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Endlich mit der Schule fertig – raus ins eigene Leben?! Vielen fällt jetzt auf, was sie alles nicht gelernt haben: Wie kriege ich raus, was ich beruflich machen will? Wie finde ich eine eigene Wohnung oder einen Praktikumsplatz? Was ist ein Dispo-Kredit? Woher bekomme ich eine Sozialversicherungsnummer und wofür brauche ich die? Keine Sorge! Dieser praktische Ratgeber liefert Antworten auf alle Fragen, die junge Erwachsene rund um ihre Zukunft haben. Ob Ausbildung, Führerschein, eigene Wohnung oder Versicherungen: Zahlreiche praktische Tipps in diesem schön gestalteten Handbuch helfen in allen Lebensbereichen – übersichtlich und leicht verständlich.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 218
Über dieses Buch:
Schule geschafft und keinen Plan vom Leben?
Wenn du dich fragst, wie das eigentlich funktioniert mit dem Erwachsen sein, brauchst Du dieses Buch. Denn Johanna Jadwiczek ging es vor ein paar Jahren genauso, und deshalb hat sie das Wichtigste jetzt selbst aufgeschrieben. Von der Wahl zwischen Studium und Ausbildung, Gap Year und FSJ über den Umzug in eine neue Stadt bis hin zum ersten Job erklärt sie, was du wissen musst, um im Leben klarzukommen: Alltägliches und Bürokratisches, Stolperfallen und Life-Hacks übersichtlich und unterhaltsam zusammengestellt.
Dieses Buch hilft dir bei allem, was du in der Schule nicht gelernt hast.
Über die Autorin:
Johanna Jadwiczek hat nach ihrem Abitur 2017 diverse Praktika bei Print-, Funk- und Fernsehunternehmen absolviert, Zeit im Ausland verbracht sowie eine Ausbildung zur Medienkauffrau Digital und Print abgeschlossen. Sie hat sich nach ihrem Schulabschluss intensiv damit beschäftigt, wie ihre berufliche Zukunft aussehen soll und welche Aufgaben und Verpflichtungen nun auf sie zukommen. Diesen Erfahrungsschatz teilt sie in ihrem ersten Buch.
Johanna Jadwiczek
Und jetzt?
DerSurvivalGuide fürs Leben nach der Schule
Alles, was du wissen musst – von Auslandsjahr bis Zusatzversicherung
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Bildnachweis: Bundeszentralamt für Steuern: hier (Public domain, via Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundeszentralamt_für_Steuern_-_Zuteilung_Identifikationsnummer_2008.jpg); DATEV eG, www.datev.de: hier; Deutsche Rentenversicherung: hier; Shutterstock.com: hier (Kengi), hier (Ad_hominem)
Das vorangestellte Zitat stammt aus: Michael Ende: Momo. Thienemann-Esslinger, Stuttgart 1973, hier
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Originalausgabe 04/2021
Copyright © 2021 by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Sabrina Kiefer
Bildredaktion: Tanja Zielezniak
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-26369-0V002
www.heyne.de
Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.«
Michael Ende – Momo
Inhalt
Vorwort
1. Schulabschluss – und jetzt?
Ohne Schulabschluss
Hauptschulabschluss
Realschulabschluss
Fachabitur
Abitur
2. Gap Year
Freiwilligendienste
Au-pair
Work & Travel
Wwoofing
Sprachreisen
Interrail
Minijob auf 450-Euro-Basis
Praktikum
Praktikum im Ausland
Orientierungsstudium
3. Was spricht für …
… eine Uni?
… eine FH?
… eine Ausbildung?
… ein duales Studium?
… eine Berufsakademie?
… ein privates Studium?
4. Der Berufseinstieg
Agentur für Arbeit
Ein seriöser Absender
Onlinepräsenz
Qualifikationen erwerben
Zum richtigen Zeitpunkt bewerben
Bewerbungsunterlagen
Vorstellungsgespräche
Assessment-Center
Absagen
Arbeitsvertrag | Was gehört rein?
