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Ein berührendes Lesevergnügen, das tiefe spirituelle Einsichten vermittelt
Tiere sind besonders feinfühlige spirituelle Wesen, die in engem Austausch mit der Geistigen Welt stehen. Dass gerade wir Menschen viel von ihnen lernen können, zeigt Diana Cooper: Ihr kleiner Welpe Venus ist ein bezauberndes Geschöpf, mit dem sie vom ersten Augenblick an in Liebe verbunden ist und telepathisch kommuniziert. Aus der Sicht des kleinen Hundes berichtet die Bestsellerautorin von den turbulenten Abenteuern und drolligen Alltagserlebnissen der Welpenzeit. Dass Venus dabei auch in Kontakt mit Engeln, Feen und anderen Geistwesen steht, ist bei dieser »Hundemama« kein Wunder! Und so eröffnet dieses Buch auf spielerische Weise nicht nur tiefe Einblicke in die Geistige Welt, sondern vermittelt auch wertvolle spirituelle Impulse für das Leben aller Leserinnen und Leser.
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Seitenzahl: 351
DIANA
COOPER
Venus
Ein kleiner Hund, sein Engel und seine Erlebnisse mit der Geistigen Welt
Aus dem Englischen von Manfred Miethe
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel »Venus. A diary of a puppy and her angel.« bei Hay House UK Ltd.
Ansata Verlag
Ansata ist ein Verlag der Verlagsgruppe Random House GmbH.
ISBN 978-3-641-15273-4
Erste Auflage 2015
Copyright © 2014 by Diana Cooper
Originally published in 2014 by Hay House UK Ltd.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015 by Ansata Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Alle Rechte sind vorbehalten.
Illustrationen: © Diana Cooper
Redaktion: Herbert Scheubner
Einbandgestaltung: Reinert und Partner, München, unter Verwendung des Originalmotivs
Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering
www.ansata-verlag.de
Inhalt
Vorwort
Kapitel 1: Mein neues Heim
Kapitel 2: Der Kampf ums Essen
Kapitel 3: Namen und Ziele
Kapitel 4: Das streunende Monster und die Familie
Kapitel 5: Begegnung mit den Elementarwesen
Kapitel 6: Erste Liebe
Kapitel 7: Der neue Untermieter
Kapitel 8: Hundeschule
Kapitel 9: Begegnung mit Kali, dem Kätzchen, und Wallace, dem Schnauzer
Kapitel 10: Vögel
Kapitel 11: Die Nachbarn
Kapitel 12: Die Nachbarshunde
Kapitel 13: Spiel und Spaß
Kapitel 14: Gefangen im Eis
Kapitel 15: Feiertage
Kapitel 16: Elisabeth bekommt ihren Sohn zurück
Kapitel 17: Nun bin ich offiziell ein Teenager
Kapitel 18: Seltsame Begegnungen
Kapitel 19: Mein erster Geburtstag
Kapitel 20: Sommerwahnsinn
Kapitel 21: Kali bekommt Junge
Kapitel 22: Brutus zieht um
Kapitel 23: Ash-Ting, das kleine graue Kätzchen
Kapitel 24: Veränderungen
Kapitel 25: Auf dem Fahrrad
Kapitel 26: Eine gelernte Lektion
Kapitel 27: Karma
Kapitel 28: Ash-Ting, der Vagabund
Kapitel 29: Goldmädchen
Kapitel 30: Wallace wird entführt
Kapitel 31: Zucki und meine auswärtige Übernachtung
Kapitel 32: Weihnachten und Neujahr
Kapitel 33: Regen und Überschwemmungen
Kapitel 34: Schnee
Kapitel 35: Der Ausbrecherkönig
Kapitel 36: Der Geisterhund
Kapitel 37: Zucki besucht uns
Kapitel 38: Frühling
Kapitel 39: Ich bin fast zwei Jahre alt
Nachwort
Vorwort
Ich hatte eigentlich nie viel mit Tieren zu tun, bis mir die Engel vor ein paar Jahren zuflüsterten, ich solle mir einen Hund zulegen – wogegen ich mich zunächst wehrte. Schließlich war ein Hund das Letzte, was ich in meinem arbeitsintensiven Alltag gebrauchen konnte. Aber die Engel ließen nicht locker und erinnerten mich immer wieder daran, mir einen Hund zuzulegen. Schließlich begann ich im Internet nach einem Welpen zu suchen, was mehrere Monate in Anspruch nahm. Eines Tages sah ich, dass ein Wurf Papillon-Russell-Terrier zum Verkauf angeboten wurde. Da ich sofort wusste, dass ich meinen Hund gefunden hatte, rief ich gleich dort an und fuhr mit einer Freundin hin, um mir die Welpen anzusehen.
Die lebhaften Kleinen sprangen an uns hoch, zogen an unseren Haaren herum und zerrten an unseren Kleidern. Alle, bis auf einen. Ein kleiner weißer Welpe kam langsam auf mich zu und setzte sich vor mir auf den Boden. Als ich ihn hochnahm und in seine Augen sah, stellte sich eine tiefe Herz-zu-Herz-Verbindung ein. Dabei vereinigten sich auch unsere Engel. Sie sagten, sie würden dies tun, damit wir uns besser verstehen könnten.
Manchmal werde ich gefragt, wie ich auf den Namen Venus gekommen bin. Aber es sind ja gar nicht die Menschen, die sich den Namen aussuchen. Wir hören nur zu. Wird ein Baby geboren, teilt die Seele den Eltern – meistens der Mutter – den Namen auf telepathischem Wege mit. Der Name, den ein Kind erhält, ist sehr wichtig, weil er es jedes Mal, wenn er ausgesprochen wird, an seine Lebensaufgabe erinnert. Das gilt auch für Tiere. Wenn Sie den Namen Ihres Tieres liebevoll aussprechen, übermittelt ihm dies die Botschaft, dass seine Erfahrungen auf positive Weise zu ihm kommen können.
Am nächsten Tag fuhr ich zurück, um meinen Hund abzuholen. Als ich ihn an mich drückte, fragte meine Freundin: »Hast du dir schon einen Namen für ihn ausgedacht?« Ich antwortete: »Ja, sie heißt Venus.« »Das ist ja irre«, sagte meine Freundin daraufhin. »Genau das wollte ich auch vorschlagen.« Natürlich wollte sie das, denn Venus hatte uns, genau wie es zu erwarten war, auf telepathischem Wege ihren Namen mitgeteilt.
