Unter der Friedhofseiche - Heike Rau - E-Book

Unter der Friedhofseiche E-Book

Heike Rau

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Beschreibung

"Unter der Friedhofseiche" ist eine Sammlung von sieben Mystery-Kurzgeschichten, die beim Leser für Gänsehaut sorgen. Die Geschichten sind vom unheimlichen, rätselhaften oder übernatürlichen Ereignissen geprägt. Oftmals ist es der Tod, der in unterschiedlicher Gestalt aus dem Verborgenen heraus die Fäden zieht. Die Mischung aus Horror und Fantasy sorgt für gute Unterhaltung.

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Heike Rau

Unter der Friedhofseiche

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

1. Der Fluch

2. Im Schutz der Dunkelheit

3. Die Wahrsagerin

4. Für die Ewigkeit

5. Unter der Friedhofseiche

6. Der Geisterfotograf

7. Der Handel

Impressum neobooks

Vorwort

„Unter der Friedhofseiche“ ist eine Sammlung von sieben Mystery-Kurzgeschichten, die beim Leser für Gänsehaut sorgen. Die Geschichten sind vom unheimlichen, rätselhaften oder übernatürlichen Ereignissen geprägt.

1. Der Fluch

Unbarmherzig habt ihr mich gejagt, habt mich in die Falle getrieben, seid mir dicht auf den Fersen. Es ist ungewiss, wie viel Zeit mir und euch noch bleibt.

Dabei habt ihr mich mit offenem Armen empfangen, als Retter in der Not. Euer Dorf lag unter einer dicken Schneedecke, eure Wintervorräte waren aufgebraucht. Die Zugbrücke zum Schloss war hochgezogen. Bittere Not, verbunden mit Hunger und Kälte bedrohte euer Leben. Keiner wollte wissen, woher ich kam, wieso ich auf einmal auftauchte aus dem Nichts. Mit einer anmaßenden Selbstverständlichkeit habt ihr euch aus meinem Kornspeicher bedient, habt meinen Wein getrunken, als wäre er Wasser. Ihr habt mich gefeiert, als Helden, der euer Dorf vor dem Hungertod gerettet hat, habt mich mit Schmeicheleien und Komplimenten umgarnt, mich als neuen Schlossherrn akzeptiert.

Ich habe gelogen und betrogen, doch keiner von euch hinterfragte meine Behauptungen. Nein, ihr habt das Weinglas erhoben und auf meine Lügen angestoßen. Ihr habt mich ausgenommen, ohne mit der Wimper zu zucken, habt gelebt in Saus und Braus auf meine Kosten.

Aber nehmen ist auch geben. Ich reichte euch meine Hand und ihr nahmt an. Alle, ausnahmslos. Einen Pakt mit mir, bricht man nicht. Den Preis wolltet ihr nicht zahlen, doch ich hole mir immer, was mir zusteht.

Aber auch ich wähnte mich zu sehr in Sicherheit, ein verheerender Fehler. Schon war es zu spät für einen unbemerkten Rückzug.

Es tut mir leid für die jungen Mädchen, um die ihr nun trauert. Es jammert mich, aber ich bin, was ich bin. Ich ernähre mit vom Blut anderer. Für euch mag ich nichts anderes als eine Bestie sein. Aber habe ich eine Wahl? Habt ihr eine Vorstellung davon, wie es ist, in der kalten Gruft auszuharren und den Hunger zu spüren, den Schmerz? Ahnt ihr meine Qualen, wenn die Schwäche mit aufzufressen droht? Es ist zu spät, wenn meine Muskeln erschlaffen und ich nicht mehr klar denken kann. Ich bin ein Jäger. Ich muss handeln und Beute machen. Wann immer sich die Möglichkeit bietet, kann und darf ich der Versuchung nicht widerstehen. Meinem Willen sind Grenzen gesetzt, meinem Überlebenswillen jedoch nicht. Was Hunger aus einem Menschen machen kann, wisst ihr nur zu genau.

Aber nun habt ihr meine Zuflucht zerstört, seid in meine Gruft eingedrungen, habt gewütet wie Wahnsinnige und Stille und Heimlichkeit zerstört. Zu dumm, dass die Nacht schon hereingebrochen war und ich fliehen konnte. Doch nicht weit. Ihr habt die Zugbrücke hochgezogen und mir die Möglichkeit genommen, mich durch das Waldgestrüpp davon zu schlagen.

Ihr jagt mich hier, wo ich mich sicher fühlte, als wäre ich ein Tier. Dabei bin auch ich ein Mensch oder ich war zumindest einer, bis das Unglück über mich hereingebrochen ist und mich in die rabenschwarze Tiefe gezogen hat. Aber wer blickt schon in mein Herz?

In den Turm, der das Schloss überragt, habt ihr mich getrieben, mir nur diesen einen Weg in eine Falle gelassen. Dem Schicksal, um welches ich herumzukommen hoffte, muss ich mich nun endgültig stellen.