Unsterblich, ledig, Vampir sucht ... - Lynsay Sands - E-Book

Unsterblich, ledig, Vampir sucht ... E-Book

Lynsay Sands

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Beschreibung

Auch Vampire müssen mal ausspannen!

Der unsterbliche Vollstrecker Valerian braucht dringend Entspannung, und Golf spielen ist für ihn die beste Wellnesskur. Natalie, die Besitzerin des Golf-Ressorts, hat es ihm sofort angetan - und scheint sich auch nicht zu wundern, dass er immer erst bei Sonnenuntergang loszieht. Aber sie hat offenbar schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht, und so beschließt Valerian, ihr ganz altmodisch den Hof zu machen - spürt er doch, dass sie sich insgeheim auch zu ihm hingezogen fühlt. Als Natalie in Gefahr gerät, wird jedoch aus dem Spiel mit dem kleinen runden Ball eines um Leben und Tod ... und um ihre Herzen.

"Liebenswerte Charaktere, eine wunderschöne Love Story und jede Menge Spannung." FRESH FICTION

Band 35 der ARGENEAU-Reihe

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Seitenzahl: 552

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Prolog

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Die Autorin

Die Romane von Lynsay Sands bei LYX

Impressum

LYNSAY SANDS

Unsterblich, ledig, Vampir sucht …

Roman

Ins Deutsche übertragen von Ralph Sander

Zu diesem Buch

Sein Job als Vollstrecker ist für Valerian MacKenzie oftmals turbulent, weswegen er gern nach Sonnenuntergang bei einer Runde Golf entspannt. Eines Tages trifft er auf Natalie, die Besitzerin des Golf-Ressorts, und kann sein Glück kaum fassen: Sie ist seine Lebensgefährtin. Doch obwohl er spürt, dass sie sich auch zu ihm hingezogen fühlt, begegnet Natalie ihm zurückhaltend. Offenbar hat sie schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht. Was würde sie erst denken, wenn sie wüsste, dass er ein Unsterblicher ist? Valerian beschließt, ihr ganz altmodisch den Hof zu machen, um sie von seinen Qualitäten zu überzeugen. Als Natalie im Dunkeln von einer unheimlichen Gestalt angegriffen wird, ist Valerian zum Glück zur Stelle. Er übernimmt kurzerhand die Rolle des Bodyguards und weicht Natalie nicht mehr von der Seite. So hatte er sich das mit dem näher Kennenlernen zwar nicht vorgestellt, aber je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto weniger kann auch Natalie die Anziehung zwischen ihnen leugnen. Doch wie soll man sich auf zarte Gefühle konzentrieren, wenn einem die Gefahr im Nacken sitzt? Und so setzt Valerian alles daran, Natalies Verfolger zur Strecke zu bringen.

Prolog

»Gibt’s was zu berichten?«

Valerian drehte sich überrascht um, als er diese Frage hörte. Verständnislos blickte er den Mann an, der durch das offene Fahrerfenster in den Van sah, den Valerian soeben geparkt hatte. Es war Garrett Mortimer, der Chef der nordamerikanischen Vollstrecker und somit auch sein Boss, der ihn fragend anschaute.

Valerian schüttelte den Kopf, sagte aber nichts, sondern warf zuerst seinem Partner Tybo auf dem Beifahrersitz einen Blick zu, der so viel besagte wie: »Was zum Teufel ist los?« Dann stellte er den Motor ab, tippte auf die Taste am Rückspiegel, damit sich das Garagentor hinter ihnen schloss. Beide lösten sie ihre Sicherheitsgurte und stiegen aus.

»Freut mich auch, dich zu sehen, Mortimer«, erwiderte Valerian schließlich, als er die Fahrertür des SUV zufallen ließ. »Nicht viel zu tun, wie?«

»Entweder das, oder seine liebste Sam ist sauer auf ihn und er geht ihr aus dem Weg«, warf Tybo ein, der um den Wagen herumkam und sich zu ihnen stellte.

»Zwischen meiner Frau und mir ist alles in Ordnung«, versicherte Mortimer mit einem gereizten Unterton. »Sie ist momentan bei Jo, um mit ihr zusammen irgendeine Überraschung für den Hochzeitstag von Alex und Cale vorzubereiten.«

»Dann bist du also hergekommen, um uns Hallo zu sagen, weil dir eigentlich langweilig ist?«, wollte Valerian amüsiert wissen.

Mortimer verzog den Mund, widersprach aber nicht, sondern fuhr fort: »Heute Abend kommt Lucian vorbei, und er wird wissen wollen, ob es hier in der Gegend momentan irgendwelche Vorgänge gibt. Also …« Wieder zog er die Augenbrauen hoch. »Gibt’s was zu berichten?«

»Nein, nichts«, beteuerte Valerian und ging zur Tür zwischen der Wagenhalle und dem restlichen Teil des Gebäudes. Das Gebäude war recht groß, da es Platz bot für mehrere Fahrzeuge sowie für ein Büro, eine Reihe von Arrestzellen und für einen Bereich, in dem die Wachhunde untergebracht waren. Doch das Büro und vor allem der dort befindliche Kühlschrank waren das, wohin es Valerian zog. »Es war draußen totenstill. Wieder mal.«

»Gut, gut. Totenstille ist eine gute Sache«, murmelte Mortimer, während er und Tybo ihm ins Büro folgten.

»Hmm, es herrscht schon Ruhe, seit Dr. D. sich vor vier Monaten an Thorne und Stephanie rangehängt hatte«, machte Valerian deutlich und ging schnurstracks zum Kühlschrank, um mehrere Blutbeutel herauszunehmen. Einen davon warf er Tybo zu, den anderen Mortimer, den dritten drückte er gegen seine Fangzähne, die gerade eben aus dem Oberkiefer zum Vorschein gekommen waren.

Fast hätte Valerian geseufzt, als das Blut in seinen Körper gezogen wurde und seine Anspannung allmählich nachließ. Es war eine lange Schicht gewesen, und er hatte dieses Blut wirklich dringend benötigt. Er und die beiden anderen Männer, die jetzt ebenfalls Blutkonserven tranken, waren das, was von Sterblichen üblicherweise als Vampire bezeichnet wurde. Sie selbst bevorzugten den Begriff Unsterbliche, denn im Unterschied zu Vampiren waren sie weder tot noch seelenlos, und sie lauerten auch nicht ihren sterblichen Nachbarn und Freunden auf, um deren Blut auszusaugen. Jedenfalls lief es heutzutage nicht mehr so … zumindest in der Regel. Es gab allerdings einige aus ihren Reihen, die sich dennoch direkt an der Quelle bedienten, aber die galten als Abtrünnige. Diese wurden von Vollstreckern, wie er und Tybo welche waren und die im Grunde genommen als Vampirpolizisten bezeichnet werden konnten, gejagt und vor ein Gericht gestellt.

»Es ist zu ruhig«, knurrte Mortimer ungehalten, nachdem er den geleerten Beutel in den Abfalleimer geworfen hatte. Als Valerian ihm daraufhin einen fragenden Blick zuwarf, erläuterte der Mann: »Es fühlt sich an wie die Ruhe vor dem Sturm.« Er verzog den Mund und fügte hinzu: »Ein Sturm, auf den ich mich gar nicht freue.«

Valerian dachte darüber nach, während er seinen Beutel austrank. Nachdem er ihn weggeworfen hatte, erkundigte er sich: »Gibt es irgendwas Spezielles, was dir solche Sorgen bereitet?«

»Der Sommer ist vorbei. Der Herbst fällt hier nur kurz aus, und dann werden wir auch schon Winter haben«, machte Mortimer ihm klar und schaute auf die Akte in seiner Hand.

Valerian war diese Akte bislang gar nicht aufgefallen, aber nun sah er interessiert hin und las auf dem Reiter den Begriff »Angel-Maker«. Er spürte, wie sich alles in ihm verkrampfte. »Du denkst, dass der Angel-Maker wieder zuschlägt, sobald Winter ist.«

Obwohl es nicht als Frage formuliert war, gab Mortimer zur Antwort: »Ja. Ich glaube, der Mistkerl wird sein Spiel so lange weitertreiben, bis wir ihm das Handwerk legen. Aus eigenem Antrieb wird er nicht aufhören.«

»Der Angel-Maker?« Tybo sah fragend zwischen den beiden hin und her, während er seinen leeren Blutbeutel in den Abfalleimer beförderte.

»So haben die Zeitungen den Abtrünnigen getauft, der letzten Winter mehrere Prostituierte getötet hat«, erläuterte Mortimer, legte die Aktenmappe auf den Tisch und schlug sie auf, um die darin enthaltenen Fotos ausgebreitet hinzulegen. Insgesamt waren es sechs Fotos, von denen jedes eine der toten Frauen zeigte. Äußerlich deckten sie ein breites Spektrum ab. Eine war eine zierliche kleine Blonde, die nächste eine füllige Brünette, eine andere wiederum war vollbusig und rothaarig. Der Angel-Maker schien auf keinen Typ festgelegt zu sein, womit die einzige Gemeinsamkeit zwischen all seinen Opfern die war, dass es sich bei allen um Prostituierte handelte. Keine hatte auch nur noch einen Tropfen Blut im Leib, und alle waren nackt auf verschneitem Boden abgelegt worden. Alle lagen sie auf dem Rücken und hielten die verschränkten Hände an die Brust gedrückt, und der Schnee wies die Konturen von Flügeln links und rechts des Leichnams auf. So wie es aussah, hatte der Täter sich auf die Erde gelegt, um einen Schnee-Engel zu schaffen und anschließend die toten Frauen dort zu platzieren.

