Handfeuerwaffen für die Abteilung ein (sowjetische Karabiner).
Vom 17. bis 28. November 1952erfolgten die Vorbereitungslehrgänge für das neue Führungspersonal:
Kommandeur: VP-Oberrat Herr/Oberleutnant Thomas
Stabschef: VP-Oberkommissar Agsten/Hauptmann Kühl
Allgem. Stellvertr: VP-Oberkommissar Thomas/VP-Oberkommissar Tolgin/Oberleutnant Willkowski/Oberleutnant Fippel/Oberleutnant Skrzepski
Stellvertreter PA: VP-Oberkommissar Griebel/Oberleutnant Eisert/Hauptmann Neumann/Oberleutnant Ortmann
Stellv. TA: VP-Kommissar Bammler/VP-Oberkommissar Bergmann/Leutnant Markwarth/Leutnant Bierwert /Leutnant Saefke
Stellv. Versorgung: VP-Meister Callies/Leutnant Bednanek/Leutnant Schramm/Unterleutnant Lange
Siegfried Schneidereit berichtet:
„Nach Absolvierung der VP-Schule (Offiziersschule) in Naumburg von Dezember 1950 bis September 1952, ernannte man mich am 1. 09. 1952 zum ersten Offiziersdienstgrad Unterleutnant. Mit anderen Absolventen wurden wir nach der Ernennung per Eisenbahn direkt von Naumburg nach Prora in die Einheiten versetzt. Ich kam zur Sonderabteilung 1. Mein Einsatz erfolgte als Zugführer der 3. Kompanie. Kompaniechef war der Oberkommissar Pirch. Zweiter Zugführer war Unterleutnant Morgenstern.
Unsere erste Einweisung in der Abteilung S 1 erfolgte durch den SC der Abteilung, Oberkommissar Agsten. Er stellte uns die Aufgabe, auf einer freien Waldfläche ein Zeltlager aus großen Zelten 5x5 m und Zelten aus Zeltbahnen, einschließlich für die eigene Übernachtung, aufzubauen.
Im Dezember 1952 erfolgte die Verlegung der Abteilung in einen der südlichen Querblöcke des Objektes „Prora Süd“. Im Block gegenüber befand sich die Nachrichten-Abteilung. In diesem Monat begannen wir mit einer einigermaßen geordneten infanteristischen Ausbildung.
In der Abteilung hatte bis 1956 der Kommandeur, der Politstellvertreter und jeder Kompaniechef seinen persönlichen sowjetischer Militärspezialisten als Berater. Sie waren all die Jahre eine wertvolle Hilfe, zumal der überwiegende Teil des Offiziersbestandes an der Offiziersschule in der Regel nur das Maschinengewehr „Maxim“ und die Gruppe im Angriff gelehrt bekommen hatte. In unserer 3. Kompanie war es der Hauptmann Schikoli.
Ein Teil der Ausbildung erfolgte im Umfeld von Prora, aber auch andere Bereiche der Insel Rügen wurden mit den Fahrrädern, besonders bei der Topografieausbildung, erkundet. Zu dieser Ausbildung mussten die Fahrräder bei der Werkstatt der Abteilung empfangen werden, da die Technik der Abteilung, Fahrräder und Motorräder, sogar eine JAWA in Originalfarben, zentral geführt und verwaltet wurde.
Für die Orientierung im Gelände stand dem Zug nur ein Kompass zur Verfügung. Mit den Motorrädern stand die Fahrschulausbildung im Vordergrund.
Im Ausgang suchten wir die umliegenden Ortschaften bis einschließlich Puttbus, zu Fuß oder mit eigenen Fahrrädern, auf. Eine Begrenzung des Standortes gab es noch nicht. Urlaubsfahrten waren durch die schlechte Zugverbindung von der Insel in ihrem Zeitvolumen stark eingeschränkt.“
1952 zum Jahresende lautete die endgültige Stellenbesetzung:
Kommandeur: Hauptmann Thomas
Stabschef: Hauptmann Kühl
Stellvertr. PA: Hauptmann Busse
Allgem. Stellvertr.: Oberleutnant Skrepski
Stellvertr.: TA Oberleutnant Saefke
Stellvertr. Versorg.: Leutnant Lange
Damals gab es viele sowjetische „Berater“, bis zur Kompanieebene zeitweilig. Sie sollten den großteils unerfahrenen und anfangs auch nur unzureichend ausgebildeten Offizieren die nötige Unterstützung in der Führung und Ausbildung der neu geschaffenen Formationen geben.
