Unhörbar - Foad Forghani - E-Book

Unhörbar E-Book

Foad Forghani

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Beschreibung

Ihm war nicht klar, was mit ihm geschah. Ihm war nicht klar, worum es ging und was die Quelle seiner Probleme war. Ihm war nicht klar, was tief in seinem Inneren versteckt war und welchen Weg er ging. Er lernte zu tun, was die Welt mit ihm tat.

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Der Autor, Foad Forghani, ist ein renommierter Verhandlungsberater und -spezialist in besonders schwierigen Verhandlungssituationen. Im Rahmen seiner Tätigkeit beschäftigt er sich eingehend mit der Kunst des Profilings – Deutung von menschlichem Verhalten und Klärung von Motiven und Triebkräften. Das Buch »Unhörbar« basiert auf tiefgehenden Kenntnissen des Autors in den genannten Bereichen.

Dû bist mîn, ich bin dîn.

des solt dû gewis sîn.

du bist beslozzen

in mînem herzen;

verlorn ist das sluzzelîn:

dû muost ouch immer darinne sîn.

Anonym (Ende 12. Jahrhundert)

Er nimmt den Becher in die Hand. Er hat ihn extra hierfür gekauft. Er befüllt ihn mit Saft – Fruchtsaft. Dann ein wenig Cognac. Die sorgfältig vorbereiteten und abgezählten Kaffeebohnen greift er eine nach der anderen mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Er wirft sie in den Becher hinein.

Kostbar sieht die fein zubereitete Mischung aus. Er verspürt Lust sie zu trinken, aber er reißt sich zusammen. »Das ist unverantwortlich«, denkt er.

Dann öffnet er ihre Bluse, sieht ihren Busen. Ihre Haut glänzt – ganz weiß, glatt und sauber. Die Brustwarzen stechen hervor – sie sind rosafarben. Er starrt sie an. Dann nimmt er das Messer in die Hand und ruft: »Ich liebe dich!«

Es vergehen Minuten.

Ihr Brustkorb ist genau um das Herz herum geöffnet – ein sauberer Schnitt. Man kann das Herz sehen. Es schlägt nicht.

Das blutige Messer, die blutige kleine Operationssäge und die transparenten Handschuhe liegen neben dem Körper auf dem Tisch. Er entfernt diese Werkzeuge. Auf dem Glastisch liegend, wirkt sie vollkommen friedlich – zufrieden.

Ihm fällt auf: Die Beine ragen etwas über die Tischkante hinaus. Das gefällt ihm nicht. Er greift mit den Händen unter ihren Körper, nimmt sie hoch, trägt sie rüber zu dem großen Tisch und legt sie drauf. Nun ragen ihre Beine nicht mehr über die Tischkante hinaus. »Schon besser«, flüstert er. So gefällt es ihm.

Er beobachtet sie noch eine Weile. »Mutter«, ruft er liebevoll mit einer kräftigen Stimme, in einem weichen Ton. Er schaut sie zärtlich an.

Er verteilt die Kerzen um ihren Körper herum. Er hat sie im Supermarkt gekauft, aber daran will er jetzt nicht denken. Bunte Teelichter. Manche haben Dellen im Aluminiumkörper. Die wirft er wieder in die Tüte zurück. Er nimmt nur die Lichter, die keine Delle haben. »Vollkommen muss er sein, der Augenblick«, denkt er.

Alles ist vorbereitet, da sieht er einen Tropfen Blut auf dem Mahagonitisch, direkt an der Kante. Er ist von besonderer Schönheit, findet er. Er schaut sich den dunkelroten Tropfen auf dem mahagonibraunen Hintergrund genau an. Er ist voller Leben.

Der Raum aber ist leer, etwas fehlt! Eilig zündet er die Teelichter an. »Leben, mehr Leben«, will er haben. Er zieht ihre Haare ganz behutsam unter dem Kopf hervor und legt sie über den Tisch. »Wunderschön, sie ist wunderschön – engelsgleich«, flüstert er und starrt sie hingebungsvoll an. Er liebt sie über alles. Er hat sie schon immer über alles geliebt.

