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Verbale Provokationen bei Schülern E-Book

Susanne Schmitt

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2008
Beschreibung

Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Psychologie, Note: 2, Universität Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: Vor einiger Zeit gab es im deutschen Fernsehen einen Sketch. Zwei Komiker unterhielten sich über einen besonders einfältigen Mann. Es drehte sich einige Zeit um dessen Dummheiten und Fehler, bis die Zwei zu dem Schluss kamen: “Das kann ja nur ein Österreicher sein!“ Ich hätte mich bis zu diesem Zeitpunkt nicht als besonders patriotisch bezeichnet, noch habe ich mir je große Gedanken über meine Staatszugehörigkeit gemacht. Aber in diesem Moment fühlte ich mich plötzlich als Österreicherin angegriffen. Ich war wütend, habe diese Geschichte viele Male erzählt und mich darüber beklagt, dass wir ÖsterreicherInnen im Fernsehen als Idioten dargestellt werden. Ich fühlte mich als Mitglied dieser Nation beleidigt und war bereit mich zu wehren. Vielen anderen Menschen in diesem Land geht es genauso und schlimmer, wenn sie zum Beispiel als Ausländer beschimpft und benachteiligt werden. Aufgrund der anderen Muttersprache gehören sie einer anderen Gruppe an und werden ausgestoßen. Besonders in Schulen, wo viele verschiedene Ethnizitäten zusammentreffen und auf engem Raum miteinander arbeiten müssen, können dadurch Konflikte entstehen. Genau da setzt auch das Hauptbestreben dieser Arbeit an, nämlich herauszufinden, wie aggressiv Schüler verbale Angriffe auf ihre Gruppenzugehörigkeit empfinden, bzw. ob es Unterschiede in den Einschätzungen gibt, wenn sie als Person beleidigt werden. Der Aufbau dieser Arbeit gliedert sich in einen Literaturteil (Kapitel 2) und einen empirischen Teil (Kapitel 3). Im Literaturteil soll zuerst geklärt werden was man unter aggressiven Handlungen versteht und wie es dazu kommen kann. Anschließend wird das intergruppale Verhalten näher beleuchtet. In diesem Teil der Arbeit soll geklärt werden, wie es zu Gruppenbildungen kommt und warum die eigene Gruppe wichtig wird. Das darauf folgende Subkapitel beschäftigt sich dann eingehend mit den Gruppenkonflikten.

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Inhaltsverzeichnis
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Vor einiger Zeit gab es im deutschen Fernsehen einen Sketch. Zwei Komiker unterhielten sich über einen besonders einfältigen Mann. Es drehte sich einige Zeit um dessen Dummheiten und Fehler, bis die Zwei zu dem Schluss kamen: “Das kann ja nur ein Österreicher sein!“

Ich hätte mich bis zu diesem Zeitpunkt nicht als besonders patriotisch bezeichnet, noch habe ich mir je große Gedanken über meine Staatszugehörigkeit gemacht. Aber in diesem Moment fühlte ich mich plötzlich als Österreicherin angegriffen. Ich war wütend, habe diese Geschichte viele Male erzählt und mich darüber beklagt, dass wir ÖsterreicherInnen im Fernsehen als Idioten dargestellt werden. Ich fühlte mich als Mitglied dieser Nation beleidigt und war bereit mich zu wehren.

Vielen anderen Menschen in diesem Land geht es genauso und schlimmer, wenn sie zum Beispiel als Ausländer beschimpft und benachteiligt werden. Aufgrund der anderen Muttersprache gehören sie einer anderen Gruppe an und werden ausgestoßen. Besonders in Schulen, wo viele verschiedene Ethnizitäten zusammentreffen und auf engem Raum miteinander arbeiten müssen, können dadurch Konflikte entstehen. Genau da setzt auch das Hauptbestreben dieser Arbeit an, nämlich herauszufinden, wie aggressiv Schüler verbale Angriffe auf ihre Gruppenzugehörigkeit empfinden, bzw. ob es Unterschiede in den Einschätzungen gibt, wenn sie als Person beleidigt werden.

