Typgerechte Hundeerziehung - André Vogt - E-Book

Typgerechte Hundeerziehung E-Book

André Vogt

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Beschreibung

Sitz, Platz - und fertig? Tatsächlich macht das Erlernen von Kommandos nur einen Teil der Erziehungs- oder Beziehungsarbeit zwischen Mensch und Hund aus. Denn das Leben ist bunter, komplexer, lauter. Und wenn ein Hund ohne gefestigte Beziehung zu seinem Menschen den Reizen dieser Welt ausgesetzt ist, lässt sich das auch noch so oft geübte Kommando meist nicht abrufen.  Warum tut mein Hund, was er tut? Was sagt mir seine Körpersprache? Wie kann ich erfolgreich mit meinem Hund kommunizieren? Wie kommt mein Hund am besten in unserer Gesellschaft zurecht?

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Seitenzahl: 247

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Impressum

© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Jens van Rooij

Lektorat: Gerdi Killer, booklab GmbH, München

Bildredaktion: Petra Ender

Covergestaltung: ki36 Sabine Krohberger, Editorial Design, München

eBook-Herstellung: Evelynn Ruckdäschel

ISBN 9783833896293

1. Auflage 2024

Bildnachweis

Coverabbildung: Paco Calderón

Illustrationen: Shutterstock

Fotos: Paco Calderón; Anna Auerbach; Getty Images; privat; Shutterstock

Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München, www.imageprofessionals.com

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wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteur*innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft.

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KONTAKT ZUM LESERSERVICE

GRÄFE UND UNZER VERLAG Grillparzerstraße 12 81675 München

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Tipps in diesem Buch basieren auf den Erfahrungen beider Verfasser. Sie wurden von ihnen nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Weder die Autoren noch der Verlag können jedoch für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

BEGLEITVIDEOS ZUM BUCH

Trainieren Sie zusammen mit Eva und André! Die eigens für dieses Buch produzierten Begleitvideos können Sie mit diesem QR-Code auf Ihrem Handy ansehen. Alternativ können Sie die Videos über diesen Link im Webbrowser abrufen: gu.de/hundetraining-typgerecht

VORWORT

Unser erstes gemeinsames Buch wird ein Erziehungsratgeber für alle Hundehalter und -halterinnen, die sich einen wohlerzogenen Begleiter an ihrer Seite wünschen. Es soll sich dabei um einen »etwas anderen« Ratgeber handeln, der sich nicht nur inhaltlich und methodisch von bereits bestehenden Ratgebern abhebt, sondern sich auch – wie bereits André Vogts Bestseller »Typgerechtes Welpentraining« – durch unterstützende Videos auszeichnen und auf unterschiedliche Hundetypen eingehen wird.

Uns ist es besonders wichtig, die verschiedenen Hundecharaktere zu beleuchten und individuelle Trainingstipps zu geben, die kynologisch fundiert sind und für jedermann verständlich erläutert werden. Wir möchten, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ein gewisses Verständnis für all das entwickeln, was wir erklären. Hintergründe nachzuvollziehen und für sich als sinnvoll und nützlich zu bewerten, ist im Hundetraining eine der erfolgreichsten Trainingsmethoden.

Warum macht mein Hund das, was er gerade macht? Was sagt mir seine Körpersprache? Wie kann ich erfolgreich mit ihm kommunizieren? Was braucht mein vierbeiniger Liebling, um glücklich zu sein? Und wie kommt er am besten in unserer urbanen Gesellschaft zurecht? Auf all diese Fragen werden wir näher eingehen. Der Praxisbezug soll in diesem Ratgeber im Mittelpunkt stehen. Wir kennen die Sorgen und Nöte vieler Hundebesitzer und wissen ganz genau: Es ist immer wichtig, auch einen Plan B in der Hinterhand zu haben. Deshalb gibt es in diesem Buch auch zu vielen Übungen Tipps in der Rubrik »Wenn’s mal nicht klappt«.

Hundetraining hat unfassbar viele Facetten, die es zu berücksichtigen gilt, um einen Hund zu einem guten Begleiter zu erziehen. Ob Alter, Charakter, Herkunft oder Rasse, wir werden bestmöglich all diese Bereiche praxisnah beleuchten.

Das ambitionierte Ziel, jedem Hundebesitzer passende Tipps und hilfreiche Ratschläge an die Hand zu geben, möchten wir mit Herz, Verstand und nicht zuletzt einer guten Prise Humor erreichen, denn der Spaß am Zusammenleben mit einem Hund soll bei allem Training auf keinen Fall verloren gehen.

