Tysja - Martina Meier - E-Book

Tysja E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Als die kleine Hexe Tysja das Haus ihrer Tante Trine erbt, beginnt für sie eine spannende Zeit. Denn die Tante hat ihr auch noch zwei Hausgenossen an die Seite gestellt - den Raben Gwendolin und die Spinne Amalia.Und die beiden wissen eine Menge über die kleine Hexe mit den roten Haaren, viel mehr, als Tysja anfangs zu glauben vermag ...

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Tysja

Die kleine Hexe mit den roten Haaren

Martina Meier

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.papierfresserchen.de

[email protected]

© 2008/2019 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstraße 10, 88085 Langenargen

Telefon: 08382/9090344

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Walburga Wedig - www.wedigdesign.de

Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de

ISBN: 978-3-940367-03-7 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-171-8 - E-Book

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Für Marie –

meine kleine Muse!

*

Inhalt

Ein neues Heim für die Hexe

Eine Freundin auf der Lampe

Ein Morgen voller Überraschungen

Das Testament der Tante Trine

Kleine Hexerei mit Folgen

Drei Freunde erobern ein Haus

Die verhexte Tür

Die Stadt der Hexen

Gute und böse Mächte

Echte Familienbande

Besuch bei der Oberhexe

Das große Hexen-ABC

Frieder, der Frosch

Die große Prüfung

Die Verwandlung beginnt

Auf Spurensuche

Ein Brief lüftet das Geheimnis

Im Zauberwald der Feenkönigin

Der Fluch löst sich auf

Die Autorin

*

*

Ein neues Heim für die Hexe

Tysja schloss die Haustür hinter sich.

„Potzblitzdonnerwettersakramentnochmal“, entfuhr es der kleinen Hexe mit den roten Haaren. Wie Donnergrollen tönte es durch das kleine Haus in der Dümpelgasse 7.

„Potzblitzdonnerwettersakramentnochmal, herrje und zugenäht! Wie sieht’s denn hier nur aus.“

Zwar hatte der Notar, der Tysja auch den Schlüssel für das kleine Haus in die Hand gedrückt hatte, erzählt, dass das Haus viele Jahre leer gestanden habe. Nach diesen Worten hatte sich Tysja auch gedacht, dass es in einem erbärmlichen Zustand ist. Doch was schon jetzt der erste Blick offenbarte, das übertraf selbst Tysjas kühnste Erwartungen. Ein solches Durcheinander hatte die kleine Hexe mit den roten Haaren zeitlebens noch nicht gesehen.

Als sie sich dann, nach einigen Minuten, vom ersten Schrecken erholt hatte, setzte sie ihren rot-schwarz gepunkteten Hut ab, der so gar nicht zu ihrem leuchtend roten Haar passen wollte, warf ihn mit Schwung an einen Haken, den sie mit ihren Argusaugen an der Wand im Flur entdeckt hatte.

Anschließend ging sie zurück zur Haustür, öffnete sie noch einmal und lugte hinaus. „Na, dich hätte ich fast vergessen“, sagte sie und zog und hievte an einem alten, schwarzen Lederkoffer, der so schwer war, dass ihn die kleine Hexe kaum zu bewegen vermochte.

Erst als sie auch den Koffer in ihrer neuen Behausung hatte und ihn in einem der Zimmer gut untergebracht wusste, sah sie sich ihr kleines Häuschen aus der Nähe an.

Die vielen Jahre, die es unbewohnt gewesen war, waren wirklich nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Die Tapeten hingen in Fetzen vor den Wänden, die Böden waren mit Unrat übersät und die Fenster ließen kaum noch Tageslicht in die spärlich ausgestatteten Räume hinein. Hier und da standen auch noch ein paar alte Möbelstücke, denen man entfernt ansah, dass sie einmal bessere Tage gesehen hatten.