Dann sieht er wieder den Bluttropfen. Es fällt ihm schwer, aber er wischt den Tropfen weg und widmet ihr wieder seine Aufmerksamkeit.

Ihre Lippen glänzen. Sie sind rosafarben. Er beugt sich langsam über ihr Gesicht und küsst sie. Er glaubt, dass sie das spürt. Er glaubt, dass sie seinen Kuss erwidert. Er glaubt, dass sie ihn ebenso sehr liebt.

Der Raum ist voller Leben.

Er schaut auf ihr nacktes Herz. Es schlägt nicht. Dann erinnert er sich: der Saft!

Ruhig dreht er sich um, geht zum Glastisch und greift sich den Becher mit Fruchtsaft. Er läuft auf sie zu, bleibt an der oberen Tischkante stehen und schaut sie an. »Mutter«, ruft er wieder. Dann schüttet er langsam den Saft auf ihr Herz. Er fließt um das Herz herum nach allen Seiten hinunter. Eine Kaffeebohne bleibt oben auf dem Herz liegen. »Ein gutes Zeichen«, denkt er. Er gießt den Rest des Saftes in ihren Körper. Die letzten Tropfen fallen auf das noch warme Herz.

Er ejakuliert.

»Das werden die nie verstehen«, denkt er. »Das werden die nie verstehen. Du hast Vollkommenes vollbracht. Aber da kommst du nun nicht mehr heraus.« Dann hebt er den Hörer ab und wählt die Nummer der Polizei. Die Polizistin am anderen Ende der Leitung stellt ihm viele Fragen, aber Tom wiederholt immer wieder die Adresse. Dann legt er den Hörer beiseite – ohne aufzulegen. Er setzt sich hin und beobachtet sie.

Es war der schönste Augenblick seines Lebens, »aber das werden die nie verstehen«.

***

»Tom!«, ruft die Mutter. »Toooommy«, ruft sie lauter und läuft in den Garten. Tom hängt am Stamm des großen Eichenbaumes, der am hinteren Ende des Gartens steht. Er ist kurz davor, die erste Gabelung der kräftigen Äste zu erreichen. »Oh Gott... oh Gott! Was machst du da, Tom?«, ruft die Mutter erschrocken, während sie sich ihre Hände vors Gesicht schlägt. Tom dreht sich hastig um. Er ist nun auch erschrocken. Seine linke Hand verliert den Halt und rutscht ab. Toms Mundwinkel zucken ruckartig nach unten zur Seite. Seine Augen sind ganz rund, die Augenbrauen hochgezogen. Tom versucht sein Gleichgewicht zu halten. Es gelingt ihm nicht. Während er sich vom Baumstamm löst, springt die Mutter einen halben Schritt nach vorne. Sie zieht ebenso die Mundwinkel seitlich nach unten – unbewusst. Wutfalten zieren die Stirnpartie zwischen den Augenbrauen. Die Nasenwand geht auf beiden Seiten hoch.

Tom fällt herunter. Im freien Fall dreht er sich mit aller Kraft in der Luft um die eigene Achse und vermeidet eine Landung auf dem Rücken. Er fällt seitlich auf die linke Schulter.

»Das hat er gut gemeistert«, denkt der Vater, der hinter der Terrassentür steht und alles beobachtet.

Die Mutter läuft wütend und erschrocken zugleich auf Tom zu. »Tom! Tommy! Geht es dir gut?«

Der Vater wendet sich ab und begibt sich zurück auf die Couch. Die Mutter, bei Tom angekommen, greift seinen rechten Arm und dreht ihn zu sich. Ängstlich schaut Tom seine Mutter an. »Was in aller Welt machst du da?«, fragt sie und bevor Tom antworten kann: »Ist alles okay?«

»Ja, Mama.« Er fasst sich an die linke Schulter. Sie schmerzt.

