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Das ist nichts weniger als die tägliche Dosis des ganz normalen Wahnsinns. Jenny Elvers liebt trashige TV-Formate und stand schon selbst für Promi Big Brother und Co. vor der Kamera. Aber auch als Zuschauerin weiß sie verrückte C-Promis, herrliche Peinlichkeiten und das Fremdschämen vor der Glotze zu schätzen.
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Seitenzahl: 75
Veröffentlichungsjahr: 2021
Jenny Elvers
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Jenny Elvers liebt trashige TV-Formate und stand schon selbst für »Promi Big Brother« und Co. vor der Kamera. Aber auch als Zuschauerin weiß sie verrückte C-Promis, herrliche peinlichkeiten und das Fremdschämen vor der Glotze zu schätzen.
Widmung
Vorwort
Ein Volk von Müllguckern?
Darf man das?
Gutes Fernsehen, schlechtes Fernsehen
Die Menschen hinter der Mattscheibe
Lasset die Spiele beginnen!
Einmal Voyeur sein
TV und Social Media – zwei Welten prallen aufeinander
Trash-TV – ein Sittengemälde
Wie gewinnt man ein Realityformat?
Mein Weg zum Dschungelcamp
Promis unter Palmen
Promi Big Brother
Das Sommerhaus der Stars
Temptation Island
Ex on the Beach
Love Island
Von Reality-TV ins echte Leben
Der Bachelor
Prince Charming
Verlieben auf Knopfdruck?
Bauer sucht Frau
Was kostet die Welt des Trash-TV?
Die Sache mit dem Essen …
So wie Gott sie schuf – Adam sucht Eva
Meine kleine Trash-TV-Sünde
In der Rolle der Zuschauerin
Wiedersehen auf der Alm
Das große Drumherum
Bunt ist gut
Dank
In einem Buch über Reality-Fernsehen darfst du natürlich nicht fehlen, lieber Willi! Aber doch nicht so …
Willi Herren, du wurdest nur 45 Jahre alt! Mensch, Willi. So war das nicht gedacht. Jetzt widme ich dir diese Zeilen, weil du nicht mehr da bist. Schauspieler, Sänger, Papa – du warst vieles. Und in letzter Zeit sehr oft in unserem Wohnzimmer präsent. Coronabedingt gab es ja keine Auftritte mehr am Ballermann, also warst du ein gern gesehener Akteur im Reality-TV. Du kanntest das erste Gebot dieses sehr eigenen Genres sehr gut: Du sollst nicht langweilen. Deine Geister kanntest du auch. Ich kenne sie selbst nur zu gut, beim Verjagen hätte ich dir gerne geholfen.
Herzlich, oft laut, berührend und sehr menschlich hast du uns viele Facetten von dir gezeigt. Deine Tochter und mein Sohn sind demnächst zusammen in einer Sendung zu Gast. Wir hätten sie uns gemeinsam angeschaut.
Mach et joot, Willi!
Per Definition ist Trash Müll. Sind wir also ein Volk von Müllguckern? Nie gab es mehr Reality-TV-Formate und sogenannte Realitystars als jetzt. Das Land der Dichter und Denker im freien Fall – ganz unten angekommen.
Längst haben die Protagonisten die an sie gestellten Erwartungen um Längen übertroffen. Grenzen gibt es so gut wie keine mehr, und so reihen sich Fremdschammomente, Entgleisungen und Selbstinszenierung lückenlos aneinander.
Millionen von Menschen (mich eingeschlossen) hängen voller Begeisterung, Empörung – oft kopfschüttelnd, aber doch erwartungsvoll – vor den Bildschirmen, wenn sogenannte C- bis Z-Promis sich wahlweise beim Nichtstun oder Sich-zum-Affen-Machen filmen lassen.
Allein die Einteilung C bis Z impliziert für die geneigten Zuschauer – und die sind zahlreich – doch: Eigentlich ist das unterste Schublade, bloß nicht gucken. Und ja, durch das mittlerweile enorme Überangebot an diversen Realityformaten entsteht natürlich eine gewisse Abstumpfung. Wer am lautesten kräht, bekommt die meiste Aufmerksamkeit. Diese einfache Formel scheint das Mantra für eine Karriere im Trash-TV zu sein.
Boulevard und Feuilleton sind sich darin ausnahmsweise mal einig und springen genüsslich auf den Klatsch-und-Tratsch-Zug auf, können sie dabei doch ungefiltert so richtig draufhauen. Schon im Vorfeld wird (jedenfalls bei den »großen« Sendungen) wild spekuliert, wer reingeht, wer mitmacht und wer das meiste Geld kriegt. Hämische Kommentare und böse Schlagzeilen gibt es also zur meist guten Gage inklusive.
Im Grunde sind aber alle einer Meinung: Das ist Volksverblödung! Nur warum lieben wir sie dann so? Denn offiziell guckt die zwar keiner, die Einschaltquoten sagen aber etwas ganz anderes. Der McDonald’s-Effekt also? Keiner geht da angeblich essen, stattdessen wird ausschließlich am veganen Avocado-Toast geknabbert, aber die Verkaufszahlen der Fast-Food-Kette gehen trotzdem stetig nach oben.
