Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Es ist der ganz besondere Liebesroman, der unter die Haut geht. Alles ist zugleich so unheimlich und so romantisch wie nirgendwo sonst. Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen, Vampire und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen ziehen uns wie magisch in ihren Bann. Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch... Als er sie in das Zimmer zog, spürte Liz etwas wie einen Widerstand. Es war, als bewege sie sich unter Wasser. Nachdem sie das Zimmer betreten hatte, veränderten sich die kahlen Wände. Die verblasste Tapete verschwand, blanke Wände wurden sichtbar. Wände voller hingekritzelter Worte. »In diesem Zimmer standen fünf Stockbetten. Hier schliefen zehn bis fünfzehn Kinder, die Kleinsten noch fast Säuglinge. Die Älteren hielten sie warm, denn einen Ofen gab es nicht.« Liz trat an eine Wand und versuchte, die Worte zu entziffern. Sie waren voller Fehler, teilweise verschmiert, so als habe jemand versucht, sie abzuwischen. Doch die Botschaft war allen gemeinsam: Hilfe! Es waren verzweifelte Bitten um Brot und Wärme, um Schutz vor Schlägen und noch grausamerer Misshandlung. »Pat ist tot.Es war Frühling in Boston. Ein wetterwendischer Apriltag mit Sonne, Wind und kurzen, leichten Schauern war zu Ende gegangen. Gegen Abend hatte der Wind, der vom Atlantik kam, aufgefrischt und die letzten Regenwolken landeinwärts Richtung Vermont geschoben. Über der Boston-Bai hatte die Sonne sich mit einer verschwenderischen Glut aus Gold und Karmesin verabschiedet.Nun spannte sich ein klarer, tiefschwarzer Nachthimmel über die Stadt, deren neonfarbener Widerschein den vollen Mond fast verblassen ließ. Es war noch zu kalt, um auf einer der zahlreichen Dachterrassen der City einen »Absacker« zu nehmen oder ein spätes Diner zu genießen. Das Nachtleben spielte sich drinnen ab, doch wer zu dieser späten Stunde noch unterwegs war, konnte die volle Scheibe des Mondes ab und an zwischen den Türmen der Büro- und Bankhäuser ausmachen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 122
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Als er sie in das Zimmer zog, spürte Liz etwas wie einen Widerstand. Es war, als bewege sie sich unter Wasser. Nachdem sie das Zimmer betreten hatte, veränderten sich die kahlen Wände. Die verblasste Tapete verschwand, blanke Wände wurden sichtbar. Wände voller hingekritzelter Worte. »In diesem Zimmer standen fünf Stockbetten. Hier schliefen zehn bis fünfzehn Kinder, die Kleinsten noch fast Säuglinge. Die Älteren hielten sie warm, denn einen Ofen gab es nicht.« Liz trat an eine Wand und versuchte, die Worte zu entziffern. Sie waren voller Fehler, teilweise verschmiert, so als habe jemand versucht, sie abzuwischen. Doch die Botschaft war allen gemeinsam: Hilfe! Es waren verzweifelte Bitten um Brot und Wärme, um Schutz vor Schlägen und noch grausamerer Misshandlung. »Pat ist tot. Die Mutter Oberin brach ihr das Genick …«
Es war Frühling in Boston. Ein wetterwendischer Apriltag mit Sonne, Wind und kurzen, leichten Schauern war zu Ende gegangen. Gegen Abend hatte der Wind, der vom Atlantik kam, aufgefrischt und die letzten Regenwolken landeinwärts Richtung Vermont geschoben. Über der Boston-Bai hatte die Sonne sich mit einer verschwenderischen Glut aus Gold und Karmesin verabschiedet.
Nun spannte sich ein klarer, tiefschwarzer Nachthimmel über die Stadt, deren neonfarbener Widerschein den vollen Mond fast verblassen ließ. Es war noch zu kalt, um auf einer der zahlreichen Dachterrassen der City einen »Absacker« zu nehmen oder ein spätes Diner zu genießen. Das Nachtleben spielte sich drinnen ab, doch wer zu dieser späten Stunde noch unterwegs war, konnte die volle Scheibe des Mondes ab und an zwischen den Türmen der Büro- und Bankhäuser ausmachen. Der Erdtrabant glich einem bleichen, leblosen Auge, das gleichgültig auf die Erde und die Menschen herab glotzte.