Venus hat eine wunderbare braune, ägyptische Markierung um ein Auge herum. Als wir uns begegneten, wussten wir sofort, dass wir schon früher zusammen gewesen waren, nämlich im alten Ägypten und in Atlantis. Die meisten Menschen inkarnieren sich immer wieder mit ihrer Familie und ihren Haustieren. Aus diesem Grund sagen viele Menschen auch, dass sie das Gefühl haben, ihre geliebten Haustiere schon lange zu kennen. Erst vor Kurzem erzählte Venus mir, dass sie in Ägypten eine königliche Hündin gewesen war und dass sie darauf bestanden hatte, in diesem Leben diesen markanten Flecken um das Auge zu haben, damit die Menschen dies erkennen könnten.
Haushunde inkarnieren sich als treue Gefährten und um das Leben in einer Familie zu erfahren. Venus ist meine beste Freundin und Gefährtin. Es ist eine Freude, sie um mich zu haben, weil sie einen wunderbaren Sinn für Humor hat. Sie bringt mich häufig zum Lachen und hat wirklich mein Herz geöffnet. Wegen ihr muss ich den Computer ausschalten und mit ihr lange Spaziergänge im Wald machen – was für mich sehr gut ist.
Bevor ich Venus bekam, kannte ich nur wenige meiner Nachbarn. Heute kenne ich fast alle. Im Wald gibt es eine richtige Gemeinschaft von Menschen, die mit ihren Hunden spazieren gehen, und alle lieben Venus. Durch sie habe ich viele neue Freunde gewonnen, und als ich sie vor Kurzem verloren hatte, halfen mir Dutzende Menschen, nach ihr zu suchen, oder riefen an, um sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen. Dabei war sie lediglich damit beschäftigt, Kaninchen zu jagen, was ihr großen Spaß machte.
Wir sind ständig zusammen, und ich spreche andauernd mit ihr, außer wenn ich beruflich unterwegs bin. Weil wir eine so enge Bindung aneinander haben, haben wir auch eine starke telepathische Verbindung. Ich glaube, dass alle Menschen, die ihre Haustiere lieben, diese Art von telepathischer Kommunikation benutzen. Die meisten wissen es nur nicht. Ich hatte nicht unbedingt vor, ein Tagebuch von Venus zu schreiben, es geschah einfach irgendwie ganz von selbst. Da ich ihr tägliches Leben aufzeichnen wollte, das Lachen und den ganzen Spaß, begann ich alles aufzuschreiben. Auf einer tieferen Ebene wollte ich ihre Weisheit mit Ihnen teilen, ich wollte über die Führung durch die Engel und die Seelenaufgabe der Tiere schreiben. So entwickelte sich dieses Buch. Wahrscheinlich hat Venus es mir diktiert.
Ich glaube fest daran, dass alle Tiere etwas Besonderes sind und dass sie über unglaubliche Begabungen verfügen. Venus liegt mir so besonders am Herzen, weil ich sie liebe und weil wir schon in vielen Leben miteinander verbunden waren. Da wir in anderen Leben gemeinsam in Heiltempeln waren, weiß sie genau, was zu tun ist, wenn jemand Hilfe braucht. Ist jemand traurig, läuft sie zu ihm, setzt sich auf seine Füße oder seinen Schoß und nimmt häufig seinen Schmerz auf sich. Als sie noch ganz klein war, hielten wir einmal an, um uns mit einer alten Frau, die in einem Rollstuhl saß, zu unterhalten. Mit einem heroischen Sprung hechtete Venus auf ihren Schoß, damit die Frau sie streicheln konnte. Als wir weitergingen, lächelte die Frau und sah zehn Jahre jünger aus. Venus hatte ihr Liebe gegeben.
Ich bin Venus ewig dankbar, dass ich so viel von ihr lernen durfte. Bevor sie zu mir kam, wusste ich nicht, dass Tiere spirituell so hoch entwickelt sind. Sie sind hier, um von der rechten Gehirnhälfte aus Erfahrungen zu machen, während wir Menschen dazu die linke Gehirnhälfte und den Verstand benutzen. Aus diesem Grund sind die meisten Tiere schneller aufgestiegen als wir und treten nun hervor, um uns zu lehren.
Eine von Venus’ ersten Lektionen bestand darin, sie selbst zu sein. Seit sie diese Lektion gemeistert hat, ist sie ihrem Wesen immer treu geblieben. Sie erinnert mich ständig daran, mich dem Fluss des Lebens hinzugeben und das zu tun, was sich für mich richtig anfühlt. Das ist eine Lektion, die für uns alle gilt.
Eine der größten Erkenntnisse, die ich durch Venus gewonnen habe, besteht darin, dass Tiere genau wie wir bestimmte Lektionen lernen. Als Venus ihre erste Impfung bekam – die ihr wehtat – kniff sie die Augen zusammen und fragte ihre Engel und Führer: »Warum habt ihr zugelassen, dass sie mir wehtun?« Diese erinnerten sie daran, dass sie sich dieses Leben ausgesucht hatte und sie ihr keine Erfahrungen ersparen können. Sie sagten ihr auch, dass es ihre Reaktion auf die Erfahrungen ist, die es ihr ermöglicht, sich weiterzuentwickeln. Und sie muss, wie die meisten von uns, Lehrgeld zahlen. Als sie noch ein listiges, arrogantes kleines Hündchen war, dachte sie, sie wäre die Schnellste im Wald. Also lief sie zu den großen Hunden hin, beschnupperte sie und kam dann zu mir zurückgeflitzt – bis sie an einen Windhund geriet. Ihre Engel trösteten sie, indem sie sie daran erinnerten, dass sie zwar nicht die Schnellste sein mag, aber die Gabe hat, Kaninchen aufzuspüren. Ihre Engel sagten ihr auch, dass sie ihr helfen werden, wenn sie sie darum bittet – solange es ihrem höchsten Wohl dient. Venus will immer Hühnchen essen und ist sehr verstimmt, wenn ich ihr keines gebe, aber eine zu einseitige Ernährung ist nicht gut für sie. Wie wir Menschen lernt auch sie durch Erfahrung.
Ich beobachte ehrfürchtig, welches Mitgefühl und welche Liebe sie Tieren und Menschen in Not entgegenbringt. Als Ash-Ting, unser kleiner grauer Kater, zu uns kam, sah Venus es als ihre Aufgabe an, ihn zu beschützen. Obwohl sie also einen ausgeprägten Beschützerinstinkt hat, ist sie auch eifersüchtig und neidisch und schubst ihn gern herum, um ihm zu zeigen, wer die Nummer eins ist. Ich hatte vorher nicht gewusst, dass Tiere die gleichen vielschichtigen Gefühle wie wir Menschen haben und diese im Rahmen eines Lernprozesses meistern.