Tysja wanderte von einem Raum zum anderen, stellte fest, dass das kleine Häuschen insgesamt über sieben Zimmer verfügte – drei im Erdgeschoss und vier in der oberen Etage. Außerdem gab es noch einen Keller, in den eine ziemlich morsch aussehende Treppe führt. Und genau deshalb verschob Tysja diese kleine Expedition auf einen späteren Zeitpunkt. Außerdem gab es noch einen Dachboden, aber auch den wollte die kleine Hexe mit den roten Haaren erst zu einem späteren Zeitpunkt erkunden.

„Hilft ja nichts“, sprach sie zu sich selbst, nachdem sie soweit alles inspiziert hatte, „ich fange erst mal an aufzuräumen. Mal sehen, wie weit ich komme.“ Sie konzentrierte sich, wobei ihr kleines Näslein, das über und über mit Sommersprossen bedeckt war, zu beben begann. „Hexenglibber, Schweineschmaus, Dreck verschwinde, gehe raus“, erhob die kleine Hexe ihre Stimme in dem windschiefen Haus in der Dümpelgasse 7.

Doch nichts passierte.

„Hexenglibber, Schweineschmaus, Dreck verschwinde, gehe raus“, versuchte sie es gleich noch einmal, doch es half nichts: Kein noch so kleines Staubkörnchen bewegte sich von der Stelle. „Das muss dann wohl der falsche Hexenspruch sein“, dachte Tysja bei sich und überlegte angestrengt. Dabei runzelte sie die Stirn, die ganz faltig wurde, legte die linke Hand an das rechte Ohr und grübelte weiter.

„Hexenglibber, Schweinebauch, Dreck verschwinde, wird zu Rauch“, versuchte sie gleich anschließend eine weitere Variante.

Kaum aber hatte sie diesen Satz zu Ende gesprochen, da brandete in dem kleinen, verwinkelten Haus ein ohrenbetäubender Lärm auf. Eine große, staubige Wolke kroch vom Erdgeschoss, dort wo sich Tysja in einem der drei Zimmer aufhielt, hinauf in die obere Etage, umwirbelte dabei das alte Treppengeländer und setzte sich schließlich unter der Decke im ersten Stock fest. Von dort ließ die Wolke sich erst nach Stunden wieder durch ein geöffnetes Fenster vertreiben – und erst nach heftigstem Zureden der kleinen Hexe.

„Herrje!“, rief sie, als sie sah, was sie angestellt hatte. „Was ist denn nun wieder passiert! Wenn ich doch nur den richtigen Zauberspruch noch wüsste!!!“ Wollte sie nicht noch in Tagen hier wie angewurzelt stehen, so musste irgendetwas geschehen. Tysja schaute sich nach ihrem schwarzen Koffer um, öffnete ihn und zog Wischmob und Staubtuch, Lappen und Bürsten heraus, die sie vorsichtshalber eingepackt hatte.

Sie sah sich um. „Gut, dann fange ich gleich hier in diesem Zimmer an und arbeite mich ganz langsam nach oben durch.“ Dicke Spinnweben hingen von der Decke, der Staub lag zentimeterdick auf einem kleinen Schränkchen, das in der Ecke stand. Und als Tysja ganz vorsichtig eine alte Decke lupfte, die über einem Bett ausgebreitet lag, da zerfiel diese in tausend Teile.

„Oh je“, rief sie überrascht, „es wurde wohl wirklich allerhöchste Zeit, dass hier mal jemand nach dem Rechten sieht.“

Tysja hatte erst vor wenigen Tagen erfahren, dass sie stolze Besitzerin eines Hauses in Hexenhausen ist. Die Stadt, die kannte sie natürlich von Kindesbeinen an. Hier war sie schließlich aufgewachsen. Aber dieses kleine verwunschene Häuschen, das sie nun ihr eigen nennen durfte, das hatte sie bis dato nicht gekannt. Nicht einmal von seiner Existenz gewusst.