Gehalt | Der Unterschied zwischen brutto und netto
Gehaltsabrechnung
Arbeitszeugnis
5. Die erste eigene Wohnung
Tipps für die Wohnungssuche
Tipps für die Besichtigung
Tipps für den Umzug
SCHUFA
Mietvertrag
Miete | Der Unterschied zwischen warm und kalt
Rundfunkbeitrag
Ummelden beim Einwohnermeldeamt
Tipps fürs sparsame Haushalten
Richtig Wäsche waschen
Nützliche Tipps fürs Putzen
Grundausstattung Werkzeug
Richtig Müll trennen
6. Finanzierungsmöglichkeiten
Unterhaltspflicht der Eltern
Kindergeld
Wohngeld
BAföG
Berufsausbildungsbeihilfe
Stipendien
Kredite
7. Banken und Geldanlagen
Von Kontoeröffnung bis Dauerauftrag | Basics rund ums Bankkonto
Kredite
Dispokredit
Was passiert mit meinem Geld auf der Bank?
Zinsen und Zinseszinsen
Girocard und Kreditkarte | Der Unterschied
Vermögenswirksame Leistungen
8. Versicherungen und Zusatzversicherungen
Privathaftpflichtversicherung
Hausratversicherung
Berufsunfähigkeitsversicherung
Krankenversicherung
Krankenzusatzversicherungen
9. Steuern
Die wichtigsten Steuerarten
Steuerklassen
Steueridentifikationsnummer
Steuernummer
Steuererklärung
10. Rente
Generationenvertrag
Freiwillig in die Rentenkasse einzahlen
Sozialversicherungsausweis | Rentenversicherungsausweis
11. Das erste Auto
Führerschein
Der Weg zum eigenen Auto
Kfz-Steuer
Inspektion | HU | AU
Autounfall – und jetzt?
12. Politik und Wahlen
Wahlen in Deutschland | Basiswissen
Kommunalwahl
Landtagswahl
Bundestagswahl
13. Meine ganz persönlichen Tipps für das (Über-)Leben nach der Schule
Stressbewältigung
Zeitmanagement
Psychische Gesundheit
Routinen
Anschluss finden
Selbstvertrauen und Selbstbestimmung
Der Mythos vom »bereit sein«
Der Vergleich mit anderen
Alle im gleichen Boot
Genießt diese Zeit!
VORWORT
Und plötzlich steht man da, mit dem Schulabschluss in der Tasche, tausend Möglichkeiten, die sich einem eröffnen, aber ohne den Hauch einer Ahnung, wie die Zukunft aussehen soll. Wissen über Steuern und Versicherungen? Nicht vorhanden. Rundfunkgebühren, Sozialversicherungsausweis und SCHUFA? Schon mal gehört, mehr aber auch nicht. Hätten wir in der Schule nicht auf das Leben danach vorbereitet werden sollen? Die Antwort lautet eindeutig ja. Stattdessen haben wir uns durch lineare Algebra, französische Gedichtanalysen und den Zellaufbau gequält, nur um uns jetzt einzugestehen, dass wir auf das Leben, auf das wir hingearbeitet haben, nicht vorbereitet sind.
Das will ich ändern. Deswegen schreibe ich dieses Buch. Um euch den Vorteil zu verschaffen, den ich nicht hatte. Alles ist erlernbar, aber es kostet Zeit, und diese Zeit möchte ich euch gerne ersparen.
Mein Name ist Johanna, und ich bin 22 Jahre alt. Ich habe 2017 mein Abitur gemacht, bin um die Welt gereist, habe Praktika in Medienunternehmen absolviert und bin für meine Ausbildung zur Medienkauffrau Digital und Print 2018 von einer kleinen Gemeinde in Hessen nach München gezogen. Nun beginne ich ein Studium und arbeite nebenbei als Redakteurin und Autorin. Obwohl ich schon seit Jahren schreibe, habe ich nie damit gerechnet, dass ich eines Tages einen Ratgeber veröffentlichen würde. Alle Manuskripte, die ich zuvor angefangen habe, waren Krimis oder Jugendbücher. Doch während all dieser Zeit hat mich das Thema »Leben nach der Schule« nie wirklich losgelassen. Ich begann alles, was ich darüber wusste, zusammenzuschreiben und merkte irgendwann, dass man daraus tatsächlich etwas Besonderes machen könnte. Etwas, was ich mir selbst früher gewünscht hätte.
Es ist nicht lange her, da war ich genau in der Situation, in der ihr jetzt seid. Auch ich stand vor der Frage, wie es weitergehen würde, und war überfordert von den vielen Aufgaben und Behördengängen, die auf mich zukamen. Ich hatte mir als Teenager immer gewünscht, nach der Volljährigkeit ganz unabhängig zu sein, doch als es dann endlich so weit war, fand ich mich mit meinem Abschlusszeugnis in den Händen, Hilfe suchend zu meinen Eltern schauend, wieder.
