Verbindungen - Henning Marmulla - E-Book

Verbindungen E-Book

Henning Marmulla

0,0

Beschreibung

Vor dem Kontext der Neupositionierung der Kursbuch-Idee formuliert Henning Marmulla, der Autor von "Enzensbergers Kursbuch. Eine Zeitschrift um 68", seine Erkenntnisse über die Kursbuch-Gründerzeiten im Spiegel des Wiederanfangs 2012: "Es wird sich zeigen, dass viele Dimensionen, die in den Anfangsmomenten und bereits vor der Gründung des Kursbuchs von Relevanz für ihren Herausgeber waren, Eingang in die Grundstruktur dieser Zeitschrift fanden."

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 26

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Benutzerhinweise

Dieser Artikel enthält Anmerkungen, auf die die Anmerkungszahlen im Text verweisen. Durch einfaches Klicken auf die Anmerkungszahl wechselt das E-Book in den Anmerkungsteil des Artikels, durch Klicken auf die Anmerkungszahl im Anmerkungsteil wieder zurück zum Text.

Henning Marmulla

Verbindungen

1965/2012

Gemeinplätze, das Kursbuch betreffend

Das Kursbuch war die wichtigste kulturelle und politische Zeitschrift in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort erschien diese von Hans Magnus Enzensberger herausgegebene und zwischen 1965 und 1970 von Siegfried Unseld verlegte Zeitschrift. In den fast fünf Jahren, in denen sie im Suhrkamp Verlag erschien, begleitete die Zeitschrift die Formierung und Mobilisierung sowie den Zerfall der deutschen 68er-Bewegung. Das Kursbuch war, ohne eine Bewegungszeitschrift zu sein, ihr Forum, der Herausgeber Enzensberger war ein Vermittler zwischen den internationalen 68er-Bewegungen, teilweise wurde er selbst zum Akteur, indem er die richtigen und wichtigen, ja die notwendigen Themen setzte, die von Bedeutung für den globalen Protest waren.

Enzensberger und sein Redakteur Karl Markus Michel griffen Vorstellungen und Texte wichtiger Vordenker und Ideengeber der internationalen 68er-Bewegungen auf, verbreiteten sie, rekonstruierten sie, spitzten sie zu und dynamisierten damit schließlich den Prozess, den die Soziologie als Mobilisierungsprozess der 68er-Bewegung beschreibt. Der italienische Verlag Mondadori identifizierte die Zeitschrift sogar mit der Bewegung und veröffentlichte 1969 eine über 270 Seiten umfassende Kursbuch-Anthologie unter dem Titel Kursbuch. Die Außerparlamentarische Opposition.1

Es ist heute unbestritten, dass das Kursbuch in jener Zeit wichtig war. Es zirkulierte, lag auf den Nachttischen, neben den Matratzen, kursierte in den Universitäten. Kaum eine antiquarisch erworbene Ausgabe lässt sich finden, in der nicht zahlreiche Leserkommentare aufzufinden wären. Das Kursbuch war kein Organ für das Regal. Man arbeitete mit und in ihm. Die Kursbögen, die ihm seit November 1968 beilagen, sucht man heute in den alten Ausgaben vergeblich. Sie hingen in den Küchen der Wohngemeinschaften. Die Leser verwandten sie ganz im Sinne der von Enzensberger schon 1957 formulierten Benutzungsordnung für seine Lyrik: »Hans Magnus Enzensberger will seine Gedichte verstanden wissen als Inschriften, Plakate, Flugblätter, in eine Mauer geritzt, auf eine Mauer geklebt, vor einer Mauer verteilt; nicht im Raum sollen sie verklingen, in den Ohren des einen, geduldigen Lesers, sondern vor den Augen vieler, und gerade der Ungeduldigen, sollen sie stehen und leben, sollen sie wirken wie das Inserat in der Zeitung, das Plakat auf der Litfaßsäule, die Schrift am Himmel. Sie sollen Mitteilungen sein, hier und jetzt, an uns alle.«2 Die Kursbögen und die Kursbücher waren Mitteilungen des Hier und Jetzt, ihnen haftete etwas Dringliches und Drängendes an, sie wurden gebraucht.

Der Anfang vom Anfang

Die Geschichte des Kursbuchs will ich hier nicht erzählen. Ich will auch nicht rekonstruieren, wie sich die Zeitschrift nach der Trennung vom Suhrkamp Verlag und mit Gründung des Kursbuch Verlags weiterentwickelte, will nicht beleuchten, wie sie bei Rotbuch, Rowohlt und dem Zeitverlag aussah. Wohl aber will ich schildern, welche Ereignisse, Situationen und Konstellationen zur Gründung der Zeitschrift im Jahre 1965 führten und was sie in den ersten Jahren ihres Erscheinens so besonders machte. Es wird sich zeigen, dass viele Dimensionen, die in den Anfangsmomenten und bereits vor der Gründung des Kursbuchs