Valerian vermutete, dass die Tageszeitungen in Toronto ihn deshalb als den Angel-Maker bezeichneten. Aber wahrscheinlich hatten auch die langen und ausschweifenden Briefe etwas damit zu tun, die der Mörder einer der Zeitungsreporterinnen geschickt hatte. In diesen Briefen hatte er sich darüber ausgelassen, dass er Huren in Engel verwandelte, um so ihre Seelen zu retten. So als würde er den Frauen einen Gefallen damit tun, dass er sie umbrachte, überlegte Valerian angewidert.

Seufzend ließ er den Blick noch einmal über die Fotos der Opfer wandern.

»Ich wusste nicht, dass die Zeitungen sich für ihn einen Namen ausgedacht haben«, merkte Tybo an, der immer noch die Fotos betrachtete. »Als ich letzten Winter abgereist bin, um meine Familie zu besuchen, hast du davon gesprochen, dass du jemanden losschicken wolltest, der bei den involvierten Polizisten und Journalisten die Erinnerungen an diese Morde löscht.«

»Habe ich auch. Eshe und Mirabeau sollten das erledigen«, antwortete Mortimer. »Aber noch bevor sie ihren Job erledigen konnten, hatte die Reporterin sich den Spitznamen bereits ausgedacht, und der Artikel war in Druck gegangen. Es gab also keinen Grund mehr, ihre Erinnerungen zu löschen. Allerdings haben sie das Gedächtnis der Polizisten und Journalisten so weit getrübt, dass sie nicht länger nach dem Täter suchen. Wir können keine Sterblichen gebrauchen, die uns bei unseren Ermittlungen im Weg stehen«, fügte er mürrisch hinzu. Dann schloss er die Akte wieder. »Der Angel-Maker hat seit dem letzten Schnee nicht mehr gemordet. Das war unmittelbar vor deiner Rückkehr im April, Tybo. Jetzt haben wir Ende September, und es hat seit fast sechs Monaten keinen Mord mehr gegeben. Jedenfalls ist uns nichts darüber bekannt«, ergänzte er nachdenklich.

»Meinst du, er ist umgezogen?«, wollte Tybo wissen. »Vielleicht weiter nördlich? Wo es häufiger schneit, damit er seinem Hobby frönen kann?«

»Nein«, erwiderte Valerian. »Mortimer lässt mich das einmal im Monat überprüfen, seit letztem April, als du noch im Urlaub warst. Es gibt weltweit keinerlei Berichte über ähnliche Vorfälle.« Er hielt kurz inne, ehe er seine eigene Meinung zu dem Thema kundtat: »Allerdings könnte es durchaus sein, dass er weiterhin mordet und die toten Frauen in einer Kühlkammer aufbewahrt, bis es wieder schneit und er sie nach seinem Gusto drapieren kann.«

Als Mortimer ihm daraufhin einen mahnenden Blick zuwarf, zuckte Valerian mit den Schultern und stellte klar: »Serienmörder hören für gewöhnlich nicht einfach auf zu morden. Die müssen quasi erst geschnappt werden, damit das ein Ende nimmt.«

»Ja.« Mortimer betrachtete missmutig die geschlossene Aktenmappe. »Vielleicht sollten wir überprüfen, ob seit seinem letzten Opfer irgendwo Prostituierte spurlos verschwunden sind.«

»Er könnte für den Sommer seine Vorgehensweise geändert haben«, gab Tybo zu bedenken. »Er tötet sie nach wie vor, aber er verzichtet notgedrungen auf die Sache mit den Engelsflügeln im Schnee.« Er legte die Stirn in Falten und fragte in die Runde: »Oder machen Serienmörder so etwas nicht?«

Valerian machte eine unschlüssige Geste. »Ich bin auf dem Gebiet kein Experte, aber ich habe mal in einem Artikel gelesen, dass Serienmörder unmoralisch und opportunistisch sind. So mögen sie zwar beispielsweise Brünette bevorzugen, aber wenn ihnen eine Blonde über den Weg läuft, die ein leichtes Opfer darstellt, dann tut die es auch.«

»Also könnten sie auch andere Gewohnheiten ändern, wenn die Umstände das erfordern«, folgerte Tybo nachdenklich.

»Das ist durchaus möglich«, räumte Valerian ein. »Aber es hat in Nordamerika seit der letzten toten Prostituierten keinen Fall mehr gegeben, in dem einem Opfer das gesamte Blut ausgesaugt wurde.«

»Und was ist mit Unfällen oder vermeintlichen Unfällen, bei denen die Opfer sehr viel Blut verloren haben?«, fragte Tybo. »Er könnte nach wie vor morden, ohne die Toten als seine Opfer auszuweisen, weil er die Sache mit dem Schnee-Engel nicht machen kann.«

Valerian sagte nichts dazu, sondern zog die Mundwinkel nach unten, während er über diese Worte nachdachte.

»Was geht dir durch den Kopf?«, wollte Tybo wissen, als Valerian weiter schwieg.

»Ich überlege gerade, dass er zwar ohne Schnee keine Schnee-Engel machen kann, aber er könnte mit Kreide Flügel auf den Asphalt gemalt haben – oder mit Sprühfarbe auf einen Rasen«, erklärte Valerian, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein, von so etwas ist nirgendwo berichtet worden.«

»Das nicht, trotzdem könnte er ja einen Weg gewählt haben, der nicht ganz so offensichtlich ist. Vielleicht hat er Anhänger in Form von kleinen Engeln bei seinen Opfern zurückgelassen. Oder er hat in der Nähe des Tatorts eine kleine Engelsstatue abgelegt«, gab Tybo zu bedenken. »Den Ermittlern ist die Bedeutung vielleicht nicht bewusst gewesen. Erst recht nicht, wenn Eshe und Mirabeau dafür gesorgt haben, dass die Erinnerungen der Polizisten und Reporter an die früheren Opfer des Angel-Makers nur noch verschwommen vorhanden sind.«

Fluchend bedeutete Mortimer den beiden, ihm zu folgen, als er sich auf dem Absatz umdrehte und das Büro verließ.

»Wir müssen uns mit dieser Sache befassen«, sagte der Boss der beiden, während sie gemeinsam über den Rasen zum Hauptquartier der Vollstrecker gingen. »Ich war davon ausgegangen, dass sich Serienmörder streng an eine bestimmte Vorgehensweise halten und nicht davon abweichen. Daher nahm ich an, dass seine Aktivitäten mit Beginn des Frühlings ein Ende haben und wir uns erst im nächsten Winter um ihn kümmern müssen, falls er dann wieder zuschlagen sollte. Mir war nie der Gedanke gekommen, er könnte zu einer anderen Methode greifen. Ich werde jemand darauf ansetzen müssen, dass er sich in den Polizeiakten umsieht, ob es seit April irgendwelche Todesfälle gab, bei denen das Opfer einen großen Blutverlust erlitten hat. Falls ja, muss nachgeforscht werden, ob am Tatort irgendetwas zurückgelassen wurde, was mit Engeln zusammenhängt.« Er seufzte schwer und fügte dann schnaubend hinzu: »Lucian wird stinksauer sein, wenn der Dreckskerl den ganzen Sommer über gemordet hat und wir nichts bemerkt haben.«

Valerian sah den Mann mitfühlend an. Auch wenn Mortimer offiziell der Chef der nordamerikanischen Vollstrecker war, unterstand er doch Lucian Argeneau, der den nordamerikanischen Rat der Unsterblichen anführte und die Gesetze erließ. Lucian war ein harter Hund, und das war auch der Grund, wieso Valerian zunächst zögerte, ehe er sagte: »Der Angel-Maker hat bei den letzten Morden immer einen Brief an eine Reporterin geschickt. Hast du nachforschen lassen, ob es weitere Briefe gab?«

»Diese Reporterin, die die Briefe erhalten hatte, arbeitet mittlerweile in den Staaten. Ich schätze, ihr Artikel über den Angel-Maker hat einige Aufmerksamkeit erregt, und die hat ihr einen neuen Posten eingebracht. Der Angel-Maker müsste dann schon an jemand anders geschrieben haben. Ich habe jemanden in der Redaktion, der Augen und Ohren offenhält, doch bislang sind da keine Briefe aufgetaucht.«

»Hält derjenige nur Augen und Ohren offen? Oder liest er die Leute auch?«, fragte Valerian nachdenklich und fügte erklärend an: »Derjenige, der jetzt diese Briefe erhält, könnte das für sich behalten, bis er seine eigene Story veröffentlichen will. Wer würde schon wollen, dass irgendein Kollege ihm eine Story wegschnappt, die ihm ein Jobangebot von einer größeren Zeitung in den Staaten einbringen könnte.«

Valerian konnte regelrecht hören, wie Mortimer mit den Zähnen knirschte, als er sich diesen Hinweis durch den Kopf gehen ließ. In resigniertem Tonfall sagte er dann: »Ich werde meinen Jäger anweisen, jeden in der Redaktion zu lesen, um diese Möglichkeit ausschließen zu können.«

»Ich könnte ja …«

»Deine Schicht ist jetzt beendet«, unterbrach Mortimer ihn, ehe Valerian sein Angebot aussprechen konnte, sich um diese Angelegenheit zu kümmern. »Du hast für diese Woche genug gearbeitet. Es ist Wochenende, Valerian. Geh nach Hause und erfreu dich an deinem neuen Bauernhof.«

»An seinem Bauernhof erfreut er sich doch jeden Tag«, bemerkt Tybo amüsiert. »Sein Apartment in der Stadt hat er zwar immer noch, aber er lebt jetzt eigentlich voll und ganz auf dem Land.«

Sie hatten den Hintereingang des Hauptquartiers erreicht. Mortimer fasste nach dem Türknauf und drehte sich erstaunt um. »Da legst du aber jeden Tag eine gewaltige Strecke zurück, Valerian. Von deinem Haus in Toronto brauchst du locker dreieinhalb bis vier Stunden, je nach Verkehrslage. Und deine Schichten gehen für gewöhnlich über zehn Stunden. Wann zum Teufel schläfst du bloß?«

»Ich fahre nicht hin und her«, klärte Valerian ihn auf.

