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Die Geschichte zweier ungleicher Brüder
Zwei Bäume pflanzte ein Vater vor seinem Haus, einen für jedes Kind. Der erste, eine Lärche, ist wie Luigi, hart und zerbrechlich. In 37 Jahren hat Luigi nie das Tal verlassen, seine Frau Betta und er verliebten sich beim Baden in den Flusstümpeln zwischen den weißen Birken. Nun erwarten sie ein kleines Mädchen. Der zweite Baum, die robustere Fichte, die auf der Schattenseite gedeiht, ist wie der streitsüchtige Fredo. Vor Jahren kehrte er seiner Heimat den Rücken. Jetzt ist er ins Tal zurückgekehrt, um sich nach dem Tod des Vaters vom Elternhaus und seiner Herkunft zu befreien. Die beiden Brüder trennt mehr als sie verbindet und doch wachsen ihre Wurzeln in derselben Erde ...
Paolo Cognetti erzählt die spannende, verdichtete Geschichte eines Loyalitätskonflikts. Nicht nur die Natur im Piemont wird auf wundervolle Weise in Worte gebannt, sondern auch seine eigenwilligen Menschen, die sich durch den Einzug der Moderne und des Fortschritts unwiederbringlich verändern müssen.
Questo libro è stato tradotto grazie ad un contributo alla traduzione assegnato dal Ministero degli Affari Esteri e della Cooperazione Internazionale italiano.
Dieses Buch wurde übersetzt dank einer Übersetzungsförderung des italienischen Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten und internationale Kooperation.
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Seitenzahl: 132
Paolo Cognetti, 1978 in Mailand geboren, verbringt seine Zeit am liebsten im Hochgebirge, und seine Erlebnisse in der kargen Bergwelt inspirieren den Mathematiker und Filmemacher zum Schreiben. Für seinen internationalen Bestseller Acht Berge erhielt er u. a. den renommiertesten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega. Der Roman wurde für das Kino verfilmt und mit dem Preis der Jury in Cannes ausgezeichnet. In Unten im Tal kehrt Paolo Cognetti zurück in die atemberaubende Hochgebirgswelt. Von der Kritik und dem Publikum gleichermaßen gefeiert, gehört er zu den bekanntesten Persönlichkeiten Italiens.
»Paolo Cognetti ist einer der größten Schriftsteller. Seine Bücher weisen über die Gegenwart hinaus, als wäre er ein Melville oder ein Hemingway.« Il Fatto Quotidiano
»Paolo Cognetti schreibt literarischer denn je. Ein Roman, den man immer und immer wieder lesen kann.« Doppiozero, Giuseppe Mendicino
»Seine schlichte Prosa ist brillant und zeigt die wahre Substanz des Lebens.« Il Quotidiano del Sud
www.penguin-verlag.de
PAOLO COGNETTI
ROMAN
Aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt
Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel Giù nella valle bei Giulio Einaudi Editore, Turin.
Questo libro è stato tradotto grazie ad un contributo alla traduzione assegnato dal Ministero degli Affari Esteri e della Cooperazione Internazionale italiano.
Dieses Buch wurde übersetzt dank einer Übersetzungsförderung des italienischen Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten und internationale Kooperation.
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Copyright © der Originalausgabe by Paolo Cognetti
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2024 by Penguin Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
This edition is published in agreement with the author through MalaTesta Lit. Ag., Milano
Redaktion: Sylvia Spatz
Umschlaggestaltung: Favoritbüro unter Verwendung einer Illustration von Nicola Magrin
Published by arrangement with The Italian Literary Agency
Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München
ISBN 978-3-641-32074-4V002
www.penguin-verlag.de
Fontane, 2023
Für Andrea, Davide und unsere gemeinsame Zeit in der Sottile-Hütte.
Für Fede und unser Erwachen.
In Liebe.
Unten im Tal
It’s either this or bobcat hunting
with my friend Morris.
Trying to write a poem at six this
morning, or else running
behind the hounds with
a rifle in my hands.