Dafür stehen wir – unsere Werte und Überzeugungen

Zu Beginn unseres Wertekanons steht eine Überzeugung: Wir glauben fest daran, dass eine harmonische Hund-Mensch-Beziehung in fast jeder Konstellation, zwischen allen Charakteren – also völlig unabhängig von Rasse und Herkunft – möglich ist. Diese Beziehung mitzuprägen, stellt eine der größten Freuden unserer Arbeit als Hundetrainer dar.

Apropos Freude: Wie in einer guten Beziehung zwischen zwei Menschen geht es auch zwischen Mensch und Hund ganz wesentlich um den gemeinsamen Spaß, um echte Ausgelassenheit. Wenn wir verkrampfen, fühlt sich der von uns doch so sehr ersehnte Vierbeiner in unserem Leben gar nicht mehr so bereichernd an. Und vor allem: Sind wir verkrampft, werden wir unsere Ziele bei der Hundeerziehung nicht erreichen und schon gar nicht zu einem gut funktionierenden Team werden. Also gilt es, zunächst einmal tief durchzuatmen, lockerzulassen und zu genießen – denn das ist das A und O für ein harmonisches Miteinander.

Der Wolf steckt dem Hund noch in den Knochen.

Doch ist der Hund schon lange kein Wolf mehr.

Wissen macht selbstbewusst

Beim Lockerlassen hilft vor allem ein solides Grundwissen über die Eigenarten der individuellen Hunderasse, die Genetik des Vierbeiners, seine Herkunft und die vorangegangenen Erfahrungen sowie sein Lernverhalten. Denn wer sich mit dem Hund als Tierart beschäftigt hat, der versteht von ganz allein, wie er ihn begreifen sollte: nämlich als Hund, der über viele Jahrhunderte hinweg zu einem treuen Begleiter domestiziert wurde, aber seinen Urahn, den Wolf, im wahrsten Sinne des Wortes immer noch in den Knochen hat. Der Hund ist also beides: unser Freund und ein Raubtier – und diese Gleichzeitigkeit dürfen wir in einer artgerechten Erziehung niemals aus den Augen verlieren.

Jede Tierart dieser Welt hat ihre eigenen Bedürfnisse. Auch der Hund und natürlich auch der Mensch. Ein wichtiger Part in der Hundeerziehung ist es, genau diese Bedürfnisse zusammenzubringen. Dazu gehört die Erkenntnis, dass der Hund nicht nur da ist, um unsere menschlichen Sehnsüchte zu erfüllen. Er ist eben kein Schmusetier, das nur dazu dient, unser Leben zu bereichern. Ein Hund bringt seine ganz eigenen individuellen Bedürfnisse und Verhaltensweisen mit – und die müssen wir mit unserem Leben abgleichen, in einem sinnvollen Maß erfüllen und ihnen innerhalb eines klaren Rahmens Grenzen setzen. Eigentlich bildet genau dieser Rahmen für uns den Kern der Erziehungsarbeit.

Hund und Mensch können zu einem großartigen Team zusammenwachsen.

Ein Geschenk für beide Seiten

Wer sich seine eigenen Grenzen – und die von außen festgelegten Grenzen – klargemacht hat und konsequent durchsetzt, erfüllt die Verantwortung, für die jeder Hundebesitzer in unseren Augen einzustehen hat. Er begegnet seinem Tier artgerecht, schafft Hilfsmittel und Zwang ab und schenkt ihm dadurch innerhalb des Rahmens größtmögliche Freiheit. Und unser Geschenk ist nicht minder groß: Wir erhalten Stabilität, Verlässlichkeit und das Vertrauen des Vierbeiners.

Als Hundetrainer sehen wir den Wert und Sinn unserer Arbeit darin, uns mit Ihnen gemeinsam auf die Suche nach diesem Verständnis und den entscheidenden Grenzen zu machen und Ihre innere Haltung mitzuprägen. Dafür, dass das gelingt, sind wir nach unserer tiefen Überzeugung mitverantwortlich. Wir möchten Sie auf diesem spannenden Weg begleiten. Gemeinsam bauen wir Wissen auf und machen uns zusammen mit Ihnen auf die Suche nach Ihrem Bauchgefühl und Ihrer Intuition, um starre Methodik hinter uns zu lassen.

Zusammen mit Ihnen möchten wir ausbrechen aus festgefahrenen Bildern und Glaubenssätzen, die heute noch das Zusammenleben zwischen Ihnen und Ihrem Hund prägen. Wir sind zuversichtlich, Ihnen einen neuen und offenen Blick auf Ihren vierbeinigen Begleiter zu ermöglichen, und erreichen bestenfalls auch noch gegenseitiges Verständnis.

