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Mit zwei Geschichten, in denen Katzen eine nicht ganz unbedeutende Rolle spielen, bedanken wir uns bei unseren Lesern.
Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen und einen schönen Valentinstag.
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Da war das Geräusch wieder. Das gehörte definitiv nicht zur Musik.
Irritiert hob Laurens den linken Kopfhörer an und lauschte. Auf dem anderen Ohr sang ihm Freddie Mercury weiterhin „I want to break free“ vor. Während er an seinen Übersetzungen saß, hörte er liebend gerne Queen. Seine Playlist beinhaltete alle Alben und er kannte jedes Stück auswendig. Seit er hauptberuflich als Übersetzer für Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch tätig war, arbeitete er von zu Hause aus. Er hatte das Glück, als freier Mitarbeiter einer großen Internetfirma tätig zu sein. Musik war die beste Abschottung gegen störende Geräusche.
Da. Schon wieder.
War das etwa ein weinendes Kind? Die Wände im Wohnhaus waren nicht gerade dick, aber zum einen wohnten neben, über und unter ihm nur Mieter ohne Kleinkind und zum anderen kam das eher von draußen. Vom Balkon?
Ziemlich unmöglich, er wohnte schließlich im zweiten Stock.
Da, wieder erklang es. Ein klagendes Geräusch, eher wie ein … Maunzen? Eine Katze? Hier?
Irritiert streifte er den Kopfhörer ganz ab, drückte die Pausentaste und erhob sich. Nun gesellte sich auch ein leises Kratzen dazu. Und das kam eindeutig von seinem Balkon. Aber wie sollte denn eine Katze dorthin gelangt sein? Das war zu hoch. Seine direkten Nachbarn hatten definitiv keine Katze, die Siemers nebenan besaßen lediglich ein Kanarienvogelpärchen, das im Sommer in ihrem Käfig auf dem Balkon nebenan zwitscherte.
Leicht verunsichert schaute er durch das Fenster. Da war nichts. Der Balkon sah leer und reichlich kahl aus. Im November hatte es noch ein paar warme Tage gegeben, in denen er draußen gesessen und gearbeitet hatte. Jetzt im Januar trank er höchstens die erste Tasse Kaffee draußen, wenn das Thermometer um die null Grad anzeigte. Aktuell waren es minus sechs. Viel zu kalt.
Gerade als Laurens die Hand an die Türklinke legte, sprang ein heller Schemen seitlich auf das Fensterbrett und er fuhr mit einem überraschten Laut zurück. Große, gelbe Augen starrten ihn reichlich vorwurfsvoll aus einem plüschigen Katzengesicht mit rosafarbener Nase an und ein sehr lautes, äußerst ungehalten klingendes Maunzen entrang sich dem Maul. Wahrhaftig eine Katze und was für ein Prachtexemplar.
Stirnrunzelnd näherte Laurens sich, öffnete die Balkontür und wurde beinahe umgerannt, als das beige-weiße Fellbündel auch schon an ihm vorbei in die Wohnung schoss und auf seinen Schreibtischstuhl sprang.
„Holla, wo kommst du denn her?“, stieß Laurens perplex hervor und schloss hastig die Tür, denn mit der Katze war ein Schwall eisiger Luft hereingekommen und er trug keine Socken oder Hausschuhe. Zur Antwort bekam er ein helles Purren. Die Katze drapierte elegant ihren langen, buschigen Schwanz um die Füße und musterte ihn eingehend.
Sicherlich war das eine Rassekatze. Dieses dichte Langhaar in wunderschönem Beige, die großen Ohren mit der Andeutung von Pinseln mit weißen Haaren wiesen nur zu deutlich daraufhin. Kein Perser, keine eingedrückte Nase. Und diese entzückenden großen Tatzen.
„Wie bist du denn auf meinen Balkon gekommen? Wo kommst du nur her?“ Grübelnd rieb sich Laurens über das stoppelige Kinn. Ein weiteres, eher fragendes Purren und der unerwartete Katzengast legte den großen Kopf leicht schief. „Und was mache ich jetzt mir dir?“
Das war eine gute Frage. Sollte er mal bei den Nachbarn klingeln, ob jemand eine Katze vermisste? Es war gerade mal elf Uhr, die meisten waren sicher arbeiten.