Heart jumping in its cage.
I’m 45 years old. No occupation.
Imagine the luxuriousness of this life.
Try and imagine.
Entweder das oder die Luchsjagd
mit meinem Freund Morris.
Versuchen, ein Gedicht zu schreiben um sechs
in der Früh oder aber im Laufschritt
den Hunden hinterher,
ein Gewehr in der Hand.
Das Herz hüpft in seinem Käfig.
Ich bin 45. Ohne einen festen Job.
Stellt euch vor, welch ein Luxus so ein Leben.
Versucht es euch vorzustellen.
Inhalt
Valsesia
Forstpolizist
Überwintern
Frau im Wasser
Oh, Haus meines Vaters
Anmerkungen des Autors
Anmerkungen der Übersetzerin
SIEWAREINEHündin, die noch keinen zweiten Winter kennengelernt hatte und auch sonst nichts anderes als die Garage an der Landstraße. Ganz hinten in der Werkstatt spielte sie für sich mit dem Gummifetzen eines alten Autoreifens: Sie biss hinein, schleuderte ihn von sich und rannte, um ihn sich wiederzuholen, als sie auf einmal bemerkte, dass sie Zuschauer hatte. Aus der Kiesgrube nebenan war ein grauer Hund aufgetaucht, der sie beobachtete. Dort lag auch der Fluss, der aber im Herbst nicht viel Wasser führte und leicht zu durchqueren war. Sie ließ den Gummifetzen fallen, um den Duft des Rüden zu erschnuppern, doch als sie die Schnauze hob, sah sie drei weitere hinter dem Schrotthaufen hervorkommen. Drei Schäferhunde mit schlammbespritztem Fell und Glöckchen am Halsband. Die kannte sie. Tagsüber hüteten sie die Schafe, die die Stoppelfelder und das Gras um die Lagerhallen abweideten, abends stromerten sie herum und guckten, wo es was zu holen gab. Nur dass sie jetzt nicht zum Fressen, sondern ihretwegen hier waren. Die Hündin wusste, was sie hergeführt hatte und gleichzeitig auch wieder nicht. Jetzt, wo sie knapp über ein Jahr alt war, gehörte dieses neue Interesse der Rüden an ihr zu den Dingen, die sie rasch lernte – aufregende und gefährliche Dinge wie die Lagerfeuer der Jungs im Sommer oder die Strömung des Flusses, die sie einmal fast fortgerissen hätte.
An der Werkstattwand stand ein aufgeplatzter Sitz, auf dem sie sich jetzt zusammenrollte. Ein Autositz, der schon Generationen von Hunden beherbergt hatte. Ganz in der Nähe grub der Bagger seinen Arm ins Flussbett, förderte eine Schaufel Sand und Kies zutage, und genau in diesem Moment kam der graue Hund näher. Die drei Schäferhunde klärten noch mal die Rangordnung. Der Älteste und Kräftigste musste nur knurren und kurz die Zähne fletschen, um den zweiten dazu zu bringen, von seinem Vorhaben abzulassen. Der verschwand winselnd, während der dritte Abstand hielt. Dann näherte sich der Anführer mit kleinen Schritten – ein männliches Ritual, das die Hündin kannte. Drohen, knurren, Zähne fletschen – so trugen die Hunde im Tal ihre Konflikte aus, doch der Graue kam woanders her, hatte eine andere Erziehung genossen –, sei es durch den Menschen, sei es durch das Leben. Als der Anführer die Nackenhaare aufstellte und alle Muskeln anspannte, um ihn einzuschüchtern, stürzte er sich ohne jede Vorwarnung auf ihn. Er war der Schmächtigere der beiden, doch der Aufprall genügte, um den anderen auf den Rücken zu werfen, dann hielt er ihn mit einer Pfote fest und schlug ihm die Zähne in die Kehle. So etwas hatte die Hündin noch nie erlebt. Sie verspürte eine ungekannte Erregung, während sich der Graue festbiss, die Kehle des zappelnden Schäferhunds einfach nicht losließ. Bis auch dessen Gefährten, die nervös um sie herumstrichen, sahen, wie der Körper ihres Anführers erschlaffte, wie das Blut aus seinem Hals strömte und den Boden tränkte. Jetzt wirkte auch er wie ein alter Reifenmantel, und im Nu waren die beiden über die Felder verschwunden.