Ein Notar mit dem hübschen Namen Rechtsprecher hatte sie in ihrer alten Wohnung angerufen und ihr gesagt, dass eine entfernte Verwandte gestorben sei. Ihr, Tysja, habe sie nun das Haus mit samt dem Mobiliar vermacht.

„Sie hieß Trine Wackerzahn und war die Tante deines Vaters“, erklärte der Notar ohne Umschweife. „Sie selbst hat, so weit ich weiß, nur wenige Jahre in dem Haus in der Dümpelgasse gewohnt, würde sich aber sehr freuen – und es dir anraten – wenn du es ihr nicht gleich tun würdest.“

Genau so hatte es die entfernte Verwandte auf einem kleinen Zettel aufgeschrieben, den Rechtsprecher nun vorlas.

Tysja hatte sich das nicht zweimal sagen lassen, sondern sofort ihren alten Koffer mit dem Nötigsten bepackt und war dann auf ihrem ausgefransten Hexenbesen zum Häuschen in besagter Straße geflogen, die am anderen Ende der Stadt lag. Hatte dabei aber noch einen kleinen Umweg eingeschlagen, schließlich musste der Notar ihr ja noch den Schlüssel für das Haus aushändigen.

Überhaupt war ihr das Angebot des Notars gerade in diesem Augenblick sehr gelegen gekommen, hatte doch nur wenige Minuten vor dem Telefonat der Vermieter ihrer alten Wohnung die fristlose Kündigung ausgesprochen. Tysjas Hexereien, die eben nicht immer so klappten, wie sie eigentlich klappen sollten – waren ihm mächtig auf die Nerven gegangen. Nun winkte sie ihrem Vermieter mit dem schönen Namen Meisenheim beim Abflug noch einmal kurz zu, bereit für neue Abenteuer. Er allerdings schaute ein wenig erstaunt drein, denn mit einem so schnellen Auszug der kleinen Hexe mit den roten Haaren hatte er nicht gerechnet. Und eigentlich hatte er den Rauswurf auch gar nicht so böse gemeint.

*

*

Eine Freundin auf der Lampe

Hier stand sie nun, die kleine Hexe mit den roten Haaren, und hexte und fluchte leise vor sich hin, um ein wenig, wenigsten nur ein klein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen – in das Haus in der Dümpelgasse 7 in Hexenhausen.

Sie hatte gerade die ersten Arbeiten erledigt, da fiel ihr ein: Sie hatte den Besen, ihren Hexenbesen vor der Tür vergessen. Und den braucht man ja bekanntlich, wenn man ein Haus so richtig in Ordnung bringen will.

Da das Hexen nicht geklappt hatte, musste Tysja kräftig zupacken. Einzig der Besen verrichtete seine Arbeit ohne jede weitere Hilfe alleine, denn natürlich hatte er – als echter Hexenbesen – auch magische Kräfte.

„Braver Besen“, hörte man Tysja dann auch öfter einmal murmeln, „wenn ich dich nicht hätte.“ Denn schließlich wollen auch echte Hexenbesen einmal gelobt werden.

Nicht dass die Arbeit einfach gewesen wäre, nein, das konnte Tysja wahrlich nicht behaupten. Die kleine Hexe und ihr Besen hatten eine Menge zu tun. Sie fegten hier, schüttelten dort, wischen hinten, wienerten vorne.

Doch irgendwann einmal war die Arbeit geschafft und Tysja schaute sich befriedigt um.

„Fertig“, sagte sie nicht ohne Stolz und setzte sich auf das Bett, das jetzt, wo es vom Schutz befreit war, gar nicht so übel ausschaute mit seinen vielen Verzierungen und Schnörkeleien.

„Das hier wird mein Zimmer“, überlegte Tysja laut. Ihr Blick ging zum Fenster, das nun – hübsch glänzend – die Augen in einen wunderschön verwilderten Garten einluden. Nur noch ein einziger kleiner schwarzer Fleck war zu sehen, der ließ sich beim besten Willen nicht abwischen.