Der Aufbau dieser Arbeit gliedert sich in einen Literaturteil (Kapitel 2) und einen empirischen Teil (Kapitel 3). Im Literaturteil soll zuerst geklärt werden was man unter aggressiven Handlungen versteht und wie es dazu kommen kann. Anschließend wird das intergruppale Verhalten näher beleuchtet. In diesem Teil der Arbeit soll geklärt werden, wie es zu Gruppenbildungen kommt und warum die eigene Gruppe wichtig wird. Das darauf folgende Subkapitel beschäftigt sich dann eingehend mit den Gruppenkonflikten. Hier wird auch im Speziellen der Konflikt zwischen ethnischen Gruppen besprochen. Im empirischen Teil wird auf das

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durchgeführte Experiment eingegangen, das prüfen soll, ob Schüler verbale Provokationen in Bezug auf ihre Gruppenzugehörigkeit als aggressiver einstufen als in Bezug auf ihre Person. Das zweite große Ziel dieses Experiments soll die Frage sein, ob die Vorgabereihenfolge des interpersonalen, beziehungsweise des intergruppalen Konflikts eine Rolle spielt und es wird auf die Formulierung der Vorgabe näher eingegangen.

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Kommt es zwischen Jugendlichen zu Konflikten, so beginnen sie meist mit verbalen Provokationen. Diese werden von den Jugendlichen oft als aggressiv erlebt und führen bei den Betroffenen nicht selten zu einer aggressiven Handlung. Um zu verstehen, warum verbale Provokation aggressiv bewertet und erlebt wird, beschäftigt sich das folgende Kapitel damit, was man unter Aggression versteht und wie es dazu kommt.

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Der Blick in sozialpsychologische Analysen richtet sich auf die Interaktion zwischen zwei Menschen, die sich gegenseitig beeinflussen. Sie stehen meist in einer bestimmten Relation zueinander und begegnen sich in einem bestimmten Kontext. Beide Personen wiederum sind gekennzeichnet durch stabile, wie variable Persönlichkeitsmerkmale, durch spezifische Sozialisationsbedingungen und durch individuelle Lernerfahrungen. Die Relation kann den Grad der Bekanntheit oder der jeweiligen sozialen Macht ausmachen. Der soziale Kontext schließlich beinhaltet etwa Dinge wie die Anwesenheit von Zuschauern oder die Umgebungsbedingungen wie Hitze, Enge oder Lärm (Otten 2002). Die Interaktion zwischen den beiden betroffenen Personen kann auch aggressives Verhalten sein. Was aber genau versteht man unter aggressivem Verhalten?

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Aggressives Verhalten wird laut Otten (2002) über drei Kriterien definiert:

xDas erste Kriterium ist die Schädigungsabsicht.

xDer zweite Aspekt ist die Normabweichung.xUnd, jedoch nicht notwendiger Weise, eingetretener Schaden selbst.

Erst wenn diese drei Kriterien zutreffen, kann man von aggressivem Verhalten sprechen. Diese Größen sind jedoch nicht eindeutig quantifizierbar, sondern setzen subjektive Interpretation voraus. Was also als aggressiv bewertet wird, liegt immer am Beurteiler/Beurteilerin. Diese Definition beinhaltet die Sichtweise, dass die Bezeichnung eines Verhaltens als „aggressiv“ das Ergebnis von Beurteilung und Interpretation ist und entsprechend in Abhängigkeit von der Beurteilerperspektive und dem sozialen Kontext variiert. So mag ein jugendlicher Rechtsradikaler der Ansicht sein - und von seinen Freunden in der Auffassung bestätigt werden - er habe „richtig“ gehandelt als er einen ausländischen Mitschüler geschlagen hat, während der Betroffene und möglicherweise die Vertreter der Schule eindeutig eine Normverletzung feststellen und entsprechende Sanktionen für angemessen halten würden. Diese unterschiedlichen Betrachtungen aggressiver Konflikte sind zum einen wichtig, weil sie deren Eskalation oder aber Deeskalation bestimmen können; zum anderen implizieren sie, dass ein zentraler Schritt zum Verständnis und letztlich zur Prävention intergruppaler, aber auch anderer Formen von Gewalt darin liegt, zu untersuchen, warum ein Akteur dazu kommt, aggressives Verhalten als situativ angemessen zu sehen. Diese Frage soll im anschließenden Kapitel geklärt werden.

