Trust me, Boss - Nancy Salchow - E-Book
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Nancy Salchow

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Beschreibung

Marlon Als der erfolgreiche Unternehmer Marlon zufällig in die Lesung der aufstrebenden Autorin Emma gerät, hat er eine ungewöhnliche Idee: Mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Lebensfreude scheint sie genau die Richtige zu sein, um seinem Vater – Bestsellerautor Constantin Fehn – aus seiner langanhaltenden Schreibblockade herauszuhelfen. Es kostet Marlon viel Überzeugungsarbeit und ein äußerst lukratives Angebot, um Emma dazu zu bringen, eine Weile in seine Villa zu ihm und seinem Vater zu ziehen. Doch er denkt bei dem Angebot nicht nur an seinen Vater, sondern folgt unbewusst auch einem unerklärlichen Verlangen, das Emma vom ersten Moment an in ihm weckt ... Emma Als Emma auf Marlons Angebot eingeht, seinem Vater aus seiner Schreibblockade zu helfen, ahnt sie nicht, dass sie sich damit auf sehr viel mehr als nur einen Job eingelassen hat. Nicht nur die Tatsache, dass Marlon somit zu ihrem Boss wird, macht die Gefühle, die er in ihr weckt, umso verwirrender. Auch was die Schreibblockade seines Vaters betrifft, scheint er ihr nicht die ganze Wahrheit zu sagen. Die fragwürdige und doch anziehende Rätselhaftigkeit, die Marlon umgibt, macht den ungewöhnlichen Deal schon bald zu einem undurchschaubaren Spiel aus Verlangen, Geheimnissen und unbändiger Sehnsucht. Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. In sich abgeschlossener Einzelroman. Keine Serie.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Epilog

Impressum

Nancy Salchow

___________________________

Trust me, Boss

Tabulose Liebe

Roman

Über das Buch

Marlon

Als der erfolgreiche Unternehmer Marlon zufällig in die Lesung der aufstrebenden Autorin Emma gerät, hat er eine ungewöhnliche Idee: Mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Lebensfreude scheint sie genau die Richtige zu sein, um seinem Vater – Bestsellerautor Constantin Fehn – aus seiner langanhaltenden Schreibblockade herauszuhelfen.

Es kostet Marlon viel Überzeugungsarbeit und ein äußerst lukratives Angebot, um Emma dazu zu bringen, eine Weile in seine Villa zu ihm und seinem Vater zu ziehen. Doch er denkt bei dem Angebot nicht nur an seinen Vater, sondern folgt unbewusst auch einem unerklärlichen Verlangen, das Emma vom ersten Moment an in ihm weckt ...

Emma

Als Emma auf Marlons Angebot eingeht, seinem Vater aus seiner Schreibblockade zu helfen, ahnt sie nicht, dass sie sich damit auf sehr viel mehr als nur einen Job eingelassen hat. Nicht nur die Tatsache, dass Marlon somit zu ihrem Boss wird, macht die Gefühle, die er in ihr weckt, umso verwirrender. Auch was die Schreibblockade seines Vaters betrifft, scheint er ihr nicht die ganze Wahrheit zu sagen. Die fragwürdige und doch anziehende Rätselhaftigkeit, die Marlon umgibt, macht den ungewöhnlichen Deal schon bald zu einem undurchschaubaren Spiel aus Verlangen, Geheimnissen und unbändiger Sehnsucht.

Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen.

In sich abgeschlossener Einzelroman. Keine Serie.

Prolog

Die Kornblumen kitzeln an meinen Waden, während ich tiefer ins Feld hineinlaufe. Vor ihm davonzurennen hat etwas seltsam Beflügelndes. Ein Gefühl, das aufregend und fremd zugleich ist.

In der Mitte des Weizenfeldes erreicht er mich endlich und umarmt mich von hinten.

„Hab ich dich!“, ruft er triumphierend, während wir uns lachend fallen lassen.

„Na warte.“ Ich strampele mit den Beinen. „So leicht werde ich es dir aber nicht machen.“

„Ach nein?“ Er betrachtet mich mit frechem Grinsen, während er sich halb über mich beugt.

„Nein.“ Mein Lachen weicht langsam einem ernsteren, beinahe verträumten Blick.