Nicht überall in der Stadt war noch etwas los. In zahlreichen ruhigen Wohngegenden schliefen die Menschen bereits dem nächsten Arbeitstag entgegen. Je teurer und exklusiver die Lage, desto abgeschiedener wohnte man. Die Sackgasse Ocean View oberhalb der City war dafür ein Paradebeispiel. Hier standen nur eine Handvoll Villen, die Meisten noch aus den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die weitläufigen Grundstücke mit altem Baumbestand waren von außen nicht einsehbar und wurden von hohen Mauern und Toren abgeschirmt. Wem sich ein solcher Garten aber öffnete, der konnte eine atemberaubende Sicht auf den Hafen und die Boston-Bai genießen.
Alle Anwesen waren gepflegt und strahlten einen dezenten, aber deutlich wahrnehmbaren Reichtum aus. Hier lebte die Lokalprominenz, man legte Wert darauf, unter sich zu bleiben.
Regelmäßig patrouillierten private Wachdienste, die für die Sicherheit der Anwohner rund um die Uhr zuständig waren.
Ganz am Ende der Sackgasse befand sich ein Anwesen, das zu einem eher zweifelhaften Ruhm gelangt war. Das Belgravia, eine Villa, die im viktorianischen Stil erbaut worden war und das erste Anwesen, das man hier errichtet hatte.
Das Belgravia war bereits 1839 erbaut worden und hatte seitdem viele Bewohner kommen und gehen sehen. Die letzte Besitzerin, eine Miss Hazel Withercomb, war vor einigen Jahren verstorben. Seither stand das Haus leer. Bereits zu ihren Lebzeiten war es aber ein Magnet für Parapsychologen, Geisterjäger und alle Sorten von Menschen gewesen, die an das Übernatürliche glaubten, denn das Haus stand in dem Ruf, die höchste Zahl an Geistererscheinungen in den USA aufzuweisen. Wer diesen Ruf begründet hatte und wodurch er sich rechtfertigte, schien dabei eher nebensächlich zu sein. Ständig tauchten auf einschlägigen Seiten im Internet neue Berichte über Begegnungen mit dem Jenseits auf. Selbsternannte Geisterjäger statteten dem Haus nächtliche Besuche ab, bewaffnet mit Infrarotkameras und Wärmemessgeräten. Miss Withercomb hatte in ihren letzten Lebensjahren so sehr unter den ständigen Belästigungen zu leiden, dass sie einen eigenen Wachdienst engagieren musste, um wenigstens des Nachts ihre Ruhe zu haben. Sie erzählte übrigens einer Journalistin vom Boston Global, dass sie selbst niemals eine unheimliche Begegnung in ihrem Haus gehabt habe. Ihrer Meinung nach war das Belgravia nichts weiter, als eine alte Villa, in der »manche Dielen krachen und es hier und da zieht«. Sie hatte das Anwesen samt 5000 Quadratmetern Grund der Stadt vermacht, die es liebend gerne abgerissen hätte, um das begehrte Grundstück meistbietend zu veräußern. Dagegen sprach allerdings die Tatsache, dass das Haus unter Denkmalschutz stand. Und ein Käufer, der dort wohnen wollte, hatte sich bislang nicht finden lassen.
In dieser Vollmondnacht lag Dunkelheit über Belgravia. Hinter den bleiverglasten Fenstern schien sie noch intensiver zu sein als in dem verwilderten Park. Kein Laut war zu hören. Die Stille wurde nicht einmal vom Nachtwind durchbrochen, der hier offenbar nicht wehte. Oder lag es an dem undurchdringlichen Gürtel von Tannen, Wachholder und Stechpalmen, der das Grundstück wie ein dunkler Wall begrenzte? Hinter dem Haus öffnete er sich und gab den Blick auf die Boston-Bai frei. Das silberne Licht des Mondes spiegelte sich nur flüchtig in den schmutzigen Scheiben und schien gleichsam von dem trüben Wasser des alten Pools verschluckt zu werden. Die Stille war hier so intensiv, dass sie greifbar schien. Nichts regte sich, nirgends erklang ein Laut.