Ein Tankwagen fuhr vorbei, eine dünne Schicht Raureif auf dem Dach, die als Wolke verwehte. November. Die Hündin verließ den Autositz und begrüßte den sich nähernden Rüden mit einem Schwanzwedeln. Seine Wut von vorhin hatte sich bereits wieder gelegt, er beschnupperte sie sanft und ließ sich beschnuppern. Sie nahm den Duft von Wald, Erde, Laub wahr, vom Blut des Hundes, den er soeben getötet hatte. Sie bekam Lust, an ihm zu lecken, und leckte an ihm. Dann nahm er sie, womit ihre Kindheit unwiederbringlich vorbei war.
Sie zogen flussaufwärts an diesem Tag, rannten vor lauter Begeisterung, sich begegnet zu sein, vorbei an den Schotterbänken und kleinen Inseln, durch die trostlose Landschaft im Tal. Die Bergkämme in der Ferne waren verschneit, aber am Fluss ragten Zementwerke, Möbelfabriken, Agrarhandel-Niederlassungen und Lagerhallen empor. Sie sahen die Ratten in den Abwasserkanälen, die Krähen auf den Mülldeponien, witterten den Dung auf den Feldern. Und als sie am Ufer auf Menschen in einem Transporter stießen, begriff die Hündin, die Menschen nicht fürchtete, dass der Rüde diese mied, weil sie sich einmal mehr umschauten, bevor sie ihren Weg jenseits des Flusses fortsetzten. Sie rannten an einer Umzäunung entlang und bald darauf standen sie vor einem Stauwehr, von dem Rohre wegführten. Sie hörten Verkehrsrauschen, irgendwo jenseits der Böschung. Es dämmerte, und er wollte warten, bis es dunkel war, bevor sie sich aus der Deckung wagten. Während sie ausharrten, bekam die Hündin Hunger, sie hatte schon seit Stunden nichts mehr im Magen, was sie ihm zu verstehen gab wie es Welpen tun, sie leckte ihm das Maul und knabberte sanft daran, so als wäre er ihr Vater und müsste ihr etwas zu fressen besorgen. Insgeheim genoss er diese Tortur.
Bei Dunkelheit führte er sie die Landstraße entlang, zu einem Gebäude mit einer großen Neonreklame an der Fassade, eine Kugel, die in regelmäßigen Abständen auf Kegel zurollte. Auf dessen Rückseite gingen eine Metalltür und ein kleines Milchglasfenster auf einen Parkplatz hinaus. Ein dort angebundener Hund bemerkte sie. Er war klein und zerrte bellend an seiner Leine, während sie sich dort versteckten, wo kein Licht mehr hindrang. Nach einer Minute hörte der Kleine damit auf, starrte in die Dunkelheit, hörte irgendwo einen anderen Hund bellen und antwortete ihm, als die Metalltür aufging und ein junger Mann mit weißer Schürze herauskam. Der Kleine wedelte überglücklich. Der junge Mann warf zwei Müllsäcke gegen die Mauer, schaute in den dunklen Himmel ohne Mond und Sterne, zog etwas aus einem Beutel, reichte es dem Hund und kraulte ihn, während der ihm aus der Hand fraß, am Kopf.
Bei diesem Anblick verspürte die zwischen den Autos versteckte Hündin eine bislang unbekannte Sehnsucht. Nach dem Gestreicheltwerden, nicht nach dem Fressen. Nach der Zuneigung des jungen Mannes und dem bedingungslosen Vertrauen des Hundes – eine Art Wehmut.