»Er fliegt«, erklärte Tybo grinsend. »Er hat seinen eigenen Helikopter, und auf dem Hof hinter der Farm hat er einen Landeplatz eingerichtet. Von da fliegt er los und landet auf dem Dach des Apartmentblocks in der Stadt, und von da fährt er hierhin.«

»Dein Apartmentblock hat einen Hubschrauberlandeplatz?«, fragte Mortimer verblüfft.

»Sogar zwei«, erwiderte Valerian und fügte erklärend hinzu: »Das ist Harpers Apartmentblock. Er hat die beiden Landeplätze einrichten lassen, als er das Haus bauen ließ. Einen davon darf ich benutzen.«

Mortimer sah ihn lange verständnislos an, dann schüttelte er den Kopf und fragte: »Warum landest du nicht gleich hier auf unserem Rollfeld?«

»Ich möchte nicht irgendwelchen Starts oder Landungen in die Quere kommen«, sagte Valerian.

Lachend öffnete Mortimer die Tür und ging vor den beiden her ins Haus. »Wir sind doch kein Flughafen, wo dauernd Maschinen starten und landen, Valerian. Du kannst selbstverständlich während deiner Schicht deinen Hubschrauber hier abstellen. Das erspart dir vor und nach der Arbeit mindestens eine halbe Stunde pro Strecke.«

»Danke«, sagte Valerian mit ernster Miene.

Mortimer nickte kurz, als sie sich seinem Büro näherten. »Dann sage ich den Jungs Bescheid, dass sie dich am Sonntagabend in deinem Hubschrauber erwarten dürfen.«

»Okay«, gab Valerian zurück.

Vor der Tür zum Büro blieb Mortimer stehen und wollte eben etwas sagen, als er vom Klingeln eines Telefons unterbrochen wurde. Er warf einen kurzen Blick in den Raum, verzog den Mund und sagte: »Da muss ich rangehen. Das ist Lucian.«

Tybo lachte ungläubig auf. »Du hast einen eigenen Klingelton für Lucian?«

»Nein, aber das Festnetz übermittelt die Nummer des Anrufers, und sobald es klingelt, wird die Nummer auf dem Fernsehbildschirm angezeigt«, antwortete Mortimer, der dann ins Büro ging.

Valerian stellte sich in die offene Tür und warf einen Blick in das Büro. Tybo stand direkt hinter ihm, und beide sahen sie zum Fernseher an der Wand. Der Ton war abgestellt, es lief das Programm eines Nachrichtensenders. Aber am unteren Bildschirmrand hatte sich ein Fenster geöffnet, in dem Lucian Argeneaus Name und Rufnummer angezeigt wurden, während das Telefon weiter klingelte.

»Wie raffiniert«, sagte Tybo leise.

»Macht ihr bitte die Tür zu?«, rief Mortimer ihnen zu und ging um seinen Schreibtisch herum.

»Sollen wir noch warten, falls es noch etwas zu tun gibt?«, wollte Valerian wissen.

»Nein, eure Schicht ist beendet, ihr beide geht jetzt nach Hause. Schönes Wochenende.«

»Dir auch«, erwiderte Valerian und ging rückwärts, während Tybo die Tür zuzog.

»Und?«, fragte Tybo, als sie durch den Flur zurückgingen. »Am Wochenende schon was vor? Oh, halt, warte! Lass mich raten«, fügte er rasch an, ehe Valerian antworten konnte. »Du gehst Golfen.«

»Ganz genau«, sagte Valerian und lächelte. Am vergangenen Wochenende hatte er die geringfügigen Renovierungsarbeiten an seinem neuen Haus abgeschlossen, und jetzt wollte er nur Golfen und Chillen. In den nächsten achtundvierzig Stunden würde er keinen Gedanken an die Arbeit oder an einen Serienmörder mit Spitznamen Angel-Maker vergeuden.

1

»Die Küche ist fertig, Boss. Wenn ich dir nicht noch bei irgendetwas anderem behilflich sein kann, mache ich mich jetzt auf den Weg.«

Natalie sah von den Bauplänen auf, die ausgebreitet vor ihr auf dem Tisch lagen, und zog die Augenbrauen missbilligend zusammen, während sie zu der hübschen erdbeerblonden Frau hinsah, die sich ihren Weg zwischen dem halben Dutzend Tischen im großen unteren Speisesaal des Golfclubs hindurchbahnte, um zu ihr zu gelangen. »Himmel, Jan. Ich hasse es, wenn du mich ›Boss‹ nennst.«

»Weiß ich«, sagte Jan mit einem spitzbübischen Grinsen und fügte hinzu: »Darum mache ich es ja auch.«

Die Antwort brachte Natalie zum Lachen, und sie konnte über die Frau, die ihre Assistentin und zugleich ihre Freundin war, nur den Kopf schütteln.

»Also?« Jan blieb am Ecktisch stehen, an dem Natalie sich niedergelassen hatte, und sah sie fragend an. »Gibt es noch etwas, was ich für dich tun kann, bevor ich gehe?«

»Nein, ich komme schon klar«, versicherte Natalie ihr. Dabei entging ihr nicht der erleichterte Ausdruck, der über das Gesicht ihrer Freundin huschte, was sie nicht weiter verwunderte. Schließlich war es Freitagabend, und Jan und ihr Ehemann Rick wollten gemeinsam ausgehen. Geplant war ein Kinobesuch gegen zehn Uhr, gefolgt von einem späten Abendessen.

»Machst du den Laden zu?«, wollte Jan wissen, während ihr Blick über die Bauzeichnungen wanderte, an denen Natalie noch Änderungen vornahm.

»Jetzt noch nicht, aber bald«, beteuerte Natalie und rollte die riesigen Pläne zusammen. »Ich warte noch darauf, dass Mr MacKenzie fertig wird, damit Tim und ich noch mähen gehen können.«

»Der mysteriöse Mr MacKenzie«, sagte Jan und wackelte mit den Augenbrauen.

»Mysteriös?«, wiederholte Natalie amüsiert.

»Er bucht seine achtzehn Löcher online und bezahlt auch online, und er betritt nie den Club. Außer aus der Ferne hat noch keiner von uns den Mann jemals richtig zu Gesicht bekommen.«

»Roy sieht ihn doch jedes Mal«, hielt Natalie dagegen. »Schließlich gibt er ihm doch immer die Schlüssel für den Golfwagen, wenn er herkommt.«

»Oh ja, Roy«, sagte Jan und verzog den Mund. »Der Alte will uns kein Wort über den Typen verraten. Er sagt nicht, wie er aussieht, ob er nett ist oder nicht. Absolut nichts. Du solltest mich mal mit Roy tauschen lassen, wenn sich Mr MacKenzie das nächste Mal ankündigt. Dann kann ich ihn genauer unter die Lupe nehmen und dir aus erster Hand berichten.«

»Und Roy soll deinen Platz in der Küche übernehmen?«, fragte Natalie entsetzt. »Kommt gar nicht infrage!«

Jan setzte eine gespielt finstere Miene auf, musste dann aber lachen. »Das wäre ein ziemliches Fiasko.«

Natalie erwiderte erst gar nichts darauf, da sie eine solche Situation bereits vor ihrem geistigen Auge ablaufen ließ. Roy war alt und starrsinnig, und er gehörte zu den Leuten, die sie sich lieber nicht vorstellte, wie sie mit einem Fleischermesser in der Hand dem Hexenkessel ausgesetzt waren, in den sich die Küche zu Spitzenzeiten verwandelte.

»Schade ist es trotzdem«, sagte Jan. »Unser Mr MacKenzie macht mich wirklich neugierig. Ich meine, welcher normale Mann geht Golfen, wenn die Sonne gerade untergeht?«

»Wahrscheinlich hat er erst kurz vorher Feierabend«, meinte Natalie achselzuckend.

»Warum kommt er dann nicht morgens her, bevor er zur Arbeit geht?«, fragte Jan. »Es muss doch angenehmer sein, in der Morgendämmerung zu golfen, anstatt damit fertig zu werden, wenn es bereits stockfinster ist. Das ist doch völlig verrückt! Wie kann er überhaupt seine Bälle sehen?«

Natalie wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch bevor sie einen Ton herausbringen konnte, kniff Jan die Augen zusammen und knurrte: »Und jetzt sag nicht, dass er dafür nur die Hose runterlassen und sich nach vorn beugen muss. Du weißt ganz genau, dass ich von Golfbällen rede.«

»Du verdirbst einem aber auch jeden Spaß«, beklagte Natalie sich lachend, fügte dann aber in ernsterem Tonfall hinzu: »Aber eigentlich wollte ich sagen, dass er vermutlich Golfbälle benutzt, die im Dunkeln leuchten.«

»Oh.« Jan stutzte. »Gibt es so was?«

»Muss es ja wohl.« Natalie stand auf und schob die aufgerollten Zeichnungen in eine Pappröhre, damit sie geschützt waren, wenn sie nicht gerade irgendwelche Veränderungen daran vornahm.