Übrigens: Ebenso wie Sie eine Vorstellung von Ihrem Hund im Kopf haben, macht er sich auch ein Bild von Ihnen. Lassen Sie uns dieses Bild gemeinsam gestalten, unverwechselbar und authentisch, klar und verlässlich. So kann echte Zuneigung entstehen!

Herzlichst – Ihre Eva Birkenholz und Ihr André Vogt

1 DER HUND UND ICH

Er wird der beste Freund des Menschen genannt und zählt zu den beliebtesten Haustieren. Warum fasziniert der Hund uns Menschen so sehr? Es ist wohl das Miteinander, die Idee, dass wir mit diesen Tieren echte Freundschaft erfahren. Wir zeigen, wie Sie diese einzigartige Beziehung bestmöglich gestalten können.

WAS IST HUNDE­ERZIEHUNG?

So selbstverständlich wir ihn benutzen, so aufmerksam sollten wir ihn beleuchten: den Begriff »Erziehung«. Und überlegen, welche Sprache wir mit dem Hund sprechen wollen. Denn die Voraussetzung für Erziehung ist Verständnis und Verstehen.

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Es ist ein wunderschöner Nachmittag, und es zieht Sie raus, Bewegung, frische Luft – endlich durchatmen. Beim Gang durch die Haustür steht Ihr Hund voll freudiger Erwartung neben Ihnen und wartet auf das Signal, Ihnen nach draußen folgen zu dürfen. Sie befestigen die Leine an seinem Halsband, und entspannt starten Sie Ihren Weg durch die Siedlung. Sie gehen vor, Ihr Vierbeiner folgt Ihnen an lockerer Leine. Plötzlich springt eine Katze vor Ihnen fluchtartig hinter parkende Autos. Ein paar Häuser weiter schlägt der Nachbarshund an und wirft sich gegen das Gartentor. Doch diese Szenen beeinträchtigen weder Sie noch Ihren Hund. Sie setzen Ihren Weg entspannt fort.

Vom Asphalt wechseln Sie auf den Feldweg, Bäume statt Häuser, der Blick reicht weit. Nun lösen Sie die Leine, geben Ihren Liebling frei und schauen zu, wie er über die Wiese rennt und springt – voller Freude an der Bewegung, dem weichen Untergrund, der puren Freiheit. Sie beobachten ihn, hängen Ihren Gedanken nach.

Am Ende des Wegs taucht die Nachbarin mit ihrem Vierbeiner auf. Sie winken freudig, Ihr Hund wendet sich Ihnen fragend zu. Sie geben ihn mit einem deutlichen Auflösesignal (siehe >) frei, und die Artgenossen tollen gemeinsam über die Wiese. Während die Hunde ausgelassen spielen, halten Sie einen kurzen Plausch mit Ihrer Nachbarin. Nach ein paar Minuten verabschieden Sie sich von ihr, um sich auf den Nachhauseweg zu machen.

GUT ZU WISSEN

Das Auflösesignal wird leider viel zu oft vernachlässigt. Doch es ist im Hundetraining ein wichtiges Werkzeug, um dem Tier zu signalisieren, dass eine Aufgabe oder ein Kommando beendet ist. Es entlässt den Hund in die Freiheit oder die Freizeit. Das Signal kann verbal oder nonverbal erfolgen, etwa als Handzeichen oder als Wort wie »jetzt« oder »okay«. Dies hilft dem Vierbeiner zu verstehen, wie lange er ein bestimmtes Verhalten zeigen soll, und fördert eine klare Kommunikation zwischen Hund und Halter. Es ist wichtig, das Auflösesignal konsequent und klar zu verwenden, damit der Hund lernt, darauf zu reagieren und sein Verhalten entsprechend anzupassen.

Mit einem klaren Auflösesignal weiß der Hund, wann die Übung für ihn beendet ist.

Ihr Hund registriert Ihre Bewegung sofort, löst sich aus der Interaktion mit seinem vierbeinigen Freund und passt sich Ihrem Tempo an –ganz ohne Leine und ohne Rufen. In der Siedlung angekommen, leinen Sie Ihren Hund an und erreichen so entspannt und mit Ihrem ausgelasteten Vierbeiner Ihre Straße. Zu Hause rollt sich Ihr Liebling dann zufrieden und schläfrig in seinem Körbchen zusammen. Sie müssen allerdings noch einmal los, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Und so verabschieden Sie sich von Ihrem eingedösten Hund und gehen.