Doch der Rüde ließ ihr keine Zeit: Kaum war der junge Mann in die Küche zurückgekehrt, trat er aus der Dunkelheit. Der Kleine nahm das Maul aus der Schüssel, aber er war ein Winzling und außerdem angebunden, was wollte er da schon ausrichten? Noch ehe er bellen konnte, war ihm der andere schon an die Kehle gegangen. Der Kleine stieß ein pfeifendes Röcheln aus, in der Küche hörte niemand etwas und niemand kam, um nach ihm zu schauen. Als sie zu ihnen stieß, lag er bereits tot da: mit offenem Maul und heraushängender Zunge. Ihr Liebhaber hingegen hatte sich bereits abgewandt und riss mit Zähnen und Krallen die Müllsäcke auf. Sie fanden lauter Köstlichkeiten, Fleisch, Nudeln, Knochen, fraßen sich neben dem angeleinten leblosen Körper satt, während die Neonkugel unter dem dunklen Himmel Kegel zu Fall brachte.
In den Dörfern der Valsesia, über die gerade der Winter hereinbrach, sprach sich beidseits des Flusses das mit den toten Hunden herum – der Schäferhund, der Mischling von der Bowlingbahn, dann der Jagdhund, der in den Wald gerannt und nicht mehr zurückgekehrt war, der Wachhund eines Sägewerks … und das mit dem Killer, der sie alle auf die gleiche Art getötet hatte, alles Rüden. In den Kneipen, wo man sich darüber austauschte, wettete so mancher auf einen Wolf. Nur Wölfe töteten so oder etwa nicht? Andere glaubten, das wäre ein entlaufener Kampfhund, dessen Herrchen den Verlust bewusst verschwiegen hatte. Irgendwann setzte sich die Theorie durch, das wäre ein Mischling, eine dieser Kreuzungen zwischen Streuner und Wolf, die man für eine Mutation hielt. Teuflische Geschöpfe, weil zwei Seelen in ihrer Brust wohnten: die des an den Menschen gewöhnten Haushunds und die des grausamen Wolfs. Örtlichen Legenden zufolge näherten sie sich zutraulich, um dann ohne Vorwarnung anzugreifen. Eine Theorie, die jedoch für Probleme sorgte, weil man einen tollwütigen Hund erschießen durfte, ja sogar musste, nicht aber einen Wolf, der war streng geschützt. Wie hatte man mit einem Hybriden umzugehen? Diskussionen, die beim Aperitif aufkamen. Bei einem zweiten Gläschen Bonarda, einem Weißwein, einem Campari. Und bei der nächsten Runde machte man keinen Hehl mehr daraus, dass die Forstpolizei untätig blieb. Die verteile lieber Bußgeldbescheide statt ihre Bürger zu schützen. Zugegeben, von Angriffen auf Menschen hatte man noch nicht gehört, aber welche Mutter ließ ihr Kind jetzt noch draußen spielen? Es war jedenfalls Jagdsaison, und Jäger gab es genug im Tal. Sie hatten es auf Wildschweine abgesehen, auf Gämsen, Rotwild, Blondinen … So vertrieben sich Männer eben die Zeit, sie machten Anspielungen und stießen sich in die Seite, warfen zwei Erdnüsse ein und zwinkerten der Kellnerin zu. Um dann ihr Glas zu leeren, zu zahlen, in ihren Pick-up zu steigen und zum Abendessen zu ihrer Ehefrau zurückzukehren. Falls ihnen irgendein Vieh in Gestalt eines Hundes über den Weg lief, überfuhren sie es ohne zu zögern.
In dieser Nacht träumte sie von ihrer Mutter. Sie träumte, dass sie noch klein und wie ihre Wurfgeschwister fast eins mit ihrer Mutter war. Außerhalb des Traums zuckte sie mit den Beinen und winselte leise, im Traum stritt sie mit anderen Welpen um eine Zitze. Es waren Menschen da, keine tatsächlichen Gesichter, aber man spürte ihre Nähe, hörte ihre Stimmen. Dann ließ eine dieser Stimmen die Hand sinken, eine die größer war als sie, sie fühlte die riesigen Ausmaße, die Finger um ihren Körper, die Hand, die sie packte und hochhob.
