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Erleben Sie die Märchen und Sagen aus aller Welt in dieser Serie "Märchen der Welt". Von den Ländern Europas über die Kontinente bis zu vergangenen Kulturen und noch heute existierenden Völkern: "Märchen der Welt" bietet Ihnen stundenlange Abwechslung. Ein Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis dieses Buches: Sagen von Thale und der Roßtrappe. Sagen von Alten-Brak, von der Schönburg und von Treseburg. Sagen vom Rübeland und der Baumannshöhle. Sagen von Quedlinburg. Sagen von Blankenburg und der Umgegend. Sagen von Michaelstein, Heimburg und Benzingerode. Sagen vom Regenstein. Sagen von Osterwieck und der Umgegend. Sagen von der Harburg, von Wernigerode, Nöschenrode und Hasserode. Sagen von der Mönchenlagerstätte, von der Himmelpforte, von Drübeck, Altenrode und Darlingerode. Sagen von Veckenstedt, Wasserleben, Silstedt und Reddeber. Sagen von Ilsenburg. Sagen von Stapelburg und dem Scharfensteine. Brockensagen. Sagen von Schierke und Elend. Sagen von Elbingerode und der Umgegend. Sagen von Sorge und Vogtsfelde. Sagen von Braunlage. Sagen der Grafschaft Stolberg.
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Seitenzahl: 316
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Unterharzische Sagen
Heinrich Pröhle
Inhalt:
Heinrich Pröhle – Biografie und Bibliografie
Bibliographie der Sage
Unterharzische Sagen
Sagen von Thale und der Roßtrappe.
Sagen von Alten-Brak, von der Schönburg und von Treseburg.
Sagen vom Rübeland und der Baumannshöhle.
Sagen von Quedlinburg.
Sagen von Blankenburg und der Umgegend.
Sagen von Michaelstein, Heimburg und Benzingerode.
Sagen vom Regenstein.
Sagen von Osterwieck und der Umgegend.
Sagen von der Harburg, von Wernigerode, Nöschenrode und Hasserode.
Sagen von der Mönchenlagerstätte, von der Himmelpforte, von Drübeck, Altenrode und Darlingerode.
Sagen von Veckenstedt, Wasserleben, Silstedt und Reddeber.
Sagen von Ilsenburg.
Sagen von Stapelburg und dem Scharfensteine.
Brockensagen.
Sagen von Schierke und Elend.
Sagen von Elbingerode und der Umgegend.
Sagen von Sorge und Vogtsfelde.
Sagen von Braunlage.
Sagen der Grafschaft Stolberg.
Unterharzische Sagen, H. Pröhle
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849603137
www.jazzybee-verlag.de
Frontcover: © Sweet Angel - Fotolia.com
Schriftsteller, geb. 4 Juni 1822 in Satuelle bei Neuhaldensleben, gest. 28. Mai 1895 in Steglitz bei Berlin, Sohn des durch die Schrift »Kirchliche Sitten« (Berl. 1858) bekannten Pfarrers Heinrich Andreas P. (gest. 1875 in Hornhausen bei Oschersleben), studierte in Halle und Berlin Geschichte und Philologie, beschäftigte sich hierauf einige Zeit journalistisch und wirkte seit 1859 als Lehrer an der Louisenstädtischen Realschule in Berlin. Er hat sich besonders durch seine Schriften zur Volkskunde des Harzes bekannt gemacht: »Aus dem Harz« (Leipz. 1851, 2. Aufl. 1857), »Harzsagen« (das. 1853–56, 2 Bde.; 2. Aufl. in 1 Bd., 1886), »Unterharzische Sagen« (Aschersl. 1856), »Erzählungen aus dem Harzgebirge« (Berl. 1862) u. a. Ferner veröffentlichte er: »Kinder- und Volksmärchen« (Leipz. 1853), »Deutsche Sagen« (Berl. 1863, 2. Aufl. 1879), »Die Reformationssagen« (das. 1867); die Biographien von Friedr. Ludw. Jahn (das. 1855; neu bearbeitet von Euler, Stuttg. 1878–80), Bürger (Leipz. 1856); »Der Pfarrer von Grünrode«, ein Lebensbild (das. 1852); »Gedichte« (das. 1859); »Feldgarben«, Beiträge zur Kirchen-, Literatur- und Kulturgeschichte (das. 1859); »Patriotische Erinnerungen« (Berl. 1874); »Neue Lieder aus Wittenberg gegen Rom« (Wittenb. 1875); »Friedrich d. Gr. und die deutsche Literatur« (2. Ausg., Berl. 1878); »Lessing, Wieland, Heinse, nach den handschriftlichen Quellen in Gleims Nachlaß« (das. 1877); »Heinrich Heine und der Harz« (Harzb. 1888); »Die Lehninische Weissagung« (Berl. 1888); »Abhandlungen über Goethe, Schiller, Bürger und einige ihrer Freunde« (Potsd. 1889). Auch gab er »Volkslieder und Volksschauspiele« (Aschersl. 1855) und Wielands Werke in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur« heraus.