Als Kind wollte ich Modedesignerin werden, dann »irgendwas mit Design« machen und gegen Ende meiner Schulzeit »irgendwas mit Medien«. Diese Vorstellung war zwar vage, aber klar genug, um wenige Rückfragen zu erhalten. Es war nicht so, dass ich die Fragen nach meinem Berufswunsch nicht beantworten wollte – ich konnte es schlicht und ergreifend nicht. Auch wenn sie lieb gemeint waren, verstärkten sie nur die Unsicherheit, die ich ohnehin schon verspürte. Sollte ich studieren? Eine Ausbildung machen? Ein Jahr Work & Travel? Als Au-pair ins Ausland gehen? Die vielen Möglichkeiten haben mich absolut überwältigt. Es gab vieles, was mir gefallen hätte, aber ich konnte mich einfach nicht festlegen, weil ich Angst hatte, ich könnte die falsche Entscheidung treffen. Später erkannte ich, dass die Person, die mir am meisten Druck gemacht hatte, ich selbst war. Aber auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie es für mich weitergehen sollte, machte ich einen Schritt nach dem anderen und probierte mich aus.
Die meisten Informationen und Antworten auf meine Fragen erhielt ich im Internet. Ehrlicherweise findet man online aber viel zu viele Beiträge über gleiche Themen, die sich inhaltlich nicht immer decken oder alles viel komplizierter erklären, als es eigentlich ist. Das ist einer der Gründe, wieso ich mich entschieden habe, dieses Buch zu schreiben – um euch einen Leitfaden zu geben, den ich mir selbst mühsam zusammensuchen musste.
Mein Ziel mit diesem Buch ist es, euch alles, was euch nach dem Schulabschluss erwartet – von den »Pros und Cons« einer Ausbildung oder eines Studiums und dem Einzug in die eigene Wohnung über die ersten Bewerbungen bis zur Rentenversicherung –, so zu erklären, wie ich es meinen Freunden erklären würde.
Für dieses Buch braucht ihr kein Vorwissen, wir starten dort, wo die Schule aufhört. Ich bin zwar keine Expertin auf irgendeinem dieser Themengebiete, aber genau das ist es, was dieses Buch so besonders macht. Ich werfe nicht mit Fachbegriffen um mich, die nur weitere Fragen in euch auslösen, denn ich weiß, wie es ist, in eurer Situation zu sein. Mit der Tatsache, dass dieses über Jahre hart erarbeitete Wissen von vornherein von mir erwartet wurde, hatte ich am meisten zu kämpfen, und ich weiß, dass es vielen von euch genauso geht. Mir hätte dieses Buch damals sehr geholfen und ich hoffe, dass es euch auf eurem Weg den einen oder anderen Schritt erleichtern wird.
1. SCHULABSCHLUSS – UND JETZT?
Herzlichen Glückwunsch! Nach jahrelangem Büffeln, frühen Aufstehen und Abmühen habt ihr endlich euren Schulabschluss in der Hand. Und egal, ob Haupt- oder Realschulabschluss, Fachabitur oder Abitur – ihr könnt stolz auf euch sein!
Aber was genau könnt ihr jetzt eigentlich mit diesem dicken Blatt Papier anfangen? In diesem Kapitel möchte ich euch genau beschreiben, welche Türen euch euer Abschluss öffnet. Das ist nicht nur für diejenigen interessant, die die Schule erst kürzlich hinter sich gelassen haben, sondern auch für die, die kurz vor ihrem Abschluss stehen oder ihn bereits seit einer ganzen Weile in der Tasche haben. Selbst wenn ihr keinen Schulabschluss habt, möchte ich euch Mut machen, denn auch euch steht die eine oder andere Tür offen.
Ohne Schulabschluss
Ihr seid vor der neunten Klasse von der Schule abgegangen oder habt aus anderen Gründen keinen Schulabschluss? Keine Sorge, denn auch euch steht eine Vielzahl an Möglichkeiten offen.
Zum Beispiel könnt ihr auf dem zweiten Bildungsweg (ZBW) nachträglich einen (höheren) Schulabschluss erwerben. Der ZBW kann an Volkshochschulen, Abendschulen und anderen Einrichtungen sowohl in Voll- als auch in Teilzeit absolviert werden – Letzteres ist zum Beispiel sinnvoll, wenn ihr bereits berufstätig seid. Die Dauer des ZBW ist abhängig von dem Abschluss, den ihr anstrebt. Teilweise ist die Teilnahme an einem ZBW auch online möglich.