»Aber warum?«, fragte Jan verdutzt. »Ich meine … Golfbälle, die im Dunkeln leuchten? Es gibt doch bestimmt nicht so viele Leute, die im Dunkeln Golf spielen wollen, dass es sich lohnt, so etwas herzustellen.«

»Sag das nicht. Nächtliches Golfen muss ziemlich gefragt sein. Ich habe erst vor Kurzem einen Artikel gelesen, in dem davon die Rede war, dass in vielen Regionen nachts Golfplätze geöffnet sind.«

»Wo denn?«, fragte Jan ungläubig.

»Texas, Florida, Utah, Massachusetts«, zählte Natalie auf. »Es wurden auch noch andere Bundesstaaten erwähnt, aber an die kann ich mich nicht mehr erinnern.«

»Aber keiner in Kanada, oder?«, wollte Jan wissen. »Von unserem abgesehen, meine ich.«

»Ob es auch in Kanada welche gibt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. In diesem Artikel ging es um amerikanische Nachtgolfplätze«, stellte Natalie klar. »Außerdem bieten wir genau genommen auch gar kein nächtliches Golfen an. Solche Plätze werden mit Flutlichtanlagen beleuchtet, sobald die Sonne untergeht, aber das ist bei uns ja nicht der Fall. Wir haben nur zufällig einen Kunden, der gern im Dunkeln golft.«

»Und der dich jedes Mal davon abhält, Feierabend zu machen, weil du darauf beharrst, erst dann mit dem Mähen anzufangen, wenn er fertig ist«, betonte Jan mit finsterer Miene. »Ich weiß nicht, warum du ihn so späte Termine buchen lässt.«

»Weil er einiges an Geld einbringt«, antwortete Natalie geduldig. »Valerian MacKenzie bucht seit Ende Juni pro Woche fünf- bis sechsmal achtzehn Löcher, und er mietet jedes Mal einen Golfwagen.«

»Ja, ich weiß«, murmelte Jan mit resigniertem Unterton, schüttelte dann aber den Kopf. »Ich frage mich, warum er nicht eine Mitgliedschaft abschließt. Das würde ihn deutlich weniger kosten, als jedes Mal für den Platz zu bezahlen.«

»Ich weiß«, stimmte Natalie ihr zu und schaute nachdenklich drein, während sie den Deckel auf die Papprolle aufsetzte. »Ich habe ihm eine E-Mail geschickt und ihn darauf hingewiesen, dass eine Mitgliedschaft günstiger ist, wenn er den ganzen Sommer über so häufig herkommt. Aber er hat weiter online gebucht, also muss ich annehmen, dass ihn der Preis nicht kümmert und er … was lächelst du mich so an?«, unterbrach sie sich.

»Weil ich mir ziemlich sicher bin, dass du auf der ganzen Welt die einzige Betreiberin eines Golfplatzes bist, die sich darum bemüht, einem Kunden einen günstigeren Preis schmackhaft zu machen, obwohl das zu Lasten ihrer Einnahmen geht. Ihm eine Mitgliedschaft anzubieten bedeutet, dass du deinen Gewinn schmälern würdest, wenn er darauf eingeht. Und trotzdem hält dich das nicht davon ab.« Ihr Lächeln wurde noch etwas strahlender. »Das macht mich wirklich stolz, dich meine Freundin nennen zu dürfen.«

Die Bemerkung entlockte Natalie ein überraschtes Lachen, doch sie ging nicht weiter darauf ein, sondern entgegnete: »Du solltest jetzt wirklich besser gehen. Rick hat vermutlich schon Schaum vorm Mund, weil er sauer ist, dass du ihn warten lässt.«

»Stimmt.« Jan sah auf ihre Armbanduhr, dann nickte sie und machte kehrt, um wieder zwischen den Tischen hin und her zu gehen. Diesmal war ihr Ziel allerdings der kleinere obere Speisesaal, wo sich auch der Empfang und der Ausgang befanden. »Also dann, wir sehen uns morgen.«

»Ja, bis morgen«, erwiderte Natalie. »Viel Spaß heute Abend.«

»Den werde ich haben«, gab Jan unbekümmert zurück, blieb aber an der Tür stehen und drehte sich noch einmal um. »Da fällt mir ein«, sagte sie und zog fragend die Augenbrauen hoch. »Was ist mit der Einkaufsliste für den Markt morgen früh?«

»Habe ich dir bereits gemailt«, antwortete Natalie, legte die Papprolle hin und kam um den Tisch herum. »Jetzt fällt mir noch was ein … warte einen Moment.« Um die andere Frau nicht unnötig lange aufzuhalten, verzichtete sie auf eine Erklärung, sondern lief geradewegs in ihr Büro. Nachdem sie kurz in ihrer Handtasche gewühlt hatte, kehrte sie mit einem Briefumschlag in der Hand in den Saal zurück. »Hier, für dich.«

»Was ist das?«, fragte Jan voller Neugier.

»Eine Kreditkarte für das Firmenkonto«, verkündete Natalie. »Ich hatte die schon vor einer Weile bestellt, und heute war sie endlich in der Post. Ich dachte mir, dass dir das das Einkaufen erleichtert.«

»Wow! Oh ja, das wird es«, pflichtete Jan ihr bei, nahm den Umschlag an sich, öffnete ihn und holte die Karte heraus. Nachdem sie sie einen Moment lang betrachtet hatte, umspielte ein Lächeln ihre Lippen und sie hob den Kopf, um Natalie anzusehen. »Dann ist mein Plan also aufgegangen. Ich habe dich erfolgreich um den Finger gewickelt.«

Natalie konnte darüber nur ausgelassen lachen und den Kopf schütteln.

»Jan hat eine Kreditkarte für das Firmenkonto?«

Bei dieser Frage drehte sich Natalie überrascht um und entdeckte ihren Angestellten Timothy, der unvermittelt am Ausgang hinter dem Tresen aufgetaucht war, wo sich die Kasse befand. Er musste in dem Moment hereingekommen sein, als sie ins Büro gegangen war. Allerdings hatte sie nicht das Läuten gehört, das eigentlich immer ertönte, wenn die Tür geöffnet wurde. Es war nicht das erste Mal, dass kein Läuten ertönte, weshalb sie die Tür mit einem prüfenden Blick betrachtete. Sie würde testen müssen, ob mit der Glocke etwas nicht stimmte oder ob sie nur so abgelenkt gewesen war, dass sie nichts wahrgenommen hatte. Wenn es an der Glocke lag, würde sie sich darum kümmern müssen, sagte sie sich und sah dann fragend zu Timothy hin.

»Der Nachtfalter ist jetzt am sechzehnten Loch. Darum bin ich hergekommen, um den Kerl am Computer auszutragen. Danach werde ich draußen warten, um den Schlüssel entgegenzunehmen und den Golfwagen wegzufahren«, verkündete der junge Mann als Antwort auf ihre unausgesprochene Frage. Seine scherzhafte Wortwahl ließ sie missbilligend den Mund verziehen.

»Tim, ich hab’s dir schon mal gesagt: keine Spitznamen für unsere Kunden. Wenn er dich hört und sich beleidigt fühlt, verlieren wir ihn womöglich als Kunden.«

Timothy zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Kein großer Verlust. Dann müssten wir wenigstens nicht jeden Abend darauf warten, dass er fertig wird, und er würde mir nicht jeden Freitagabend dazwischenfunken. Außerdem wird es uns nicht umbringen, wenn wir mal einen Kunden verlieren.«

»Ach, wirklich?« Natalie sah ihn herausfordernd an. »Das heißt, wenn er nicht mehr herkommt, kann ich die fehlenden Einnahmen von deinem Lohn abziehen?«

»Wie? Auf keinen Fall! Der kommt fast jeden verdammten Abend her, und er mietet jedes Mal einen Wagen. Da würde mir ja von meinem Lohn nichts mehr übrig bleiben, wenn du …« Er verstummte, als sie mit finsterer Miene nickte. Ein wenig verärgert murmelte er: »Schon gut, ich werde ihn nicht mehr Nachtfalter nennen.«

»Vielen Dank«, gab sie ruhig zurück.

Timothy nickte widerwillig und blickte zu Jan, die soeben ihre neue Kreditkarte in die Brieftasche steckte. »Und? Bekomme ich wenigstens auch eine Kreditkarte?«

Natalie schüttelte den Kopf. »Du brauchst keine Kreditkarte, Jan hingegen schon. Auf dem Weg zur Arbeit kauft sie jeden Morgen für unsere Küche ein.«

»Ich kaufe doch auch für dich ein«, konterte er prompt. »Erst letzte Woche hast du mich zu Home Hardware geschickt, um dieses Teil für die Pumpe zu besorgen, als der Wasserbrunnen ausgefallen war.«

Natalie schaffte es, ihn nicht anzuherrschen, auch wenn seine Darstellung eine völlige Verdrehung der Tatsachen war. Der Wasserbrunnen war nicht einfach so ausgefallen, sondern er hatte dabei kräftig nachgeholfen. Das brachte sie jetzt aber nicht zur Sprache, sondern sagte nur: »Das war in den zwei Monaten, die du jetzt hier arbeitest, das einzige Mal, dass du irgendetwas kaufen musstest, Tim. Und das auch nur, weil es ein Notfall war. Einmal bei Home Hardware etwas zu besorgen bedeutet nicht, dass du eine Firmenkreditkarte brauchst.«

»Oder vielleicht willst du mir ja nur keine Kreditkarte anvertrauen«, gab er schmollend zurück.