Eine Sage istim allgemeinen alles, was gesagt und von Mund zu Mund weiter erzählt wird, also soviel wie Gerücht; im engeren Sinn eine im Volke mündlich fortgepflanzte Erzählung von irgendeiner Begebenheit. Knüpft sich die S. an geschichtliche Personen und Handlungen, indem sie die im Volke fortlebenden Erinnerungen an geschichtliche Zustände, Persönlichkeiten, dunkel gewordene Taten zu vollständigen Erzählungen ausbildet, so entsteht die geschichtliche S. und, sofern sie sich auf die alten Helden des Volkes erstreckt, die Heldensage; sind aber die Götter mit ihren Zuständen, Handlungen und Erlebnissen Gegenstand der S., so entsteht die Göttersage oder der Mythus (s. Mythologie) und auf dem Gebiet monotheistischer dogmatischer Religion die Legende (s. d.). Hastet die Erzählung an bestimmten Örtlichkeiten, so spricht man von örtlichen Sagen. Noch eine Sagengattung bildet endlich die Tiersage, die von dem Leben und Treiben der Tiere, und zwar fast ausschließlich der ungezähmten, berichtet, die man sich mit Sprache und Denkkraft ausgerüstet vorstellt. Ost hat sich um eine besonders bevorzugte Persönlichkeit, wie z. B. König Artus, Dietrich von Bern, Attila, Karl d. Gr. etc., und deren Umgebung eine ganze Menge von Sagen gelagert, die nach Ursprung und Inhalt sehr verschieden sein können, aber doch unter sich in Zusammenhang stehen, und es bilden sich dadurch Sagenkreise, wie deren im Mittelalter in germanischen wie romanischen Ländern mehrere bestanden und zahlreiche Epen hervorgerufen haben (vgl. Heldensage). Die echte S. erscheint somit als aus dem Drang des dichterischen Volksgeistes entsprungen. Wie alle Volkspoesie blüht sie am prächtigsten in der älteren Zeit, aber auch bei höherer Kultur verstummt sie nicht ganz; vielmehr ist der Volksgeist noch heute tätig, bedeutende Vorgänge und Persönlichkeiten mit dem Schmuck der S. zu umkleiden. Die Anknüpfung an ein gewisses Wirkliches ist hauptsächlich das Merkmal, das die S. vom Märchen (s. d.) unterscheidet. Wie das Märchen, liebt sie das Wunderbare und Übernatürliche, obwohl es ihr nicht unentbehrlich ist. Am häufigsten heftet sie sich an Burg- und Klosterruinen, an Quellen, Seen, an Klüfte, an Kreuzwege etc., und zwar findet sich ein und dieselbe S. nicht selten an mehreren Orten wieder. Um die Erhaltung der deutschen S. haben sich zuerst die Brüder Grimm verdient gemacht durch ihre reiche Sammlung: »Deutsche Sagen« (Berl. 1816–18, 2 Bde.; 3. Aufl. 1891). Nächst diesen sind die Sammlungen von A. Kuhn und Schwartz (»Norddeutsche Sagen«, Leipz. 1848), J. W. Wolf (»Deutsche Märchen und Sagen«, das. 1845), Panzer (»Bayrische Sagen«, Münch. 1848, 2 Bde.), Grässe (»Sagenbuch des preußischen Staats«, Glogau 1871) und Klee (Gütersloh 1885) als besonders reichhaltige Quellen zu nennen. Als Sammler von Sagen einzelner Länder, Gegenden und Örtlichkeiten waren außerdem zahlreiche Forscher tätig, so für Mecklenburg: Studemund (1851), Niederhöffer (1857) und Bartsch (1879); für Pommern und Rügen: U. Jahn (2. Aufl. 1890), Haas (Rügen 1899, Usedom u. Wollin 1903); für Schleswig-Holst ein: Müllenhoff (1845); für Niedersachsen: Harrys (1840), Schambach und Müller (1855); für Hamburg: Beneke (1854); für Lübeck: Deecke (1852); für Oldenburg: Strackerjan (1868); für den Harz: Pröhle (2. Aufl. 1886); für Mansfeld: Giebel hausen (1850); für Westfalen: Kuhn (1859) und Krüger (1845), Weddigen und Hartmann (1884); für die Altmark: Temme (1839); für Brandenburg: Kuhn (1843) und W. Schwartz (4. Aufl. 1903); für Sachsen: Grässe (1874) und A. Meiche (1903); für das Vogtland: Köhler (1867) und Eifel (1871); für das Erzgebirge: J. A. Köhler (1886); für die Lausitz: Haupt (1862) und Gander (1894); für Thüringen: Bechstein (1835, 1898), Börner (Orlagau, 1838), Sommer (1846), Wucke (Werragegend, 1864), Witzschel (1866), Richter (1877); für Schlesien. Kern (1867), Philo vom Walde (1333); für Ostpreußen etc.: Tettau (183f) und Reusch (Samland, 1863); für Posen: Knoop (1894); für den Rhein: Simrock (9. Aufl. 1883), Geib (3. Aufl. 1858), Kiefer (4. Aufl. 1876), Kurs (1881), Schell (Bergische S., 1897), Hessel (1904); für Luxemburg: Steffen (1853) und Warker (1894); für die Eifel: P. Stolz (1888); für Franken etc.: Bechstein (1842), Janssen (1852), Heerlein (Spessart, 2. Aufl. 1885), Enslin (Frankfurt 1856), Kaufmann (Mainz 1853); für Hessen: Kant (1846), Wolf (1853), Lynker (1854), Bindewald (1873), Hessler (1889); für Bayern: Maßmann (1831), Schöppner (1851–1853), v. Leoprechting (Lechrain, 1855), Schönwerth (Oberpfalz, 1858), Sepp (1876), Haushofer (1890); für Schwaben: Meier (1852) und Birlinger (1861–1862), Reiser (Algäu, 1895); für Baden: Baader (1851), Schönhut (1861–65), Waibel und Flamm (1899); für das Elsaß: August St ob er (1852, 1895), Lawert (1861), Hertz (1872); für die Niederlande: Wolf (1843), Welters (1875–76); für Rumänien: Schuller (1857); für die Schweiz: Rochholz (1856), Lütolf (1862), Herzog (1871, 1882); für Tirol. Meyer (2. Aufl. 1884), Zingerle (1859), Schneller (1867), Gleirscher (1878), Heyl (1897); für Vorarlberg: Vonbun (1847 u. 1890); für Österreich: Bechstein (1846), Gebhart (1862), Dreisauff (1879), Leed (Niederösterreich, 1892); für Mähren: Schüller (1888); für Kärnten: Rappold (1887); für Steiermark: Krainz (1880), Schlossar (1881); für Böhmen: Grohmann (1863), Gradl (Egerland, 1893); für die Alpen: Vernaleken (1858), Alpenburg (1861) und Zillner (Untersberg, 1861); für Siebenbürgen: Müller (2. Aufl. 1885), Haltrich (1885). Die Sagen Islands sammelten Maurer (1860) und Poestion (1884), der Norweger: Asbjörnson (deutsch 1881), der Südslawen: Krauß (1884), der Litauer: Langkusch (1879) und Veckenstedt (1883), der Esten: Jannsen (1888), der Lappländer: Poestion (1885), der Russen: Goldschmidt (1882), der Armenier: Chalatianz (1887), die der Indianer Amerikas: Amara George (1856), Knortz (1871), Boas (1895); indische Sagen Beyer (1871), japanische Brauns (1884), altfranzösische A. v. Keller (2. Aufl. 1876); deutsche Pflanzensagen Perger (1864), die deutschen Kaisersagen Falkenstein (1847), Nebelsagen Laistner (1879) etc. Die Sagen bilden mit den im Volk umlaufenden Märchen, Legenden, Sprichwörtern etc. den Inhalt der Volkskunde (s. d.), die seit neuerer Zeit Gegenstand reger wissenschaftlicher Forschung ist. Vgl. L. Bechstein, Mythe, S., Märe und Fabel im Leben und Bewußtsein des deutschen Volkes (Leipz. 1854, 3 Tle.); J. Braun, Die Naturgeschichte der S. (Münch. 1864–65, 2 Bde.); Uhland, Schriften zur Geschichte und S., Bd. 1 u. 7 (Stuttg. 1865–68); Henne am Rhyn, Die deutsche Volkssage im Verhältnis zu den Mythen aller Völker (2. Aufl., Wien 1879); v. Bayder, Die deutsche Philologie im Grundriß (Paderb. 1883); Paul, Grundriß der germanischen Philologie, Bd. 2, 1. Abt. (2. Aufl., Straßb. 1901) und die Bibliographie in der »Zeitschrift des Vereins für Volkskunde«; Grünbaum, Gesammelte Aufsätze zur Sprach- und Sagenkunde (Berl. 1901).