Und doch war da etwas. Nicht im Freien, sondern im Innern des Hauses, genauer gesagt im Keller. Die 300 Quadratmeter Wohnfläche von Belgravia verteilten sich über drei Stockwerke, sowie einen weitläufigen Dachboden. Das Untergeschoss war in den Felsen gehauen, teilweise gab es große Gewölbekeller, die der Erbauer, ein Weinkenner- und sammler, zu füllen gewusst hatte.
Im Laufe der Zeit waren beträchtliche Teile des Kellers in Vergessenheit geraten. In den vergangenen Jahrzehnten hatten die Bewohner nur einen kleinen Radius im vorderen Teil genutzt. Die großen Gewölbe hatte seit sehr langer Zeit niemand mehr betreten. Und die vielen, verwinkelten Räume, die sich anschlossen, erst recht nicht. In früheren Zeiten waren dort Vorratskammern gewesen, hier und da erinnerte noch ein verstaubtes Regal daran. Die Luft aber roch nach Moder und Fäulnis, denn das Tageslicht oder der Wind waren nie bis hierher vorgedrungen. Und gerade in diesen finsteren Winkeln regte sich etwas. Es ähnelte tatsächlich entfernt dem leisen Fächeln des Windes, einem Rascheln oder einem kühlen Luftzug. Aber es war nichts Natürliches, es hatte seinen Ursprung ganz woanders.
Die drückende, dunkle Stille tief unter dem Belgravia wurde von einem Schatten unterbrochen. Er hob sich kaum von der Finsternis ab, seine Bewegungen aber waren sicher und flink. So als kenne der Schatten jede Ecke, jede Kammer und jede Wand des Kellers gut genug, um sich auch in absoluter Dunkelheit zurecht zu finden. Und dies war tatsächlich der Fall. Zu der Bewegung kamen nun Geräusche. Ein leises, kaum wahrnehmbares Schaben, ein Kratzen, als ob lange Nägel oder Krallen über rauen Stein gezogen würde. Und dann ein verhaltenes Lachen, das mehr ein Krächzen war und einem zufälligen Zuhörer das Blut in den Adern hätte stocken lassen. Doch hier war niemand, der Schatten war allein und er beherrschte sein finsteres Reich.
Der Weg der unheimlichen Erscheinung endete in einem Kellerraum, der ganz am Ende des Untergeschosses lag. Dahinter schloss sich der Fels an, der bis in die Boston-Bai abfiel.
Eine rostige Eisentür hing hier schief in den Angeln. Sie schwang leicht hin und her, als der Schatten sie passierte, dabei entstand ein langgezogenes Quietschen, das an Stöhnen erinnerte. Der Raum dahinter war von Kerzenschein erhellt. Der Schatten schwebte auf den schweren Leuchter zu, dessen Platz sich in der Mitte eines unheiligen Altars befand. Hier schien eine Hexe ihr blutiges Handwerk auszuüben. Knochen, Blut und Haut wehrloser Opfer fanden sich darauf ebenso wie die Symbole der schwarzen Magie. Im Licht der Kerzen beugte sich der Schatten über den Altar. Nun wurden seine Umrisse deutlicher; das lange, dunkle Gewand, das schwarze Haar und die bleichen, schmalen Hände. Das Gesicht aber lag im Verborgenen. Und die Art, wie die Hexe sich bewegte, deutete darauf hin, dass es sich hier um keinen lebenden Menschen handelte. Sie war aber auch kein Geist. Schwarze Magie hatte ihr Dasein seit langer Zeit gesichert. Und es sollte noch für eine ebenso lange Zeit so bleiben. Um diesen unnatürlichen Zustand aufrecht erhalten zu können, benötigte die Hexe etwas – Seelen! Sie waren der Stoff, aus denen sie Kraft und Energie schöpfte, der Quell ihrer Existenz.