»Hast du dir doch wehgetan?«

»Nein, Mama.«

»Ich habe dir doch tausend Mal gesagt, du sollst nicht hier hochklettern«, sagt sie bestimmend. Die Wut schlägt noch immer Falten in ihre Stirn.

Sie klopft Gras und Staub von Toms Kleidung ab und geht zurück ins Wohnzimmer. Tom bleibt im Garten.

Aus dem Haus sind die lautstarken Stimmen der Eltern zu hören. Sie streiten sich, wie zuvor, als Tom in den Garten hinauslief. Während sie ihren Streit fortsetzen, hockt sich Tom auf die verrostete Schaukelbank im Garten und bewegt sich hin und her. Sein Blick ist dabei auf den alten Baumstamm gerichtet.

Die grellen Stimmen der Eltern sind immer noch zu hören. »Sie mögen sich nicht«, denkt sich Tom und schaukelt weiter hin und her.

Tom klettert nie mehr den Baum hoch.

***

Schüchtern schaut Tom die vierzehnjährige Monika an. »Bist du stumm?«, fragt sie ihn. Tom bewegt seinen Kopf verneinend.

»Kann ich mitkommen?«, fragt er.

»Neeeeiiiiin!«, erwidert sie mit einer gewissen Freude.

Die Nachbarstochter, Monika, trifft am Nachmittag ihre Cousinen. Gemeinsam wollen sie zum nahe gelegenen See laufen. Es gibt dort einen beliebten Spielplatz.

Enttäuscht dreht sich Tom um und geht nach Hause. Die Eingangstür ist offen. Er geht hinein. Mit einem Kopfnicken begrüßt er die Mutter, die am Herd steht. Dann läuft er direkt weiter in sein Zimmer. Er knallt die Tür zu, lässt sich aufs Bett fallen, legt seinen Kopf in die Hände und weint.

»Du sollst die Tür nicht so laut zuschlagen!«, hallt es aus der Küche.

Drei Stunden später kommt der Vater von der Arbeit. Er zieht sich um und geht im Pyjama ins Wohnzimmer. Draußen ist es noch hell. Er setzt sich auf die Couch, mit dem Rücken zur Terrassentür, nimmt die Tageszeitung in die Hand und blättert darin. Die Mutter eilt aus der Küche und zieht die Vorhänge zu. Toms Vater streift sie mit einem stechenden Blick, steht auf und schaltet das Licht ein. »Wo ist Tom?«, fragt er plötzlich irritiert.

»In seinem Zimmer.«

»Ah, okay.«

Tom liegt ganz still auf seinem Bett. Er war schon immer leise, redete wenig.

»Tom ist wortkarg«, sagten die Eltern immer, wenn es Besuch gab. Das gefiel Tom nicht. Dann wurde seine Mimik grimmig, aber keiner merkte es. Außer der Nachbar, der ab und zu vorbei kam und mit dem Vater Poker spielte. »Tom! Guck nicht so grimmig«, tönte er dann lächelnd, »sonst bleibst du immer so ... Komm, magst du mitspielen?«

»Ja«, antwortete Tom dann immer. Ansonsten spielte sein Vater nie Karten mit ihm, obwohl er sich das so sehr wünschte. Tom war ein guter Pokerspieler.

Auch an diesem Tag kommt der Nachbar vorbei, um mit dem Vater Poker zu spielen. Er fragt nach Tom, den sein Vater aus dem Zimmer ruft. Die drei Männer – so fühlt sich Tom, wenn er mit seinem Nachbarn und dem Vater pokert – setzen sich hin und verteilen die Karten.

»Tom, du hast schon wieder gewonnen!«, sagt der Nachbar erstaunt.

»Das kann er ganz gut«, fügt der Vater lachend hinzu.

Tom lächelt nur und spielt weiter.

Nach dem Spiel geht er wieder in sein Zimmer. Er legt sich in sein Bett und fängt an, mit offenen Augen zu träumen. In seiner Traumwelt hat Tom das Sagen. Er ist begehrt, hat eine Freundin. Er redet viel, und immer, wenn er ins Wohnzimmer kommt, drehen sich seine Eltern um. Sie schauen ihn an, sie bemerken ihn. Aber er ignoriert sie, als wären sie nicht da.