»Die volkssage will aber mit keuscher hand gelesen und gebrochen sein. wer sie hart angreift, dem wird sie die blätter krümmen und ihren eigensten duft vorenthalten. in ihr steckt ein solcher fund reicher entfaltung und blüte, dass er auch unvollständig mitgetheilt in seinem natürlichen schmuck genugthut, aber durch fremden zusatz gestört und beeinträchtigt wäre. wer diesen wagen wollte, müste, um keine blösse zu geben, in die unschuld der ganzen volkspoesie eingeweiht sein, wie der ein wort zu ersinnen ausgienge, in alle sprachgeheimnisse. aus elben elfen machen heisst unserer sprache gewalt thun; an farbe und gehalt der mythen selbst ist sich noch schonungsloser vergriffen worden. man meinte die volkssage zu überbieten, und ist immer hinter ihr geblieben; nicht einmal soll da, wo sie lückenhaft vortritt, eine ergänzung vorgenommen werden, die ihr wie alten trümmern neue tünche ansteht, und mit ein paar strichen schon ihren reiz verwischt. Ihre manigfaltigkeit in der einstimmung überrascht, an unerwarteter stelle spriessen verschönernde nebenzüge, doch nicht auf jedem boden geht sie üppig hervor und erzeigt sich streckenweise mager oder spröde; zumal belebt ist sie da, wo reime und formeln in ihr auftauchen. ergibigste ausbeute scheinen die samlungen zu gewähren, die mitten in einer sagenreichen landschaft sich erhebend aus ihr nach allen seiten sorgfältig schöpfen, ohne weit die grenze zu überschreiten; so hatten Otmars Harzsagen ein günstiges feld vor sich, das wol in gleich eingehaltner schranke nochmals durchzogen zu werden verdiente.«
Jacob Grimm am 28. April 1844.
Seit einer Reihe von Jahren sammle ich an den Ueberlieferungen des Harzes und habe dieselben niedergelegt in folgenden Schriften:
1) Aus dem Harze. Leipzig, Mendelssohn, 1851. 8. 120 und VIII S.
2) Kinder- und Volksmärchen. Ebenda 1853. 8. 254 und LII S. (Mit mythologischen Bemerkungen).
3) Harzsagen. Gesammelt auf dem Oberharze und in der übrigen Gegend von Harzeburg und Goslar bis zur Grafschaft Hohenstein und bis Nordhausen. Ebenda 1854. 8. 306 und XXXVIII S. (Mit Anmerkungen und mit mannigfachen Erörterungen im Vorwort).
4) Märchen für die Jugend. Mit einer Abhandlung für Lehrer und Erzieher. Halle, Buchhandlung des Waisenhauses. 1854. 8. 236 und XVI S. (Auch mit mythologischen Anmerkungen).
5) Weltliche und geistliche Volkslieder und Volksschauspiele. Mit einer Musikbeilage. Aschersleben, Focke. 1855. 8. 324. (Mit ausführlichen Anmerkungen).
6) Harzbilder. Sitten und Gebräuche aus dem Harzgebirge. Leipzig, F.A. Brockhaus. 1855. 8. 119 S.
Das zuletzt unter Nr. 6 genannte Büchlein enthält im Wesentlichen die Gebräuche des Oberharzes, zwar ohne mythologische Erläuterungen, jedoch in reiner, für den wissenschaftlichen Gebrauch bestimmter Auffassung.
Auch Nr. 3, die »Harzsagen« beschäftigen sich vorzugsweise mit dem Oberharze, und wie im Format, so schließen sich auch dem abgehandelten Gebiete nach die »Unterharzischen Sagen« streng an die »Harzsagen« an. Die vorliegenden unterharzischen Sagen behandeln die Gegend von der Roßtrappe an (deren allbekannte Sagen man eigentlich erst nach dem Zusammenhange, in welchem wir sie nun vorführen, beurtheilen kann), über den Brocken hin (dessen Sagen hier zum ersten Mal planmäßig gesammelt sind), bis zur Grafschaft Stolberg, von deren eben so schönen als alterthümlichen und reichlichen Sagen (ich verweise zur Begründung dieses Urtheils auf Nr. 401-405, 421, 427, 458) ich mich mit Ausnahme von Nr. 452, welche von mir selbst einer gedruckten Quelle entlehnt ist, niemals nur eine Andeutung gelesen zu haben erinnere. Ein drittes selbständiges Buch soll die Sagen des östlichen Harzes, vom Brocken bis zur Grafschaft Mansfeld enthalten. Auch die Kyffhäusersagen, von mir neu gesammelt, sollen ihm einverleibt werden, da Bechstein nur die gedruckten Quellen erschöpft, die mündliche Ueberlieferung aber allzugering bedacht hat. Meine auch für den östlichen Harz und den Kyffhäuserberg längst angelegten Sammlungen an den verschiedenen Orten so weit zu vervollständigen, daß auch für diesen ein Abschluß möglich war, hinderte mich in dem verflossenen Sommer so Manches, zum Glück war's nichts Böses, ich will aber hier nur den weit früher als ursprünglich bestimmt war unter meinen Augen in Wernigerode begonnenen Druck der unterharzischen Sagen selbst nennen, welcher allein schon größere Ausflüge durchaus nicht gestattete, sowie den bedeutenden Umfang, den die durch den Brocken und Ilsenburg so höchst wichtigen Sagen der Grafschaft Wernigerode in diesem Buche (S. 49 bis 140, 182, 188-193, 206, 208-211) erhielten, welchen zunächst immer noch gründlicher nachzuforschen nicht allein am Angenehmsten, sondern auch am Allergerathensten schien1.
