Vegan vs. Barf - Andrea Kleist - E-Book

Vegan vs. Barf E-Book

Andrea Kleist

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Beschreibung

Die Ernährung von Hunden steht heute mehr denn je im Fokus des Interesses und öffentlicher Diskussionen. Während das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der menschlichen Ernährung wächst, stellt sich dahingehend immer mehr die Frage, welche Ernährungsform für Hunde in der heutigen Zeit geeignet und vertretbar ist. Mit der BARF-Fütterung ist der Trend zu frischen Lebensmitteln für Hunde wieder populär geworden und immer mehr Menschen haben den Wunsch, die Rationen ihrer Hunde individuell zusammenzustellen und ihnen die bestmögliche Ernährung zu bieten. In diesem Zusammenhang ist in den letzten Jahren auch das Interesse an der veganen Hundeernährung gestiegen und scheint sich immer mehr als eine gesunde und umweltschonende Fütterungsalternative zu etablieren. Doch wie sicher und gesund ist eine pflanzliche Fütterung für Hunde wirklich? Dieses Buch taucht tief in die wissenschaftliche Forschung zum Thema vegane Hundeernährung ein, stellt sie der BARF-Methode gegenüber und hinterfragt kritisch gängige Vorurteile und Annahmen. Dabei werden nicht nur Fakten geliefert, sondern auch praktische Anleitungen und Tipps für alle, die sich für eine pflanzliche Ernährung von Hunden interessieren. Das Ergebnis: Eine sachliche, undogmatische Gegenüberstellung beider Ernährungsformen, die zeigt, dass eine gut geplante vegane Hundeernährung nicht nur möglich, sondern auch eine überzeugende Alternative zu gängigen Fütterungsformen sein kann. Ein unverzichtbarer Leitfaden für Hundebesitzer, Tierärzte und alle, die sich mit der nachhaltigen Ernährung von Hunden auseinandersetzen möchten.

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Inhaltsverzeichnis

1. Vom Wolf zum Hund

Veränderte Ernährungsgewohnheiten von Hunden

Das Darmmikrobiom von Hunden

Die heutige Hundeernährung

2. Die vegane Fütterung – eine gelungene Alternative?

Die aktuelle Lage zur veganen Hundeernährung

Erfahrungsberichte zur veganen Hundeernährung

3. Veganes Frischfutter vs. BARF

Nutztierhaltung als große Umweltbelastung

Fleischfütterung als Gesundheitsrisiko für Hunde

Sind pflanzliche Lebensmittel schlechter verdaulich?

Quantität und Qualität von Proteinen in Fleisch und pflanzlichen Lebensmitteln

Liefern nur tierische Produkte bestimmte Nährstoffe?

Umweltbelastung und Gesundheitsrisiko durch konventionellen Ackerbau und lange Transportwege

Regionalität, Saisonalität und Bio-Qualität als gangbarer Weg

4. Vegetarische Fütterung oder Insektenfutter als Zwischenweg?

Milchprodukte und Eier als Umweltbelastung

Wird mit einer vegetarischen Fütterung das Tierleid minimiert?

Die Fütterung von Milchprodukten und Eiern mit gesundheitlichen Risiken

Verdaulichkeit von vegetarischen Lebensmitteln

Qualität und Quantität von Proteinen in vegetarischen Lebensmitteln

Insektenfutter als neuer Fütterungstrend?

5. Veganes Fertigfutter

Einfachheit

Zeitersparnis

Sicherheit

Kostenersparnis

Konsistenz

Hochverarbeitete Nahrung

Mögliche Schadstoffe und Verpackungsmüll

Eingeschränkte Vielfalt

Keine Handhabe über die Zusammenstellung der Zutaten

Unklare Inhaltsstoffe und pauschale Fütterungsempfehlungen

6. Kostenvergleich Vegan vs. BARF

Kosten für veganes Trockenfutter

Kosten für veganes Nassfutter

Kosten für selbst gekochte vegane Rationen

Kosten für BARF

7. Vegane Fütterung bei Krankheiten und in bestimmten Lebensphasen

Lebererkrankungen

Nierenerkrankungen

Bauchspeicheldrüsenerkrankungen

Herzerkrankungen

Inflammatorische Darmerkrankungen (IBD)