Innerlich seufzte Natalie bei diesem Vorwurf, und Schuldgefühle regten sich in ihr. Aber es waren nur ganz schwache Schuldgefühle, die nicht ausreichten, um ihm eine Kreditkarte zu geben, damit sie beweisen konnte, dass sie ihm sehr wohl vertraute. Also ignorierte sie seine Äußerung einfach und sagte: »Wenn MacKenzie am sechzehnten Loch ist, dürfte es okay sein, mit dem Rasenmähen anzufangen. Kümmer du dich um die Löcher fünf bis zehn. Die sind am weitesten von den drei Löchern entfernt, die er noch vor sich hat. Also dürfte ihn der Lärm nicht stören. Ich warte, bis er den Golfwagen zurückgebracht hat, dann erledige ich den Rest.«

Tim ging bereits in Richtung Tür, während sie noch redete, blieb aber noch einmal stehen. »Ich werde vor dir fertig sein. Soll ich dir bei deinen Löchern helfen, wenn ich mit meinen fertig bin?«

Natalie schüttelte den Kopf. »Das schaffe ich schon. Du machst Feierabend, wenn du fertig bist. Es ist Freitagabend, und ich bin mir sicher, dass du Besseres zu tun hast als Rasen zu mähen.«

»Oh ja!«, erwiderte er grinsend. »Die Hoffman-Brüder geben eine Party, und ich könnte es jetzt tatsächlich noch rechtzeitig dorthin schaffen, um ein bisschen Spaß zu haben.«

»Gut. Dann geh auch«, rief sie ihm zu und begab sich hinter die Theke, wo ihr Blick über die gläsernen Kühlschränke mit den alkoholischen und alkoholfreien Getränken wanderte, die sie an die Golfer verkauften. Sie würde einige Sorten auffüllen müssen, was auch für den Snackstand mit Chipstüten und anderen Knabbereien galt. Und dann musste sie auch noch die Kasse abrechnen, bevor sie mit dem Mähen anfing.

»Du bist zu gutmütig.«

Natalie drehte sich um und sah zu Jan, die sich gegen die andere Seite der Theke gelehnt hatte und sie vorwurfsvoll ansah.

»Wieso?«, fragte sie ein wenig amüsiert. »Weil ich ihn schon den Rasen mähen lasse, obwohl MacKenzie noch nicht fertig ist?«

»Ja, das. Aber auch, weil du Tim nur sechs Löcher mähen lässt«, sagte Jan in ernstem Tonfall. »Was bedeutet, dass du die übrigen zwölf erledigen musst. Bis du damit fertig bist, ist es längst nach Mitternacht.«

Natalie verzog keine Miene bei diesen Worten. Dennoch wusste sie, dass ihre Freundin recht hatte. »Ist schon in Ordnung«, erwiderte sie mit sanfter Stimme. »Es ist Freitagabend, und er soll seinen Spaß haben. Außerdem ist es fast halb zehn. Mia ist bereits im Bett, und Emily ist hier, um ein Auge auf alles zu haben. Also kann ich ohne Weiteres mähen.«

»Richtig. Aber nach dem Mähen musst du auch noch die gesamte Ausrüstung wegräumen und alles abschließen. Vor ein Uhr wirst du nicht ins Bett kommen. Und ich weiß, dass du um sechs Uhr morgens aufstehst. Du brauchst deinen Schlaf, Natalie.«

»Schlafen kann ich immer noch, wenn ich tot bin«, gab sie unbekümmert zurück. Sie holte einen Notizblock unter der Theke hervor und begann aufzuschreiben, was in den Kühlschränken und am Snackstand fehlte, damit sie wusste, was sie aus dem Keller nach oben schaffen musste.

»Das ist vielleicht gar nicht mehr so lange hin, wenn du nicht endlich anfängst, deinen Körper besser zu behandeln«, fuhr Jan sie frustriert an. »Ich weiß, dass du Geld zusammenbekommen willst, um den Anbau zu finanzieren. Aber deine Gesundheit ist auch wichtig. Ich wünschte, du würdest ein paar Männer zusätzlich einstellen, die sich um das Rasenmähen kümmern könnten.«

Natalie seufzte, da Jan wieder einmal ihr oft vorgetragenes Argument zum Besten gab. Sie rieb sich den Nacken, um die Anspannung in den Muskeln zu lindern. »Wir befinden uns in der letzten Septemberwoche, Jan. Die Saison dauert nur noch gut einen Monat. Da lohnt es sich wohl kaum, jetzt noch Aushilfen einzustellen.« Sie wandte sich ab und widmete sich wieder den Kühlschränken, um weiter zu notieren, was alles aufgefüllt werden musste. »Danach muss ich dann erst mal lange Zeit keinen Rasen mähen und kann den fehlenden Schlaf nachholen.«

Jan schnaubte empört. »Blödsinn. Jimmy beginnt Ende Oktober seine Grundausbildung, und ich weiß ganz genau, dass du vorhast, die Restaurantbestellungen selbst auszuliefern, anstatt einen Ersatz für ihn einzustellen. Du wirst immer noch bis spät abends arbeiten, nur dass du dann im Auto unterwegs bist und nicht auf einem Rasenmäher sitzt.«

»Wartet da nicht ein Film auf dich?«, fragte Natalie in der Hoffnung, dass die Vorhaltungen ein Ende nahmen.

Verärgert schnalzte Jan mit der Zunge, wandte sich dann aber in Richtung Tür. »Also gut, ich werde jetzt gehen. Aber nur, weil Rick schon auf mich wartet. Trotzdem werde ich das Thema morgen wieder aufgreifen. Glaub also nicht …«

Natalie drehte sich um, da Jan mitten im Satz verstummte und hörbar nach Luft schnappte, während sie irgendetwas auf der anderen Seite der Tür anstarrte. »Jan?«, fragte Natalie irritiert. »Was ist los?«

»Adonis«, hauchte Jan und näherte sich der Tür, ohne sie jedoch aufzumachen. Stattdessen starrte sie weiter nach draußen.

Neugierig geworden, schaute Natalie durch das Fenster gleich neben ihr nach draußen, doch die Sonnenschirme auf der Terrasse blockierten ihr die Sicht. Sie nahm sich vor, auf jeden Fall diese Schirme zu schließen, wenn sie zumachte, während sie um die Theke herumging und sich zu Jan stellte.

»Was ist d…?«, begann sie, verstummte aber ebenfalls, als sie einen blonden Mann auf dem Weg zum Clubhaus entdeckte, der vom grellen Schein der Lampen erfasst wurde. Er stand ganz am Ende des Weges und hielt ein Smartphone in der Hand.

»Ist das MacKenzie?«, fragte Jan mit einem leichten Keuchen in der Stimme.

»Ich weiß nicht«, gab Natalie nachdenklich zurück, während ihr Blick über die Statur des dunkel gekleideten Mannes wanderte. Er hatte den Körper eines griechischen Gottes. Unter dem schwarzen T-Shirt zeichneten sich die Muskelpartien an Brust und Schultern ab. Nicht minder muskulöse Beine waren von einer eng anliegenden schwarzen Jeans umhüllt, die tief auf einer schmalen Taille saß. Sie registrierte beiläufig, dass er die Golftasche über der Schulter trug, doch ihr Blick machte einen schnellen Satz zu seinen blonden Haaren, die an den Seiten etwas länger waren, sodass ihm ein paar Locken in die Stirn fielen, als er sich ein wenig vorbeugte, um demjenigen zuzuhören, mit dem er telefonierte.

»Heb den Kopf«, hauchte Jan. »Du bist viel zu schön, um nur auf den Boden zu starren. Zeig mir noch mal dein hübsches Gesicht. Ich … oh, jetzt!«, seufzte sie, da der Mann tatsächlich den Kopf hob und ins Telefon sprach. »Du meine Güte! Gott hatte wohl einen außerordentlich guten Tag erwischt, als er dich erschaffen hat.«

Natalie konnte ihr nicht widersprechen. Gott hatte sich bei diesem Mann wahrlich selbst übertroffen. Er war einfach umwerfend, wie sie zugeben musste, während ihr Blick weiter auf sein eisblondes Haar und die markanten Gesichtszüge gerichtet war. Dann wurde ihr seine Golftasche erst richtig bewusst, und sie stutzte. »Das kann nicht MacKenzie sein. Der bucht immer einen Golfwagen.«

»Dann ist er ein weiterer Kunde, der gerne nachts golft?«, fragte Jan, ohne den Mann aus den Augen zu lassen. »Hat denn sonst noch jemand den Platz für diese Uhrzeit gebucht?«

»Nein«, erwiderte Natalie und richtete ihren Blick wieder auf das Gesicht des Fremden. »Außer Valerian MacKenzie hat niemand den Platz gebucht.«

»Dann muss er es sein«, folgerte Jan.