Falls ihr die Weiterbildungskurse nicht besuchen möchtet und euch stattdessen zutraut, euch den zu erlernenden Stoff selbst anzueignen, könnt ihr euch auch für die gebührenpflichtige Nichtschülerprüfung anmelden. Besteht ihr diese staatliche Prüfung, erhaltet ihr euer Zeugnis über den jeweiligen Schulabschluss.
Auch die berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) könntet ihr wahrnehmen. Diese Orientierungshilfe dauert in der Regel bis zu zehn Monate und wird von der Bundesagentur für Arbeit angeboten. Dadurch sollen eure Ausbildungschancen verbessert werden. Um dies zu erreichen, lernen die Teilnehmer verschiedene Berufsfelder kennen, holen schulische Defizite auf und absolvieren Praktika. Ob ihr für die Teilnahme an dieser Fördermaßnahme infrage kommt, wird individuell geprüft.
Eine weitere Maßnahme der Agentur für Arbeit ist die betrieblicheEinstiegsqualifizierung (EQ), bei der Jugendlichen in einem sechs- bis zwölfmonatigen Langzeitpraktikum die Möglichkeit geboten werden soll, eine bessere Berufsorientierung zu erlangen. Parallel besuchen die Teilnehmer den Berufsschulunterricht, um auch theoretische Kenntnisse zu erwerben.
Auch der Direkteinstieg in eine Ausbildung ist möglich, sogar ohne Schulabschluss und Weiterbildung. Da dies aber eher selten angeboten wird, empfehle ich euch, mindestens eine der genannten Möglichkeiten wahrzunehmen. Denn am einfachsten ist der Einstieg in den nächsten Bildungsweg oder ins Berufsleben immer noch mit einem Schulabschluss.
Hauptschulabschluss
Der Hauptschulabschluss ist der erste allgemeinbildende Schulabschluss und wird in der Regel mit dem Beenden der neunten Klasse erlangt. Er wird auch Berufsbildungsreife oder Berufsreife genannt und ist die Grundvoraussetzung für eine duale Ausbildung. In manchen Bundesländern kann zusätzlich ein qualifizierter oder ein erweiterter Hauptschulabschluss erworben werden. Durch eine besondere Leistungsfeststellung bzw. Prüfung nach der neunten Klasse verbessert der qualifizierte Hauptschulabschluss, auch QA oder Quali genannt, die Chancen auf eine Lehrstelle und ermöglicht den Besuch von weiterführenden Schulen wie der Berufsfachschule. Der erweiterte Hauptschulabschluss, der mit Abschluss der zehnten Klasse und meist ohne zusätzliche Prüfung erlangt wird, berechtigt ebenso zum Besuch von Berufsfachschulen. Ausschlaggebend für den Erwerb ist der Notendurchschnitt.
Wer nach der neunten Klasse nicht direkt mit einer Ausbildung starten möchte, der kann sich beispielsweise auch um einen Freiwilligendienst oder einen Praktikumsplatz bewerben.
Realschulabschluss
Je nach Bundesland gibt es verschiedene Begriffe für den Realschulabschluss: mittlere Reife, Fachoberschulreife, mittlerer Bildungsabschluss, mittlerer Schulabschluss oder auch Sekundarabschluss I. Auf einem Gymnasium erhaltet ihr euren Realschulabschluss in der Regel automatisch mit der Versetzungserlaubnis in die elfte Klasse. Auf anderen Schulen müsst ihr eine Realschulprüfung bestehen, die je nach Bundesland sehr unterschiedlich ausfallen kann.
In einigen Bundesländern gibt es zudem den Realschulabschluss mit Qualifikationsvermerk(Q-Vermerk), der euch dazu berechtigt, die gymnasiale Oberstufe zu besuchen und so euer Fachabitur oder Abitur zu machen.
Wenn das nichts für euch ist, dann könnt ihr euch bereits mit eurem Realschulabschluss auf Ausbildungsstellen bewerben und ins Berufsleben starten. Ebenso könnt ihr ein Praktikum antreten oder einen Freiwilligendienst absolvieren.
Fachabitur
Die Fachhochschulreife(FHR) und die fachgebundene Hochschulreife sind höhere Bildungsabschlüsse und berechtigen euch, wie es der Name schon sagt, an einer Fachhochschule, kurz FH, zu studieren. Obwohl die Begriffe ähnlich klingen, beschreiben sie nicht den gleichen Abschluss.