„Du kommst später dran“, dachte die kleine Hexe. Sie war sehr glücklich über ihr neues Zuhause und hatte ein strahlendes Lächeln aufgesetzt.

Tysja betrachtete das Ölgemälde an der Wand, sah den Kerzenleuchter, der auf einer kleinen Anrichte stand.

Plötzlich hörte sie eine Stimme, die etwas verschlafen klang.

„Huch, was ist denn hier passiert!!“

Tysja schaute sich um, konnte aber nichts und niemanden entdecken. „Ich habe mich wohl verhört“, dachte sie, „ich hab vielleicht doch ein wenig zu viel gearbeitet.“

„Hier bin ich, du rothaariges Geschöpf“, hörte sie nach einer Weile die Stimme wieder. „Hier oben, hier auf der Lampe.“

Tysja hob den Kopf, legte ihn langsam auf die Seite, kniff ein Auge zu, genau so, wie sie es sonst immer tat, wenn ihr etwas nicht so ganz geheuer war.

„Wer bist du?“, fragte sie höflich. „Was machst du hier in meinem Haus?“

„Was für eine dumme Frage“, entgegnete das Wesen auf der Lampe ein wenig schnippisch. Bei genauerem Hinsehen entpuppte es sich nun als Spinne. „Ich wohne natürlich hier, was wohl sonst!!“

„Du wohnst hier?“, fragte Tysja erstaunt. Allerdings nicht darüber, dass die Spinne reden konnte, denn das war in einem Ort wie Hexenhausen ganz normal, sondern weil sie fest angenommen hatte, dass das Haus unbewohnt ist.

„Notar Rechtsprecher hat mir nichts von einer Mitbewohnerin erzählt“, sagte die kleine Hexe in Richtung Spinne.

„Ha, ha“, lachte diese plötzlich auf, „sag bloß der alte Rechtsverdreher lebt auch noch. Das gibt es doch nicht! Den hatte ich schon längst im ewigen Reich der alten Hexenmeister vermutet. Ne, ne, so was aber auch, der Rechtsprecher.“

Dann entstand eine kurze Pause zwischen Tysja und der Spinne, die erst wieder unterbrochen wurde, als das achtbeinige Wesen, das immer noch auf der Lampe saß, sagte: „Ach ja, wie unhöflich von mir, ich bin Amalia Wackerzahn.“

„Und ich bin Tysja, Tysja Fliegendreck“, antwortete die kleine Hexe. Seit dem Telefonat mit dem Notar hätte sie übrigens alles darum gegeben, auch den wundervollen Familiennamen Wackerzahn tragen zu dürfen wie die verstorbene Tante, von der sie bis dahin noch nie etwas gehört hatte. Aber sie hieß leider nur schlicht und einfach Fliegendreck, Tysja Fliegendreck, und war darüber mehr als unglücklich.

„Fliegendreck! Wie sich das schon anhörte. Wie Schmutzfink“, hatte die kleine Hexe oft gedacht und sich einen anderen Namen gewünscht.

Jetzt hatte sie also noch eine Vertreterin diesen ach so wundervollen Namens Wackerzahns vor sich. „Wackerzahn?“, fragte sie deshalb noch einmal nach.

„Jawoll“, antwortete die Spinne. „Wackerzahn, Amalia Wackerzahn.“

Und wo sie schon gerade einmal dabei waren, sich vorzustellen, da erzählte Tysja auch, dass sie das Haus von ihrer Großtante, der Tante ihres Vaters, der leider viel zu früh verstorben war, geerbt hatte.

Die Spinne hörte aufmerksam zu. „Och“, sagte sie, „dann bist du ja die Tochter vom kleinen Fritz. Den hab ich gut gekannt!“

Und in der Tat, so war es. Fritz, so hatten die Leute Tysjas Vater genannt, Fritz Fliegendreck. Es gab keinen Zweifel mehr, die Spinne kannte sich in Tysjas Familiengeschichte sehr gut aus.