Eine Szene wie im Bilderbuch – aber bloß ein unerreichbares Märchen und pure Fiktion? Wir versprechen Ihnen, dass dieser Traumspaziergang für Sie ganz real zu Ihrem Alltag werden kann. Gerade das ist unser Anliegen: Wir möchten zwischen Ihnen und Ihrem Vierbeiner diese magische Verbindung schaffen, denn uns geht es viel mehr um Beziehung und Erziehung als um reine Dressur. Um den angemessenen, richtigen Blick aufeinander und um ein Verhältnis zwischen Mensch und Tier, das artgerecht und zugleich menschenfreundlich ist – und genau deshalb so besonders und tief.

SITZ, PLATZ … UND FERTIG?

Viele Hundebesitzer interpretieren Hundeerziehung zunächst intuitiv ganz unterschiedlich. Erziehung ist für sie das Einstudieren von Kommandos und Signalen. Sobald dann Sitz, Platz und sogar noch Pfötchengeben im heimischen Wohnzimmer klappen, scheint die Erziehung geglückt. Tatsächlich – so unsere tiefe Überzeugung – ist das Erlernen von Kommandos nur ein winziger Teil der Erziehungs- oder besser gesagt der Beziehungsarbeit. Denn gerade unter »Laborbedingungen«, wie etwa bei uns auf dem Hundeplatz, gelingt das Einstudieren von Kommandos innerhalb nur weniger Minuten.

Sicherlich sind das schöne Erfolgserlebnisse, doch sie haben wenig Einfluss auf den gemeinsamen Alltag. Denn das Leben ist wesentlich bunter, komplexer, lauter, unvorhersehbarer. Und wenn ein Hund ohne gefestigte Beziehung zu seinem Menschen den Reizen dieser Welt ausgesetzt ist, lässt sich das selbst noch so toll andressierte Kommando nicht abrufen. Viele Hundebesitzer neigen dann dazu, um die Aufmerksamkeit ihres Tieres zu buhlen. Mit Lautstärke und kiloweise Leckerchen – oder vielleicht auch mit böse grollender Stimme. Häufig passiert jedoch genau das Gegenteil, denn je mehr der Mensch versucht, sich anzubiedern, desto uninteressanter scheint er für seinen Hund zu werden. Ein Spaziergang gleicht so einem Kräftemessen, das oft der Hund gewinnt und Ihnen als Hundehalter viel Schweiß und Nerven abverlangt.

Deshalb laden wir Sie ein, den Blick weg von erlerntem Verhalten – also den reinen Kommandos – zu nehmen und Ihren Fokus auf etwas Tieferes zu richten. Dafür blicken wir gemeinsam auf das Wesen eines Hundes und zeigen Ihnen, wie Sie die Beziehung zu Ihrem vierbeinigen Liebling aktiv gestalten können.

Eine gemeinsame Sprache finden

Zu Beginn der Erziehungsarbeit werfen wir einen Blick auf die Kommunikation. Die meisten Besitzer sprechen mit ihren Hunden Menschensprache. Und tatsächlich, der Hund besitzt die Kompetenz, uns verstehen zu lernen – was an sich schon eindrucksvoll ist. In unserer täglichen Arbeit mit Hunden finden wir es aber viel faszinierender und zielführender, dass wir als Menschen in der Lage sind, uns der »Hundesprache« anzunehmen.

Eine einladende Körpersprache sorgt dafür, dass die kleine Maila gern zu ihrem Menschen läuft.

Faszination Hundeblick

Um Hunde tatsächlich in ihrer Natur verstehen zu lernen, nehmen wir als Trainer immer wieder eine Beobachtungsposition ein. In unserer täglichen Arbeit sehen wir Hunde in Gruppen interagieren – Szenen, die sich mit der Forschung ganz und gar decken. Hunde in Gruppen kommunizieren selbstverständlich nicht mit menschlichen Worten, sondern sie verständigen sich hauptsächlich über Blickkontakt, Körpersprache und Lautäußerungen wie Knurren oder Bellen. Dies ist eine nicht zu unterschätzende großartige Erkenntnis, denn die Adaption dieser Hundesprache macht einen großen Teil der Leichtigkeit des zuvor geschilderten Spaziergangs aus.

Kommunikation ohne viele Worte – das ist bisher unter Hundebesitzern eher weniger verbreitet. Sie sind meist stolz und zufrieden, wenn der eigene Vierbeiner in der Lage ist, unsere Menschensprache zu verstehen und Wörter wie »Sitz«, »Platz« und »Fuß« zu Hause gehorsam umzusetzen. Das ist tatsächlich eine beeindruckende Kompetenz, aber die Kommunikation bleibt so eher flach, begrenzt und einseitig.