Harnsteine

Diabetes mellitus

Übergewicht und Adipositas

Allergien und Unverträglichkeiten

Störungen in der Darmflora

Vegane Ernährung in verschiedenen Lebensphasen

8. Der vegane Rationsplan

Die fünf Komponenten des Rationsplans

Makronährstoffe und Mikronährstoffe

Sekundäre Pflanzenstoffe in der veganen Fütterung

Antinährstoffe in der veganen Fütterung

Ballaststoffe in der veganen Fütterung

9. Kohlenhydratquellen in der veganen Hundeernährung

Ballaststoffe in Pseudogetreide und Getreide

Pseudogetreide vs. Getreide

Allgemeine Zubereitungshinweise zu den Kohlenhydratquellen

Buchweizen

Quinoa

Amaranth

Hirse

Haferflocken und Haferkleie

Mais und Polenta

Reis

Kartoffeln und Süßkartoffeln

10. Proteinquellen in der veganen Hundeernährung

Wertvolle pflanzliche Proteinquellen

Allgemeine Zubereitungshinweise zu den Proteinquellen

Erbsen

Bohnen

Linsen

Kichererbsen

Süßlupine

Tofu und Tempeh

11. Öle in der veganen Hundeernährung

Omega-6-Quellen

Omega-3-Quellen

12. Gemüse und Obst in der veganen Hundeernährung

Allgemeine Zubereitungshinweise

Verbotene Gemüse- und Obstsorten

Eingeschränkt geeignete Gemüse- und Obstsorten

Geeignete Gemüse- und Obstsorten

13. Nahrungsergänzungen und Toppings in der veganen Hundeernährung

Nahrungsergänzungen

Toppings

14. Vegan kochen für Hunde

Konkrete Rationsgestaltung

Allgemeine Hinweise zur Ration

Häufige Fragen aus der Ernährungspraxis

15. Rezepte

Nudelgerichte

Bowls

Pfannengerichte

Eintöpfe

Oatmeals

Leckerlies

Fazit

Über die Autorin

Quellen

Index

1.

Vom Wolf zum Hund

Veränderte Ernährungsgewohnheiten von Hunden

Hunde sind keine Wölfe mehr. Durch einen sehr komplexen und aktuell noch wenig verstandenen Prozess entstanden im Laufe der Zeit aus wilden Wölfen zunächst die sogenannten Primärhunde als erste menschliche Begleiter, woraus sich dann im Laufe der Zeit zahlreiche Rassen entwickelt haben. Auch wenn es diverse Theorien zur Abstammungsgeschichte von Hunden gibt, zeigen neueste Studien, dass bisher jedoch noch keine ursprüngliche Wolfspopulation ausfindig gemacht werden konnte, aus der sich die heutigen Hunde entwickelt haben.1 Unabhängig ihrer regionalen und zeitlichen Herkunft lassen aber diverse Forschungsergebnisse schlussfolgern, dass die Entwicklung der heutigen Haushunde der Höhepunkt der Domestizierung ist, der in der Zeit der Jäger und Sammler begann.2

Einige Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein entscheidender Schritt in der Entwicklung vom Wolf zum Hund vor allem das Aufkommen der landwirtschaftlichen Gesellschaften und das Anpassen der Hunde an eine damit zusammenhängende stärkehaltige Ernährung ist. Es konnte belegt werden, dass sich bei der gesamten Hundepopulation weltweit die AMY2B-Kopiezahl gesteigert hat. AMY2B ist ein Gen, das für das Enzym Amylase kodiert, also die genetische Anleitung enthält, um das Enzym Amylase zu produzieren. Bei Amylase handelt es sich um ein Verdauungsenzym, das für die Zerlegung von Stärke in kleinere Zuckermoleküle wie Glukose verantwortlich ist. Eine hohe Kopiezahl des AMY2B-Gens zeigt die Fähigkeit von Hunden, Stärke gut verdauen zu können.³

Allerdings lassen einige Ergebnisse vermuten, dass sich dieser Anpassungsprozess auf einzelne Hundepopulationen weltweit unterschiedlich stark ausgewirkt hat, da diejenigen Hunde deutlich mehr dieser Kopien in sich tragen, die aus Regionen stammen, in denen in prähistorischen Zeiten Landwirtschaft betrieben wurde. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass dieser Unterschied auf eine drastische Ernährungsumstellung zurückzuführen sein kann, die entweder mit der Entwicklung und Verbreitung der landwirtschaftlichen Gesellschaft oder der anschließenden Verfeinerung der Anbautechniken in den meisten, aber nicht allen Regionen der Welt verbunden ist.3

Archäologische Funde in Sibirien liefern zudem Ergebnisse, dass die früheren Haushunde eine kleinere Körpergröße aufwiesen als die ursprünglichen Wölfe, was wissenschaftlich unter anderem ebenfalls mit der Domestizierung begründet wird. Während die Wölfe durchschnittlich über 30 Kilogramm wogen, brachten die damaligen Hunde durchschnittlich nur noch 21,5 Kilogramm auf die Waage. Die geringere Körpergröße lässt Forscher eine geringere Beißkraft und ein kleineres Jagdgebiet vermuten, was wiederum Auswirkungen auf die Ernährungsweise gehabt haben dürfte. Diese Veränderungen könnten dazu beigetragen haben, dass Hunde im Laufe der Zeit ihre Ernährungsweise immer mehr den Menschen angeglichen haben, sich in ihrer Nähe niederließen und dadurch die Jagd im Rudel einstellten. Sollten sie dennoch gejagt haben, dann waren es kleinere Beutetiere, die sie alleine töten konnten, was dem Jagdverhalten von Füchsen, Kojoten und Schakalen ähnelt und nicht mehr dem der Wölfe. Archäologische Funde zeigten zudem, dass bereits in der frühen Domestikationsphase eine signifikante Diversifizierung der Ernährung bei den frühen Hunden stattgefunden haben muss, was ihre heutige große Anpassungsfähigkeit an verschiedene Ernährungsformen erklären könnte. Während Wölfe auf große pflanzenfressende Huftiere spezialisiert waren, unterschied sich die Ernährung der Hunde je nach Region, in der sie in menschlicher Nähe lebten: In Meeresnähe schienen sie sich, analog zu den dort lebenden Menschen, hauptsächlich von Meerestieren ernährt zu haben, in ländlichen Regionen lebten sie dagegen eher von Pflanzen und kleinen Landtieren.4