Auch sein Grinsen macht einem verklärten Ausdruck Platz. Sanft streicht er eine Strähne aus meinem Gesicht.

„Du bist wunderschön“, flüstert er. „Weißt du das eigentlich?“

Er berührt meine Lippen mit seiner Fingerspitze, dann küsst er mich so zärtlich und behutsam, dass ich für einen Moment vergesse, wo wir sind.

All meine Zweifel, all meine Fragen sind plötzlich wie weggewischt. Alles, was ich sehe, sind diese durchdringenden Augen, die mir bis ins Herz zu blicken scheinen.

„Bei dir fühlt sich alles so leicht an“, flüstert er.

„Vielleicht redest du dir das auch nur ein“, antworte ich leise.

Er lässt seine Hand langsam an meiner Taille hinabgleiten. Eine Berührung, die ich durch den hauchdünnen Stoff meines Kleides umso intensiver spüre. Als seine Finger meine Kniekehle erreichen und er mein Bein sanft anhebt, packt mich die süße Erregung. Ein Gefühl, gegen das mein Verstand machtlos ist.

„Ich will dich“, haucht er in meinen Nacken.

Spätestens in diesem Augenblick weiß ich, dass ich keine andere Wahl habe, als meine Vernunft auszublenden. Denn gegen ihn hat sie ohnehin nicht die geringste Chance.

Kapitel 1

Marlon

Der Buchladen ist an diesem Nachmittag ungewöhnlich voll. Während sich hier und da jemand an eines der Regale im vorderen Bereich verirrt, hat sich eine regelrechte Menschentraube an der hinteren Fensterseite des Geschäfts versammelt.

Ich kann nicht sehen, was der Grund für den Andrang ist, senke meinen Blick aber schon bald wieder auf den Buchrücken des Thrillers in meiner Hand.

Wieder frage ich mich, ob es klug oder ausgesprochen dumm von mir ist, Vater das Buch eines anderen Autors mitzubringen. Führt der Wunsch, dadurch seinen Schreibdrang zu wecken, am Ende nicht vielleicht sogar dazu, dass er noch frustrierter als vorher ist?

Seufzend schiebe ich das Buch zurück ins Regal.

Ich sollte gehen und die Dinge auf sich beruhen lassen. Nur er allein wird wissen, wann er wieder bereit ist zu schreiben. Nicht, dass er es nötig hätte. Finanziell könnte er nach den Riesenerfolgen der Vergangenheit problemlos ein paar Jahre ohne neuen Bestseller überstehen. Wie wichtig das Schreiben für sein inneres Gleichgewicht ist, steht allerdings auf einem anderen und sehr viel wichtigeren Blatt.

Etwas deplatziert stehe ich in der Mitte des Ladens, hin und hergerissen zwischen dem Drang, wieder zu gehen oder nachzuschauen, was es mit der Menschentraube auf sich hat.

Ich entscheide mich für Letzteres und nähere mich langsam dem neugierigen Publikum. Als ich mich etwas weiter rechts halte, kann ich endlich einen Blick auf den Grund ihres Interesses werfen. An einem kleinen Stehtisch ist eine junge Frau mit schulterlangem kupferfarbenem Haar und hübschem Lächeln dabei, Bücher zu signieren. Sie scheint eher zierlich, doch gleichzeitig selbstsicher und entspannt.

Mein Blick fällt auf den Pappaufsteller vor ihrem Tisch.

Poeler Bestseller-Autorin Emma Tomsen signiert ihren neuen Roman „Der Bastard, mein Herz und ich“

Emma Tomsen? Noch nie von ihr gehört. Aber wenn sie einen ganzen Laden mitten in der Innenstadt von Schwerin füllen kann, muss sie eine recht bekannte Autorin sein. Andererseits scheint ihr Roman eher aus dem Genre Liebesroman zu stammen. Vermutlich ist mir ihr Name deshalb unbekannt.

Doch die Signierstunde scheint mehr als das bloße Schreiben von Autogrammen zu sein. Vielmehr sieht es so aus, als habe sich ein spontaner Smalltalk daraus entwickelt. Immer wieder unterschreibt sie Bücher und beantwortet zwischendurch Fragen über das Mikrofon, das an ihrer Bluse befestigt ist oder unterhält die Besucher mit unterhaltsamen Anekdoten aus ihrem Autorinnenleben.