Eine Reise in die Welt der Hunde

In unserer Philosophie gehen wir einen Schritt weiter und schlagen sogar einen ganz anderen Weg ein, der für viele Hundebegeisterte unentdeckt bleibt. Wir bringen nicht dem Hund unsere Wörter bei, sondern lernen seine Art zu kommunizieren. Unsere Erfahrung zeigt: Wer die Hundesprache beherrscht, erreicht echtes Verständnis und Verstehen. In unserer Arbeit vermitteln wir, dass dieser Weg nicht nur Tiefe und Freude für die Hund-Mensch-Beziehung bedeutet, sondern vielmehr auch der Verantwortung für eine artgerechte Haltung gerecht wird. Und das ist übrigens gar nicht so schwer zu erreichen.

Wir nehmen Sie in diesem Buch mit in die Welt der Hunde und in eine Sprache, in der feinste Signale maximale Wirkung erzielen. Eine Welt, in der Ihr Hund bei stärkster Ablenkung noch reagiert, Ihnen intrinsisch – aus seinem eigenen Antrieb heraus – folgt und dadurch maximale Freiheit genießen kann. Machen Sie sich mit uns auf die Reise, hin zu einer einzigartigen Beziehung, in der Ihr Hund es liebt, Ihnen zu folgen, und Sie sein wichtigster Fokus sind.

SPECIAL

Unser Traum vom Hund

ANDRÉ:

Tiere waren immer ein fester Bestandteil in meinem Leben. Hamster, Mäuse, Ratten, Wasserschildkröte, Schweine, Schafe und Pudel – meine Eltern haben mir und meinen Geschwistern ein Aufwachsen mit den unterschiedlichsten Tieren ermöglicht. Aber obwohl ich so viele Arten um mich herum hatte, waren Hunde für mich doch die Größten unter ihnen. Einen eigenen Hund, diesen Traum trug ich als Kind viele Jahre lang in mir. Ich bekam stattdessen eine eigene Katze, die ich zwar sehr mochte, aber den Wunsch nach einem Hund nur noch größer werden ließ.

In einem Familienurlaub in Nordfriesland trafen meine Eltern dann eine Entscheidung: Mein Bruder sollte einen Hund bekommen – zum Schulabschluss. Und zwar sofort, hier im Urlaub. Wir studierten die Kleinanzeigen in der Lokalzeitung, fuhren die unterschiedlichsten Höfe ab, um dann in einer leer stehenden Pferdebox in einem Haufen süßer Border-Collie-Welpen unseren zukünftigen Vierbeiner zu finden.

Labradorwelpe Casper zog im Alter von acht Wochen im November 2012 bei Eva ein.

Überglücklich kamen wir nach Hause, um ziemlich unsanft auf dem Boden der Tatsachen zu landen. Denn unser Welpe, der nur seine Geschwister und die Pferdebox kannte, war mit dem trubeligen Leben und all seinen Reizen und Geräuschen heillos überfordert. Und wir als Familie waren es mit ihm. Wir hatten keine Ahnung von der Rasse, erzogen unseren Hund intuitiv, und er wurde zu einem echten Problemfall. Als ich dann eines Abends in mein Bett steigen wollte, passierte es: Der Hund meines Bruders biss mir ins Gesicht. Ein Vorfall, der meine Eltern auf den Plan rief und eine große Frage aufwarf: Können wir dieses Tier zwischen den Kindern überhaupt noch verantworten? Wir bettelten, ihn nicht abgeben zu müssen, und so wurde eine Hundepsychologin engagiert. Unser Collie durfte bleiben – und wir begriffen allmählich, dass reine Tierliebe für eine verantwortungsbewusste Haltung wohl nicht ausreicht.

Viele Jahre später kam wieder ein Hund in mein Leben. Meine Frau und ich gingen mit dem Vierbeiner meines Bruders spazieren und lernten auf einem Bauernhof wieder einen Border Collie kennen. Mit Einverständnis der Halterin ging er von nun an regelmäßig mit uns spazieren – und wir verloren unser Herz an ihn. Als Rockys Besitzerin ihn dann abgeben musste, sagten wir sofort Ja. Wir baten unsere Familie um Hilfe und bauten unser Leben samt Vollzeitjobs um unser neues Familienmitglied. Endlich ein eigener Hund! Nur dieses Mal sollte es besser laufen. Ich informierte mich, trainierte Rocky und fand neben meiner Liebe zu ihm noch eine weitere große Leidenschaft: die des Hundetrainers!

Andrés erster Hund Rocky wurde 14 Jahre alt und ziert noch heute das Logo der Hundeschule Vogt.

EVA:

Auch im Haus meiner Eltern miaute, fiepste und bellte es. Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen, Katzen und Schildkröten, meine drei Schwestern und ich durften alle möglichen Haustiere haben. Auch Hunde gehörten immer zur Familie. Für mich gingen sie im turbulenten Familienleben fast schon unter. Wenn ich dann auf die Hunderunde geschickt wurde, empfand ich den Spaziergang fast als Last.