Wie in jeder der oben unter Nr. 2-6 aufgeführten Schriften, so habe ich auch heute schon wieder die Ehre, eine diesmal ganz besonders zahlreiche Reihe von Gönnern dankbar namhaft zu machen, welche mich in der Arbeit gefördert haben: die Oberlehrer Kallenbach und Keßlin, der Lehrer Sievert vom Lyceum zu Wernigerode, Secretair Großhennig, Dr. Friedrich, Reg.-Rath Stiehler, sämmtlich zu Wernigerode; H. Krause zu Stade und Pastor Göroldt zu Aderstedt; sowie meine lieben Freunde den Gymnasiallehrer Gustav Forcke aus Wernigerode, den Kaufmann Gustav Adolf Leibrock, der einen musterhaften Fleiß auf die Geschichte seiner Vaterstadt Blankenburg verwendet und Stübeners Werk weit hinter sich lassen wird, und Dr. Gustav Schöne, der jetzt als Mitarbeiter der Pertz'schen Monumente von Halle nach Berlin geht.
Ueber die Einrichtung des vorliegenden Buches brauche ich mich nicht auszusprechen. Sie ist wesentlich die der »Harzsagen,« welche ich im Vorwort jenes Buches zu begründen suchte. Sie hat Billigung erfahren2 und gegen unsern guten J.W. Wolf3, der jede Sage gleich hastig nach dem mythologischen Gegenstande, nie nach dem Orte, schematisirt haben wollte, brauche ich sie nicht mehr zu vertheidigen. Ich kann ihm auch das ihm öffentlich versprochene Gesammtregister über alle meine bisherigen Sammlungen schuldig bleiben: denn seine vielgetreue Seele ist zu unsern Vätern eingegangen. – O, wie sollte ihm die deutsche Erde nicht leicht sein?
Die eigentliche Localliteratur habe ich wieder eben so gern als in den »Harzsagen,« hauptsächlich für die Anmerkungen, herbeigezogen4. Die neuere sogenannte Harzliteratur dagegen, welche für die Sommerfremden bestimmt ist, habe ich absichtlich unbenutzt gelassen, weil sie von Jahr zu Jahr abgeschmackter und lächerlicher wird. Dahin gehört auch die Literatur der bisherigen unterharzischen Sagen mit Ausschluß von Otmars Volkssagen5, deren Aufführung in den Harzsagen begonnen ist, welche fortzusetzen sich aber kaum der Mühe lohnen würde.
Mit Bedauern bemerke ich, daß die Vergleichung der vorliegenden Sagen mit denjenigen in Sammlungen aus andern deutschen Gebieten wiederum Manches zu wünschen übrig läßt. Allerdings ist für die ältere deutsche Sagenliteratur auch darauf gerechnet, daß der Leser, wenn er die diesmal von mir herbeigezogenen Stellen, z.B. in Jacob Grimms Mythologie und in den Harzsagen nachschlägt, durch die Citate die er dort abermals vorfindet, schon wieder viel weiter umschauen kann.
Das Material für die Forschung so reichlich als möglich zu geben war auch diesmal mein erstes Bestreben. Ich habe die Bausteine aber diesmal schon ungleich mehr behauen als in den Harzsagen.
Zunächst muß hier verwiesen werden auf die im Formate der unterharzischen Sagen gedruckte, meinem theuren Lehrer Jacob Grimm gewidmete Abhandlung:
»De Bructeri nominibus et de fabulis, quae ad eum montem pertinent.Wernigerodae, sumptibus et typis Bernhardi Angerstein.MDCCCLV.« 8. 48 p.
Sie schließt sich auf das Engste an die Abhandlungen des vorliegenden Buches an.
Von diesen wird namentlich Abhandlung C, welche da wir dies Vorwort abfassen schon fertig gedruckt ist die Untersuchungen über den Hirsch um ein Beträchtliches weiter führen. Wie über den Hirsch im stolbergischen Wappen, so habe ich auch über die Säule in demselben gesprochen, und könnte ich meine bisherige Ansicht auf folgende Weise zusammenfassen:
»Wenn die Säule nicht gar zu spät in das stolbergische Wappen aufgenommen wurde, so geschah es gewiß in einer Art und Weise, welche an die sächsische Säule erinnerte. Und zwar war diese letztere hauptsächlich aus den Kämpfen gegen die Thüringer noch im Gedächtniß. Hier knüpfte daher die gelehrte Sage von Otto de Columna an und erklärte für römisch, was man aus dem deutschen Alterthume nicht mehr verstand. Wie wenig sonstige Willkür dabei war, zeigt die bekannte Inschrift:
Stolberg ward fundirt
A.C.590
Wider die Thüringer aufgeführt.«
Allein nicht nur setzt diese Inschrift den Ursprung der Stadt Stolberg im Vergleich mit dem sonstigen ersten Vorkommen dieses Namens so früh, daß man an ihre Zuverlässigkeit durchaus nicht glauben kann, sondern auch an die äußere Zusammengehörigkeit der Säule mit dem Hirsche ist nicht mehr zu denken6. Erst im Anfang des 17. Jahrh. ist nach gütiger Mittheilung Sr. Erlaucht des Herrn Grafen Botho anfänglich auf Münzen, die Säule in das stolbergische Wappen gekommen, durch Beziehungen zu den Grafen von Henneberg, die sie angeblich auch von den Columna's führten, welche letzteren, die Columna's, fabelhaft bleiben. Es wäre nun noch möglich, die hennebergische Säule von der heidnischen Säule herzuleiten, doch darüber können wir bei völliger Unbekanntschaft mit der hennebergischen Geschichte nichts beweisen. Wir lassen also die Untersuchung über die Säule vorläufig fallen, bitten nach den eben gegebenen Nachträgen das Nöthige auf S. 197 und 198 zu berichtigen, dagegen das interessante Zusammentreffen schon jetzt zu beachten (S. 194 und 195), daß uns die Fabel von den Columna's gleich der Stelle Witekinds auf Schidungen hinweist. Wir können nur den Wunsch hinzufügen, daß es Sr. Erlaucht dem Herrn Grafen Botho, dem gediegenen Kenner der stolbergischen Geschichte, gefallen möge, seine genealogische Arbeit über seine Vorfahren bald zu veröffentlichen, welche ohne Zweifel ein monumentales Werk werden wird, das nach vielen Richtungen hin anderweiten Forschungen dienen würde. – Unsere Untersuchungen über den Hirsch thut die auffallende Jugend der Säule im stolbergischen Wappen natürlich keinen Eintrag. –
Schließlich bitte ich um freundliches Entgegenkommen und um schriftliche Zusendungen für die Sagen des östlichen Harzes, vom Selkethale bis zur Grafschaft Mansfeld, einschließlich von Questenberg, der Rothenburg, dem Kuffhäuser und Sangerhausen.