Unabhängig davon, wo auf der Welt Hunde lebten, kann die menschliche Umgebung als die natürliche des Hundes angesehen werden. Es gibt kaum Berichte von Hunden, die ohne menschliche Nähe in freier Wildbahn überlebt haben und selbst heute noch suchen verwilderte Hunde instinktiv die Nähe menschlicher Siedlungen. Es sind auch keine Fälle bekannt, wo Haushunde Rudel bilden und sich ohne menschliches Zutun in der Natur behaupten würden. Daher kann davon ausgegangen werden, dass sie die Fähigkeit, sich im Rudel zu organisieren, weitgehend verloren haben.5

Obwohl sich die Fangzähne bei Hunden und Wölfen ähneln, legen weitere Untersuchungen nahe, dass sie grundlegend unterschiedliche Funktionen bei der Nahrungsaufnahme aufweisen. Diese Unterschiede machen sich am deutlichsten bei freilaufenden Hunden bemerkbar, die geschätzt aktuell über 75 Prozent der weltweiten Hundepopulation ausmachen. Auch wenn die Hunde jagen könnten, sind sie in erster Linie einsame Aasfresser, die sich gerne in der Nähe menschlicher Siedlungen aufhalten und sich überwiegend und wahllos von menschlichen Abfällen ernähren. Genaue Analysen der Ernährung freilaufender Hunde haben ergeben, dass diese größtenteils aus Getreide und menschlichem Kot besteht. Wölfe hingegen werden zwar gelegentlich beim Fressen menschlicher Abfälle beobachtet, sie gelten im Vergleich zu Hunden aber als spezialisierte Jäger und jagen oft in Rudeln. Angesichts ihrer schwankenden und oft niedrigen Erfolgsquote, die zwischen zehn und 49 Prozent pro Jagd beträgt, wird davon ausgegangen, dass die Jagd ein außergewöhnliches Maß an Ausdauer und Motivation erfordert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Auswirkung von Hunger, der die Präferenzmuster sowohl bei Hunden als auch bei Wölfen beeinflusst. Hunger ist ein Motivationsfaktor und kann dazu führen, dass Tiere neuartige Lebensmittel konsumieren und sogar die Art ihrer Futtersuche sowie das Futter selbst ändern.6 Diese veränderten Fressgewohnheiten der Hunde wurden durch die globale Urbanisierung verstärkt.4

Die neolithische Revolution

In der neolithischen Revolution vor ungefähr 10.000 bis 12.000 Jahren wurden die Menschen sesshaft und begannen mit dem Ackerbau. Sie gingen nicht mehr jagen und ernährten sich zunehmend von stärkehaltigen Getreideerzeugnissen, die sie selbst anbauten. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass in dieser Zeit die Ernährung in einigen Regionen aus pflanzlichen Lebensmitteln bestanden hat und beispielsweise Hirse zu einem Grundnahrungsmittel zählte. Die Domestizierung von Tieren wie Schafen, Ziegen, Rindern und Schweinen führte dazu, dass Fleisch regelmäßiger verfügbar wurde, wobei diese Nutztiere oft eher für die Milch- beziehungsweise Wollproduktion oder als Arbeitstier gehalten wurden als für den Fleischkonsum. Dadurch veränderte sich auch die Ernährung der Hunde, die nun vorrangig aus stärkehaltigen Essensresten bestand.4 Wie bereits beschrieben, passte sich mit der Zeit die Verdauung der Hunde auf diese Art von Lebensmittel an, sodass sie unter anderem in der Lage waren, das stärkespaltende Enzym Amylase zu produzieren. Untersuchungen zeigen, dass diese genetische Anpassung, die es Hunden ermöglicht, eine stärkereiche statt einer proteinbasierten wolfstypischen Nahrung verdauen zu können, einen entscheidenden Schritt in der Geschichte der Domestizierung darstellte.3

Der Beginn des kommerziellen Hundefutters

Die kommerzielle Hundefuttermittelindustrie entstand im späten 18. Jahrhundert in Großbritannien und gelangte gegen Ende des 19. Jahrhunderts in die USA. In England ursprünglich als nährstoffreiche Kekse beworben, bestehend aus Mehl, Haferflocken, Fleisch und Gemüse, wurden kommerzielle Futtermittel später speziell für Jagdhunde und reinrassige Hunde vermarktet, um deren Leistung auf dem Feld oder im Ausstellungsring zu verbessern. Bald darauf traten Unternehmen mit ähnlichen Produkten und gesundheitsbezogenen Aspekten des Fertigfutters auf den Markt und die kommerzielle Hundefuttermittelindustrie begann stetig zu wachsen. Allerdings war es bis vor 60 Jahren noch üblich, Tischabfälle an Hunde zu verfüttern und erst in der Zeit danach galt es zunehmend als unangemessen, da Hunde nicht nur als Haustiere, sondern immer mehr als Familienmitglieder angesehen wurden. So erfreute sich kommerzielles Futter immer größerer Beliebtheit, während die Ernährungswissenschaften unter anderem durch geschicktes Marketing die richtige Fütterung von Hunden kompliziert erscheinen ließen. Zudem ist nicht von der Hand zu weisen, dass Fertigfutter äußerst praktisch ist und die Fütterung deutlich erleichtert. Darüber hinaus brachte die Industrialisierung der Landwirtschaft Mitte des 20. Jahrhunderts eine Reihe an Innovationen wie etwa Düngemittel, große landwirtschaftliche Maschinen und die Massentierhaltung hervor, was Rohstoffe wie Fleisch und Getreide für Hersteller billig produzierbar machte und zu einer großen Verfügbarkeit des Fertigfutters führte.7 Fleisch war ab diesem Zeitpunkt kein wertvolles Gut mehr und wurde nicht nur von Menschen in immer größeren Mengen verzehrt, sondern zunehmend auch an Hunde verfüttert, sodass ein hoher Fleischanteil für Hund und Mensch mit der Zeit als Notwendigkeit und Kriterium einer vollwertigen Ernährungsweise angesehen wurde.