Jedes Tier auf der Erde ist auf einer Seelenmission. Tiere sind hier, um zu lernen und zu lehren. Dies sind einige Beispiele dafür: Hauskatzen sind erleuchtete Wesen, die die Schwingungsfrequenz eines Hauses so hoch wie möglich halten. Zudem halten sie das Haus frei von niederen Energien. Das Erste, was die Priester taten, als Atlantis degenerierte, war, Orion um mehr Katzen zu bitten, die das Schwingungsniveau stabil halten sollten. Die großen Katzen üben dieselbe Funktion für den ganzen Planeten aus. Sie sind die Hüter der Erde.
Meerschweinchen mögen wie ängstliche kleine Geschöpfe aussehen, aber sie stehen mit der Venus in Verbindung, dem Planeten der Liebe, und tragen Liebe in ihren Seelen. Wenn wir ein Meerschweinchen herzen, empfangen wir Liebe von der Venus. Sie heilen Herzen. Ihre Aufgabe auf Erden besteht darin, Liebe zu geben und zu empfangen.
Pandabären stammen von den Plejaden und arbeiten mit Mutter Maria zusammen, sodass wir uns durch die Pandas mit der Liebe, der Weisheit und dem Mitgefühl Mutter Marias verbinden können. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Menschen Pandabären lieben.
Wir können uns so glücklich schätzen, Tiere um uns zu haben, denn sie haben uns so viel zu geben. Ich hoffe, dass ich Ihnen dies vermitteln kann, indem ich die Liebe und Weisheit von Venus mit Ihnen teile. Es ist an der Zeit, dass alle Menschen lernen, alle Tiere zu ehren und zu respektieren. Sie sind etwas ganz Besonderes.
Kapitel 1
Mein neues Heim
22. April 2011
Heute ist ein wichtiger Tag. Endlich bin ich hier!
Da bin ich!
Ach, hätte ich doch nur einen Spiegel! Ich kann es kaum erwarten herauszufinden, wie ich aussehe. Man hat mir gesagt, ich sei klein und flauschig, weiß mit einem braunen Ohr, einem braunen Fleck über einem Auge und einem wunderschönen weichen Schwanz. Mein Großvater war ein Papillon (ein Schmetterlingshund, der durch Marie Antoinette berühmt wurde) und meine Mutter ein Jack-Russell-Terrier. Was für eine erstaunliche Kombination: ruppig und robust gemischt mit weich und feminin. Meine Engel haben meiner Seele geholfen, diese Mischung auszuwählen. Jetzt tanzen sie gerade zur Feier meiner sicheren Ankunft.
Ich frage mich nur, ob die Welt für mich bereit ist.
Was meinst du?
21. Juni
Ich bin nun acht Wochen alt. Jetzt wird gleich eine Frau kommen, um sich meinen Wurf anzuschauen. Sie will einen von uns mitnehmen. Alle sind so aufgeregt, und ich bin sehr nervös. Ob sie mich wohl nehmen wird? Fluff ist gestern schon in sein neues Heim gekommen, und es scheint ohne ihn sehr still zu sein, obwohl wir immer noch zu sechst sind.
Da! Es klingelt an der Tür. Ich warte voller Vorfreude. Zwei Frauen kommen dicht gefolgt von ihren Engeln ins Zimmer. Der eine ist golden, der andere grün und silbrig. Das Zimmer ist ziemlich klein, und da unser Gehege ziemlich groß ist, setzen sich die Besucherinnen nebeneinander aufs Sofa. Wir Welpen werden aus dem Käfig gelassen, und meine Brüder und Schwestern fallen gleich über die beiden Frauen her und wollen mit ihnen spielen.
Hunde können sich sehr gut auf die Gedanken und Gefühle der Menschen einstimmen. Plötzlich spüre ich, welche der beiden Frauen einen Hund sucht, und ich weiß, dass sie sich für mich entscheiden wird.
Wir Tiere haben zwei Schutzengel, und man hat mir gesagt, dass wir beide brauchen. Als ich sehe, dass meine beiden Schutzengel mit dem goldenen Engel der einen Frau reden, weiß ich, dass mich mein Gefühl nicht getrogen hat. Während die anderen Welpen die Besucher an den Haaren ziehen, an ihnen hochspringen und sie abschlecken, sitze ich ganz still zu Füßen meiner neuen Mum. Der goldene Engel flüstert ihr etwas ins Ohr. Sie lächelt, hebt mich auf, und ich kuschele mich an sie. Es fühlt sich so gut und vertraut an. Wir schauen uns an, und – auch wenn es sich kitschig anhört – wir verlieben uns ineinander.
»Ich nehme diese«, sagt die Frau und lächelt. Ganze Heerscharen von Engeln tauchen im Zimmer auf, jauchzen und applaudieren vor Freude.
Meine neue Mum lässt Geld da und sagt, dass sie mich morgen abholen wird. Ich habe richtige Schmetterlinge im Bauch.
Meine Brüder und Schwestern erzählen mir, wie wichtig es ist, meine neue Mum gleich richtig zu erziehen, damit sie weiß, wer das Sagen hat. Sie sagen, ich müsse die Chefin sein, und geben mir alle möglichen Ratschläge, wie ich das bewerkstelligen kann. Du meine Güte, ich mag die Frau und möchte ihr doch gefallen, und da sagen die anderen, ich muss die Ehre der Hunde aufrechterhalten. Dient das wirklich dem höchsten Wohl?
22. Juni
Gleich kommt meine neue Mum, um mich abzuholen. Als es klingelt, fahre ich vor Aufregung fast aus der Haut. Wieder setzt sie sich mit ihrer Freundin Dee aufs Sofa und streichelt mich. Mein gelber Engel vereinigt sich mit ihrem goldenen. Sie helfen uns, uns energetisch kennenzulernen. Ich fühle mich so geborgen, und es ist so schön warm, dass mein ganzer Körper vor Glück kribbelt.
Plötzlich wendet sich Dee meiner Mum zu und fragt: »Hast du dir schon einen Namen ausgedacht?«
Ich stelle die Ohren auf, denn ich habe ja schon versucht, ihnen meinen Namen telepathisch mitzuteilen. Wenn wir wirklich auf derselben Wellenlänge sind, wird sie sich für den richtigen entscheiden. Bitte, bitte, hör zu! Mum lächelt und antwortet: »Ja, das habe ich. Sie heißt Venus.«
Hurra!