Mit meinem Auszug von zu Hause schwanden zunächst die Tiere aus meinem Leben. Mein Mann brachte zwar eine Katze mit in die erste Wohnung, die sich aber scheu und abweisend verhielt und so gar nicht in mein Bild eines zugewandten tierischen Freundes passte. Die Katze blieb, aber ich wünschte mir immer mehr ein eigenes Tier. Eines, das freundlich war, mich mochte, eben ein echter Gefährte. Abends durchforstete ich Internetanzeigen und schaute mir Bilder von Welpen an. Als ich von meinem Arbeitgeber die Erlaubnis erhielt, einen Hund mit ins Büro zu bringen, wagte ich es. Ich fuhr zu einer Familie nach Dorsten, die ihre Labradorhündin hatte decken lassen, und lernte unter den Welpen meinen Casper kennen. Mit ihm wurde alles wahr, was ich mir von einem Haustier erhofft hatte.

Anfangs dachte ich, ich hätte das Zeug, ihn allein zu erziehen. Als Bekannte mir die Gefahr von pöbelnden Hunden vor Augen riefen, meldete ich uns in der Hundeschule an. Ich wollte es ja richtig machen und Casper für mich und meine Umwelt sozialverträglich, freundlich und zu einem echten Vorbild großziehen. Der Hundeplatz wurde unser Spielplatz und die Erziehung von Casper zu meinem schönsten Hobby. Es klappte einfach – die Trainingsstunden, die Beziehung zwischen uns. Und wieder schlich sich ein Gedanke in mein Herz: Was ist, wenn es mehr wird als ein Hobby? Casper hatte mir einen Weg aufgezeigt. Bis heute arbeiten und leben wir gemeinsam. Ich bin ihm zutiefst dankbar, dass er mein Schlüssel in dieses aufregende und erfüllende Leben war.

Boston-Terrier-Hündin Arielle kam 2016 als Zweithund in Evas Familie.

UNVERHOFFT KOMMT OFT

Wir erzählen die Geschichten, wie wir unsere ersten Erfahrungen mit Hunden sammeln durften, gern. Weil sie eben nicht wie reine Lehrstücke klingen, sondern kleine Schönheitsfehler haben und ganz anders gelaufen sind, als wir es selbst heute raten. Und wir erzählen sie auch, weil sie zeigen, wie sehr wir nachvollziehen können, wie sich Menschen aus einer Situation heraus einen Hund anschaffen, die vielleicht nicht optimal ist, mehr von einem Hund träumen als über ihn wissen und zunächst nur Liebe in die Waagschale für die Beziehung zu ihrem Tier legen können.

Aus Fehlern kann man lernen, und zum Glück muss man sie noch nicht einmal selbst machen. Deshalb raten wir gerade wegen unserer eigenen Erfahrungen: Wer mit dem Gedanken spielt, sich einen Hund anzuschaffen, der sollte sich zunächst informieren. Viele Hundeschulen bieten Beratungen an, in denen Profis sich die Gegebenheiten und die Wunschrassen anschauen und Ratschläge geben, welche Konstellation zu einem guten Match führen würde. Wir raten, sich vorzubereiten, das Zuhause passend herzurichten und durch Wissen zwar mit Vorfreude, aber auch mit einer realistischen Erwartungshaltung in das Leben mit einem Hund zu starten.

Malinois-Mischling Kuba ist seit April 2021 an Andrés Seite.

Zu spät? Vielleicht abgedroschen, aber doch so wahr ist dieser Spruch: Für Wissen ist es nie zu spät. Und Sie lesen gerade dieses Buch. Wir finden, jeder Tierfreund, der ein Hundeversteher werden will, ist Grund zur Freude. Auch wir sind diesen Weg nicht von Anfang an stringent gegangen. Man kann jederzeit dazukommen und feststellen: Seinen Hund nicht nur zu mögen, sondern auch zu verstehen und ihm gerecht zu werden, das bereichert umso mehr.

UNSERE ZIELE UND ANSPRÜCHE

Welches Ideal verfolgen wir, wenn wir mit Menschen und Hunden arbeiten? Bevor wir das Training starten, möchten wir unsere Ziele und Ansprüche definieren. Eindrucksvolle Kunststücke oder reiner Gehorsam – so sieht unsere Arbeit aus.

Wenn wir Hunde trainieren, haben wir feste Ziele vor Augen. Dabei steht Effekthascherei nicht im Mittelpunkt unserer Ambitionen. Niemand muss über unseren vierbeinigen Liebling staunen und ihn beklatschen. Wer gern Kunststücke einüben möchte, weil er Freude daran hat, kann das selbstverständlich tun. Unser Training und unsere Bemühungen drehen sich aber in erster Linie um das Wohlfühlen, die Beziehung zwischen Hund und Mensch und damit um die Alltagstauglichkeit unseres tierischen Freundes.