Während es seitdem als wichtig und gesundheitlich notwendig angesehen wird, Hunden viel Fleisch zu geben, gab es durchaus einige lange Perioden in der menschlichen Geschichte, in denen Fleisch nicht beziehungsweise nur in sehr geringem Maße verfügbar war. So herrschte während des Ersten und Zweiten Weltkriegs in vielen Ländern Lebensmittelknappheit und Fleisch war oft rationiert oder gar nicht verfügbar. Auch während großer Wirtschaftskrisen wie der Großen Depression in den 1930er Jahren in den USA und anderen Teilen der Welt war Fleisch für viele Menschen ein Luxusgut und wurde nicht weggeworfen oder gar an Hunde verfüttert. Fertiges Hundefutter war für die breite Bevölkerung nicht erschwinglich beziehungsweise wurde es aufgrund der Lebensmittelknappheit nicht hergestellt. In dieser Zeit ernährten sich die Menschen größtenteils von Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüse, sodass es die Hunde zwangsläufig auch taten.

Während das Verfüttern von mehr oder weniger fleischhaltigen Essensresten an Hunde jahrhundertelang praktiziert wurde und es nicht wenige fleischfreie Perioden in der Menschheitsgeschichte gab, stieg der Verkauf von fleischbasiertem Hundefutter ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich an. Aufgrund erfolgreicher Werbekampagnen wird Hundefutter, das Zutaten enthält, die für den menschlichen Verzehr geeignet sind, immer gefragter. Während früher ein Großteil des gesamten Nutztieres vom Menschen gegessen wurde, werden heutzutage immer mehr Teile als Schlachtabfälle definiert, die dann in der Tierfuttermittelindustrie ihre Verwendung finden. Darüber hinaus zeichnet sich qualitativ hochwertiges Hundefutter mittlerweile dadurch aus, dass Muskelfleisch verwendet wird, welches auch noch für die menschliche Ernährung gut genug ist.

Interessanterweise erhöhen viele Hersteller den Anteil an pflanzlichen Proteinen im Hundefutter, um im Gegenzug den Anteil an tierischen Proteinen zu senken. Diese Entscheidung basiert auf rein wirtschaftlichen Aspekten, da pflanzliches Protein günstiger ist als tierisches. Dieser Umstand wird bei vielen Hundehaltern jedoch verpönt, weil in der heutigen Zeit der allgemeine Konsens vorherrscht, Hunde würden viel Fleisch benötigen.7 Aber ist das wirklich so? Diese Annahme soll nachfolgend näher betrachtet werden.

Das Darmmikrobiom von Hunden

Der Darm ist nicht nur ein Verdauungsorgan, sondern ein komplexes Ökosystem und Lebensraum für eine Vielzahl an Mikroorganismen wie Bakterien, Viren, Pilze und Protozoen. Ihre Gesamtheit wird als Darmmikrobiom (Darmflora) bezeichnet. Ähnlich wie beim Menschen enthält das Darmmikrobiom von Hunden eine riesige Menge an genetischen Informationen, die weit über das hinausgehen, was im Genom des Hundes selbst enthalten ist. Auch wenn seit langem bekannt ist, dass Schweine einen Magen-Darm-Trakt besitzen, der dem des Menschen ähnelt, belegen neuere Untersuchungen, dass das Mikrobiom des Hundes eine größere taxonomische und funktionelle Überschneidung mit dem menschlichen Darmmikrobiom aufweist, als es beim Vergleich zwischen Menschen und Schweinen oder Mäusen der Fall ist.8 Im Vergleich zu Menschen, deren Darm im Verhältnis zur Körpergröße etwa fünf- bis sechsmal so lang ist, haben Hunde zudem ein ähnliches Verhältnis zwischen Darm- zu Körperlänge. Dieses Verhältnis ist relevant, um die Verdauungsvorgänge und die Nährstoffaufnahme aus dem Darm besser zu verstehen, wobei der Verdauungstrakt des Hundes im Vergleich zum Menschen weniger komplex ist und eine geringere Zeit für die Verdauung benötigt. Dennoch hat die Ernährungsweise einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms des Hundes, da es auf veränderte Lebensweisen ähnlich reagiert wie beim Menschen und sich je nach Ballaststoff-, Stärke- und Proteingehalt der Nahrung verändert. Forscher vermuten, dass diese Ähnlichkeit im Zuge ihrer Domestizierung entstanden ist, bei der sie sich den menschlichen und regionalen Ernährungsweisen angepasst haben.8

Die heutige Hundeernährung

Heutzutage wollen viele Menschen die vermeintlichen Bedürfnisse ihrer Hunde bestmöglich erfüllen und setzen ihnen daher oft Futter mit einem hohen Fleischanteil vor. Trotz einer stetig wachsenden kommerziellen Hundefuttermittelindustrie ist seit einigen Jahren ein deutlicher Anstieg an alternativen Fütterungsformen wie etwa der BARF-Fütterung zu verzeichnen.7BARF steht für „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ oder auch „Bones And Raw Food“. Es handelt sich um eine Ernährungsmethode, bei der rohes Fleisch, Innereien, Knochen, Obst, Gemüse und gelegentlich auch andere Lebensmittel wie Eier oder Milchprodukte gefüttert werden. Die Idee hinter BARF ist es, die Hunde so zu ernähren, wie es ihre Vorfahren – die Wölfe – in freier Wildbahn tun. Unabhängig davon, dass einige Menschen das Futter ihrer Hunde wieder vermehrt selbst zubereiten, herrscht nach wie vor die Meinung, dass sich eine optimale Ernährung für Hunde von ihren Vorfahren, den Wölfen, ableiten lässt und sie somit viel Fleisch benötigen.