Wernigerode, um Michaelis 1855.
Heinrich Pröhle.
Fußnoten
1 Die Sagen der Stadt Wernigerode selbst sind zwar für die Alterthumskunde nicht so wichtig, als die der Stadt Stolberg, jedoch in poetischer Hinsicht zum Theil ganz vortrefflich. Ich verweise auf Nr. 166, 167, 168, 176.
2 Siehe literar. Centralblatt von 1854, Nr. 18.
3 Siehe die Anzeige der »Harzsagen« in seiner Zeitschrift II, 2, S. 119 und 120.
4 S. 216, am Schlusse der Anm. über die Baumannshöhle ist Geiger ein Druckfehler und dafür zu lesen Görges. Es ist der bekannte Postsecretair gemeint, der sich im Lande Braunschweig dilletantisch um die antiquarischen Local-Forschungen bekümmert hat, die im Ganzen dort sehr darniederzuliegen und jetzt auch an der Wolfenbüttler Bibliothek durchaus keinen Anhalt mehr zu haben scheinen.
5 Dieselben sind schon charakterisirt Harzsagen, Vorwort S. XVII-XX. Eine Abhandlung über den Verfasser selbst soll bald erscheinen, als weiterer Vorläufer einer Arbeit über Gleim und seine Freunde, in Betreff deren ich mich schon 1849 oder früher wegen der dem Domgymnasium zu Halberstadt in Verwahrung gegebenen Gleimschen Papiere an meinen verehrten Lehrer, den Director Theodor Schmid gewendet, auch am gestrigen Tage, während der Wahl eines Abgeordneten für die 2. Kammer nochmals die gütige Zusicherung erhalten habe, daß sie mir zur Bearbeitung anvertraut werden sollen.
6 Die von Prof. Günther Förstermann erwähnte und einigermaßen begünstigte Ansicht, der wir nicht beistimmen zu können glaubten (s. S. 196), beruht auf einem einfachen Irrthume.
Schon vor den Zwergen, sagt man in Thale, gingen die Hünen im Bodegebirge, zogen auf die Jagd und aßen viel Fleisch. Einst führten sie einen Krieg gegen Oestreich, nahmen das Lager in Abwesenheit der Oestreicher, fanden dort viel Wein und tranken sich davon voll, wurden aber von den rückkehrenden Oestreichern berauscht gefunden und getödtet. Endlich tödteten alle noch übrigen Hünen ihre Kinder und sich selbst.
Nach den Zwergen, sagt man umgekehrt in Quedlinburg, fanden sich Riesen an, oder auch die Zwerge wurden von den Riesen vertrieben. Die Riesen trugen Eisenstäbe, sagt man in Thale.
Behrens in der Hercynia curiosa berichtet als Volkssage aus dem Bodethale, »wie vor Alters ein König auff den da herum gelegenen alten Schlössern gewohnet, der eine sehr schöne Tochter gehabt, welche einesmahls ein Verliebter durch Hülffe der schwarzen Kunst auff einem Pferde entführen wollen, wobey es sich zugetragen, daß das Pferd mit einem Fuße auf den Felsen gesprungen, und mit dem Huff-Eisen dieses Wahr-Zeichen eingeschlagen habe.« Behrens erzählt die Sage auch folgendermaßen: »Sonst ist in diesem Flusse [der Bode] unter dem Roß-Trapp ein tieffes und fast unergründliches Loch vorhanden, welches von denen Einwohnern der Creful genennet wird, und erzehlet von demselben der gemeine Mann: wie vormahls eines Hünen-Königes Tochter eine Wette angestellet habe, mit ihrem Pferde an gedachtem Orte dreymahl von einem Felsen zum andern zu springen, welches sie zweymahl glücklich verrichtet hätte, zum drittenmahl aber sey das Roß rückwerts übergeschlagen, und mit ihr in den Creful gestürtzet, worinnen sie sich auch noch befinde, massen solche einesmahls von einem Täucher, einigen zu Gefallen, um ein Trinckgeld so weit ausser Wasser gebracht worden, daß man etwas von der Crone sehen können; als aber derselbe solches zum drittenmahl thun sollen, hätte er anfänglich nicht daran gewolt, endlich aber dasselbe gewaget, und dabey vermeldet: daß, wenn aus dem Wasser ein Blut-Strahle aufstiege, er alsdenn von der Jungfer umgebracht seyn würde, und die Zuschauer geschwinde davon eilen möchten, sonst sie ebenfalls in Lebensgefahr kämen, welches alles denn vor besagter massen erfolget sey.«
Mündlich wird jetzt die Sage vom Roßtrappfelsen auf vielerlei Art erzählt. Man berichtet, eine Prinzessin sei von 7 Brüdern verfolgt und habe ein verwünschtes Pferd geritten, das sie über den Abgrund geführt und seinen Huf in den Felsen eingeschlagen habe. Die Prinzessin selbst sitze aber jetzt im Bodekessel, der keinen Grund hat, weil er verwünscht ist. Die Krone habe sie während des Sprunges zu Roß verloren und sie sei in den Kronensumpf, Chresol oder »Cranal« gefallen. Dort habe eine Wassernixe sie gesucht, aber nicht gefunden und sei nicht wieder zum Vorschein gekommen. Nach einigen Erzählungen liegt in diesem Sumpfe ein Bär und ein Löwe, auch ein Drache soll sich dort befinden. In einer gedruckten Quelle, in Krieger's »Bodethälern,« wird gesagt, daß eine große Wassernixe die Krone bewacht, und wer sie haben will, muß mit ihr kämpfen. Neben dem Kronensumpfe liegt das Mucksool.