Auf klassischem Weg erlangt ihr die fachgebundene Hochschulreife nach einer bestandenen Abschlussprüfung an einer zweijährigen Berufsoberschule, einer Berufsfachschule, einer Fachakademie oder einem Berufskolleg. Wenn ihr an einer Universität studieren möchtet, ist die Auswahl der Studienfächer begrenzt und abhängig von der Spezialisierung, die ihr während eurer Schulzeit gewählt habt.
Für die Fachhochschulreife muss neben dem schulischen Teil auch ein beruflicher bzw. praktischer Teil absolviert werden. Das können ein sechsmonatiges bis einjähriges Praktikum oder eine abgeschlossene Ausbildung sein. Den schulischen Part könnt ihr entweder durch den Besuch der zwölften Klasse an einer der zuvor genannten Schulen oder durch die Versetzung in die zwölfte Klasse auf einem Gymnasium erwerben.
Natürlich müsst ihr nicht zwangsläufig studieren, nur weil ihr euer Fachabi gemacht habt. Genauso gut könnt ihr eine Ausbildung oder einen Freiwilligendienst beginnen oder euch auf eine Ausschreibung für ein duales Studium bewerben. Ihr möchtet lieber ein Praktikum machen, als Au-pair oder zum Work & Travel ins Ausland gehen? Nur zu! Kurzum: Euch stehen viele Möglichkeiten zur Auswahl.
Abitur
Das Abitur bzw. die allgemeine Hochschulreife ist der höchste Schulabschluss in Deutschland und der einzige, der euch berechtigt, jedes Fach an einer Universität zu studieren (solange der NC stimmt natürlich). Je nach G8- oder G9-Regelung erlangt ihr das Abitur nach zwölf oder 13 Schuljahren und bestandenen Abschlussprüfungen. Das Abitur könnt ihr entweder im ersten Bildungsweg (Gymnasium, Gesamtschule, berufliches Gymnasium, Ober- und Privatschule) oder im zweiten Bildungsweg (Fernschule, Abendgymnasium, Volkshochschule) ablegen.
Mit diesem Abschluss könnt ihr im Grunde jeden Weg einschlagen, den es zur Auswahl gibt: Studium, Ausbildung, Freiwilligendienst, (Auslands-)Praktikum, Work & Travel, Au-pair, Praktikum und, und, und. Kein anderer Schulabschluss öffnet euch so viele Türen wie das Abitur.
2. GAP YEAR
Nie zuvor waren die Möglichkeiten für junge Menschen so vielfältig wie heute. Auf der einen Seite ist das toll, denn für jeden von uns müsste theoretisch genau die richtige Stelle dabei sein. Doch auf der anderen Seite sorgt diese enorme Auswahl für Selbstzweifel und Angst, sich für den falschen Weg zu entscheiden. »Was wäre wenn?« wurde zu einer Lebenseinstellung, die sich wie eine Epidemie unter Jugendlichen, Absolventen und jungen Erwachsenen ausgebreitet hat. Wir haben Angst, uns festzulegen, weil wir befürchten, einen Fehler zu machen, den wir später bereuen könnten.
Auf einmal dürfen wir selbst entscheiden, wie der nächste Schritt in unserem Leben aussehen soll, doch genau diese Freiheit, die wir uns jahrelang gewünscht haben, überfordert uns nun. Wenn uns dann auch noch Lehrer, Eltern und Bekannte in dieser Phase – natürlich gut gemeint – nach unseren Plänen fragen, erhöht das den Druck, den wir uns selbst ohnehin schon machen, gleich noch viel mehr. Ich persönlich kenne niemanden, der nicht ein wenig Bammel davor hatte, die falsche Entscheidung zu treffen – mich eingeschlossen. Und ich hoffe, dass euch das Wissen, mit eurer Orientierungslosigkeit nicht alleine zu sein, zumindest etwas beruhigt.
Neue Wege finden sich beim Gehen – diesen Spruch gibt es nicht ohne Grund. Versucht euch von dem Gedanken zu verabschieden, dass ihr euer gesamtes Leben bereits verplant haben müsst, denn das stimmt nicht. Das Bild, das ihr von eurer Zukunft habt, kann sich immer wieder ändern, und zwar aus dem einfachen Grund, dass ihr euch selbst immer wieder verändern werdet, und das ist gut so. Alles, was ihr jetzt planen müsst, ist euer nächster Schritt.
Aber falls ihr zu denjenigen gehört, die schon lange ein klares Ziel vor Augen haben und genau wissen, welchen Weg sie einschlagen wollen, dann lasst euch nicht von den vielen Meinungen da draußen verunsichern. Es wird immer Leute geben, die das Bedürfnis haben, ihren Senf dazuzugeben, aber ihr kennt euch selbst am besten. Vertraut auf euren Instinkt und geht euren Weg – wie auch immer dieser aussehen mag.