Ich schaue auf meine Armbanduhr. Kurz nach zwei. Eigentlich wollte ich um diese Zeit schon wieder im Büro sein. Doch als ich wieder aufschaue und in das strahlende Gesicht dieser gewissen Emma blicke, ertappe ich mich bei einem Anflug von Neugier.

Ihr Lächeln wirkt selbstsicher, aber trotzdem bodenständig. Die Art, in der sie die Fragen der Anwesenden beantwortet, ist geradezu erfrischend.

Gedankenverloren lehne ich mich gegen ein Bücherregal und lausche ihren Antworten.

„Wann haben Sie mit dem Schreiben angefangen?“

„Diese Frage wird mir oft gestellt. Und die Antwort ist: Ich weiß es nicht. Nein ehrlich, ich weiß es wirklich nicht. Ich habe mir von klein auf an die wildesten Geschichten ausgedacht, schon im Kindergarten. Das war irgendwie schon immer ein Teil von mir. Genauso, wie es irgendwann selbstverständlich wurde, dass ich diese Fantasien auch zu Papier brachte. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals eine Zeit gab, in der ich mir keine Geschichten ausgedacht habe.“

„Also haben Sie die Schreibwut sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen?“

„Kann man so sagen, ja.“

Lachend wirft sie ihr Haar in den Nacken. Ein Lachen, das pure Lebensfreude ausstrahlt. Kein Anflug von Genervtheit oder gestellter Freundlichkeit. Man kauft ihr die aufrichtige Freude am Schreiben sofort ab.

„Sie haben bereits 15 Romane veröffentlicht – und das, obwohl Sie gerade mal 28 sind. Woher nehmen Sie all Ihre Ideen?“

„Ich gehöre zu den Menschen, die das Hochsensibilitäts-Gen haben. Das bedeutet, dass ich alle Reize um mich herum sehr viel intensiver wahrnehme als andere. Das kann im Alltag sehr belastend sein, weil ich mich öfter zurückziehen muss, wenn ich zu lange lärmenden Situationen ausgeliefert bin ...“

„Sie meinen, Menschenansammlungen wie diese?“

„In etwa, ja. Aber für ein bis drei Stunden ist das kein Problem, zumal wir uns hier ja in einem überschaubaren Kreis befinden. Dann genieße ich diese Momente sehr, wie Sie hoffentlich merken. Aber wenn ich zum Beispiel einen ganzen Tag auf einer überfüllten Buchmesse sein muss, sieht es schon anders aus. Was ich aber sagen wollte: Diese Hochsensibilität kann im Alltag zwar nerven, aber für das Schreiben ist sie ein Segen, weil ich alle Geschichten und Schicksale, die mir so im wahren Leben begegnen, unbewusst aufsage. Alles, was ich sehe oder erlebe, nistet sich sofort in meinem Hinterkopf ein, oft ganz unbemerkt. Und genauso finden auch die Ideen zu meinen Büchern wie von selbst ihren Weg zu mir. Sie sind einfach da. Ich musste noch nie nach ihnen suchen. Vielleicht fällt mir das Schreiben deshalb so leicht.“

Meine Gedanken wandern zu Vater. Wie lange ist es her, dass ich ihn genauso euphorisch über das Schreiben habe reden hören? Zwei Jahre? Oder noch länger?

Das Lächeln, mit dem sie die Fragen beantwortet und zwischendurch immer mal wieder ein Buch signiert, fesselt mich auf eine Weise, die mich selbst überrascht. Allein die Tatsache, über das Schreiben zu reden, scheint sie so glücklich zu machen, als würde sie über eine Liebesaffäre sprechen. Als wäre es das größte Glück auf Erden, genau das zu tun, was sie tut.

„Haben Sie sich je in einem anderen Genre versucht?“

Dieses Mal ist es eine etwas ältere Frau, vielleicht Ende sechzig, die die Hand gehoben hat, um ihr eine Frage zu stellen.