Das Belgravia war fast bis zum Bersten mit ihnen gefüllt. Sie alle waren verflucht, dazu verdammt, für alle Ewigkeit in diesen Mauern zu bleiben, Gefangene ihrer Herrin.
Doch die Hexe bekam nie genug, sie war unersättlich. In letzter Zeit kamen kaum noch Menschen ins Belgravia. Es schien seine Anziehungskraft verloren zu haben, es schien in Vergessenheit zu geraten. Aber das durfte nicht geschehen, niemals! Ohne neue Seelen würde die Hexe altern und eines Tages drohte auch ihr der Tod. Aber sie dachte nicht daran, in der Hölle zu brennen. Sie würde überdauern. Und sie hatte bereits einen Plan erstellt, der sie mit neuen Seelen versorgen sollte.
Die Hexe führte ein Ritual durch. Es dauerte nicht lange, dann hatte sie eine geistige Verbindung aufgebaut. Sie kommunizierte gern mit Menschen im Schlaf. In diesem Zustand waren sie leichter zu manipulieren. Und sie hielten ihre Vorschläge nach dem Aufwachen für ihre eigenen Gedanken.
»Du musst mir neue Seelen verschaffen«, murmelte sie mit einer gutturalen Stimme, die nichts Menschliches mehr hatte. »Ich brauche sie schon bald. Wann wirst du kommen?«
Die Person, der diese Aufforderung galt, drehte sich unruhig im Bett hin und her. Sie hielt das, was sie hörte und sah, für einen Albtraum. Doch tief im Innersten ahnte sie, dass es real war, dass sie zu einem Teil von etwas geworden war, das zugleich faszinierend und Furcht einflößend war.
»Ich komme bald zu dir«, versprach die Person. »Und ich bringe die Seelen mit, so viele du willst.«
Die Hexe lachte triumphierend. Es war ein blecherner, krächzender Laut, der sich an den dicken Steinwänden des verborgenen Kellerraums brach, um sich gleichsam mit seinem Echo zu verwerben und die Kammer mit einer Symphonie des Schreckens zu erfüllen. Das Lachen dröhnte im Kopf des Schläfers. Es schien kein Ende zu finden. Doch ehe es die Person vor der Zeit aufweckte, brach es unvermittelt ab.
»Komm bald«, säuselte die Hexe leise. »Ich warte … Deine Belohnung wird wunderbar sein!«
Die Person lächelte im Schlaf und dabei murmelte sie: »Ja, ich bin schon sehr bald bei dir, sehr bald …«
*
Liz Sheridan gähnte und rieb sich die Stirn. Während sie ihren Morgenkaffee trank, war ihr Blick auf den Computer gerichtet. Die junge Journalistin arbeitete seit Tagen an einem Bericht über neue Methoden der Psychoanalyse, die auf einem Kongress in Boston vorgestellt worden waren. Aber Liz kam nicht recht weiter. Es mochte daran liegen, dass sie in der vergangenen Nacht schlecht geschlafen hatte.
Die hübsche junge Frau mit dem langen, dunklen Haar und den tiefblauen Augen war selbst studierte Psychologin. Sie hatte sich nach dem Abschluss an der Universität von Boston allerdings nicht entschließen können, eine eigene Praxis zu eröffnen. Das Schreiben hatte ihr schon immer gelegen. Und als die renommierte wissenschaftliche Zeitschrift »Science Report« eine Stelle nach ihrem Geschmack ausgeschrieben hatte, war Liz Feuer und Flamme gewesen. Als wissenschaftliche Journalistin konnte sie ihre beiden Leidenschaften, Wissenschaft und Schreiben auf beinahe perfekte Art und Weise kombinieren.
Seit ein paar Jahren war sie nun für ihre fundierten Artikel anerkannt. Dr. Humphrey Bannister, der Chefredakteur, gab ihr gerne knifflige Themen und freute sich, wenn sie kontroverse Thesen aufstellte. Die positiven Leserreaktionen sprachen für sich. Ging es aber um ihr eigenes Fachgebiet, die Psychologie, dann tat Liz sich manchmal etwas schwer. Das mochte daran liegen, dass es ihr Ehrgeiz war, damit besonders zu brillieren.