Und genau hier beginnt das Thema dieses Kapitels: das Gap Year. Der Begriff stammt aus dem Englischen und beschreibt einen Zeitraum – das »Lückenjahr« – zwischen zwei wichtigen Abschnitten in eurem Leben, zum Beispiel zwischen Schulabschluss und dem Start einer Ausbildung oder eines Studiums. Wie genau diese Orientierungsphase aussieht, entscheidet ihr selbst, denn das Schöne am Gap Year ist, dass ihr es so gestalten könnt, wie ihr möchtet. Ihr habt Lust, die Welt zu erkunden? Zu jobben, um etwas Kohle zu verdienen, oder euch ehrenamtlich zu betätigen? Es liegt ganz bei euch.
Auch ich habe mich nach meinem Schulabschluss für ein Gap Year entschieden und über etwa ein Jahr hinweg diverse Praktika absolviert, Länder bereist und unbezahlbare Erinnerungen und Erfahrungen gesammelt. Zu meinen schönsten Erlebnissen zählt meine Zeit in Griechenland, wo ich im Rahmen eines Freiwilligendiensts im Ausland Teil eines Projekts war, das sich mit der Rettung von Meeresschildkröten beschäftigt hat. Wir haben uns dort um die Schildkrötennester gekümmert und ausgewachsene Meeresschildkröten untersucht. Zudem habe ich während meiner Zeit im Camp tolle Menschen kennengelernt und unglaublich viel über die Tiere, die Umwelt und meinen Platz darin erfahren. Bei meiner letzten Frühschicht habe ich tatsächlich mehrere Schildkrötenbabys schlüpfen gesehen und konnte miterleben, wie sie ihren Weg ins Meer fanden – ein wirklich perfekter Abschluss meiner Reise. Zusammenfassend könnte man dieses Erlebnis als eine Art Tierschutzurlaub bezeichnen.
Die Praktika während meines Gap Year habe ich absolviert, um mir die Jobs, die mich interessierten, aus der Nähe anzusehen und erste Berufserfahrungen zu sammeln. Ich wollte wissen, worauf ich mich in etwa einlassen würde, anstatt mich blind in eine jahrelange Ausbildung zu einem Beruf zu stürzen, der mir im Endeffekt vielleicht gar nicht gefallen hätte.
Während meines Gap Year wurde ich unabhängiger, selbstbewusster, offener und mutiger, und für diese Gelegenheit werde ich ewig dankbar sein. Fakt ist, dass es eine großartige Erfahrung war, die ich jederzeit wiederholen würde.
Wenn ihr die Möglichkeit habt und ihr euch noch nicht sicher seid, wie es für euch weitergehen soll, oder ihr nach bis zu 13 Jahren Schule erst mal eine Pause benötigt, dann nehmt euch die Zeit, um Klarheit zu gewinnen und euch selbst besser kennenzulernen. Denkt daran, dass euch jetzt so viel offensteht wie nie zuvor. Nutzt diese Freiheit! Hört auf euer Bauchgefühl und tut das, was euch glücklich macht und in diesem Moment richtig erscheint.
Manche der Optionen, die ich euch nun vorstellen werde, kosten Geld, das nicht jeder aufbringen kann. Bei anderen könnt ihr euch sogar etwas dazuverdienen. Falls keiner der Vorschläge euren Vorstellungen hundertprozentig entspricht, könnt ihr sie, wie ich, auch miteinander kombinieren und euch zum Beispiel einen Mix aus Praktikum und Sprachreise zusammenstellen. Auf den folgenden Seiten findet ihr jedenfalls einen Haufen Ideen, die euch hoffentlich dabei helfen werden, euer Gap Year so zu gestalten, wie es für euch am besten ist.
Freiwilligendienste
Ein Freiwilligendienst ist die perfekte Lösung für alle, die sich sozial engagieren und erste Arbeitserfahrungen sammeln möchten. Er bietet eine gute Gelegenheit, um sich während der Orientierungsphase nützlich zu machen und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Durch die Mithilfe bei Projekten könnt ihr Menschen, die Umwelt und die Gesellschaft auf verschiedene Arten unterstützen.