Major Konrad Thomas, als Kommandeur des Aufklärungsbataillons 8, erinnerte sich:
„Besonders eng gestaltete sich das Verhältnis zwischen dem Berater und mir nach einer Inspektion im Jahr 1953. Von den sowjetischen Beratern habe ich sehr viel gelernt, vor allem aber drei Dinge: Du kannst nur als Vorbild leben. Sei hart, aber gerecht. Bei Appellen oder ähnlichen Anlässen stehst du im Mittelpunkt, alle Augenpaare sind auf dich gerichtet, kein Knopf darf fehlen, alles muss richtig sitzen. Wenn eine Offiziersausbildung erfolgt, bereite dich gründlich auf die Ausbildung vor. Gehe vorher alles an Ort und Stelle noch einmal durch. Dann bilde hart und gefechtsnah aus. Wenn du alle drei Punkte berücksichtigst, erwirbst du dir ständig Autorität unter den Genossen.“
1953, vom 13. bis 20. Februar, bezog die S 1-Abteilungdas erste Winterlager im Raum der Insel. Es galt, sich zunächst mit den Aufgaben der Aufklärung vertraut zu machen und Erfahrungen zu sammeln, z. B. bei der Aufklärung von Marschstraßen, eines Waldabschnittes und anderer Aufklärungsobjekte, beim Anlegen eines Hinterhaltes und andere Aufklärungsmethoden. Bei der Vorbereitung auf die erste Bewährungsprobe einer Inspektion waren die Beratereine große Stütze.
Die Abteilung bereitete sich zielstrebig auf diesen Höhepunkt vor. Zusätzlich wurde innerhalb von drei Tagen ein Schießplatz bei Mukran, nördlich von Prora, aus dem Boden gestampft, um den Kompanien ein zusätzliches Schießtraining zu ermöglichen. Die Schießnote war eine entscheidende. Da die Abteilung gut vorbereitet war, konnten alle Aufgaben der Inspektion mit gut erfüllt werden.
Da bestimmte Kreise in der BRD offen die Politik der „Befreiung“ und des „Zurückrollens des Sozialismus“, sowie den kalten Krieg gegen die DDR verstärkten, machte es sich umso notwendiger, unsere demokratischen Ordnung zu verteidigen.
Schon im März 1952 verkündete der damalige BRD-Außenminister von Brentano (CDU):
„Wir werden alles tun und das Letzte unternehmen, ich sage ausdrücklich, alles und das Letzte, um die sowjetische Besatzungszone wieder zurückzuholen.“
(Bayrisches Volksecho, München, 8. März 1952)
1953, am 17. Juni, erhielt der Kommandeur der S 1-Abteilung, Hauptmann Thomas, um 17:45 Uhr den Befehl, mit der gesamten Abteilung um 18:00 Uhr alle Wachposten des Proraer Objektes zu übernehmen und eine straffe militärische Ordnung durchzusetzen. Diese Aufgabe erhielt die S 1-Abteilung, weil sie über einen hohen Ausbildungsstand und über einen guten politisch-moralischen Zustand verfügte. Den Auftrag erfüllte die Abteilung ohne Zwischenfälle.
Siegfried Schneidereit (rechts) berichtet dazu:
„Am 3. 8. 1953 verlegte ein Teil der Abteilung S 1 als Wachkommando zur Sicherung der Grenze zu Westberlin nach Berlin.