Liz seufzte leise und erhob sich. Sie schaute eine Weile aus dem Fenster ihres Büros, das einen Ausschnitt der City freigab. Im zehnten Stock hatte sie den perfekten Überblick, konnte sogar bis zum Hafen sehen. In der Ferne schimmerte zartblau der Atlantik. Liz liebte diese Stadt am Meer. Sie kam aus einem Kaff im mittleren Westen, hatte sich Boston zum Studieren ausgesucht und war dann hier hängen geblieben. Nun konnte sie sich nicht mehr vorstellen, woanders zu leben.
»He, Liz, träumst du?« Das war Tom Wheaton. Der junge Fotograf arbeitete ebenfalls für »Science Report«, aber auch noch für andere wissenschaftliche Publikationen. Dass er an diesem Morgen im Verlag war, deutete auf einen neuen Auftrag hin. Und Liz sollte sich in dem Punkt nicht getäuscht haben.
»Ich mache nur eine geistige Pause«, stellte sie richtig und lächelte ein wenig, als Tom ihr ein Küsschen auf die Wange drückte. Der gut aussehende Fotograf bemühte sich bereits seit einer ganzen Weile, mit ihr anzubändeln. Liz mochte ihn und seinen luftleichten Charme, allerdings nur auf rein freundschaftlich kollegialer Basis, denn sie wollte sich nicht die Finger verbrennen.
Er warf ihr einen bezeichnenden Blick zu, seine grauen Augen blitzten dabei schalkhaft. »Ach, so nennt man das.«
»Magst du einen Kaffee?«, bot sie an, ohne weiter auf seine Worte einzugehen.
»Gern.« Tom ließ sich vor ihrem Schreibtisch nieder und streckte die langen Beine von sich. Er hatte etwas Jungenhaftes, das ihm großen Schlag bei Frauen bescherte. Liz blieb lieber auf Distanz. Sie hatte eine unglückliche Beziehung mit einem untreuen Mann hinter sich und davon die Nase voll. Aber als Freund schätzte sie Tom, denn er war witzig und mit ihm wurde es nie langweilig. Außerdem arbeitete er akkurat und pünktlich und hielt seine Termine immer ein, was in ihrer Branche nicht unbedingt selbstverständlich war.
»Weißt du schon Bescheid?«, fragte er nun, nachdem er genüsslich einen Schluck Kaffee genommen hatte.
»Bescheid, worüber denn?«, antwortete Liz mit einer Gegenfrage.
Noch ehe Tom etwas sagen konnte, meldete sich ihr Telefon. Er deutete mit einem vielsagenden Blick darauf. Tatsächlich war es Dr. Bannister, der Liz und Tom in seinem Büro sprechen wollte.
»Und worum geht es?«, fragte die junge Frau, als sie mit ihrem Kollegen über den langen Gang zu den Räumen ihres Chefs lief. »Bannister wollte mir nichts sagen, er tat so geheimnisvoll.« Dass nun auch Tom seltsam grinste, ohne ihr eine Antwort zu geben, wollte Liz gar nicht gefallen. Die beiden schienen zusammen etwas ausgeheckt zu haben.
»Hoffentlich nicht wieder so eine Sensationsstory im pseudowissenschaftlichen Gewand. Da mache ich nämlich nicht mit. Ich bin eine seriöse Journalistin. Den Unfug überlasse ich den Bloggern im Internet.«
»Sei nicht so blasiert, das steht dir nicht«, murrte Tom.
Liz hatte bereits die Tür zu Bannisters Vorzimmer geöffnet, nun hielt sie inne und mutmaßte: »Also doch! Du steckst wohl mit dem Chef unter einer Decke.«
»Das wäre nicht nach meinem Geschmack«, witzelte Tom mehrdeutig. »Ich würde einfach vorschlagen, dass du dir anhörst, was dein Vorgesetzter vorzuschlagen hat. Dann kannst du immer noch entscheiden, ob die Sache deinem Niveau entspricht.«
Die junge Journalistin verzog leicht den Mund. »Ich mag es nicht, überfahren zu werden. Und ich nehme nichts an, wenn ich nicht wirklich dahinter stehen kann.«