Dee sieht ganz erstaunt aus und sagt: »Das wollte ich auch gerade vorschlagen.«
Natürlich wolltest du das, denke ich. Ich habe es euch doch telepathisch gesagt! Zum Glück sind wir auf derselben Wellenlänge. Es wäre schrecklich gewesen, wenn ich Sweetie oder Patch geheißen hätte. Ich hätte es wohl nicht ertragen.
Ich bin ein ganz besonderes Hundemädchen, und ich brauche auch einen ganz besonderen Namen. Venus, der Morgenstern, Hohepriesterin aus Atlantis, Göttin der Liebe: Jawohl, das bin ich.
Mum trägt mich nach draußen, und ich kuschle mich in ihre Arme. Am liebsten würde ich ihr das ganze Gesicht abschlecken, aber ich gebe mich damit zufrieden, ihre Hand zu lecken. Sie scheint es zu mögen. Dee steigt ins Auto, Mum setzt mich behutsam auf Dees Schoß, und dann steigt sie auf der Fahrerseite ein.
Mum ruft Erzengel Michael an und bittet ihn, uns während der Fahrt zu beschützen. Daraufhin hüllt dunkelblaues Licht das Auto ein. Das also ist das blaue Licht! Ich habe schon gesehen, wie es um andere Welpen oder Menschen herum leuchtet. Dann gibt es also wirklich Erzengel. Toll!
Wir fahren vorsichtig heim. Mum scheint sehr zufrieden zu sein, mich zu haben, und ich bin zufrieden, sie zu haben. Zumindest bis jetzt.
Ich soll in einem Körbchen neben Mums Bett schlafen, und ab und zu lehnt sie sich zu mir herunter und krault mich hinter den Ohren. Sie sagt, das sei mein Bett, aber mein Ziel ist es, in ihrem Bett zu schlafen. Eines Tages werde ich es auch schaffen. Da meine Engel wissen, dass ich in Sicherheit bin, warten sie auf der anderen Seite des Zimmers und schauen uns still zu. Sie sagen, ihre Aufgabe sei es, in meiner Nähe zu bleiben und zu beobachten. Es sei denn, ich brauche Hilfe oder bitte sie darum.
23. Juni
Ganz früh am Morgen bringt Mum mich nach unten und setzt mich nach draußen ins weiche Gras. Es wird schon hell, und der Chor der Vögel singt seinen Morgengesang. Meine Engel teilen mir mit, dass die Erzengel den Vögeln jeden Morgen Botschaften über die Natur und die kosmischen Energien geben, die sie dann den ganzen Tag über singen. Früher konnten Menschen und Tiere diese Informationen verstehen, aber heute berühren uns die kosmischen Nachrichten nur noch unbewusst.
Mum und ich sitzen auf der Schaukel im Garten. Ich liege auf ihrem Schoß, und wir schauen uns den Sonnenaufgang an und genießen den Frieden der Natur, bis sich die anderen Menschen um sieben Uhr zu regen beginnen. Das ist wahres Zen-Glück. Vielleicht soll ich ja so eine Art buddhistische, kontemplative Hundedame werden und, wohin ich auch gehe, Frieden verbreiten.
Zen-Glück
Mum stellt mich dem Postboten vor. Er ist untersetzt und pummelig und trägt kurze blaue Hosen. Ich sehe sofort, dass er nicht an Engel glaubt, weil sie überhaupt nicht in seine Nähe kommen können. Mum trägt mich zu ihm, und er streichelt mich, aber instinktiv mag ich ihn irgendwie nicht. Ich teile ihr das mit einem jämmerlichen kleinen Bellen mit, aber sie sagt: »Ich hoffe, ihr werdet Freunde sein.« Ist sie verrückt?
Der dicke Postbote berührt mich vorsichtig und sagt in näselndem Ton: »Braves Mädchen.« Ich kann riechen, dass er Angst vor Hunden hat.
Meine Engel wissen, dass ich ihn nicht mag, und versuchen mir einzureden, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Da gebe ich ihnen völlig recht: Ich liebe alle meine Feinde – außer diesen einen. Das ist mein freier Wille hier auf Erden. Ach, zur Hölle mit Liebe und Licht, vielleicht werde ich doch lieber ein Kriegshund.
Komischerweise habe ich meine Brüder und Schwestern noch gar nicht vermisst. Mum und ich kuscheln oder spielen andauernd. Ich bringe sie zum Lachen, und sie hält mich für ein wunderbares, perfektes Hündchen. (Womit sie natürlich recht hat!)
Sie sagt mir, ich solle meine Schutzengel anrufen, wenn ich Hilfe brauche. Sie werden mir helfen, wenn es dem höchsten Wohl dient. Ich sage Mum auf telepathischem Weg, dass ich einen goldenen Engel bei ihr und einen grün-silbrigen bei Dee gesehen habe, als die beiden mich zum ersten Mal besucht haben. »Aha, du bist ja ein ganz besonderer Hund!«, ruft sie aus. »Du bist ja übersinnlich begabt. Du hast unsere Schutzengel gesehen. Alle Menschen haben einen, der sich um sie kümmert.«
Oho, ich bin erst ein paar Wochen alt, und schon dämmert es mir, dass diese Welt ein ganz erstaunlicher Ort ist.
Am Nachmittag
Ich freue mich darauf, Brutus, den Kater, kennenzulernen. Er gehört Mums Untermieterin Elisabeth und ist anscheinend ziemlich groß. Ich hoffe nur, dass wir Freunde werden.
24. Juni
Aber hallo, ich habe Brutus über den Rasen laufen sehen. Er ist nicht ziemlich groß, er ist riesig und macht mir Angst. Stell dir einen Tiger mit glühenden Augen vor und bring ihn auf die Größe einer Wildkatze. Elisabeth, Mums Untermieterin, hat ihn als kleines Kätzchen in Frankreich gefunden, wo er vor einer wütend kläffenden Hundemeute Schutz auf einem Baum gesucht hatte. Sie rettete ihn und nahm ihn mit nach England. Ich weiß, die Engel der Menschen und die Engel der Tiere arbeiten zusammen, um jene Synchronizitäten zu erzeugen, die den richtigen Menschen mit dem richtigen Tier zusammenbringen, aber wie kann diese grässliche Bestie zu irgendjemandem passen?
Und was tut Brutus in meinem Leben? Ich bin ein süßes, sanftmütiges Geschöpf. Haben meine Engel während der vorgeburtlichen Lebensplanung geschlafen?
Mum erklärt mir, dass er nur im Sommer so groß ist. Im Winter, wenn sein Fell wächst, ist er noch viel größer. Hilfe! Wenn der dicke Postbote Angst vor ihm hat, kann ich das gut verstehen. Als Brutus einmal abnehmen sollte, sprang er Mum, Elisabeth und alle, die eine Dose öffnen konnten, an, krallte sich in ihre Beine und biss sie. Ich zittere vor Angst.