Während Tom noch fantasiert, schläft er ein. Doch plötzlich gibt es ein Geräusch, ein Keuchen, als wäre jemand außer Atem. Tom steht auf. Alles ist dunkel. Langsam, ganz leise, verlässt er sein Zimmer. Er hat keine Angst. Die Stimme fasziniert ihn, er geht ihr nach. Plötzlich steht er vor dem Schlafzimmer der Eltern. Die Tür ist auf. Er sieht im Dunkeln die Konturen zweier Körper, die aufeinander liegen.

»Da ist was ...«, ruft die Mutter.

Tom kehrt rasch in sein Bett zurück. Dann kommt sein Vater ins Zimmer. Tom liegt in seinem Bett, mit dem Gesicht zur Wand. Der Vater deckt ihn zu und geht wieder.

Tom kann die Augen nicht schließen. Er fantasiert weiter, bis er einschläft.

***

»Tom! Mit achtzehn hat jeder eine Freundin! Komm schon, wie heißt sie?«, fragt Toms Freund lauthals. Seine Stimme wird von der dröhnenden Musik fast übertönt.

»Sie heißt Angelika.«

»Waaaas?«

»Angeeelikaaa«, schreit Tom zurück.

»Wie kommt's, dass ich sie noch nie gesehen habe?«

Tom zuckt mit den Schultern.

»Komm! Ich besorg dir jetzt eine Freundin«, sagt Toms Freund, packt ihn an der Hand und läuft auf zwei Mädchen zu, die ihnen gegenüber an der Bar sitzen.

Toms Freund redet eifrig mit den Mädchen. Dabei hält er immer noch Toms Hand. Als er anfängt zu gestikulieren, lässt er sie los. Tom geht einige Zentimeter zurück. Der Freund spricht weiter mit den Mädchen. Sie lachen. Tom lacht mit.

Eine Stunde später sitzen die vier in einem Café. Das Licht ist gedämpft. Die leise Jazzmusik im Hintergrund erlaubt es, sich in normaler Lautstärke zu unterhalten. Toms Freund dominiert das Gespräch. Immer wieder bringt er die zwei Mädchen zum Lachen. Tom ist ruhig, still. Seine Muskeln sind angespannt, seine Mimik kalt. Die Hände hat er zu Fäusten geballt, ohne es zu merken.

»Redest du eigentlich nie?«, fragt neugierig eines der Mädchen.

»Ich finde das echt cool«, bemerkt Toms Freund.

»Ich habe dir eine Frage gestellt. Bekomme ich auch eine Antwort?«, fragt das Mädchen fordernd und schaut Tom mit einem durchdringenden Blick an. Toms Freund und das andere Mädchen warten seine Reaktion ab.

»Ganz wenig«, antwortet Tom lächelnd und verlegen.

Wieder zu Hause, bereut es Tom am Abend, so wenig geredet, so wenig gesagt zu haben. Er wäre gerne so redegewandt wie sein Kumpel. »So eloquent ...«, hatte eines der Mädchen gesagt. Tom musste im Lexikon nachschlagen, was das Wort genau bedeutet.

Sein Kumpel hatte mit einem der Mädchen Telefonnummern ausgetauscht. Er nicht. »Taugenichts! Du bist ein Taugenichts. Du bist unfähig – ein Verlierer«, geht es ihm durch den Kopf. Das tut weh. Er hätte gerne mit den Mädchen gesprochen, er hätte sie gerne unterhalten – wie sein Kumpel. Aber es ist ihm nicht gelungen. Er hat sich klein gefühlt, bedeutungslos.

Deprimiert und gequält legt er sich ins Bett. Seine Mimik ist schmerzhaft verzerrt. Er zieht die Decke über sich, dreht sich auf den Bauch, ballt die Hände unter dem Kinn zu Fäusten und versucht einzuschlafen.