Seine Tage nicht mehr in der Schule, sondern unter Berufstätigen zu verbringen, neue Menschen und deren individuelle Wege kennenzulernen kann euch Anregungen für eure eigene Studien- und Berufswahl geben. In einem Freiwilligendienst werdet ihr euch in ungewohnten Situationen wiederfinden und lernen, wie man sich im Berufsleben verhält und mit Kollegen umgeht. Die Arbeit mit Alten, Kranken, Behinderten, Kindern oder Tieren ist für viele Freiwillige sowohl auf beruflicher als auch persönlicher Ebene eine Bereicherung. Während und nach dem Freiwilligendienst kann man sich sicher sein, seine Zeit sinnvoll genutzt zu haben. Welche Varianten für euch zur Auswahl stehen, lest ihr hier:
FSJ
Ein Freiwilliges Soziales Jahr(FSJ) bzw. ein sozialer Freiwilligendienst kann von allen in Erwägung gezogen werden, die ihre Vollzeitschulpflicht erfüllt und ihr 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Obwohl es der Name nicht vermuten lässt, muss der Dienst kein ganzes Jahr dauern. Sechs Monate sind das Minimum, 24 Monate das Maximum. Die Bewerbungsfristen sind je nach Stelle und Anbieter sehr unterschiedlich. Empfehlenswert ist es, sich etwa sechs Monate vor gewünschtem Starttermin zu bewerben, meistens beginnt ein FSJ allerdings ohnehin im September. Die Chancen für Kurzentschlossene stehen aber auch nicht schlecht.
Der Begriff »sozial« sagt übrigens nicht aus, dass sich die Angebote ausschließlich um die Betreuung unserer Mitmenschen drehen. Auch Museen, Sportvereine und andere gemeinwohlorientierte Einrichtungen bieten ein FSJ an. Auf den Websites der Einrichtungen könnt ihr nach freien Stellen suchen, ebenso in Platzbörsen wie die der Malteser oder des Deutschen Roten Kreuzes. Die trägerübergreifende Stellenbörse des Bundesfreiwilligendiensts bietet zudem einen guten Überblick über aktuelle FSJ- und BFD-Stellen.
Für eure Arbeit erhaltet ihr ein Taschengeld von bis zu 400 Euro im Monat, das vom Träger bzw. von der Einsatzstelle festgelegt wird, sowie, je nach Einrichtung, auch kostenfreie Unterkunft und Verpflegung. Alle rechtlichen Rahmenbedingungen für das FSJ sind in Deutschland im Jugendfreiwilligendienstegesetz (JFDG) geregelt.
IJFD
Auch der Internationale Jugendfreiwilligendienst(IJFD) ist für Interessierte zwischen 16 und 26 Jahren eine beliebte Möglichkeit, ins Ausland zu gehen und interkulturelle und gesellschaftspolitische Erfahrungen zu sammeln. Der IJFD dauert sechs bis 18 Monate und startet meistens im August oder September. Wenn ihr euch für den IJFD interessiert, bewerbt ihr euch allerdings nicht im Ausland, sondern bei einem deutschen Träger, der für die Zertifizierung der Einsatzstelle verantwortlich ist. So könnt ihr euch sicher sein, dass es sich bei eurer Wunsch-Einsatzstelle um eine seriöse Einrichtung handelt. Außerdem habt ihr somit eine Anlaufstelle, die euch während dieser Erfahrung mit Rat und Tat zur Seite steht. Eure Bewerbung solltet ihr etwa ein Jahr im Voraus einreichen.
Die Bereiche, in denen ihr arbeiten könnt, sind sehr unterschiedlich und erstrecken sich von Kinder- und Jugendhilfe über Kultur, Bildung und Umweltschutz bis zu Versöhnungsarbeit und Demokratieförderung. Währenddessen verdient ihr außerdem ein kleines Taschengeld von bis zu 350 Euro pro Monat. Die meisten Einrichtungen übernehmen zudem die Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung. Da dies allerdings nicht einheitlich geregelt ist, solltet ihr damit rechnen, für einen Teil der Kosten selbst aufkommen zu müssen. Am Ende erhaltet ihr ein Zeugnis, das euren Freiwilligendienst bescheinigt. Gute Anlaufstellen für die Suche nach einem Platz im Ausland sind das Deutsche Rote Kreuz sowie World Unite.