„Okay, ich werde schon rausfinden, wo du hingehörst.“ Entschlossen ging Laurens zum Schlafzimmer, um sich Socken und Schuhe zu holen. Vielleicht sollte er auch besser ein frisches T-Shirt und einen sauberen Pullover anziehen. Er hatte gestern bis spät in die Nacht gearbeitet, und da er heute nicht rausmusste und niemanden erwartete, hatte er sich den Luxus von etwas Schlampigkeit gegönnt. Seit sein Ex vor einem Jahr ausgezogen war, genoss er solche Schludrigkeiten, denn Johan war ein Aufräum- und Reinlichkeitsfanatiker gewesen, unter dessen übertriebenem Putzzwang er durchaus etwas gelitten hatte.
Sie waren immerhin zwei Jahre zusammen gewesen, ehe sie in eine gemeinsame Wohnung zogen. Allerdings hatten weitere zwei Jahre dann auch gereicht, um sich auseinanderzuleben und sich im Guten voneinander zu trennen. Obwohl Laurens das Singleleben durchaus genoss, fehlte ihm die körperliche Nähe, und das bezog sich nicht nur auf den Sex. Den konnte er notfalls auch woanders bekommen, aber er war einer der wenigen Typen, die gerne kuschelten, die Körperkontakt bei jeder Gelegenheit liebten. Jobbedingt ergaben sich da allerdings nicht so viele Kontaktmöglichkeiten und wenn er sich mal zu GayRomeo verirrte, dann bekam er meist nur mehr als eindeutige Anfragen.
Das lag sicherlich daran, dass er nicht einmal schlecht aussah und mit den kurzen, hellbraunen Haaren, den Sommersprossen auf Nase und Wangen und der Andeutung von Grübchen jünger wirkte, als er mit sechsundzwanzig war.
Laurens’ flauschiger Gast maunzte ihn erneut an und impulsiv kniete er sich vor den Stuhl und streichelte das weiche Fell. Als Kind hatten sie daheim eine Katze gehabt, einen echten Kampfkater, der sich gelegentlich gönnerisch hatte kraulen lassen, ehe er mit Krallen und Zähnen klarmachte, dass es genug war. Diese Katze hier schien anders drauf zu sein, denn sie schnurrte sofort unter den zaghaften Berührungen, strich sich an seinen Fingern, schien die Zuwendung zu genießen und rollte sich sogleich auf den Rücken.
Wow, das dichte Fell war seidenweich, das musste eine Rassenkatze sein. Vielleicht eine Maine Coon? Dieses Exemplar wirkte jedoch nicht besonders groß. Oder war sie noch jung? In jedem Fall trug die Katze kein Halsband, keine Möglichkeit, ihren Besitzer ausfindig zu machen. Ah, und es war eindeutig ein Kater, wenngleich kastriert. Mein Beileid, dachte Laurens belustigt.
„Tja, ich würde ja gerne noch länger mit dir schmusen, aber ich denke mal, ich klingel die Nachbarn durch, ob jemand dich bereits vermisst, okay? Kannst du so lange alleine hierbleiben, ohne was anzustellen?“ Noch ein Purren zauberte ein Schmunzeln auf Laurens’ Lippen. Das war wirklich süß, als ob sein Katzengast wirklich mit ihm reden würde.
Vorsichtig entzog er seine Hand, erhob sich und ging in Gedanken den Inhalt des Kühlschranks nach einer katzengeeigneten Zwischenmahlzeit durch. Wenn er ihm etwas zu fressen gab, blieb er wohl erst mal ruhig, solange er fort war.
„Ich hätte noch etwas Bacon. Den wollte ich zwar morgen essen, aber …“ Sein Katzengast schaffte es tatsächlich, die nicht vorhandenen Augenbrauen erwartungsvoll anzuheben und Laurens musste lachen. „Okay. Du bekommst den Bacon und ich gehe deine Besitzer suchen. Deal?“ Ein weiteres Purren war die Antwort. Mit wahrer Begeisterung stürzte sich der Kater auf das Angebot und Laurens nutzte die Gelegenheit, sich rasch aus der Tür zu schleichen.
Erfolglos klingelte er an den beiden Türen auf seinem Stockwerk, probierte es über sich und danach unter sich, wo ihm immerhin ein mürrischer älterer Herr öffnete, allerdings verneinte, Katzenbesitzer zu sein. Gut, das war dann also ein Reinfall. Nachdenklich ging Laurens zurück, wurde von einem kläglich empörten Miauen empfangen, kaum dass er die Tür öffnete.