Emma überlegt auch dieses Mal nicht lang, bevor sie antwortet: „Ich liebe Thriller und Serien über das Jagen von Serienmördern. Und ja, ich habe schon oft darüber nachgedacht, mich selbst an diesem Thema zu versuchen. Aber bisher musste ich leider immer wieder feststellen, dass mir das Schreiben solcher Bücher nicht so wirklich liegt. Ich denke dabei zu viel nach und schreibe weniger instinktiv, wie ich es von meinen Liebensromanen her kenne. Und ich glaube, dass es gerade meine Instinkte sind, die meinen Erfolg ausmachen. Würde ich meinen Kopf einschalten und alles von Anfang bis Ende durchtakten, ohne auch mal die Leine zu lockern und den Titelhelden selbst das Ruder zu überlassen, wären meine Romane wesentlich stumpfer und emotionsloser.“ Sie grinst. „Andere Autoren sind im Planen ihrer Handlungsstränge sehr viel geschickter, aber ich fahre einfach am besten, wenn ich auf mein Bauchgefühl höre. Das hat mich noch nie betrogen.“

Wieder legt ihr jemand ein Buch zum Unterschreiben vor, wieder breitet sich ein lebhaftes Gemurmel in der Menschenmenge aus.

Ohne groß darüber nachzudenken, ertappe ich mich plötzlich selbst, wie ich die Hand hebe. Sie entdeckt mich nicht sofort, aber als sich schließlich unsere Blicke treffen, ist es umso merkwürdiger. Beinahe scheint es, als würde sie sich wundern, eine Frage von einem Mann gestellt zu bekommen.

„Ja?“ Sie deutet mit einem Kopfnicken in meine Richtung.

„Ich habe mich nur gerade gefragt“, ich lasse meinen Arm wieder sinken und trete ein Stück vor, „ob Sie jemals auch mit Schreibblockaden zu kämpfen haben.“

Unweigerlich muss ich an meinen Vater denken.

„Schreibblockaden“, wiederholt sie gedankenverloren, während sie sich auf den Stuhl hinter dem Stehtisch setzt.

„Na ja“, entgegne ich, „so etwas passiert doch sicher jedem Autor mal, oder?“

Auf meine Frage hin wirft sie mir ein Lächeln zu, das ich nicht so wirklich einordnen kann.

„Um ehrlich zu sein“, beginnt sie schließlich, „kann ich mich nicht erinnern, jemals eine Blockade gehabt zu haben. Es ist wohl eher so, dass ich mich zwingen muss, auch mal eine Schreibpause einzulegen und mich bewusst zu entspannen.“ Sie kneift die Augen zusammen, als müsste sie erst nach den richtigen Worten suchen. „Vielleicht bin ich tatsächlich so etwas wie eine kleine Streberin, was das Schreiben angeht.“ Sie schaut mich direkt durch die Menschenmenge an und wirft mir ein herzliches Lachen zu. „Klingt das plausibel?“

Nun lache auch ich. „Aus Ihrem Mund schon.“

Eine Weile halten sich unsere Blicke fest. Nur kurz. Ein eigentlich unbedeutsamer Moment. Und doch überkommt mich dabei ein seltsam vertrautes Gefühl – und eine Frage, die so absurd scheint, dass ich sie sofort wieder verdränge.

Unweigerlich wende ich mich von der Menschenmenge ab, während sich im Hintergrund schon die nächste Besucherin mit einer Frage zu Wort meldet. Doch ich höre nicht mehr zu und widme mich stattdessen erneut dem Thriller-Regal.

Eigentlich müsste ich zurück ins Büro. Und überhaupt gäbe es tausend wichtigere Dinge zu tun, als tatenlos in einem Buchladen herumzulungern. Andererseits: Hat der Grund, der mich daran hindert, einfach zu gehen, tatsächlich etwas mit Tatenlosigkeit zu tun? Ist es nicht vielmehr so, dass die Idee, die mit jeder Minute, die ich hier verbringe, mehr und mehr an Form annimmt, die beste Idee seit Langem ist?

Wieder werfe ich einen flüchtigen Blick zu der Menschentraube. Irgendwo lacht jemand. Und auch Emmas Stimme erhebt sich über die der anderen.

Ja, die Glücksgefühle, die das Schreiben in ihr auslöst, scheinen tatsächlich echt zu sein. So echt, wie sie nur sein können.