Zum Glück ist Mum bei mir in der Küche, als Brutus wie ein König hereinstolziert kommt. Meine Engel sagen mir, dass er alles erobern will. Daher wedle ich vorsichtig mit dem Schwanz und bin ganz freundlich. Ich hoffe, es funktioniert bei diesem Stubentiger. Da er mich zunächst ignoriert, gehe ich schwanzwedelnd auf ihn zu. Woraufhin er faucht und ich kehrtmache und davonrenne.
Mein wunderschöner gelber Engel lächelt: »Gutes Hündchen, Venus. Weisheit ist deine wahre Stärke.« Falls das bedeutet, ich solle mich von großen fauchenden Katzen fernhalten, dann gebe ich ihm vollkommen recht.
Elisabeth ist groß, hübsch und sehr nett. Ich mag sie sofort. »Hallo, Venus. Wie ich sehe, hast du meinen großen Jungen schon kennengelernt.« Sie schaut Brutus voller Bewunderung an. »Und du bist nett zu diesem kleinen Hündchen!«, warnt sie ihn. Statt einer Antwort starrt Brutus mich nur verächtlich an und stolziert steifbeinig davon, wie es Mister Darcy wohl tun würde, wäre er ein Kater.
Elisabeth streichelt mich sanft. Ihr Engel schimmert rosafarben und golden und lässt Liebe in sie einströmen, aber Menschen scheinen das nicht so zu spüren, wie ich es tue. Ich sehe sofort, dass sie ein gutes Herz hat und nett ist, aber sie sieht so traurig aus. Ich hoffe, sie wird mir erzählen, warum. Vielleicht besteht meine Aufgabe ja darin, ein Therapeutenhund zu sein?
25. Juni
Ich sitze auf Mums Schoß im Wintergarten, als mir einer meiner Engel etwas zuflüstert. »Du bist ein Hund, Venus. Deine Aufgabe besteht einfach darin, du selbst zu sein.«
Nun verstehe ich. Natürlich, ich bin ein Engelhund.
Kapitel 2
Der Kampf ums Essen
26. Juni
Mum gibt mir dasselbe Trockenfutter, das ich schon in meinem ersten Zuhause bekam. Sie sagt, sie tut das, weil ich daran gewöhnt bin und sie meine Ernährung nicht zu schnell umstellen will. Aber es ist das billigste Hundefutter auf dem Markt und ich, Venus, habe etwas Besseres verdient. Außerdem hat dieses schreckliche Futter eine graue Aura. Es kann auf keinen Fall gut für mich sein.
Die Nahrung, die wir essen, wirkt sich auf unsere Schwingung aus, und als ein medial begabter, spiritueller Engelhund brauche ich das beste Essen. Ziemlich offensichtlich, oder? Meine Geschwister hatten mir gesagt, ich solle die Nase rümpfen und das Essen, das mir nicht passt, einfach stehen lassen und abwarten, was passiert, aber ich weiß noch etwas Besseres. Ich sage meinen Schutzengeln, dass ich gute Nahrung brauche, weil ich ein ganz besonderes Hundemädchen bin. Sie sollen dafür sorgen, dass Mum das begreift. Ich glaube nämlich, dass sie eher auf die Engel als auf mich hört.
Am Mittag
Ich bin am Verhungern! Ich könnte glatt das trockene Zeug essen, aber ich bleibe standhaft.
Am Nachmittag
Hurra! Mum hat mir gutes Hundefutter aus der Dose gegeben. Es schmeckt viel besser, und ich esse alles auf. Diese Runde geht an mich. Danke, Engel.
Ich Arme, ich verhungere!
28. Juni
Mum versucht nun alle möglichen Futtersorten, aber ich bin ein extrem schlaues Mädchen. Wenn mir nicht schmeckt, was sie mir gibt, bitte ich meine Schutzengel um Hilfe, rümpfe dann die Nase und marschiere davon. Und siehe da, sie gibt mir etwas anderes. Tatsächlich bin ich mittlerweile ziemlich gut darin geworden. Ich schnüffle ein bisschen herum, verzieh meine Nase und setze ein Gesicht auf, als hätte ich minderwertiges Essen vorgesetzt bekommen. Das funktioniert immer.
Die Tierärztin sagt, Mum dürfe nicht zulassen, dass ich eine verwöhnte Prinzessin werde – was auch immer das sein mag. Hm! Andererseits hört sich Prinzessin irgendwie glamourös an. Ich, eine Engelhundeprinzessin! Und dafür brauche ich nur das Essen zu verschmähen, das mir nicht passt? Prinzessin Venus, hört sich doch gut an, oder?
Oh, oh, Mum hat gerade gemerkt, dass sie nur ihr eigenes Essen segnet, aber meines nicht. Ich schaue genau zu, wie sie ihre Hände über meinen Futternapf hält und sagt: »Danke für diese Nahrung. Bitte segne es.« Es ist unglaublich, aber das Essen scheint nun zu strahlen, und da ich sehr empfindsam bin, merke ich, dass ich es besser verdaue und verwerte. Ich hoffe nur, sie denkt immer daran.
29. Juni
Heute Morgen erschrecke ich mich. Ich schlafe auf einer weichen Decke im Wintergarten, als Brutus, dieser Fettwanst, erscheint. Als er im Gegenlicht im Türrahmen auftaucht, sieht er noch gigantischer und furchterregender aus als sonst. Ich glaube nicht, dass das wirklich eine Katze ist.
Im Leben geht es darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Also kann ich jetzt hier liegen bleiben und so tun, als sei ich unsichtbar, oder ich kann nett zu ihm sein. Ich entscheide mich, dass es wohl besser ist, gesellig zu sein, springe auf und renne auf ihn zu. Als er mich sieht, durchdringt mich der Blick aus seinen goldenen Augen wie ein Messer. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und schleiche sogar ein paar Schritte zurück.
Wieder stehe ich vor einer Entscheidung. Ich kann weglaufen oder ihn auffordern, mit mir zu spielen. Schnell entscheide ich mich fürs Spielen, strecke meine Vorderpfoten aus, hebe meinen Hintern in die Luft, wedle mit dem Schwanz und schaue ihn aus strahlenden Augen hoffnungsvoll an. Er wischt mich verächtlich mit einem Schlag seiner Pfote weg. Falsch entschieden! Vielleicht besiegt ja Liebe wirklich alles – nur nicht Brutus? Ich fühle mich ziemlich mies und lasse ihn lieber allein.