Diese Einheit führte ein Offizier der Abteilung, der Stellvertreter PA, Heini Buschewski und der Kompaniechef der 2. Kompanie, Hauptmann Tolzin. Die Unterbringung erfolgte in einem Zeltlager im Stadtbezirk Berlin-Treptow. Das Kommando hatte drei Wachaufzüge in ca. Zugstärke und eine Reserve zu bilden. Ihre Aufgabe lautete, im Grenzabschnitt Laubenkolonie durch Streifenposten (Doppelposten) die Ordnung aufrechtzuerhalten und das Eindringen von Provokateuren aus Berlin-West zu verhindern. Die Bewaffnung war jetzt die MPi-41. Bei diesem Einsatz gab es keinen Ausgang und Urlaub. Die Freizeit vertrieben wir uns mit dem Schreiben von Briefen, dem Lesen von Zeitungen, Gesprächen und Tischtennis spielen im Lager.
Nach der Fahnenflucht eines Angehörigen unserer Kommandos erstreckte sich die Suche nach ihm über die ganze Gartenkolonie, einschließlich der Gartenlauben bis teilweise auf westliche Seite, jedoch ohne Erfolg.
Am 15. 9. 1953 übergab man den Sicherheitsabschnitt unseres Kommandos an eine andere KVP-Einheit. Nach der Übergabe verlegte das Wachkommando der S 1 in den neuen Standort Schwerin in das Objekt Werderstraße.
Zur Niederlage der Konterrevolution des 17. Juni 1953 trug wesentlich der selbstlose Einsatz der Bewaffneten Organe der DDR und der mit ihnen gemeinsamen auf dem Territorium der DDR stationierten sowjetischen Truppen bei.
In der Zeit des Wachkommandos in Berlin zogen die anderen Teile der Abteilung S 1 aus dem Objekt Prora auf der Insel Rügen ebenfalls in das Objekt Werderstraße nach Schwerin um.“
Aus dem Einsatz der Truppenteile und Einheiten der Kasernierten Volkspolizei bei der Wiederherstellung der Ordnung am 17. Juni und den folgenden Tagen und Wochen ergaben sich nach dessen Analyse auch Schlussfolgerungen für Strukturveränderungen der S 1-Abteilung.
Die neue Sollstärke der Abteilung betrug nun: 26 Offiziere, 23 Unteroffiziere, 137 Soldaten, Gesamtstärke=186 Mann. Den überzähligen Personalbestand versetzte man und die überzähligen Waffen erhielt die Bereitschaft.
1953, vom 15. Juli. bis 08. August, führte die Abteilung ihr erstes Sommerlager im Raum der Insel Rügen durch und vom 08. bis 13. August 1953 nahm der Stab der Abteilung in dieser Zeit an einem zweistufigen Kommandostabsspiel auf der Insel Rügen teil.
1953, am 10. Oktober, bezog die Sonderabteilung 1 (S1) nach erfolgter Verlegung, von Prora kommend, ihre neue Unterkunft in Schwerin in der Kaserne der Werderstraße (Dienststelle Schwerin I), als S 1-Abteilung der KVP-Bereitschaft Schwerin.
In diesem Objekt befand sich auch der Stab der KVP-Bereitschaft, ihre Nachrichtenabteilung und Stabskompanie. Schwerin wurde nun für lange Jahre zur Garnisonsstadt der Truppenaufklärer der 8. MSD.
Die Kaserne in der Werderstraße im Jahr 2004
Dem Kommandeur der KVP-Bereitschaft, Oberst Nacke, folgte Oberst Martin Bleck (01.03. 1971, Generalleutnant, letzte Dienststellung Chef der Verwaltung Inspektion im Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR).
1953 am 7. Dezember, erhielt die Abteilung eine Zuführung neuer Technik: 10 SPW-152 und 36 Beiwagenkräder M-72.
Die Struktur der S 1-Abteilung Ende des Jahres 1953:
- Kommandeur,
- Stab mit Versorgungsgruppe, Nachrichtenzug
- 1. Kompanie: 5 SPW und 1 Krad
- 2. Kompanie: 5 SPW und 1 Krad
- 3. Kompanie: 32 B-Kräder
Die Abteilung teilte man auch im Objekt Werderstraße zur Wachgestellung an der Ausfahrt aus dem Objekt am Kontrolldurchlass (Kdl) zur Werderstraße ein (zwischen den beiden Hauptgebäuden).