Vor lauter Schreck wachte sie auf und fand sich im Dunkeln wieder, ohne zu wissen, wo sie eigentlich war. Als Erstes erkannte sie den Duft ihres Liebhabers wieder, sein dichtes Fell und den Brustkorb, der nur aus Haut und Knochen bestand. Dieser Duft beruhigte sie sofort. Dann nahm sie nach und nach auch alles andere in der sie umgebenden Dunkelheit wahr: den Zementpfeiler, bei dem sie Unterschlupf gefunden hatten, das über sie hinwegfahrende Auto, das Plätschern des Flusses. Sie wusste nicht, seit wie vielen Tagen sie schon an seinem Ufer bergauf liefen. Sie fragte sich auch nicht, wohin der Rüde sie führte, sie folgte ihm einfach. Er wachte über sie, auch jetzt: Seine Atmung sagte ihr, dass er ruhte, aber nicht schlief.
Als sie früh am nächsten Morgen im Schutz des Waldes weiterliefen, fiel ihr eine Bewegung in der Flussmitte auf. Sie schnupperte und roch den Duft einer Frau, den sie von dem eines Mannes unterscheiden konnte. Sie wurde neugierig, ließ den Rüden vorangehen und wagte sich bis an den Rand der Vegetation, bis ans Wasser vor.
Langsam tauchte die Frau in einer Gumpe unter. Sie hatte sehr helle Haut und rote Haare. Es war kalt, der Atem stand ihr in kleinen Wolken vor dem Gesicht, dennoch tauchte sie nach und nach in den Fluss ein. Das Wasser reichte ihr bis zu den Oberschenkeln, als sie sich beobachtet fühlte. Sie drehte sich zu den Sträuchern und sah sie. Ihre Blicke begegneten sich. Wieder empfand die junge Hündin diese Sehnsucht, diese Wehmut.
Inzwischen stand ihr Liebhaber neben ihr. Auch er beobachtete die Frau, und die Frau betrachtete sie beide. Dann gab der Rüde der Hündin einen Stups mit dem Maul und setzte seinen Weg fort. Die hatte Angst, ihn zu verlieren, wenn sie noch blieb, deshalb ließ sie die Frau im Fluss zurück und folgte ihm notgedrungen.
Irgendwann veränderte sich die Landschaft und der dichte Mischwald des Tals wich Nadelbäumen sowie dünner gesäten Birken: schmale Birken am Ufer, dichter Wald dahinter. Auch der Fluss, der unten stets gestaut war, eingedämmt, ausgetrocknet von den vielen Wasserentnahmen, floss hier ungehindert zwischen den Steinen dahin. Dort, wo eine seiner Schlaufen nach Norden führte, stießen sie unerwartet auf Schnee. Nur auf einen Hauch Schnee, der vor einigen Tagen gefallen und noch lag, wo Schatten war. Die junge Hündin schnupperte daran und erkannte den Duft, der schon ein paar Mal von weit her gekommen war. Sie bekam Lust, davon zu kosten und stellte fest, dass Schnee nichts zum Fressen, aber zum Spielen war. Mit den Krallen scharrte sie die vereiste Schicht weg, vergrub die Schnauze darin, nieste und füllte erneut Maul und Ohren.
Der Rüde hatte inzwischen eine Baracke aus Holz und Wellblech gefunden. Ein Schornstein kam aus dem Dach, der aber nicht rauchte. Er schnüffelte sie ab, witterte keine Gefahr und folgte einem Duft, der ihn zu einem Grillrost auf zwei Ziegeln führte. Fettreste waren daran kleben geblieben und weiteres Fett war in die Asche gefallen. Er wühlte darin, um etwas herauszuziehen, das er erschnuppert hatte.