»Schon möglich«, räumte Natalie ein. »Aber wo ist dann sein Golfwa…« Sie konnte nicht weiterreden, da ihr die Luft wegblieb. Adonis hatte nämlich sein Telefonat beendet und drehte den Kopf in Richtung Clubhaus, während er das Smartphone in die Gesäßtasche schob. Es war Jans erschrockenes Quietschen ebenso wie die Tatsache, dass der Mann soeben seinen Blick auf sie richtete und sehen musste, wie er von ihnen angestarrt wurde, was sie dazu veranlasste, einen Satz zur Seite zu machen, um sich nicht länger in seinem Blickfeld zu befinden.

Während sie sich links von der Tür gegen die Wand drückte, sah sie mit aufgerissenen Augen zu Jan, die wie eine Kopie ihrer selbst gegen die rechte Wand gepresst dastand. Ihr Atem ging schnell, und sie sahen sich mit Panik im Blick an. Dann aber schüttelte Natalie energisch den Kopf und sagte: »Wir benehmen uns wie Zwölfjährige!«

»Ich weiß«, sagte Jan und grinste sie breit an. »Ist doch witzig, oder?«

»Es ist eher lächerlich«, gab Natalie zurück und machte einen Schritt weg von der Wand.

»Was hast du vor?«, rief Jan entsetzt. »Er wird dich sehen!«

»Denkst du, er wird uns nicht sehen, wenn er durch diese Tür reinkommt?«, fragte Natalie ironisch und ging an der Tür vorbei, um hinter die Theke zurückzukehren.

»Oh verdammt, du hast recht«, sagte Jan bestürzt und folgte ihr hastig zur Theke.

Natalie hörte, wie die Tür geöffnet wurde, und sah gerade noch rechtzeitig hin, um mitzuerleben, wie der Adonis hereinkam. Aus der Nähe betrachtet war er sogar noch umwerfender, zudem größer und muskulöser, wie sie feststellen musste, als ihr Blick über seine breite Brust und die gewaltigen Arme wanderte. Keine bulligen Arme, sondern wunderschöne muskelbepackte Exemplare. Einfach nur schön, wie sie fand. Der Mann war ein wandelndes Kunstwerk.

»Guten Abend.«

Natalies Blick zuckte zurück zu seinem Gesicht, schaffte es aber nicht bis zu seinen Augen. Dafür war sein Mund viel zu … und erst diese Wangenknochen … Ihr wurde bewusst, dass er ihr irgendetwas sagte, von dem sie nicht ein einziges Wort mitbekommen hatte. Also zwang sie sich dazu, sich auf das zu konzentrieren, was über diese vollen Lippen kam.

»… daher hielt ich es für das Beste, wenn ich Ihnen sage, wo ich ihn habe stehen lassen.«

Natalie überlegte angestrengt, wovon er wohl reden mochte. So sehr es ihr auch widerstrebte, zugeben zu müssen, dass sie nichts von seinem Anliegen mitbekommen hatte, half es alles nichts. Seufzend gab sie sich geschlagen und erwiderte: »Es tut mir leid, aber was haben Sie wo stehen lassen?«

Er zog ein wenig die Augenbrauen hoch, erklärte dann aber: »Ihren Golfwagen.« Als sie darauf nicht sofort reagierte, fügte er hinzu: »Wie ich ja gerade eben gesagt habe, der Wagen ist am siebzehnten Loch stehen geblieben. Ich tippe auf einen leeren Tank.«

»Oh.« Sie zwinkerte ein paar Mal, während ihr Verstand allmählich seine Worte verarbeitete, und sah erschrocken drein. »Oh nein. Das tut mir sehr leid, Mr … MacKenzie?«, erkundigte sich Natalie, da sie Gewissheit haben wollte, dass sie auch den richtigen Mann vor sich hatte.

»Ja. Valerian MacKenzie«, bestätigte er.

»Gut. Wie gesagt, es tut mir sehr leid. Roy achtet für gewöhnlich darauf, dass ein Wagen voll betankt ist, bevor er ihn einem Gast übergibt. Ich kann mir nicht erklären, wieso er …«

»Es war heute nicht Roy, der mir den Wagen übergeben hat, sondern ein junger Mann. Höchstens Anfang zwanzig. Dunkle Haare.«

»Roy hat heute früher Schluss gemacht«, warf Jan ein, die mit einem Mal dicht neben ihr stand, obwohl es hinter der Theke ohnehin schon eng zuging. »Er hatte einen Termin bei diesem Herzspezialisten.«

»Stimmt, Timothy hat Ihnen den Golfwagen gegeben«, murmelte Natalie mit finsterem Blick, zwang sich dann aber, für MacKenzie ein Lächeln aufzusetzen. »Ich kann mich nur entschuldigen. Timothy hat normalerweise nichts mit den Wagen zu tun. Er muss vergessen haben, Benzin nachzufüllen. Ich werde Ihnen den heutigen Abend gutschreiben, und Ihr nächster Termin geht aufs Haus, um Sie für die entstanden Unannehmlich…«

»Das ist nicht nötig«, unterbrach MacKenzie sie. »Ich wollte nur, dass Sie wissen, wo der Wagen steht.«

»Dafür bin ich Ihnen auch sehr dankbar, aber Sie sind ein guter Kunde, und das hier war sehr wohl eine Unannehmlichkeit. Ich möchte das wiedergutmachen«, sagte sie. »Für Sie ist das mit keinerlei Aufwand verbunden. Sie müssen nicht mal warten, weil ich ja Ihre Kreditkartennummer habe. Ich lasse Ihnen den Betrag einfach gutschreiben und …«

»Nein«, unterbrach Valerian die zierliche Frau und ließ ein Lächeln folgen, da sein Tonfall etwas zu harsch ausgefallen war. Sie war wirklich ein hübsches kleines Ding, und sie schaute ernst und betreten drein. Natürlich wollte sie den Fehler wiedergutmachen, aber dabei ging offenbar ihre Großzügigkeit mit ihr durch. »Ich trage auch einen Teil der Verantwortung. Als ich den Wagen übernommen habe, hätte ich einen Blick auf die Benzinanzeige werfen sollen.«

»Das hätten Sie nicht machen müssen«, gab sie mit ernster Miene zurück. »Das ist Roys Aufgabe. Und heute Abend war es Tims Aufgabe, da er für Roy eingesprungen ist«, fügte sie mürrisch hinzu und sagte dann, wohl mehr an sich selbst gerichtet: »Ich werde ihn daran erinnern müssen, dass er künftig immer überprüfen muss, ob der Tank voll ist, wenn er das nächste Mal einen Wagen übergibt. Allerdings bezweifle ich, dass es ein nächstes Mal geben wird.«

Valerian zog erschrocken die Augenbrauen hoch, als er hörte, dass dieser Tim wegen seiner Beschwerde seinen Job verlieren könnte.

Die Frau bemerkte seine Reaktion und schien zu ahnen, was ihm soeben durch den Kopf gegangen war. Sofort erklärte sie: »Roy nimmt sonst nie frei. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass Tim noch einmal für ihn einspringen wird.«

»Oh«, machte Valerian erleichtert. »Gut, aber auch wenn ich es zu schätzen weiß, dass Sie mir den heutigen Abend gutschreiben wollen, ist das unverhältnismäßig und wirklich völlig unnötig.«

Sie schüttelte den Kopf, noch bevor er ausgeredet hatte. Da er wusste, dass sie in dieser Sache stur bleiben würde, glitt er rasch in ihre Gedanken, um sie dazu zu bringen, dass sie seine Weigerung akzeptierte und die Sache auf sich beruhen ließ. Doch er kam über einen Versuch nicht hinaus, da er förmlich gegen eine Mauer prallte. Es war ihm nicht möglich, in ihren Geist einzudringen.

Verdutzt blinzelte er und versuchte es erneut, aber das Resultat war das gleiche. Ihr Geist blieb ihm verschlossen. Er zog sich zurück, schüttelte verdutzt den Kopf und starrte dann nur noch die Frau an, die seine Lebensgefährtin sein konnte.

Sie war klein. Auf jeden Fall kleiner, als er es von seiner Lebensgefährtin erwartet hatte. Er selbst war einsachtundachtzig groß, aber sie schätzte er auf einsfünfundfünfzig oder einssechzig, also gut dreißig Zentimeter kleiner als er. Außerdem war sie extrem dünn. Ihre Schlüsselbeine wirkten kantig und knochig, dort wo sie oberhalb ihres T-Shirt-Ausschnitts zum Vorschein kamen. Und anders als die meisten Menschen hatte sie anstelle von dunklen Schatten dunkelrosa bis rote Ringe unter den Augen. Dennoch fand er, dass sie schön aussah mit ihren großen grünen Augen, die fast schon blaugrün schimmerten, den vollen Lippen und dem langen, welligen dunklen Haar.

Ja, sie war hübsch, aber seine erste Feststellung war die, dass sie dringend essen musste und jede Menge Schlaf nachzuholen hatte. Als er sich wieder auf das konzentrierte, was sie zu ihm sagte, empfand er es als frustrierend, dass er sie nicht kontrollieren konnte.

»… also werde ich Ihnen den Betrag erstatten. Und wenn Sie mir jetzt noch den Schlüssel geben, können Sie sich auf den Heimweg machen, während ich Benzin nachfülle und den Wagen nach vorn hole.«

Valerian starrte sie verständnislos an. Sein Blick wanderte von ihrer erwartungsvollen Miene zu der Hand, die sie ihm entgegenstreckte. Dann fiel ihm auf, dass er völlig vergessen hatte, dass er immer noch den Schlüssel mit dem Anhänger des Shady Pines Golf Course festhielt.