1954 in der Winterausbildung im neuen Standort galt es nun, ein neues Ausbildungsgelände für die Abteilung zu erschließen. Für die Ausbildungszweige Taktik- und Topografieausbildung nutzte man östlich von Schwerin das Gelände zwischen dem Stadtrand und dem Paulsdamm im Waldgebiet Schelfwerder. Beim Hin- und Rückmarsch durch die Werder- und Güstrower Straße (B 104) gab es kräftigen Marschgesang. Das Schießtraining und das Schießen mit dem KK-Gewehr erfolgte im Objekt auf einem dafür ausgebautem Schießstand.
Siegfried Schneidereit berichtet:
„Beim KK-Schießen im Objekt ereignete sich ein Besonderes Vorkommnis mit traurigem Ausgang. Leutnant Müller, Zugführer des Nachrichtenzuges der Abteilung, verließ entgegen den Festlegungen vorzeitig beim laufenden Schießen die Anzeigedeckung, wobei er unglücklich durch einen Schuss am Kopf getroffen wurde und an den Folgen verstarb.“
Zum Schießen mit den Handfeuerwaffen sowie mit den MG’s ging es zum Schießplatz auf den Truppenübungsplatz Lübtheen.
In den freien Stunden besuchten die Angehörigen der Abteilung gern das Gasthaus „Seelust“ der Inhaberin Else Schmal (Bild unten) in Probst-Jesar.
Siegfried Schneidereit, Kompaniechefchef der Krad-Kompanie, von der Natur mit einem vollem Haarschopf bedacht, hatte gerade deshalb ein persönliches Erlebnis mit Oberst Bleck, auf den er innerhalb der Kaserne traf.
Er wird von diesem angesprochen: „Genosse Unterleutnant, Ihre Haare sind zu lang, Sie gehen zum Friseur!“
Der Angesprochene antwortet: „Da war ich ja gerade, Genosse Oberst“.
Daraufhin der Oberst: „Dann holen Sie sich eine neue Mütze von der BA-Kammer“.
Als Kompaniechefchef in der S 1-Abteilung führte Siegfried Schneidereit die Krad-Kompanie, hier mit seiner Truppe bei der Ausbildung der Kradstaffel im Winter 1957.
Siegfried Schneidereit, Dipl.-Mil., Oberstleutnant a. D., gehörte als ein „Urgestein“ zum Aufklärungsbataillon 8:
Daten aus seinem Werdegang in dieser Zeit;
- September 1952 - Oktober 1954: Zugführer in der SPW-Kompanie der S-1-Abteilung in Prora;
- Oktober 1954 - November 1955: Zugführer des Lehrzuges der S-1-Abteilung in Schwerin;
- November 1955 - November 1956: Kompaniechef der Krad- Kompanie der S-1-Abteilung in Schwerin;
- Mai 1957 - Dezember 1957: Chef der Krad-Kompanie im Aufklärungsbataillon 8 in Schwerin-Stern Buchholz;
- Dezember 1957 - Dezember 1960: Erster Stellvertreter des Kommandeurs des Aufklärungsbataillons 8 in Schwerin-Stern Buchholz.
Zum Beiwagenkrad M-72 brachte die Armeerundschau 11/81 u. a. folgende Beschreibung:
1953/54 in der Winterausbildungsperiode vom 1. 12. bis zum 30. 4. war die Einzelausbildung der Mannschaften bis Mitte März vorgesehen. Danach folgte die Ausbildung der Besatzungen bzw. Gruppen im aufeinanderabgestimmten Handeln. Die Zug- und Kompanieausbildung schloss sich daran an. Schwerpunkt der Ausbildung war die Schieß- und Taktikausbildung.
Die neue Stellenbesetzung der Führung der Abteilung sah nun so aus:
Kommandeur: Hauptmann Thomas
Stabschef: Oberleutnant Krafczyk
Stellvertr. PA: Hauptmann Labuda