FÖJ
Ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) ist die perfekte Wahl für alle Naturschützer unter euch! Fridays for Future, der brennende Amazonas, der Bruch des Pariser Abkommens, Milliarden Tiere, die in den Feuern Australiens umgekommen sind, Plastikinseln im Meer in der doppelten Größe von Texas – nie zuvor waren die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit so aktuell und präsent wie heute. Wer einen Beitrag zum Schutz der Natur leisten möchte, der trifft mit dem FÖJ eine gute Wahl. Es gilt nach dem JFDG genauso wie das FSJ als Jugendfreiwilligendienst, hat also eine Mindestlänge von sechs und eine Maximallänge von 24 Monaten. Das FÖJ bietet jungen Menschen zwischen 16 und 27 Jahren Möglichkeiten für ein persönliches ökologisches Engagement und hilft ihnen dabei, wichtige Kompetenzen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung zu erwerben. Mögliche Einsatzstellen sind beispielsweise Naturschutzverbände, Schulbauernhöfe, Tierpflegestationen oder Naturparkzentren. Und: Das FÖJ kann sowohl im Inland als auch im Ausland absolviert werden. Am besten startet ihr etwa ein Jahr vor eurem geplanten Beginn mit der Suche nach einer passenden Stelle. Auch beim FÖJ erhaltet ihr ein Taschengeld von etwa 400 Euro im Monat, das sich verringert, wenn Unterkunft und Verpflegung von der Einrichtung gestellt werden.
BFD
Das Angebot des Bundesfreiwilligendiensts(BFD) bedient im Grunde alle Interessensfelder, sei es auf sozialer, ökologischer und kultureller Ebene oder im Bereich des Sports, der Integration sowie im Zivil- und Katastrophenschutz. Der BFD ist eine Art Ersatz des Zivildiensts, der 2011 abgeschafft wurde. Viele der nach dem Zivildienstgesetz anerkannten Dienststellen und -plätze wurden daher automatisch als Einsatzstellen des Bundesfreiwilligendiensts anerkannt. Mögliche Arbeitsorte sind gemeinwohlorientierte Einrichtungen wie beispielsweise Krankenhäuser, Kindertagesstätten, Schulen, Mehrgenerationenhäuser, Sportvereine und Kultureinrichtungen.
In der Regel dauert der BFD zwölf Monate, mindestens jedoch sechs und höchstens 18. In Ausnahmefällen kann er bis zu 24 Monate geleistet werden. Eine Altersbegrenzung gibt es dabei nicht, jede helfende Hand ist gern gesehen. Die Erfüllung der Vollzeitschulpflicht ist allerdings Pflicht.
Grundsätzlich wird der BFD in Vollzeit ausgeübt, über 27-Jährige können den Dienst aber auch in Teilzeit leisten. Die Höhe des Taschengeldes beträgt etwa 400 Euro im Monat. Beginnt am besten mindestens ein halbes Jahr vor eurem geplanten Einsatz mit der Suche nach einer passenden Stelle. Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben hat eine eigene Website (https://www.bundesfreiwilligendienst.de), auf der ihr sicherlich fündig werdet.
weltwärts
Nach eigenen Angaben ist weltwärts der »größte internationale Freiwilligendienst für junge Menschen in Deutschland und einer der größten entwicklungspolitischen Jugendfreiwilligendienste weltweit«. Das Programm wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen und soll die politische, wirtschaftliche und soziale Situation in Entwicklungsländern verbessern sowie das gemeinsame interkulturelle Lernen in den Vordergrund stellen. Das BMZ übernimmt dabei 75 Prozent der anfallenden Kosten und kommt so anteilig für Reise, Unterkunft und Verpflegung im Gastland auf. Der Rest wird durch die Entsendeorganisationen, Förderkreise und öffentliche Zuwendungen finanziert.
Der Aufenthalt dauert mindestens sechs und höchstens 24 Monate und richtet sich an Menschen im Alter von 18 bis 28 Jahren. Bewerben muss man sich etwa ein Jahr im Voraus bei einer der teilnehmenden Organisationen, wie zum Beispiel dem ASF. Mögliche Einsatzgebiete können beispielsweise Brasilien, Indien oder Ghana sein. Die jeweilige Organisation zahlt euch ein Taschengeld, stellt euch einen Mentor für die Zeit eures Einsatzes zur Verfügung und kümmert sich um eine landestypische Unterkunft. Die wöchentliche Arbeitszeit sowie der Urlaubsanspruch richten sich nach den Anforderungen im Projekt sowie den landestypischen Gegebenheiten. Von Vorteil für die Teilnahme an diesem Programm sind eine ausgeprägte Selbstständigkeit, eine offene Einstellung sowie Grundkenntnisse der im Gastland gesprochenen Sprache.
kulturweit
kulturweit ist der Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-Kommission, der Menschen zwischen 18 und