»Ja, richtig«, murmelte er und streckte die Hand aus. Als sie nach dem Schlüssel griff und ihre Finger dabei leicht über seine Haut strichen, zuckten sie beide zusammen, da so etwas wie ein elektrischer Funke übersprang.

Fast hätte er daraufhin ihre Finger umschlossen, doch die Anwesenheit der anderen Frau hielt ihn davon ab, sodass er nur die Finger zur Faust ballte.

Während er sie am liebsten gepackt und nicht wieder losgelassen hätte, fiel ihre Reaktion genau gegenteilig aus. Zwar war sie auch zusammengezuckt, doch dann hatte sie ihre Hand sofort zurückgezogen und an ihre Brust gedrückt. Mit den Fingern der anderen Hand rieb sie über die Haut, um das Kribbeln loszuwerden, das sie in diesem Moment beide wahrnahmen. Außerdem machte sie einen Schritt nach hinten, als wollte sie instinktiv unbedingt auf Abstand zu ihm gehen.

Ihm entging nicht der neugierige Blick der großen Rothaarigen mit den grünen Augen und den Sommersprossen, also rang er sich zu einem Lächeln durch und sagte: »Gute Nacht.« Dann drehte er sich um und ging nach draußen.

Die Tür war noch nicht hinter ihm zugefallen, da hielt er bereits das Smartphone in der Hand und wählte Stephanie McGills Nummer. Während er dem Freizeichen lauschte, überquerte er die Terrasse, die für jene Golfer mit Tischen und Stühlen bestückt war, die vor oder nach dem Spiel etwas essen oder trinken wollten. Er bog eben um die Ecke des Clubgebäudes, als der Anruf angenommen wurde.

2

»Na endlich«, lautete Stephanies rätselhafte Begrüßung, als sie den Anruf entgegennahm.

Valerian blieb vor dem Clubhaus abrupt stehen und wiederholte verwundert: »Na endlich?«

»Ja, du hast ja wohl lange genug gebraucht«, sagte sie und klang nun belustigt.

Er nahm das Telefon vom Ohr und betrachtete das Display, als könnte ihm das eine Erklärung liefern, was ihre Worte bedeuten sollten. Er schüttelte den Kopf und hielt das Handy wieder ans Ohr, dann fragte er: »Wofür habe ich lange genug gebraucht?«

»Um auf deine Lebensgefährtin zu stoßen«, gab Stephanie in einem Tonfall zurück, als bedürfe das keiner weiteren Erklärung.

Bei diesen Worten kniff Valerian leicht die Augen zusammen. Lebensgefährten waren so etwas wie die Nadel im Heuhaufen, sie waren das große Los für jeden Alleinstehenden, wie er einer war. Ein kostbares, lang ersehntes Geschenk, nach dem jeder von ihnen Ausschau hielt. Es konnten Jahrhunderte und sogar Jahrtausende vergehen – und allzu oft verstrich auch so viel Zeit –, bis man den einen sterblichen oder unsterblichen Menschen fand, den man weder lesen noch kontrollieren konnte und mit dem ein glückliches Zusammenleben möglich war.

Jemanden wie diese zierliche Brünette, die er eben hier im Club kennengelernt hatte, für ihn war. Zumindest deutete alles darauf hin, denn das wesentlichste Merkmal für einen Lebensgefährten war nun einmal die Tatsache, dass man ihn weder lesen noch kontrollieren konnte. So wie es ihm ergangen war, als er versucht hatte, diese Frau zu lesen.

Natürlich war es möglich, dass ein Unsterblicher aus anderen Gründen einen Sterblichen nicht lesen konnte. So war zum Beispiel bekannt, dass Wahnsinn oder ein Hirntumor die Fähigkeit zum Lesen und Kontrollieren von Sterblichen einschränkte. Nach Stephanies Worten zu urteilen war etwas in dieser Art hier nicht der Fall. Die Brünette war tatsächlich eine mögliche Lebensgefährtin für ihn. Die Bezeichnung »mögliche« war wichtig, denn auch wenn er als Unsterblicher erkannt hatte, was sie für ihn darstellte und welche gemeinsame Zukunft vor ihnen liegen konnte, galt das nicht für die zierliche Brünette. Sie konnte frei entscheiden, und sie hatte das Recht sich zu weigern, seine Lebensgefährtin zu werden – ganz so, wie sie auch jeden Heiratsantrag irgendeines Sterblichen ablehnen konnte.

Er verdrängte diese Gedanken für den Augenblick und dachte stattdessen über Stephanies Worte nach. »Du hast lange genug gebraucht, um auf deine Lebensgefährtin zu stoßen.« Als hätte sie von Anfang an gewusst, dass die zierliche Brünette seine Lebensgefährtin war. Aber vermutlich war das sogar der Fall, überlegte er grimmig. Üblicherweise war Marguerite diejenige, die für Unsterbliche eine Lebensgefährtin ausfindig machte, doch Stephanie verfügte auf diesem Gebiet auch über ein gewisses Geschick. Sie hatte ohnehin seltsame Fähigkeiten, denn bis auf ihren Lebensgefährten konnte sie absolut jeden lesen, sogar Unsterbliche, die viel älter waren als sie. Und offenbar konnte sie es sogar über das Telefon, da sie ja bereits gewusst hatte, warum er sie anrief. Aber vielleicht hatte das auch etwas mit ihrer anderen seltsamen Fähigkeit zu tun. Es wurde gemunkelt, dass sie in der Lage sei, in die Zukunft zu sehen. Das wäre ebenfalls eine Erklärung dafür, dass sie den Grund für seinen Anruf bereits gekannt hatte.

»Woher wusstest du, warum ich dich anrufe? Hast du das in meiner Zukunft gesehen?«

Stephanie reagierte mit einem kurzen Schnauben. »Nein, das habe ich nicht gesehen.«

»Aber woher hast du dann …?«

»Aus welchem anderen Grund solltest du denn sonst anrufen?«, unterbrach sie ihn. »Du hast mich und Thorne noch nie zuvor angerufen, also war für mich klar, dass du sie gefunden hast. Du hast sie doch gefunden, oder? Auf dem Golfplatz?«

»Ja«, seufzte er.

»Na endlich«, wiederholte sie, was sie schon als Begrüßung gesagt hatte. »Ich kann es nicht fassen, dass es so lange gedauert hat! Also ehrlich, Valerian! Du hast dir Hals über Kopf dieses Farmhaus gekauft, und seit dem Sommer lebst du da. Jetzt haben wir Ende September. Dabei bist du so versessen aufs Golfen, dass ich erwartet hatte, du würdest dich sofort zu diesem Golfplatz begeben.«

»Habe ich ja auch«, gab er zu und ging weiter in Richtung Parkplatz. »Ich besuche regelmäßig den Shady Pines Golf Course, seit ich Ende Juni auf dem Bauernhof eingezogen bin. Danke übrigens für den Tipp mit dem Anwesen.«

»Na ja, du hast davon geredet, dass dir die Gegend gefällt. Ich bin in der Stadt auf diese Frau gestoßen und war mir ziemlich sicher, dass sie eine Lebensgefährtin für dich ist. Dann habe ich von meinem Nachbarn gehört, dass diese Farm zum Kauf angeboten wird und …« Er konnte sich förmlich vorstellen, wie Stephanie in diesem Moment beiläufig mit den Schultern zuckte. »Es schien schon fast zu perfekt zu sein. Offenbar seid ihr beide, du und Natalie, füreinander bestimmt.«

»Natalie?«, hakte er prompt nach. »Heißt sie so?«

Es folgte eine Pause, dann fragte Stephanie: »Bist du ihr noch gar nicht begegnet?«

»Doch, schon«, antwortete er gedehnt, da er mit einem Mal gar nicht mehr so sicher war. Zugegeben, er war sich zu neunundneunzig Prozent sicher, dass sie beide dieselbe Frau meinten. Dennoch konnten im Golfclub noch mehr Frauen arbeiten außer den beiden, die er gesehen hatte. Möglicherweise hatte er die kleine Brünette nicht lesen können, weil sie einen Tumor hatte, und Stephanie redete von einer ganz anderen Frau. Was aber nicht sehr wahrscheinlich war, wie er zugeben musste. Aber es war auch nicht sonderlich wahrscheinlich, dass er in so jungen Jahren seiner Lebensgefährtin begegnen würde. Immerhin war er erst 1790 zur Welt gekommen, und die Chancen, vor dem vierhundertsten oder fünfhundertsten Lebensjahr eine Lebensgefährtin zu finden, waren in etwa so hoch wie ein Lottogewinn für einen Sterblichen.

»Reden wir von einer kleinen Brünetten?«, fragte Stephanie auf einmal. »Hübsche blaugrüne Augen? Eigentümerin des Golfplatzes?«

»Der gehört ihr?«, fragte er überrascht. Er war davon ausgegangen, dass sie da angestellt war.

»Oh mein Gott!«, ereiferte sie sich daraufhin. »Du gehst seit drei Monaten Golfen, und du weißt nicht, dass sie Natalie heißt und ihr der Platz gehört? Wie ist das nur möglich?«

»Es ist möglich, weil ich ihr heute Abend zum ersten Mal begegnet bin«, gab Valerian gereizt zurück. »Ich buche und bezahle meine Zeit auf dem Platz online. Der einzige Mitarbeiter, dem ich bis heute Abend begegnet bin, ist Roy, ein alter Mann, der mir den Golfwagen übergibt, wenn ich ankomme, und dem ich den Wagenschlüssel zurückgebe, wenn ich fertig bin.«

»Ich fasse es ja nicht! Ein alter unsterblicher Knacker, der nicht nur von Computern gehört hat, sondern auch damit umgehen kann«, sagte Stephanie erstaunt.