Es wird auch erzählt, der älteste, größte und dickste von den Brüdern sei der große Christoph, der sitze jetzt versteinert im großen Probststuhle unter der Roßtrappe, wo er einen großen Hund bei sich sitzen habe. Andre sagen, der große Christoph sitze mit den 7 Brüdern über dem Kronensumpfe.
Bei Thale ist das Bärensdorf mit vielen Schätzen untergegangen. An der Stelle, wo es stand, befinden sich mehr Güter in als über der Erde.
Auf dem Kirchberge im Bärensdorf hat eine Kirche gestanden. In diesem Orte gab es Löwen und Bären, welche die kleinen Kinder aus der »Pujje« (Wiege) holten. Zuletzt wurden die Bären in's Feuer geworfen.
Im Umkreise des ehemaligen Dorfes Bärensdorf liegt am Eingange des linken Bodeufers die »fahle Hölle.«
Unter der Teufelsbrücke liegt ein stiller Sumpf. Von diesem sagt man den Kindern, daß darin eine warme Stube sei, worin sie vor der Geburt von der Kindermutter beaufsichtigt würden. In einem stillen Sumpfe im Bodethale hat auch der Teufel gelärmt, als ein Forstbeamter auf das Floßholz trat, das gerade darüber lag.
Andre sagen in Thale, die Kinder würden aus dem Warnstedt'schen Teiche gezogen und kämen von den »Ütschen« (Fröschen), welche eben so schrieen wie sie.
Unweit Thale, da wo jetzt die Fabrik steht, liegen die sogenannten Siebensprünge. Dicht neben denselben sollen sich heidnische Grabstätten finden.
Einst verlangten sieben Prinzen nach den Schätzen der Prinzessin, deren Roß seinen Huf in den Roßtrappfelsen eingrub. Sie wurden aber bei ihrem gefährlichen Unternehmen von sieben Riesen getödtet. Als sie begraben waren, kamen sieben Prinzessinnen, ihre Geliebten, daher, warfen sich auf ihre Gräber und weinten sich zu Tode, da wo jetzt die Siebensprünge sind, denn diese entstanden gleichsam von ihren Thränen. Auch sieben Birnbäume pflanzten die Prinzessinnen auf die Stelle.
Julius Bernhard von Rohr sagt in seinem 1736 erschienenen Vor- oder Unterharze bei dem Dorfe Thale: »In denen ehemaligen Zeiten soll ein Jungfrauen-Closter, welches Winethahusen geheißen, und in die Halberstädtische Diöces gehört, hier gewesen sein. Ob man zwar vorgiebt, daß selbiges als das erste in hiesiger Gegend zu Ehren der heiligen Pusinnä gestiftet und von Kayser Ottonis des Ersten Tochter Mathildis aufgerichtet worden, so bleibt doch die Historie dieser Stiftung sehr ungewiß. Im zehnten Seculo soll dieses Closter auf Befehl Kaysers Ottonis nebst allen seinen ihm zugehörigen Stücken dem neuen Quedlinburger Canonissin-Stifft mit einverleibt seyn.« Herr v. Rohr gedenkt auch des Steins auf dem jetzigen v. Busche'schen Gute, der noch von dem ehemaligen Kloster herrühren solle.
Wir haben von diesem Steine Folgendes mündlich erfahren. Von ihm hängt das Heil des Gutes ab, besonders wegen der Viehzucht. Als man ihn einst vom ehemaligen Klosterhofe entfernen wollte, konnten ihn acht Pferde nicht bis an den Mühlgraben ziehen. Als er aber doch fort war, starb alles Vieh. Ueberhaupt hatte man während seiner Abwesenheit keine Ruhe auf dem Amte. Da man beschloß, den Stein wieder auf's Amt zu holen, konnte ihn ein einziges Pferd in Galopp dahin bringen. Seitdem ist er im Taubenpfeiler eingemauert.
Wenn ein Stück Vieh über den Stein ging, war es am andern Morgen todt.
Einst wusch ein Mädchen vom Amte sein Zeug und klopfte es auf dem Stein. Da ward ihr hinten der Rock aufgehoben und zur Strafe wurde sie von unsichtbarer Hand hinten geklopft. Auch vor's Bett kam der Spuk dem Mädchen und schlug es.
Der Mönchenstein hat seinen Namen von einem Mönch, der sich immer mit einer Bärenhaut auskleidete und der nahe am Brunnen auf dem Amthofe auch abgebildet stehen soll. Dagegen zeigt sich auf dem andern Gute in Thale eine weiße Frau.
Am Donnerstag und Freitag war der Spuk im Kloster am Aergsten, besonders im Fohlenstalle. Einst war ein Hund verschwunden, der flog nachher aus dem Klosterthurme heraus.
Der Linde am Bodekessel gegenüber wohnt, wie auch in Kriegers »Bodethälern« erwähnt wird, in einer Felsschlucht ein Zwerg, der in der Nacht heilende Blumen und Kräuter oder Wurzeln bündelweise hinlegt, wenn Jemand ihn zwölf Stunde vorher um Hülfe anfleht.
Zu Pfingsten ertrinkt jedesmal ein Kind an der obern Mühle bei Thale, wenn nicht ein Huhn, ein Hund oder eine Katze hineingeworfen wird.
In Quedlinburg warnt man die Kinder vor dem Nickelmann in dem Arm der Bode, der als Mühlgraben durch die Stadt fließt, damit sie nicht an's Wasser gehen. Auch sagt man, der Nickelmann fordere jährlich ein Opfer.
Bei Thale sieht man die Nixen, wie sie sich die Haare auskämmen auf den Weidenbäumen, und Wassermänner schütteln dort die Fischreusen aus.