Kapitel 2

Emma

Dass Clawsen, der Ladenbesitzer, die Runde offiziell für beendet erklärt hat, habe ich nur für ein paar Sekunden bedauert. Doch jetzt, wo sich die Leute langsam entfernen und ich zum ersten Mal seit Stunden durchatmen kann, spüre ich, wie gut mir die Ruhe tut.

Im Hinterzimmer des Ladens werfe ich einen flüchtigen Blick in den Spiegel.

Irgendwie sehe ich müde aus. Fast ein bisschen blass.

Ich sollte mir vor der Heimfahrt noch irgendwo einen Coffee to go besorgen, bevor ich auf dem Weg zur Insel noch einschlafe.

Ich kneife mir in die farblosen Wangen, atme ein letztes Mal tief durch und greife dann nach meiner Handtasche. Als ich die Tür hinter mir schließe und durch den Laden in Richtung Ausgang gehe, sehe ich ihn plötzlich.

Er steht vor dem Regal mit den Thrillern. Die Hände in den Hosentaschen, den Blick suchend in die Höhe gerichtet, als befände er sich auf der höchstwichtigen Suche nach einem ganz bestimmten Buch.

Etwas hindert mich für eine Sekunde daran weiterzugehen. Stattdessen verharre ich kurz und betrachte ihn von der Seite.

Ob sein Interesse an meiner Schreiberei aufrichtig war? Oder war er nur durch Zufall zur selben Zeit hier wie ich?

Er trägt das mokkabraune Haar kurz und doch lang genug, um ihm einen leicht zerzausten Look zu geben. Eine Unordnung, die gewollt zu sein scheint und ihm zusammen mit dem Bartansatz, der mit etwas Geduld zum Vollbart werden könnte, etwas besonders Geheimnisvolles gibt.

Sein himmelblaues Hemd sitzt locker in seiner Jeans und gibt den Blick auf den trainierten Rücken und einen Hintern frei, auf den ich einen Moment zu lang starre.

Erschrocken über mich selbst gehe ich schließlich weiter in Richtung Ausgang. „Wiedersehen“, sage ich mit freundlichem Nicken, als ich seinen Weg kreuze. Doch noch bevor ich die Tür erreicht habe, nehme ich seine Stimme hinter mir wahr.

„Warten Sie.“

Ich drehe mich zu ihm um. „Ja?“

„Emma, richtig?“ Er stellt ein Buch zurück ins Regal und kommt einen Schritt auf mich zu. „Ich bin Marlon.“

Etwas verunsichert erwidere ich sein Handschütteln. „Freut mich.“

Für den Bruchteil einer Sekunde verliere ich mich in seinen türkisblauen Augen. Scheiße, zum Teufel, was ist das bitteschön für eine Augenfarbe? Man wird ja regelrecht gezwungen, ihn anzustarren, ob man will oder nicht.

Ich atme lautstark aus.

„Ich hoffe, Sie halten mich nicht für aufdringlich, weil ich auf Sie gewartet habe“, beginnt er schließlich, „aber mein Anliegen ist doch etwas zu speziell. Ich wollte nicht so gern vor den anderen Leuten darüber sprechen.“

Meine Neugier ist geweckt. Vermutlich sollte ich besser skeptisch sein, denn Anfragen, die auf diese Weise anfangen, bedeuten selten etwas Gutes. Das letzte Mal, als jemand nach einer Lesung auf mich gewartet hat, wollte er, dass ich mit ihm zusammen ein Buch über seine nymphomanische Ehefrau schreibe.

Trotzdem, irgendetwas an diesem Marlon hindert mich daran, mich unter einem Vorwand aus dem Staub zu machen.

„Worum geht es denn?“, frage ich schließlich.

Er schaut sich um, als hätte er ein ziemlich heikles Thema mit mir zu besprechen.

„Um ehrlich zu sein ...“, murmelt er.