Wir haben den Anspruch, dass unser Hund sozialverträglich funktioniert, in jedem Umfeld gut zurechtkommt und für uns so wenig Stress und Konflikt wie möglich hervorruft.

SCHÖN, EUCH ZU SEHEN!

Unser Hund sollte uns also überallhin begleiten können und an keinem dieser Orte stören. Wir möchten mit ihm ins Restaurant gehen oder andere Haushalte besuchen können, in denen vielleicht Kinder, Katzen oder andere Tiere zu Hause sind. Unser Vierbeiner sollte demzufolge gut sozialisiert sein. Natürlich klappt das nicht immer, selbst wenn sich zwei Hunde begegnen, gibt es manchmal Antipathie. Doch unser Liebling sollte die Fähigkeit haben, sich zumindest mit anderen Artgenossen oder tobenden Kindern cool arrangieren zu können.

ZUSAMMEN HABEN WIR SPAß

Auf Spaziergängen sollte unser Hund natürlich andere Menschen und Artgenossen ignorieren oder ihnen freundlich begegnen. Sofern er sozial kompatibel ist, klappt das auch auf der grünen Wiese. Hier kommt aber noch ein weiterer wesentlicher Anspruch dazu: Unser Vierbeiner sollte nicht jagen gehen. Und wenn er doch seinem Wunsch für einige Meter folgt, sollte er genau wissen, dass sein Verhalten falsch war, und abrufbereit sein. Egal ob im Wald oder im Park, wir möchten, dass unsere Erziehung in eine freundliche Grundstimmung mündet und der Hund sich an gemeinsamen Aktivitäten erfreuen kann. Das sieht man den Vierbeinern übrigens richtig an – ein Anblick, vom dem wir kaum genug kriegen können.

ICH VERLASSE MICH AUF DICH

Wir möchten, egal, wo wir unterwegs sind, dass unser Hund verlässlich ist. Das heißt, dass die Kommandos und Verhaltensweisen, die wir ihm beigebracht haben, abrufbar sind und gut funktionieren. Wir möchten ihm dadurch Freiheit schenken: ohne Leine laufen und toben zu dürfen, eben richtig Hund zu sein. Und wir wünschen uns, dass er Freude hat, mitzudenken, dass er gute Lösungen anbietet und uns so richtig stolz macht. Wir wünschen uns keine Maschinen, keine Idealhunde, und wir wissen natürlich, dass auch die tollsten Vierbeiner Fehler machen. Aber wir möchten, dass der Hund von sich aus versucht, Fehlverhalten zu vermeiden, und durch positive Bestätigung immer besser wird.

Bellend in die Leine springen kann auch aus Frust heraus passieren.

DAS LEBEN IST KEIN PONYHOF!

Es klang schon an, wir haben Ideale und kennen die Realität. Natürlich gibt es auch im Leben eines artgerecht gehaltenen Hundes Momente, die sich nicht gut anfühlen. Dafür ist es wichtig, dass der Vierbeiner eine gut funktionierende Frustrationstoleranz hat. Frustrationstoleranz meint in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, mit Frust, Hindernissen oder Misserfolgen konstruktiv umzugehen und nicht die Kontrolle zu verlieren und unangemessen zu reagieren.

Sie beinhaltet also die Fähigkeit, geduldig zu bleiben, sich selbst zu beruhigen und Lösungen zu finden, anstatt sich von negativen Emotionen überwältigen zu lassen. Eine hohe Frustrationstoleranz kann auch bei Hunden dazu beitragen, Stress zu reduzieren und die psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken.

Um Aufmerksamkeit heischendes Verhalten sorgt dafür, dass der Mensch auf seinen Vierbeiner reagiert.

Ich explodiere gleich – oder eben nicht: die Frustrationstoleranz

Manche Dinge sind einfach eine Charakterfrage. Während der eine Mensch mit einer unendlichen Geduld geboren wird, hat der andere eine extrem kurze Zündschnur. Menschen mit geringer Frustrationstoleranz wird geraten, bewusst zu atmen, sich zu reflektieren und zu hinterfragen und aufkommendem emotionalem Stress mit Yoga oder Meditation Einhalt zu gebieten. Das kann uns übrigens auch als Hundehalter nicht schaden, um konfliktreiche Situationen mit oder wegen unseres vierbeinigen Freunds besser zu meistern.