Diese Annahme entspricht jedoch nicht eindeutig der ursprünglichen Ernährungsform der Hunde und ist als eine Modeerscheinung der letzten Jahrzehnte zu sehen. Unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung vom Wolf zum Hund wurde deutlich, dass im Zeitverlauf der Fleischkonsum eine geringe Rolle in der Hundeernährung gespielt hat. Wie bereits beschrieben, legen zudem wissenschaftliche Untersuchungen nahe, dass die Fähigkeit, Stärke zu verdauen als ein entscheidender Domestikationsschritt des Hundes zu sehen sein könnte.³

Ist es somit artgerecht, den Hund vegan zu ernähren?

Ein Ernährungsvergleich zwischen Hund und Wolf ist somit nicht mehr zeitgemäß, da die Unterschiede in zahlreichen Untersuchungen wissenschaftlich belegt wurden. Da die Abstammungsgeschichte des Hundes vom Wolf nicht zwangsläufig eine fleischlastige Ernährungsweise des Hundes rechtfertigt, könnte unter diesem Aspekt die vegane oder vegetarische Hundeernährung möglicherweise als artgerechter angesehen werden.

Während es für den Wolf artgerecht ist, im Rudel große Beute zu erlegen und nicht den engen Kontakt zum Menschen zu suchen, ist der Hund aus einer jahrtausendelangen Geschichte entstanden, mit der veränderte Fressgewohnheiten, eine enorme Anpassungsfähigkeit und eine veränderte Verdauung einhergingen. Im Gegensatz zu Wölfen erhalten Familienhunde in der Regel Futter, das von Tieren stammt, die sie in freier Wildbahn nicht jagen und auf natürliche Weise verzehren würden. Hinzu kommt eine nicht unbedeutende Vielzahl von meist synthetischen Zutaten, die sie auf natürliche Weise auch nicht finden. Industrielle Verarbeitungsmethoden führen dazu, dass das Fleisch stark verarbeitet und verpackt in Dosen oder als Trockenfutter lange haltbar ist und somit in keiner Weiser einer natürlichen Ernährung entspricht.9

Dass die Ernährungsgewohnheiten von Hunden und Wölfen selbst in freier Wildbahn nicht mehr vergleichbar sind, zeigt die Überpopulation an freilebenden Hunden, welche sich zu einem großen Teil von Getreide, menschlichem Kot und Abfall ernähren. Obwohl sie jagen gehen könnten, bevorzugen sie die menschliche Nähe und eine Ernährungsweise, die dieser ökologischen Nische entspricht. Diese Ernährung ist zwar nicht eindeutig vegan, weist aber deutlich mehr Bezug zu einer veganen oder vegetarischen Fütterungsform auf als zu einer fleischbasierten. Auch wenn nicht von der Hand zu weisen ist, dass Hunde Fleisch bevorzugen und der Hund biologisch gesehen zu den Fleischfressern (Carnivoren) gezählt wird, ist sein Verdauungskanal und Stoffwechsel nicht so stark auf die ausschließliche Aufnahme tierischer Lebensmittel fixiert, wie es bei vielen Carnivoren der Fall ist. Er kann daher unterschiedliche Nahrung zu sich nehmen.10 Aus diesem Grund ist der Hund mehr mit einem Allesfresser (Omnivor) zu vergleichen, der zwar eine fleischbasierte Ernährung bevorzugt, diese aber ernährungsphysiologisch nicht ausschließlich benötigt. Dass die Kategorisierung in Fleischfresser (Carnivoren) nicht immer auf eine fleischbasierte (carnivore) Ernährungform schließen lässt, zeigt das Beispiel des Pandabären sehr anschaulich. Dieser wird zu den Fleischfressern gezählt, ernährt sich aber rein pflanzlich.

Die Fähigkeit, Stärke zu verdauen und die allgemein sehr hohe Anpassungsfähigkeit der heutigen Hunde legt daher den Ansatz nahe, dass eine vegane oder vegetarische Ernährung weitaus geeigneter für Hunde zu sein scheint, als bisher angenommen wurde.

2.

Die vegane Fütterung – eine gelungene Alternative?