Ich neige den Kopf zur Seite. „Ist alles in Ordnung?“

„Ja.“ Er kratzt sich an der Schläfe. „Ich würde das nur gern an einem anderen Ort besprechen.“ Er schaut durch das Schaufenster auf die Stadtpromenade hinaus. „Darf ich Sie vielleicht auf einen Kaffee einladen? Gleich gegenüber ist ein kleines Café. Es dauert auch höchstens zwanzig Minuten. Danach können Sie selbst entscheiden, was Sie von meinem Angebot halten.“

Die Skepsis, die gerade noch nichts weiter als ein unscheinbares Gefühl war, wird langsam stärker.

Er ist ein Fremder. Und nur weil er gut aussieht und diesen Wahnsinnshintern hat, heißt das noch lange nicht, dass er kein perverser Irrer ist, der nur auf eine Gelegenheit wartet, mir in der nächsten Seitengasse die Kehle aufzuschlitzen.

Und doch ist da dieser unerklärliche Drang, mehr über sein Anliegen zu erfahren. Mehr über ihn.

Ich zögere.

„Blöde Idee?“ Er runzelt die Stirn. „Tut mir leid. Sie kennen mich ja gar nicht. Klar, dass sie erst mal misstrauisch sind.“

„Das ist es nicht“, lüge ich. „Zu Hause wartet nur mein Manuskript auf mich und ich ...“ Ich stocke. „Wissen Sie was? Das hat keine Eile.“ Ich straffe meine Schultern und blicke ihn freundlich an. „Von mir aus können wir gern einen Kaffee trinken gehen.“

Ich bin überrascht von meinem eigenen Übermut. Habe ich etwas zu lange in dieses unergründliche Türkisblau seiner Augen geschaut? Bin ich tatsächlich so leicht aus dem Konzept zu bringen?

„Das ist großartig.“ Ein Strahlen breitet sich auf seinem markanten Gesicht aus. „Ich werde auch versuchen, mich so kurz wie möglich zu fassen.“

„Worum auch immer es geht, Sie haben mich neugierig gemacht.“

„Das freut mich.“

Er geht voraus und hält mir die Tür auf. Als wir gemeinsam auf die Promenade hinaustreten und uns die Maisonne zum Blinzeln bringt, überkommt mich plötzlich ein rätselhaft warmes Gefühl. Ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann, das aber glücklicherweise überhaupt nicht zu der Vorstellung passt, jeden Augenblick in eine Seitengasse gezogen und aufgeschlitzt zu werden.

Kapitel 3

Marlon

Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, habe ich nicht damit gerechnet, dass sie meine Einladung annehmen würde. Jetzt, wo ich ihr an diesem kleinen Fenstertisch gegenübersitze und an meinem Kaffee nippe, scheint es mir umso unglaublicher.

Habe ich wirklich vor, sie zu fragen? Und was lässt mich glauben, dass sie tatsächlich annehmen wird?

Nach einem kurzen Schluck von ihrem Chai Latte stellt sie die Tasse ab und schaut mich neugierig an.

„Also?“ Sie öffnet die Lippen leicht. „Was ist es, das Sie so dringend mit mir besprechen möchten?“

Erst jetzt fällt mir das Bernsteingold ihrer Augen auf. Was für ein faszinierender Farbton.

„Marlon?“, fragt sie, als mein Schweigen andauert.

„Oh.“ Ich räuspere mich. „Tut mir leid, ich war wohl in Gedanken.“

Die Tatsache, meinen Namen aus ihrem Mund zu hören, macht die Situation noch unwirklicher. Andererseits: Was habe ich schon zu verlieren? Und heißt es nicht immer, dass die spontanen Ideen die besten sind?

„Am besten komme ich gleich zur Sache.“ Ich schiebe meinen Kaffeebecher zur Seite und falte meine Hände ineinander.

Sie sieht mich voller Erwartung an.

„Wissen Sie“, beginne ich endlich, „es klingt zwar in der heutigen Zeit etwas seltsam, aber ich lebe mit meinem Vater zusammen.“

Diese Tatsache scheint sie nicht im Geringsten zu irritieren.