Zwischen Hordorf und Krottorf (Kreis Oschersleben) in der Bode wohnen Nickelmänner. Bei hellem Sonnenschein sehen die Fischer sie auf den Weiden am Ufer sitzen und sich sonnen. Einst kam ein Nickelmann zu einem Fischer in Krottorf und gab sich bei ihm in Dienst. Als Lohn verlangte er nichts als täglich zwei Pfund Fleisch zu essen, sagte auch, daß er Streit habe mit seinem Bruder und von dem Fleische stark werden wolle, ihn zu überwinden. Da er nun meinte, stark genug zu sein, kehrte er ins Wasser zurück und dabei sagte er dem Fischer: Wenn das Wasser grün würde, so solle er fliehen, denn dann hätte sein Bruder gesiegt; wenn es aber bräunlich würde, so hätte er selbst gesiegt. – Der Fischer hatte die Netze immer voll gehabt, so lange der Nickelmann bei ihm gedient.
Im Thalischen Kirchenberge, der neben Bärensdorf liegt und auf dem sich ein runder Hügel befindet, hauste der Zwergkönig Ewaldus. Man sagt auch, daß sich auf dem Kirchenberge ein »Mönch« zeige.
Die Zwerge hielten sich bei Thale in den Höhlen auf. Man erzählt von ihnen die auch aus andern Orten bekannten Geschichten vom Abfressen der Erbsenfelder und Verleihen des Geschirres. Wer Geschirr leihen wollte, brauchte blos hinzugehen und zu rufen, so stand es auf seinem Tische. Besonders oft holten die Zwerge auch den eingefäuerten Brodteig fort.
In der Zwergkuhle bei Quedlinburg wohnten Zwerge. Von ihnen liehen die Leute, die auf dem Münzenberge wohnten, Geschirr zu Kindtaufen. Hinter einen Mann Namens Gödecke rief einst, als er nach Hause ging, eine Stimme her: »Gödecke! Gödecke! sech mal vor Fredecken, sien Kind wolle starben!« Als Gödecke nach Haus kam, sagte er zu seiner Frau: »Frue, allewiele is mik en artigen Spaß passirt. Röpt einer hinder mik dorch: ›Gödecke, Gödecke, sech mal vor Fredecken, sien Kind wolle starben!‹« Da ertönte eine Stimme: »Verfluchter Gödecke, warum häwwe je kein Soolt in Surdeich edan!« Dies war die Stimme des Zwergs Fredecke, der seinem Kinde von Gödecke's Brode gegeben hatte. Als die Leute kein Salz in den Sauerteig thaten, wurden die Zwerge krank.
Am Lindenberge bei Thale war eine Mahleiche. Ein Ritter entführte ein Mädchen und wurde von den Verfolgern erstochen. Die Entführte pflanzte diese Eiche auf seine Grabstätte. Sie zeichnete sich durch ihre Stärke vor allen Bäumen aus, wurde aber roher Weise bei der Gemeinetheilung abgehackt.
In den Bergwerken und Hütten in der Nähe des Brockens zeigen sich die Nahrungsgeister. Dies sind Zwerge und wo sie erscheinen, hat der Berg- und Hüttemann viel Glück und reichliches Eisen, auch helfen sie dem Hüttemann schmieden.
Die Hütte von Alten-Brak stand früher auf der Riesenswiese, wurde aber von den Zwergen dort zerstört und an einer andern Stelle wieder aufgebaut. In die alte Hütte kamen die Zwerge, aßen und tranken und wärmten sich am Hüttenofen. Die Hammerschmiede aber beschabernackten sie, warfen mit glühendem Kram hinter ihnen durch und schmissen einem Zwerge ein Bein ab. Am andern Abende trug dieser Zwerg das Bein auf seiner Schulter und sagte: dies wäre das alte Brak (brache, wüste Stelle) und sollte es auch bleiben. Seitdem ging Alles verkehrt und jetzt sind Schlangen auf den Brinken.
Andere erzählen folgendermaßen: Weil die Zwerge so viel Glück brachten, wollten die Hüttenleute dem Zwergkönige eine besondere Freude machen und setzten ihm ein paar Stiefel hin. Die nahm er und kam nicht wieder. (So wurde auch zu Alten-Brak erzählt, daß zu Ilsenburg die Zwerge immer Eisen in die Schmiede gebracht hätten. Auch sagten ihnen die Schmiede des Abends, was sie fertig machen sollten, und am Morgen war es gethan, denn die Zwerge schmiedeten rastlos des Nachts. Zuletzt bekamen sie ein paar Stiefeln und dann erschienen sie nicht wieder. Man sagt auch, wenn jemand entlassen werden soll: Der bekommt bald ein paar Schuh.)
Die Zwerge von Alten-Brak zogen sich zurück in das Lange'sche Gebirge an der Lupbode und tauschten dem Langeschen Amtmann ein Kind um.
Bei der Ludwigs-Hütte (Alten-Brak) liegt die Schönburg, auf dieser befindet sich ein Brunnen und darin ein Kessel mit Schätzen. Wer Nachts zwischen 11 und 12 hinkommt, kann ihn heben. Wenn man aber bei der Hebung des Kessels spricht, so versinkt er wieder.
Auch eine Kegelbahn mit goldnen Kegeln ist auf der Schönburg gewesen. Einst war ein Köhlerpferd verschwunden und der Köhlerjunge sollte es suchen. Dabei kam er auf die Schönburg und sah die Gesellschaft auf der Kegelbahn. Sie forderte ihn auf, die Kegel aufzustellen und versprach ihm, daß sein Pferd wieder da sein solle, wenn er es thäte. Außerdem aber gab sie ihm zur Belohnung den Kegelkönig. Den warf er in den Busch, als er aber nachher davon erzählte, ward er aufgefordert, ihn zu holen. Er fand ihn auch und der Kegelkönig war von Gold, wiewohl er doch früher nicht dies Aussehen gehabt hatte. Jetzt wurde auf der Schönburg auch nach den andern Kegeln gesucht, doch waren sie nicht mehr vorhanden.
Das Osterfeuer von Alten-Brak wurde früher auf der Schönburg gehalten. Man verbrannte dabei Buchenhecke (Buchenreisig). Einst tanzte man um's Feuer, da sah man auch Geister um das nämliche Feuer tanzen, welche sogar die Menschen mit Steinen warfen. Seitdem ward das Osterfeuer auf einer andern Stelle gehalten. – Auch Osterwasser wird in Alten-Brak eifrig geholt und man sagt, es halte siebenerlei Krankheiten ab.