»Ich bin nicht alt«, knurrte Valerian, als er am Ende des Weges angekommen war und nun den Parkplatz überquerte, um zu seinem silbernen Pick-up zu gelangen. »Für einen Unsterblichen bin ich praktisch noch ein Kind.«

»Ja, aber jeder Sterbliche würde dich als steinalt bezeichnen«, hielt Stephanie ihm entgegen. »Außerdem ist es für die meisten Unsterblichen über hundert unter ihrer Würde, sich einen Computer auch nur anzusehen. Von einer Benutzung ganz zu schweigen.«

»Das stimmt so auch nicht«, versicherte Valerian ihr. »Meine Eltern …« Er verstummte, als er Frauenstimmen hörte, die aus der Richtung zu ihm drangen, aus der er soeben gekommen war. Er schaute über die Schulter und sah Natalie und die Rothaarige um die Ecke biegen. Beide waren in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Valerian blieb stehen und betrachtete aufmerksam die zierliche Brünette.

»Valerian?«

»Hm?«, murmelte er und beobachtete, wie die Rothaarige in seine Richtung weiterging, während Natalie auf dem Weg zu der großen Halle war, in der die Golfwagen standen. Vermutlich holte sie einen Kanister mit Benzin, um damit zu seinem liegen gebliebenen Golfwagen zu gehen, mutmaßte er, und ließ sie nicht aus den Augen, bis sie das scheunenartige Gebäude betrat. Dann wanderte sein Blick zu der rothaarigen Frau, die den kleineren Parkplatz neben dem Clubhaus betreten hatte, der für die Mitarbeiter reserviert war. Sie stieg in einen silbernen SUV ein, womit nur ein älterer Corolla und ein noch viel älterer weißer Pick-up übrig blieben. Er fragte sich, welches der Fahrzeuge wohl seiner Frau gehörte.

»Natalie«, murmelte er, um zu testen, wie der Name klang. »Natalie. Nat. Nattie. Nein, Nattie ist einfach nur …«

»Valerian?«, wiederholte Stephanie und klang ein wenig ungehalten.

Er reagierte mit einem kurzen Brummen, fragte dann aber: »Natalie und wie weiter?«

»Moncreif«, antwortete Stephanie und platzte heraus: »Ich kann es nicht fassen, dass du sie nicht mal nach ihrem Nachnamen gefragt hast! Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ihr alle so alt seid, oder ob es damit zu tun hat, dass ihr daran gewohnt seid, die Kontrolle über Sterbliche zu übernehmen, damit ihr von ihnen alles bekommt, was ihr haben wollt. Aber auf jeden Fall mangelt es euch Jungs ganz erheblich an Flirttechniken.«

»Die habe ich«, widersprach er sofort. »Außerdem kontrolliere ich nicht einfach sterbliche Frauen, damit ich ›alles bekomme, was ich haben will‹, wie du es ausgedrückt hast. Seit gut siebzig Jahren habe ich überhaupt kein Interesse an Sex, aber als das noch der Fall war, habe ich nicht eine einzige Frau kontrolliert, um sie zu bekommen.«

»Nicht?«, fragte Stephanie. »Und was hast du gemacht?«

»Ich habe sie umworben«, sagte er mit Nachdruck.

»Umworben?« Stephanie schnaubte spöttisch. »Du willst damit sagen, du hast diese extra aufgeladenen Pheromone ihre Arbeit machen lassen, die von den Nanos ausgesendet werden, und als die Frauen dir in den Schoß gefallen sind, hast du sie aufgefangen?«

»Nein, ich …« Er unterbrach sich und seufzte schließlich, als ihm klar wurde, dass es ziemlich genau so abgelaufen war. Man musste Frauen nicht lange umwerben, wenn die ihn dank der Nanos so sehr umschwirrten wie Motten das Licht.

Er schüttelte den Kopf und entschied sich für eine andere Taktik, indem er erklärte: »Ich bin ja nicht mit der Absicht Golfen gegangen, dass ich im Club meiner Lebensgefährtin begegne, Stephanie. Und als mir klar wurde, dass ich sie nicht lesen kann, war ich so perplex, dass ich nicht mehr daran gedacht habe, sie nach ihrem Namen zu fragen. Apropos«, fügte er mürrisch an. »Eine Vorwarnung wäre auch ganz nett gewesen. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du glaubst, im Golfclub meiner möglichen Lebensgefährtin begegnet zu sein? Himmel, seit drei Monaten war sie nur ein paar Schritte von mir entfernt, und dass ich sie heute Abend kennengelernt habe, verdanke ich nur dem Umstand, dass meinem Golfwagen das Benzin ausgegangen ist. Nur deshalb musste ich das Clubhaus betreten, um Bescheid zu geben, wo der Wagen steht. Sonst wüsste ich jetzt noch immer nicht, dass es sie gibt!« Valerian war von Wut und Entsetzen erfüllt, als ihm klar wurde, dass es unter normalen Umständen tatsächlich so gekommen wäre. Wäre dem Golfwagen nicht das Benzin ausgegangen, dann hätte er weiterhin online seine Termine gebucht, und er hätte noch jahrelang hier Golfen können, ohne jemals seiner Lebensgefährtin zu begegnen.

»Tja, dann hast du wohl Glück gehabt, dass dir das Benzin ausgegangen ist«, meinte Stephanie.

Valerian verzog das Gesicht. »Warum zum Teufel hast du mir keinen Hinweis gegeben?«

»Weil es hätte sein können, dass ich mich irre und sie vielleicht gar keine mögliche Lebensgefährtin gewesen wäre. Für dich wäre das eine niederschmetternde Enttäuschung gewesen, und jetzt ist es stattdessen eine schöne Überraschung. Das ist es doch, oder etwa nicht?«, fragte sie mit Nachdruck.

Valerian holte tief Luft und ließ sie zusammen mit seiner Wut aus ihm herausströmen. Ja. Es war eine schöne Überraschung. Es war, als hätte jemand alle Weihnachtsfeste seines Lebens zu einem einzigen Moment zusammengepackt. Dennoch wünschte er sich, dass er es gewusst hätte, um sie früher kennenlernen zu können. Sie könnte jetzt schon längst seine Lebensgefährtin sein. Aber er sollte wohl eher Stephanie dafür dankbar sein, dass sie ihn überhaupt erst in diese Richtung dirigiert hatte. Wäre sie nicht auf die Idee gekommen, ihm das alte Farmhaus schmackhaft zu machen, das er letztlich gekauft hatte, dann wäre er Natalie ganz sicher niemals über den Weg gelaufen.

»Ist doch so, oder?«, hakte Stephanie nach.

»Ja, es ist so«, räumte er ein und brummte dann: »Danke, Stephanie.«

»Keine Ursache. Ich bin nur froh, dass du ihr endlich begegnet bist.«

»Ja«, gab er zurück und ging zu seinem Pick-up, während er missmutig die Mundwinkel nach unten zog. »Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich sie für mich gewinnen kann.«

»Oh ja.«

Etwas an ihrem Tonfall ließ ihn stutzig werden, da ihn ein ungutes Gefühl überkam. »Was ist?«, fragte er besorgt.

»Ich … es ist nichts. Außer …« Ein langgezogenes Seufzen drang aus dem Lautsprecher. »Valerian, es wird nicht leicht sein, sie für dich zu gewinnen. Geh davon aus, dass du dich anstrengen musst.«

An seinem Pick-up angekommen begann er nach dem Wagenschlüssel zu suchen. »Leicht ist es doch eigentlich nie, oder, Steph? Oder willst du andeuten, dass es in ihrem Fall schwieriger ist als üblich? Gibt es etwas, das ich über sie wissen sollte?«

»Ja, da ist etwas in ihrer Vergangenheit und in der Gegenwart, das es für dich schwieriger machen könnte. Aber das sollte sie dir sagen, nicht ich«, antwortete Stephanie und klang sehr ernst. Dann empfahl sie ihm: »Geh es langsam an und mache dich auf einigen Widerstand gefasst.«

»Widerstand? Kannst du mir nicht wenigstens einen Hinw… ach, verdammt«, grummelte er, da sein Schlüssel in keiner Tasche zu finden war und ihm in diesem Moment einfiel, wo er ihn zuletzt gesehen hatte.

»Was ist los?«, fragte Stephanie. »Stimmt irgendwas nicht?«

»Ja. Nein«, widersprach er sich selbst, während er die Golftasche von der Schulter zog und auf die Ladefläche des Pick-ups legte. »Mir ist gerade eingefallen, dass ich meinen Wagenschlüssel im Golfwagen vergessen habe. Ich muss noch mal zurück und ihn holen.«

»Das ist gut«, sagte Stephanie zufrieden.

»Was soll daran gut sein?«, wollte er wissen.

»Das verschafft dir eine weitere Gelegenheit, mit Natalie zu reden«, erklärte sie. Ihr breites Grinsen war ihrer Stimme deutlich anzuhören. »Viel Glück, Valerian. Und viel Spaß. Und tu nichts, was ich nicht auch tun würde«, trällerte es aus dem Lautsprecher. Dann herrschte mit einem Mal Stille, da sie aufgelegt hatte.