Ist es peinlich, so etwas zu gucken? Also mir manchmal schon, wenn es in den meist sinnfreien Challenges dann doch mal ums Allgemeinwissen geht. Da kommt es schon ab und an vor, dass ich ein stilles Gebet gen Himmel schicke mit den Schlussworten: Herr, wirf Hirn vom Himmel! Denn auch ich staune oftmals ungläubig über so viel Ahnungslosigkeit.
An dieser Stelle sei daran erinnert, welch ein Aufschrei durch die Republik ging, als die allererste Folge Big Brother über die Mattscheibe flimmerte. Sogar die Politik schaltete sich ein und wollte die Sendung ganz einfach verbieten. Seitdem ist viel passiert: Fast täglich werden – wahlweise – fleißig Rosen verteilt, willige Geschlechtspartner im TV gesucht, es wird gestritten, gespuckt, gelästert, kurz: Es herrscht Hochkonjunktur für Fernsehjunkies, die ihre tägliche Dosis des ganz normalen Wahnsinns brauchen.
Ich kenne beide Seiten, ich bin Voyeurin UND Protagonistin.
Und auch mir stellte sich vereinzelt die Frage: Darf man/ich das? Als ausgebildete Schauspielerin und Schlagzeilenjongleurin theoretisch wohl eher nicht. Aber als Schauspielerin darf man in Deutschland generell wenig: nicht moderieren, nicht singen, nicht tanzen, man darf keine große Klappe haben, nicht älter werden, sondern nur in Demut Charakterrollen spielen, den allseits beliebten Satz »Ich lass mich nicht verbiegen« (hatte übrigens eigentlich niemand vor) parat haben und merkwürdig gekleidet über rote Teppiche huschen. Außerdem sollte man bloß keine Interviews geben, nicht weiter mit seinem Privatleben auffallen und nicht betrunken in einer Talkshow sitzen …
Und an dieser Stelle komme ich ins Spiel! Ich darf das. Also, ohne den Teil mit »betrunken in einer Talkshow sitzen«, das sollte man generell weglassen.
Ich möchte die immer gleichen Artikel über die Hauptakteure lesen.
(»Das sind doch gar keine Promis.«)
Ich möchte die immer gleichen Erklärungen hören.
(»Ich will mich endlich mal so zeigen, wie ich wirklich bin.«)
Und ich möchte über die immer gleichen Frustkommentare in den sozialen Netzwerken (»Also, ich kenne NIEMANDEN von den sogenannten Promis!«) den Kopf schütteln.
Auf so wenig im Leben ist Verlass, auf den im Januar gellenden Urschrei »Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!« jedoch schon! Dass sich nach der Teilnahme am Sommerhaus der Stars mindestens ein Paar trennt? So sicher wie die explodierenden Followerzahlen der Love-Island-Kandidaten. Die Diskussion, ob die Fünfte der Bachelor-Kandidatinnen (»Jetzt ganz im Ernst, die Siebte von rechts meine ich!«) bei Promis unter Palmen sein darf? Eine sichere Bank. Und überhaupt: Was haben die im Leben denn schon geleistet?
Nun, da gibt es einige Optionen: Liebelei mit einem Promi, Ex von einem Promi, durch diverse Castingshows getingelt, Teilnahme an Germany’s Next Topmodel inklusive Verhaltensauffälligkeiten oder tatsächlich ein Promi sein (dem natürlich sofort die Frage gestellt wird, ob er das wirklich nötig hat).
Umgekehrt stelle ich mir die Frage: Ist Unterhaltung nicht die Überschrift für alles, was im TV passiert? Information und Bildung sind natürlich am wichtigsten, aber ist es wirklich so schlimm, zwischendurch seinen Kopf auf Durchzug zu stellen? Ich finde nicht. Es darf diese Koexistenz geben. Fast Food und Sterneküche, dazwischen ein bisschen Hausmannskost, ab und zu ein Stückchen Schokolade. Und so, wie sich der eine auf die Spargelsaison freut, jubelt die andere eben der neuen Staffel Sommerhaus der Stars entgegen.
Leistung ist bekanntlich ein dehnbarer Begriff, genauso wie Unterhaltung. Natürlich darf im Namen der Unterhaltung nicht jede Grenze überschritten werden. Es muss doch wirklich nicht so viel Krawall sein! Diesen Trend mag ich überhaupt nicht und sehe ihn wirklich kritisch.
Unterhalten fühlen wir uns nur, wenn uns die Geschichten berühren – nicht, wenn jemand gezielt fertiggemacht wird. Das möchte ich nicht sehen, weder im TV noch im richtigen Leben. In der Hinsicht muss dringend ein Umdenken bei den Verantwortlichen stattfinden. Nichts gegen eine gepflegte Zickerei, die gehört zwingend dazu, aber Mobbing jeglicher Art geht gar nicht. Nie!
G