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Im folgenden Abschnitt wird auf die Dynamik aggressiver Interaktionen und die Perspektive der Reaktionsmöglichkeiten des Betroffenen näher eingegangen und anhand verschiedener Modelle erläutert.

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Dieses Modell handelt von den Funktionen aggressiven Verhaltens und beschäftigt sich speziell mit den Stufen zwischen Zieldefinition und der Handlungsauswahl.

Es wird davon ausgegangen, dass das Verhalten von Tätern immer funktional ist und unter einer Kosten-Nutzen Abwägung stattfindet. Im „Social Interactionist Theory of Coercive Action (SITCA)“, dem Aggressionsmodell von Tedeschi und Felson (1994), wird spezifiziert, warum die Verhaltensentscheidung eine Funktion aus Wert des angestrebten Ziels und der Erwartung, dieses Ziel mit dem geplanten Verhalten erreichen zu können, ist.

Coercive actions - „Zwangshandlungen“ - basieren laut Tedeschi und Felson (1994), auf drei Motiven:

xSoziale Kontrolle: Welche Methode angewendet wird um Kontrolle zu erhalten oder herzustellen hängt von der subjektiven Wichtigkeit des angestrebten Beeinflussungsversuchs ab. Ausschlaggebend dafür ist, welche Erfahrungen der Akteur mit nicht aggressivem Verhalten als Mittel der sozialen Einflussnahme bisher gemacht hat.

xGerechtigkeit: Es wird versucht Gerechtigkeit wiederherzustellen, wenn der Betroffene den Eindruck hat, dass ihm schwere Provokation oder Ungerechtigkeit zuteil wurde, und er glaubt, die Schuldigen eindeutig identifizieren zu können. Weiters besteht kein Vertrauen in externe

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Bestrafungsinstanzen. Ein wichtiges Kriterium ist auch das Verhältnis zwischen den am Konflikt beteiligten Personen. Bei nahe stehenden Personen wird eher ein nicht aggressiver Weg der Herstellung der Gerechtigkeit versucht.

xPositive Selbstdarstellung: Nicht nur die Bedrohung des eigenen Selbstkonzepts, sondern auch die Herabsetzung von relevanten Gruppen, können das Motiv zur Sicherung positiver Identität aktivieren. Hervorgerufen dadurch, dass man sich nicht nur über seine einzigartigen Merkmale, sondern auch über den Status von Gruppen - zu denen man sich zugehörig fühltdefiniert, kann Gewalt gegen Mitglieder anderer Gruppen ein wirksames Mittel der Selbstaufwertung sein (Tajfel and Turner 1978). Baumeister, Smart und Baden (1996) konnten zeigen, dass besonders Personen mit einem hohen Selbstwert eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, dieses positiv angehobene Selbstbild als bedroht anzusehen und es durch Anwendung von Macht und Zwang zu sichern versuchen.

Wenn ein Individuum eines oder mehrere der genannten Motive verfolgt, es zugleich über kein zuverlässiges, Erfolg versprechendes Repertoire an nichtaggressiven Verhaltensweisen verfügt (beispielsweise nicht besonders gut verbal argumentieren kann), wird es sich wahrscheinlich dafür entscheiden, psychisch oder physisch Druck auszuüben, insbesondere dann, wenn es kaum oder keine Sanktionen für ein solches Verhalten befürchtet.

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Zwischen der Wahrnehmung einer Provokation und der Realisation von aggressivem Verhalten liegen verschiedene Wahrnehmungs-und

Bewertungsprozesse, die im Folgenden kurz beschrieben werden (Crick and Dodge 1994):

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