„Wir leben in einem recht großen Haus zusammen“, fahre ich fort. „Eigentlich ist es eher eine Villa. Jeder von uns hat zwar seinen eigenen Wohnbereich, aber trotzdem bekomme ich recht viel von seinem Alltag mit. Na ja, und dieser Alltag ist der Grund, warum ich Sie um dieses Treffen gebeten habe.“

„Ich verstehe nicht ganz.“

„Mein Vater ist Autor.“ Ich lächele flüchtig. „Genau wie Sie.“

„Oh.“ Sie neigt den Kopf ein Stück zur Seite. „Hat er bereits Bücher veröffentlicht? Kennt man ihn?“

Ich halte einen Augenblick lang inne.

Wäre es nicht ziemlich dumm, ihr seinen Namen zu nennen? Immerhin habe ich keine Ahnung, ob sie auf meinen Vorschlag eingehen wird. In dem Fall wüsste sie um seinen Zustand und könnte mit dieser Information hausieren gehen.

Blödsinn! So etwas würde sie nicht tun. Sie ist eine aufrichtige und reine Seele, das sieht doch ein Blinder.

Oder?

Ich senke den Blick auf meine Hände.

„Ist alles in Ordnung?“, fragt sie.

Ich zögere kurz.

„Ja.“ Ein Gefühl von Sicherheit breitet sich plötzlich in mir aus. „Es ist nur ...“

„Was?“ Sie nippt erneut an ihrem Chai Latte.

Ich schlucke die letzten Zweifel herunter.

„Sein Name ist Constantin“, sage ich schließlich. „Constantin Fehn.“

Überrascht stellt sie die Tasse ab. „Der Constantin Fehn?“

Ich schaue mich nervös um. Eine Tatsache, die sie sofort bemerkt.

„Tut mir leid.“ Sie senkt die Stimme. „Ich wollte nicht indiskret sein.“

„Schon gut. Niemand hat etwas gehört.“

„Ich war wohl einfach überrascht, seinen Namen zu hören.“ Sie beugt sich in verschwörerischem Unterton über den Tisch. „Ich meine, ihr Vater ist eine Koryphäe in der Autorenwelt. Jeder kennt ihn. Jeder bewundert ihn für seinen beispiellosen Erfolg. Eine solche Karriere über mehrere Jahrzehnte aufrechtzuerhalten, gelingt nicht vielen. Allein die Vorstellung, mit seinem Sohn an einem Tisch zu sitzen, macht mich gerade sprachlos, wenn ich ehrlich bin.“

Ihre Bewunderung für ihn weckt den altvertrauten Stolz in mir. Der Stolz auf das, was Vater bisher erreicht hat. Der Stolz, dieselben Gene in mir zu tragen.

„Dann wussten Sie gar nicht, dass er hier an der Ostsee lebt?“, frage ich.

„Na ja“, sie zuckt mit den Schultern, „dass er am Meer lebt, habe ich schon öfter gehört. Aber ich dachte da eher an so was wie Rügen. Ist doch eher die Gegend für Prominenz, oder?“

Dass sie ihn als prominent bezeichnet, ruft mir zum ersten Mal seit Langem in Erinnerung, wie berühmt er tatsächlich nach all den Jahren noch immer ist. Umso überraschter wären die Leute vermutlich, von seinem Zustand zu erfahren.

„Sie leben auf der Insel Poel, richtig?“ Ich schaue sie interessiert an.

„Ja, woher wissen Sie das?“

„Das Klappschild im Buchladen nannte Sie Poeler Autorin.“

„Stimmt.“ Sie lächelt beinahe verlegen. „Das hatte ich ganz vergessen.“

„Dann werden Sie sicher überrascht sein zu hören, dass wir praktisch Nachbarn sind. Wir leben am Rande von Wismar.“

„Tatsächlich?“ Ihre Augen weiten sich. „Das ist wirklich eine Überraschung.“

Die Art, wie sie mich anschaut, lässt mich für einen Moment den Grund für dieses Treffen vergessen. Ihr Blick scheint so unergründlich und doch strahlt sie eine Gutmütigkeit aus, die mich in meiner Entscheidung bestärkt.

„Na ja“, ich rutsche auf meinem Stuhl hin und her, während ich nach den richtigen Worten suche, „mein Vater ist wie gesagt der Grund, warum ich mit Ihnen reden wollte.“

„Gern. Worum geht es denn?“

„Wissen Sie ...“ Ich hole tief Luft. „Ich kann doch davon ausgehen, dass dieses Gespräch unter uns bleibt?“

„Selbstverständlich.“ Sie presst die Lippen zusammen.