Auch wenn Hund und Mensch auf Stress ähnlich reagieren, braucht der Hund andere Bewältigungsstrategien. Er kann eben nicht zum Yoga gehen oder bewusst tief in die Brust atmen. Also sind wir in der Verantwortung, ihm beizubringen, mit schwierigen Situationen in seinem Alltag umzugehen, ohne gleich die Nerven zu verlieren. Und das gelingt, indem wir ihn mit stressigen Situationen, wie etwa verkehrsreichen Innenstädten oder Menschenmengen, bewusst und in angemessener Dosis konfrontieren. So lernt er, sich selbst zu regulieren und im Alltag gelassen und cool zu bleiben.

All eyes on me?

Zu einer guten Frustrationstoleranz gehört auch, zu akzeptieren, nicht immer an erster Stelle zu stehen. Das müssen Hunde lernen, denn so funktioniert das Leben. Immer im Fokus zu sein, ist weder für Hund noch Mensch eine charakterförderliche Angelegenheit. Zudem braucht der Hund für seine physische und psychische Gesundheit ausreichend Ruhe (siehe ab >). Permanent Aufmerksamkeit zu erwarten, ist da nicht förderlich. Unser Hund muss also lernen, sich zurücknehmen zu können.

Die Situationen, in denen die Frustrationstoleranz trainiert wird, sind häufig die schwierigen Momente, in denen wir – trotz Stress – richtig reagieren müssen. Im Leben von Eltern und Kindern ist es die Supermarktkasse, an der die schönsten und leckersten Dinge extra auf Augenhöhe präsentiert werden. Die Kinder betteln und zetern, und wer dann nachgibt, hat zwar unser volles Verständnis, jedoch das Problem eher bestärkt als gelöst. Wer es hingegen schafft, zugewandt, aber unnachgiebig zu sein, hat große Chancen, das Gezeter beim nächsten Einkauf nicht mehr zu erleben.

Die Supermarktkasse ist ein perfektes Gleichnis für das Erlernen einer Frustrationstoleranz – will heißen: eben ein Objekt der Begierde nicht zu bekommen. Tatsächlich zeigen Hunde ein ähnliches Verhalten wie Kinder an der Supermarktkasse, nur in anderen Situationen. Frustrationstoleranz wird also auch bei ihnen genau dann trainiert, wenn sie am Ende nicht bekommen, was sie möchten.

GUT ZU WISSEN

Frustrationstoleranz ist nicht nur Selbstbeherrschung! Oft wird die Frustrationstoleranz mit einem anderen Training verwechselt: dem der Selbstbeherrschung oder auch Impulskontrolle genannt. Beide Begriffe meinen ähnliche Situationen, jedoch mit unterschiedlichen Ausgängen. Bei der Frustrationstoleranz bekommt der Hund nicht seinen Willen. Bei der Selbstbeherrschung lernt er zu warten, damit sein Wunsch in Erfüllung geht. Steht er vor dem vollen Napf und muss warten, bis er fressen darf, trainiert das die Selbstbeherrschung. Steht er vor etwas Leckerem und darf es gar nicht nehmen, ist das eine Übung für die Frustrationstoleranz.

Eine solide Frustrationstoleranz ist für unsere Ziele und Anforderungen eine Schlüsselkompetenz, denn sie ist nötig, um gemeinsam anstrengende Erlebnisse zu meistern. Sie erleichtert es uns und dem Hund, entspannt zu bleiben. Es lohnt sich also sehr, sich in unterschiedlichen Situationen immer wieder daran zu erinnern, unseren Hund auf seine Frustrationstoleranz zu prüfen.

ANALYSE VON HUND UND MENSCH

Beim Thema Beziehung geht es auch immer um unseren Charakter – und den des Gegenübers. Ein realistisches Bild der Konstitution unseres Hundes erleichtert das Training, sorgt für Verständnis und räumt so manches Missverständnis aus.

Wir Menschen unterscheiden uns voneinander, genauso wie auch unsere Hunde sich voneinander unterscheiden. Menschen und Hunde sind verschieden aufgrund einer Kombination von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen, aber auch von Erziehung, Bildung und persönlichen Erfahrungen. Jedes Lebewesen hat eine einzigartige Kombination dieser Faktoren, die dazu führt, dass wir alle individuell sind. Es ist diese Vielfalt, die unsere Welt so interessant und bunt macht.

Bei Hunden haben wir mal mehr und mal weniger Einwirkungsmöglichkeiten darauf, welche der verschiedenen Faktoren besonderen Einfluss auf sie ausüben. Je nachdem, in welchem Alter wir unseren Vierbeiner bekommen, welche Vorerfahrungen er bereits gemacht hat und in welchem Umfeld wir uns bewegen, können wir seinen Charakter mitformen.