Also lege ich mich wieder auf meine Decke und sage mein Hundemantra auf: »Alle lieben Hunde, und Hunde lieben alle.« Mein gelber Engel ist ganz nah bei mir und streichelt meine Aura, um mich zu trösten. Der andere Engel, der rosafarbene, schaut aus der Ferne zu.
Später
Aber schließlich bin ich ein Hund: Ich werde es wieder versuchen.
30. Juni
Mum ist gerade zum Laden gegangen, um mir Hühnchen zu kaufen. Was für ein Pech, dass sie kein Fleisch isst und daher nie Fleischreste für mich abfallen. Also muss ich sie ermuntern, Hühnchen zu kaufen. Sie hat gesagt, es sei sinnlos, mir weiter Trockenfutter zu geben, da ich es ja doch nicht esse. Hurra! Ich bin zweifellos eine spitzenmäßige, Hühnchen essende Engelhundeprinzessin!
Jetzt kocht sie das Hühnchen. Ich sitze neben dem Herd, wedle mit dem Schwanz und grinse mir eins. Sie lacht: »Es war es wert, Hühnchen zu kaufen, nur um dich so glücklich zu sehen.« Das muss ich mir merken. Es gefällt ihr, wenn ich mit dem Schwanz wedle. Wenn man glücklich ist, strahlt man eine positive Schwingung aus, die Menschen dazu bringt, einem das zu geben, was man will. Das Hühnchen schmeckt so gut, wie es gerochen hat. Hundelecker! Ich weiß nicht, ob es dieses Wort gibt, aber du weißt sicher, was ich meine. Ganz behutsam schiebe ich den Reis und das Gemüse mit meiner Nase beiseite, bis sie in einem kleinen Haufen neben dem Napf auf dem Boden liegen.
1. Juli
Einige Freunde von Mum kommen zu Besuch, und ich weiß, dass sie eigentlich nur kommen, um mich zu sehen. Alle streicheln mich und sagen, wie hübsch ich bin. Sie spielen mit mir und schenken mir Spielzeug, auf dem ich herumkauen kann. Einen Nachteil haben all diese Besucher allerdings: Sie geben Mum alle möglichen Ratschläge. Auch ihre Engel sind mitgekommen, denn Engel lieben kleine Tiere ebenso, wie es Menschen tun.
Am Morgen kommt Megan. Ich mag sie und sitze zufrieden auf ihrem Schoß – bis sie sagt, Mum müsse sich entscheiden, ob ich Trocken- oder Dosenfutter essen soll. Mum soll sich entscheiden? Und was ist mit mir? Schließlich ist es mein Bauch, oder? Dann sagt sie noch, wenn ich mein Essen nicht sofort esse, soll Mum es wieder wegnehmen. Knurr! Ich kneife die Augen zusammen und starre sie böse an. Sie weiß doch nicht, was ich brauche! Ich esse Hühnchen, nur Hühnchen.
Da Mum glaubt, dass Megan eine Hundeexpertin ist, füllt sie meinen Napf, und als ich das Essen ignoriere, nimmt sie den Napf plötzlich wieder weg. Nein! Was mach ich jetzt bloß? Ich tu einfach so, als würde es mir nichts ausmachen.
Gegen Mittag hängt mir der Magen bis in die Kniekehlen. Ich hoffe nur, das Essen taucht bald wieder auf.
Meine Engel halten sich zurück und schauen zu, wie ich verhungere. Sie tun nichts, um mir zu helfen. Sie sagen, sie sind bei mir, um alles zu beobachten und aufzuzeichnen – was immer das auch heißen mag –, und sie greifen nur ein, wenn ich in Gefahr bin.
»Hallo! Ihr habt mir doch geholfen, als ich euch gebeten habe, Mum zu sagen, dass ich anderes Essen brauche.«
»Ja, weil du uns gebeten hast und weil es deinem höchsten Wohl diente.«
»Deshalb bitte ich euch ja jetzt«, knurre ich. »Ich will Hühnchen.«
Meine Engel lachen, aber es ist ein freundliches Lachen. »Venus, wenn du dich ausschließlich von Hühnchen ernährst, dient das nicht deinem höchsten Wohl.«
Ich will knurren: »Tut es wohl!«, aber da sie ja immerhin Engel sind, brummle ich stattdessen: »Was meint ihr eigentlich, wenn ihr sagt, ihr seid hier, um alles aufzuzeichnen?«
»Wir zeichnen alle deine Entscheidungen und Handlungen für die Tierversion der Akasha-Chronik auf. Die Menschen sind für ihre Gedanken verantwortlich, und sie häufen Karma an. Tiere handeln instinktiv von der rechten Gehirnhälfte aus, deshalb werden ihre Aufzeichnungen anders angeschaut«, erklärt mir der gelbe Engel.
»Aber du willst schon sagen, dass ich für meine Handlungen verantwortlich bin, oder?«, hake ich nach, obwohl ich die Antwort lieber nicht hören würde.
»Ja.«
Ich seufze, und der rosafarbene Engel erklärt mir, dass seine Aufgabe darin besteht, mir zu helfen, mein Herz offen zu halten.
Um ein Uhr nachmittags stellt Mum meinen jämmerlichen Fressnapf wieder hin. Ich denke an die hungernden Hunde in Afrika. Dann überlege ich mir, was meine Geschwister mir wohl raten würden. Ach, Schwamm drüber, mein Bauch gewinnt, und ich schlinge alles hinunter.
Am Abend
Wie kann ich Mum nur dazu bringen, Essen aus meiner Perspektive zu betrachten? Die Mahlzeiten sind eine Qual. Wahrscheinlich werde ich von all dem Stress noch eine Essstörung bekommen. Ich versuche, Mum das zu erklären, aber sie liest weiter in den Hundeerziehungsbüchern, die sie gekauft hat. Die scheinen sich mit Megan darin einig zu sein, dass Nahrung, die nicht gegessen wird, wieder entfernt werden sollte. Wer scheibt denn solche Bücher?
Ich bitte meine Schutzengel, Mum eine Freundin vorbeizuschicken, die ihr Ernährungstipps gibt, die mir passen. Das ist doch sicherlich zu meinem höchsten Wohl, oder?
2. Juli
Glücklicherweise kommt heute Dee mit ihren Hunden vorbei, um mich zu besuchen. Sie sagt, Tiere brauchen nur Liebe, und sie rät Mum, mich zu füttern, wenn ich Hunger habe, und stets ein paar Hundekuchen parat zu haben. Ja!!!