Nun aber war es an der Zeit, das kleine Häuschen, das ordentlich gereinigt ein ganz besonderes Flair ausstrahlte, einzurichten.

Hexen ziehen natürlich nicht von einer Wohnung zu anderen um wie Familie Müller, Meier, Schulze oder Schmidt. Nein, wer das denkt, der täuscht sich mächtig.

Natürlich hatte Tysja all ihre Sachen schon dabei, da musste kein Möbelwagen vorfahren, da musste nun ein schwarzer alter Koffer ziemlich gute Dienste verrichten.

Den holte Tysja nun aus dem anderen Zimmer herbei, wuchtete das schwere Teil auf das Bett, öffnete ihn und holte diverse winzig kleine Gegenstände heraus, die sie sorgsam auf den Boden legte.

„Ja, wo ist er denn?“, fragte sie ganz in Gedanken versunken, steckte den Kopf ganz tief hinein in den Koffer, verblieb eine Weile in dieser ungewöhnlichen Position, die manchen Betrachter sicher zu mehr als einem Schmunzeln animiert hätte. Kroch dann – mehr oder weniger behäbig – wieder aus dem Koffer heraus und hielt ihren Zauberstab in der Hand, der, weil wohl einige Gegenstände im Koffer auf ihm gelegen hatten, ein wenig krumm ausschaute.

Jetzt auch fiel Tysja ein, dass sie genau diesen vorhin für ihre kleine Hexerei beim Aufräumen nicht benutzt hatte – und so hatte selbst beim richtigen Zauberspruch aus der ganzen Sache nichts werden können. Manchmal war die kleine Hexe eben ein bisschen vergesslich.

Jetzt aber, wo sie das gute Teil in Händen hielt, schwang sie ihn durch die Lüfte, dass es nur so zischte. Hielt aber noch einmal inne, richtete ihn ein wenig, denn krumme Zauberstäbe hexen bekanntlich nicht so gut, ging in den Flur, nahm ihren rot-schwarz gepunkteten Zauberhut vom Haken, den sie beim Betreten des Hauses hier abgelegt hatte, und setzte ihn auf. Nun konnte jeder sehen, dass der Hut so groß war, das Tysja darunter kaum noch zu erkennen war.

„Jetzt wird’ s wohl funktionieren mit der Zauberei“, sagte sie, nachdem sie in ihr Zimmer zurückgekehrt war mit einem Blick zur Lampe, auf der noch immer Amalia saß und der Dinge harrte, die da passieren sollten.

„Probier’s doch mal mit Abrakadabra“, empfahl sie Tysja.

Doch die schüttelte nur den Kopf. „Ne, ne“, antwortete sie, „ich hab da meinen ganz eigenen Spruch.“ Sprach es, drehte sich dreimal im Kreise und hauchte dann leise vor sich hin: „Schlubber, Bubber, Erdbeergrubber!“

Dabei schwang sie wieder den Zauberstab durch die Luft, der noch immer ein ganz klein wenig krumm aussah, und verteilte ein wenig Sternenstaub aus einem Streuer, den sie mit der linken Hand aus der linken Hosentasche gezogen hatte – und der wie ein ganz normaler Salzstreuer aussah.

„So“, sagte sie, „das soll’s gewesen sein.“

Sie hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da standen vor ihr die einst winzig kleinen Gegenstände, die sie aus dem alten Koffer geholt und auf dem Boden ordentlich aufgebaut hatte, in voller Größe vor ihr.

Die Spinne oben auf der Lampe staunte nicht schlecht. Auch wenn sie mit allerlei Hexerei vertraut war, hatte sie doch noch nie gesehen, wie eine echte Hexe umzieht. So was kommt nämlich tatsächlich nur sehr sehr selten vor. Denn fühlt sich eine Hexe an einem Ort so richtig sauwohl, dann verlässt sie ihn kaum jemals freiwillig.