Er fantasiert. Langsam hellt sich seine Mimik auf. In seiner Fantasie redet Tom besser als sein Freund. Die Mädchen beachten ihn. Er bringt sie immer wieder zum Lachen, auch sein Freund lacht. Selbst andere Gäste im Café drehen sich nach Tom um, er hat die ganze Aufmerksamkeit der umhersitzenden Personen. Er fantasiert weiter, bis er einschläft.

An diesem Abend träumt Tom davon, wie er eine der jungen Frauen mit nach Hause nimmt. Doch er schläft nicht mit ihr. Stattdessen erniedrigt er sie. Er beleidigt und beschimpft sie. Als sie sich wehren will, schlägt er sie. Er schlägt sie, bis die Haut sich dunkel verfärbt, bis sie blutet. Er schlägt sie, bis sie zusammenbricht.

Es ist das Mädchen, das ihm die Frage gestellt hat, ob er denn nie reden würde.

Am nächsten Morgen kann sich Tom sehr gut an seinen Traum erinnern. Er ist überrascht darüber, aber der Traum gefällt ihm. Er muss unentwegt an ihn denken. Der Gedanke befriedigt ihn. Er will sich anderen Dingen widmen, aber das gelingt ihm nicht. Das Bild des jungen Mädchens, wie es gedemütigt, verletzt und erniedrigt auf dem Boden sitzt, ihn mit den Augen anfleht, von ihm abzulassen ..., aber er kann nicht, er kann nicht von ihr ablassen und schlägt sie ... und schlägt sie. So war der Traum.

Er kann diese Gedanken nicht stoppen, sie übermannen ihn.

Verwirrt, fast geistesabwesend, verlässt Tom das Haus. Die Mutter hat ihm noch einen »Auftrag« mit auf den Weg gegeben. So nennt sie das immer. Er muss noch einkaufen, im Supermarkt.

Orientierungslos läuft Tom zwischen den Regalen herum. Er schaut immer wieder auf den Zettel, den die Mutter ihm mitgegeben hat, »Milch, Eier, Orangen ...«, liest er ab. Plötzlich hat er zwei Füße vor Augen. Er schaut nach oben. Es ist eines der Mädchen, das er mit seinem Kumpel kennengelernt hat. Es ist das Mädchen, das er in seinem Traum erniedrigt und geschlagen hat.

Sie lächelt.

»Tom! Was machst du hier? Auch einkaufen?«

Tom lässt den Zettel fallen. Mit weit geöffneten Augen schaut er sie an. Er läuft rückwärts, atmet immer schneller. Panisch dreht er sich um, rennt weg, rennt aus dem Supermarkt.

Später wird Tom von seiner Mutter gerügt, nichts, »aber auch nichts«, eingekauft zu haben.

Tom schämt sich.

***

Tom hat das Alleinsein satt. Sein einziger Freund, Martin, besucht ihn nicht mehr, sie hatten einen hitzigen Streit. Öfters zieht er einsam durch die Stadt, spaziert viel und lange, nachdem er all seine Studienaufgaben erledigt hat.

»Astrophysik?«, hatte die Mutter mit Erstaunen wiederholt, als Tom ihr erzählt hatte, was er studieren möchte. Und dann, halb höhnisch, halb fragend: »Was wird man, wenn man so was studiert hat?«

»Astrophysiker«, hatte der Vater schmunzelnd geantwortet und Tom zugezwinkert. Tom hatte sich über die Reaktion seines Vaters gefreut.

Tom hat wieder mal einen langen Spaziergang hinter sich. Für die morgigen Vorlesungen hat er bereits alles getan. Er langweilt sich.

Tom grübelt über seine Situation. Der Gedanke drängt sich auf, dass ihn niemand haben will. »Deshalb bin ich immer allein«, vermutet er. Der Gedanke, dass er nicht wertvoll genug ist. »Nicht einmal eine Freundin habe ich«, denkt er. Er wäre so gerne begehrt.