Sie hat eine ganz kleine und sehr alte Chihuahua-Hündin namens Chloe, die nur noch einen Zahn hat. Sie nennen sie Psycho, weil sie ständig bellt und niemanden in ihre Nähe lässt. Als Dee Chloe bekam, musste sie sie immer an der Leine haben, weil sie sie sonst nicht erwischen konnte. Sie hat auch noch einen Hund aus dem Tierheim, einen Papillon namens Oskar. Ich mag ihn, weil meine Ohren und mein Schwanz so aussehen werden wie seiner, wenn ich größer bin.
Ich renne mit Oskar im Garten herum, was ganz toll ist. Aber Chloe ist einfach furchtbar. Sie will nicht spielen, weil sie alt ist, aber sie knurrt mich ständig an. Wenn ich um sie herumspringe, beißt sie mich mit ihrem einen Zahn, bis ich blute. Na, wenn schon. Es tut gar nicht weh und hindert mich nicht daran, sie zum Herumtollen zu animieren. Aber wer will sich eigentlich mit so einem dummen, alten, einzahnigen Hund abgeben?
Mum beschließt, dass sie nicht mehr so streng sein und mir das Essen nicht immer wegnehmen wird.
Nachmittags besucht mich Tamsin. Ihr Rat an Mum ist, dass ich alles spielerisch lernen soll. Sie steckt ein paar Leckereien in eine Toilettenpapierrolle und knickt die Enden um. Ich brauche Ewigkeiten, bis ich die Pappe weichgekaut habe und an die Hundekuchen komme. Mum sagt, sie wird das wieder machen, wenn sie wieder einmal eine Rolle hat. Toll!
Ich kaue auf der Toilettenpapierrolle herum.
Endlich lernt sie, wie man ein Hundemädchen am besten füttert. Vielleicht haben meine Engel ja doch mit ihr gesprochen.
Kapitel 3
Namen und Ziele
3. Juli
Eines meiner Lieblingsspiele sieht so aus, dass Mum eine Schnur um eines meiner Spielzeuge wickelt und es im Kreis herumwirbelt, sodass ich ihm hinterherjagen kann. Dann bin ich unendlich glücklich. Ich bin so schnell, dass sie mich den weißen Blitz nennt.
Beim Spielen
Heute hab ich mir mein Spielzeug geschnappt und es wie wild hin und her geschüttelt. Mum lacht und sagt: »Das ist der Terrier in dir.« Das Gute am Hundsein ist, dass die Menschen akzeptieren, dass du dich deinem Wesen entsprechend verhältst. Sie finden es normal für einen Retriever, Dinge zurückzubringen, oder für einen Spaniel zu schwimmen, aber Menschen müssen sich an Konventionen anpassen und vergessen ganz, sie selbst zu sein. Mein Engel sagt, dass eine der spirituellen Lektionen, die ich lerne, darin besteht, mir selbst treu zu sein. Das macht das Leben viel einfacher. Mir gefällt es, ich zu sein.
4. Juli
Frühmorgens sitzen Mum und ich still im Garten, während unsere Engel uns mit Liebe überschütten. Das ist einfach herrlich, es ist so, als würden wir in goldenem Sonnenlicht baden. Die Engel erzählen uns, wie wichtig ein Name ist. Unsere Seele sucht ihn aus, und wird er ausgesprochen, werden die Lektionen unseres Lebens aktiviert. Darum ist es auch so wichtig, den Namen einer Person immer liebevoll auszusprechen, damit seine Erfahrungen auf positive Weise zu ihr kommen können.
Ich lecke Mums Hand, und sie singt ein paar Mal leise »Venus«, um zu zeigen, dass wir verstanden haben. Um ehrlich zu sein, klingt es nicht sehr melodisch, aber die liebevolle Energie ist da. Ich bin so froh, dass ich eine Mum habe, die mich nie anschreit, denn mein Name sollte immer voller Freude ausgesprochen werden. Ich bin so glücklich und fühle mich so geborgen.
Eine Stunde später
Na ja, das hat nicht lange angehalten. Plötzlich höre ich eine laute Stimme rufen: »Venus! Lass das!« Dabei kaue ich doch nur ganz zufrieden auf den neuen Sandalen herum, die Mum gekauft hat. Sie sind blau, leuchten und glitzern und schmecken scheußlich, aber ich kaue trotzdem darauf herum, um ihr eine Freude zu machen. Und nun erzählt sie mir völlig genervt, dass sie die Sandalen gerade erst gekauft hat und nun wieder die alten rosafarbenen tragen muss. Warum hat sie mir die neuen dann hingelegt?
Ein paar Minuten darauf beugt sie sich zu mir nieder, um mich zu streicheln, und murmelt: »Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe, Venus.« Aber das stimmt doch gar nicht, oder? Täte es ihr wirklich leid, hätte sie mich doch gar nicht erst angeschrien. Die Menschen verwirren mich immer wieder.
5. Juli
Heute bekomme ich meine erste Impfung, und ich darf erst aus dem Garten heraus, wenn ich meine zweite bekommen habe.
Ich mag die Tierärztin. Sie ist eine sehr nette Frau, die mir erlaubt, im Behandlungszimmer herumzuschnüffeln. Es riecht hier so verführerisch. Aber interessanter ist noch, dass zwei Lichter bei ihr sind. Eines ist gelb und blau, hält sich im Hintergrund auf und schaut zu. Das ist ihr Schutzengel. Das andere Licht ist blaugrün. Es ist ihr Geistführer, der ihr hilft, die Tiere zu heilen.
Ich sehe das, als Mum mich hochhebt und auf den Tisch setzt. Die Frau, von der ich dachte, sie sei so nett, sticht eine Nadel in meinen Nacken. Aua! Ich heule laut auf und winsele. Es ist sehr schmerzhaft, und ich will sichergehen, dass das auch alle mitbekommen. Aber Mum nimmt mich in den Arm, und sowohl sie als auch die Tierärztin geben mir Leckereien. Also beschließe ich, wieder herzukommen, wenn es denn sein muss.
Aber ich kneife die Augen zusammen und starre die Engel und Geistführer böse an. »Wie konntet ihr zulassen, dass sie mir wehgetan hat?«, verlange ich zu wissen.
»Du hast dich entschieden zu leben, Venus. Wir können dir nicht alle Erfahrungen ersparen. Deine Reaktionen ermöglichen es dir, dich weiterzuentwickeln«, antwortet der gelb-blaue Schutzengel der Tierärztin. Angesichts seiner liebevollen Güte verschwindet aller Schmerz.