Die vegane Ernährung von Hunden ist eine recht neue Art der Fütterung, weshalb die Studienlage dazu noch keine allgemeingültige Aussage zulässt. So hat eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2023 ergeben, dass es nur wenige wissenschaftliche Studien zu den Auswirkungen veganer Ernährung auf die Gesundheit von Hunden gibt. Bei allen Studien wurden nur sehr kleine Stichproben genommen, was die Aussagekraft beeinträchtigen könnte. Einige der Studien fanden zudem in Form von Befragungen der Hundebesitzer statt, was möglicherweise zu keinen objektiven Ergebnissen führt, da die Befragten voreingenommen sein könnten.9 Vorab lässt sich sagen, dass bislang keine gravierenden negativen Gesundheitsfolgen bei einer veganen Fütterung festgestellt werden konnten, ganz im Gegenteil: Einige Studien weisen sogar auf gesundheitliche Vorteile hin.9, 11 Allerdings kann aktuell eine Wirksamkeit dieser Ernährungsform zur Erhaltung der Hundegesundheit nicht belegt werden.11

Dass die vegane Hundeernährung eine gute Alternative zum konventionellen Hundefutter und Barfen ist, zeigt eine aktuelle Studie, die im Jahr 2022 im Journal „PLoS One“ veröffentlicht wurde.12 Diese Studie überprüfte ein Jahr lang den Gesundheitszustand von mehr als 2500 Hunden bezüglich der Fütterungsform. Die hierfür befragten Hundebesitzer stammten größtenteils aus England, gefolgt von Europa, Nordamerika und Australien. Von den Befragten ernährten 54 Prozent ihren Hund mit konventionellem Fleisch, 33 Prozent mit Rohfleisch und 13 Prozent vegan. Als Bewertungsgrundlage wurden sieben Gesundheitsfaktoren festgelegt, darunter etwa die Anzahl an Tierarztbesuchen, Medikamenteneinnahmen sowie die Meinung der Besitzer zum Gesundheitszustand ihres Hundes. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass sowohl vegan ernährte als auch gebarfte Hunde weniger beim Tierarzt waren sowie weniger Medikamente benötigten als konventionell gefütterte Hunde. Daraus schlossen sie, dass vegan ernährte und gebarfte Hunde einen vergleichsweise besseren Gesundheitszustand aufwiesen. Zudem deckte sich die tierärztliche Beurteilung mit der Selbsteinschätzung der Hundebesitzer hinsichtlich des Gesundheitszustandes ihrer Hunde. Demnach beurteilten die Besitzer sowie deren Tierärzte die Gesundheit bei konventionell ernährten Hunden deutlich häufiger als problematisch als bei veganen oder gebarften Hunden. Allerdings gab es keinerlei Hinweise auf einen signifikanten Unterschied bei der Gesundheitseinschätzung zwischen vegan ernährten und gebarften Hunden. Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass 45 Prozent der untersuchten Hunde gesundheitliche Probleme hatten. Die Wahrscheinlichkeit war jedoch bei den konventionell gefütterten Hunden deutlich höher als bei der Vergleichsgruppe. Und auch hier gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der veganen Hundeernährung und der BARF-Fütterung.

Zu berücksichtigen sind jedoch die Tatsachen, dass in dieser Studie zum einen die gebarften Hunde im Durchschnitt knapp zwei Jahre jünger waren als die vegan ernährten und somit ein Vergleich beider Gruppen nicht aussagekräftig genug ist. Zudem war der Anteil der Hunde, die im letzten Jahr keinen Tierarzt aufgesucht haben und somit gar nicht untersucht wurden, bei gebarften Hunden deutlich höher. Das wirkt sich nicht nur darauf aus, dass diese Hunde aufgrund mangelnder Tierarztbesuche weniger Medikamente erhalten haben, sondern könnte auch zur Folge haben, dass bestehende Krankheiten möglicherweise nicht erkannt wurden und die Hunde somit gesünder erschienen, als sie es eigentlich waren. Dementsprechend lässt sich anhand der Studie nicht konkret beurteilen, ob eine vegane Hundeernährung oder Barfen die bessere Fütterungsform für Hunde ist. Allerdings lassen diese Ergebnisse auch keine Rückschlüsse zu, dass die vegane Ernährung schlechter sei, da sie in vielen Bereichen ebenso gut wie die BARF-Fütterung abschnitt.12

Eine weitere aktuelle Studie der Universität Guelph in Kanada, die im Jahr 2022 veröffentlicht wurde, untersuchte die Wahrnehmung von Hundebesitzern in den USA und Kanada hinsichtlich der Gesundheit und des Wohlbefindens ihrer Hunde. Entscheidend war dabei, ob die Hunde fleischbasierten oder mit pflanzlichen Lebensmitteln gefüttert wurden. Ausgewertet wurden hierzu knapp 1200 Fragebögen von Hundebesitzern, die ihre Hunde im Durchschnitt drei Jahre mit der angegebenen Fütterungsform ernährt haben. Etwas über die Hälfte der Hunde wurden fleischbasiert und knapp ein Drittel pflanzlich ernährt. Der Rest der Hunde erhielt eine Kombination aus beidem oder es war keine Ernährungsform bestimmbar. Die Besitzer, die ihren Hund pflanzlich ernährten, berichteten von weniger Gesundheitsstörungen, insbesondere im Hinblick auf Augen-, Magen-Darm-, und Lebererkrankungen. Zudem soll die Lebenserwartung der Hunde, die vegan gefüttert wurden, höher gewesen sein.11

In einer Studie im Journal „PLoS One“ aus dem Jahr 2021 wurde zudem die Schmackhaftigkeit von fleischbasiertem und veganem Futter anhand von über 2300 Hunden analysiert. Dabei gab es keinen Unterschied zwischen einer veganen, einer konventionellen sowie einer Rohfleisch-Fütterung. Basierend auf diesen von Besitzern berichteten Verhaltensweisen ihrer Hunde deuten die Ergebnisse darauf hin, dass veganes Hundefutter im Allgemeinen mindestens genauso schmackhaft ist wie BARF oder herkömmliches fleischbasiertes Futter, wobei aus der Studie nicht klar hervorgeht, welches Futter die Testhunde erhalten haben. Somit spräche nichts gegen eine vegane Fütterung, sofern die Bedingungen an eine gesunde Ernährung, wie etwa eine gute Nährstoffabdeckung, berücksichtigt werden.13