„Na ja, mein Vater befindet sich seit weit über zwei Jahren in einer schweren Krise. Das Schreiben war immer sein Leben, nichts anderes erfüllte ihn mit so viel Stolz und Freude wie diese Leidenschaft.“ Ich seufze. „Aber irgendwie ist ihm diese Freude abhandengekommen. Er hat eine regelrechte Schreibblockade, was seine Stimmung wiederum noch schlechter werden lässt. Es ist sozusagen ein Teufelskreis.“

„Oh.“ In ihren Augen liegt echtes Bedauern. „Das tut mir sehr leid zu hören. Und es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass ausgerechnet ein so begnadeter Autor wie Ihr Vater vor so einem Problem stehen soll.“

„Er hätte das sicher selbst niemals für möglich gehalten. Sie hätten ihn erleben sollen, wie er früher war. Als meine Mutter noch lebte, waren wir viel am Strand. Selbst dort hatte er seine Notizbücher dabei, um zu arbeiten.“ Meine Erinnerungen schweifen ab. „Verstehen Sie mich nicht falsch: Er war auch damals ein toller Vater und hat sich immer Zeit für mich genommen. Aber sobald ich beschäftigt war oder schwimmen gegangen bin, hatte er sofort eines seiner Manuskripte griffbereit. Er liebte seine Arbeit einfach und sein Ideenreichtum war unerschöpflich.“

„Dann war es sicher der Tod Ihrer Mutter, der ihn diese Freude genommen hat?“ Sie erschrickt im selben Moment über ihre forsche Frage. „Tut mir leid. Ich wollte nicht so direkt sein.“

„Schon in Ordnung.“ Ich atme durch. „Sicher, Mutters Tod war sehr schwer für uns. Aber das ist mittlerweile 16 Jahre her. Damals war ich 13 und hatte hart damit zu kämpfen. Aber Vater gab sein Bestes, mir trotz allem eine schöne Kindheit zu bescheren. Und schon damals fand er im Schreiben sehr viel Trost. Man kann sogar sagen, dass seine Arbeit nach ihrem Tod noch mehr zum Teil von ihm wurde.“

Ihr Interesse für das Thema ist ihr deutlich anzusehen, trotzdem scheint sie sehr darum bemüht, keine unangemessenen Fragen zu stellen. Also greift sie schweigend nach ihrer Tasse und nimmt erneut einen Schluck.

„Mit jeder neuen Anfrage des Verlags wird Vater nur noch unglücklicher“, fahre ich fort. „Er kommt sich mehr und mehr wie ein Versager vor, hat aber irgendwie auch keine Kraft, aus diesem Loch herauszukommen. Manchmal sitzt er Stunden mit seinem Notizbuch auf der Terrasse und starrt schweigend auf den Rasen, ohne auch nur ein einziges Wort zu schreiben.“

„Das muss schrecklich für ihn sein.“

Ich nicke. „Manchmal, wenn wir zusammen frühstücken, ist da dieses Lächeln auf seinem Gesicht. Und dann ist er voller Tatendrang und erzählt von seinen Schreibplänen für den Tag. Aber abends ist er dann umso deprimierter, weil er wieder nichts zu Papier gebracht hat.“

„Vielleicht ist das Schreiben einfach nicht mehr das Richtige für ihn.“ Sie setzt die Tasse ab.

„Das habe ich auch schon oft zu ihm gesagt. Und ich habe ihm vorgeschlagen, diese Blockade einfach zu akzeptieren und stattdessen ein wenig in meinem Unternehmen mitzuarbeiten.“

„Sie leiten ein Unternehmen?“

„Es ist eine Kette von Souvenirshops an der Küste. Das hat sich im Laufe der Jahre mehr und mehr erweitert und würde im Prinzip vollkommen ausreichen, meinen Vater und mich zu ernähren. Mal abgesehen davon, dass seine alten Veröffentlichungen auch immer noch viel Profit abwerfen.“ Ich suche nach der richtigen Formulierung. „Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht um die Aufgabe, die mein Vater einfach dringend in seinem Leben braucht.

---ENDE DER LESEPROBE---