Am Abend
Ich bin gerade von meiner ersten Welpenparty zurück. Dort waren sechs kleine Hunde, und ich muss dir berichten, dass Mum gesagt hat, ich sei der hübscheste und beste Welpe von allen. Dort waren zwei Highland Terrier, ein Cockerspaniel, ein Bullterrier und ein großer japanischer Akita. Ich habe versucht, mich mit allen anzufreunden, was im Klartext heißt, dass ich an vielen Hinterteilen herumschnüffeln durfte. Das war auf jeden Fall der einfachste und beste Teil.
Alle Schutzengel der Hunde und ihrer Besitzer standen in einem Kreis um uns herum, hielten sich an den Händen und überschütteten uns mit bedingungsloser Liebe. Ihre Energie sorgte dafür, dass alle ruhig blieben, worüber ich sehr froh war, da ich der kleinste Welpe war. Man lud uns ein, nächste Woche zu einer neuen Schnüffelparty zu kommen. Ich freue mich schon darauf.
Man hat mir gesagt, dass sich in manchen Kulturen die Menschen begrüßen, indem sie die Nasen aneinanderreiben, während andere sich küssen oder die Hand geben. Ich will ja gar nicht urteilen, aber ich bin überzeugt, dass die Hundeart die beste ist.
6. Juli
Ich schlafe immer noch im Körbchen neben Mums Bett. Ich versuche, auf ihr Bett zu springen, aber es ist zu hoch. Doch eines Tages wird es mir gelingen, und dann kuschle ich mich ganz eng an sie.
8. Juli
Wir gehen zu Megan, weil Mum eine Aromatherapiemassage bekommen soll. Megan ist wegen mir ganz aus dem Häuschen. Sie sagt, ich wäre ein umwerfend schönes, intelligentes kleines Hundemädchen. Na ja, wo sie recht hat, hat sie recht.
Wir gehen in ein kleines Zimmer, in dem ein Massagetisch steht. Mum versucht mich dazu zu bringen, mich auf ihre Wolldecke auf den Boden zu legen. Ich ahne, dass hier irgendetwas im Schwange ist. Ich passe gut auf, wie sie auf den Massagetisch klettert und sich dort seufzend ausstreckt. Was? Erwarten die echt von mir, dass ich auf dem Boden liegen bleibe, wo ich Mum nicht sehen kann? Was hat Megan mit ihr vor? Es ist eindeutig meine Pflicht, sie zu retten, also muss ich mutig und erfinderisch sein. Ich springe erst auf einen Stuhl, und dann katapultiere ich mich durch die Luft wie ein fliegender Hund und lande direkt auf Mum. Zum Glück ist mit ihr alles in Ordnung. Aus irgendeinem Grund finden die beiden das lustig und lachen, aber ich bleibe zwischen Mums Beinen liegen, von wo aus ich alles genau im Auge behalten kann.
Plötzlich sehe ich, dass Megans Engel blauweiß ist und durch ihre Hände arbeitet. Toll! Megan streicht erst über Mum und dann über mich. Ich mag Engelmassagen, sie sind sehr beruhigend und kribbeln so angenehm. Nur dass ich jetzt so komisch rieche, stört mich.
9. Juli
Ich hab’s geschafft! Ich hab’s geschafft! Ich bin ganz allein auf Mums Bett gesprungen. Ich musste mehrere Anläufe nehmen, aber endlich hat es geklappt. Sie lacht und meint, dass ich ein so hartnäckiger Hund bin, dass ich es verdient habe zu bleiben. Also rolle ich mich direkt neben ihr auf der Bettdecke zusammen.
Ich habe meine Vision, neben ihr auf dem Bett zu schlafen, verwirklicht und es endlich geschafft. Meine Engel erklären mir, dass ich mir vorstellen muss, es wäre mir bereits gelungen, wenn ich etwas will. Wenn man das im festen Glauben tut, muss es den geistigen Gesetzen zufolge auch geschehen. Aber es gibt einen Haken. Wenn das, was du dir wünschst, nicht das Beste für dich oder andere ist, häufst du Karma an. Daher muss man sich über seine Ziele wohl im Klaren sein und auch loslassen können, wenn sie nicht dem höchsten Wohl aller dienen.
Da mich das alles ein bisschen verwirrt, präzisiert mein gelber Engel noch, wie es genau funktioniert. Ich soll Mum deutlich sagen, was ich möchte, und dann bekräftigen, dass ich es nur möchte, wenn es dem höchsten Wohl aller Beteiligten dient. Ich muss darauf vorbereitet sein, meinen Wunsch aufzugeben, wenn er nicht dem höchsten Wohl dient. Das leuchtet mir sofort ein, denn wer würde etwas wollen, wenn es nicht seinem höchsten Wohl dient?
Der Engel erklärt weiter, wenn man das Gesetz der Anziehung so anwendet, dann weiß man auch, dass alles, was zu einem kommt, das Richtige für alle Beteiligten ist. Und wenn man etwas nicht bekommt, dann nur, weil etwas Besseres unterwegs ist. So einfach ist das.
Ich kann mir eigentlich nichts Besseres vorstellen, als auf Mums Bett zu schlafen. Aber wenn ich es mir recht überlege, dann gibt es doch noch etwas: Ich möchte zu ihr unter die Bettdecke kriechen. Ich warte ein bisschen, dann ziehe ich vorsichtig an der Decke und krieche schnell darunter. Mum tut so, als würde sie schlafen, aber sie muss mitbekommen haben, dass ich mich ankuschle, denn sie streichelt mir den Kopf. Ich kann nicht anders, ich muss mich einfach umdrehen, damit sie mir den Bauch krault. Welche Ekstase!
10. Juli
Es ist früh am Morgen. Mum lächelt, als sie meinen Kopf auf dem Kissen neben sich sieht. Sie krault mir wieder den Bauch, und ich klopfe mit dem Schwanz. Es ist so warm, ich fühle mich so geliebt und sicher. Hier gehöre ich hin. Ich sehe, dass meine Engel lächeln.
Kapitel 4
Das streunende Monster und die Familie
11. Juli
Mum und ich besuchen ihren Bruder, der auf dem Lande lebt. Eine streunende Katze hat in seiner Garage zwei Kätzchen geboren, und er füttert die Mutter. Als er uns anrief, sagte er, wie schön und freundlich sie ist. Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen – besonders, weil ich noch nie eine Katze kennengelernt habe, außer Brutus natürlich, der aber nicht zählt, weil er eher wie ein wildes Tier ist. Man hat mir gesagt, eine richtige Hauskatze sei weich, warm, freundlich und schnurre immerzu. Ich möchte mit einem solchen Tier befreundet sein.