Eine weitere Studie der Universität in Lincoln in England aus dem Jahr 2021 kam hinsichtlich der Schmackhaftigkeit bei einer veganen und fleischbasierten Fütterung auf ein sehr ähnliches Ergebnis. Die Forscher untersuchten je drei Beagles über zwölf Tage, die in diesem Zeitraum entweder ein rein fleischbasiertes oder rein veganes Futter erhielten. Alle Hunde zeigten neben einer hohen und identischen Schmackhaftigkeit zudem keine signifikanten Unterschiede in der Verdaulichkeit von organischem Material, Rohprotein und Rohfett.14

Ebenfalls im Jahr 2021 wurde am Institut für Tierernährung in Hannover eine weitere 40-tägige Studie an acht Beagles hinsichtlich der Verdaulichkeit von Roggen durchgeführt. Die Hunde erhielten eine vegane Grundnahrung, die mit Roggen ergänzt wurde und zeigten während des Untersuchungszeitraums keine veränderte Verdaulichkeit. Auch die Akzeptanz des Futters war im Vergleich zur Kontrollgruppe ähnlich. Somit kam die Studie zu dem Ergebnis, dass Roggen als Getreidealternative für Hunde in Frage kommen kann.15

Zudem wurde eine Studie zur Verdaulichkeit von Aminosäuren bei einer herkömmlichen pflanzenbasierten Fütterung auf Erbsenproteinbasis im Journal „PLoS One“ im Jahr 2021 veröffentlicht. Hierzu wurde das Blut von 30 vegan ernährten Testhunden nach vier Wochen kontrolliert und festgestellt, dass alle essenziellen Aminosäuren, außer Methionin, bei den Hunden im Vergleich zum Ausgangswert höher waren. Auch der Taurinwert war nach vier Wochen höher und überstieg sogar die Taurinwerte der Kontrollgruppe, die mit einem handelsüblichen traditionellen Futter ernährt wurde. Nach zwölf Wochen wurden weitere Blutwerte geprüft und kein signifikanter Unterschied zur Kontrollgruppe festgestellt. Allerdings wurde berichtet, dass nach zwölf Wochen die Gruppe der vegan ernährten Hunde einen höheren pH-Wert des Urins aufgewiesen hat und drei Hunde sogar über dem Referenzbereich lagen, was vermutlich auf den Mangel an Protein tierischen Ursprungs zurückzuführen ist. Allerdings wurde in dieser Studie lediglich ein einziges veganes Fertigfutter verwendet. Daher sind diese Ergebnisse nicht geeignet, eine allgemeine Aussage hinsichtlich der veganen Ernährung von Hunden zu treffen.16

Im Rahmen einer Masterarbeit an der Lithuanian University of Health Science im Jahr 2019 konnten bei 20 langfristig vegan ernährten Hunden hingegen keine nachteiligen Blutwerte ermittelt werden. Die vegan ernährten Hunde waren nachweislich in idealer Körperkondition und wiesen ein normales Verhalten und einen normalen Haut- und Fellzustand auf.17

Auch in einer Diplomarbeit aus dem Jahr 2014 an der Universität in Wien, in der ebenfalls 20 Hunde rein pflanzlich ernährt wurden, konnten keine gesundheitlichen Auffälligkeiten bei der tierärztlichen Untersuchung sowie im Blutbild erkannt werden, die mit der Ernährungsform zusammenhängen könnten. Die Ergebnisse der Blutuntersuchung zeigten keine signifikanten Unterschiede bei allen getesteten Parametern zwischen vegan ernährten Hunden und jenen, die eine herkömmliche Fütterung erhielten. Obwohl vermutet wurde, dass die Eisen- sowie Vitamin B12-Werte im Blut bei einer veganen Fütterungsform eher niedrig sein könnten, konnte auch das nicht bestätigt werden.18

Eine andere Studie aus dem Jahr 2009 aus dem „British Journal of Nutrition“ untersuchte die Auswirkung einer fleischlosen Fütterung bei zwölf Siberian Huskys, die an Schlittenhunderennen teilnahmen und somit großer körperlicher Belastung ausgesetzt waren. Je sechs dieser Hunde bekamen für zwölf Wochen entweder eine ausschließlich fleischbasierte oder eine fleischlose Fütterung. Beide waren darauf ausgerichtet, alle Nährstoffe abzudecken. Während des Wettkampftrainings wurden die Hunde tierärztlich überwacht und ihre Gesundheitswerte anhand regelmäßiger Blutproben kontrolliert. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich alle Hunde in einer ausgesprochen guten körperlichen Verfassung befanden und keine Mangelerscheinungen, Anämien oder andere Gesundheitsprobleme festgestellt werden konnten.19

Auch die tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. äußerte sich im Jahr 2018 zum Thema der veganen Hundeernährung und schrieb, dass diese im Erhaltungsstoffwechsel von Hunden nach den bisherigen Erkenntnissen ohne erkennbare Schäden toleriert wird. Eine vegane Ernährung von tragenden und laktierenden Hündinnen sowie von Welpen wird hingegen abgelehnt. Allerdings wird ebenfalls der Zusatz gebracht, dass eine solche Ernährungsweise mit synthetischen Ergänzungen möglich ist, wobei Laien in der Handhabung überfordert sein könnten.20