Am Hasenteiche bei Alten-Brak hat auch ein Schloß gestanden. Dort bellt ein Hund und ein Reiter sprengt von da nach der Schönburg.
Am Hasenteiche ließen sich sieben Jungfern sehen, und von ihnen trug eine ein Bund Schlüssel. Diese zu fragen, was ihr Begehr wäre, ging man in der Johannisnacht aus und fand sie weiß gekleidet.
Zu Alten-Brak sagt man, daß die kleinen Kinder im Hasenteiche sitzen.
An der Spükeiche erschien ein Mann und eine Frau besonders dem Bäcker von der Treseburg.
Auf der Woistenkirche, über den kleinen Stein bei Rübeland weg, zeigt sich ein Ziegenbock und verfolgt die Leute.
Ueber Rübeland bei der alten Burg liegt über der tiefen Sitte (dem tiefen Bruche) die Hundekirche, von der ein Mann in Rübeland sagte, daß sie eine heidnische Kirche gewesen sei. Dort leitete ein schwarzer Mann die Menschen irre.
Von der Rapbode im Moorthale bis zur alten Burg spukt der schwarze Mann und zeigt sich unter andern den Hirten. Dort sind einst zwei Tabuletkrämer von zwei Soldaten erschlagen.
Mittags zwischen 11 und 12 Uhr zeigt sich auf der alten Burg bei Rübeland eine weiße Jungfer. Zuweilen winkt sie. Auch sieht man es auf der alten Burg brennen, weil dort ein Schatz steht.
Im Rübeland nennt man die Nahrungsgeister gewöhnlich Hüttenkobolde und sagt, daß diese Feuerklumpen gewesen seien. Wenn der Nahrungsgeist des Nachts in der Hütte arbeitete, so kam Bestellung. Auch ließ sich ein weißes Kaninchen sehen, wenn Bestellung kam.
Die Hüttenkobolde arbeiteten in den Feierstunden der Hüttenleute. Sie hatten dicke Köpfe. Einst ließ man einem Hüttenkobolde aus Dankbarkeit einen grauen Rock machen, und gab ihm ein paar Schuhe. Da sagte er: jetzt müsse er fort, die Schuhe wären sein Laufpaß.
Von der Baumannshöhle erzählt G.H. Behrens in der Hercynia curiosa, »daß ein gewisser feiner Mann, welcher nicht gar weit von der Höle gewohnet, und dieselbe denen curiösen Reisenden auff ihr Verlangen gezeiget, sich einesmahls habe gefallen lassen, gantz alleine ohne einige Gefährten mit brennenden Lichtern, wie gebräuchlich, in die Höle zu steigen, um darinnen eines und das andere noch weiter zu erkundigen, nachdem demselben aber die Lichter in währender Durchsuchung der Höle eines nach dem andern verloschen, und er zu seinem Unglück das mitgehabte Feuerzeug nicht finden können, habe er sich vergebens bemühet, die Ausfahrt wieder anzutreffen, derowegen er darinnen drey gantze Tage und Nacht ohne Speise und Tranck zugebracht, im Finstern herum getappet, und so lange in der Irre gewandert, biß ihm endlich ein Engel in Gestalt eines brennenden Lichtes oder Feuers erschienen, und denselben aus der Höle geführet; als er nun also wunderlich errettet worden, und unverhofft wieder aus derselben an das Tageslicht kommen, habe er solches erzehlet, aber nur drey Tage darauff noch gelebet, und sey hernach gestorben. Ebener massen berichtet Eckstormius, wie in denen Eisen-Hütten bey dem Rübelande ein armer gemeiner und seinen seeligen Eltern bekannter Mann sich auffgehalten, welcher einesmahls, als die Höle noch offen gestanden, und mit keiner verschlossenen Thür verwahret gewesen, sich unterstanden, gantz alleine vor sich in die Höle zu kriechen, habe sich aber aus denen Klüfften nicht wieder finden können, weilen er kein brennendes Licht mit sich genommen, derohalben er acht Tage lang mit Herumwandern daselbst zubringen müssen, biß er endlich durch Gottes sonderbahre Hülffe hinwieder an des Tages Licht gelanget, und nach dem noch eine Zeit lang gelebet; in diesen acht Tagen aber habe er vor grosser Furcht und Schrecken gantz Eis-graue Haare bekommen; weilen derselbe durch viele Gespenster, wie er erzehlet, auff mancherley Art geplaget worden, denn es hätten etliche derselben ihn angegriffen, eines Diebstahls beschuldiget, und deswegen auffzuhengen befohlen; wenn er nun dieser loß gewesen, sey er von andern eines Todtschlages bezüchtigt, und daher zum Schwerdt verdammet worden; noch andere hätten ihn auff eine andere Weise gequälet und gepeiniget, auff welche Art es kein Wunder gewesen, daß der Mann nicht aus Angst verzweiffelt wäre; wie denn auch ebenfalls es keine unmügliche Sache ist, daß er dieserwegen grau geworden.«
Behrens berichtet auch folgendes: »Sonst erzehlet der gemeine Mann ausser demjenigen, was allbereit von mir ist angeführet worden, noch unterschiedene Dinge von der Baumannshöle, welche mit der Wahrheit nicht gar wohl überein zu kommen, und deswegen ziemlich fabelhafft zu seyn scheinen, doch ist hierunter meines Erachtens dasjenige nicht zu rechnen, was offt gedachter Eckstormius in seiner Epistel auch unter andern anführet: wie nemlich öffters Leuthe durch Wunderseltsame Träume gleichsam bezaubert worden, als wenn Schätze in dieser Höle verborgen wären, derowegen sie hinein gekrochen, um selbige zu suchen und zu heben; nachdem nun dieselben unverrichteter Sache wieder heraus kommen, sey von ihnen erzehlet worden, wie sie zwar grosse eiserne Schatz-Kästen darinnen angetroffen, hätten aber nicht darzu gelangen können, weilen darauff sehr grosse schwartze Hunde gelegen gewesen, welche dieselben verwahret gehabt.«
D.