Obwohl es zwischen Hundehaltern und Tiergesundheitsexperten einige Meinungsverschiedenheiten gibt, lassen sich durchaus Anhaltspunkte finden, dass Hunde mit einer vollwertigen und ausgewogenen Ernährung ohne tierische Inhaltsstoffe gefüttert werden können. Es ist jedoch anzumerken, dass die Formulierung und Herstellung einer vollständigen und ausgewogenen Ernährung für Hunde schwieriger ist, wenn sie ausschließlich auf nicht-tierische Inhaltsstoffe beschränkt wird.11

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es zum aktuellen Zeitpunkt noch relativ wenige Studien gibt, die die vegane Hundeernährung untersucht haben. Kritisch zu bewerten ist die Tatsache, dass es sich bei einigen Studien zum einen um Befragungen von Hundehaltern handelt, welche die Aussagekraft durch eine mögliche Voreingenommenheit der Befragten verzerren könnte. Zum anderen waren bei einigen anderen Studien die Referenzgruppe teilweise sehr klein, sodass nur schwer allgemeingültige Aussagen getroffen werden können. Problematisch ist es auch, dass bei vielen Studien nicht deutlich wurde, wie genau sich das Futter zusammensetzt und was konkret beispielsweise unter einer veganen oder konventionellen Fütterung zu verstehen ist. Auch gibt es keine Hinweise auf die Qualität des Futters, sodass auch hier kein guter Vergleich zwischen den Fütterungsarten möglich ist.

Das Ergebnis der aktuellen Vergleichsarbeiten lässt vermuten, dass es nur sehr wenige Hinweise auf Nebenwirkungen gibt, die sich aus einer veganen Ernährung bei Hunden ergeben. Zum einen lagen die meisten analysierten Parameter innerhalb der Referenzbereiche und zum anderen wurden bei den meisten Abweichungen neben dem Befund nur selten klinische Symptome gemeldet. Darüber hinaus wird in der breiten Fachliteratur in diesem Bereich zwar häufig auf Bedenken im Zusammenhang mit Nährstoffdefiziten bei beispielsweise Folsäure und Vitamin B12 hingewiesen, jedoch gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Studien, in denen diese Ergebnisse gemessen wurden. Somit gibt es dahingehend nur wenig Belege dafür, dass diese Mängel tatsächlich aufgetreten sind. Unabhängig von den Kritikpunkten geben die bereits vorliegenden Studien einen ersten Einblick in diese recht neue Ernährungsform bei Hunden und lassen vorsichtig vermuten, dass sie eine gute Alternative zum konventionellen Fertigfutter und BARF sein könnte: Keine der Studien hat signifikante Nachteile bei der veganen Fütterung von Hunden ergeben und teilweise wird sogar von möglichen gesundheitlichen Vorteilen bei einer veganen Fütterung ausgegangen. Diese Schlussfolgerungen sollten jedoch angesichts der mageren Studienlage mit Vorsicht interpretiert und nicht verallgemeinert werden.9

Die aktuelle Lage zur veganen Hundeernährung

Über die Anzahl der Tierhalter, die auf tierische Produkte verzichten, sei es in der eigenen Ernährung oder in der Ernährung ihrer Haustiere, können derzeit noch keine genauen Aussagen getroffen werden.21 Es gibt einige Studien und Umfragen, die versuchen, diese Daten zu erfassen, jedoch variieren die Ergebnisse je nach Stichprobengröße, Methodik und Region recht stark und lassen somit keine allgemeingültige Aussage zu. So gingen Studien aus den Jahren 2018 und 2019 davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt circa zwei Prozent der Hundebesitzer ihre Tiere vegan ernährten und davon etwa eine Million aus den USA stammten.11 Da immer mehr Menschen den veganen Lebensstil bevorzugen, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Hundebesitzer, die ihre Hunde vegan füttern, immer weiter ansteigen wird.

Im Jahr 2019 wurde im Journal „PLoS One“ eine Studie veröffentlicht, die das Ziel verfolgte, die Anzahl der fleischvermeidenden Hunde- und Katzenbesitzer abzuschätzen sowie die Bedenken von Tierhaltern hinsichtlich einer pflanzenbasierten Ernährung zu ermitteln. Die Studie ergab, dass von den über 3600 englischsprachigen Befragten, von denen ein Großteil aus England, den USA, Kanada, Australien, Brasilien und Finnland stammt, 10,4 Prozent angaben, dass sie ihre Hunde teilweise vegetarisch oder vegan ernähren. Nur 1,6 Prozent der Befragten ernährten ihre Hunde hingegen ausschließlich vegan. Folgende Ergebnisse ließen sich aus dieser Studie herleiten.21

Von den rein vegan ernährten Hunden lebten fast alle Besitzer selbst auch vegan und nur eine Person lebte vegetarisch. 75 Prozent der Befragten hatten Bedenken hinsichtlich einer rein pflanzlichen Tiernahrung, da Unklarheiten über die ernährungsphysiologische Vollständigkeit dieser Ernährungsform bestanden.

Von den Tierbesitzern, die ihren Hunden derzeit kein pflanzliches Futter gaben, aber Interesse daran bekundeten, wünschten sich 45 Prozent mehr Informationen zur Eignung dieser pflanzlichen Ernährungsform.