Vergiss die Millionen - Nancy Salchow - E-Book

Vergiss die Millionen E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Der vermögende und attraktive Geschäftsmann Mick ist es gewohnt, mit seinem Geld jedes Problem lösen zu können, doch als er Zoé kennenlernt, zeigt die sich von seinen Avancen und teuren Geschenken überhaupt nicht begeistert. Alles, was sie zum Glück braucht, ist ihr Job auf dem Hof ihrer Familie, ihre Tiere und die Freiheit der Natur um sich herum. Doch so leicht lässt sich Mick nicht abwimmeln, denn als sich die Chance ergibt, fängt er aushilfsweise als Stallbursche auf dem Hof an, um Zoé zu beweisen, dass er mehr ist als nur ein Kerl mit dickem Konto. Auch wenn sich Zoé gegen die Gefühle für ihn wehrt, ist sie insgeheim von seinem Einsatz beeindruckt. Doch der Job am Hof ist für Mick auch eine Flucht vor den Schatten der Vergangenheit. Schatten, die ihm bis heute auf den Fersen sind und auch für Zoé gefährlich werden könnten. Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Epilog

Impressum

Nancy Salchow

Vergiss die Millionen

________________

Liebesroman

Über das Buch

Der vermögende und attraktive Geschäftsmann Mick ist es gewohnt, mit seinem Geld jedes Problem lösen zu können, doch als er Zoé kennenlernt, zeigt die sich von seinen Avancen und teuren Geschenken überhaupt nicht begeistert. Alles, was sie zum Glück braucht, ist ihr Job auf dem Hof ihrer Familie, ihre Tiere und die Freiheit der Natur um sich herum.

Doch so leicht lässt sich Mick nicht abwimmeln, denn als sich die Chance ergibt, fängt er aushilfsweise als Stallbursche auf dem Hof an, um Zoé zu beweisen, dass er mehr ist als nur ein Kerl mit dickem Konto.

Auch wenn sich Zoé gegen die Gefühle für ihn wehrt, ist sie insgeheim von seinem Einsatz beeindruckt.

Doch der Job am Hof ist für Mick auch eine Flucht vor den Schatten der Vergangenheit. Schatten, die ihm bis heute auf den Fersen sind und auch für Zoé gefährlich werden könnten.

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Widmung

Dieses Buch ist für all diejenigen, die bereit sind, sich selbst hin und wieder von eigenen Vorurteilen zu befreien. Vor allem dann, wenn wir dadurch eine ganz neue Seite des Glücks kennenlernen.

Denn haben wir nicht alle irgendwann Vorurteile? Oft sogar, ohne es zu merken? Es gibt so viele Vorurteile im Leben, auch und gerade, wenn wir jemanden kennenlernen, den wir eigentlich mögen – und den wir uns doch nicht erlauben zu mögen, weil wir ihn unbewusst und voreilig in irgendwelche Schubladen stecken.

Wenn uns solche Vorurteile allerdings davon abhalten, uns auf die Liebe unseres Lebens einzulassen, dann sollten wir vielleicht doch noch mal ganz genau darüber nachdenken, ob wir unserem großen Glück nicht manchmal selbst im Weg stehen.

Denn Liebe kennt keine Vorurteile. Liebe kennt auch keine Fragen. Liebe kennt noch nicht mal Regeln oder Zweifel.

Liebe kennt nur den Weg direkt ins Herz.

Und ich hoffe, ihr begleitet mich auf dem Weg dorthin – ins Herz, meine ich. :-)

Eure Nancy Salchow

Prolog

Mick

Irgendwo unter mir kitzelt mich etwas Stroh. Zwar liegt eine Matratze auf den Ballen, trotzdem lässt sich die Tatsache, dass ich mitten im Stroh schlafe, nicht ausblenden.

Immer wieder muss ich daran denken, wie meine Hände über ihren Wahnsinnskörper gleiten. Allein beim Gedanken an ihre süße Taille und ihre weiche Haut spüre ich schon wieder die Erregung in mir wach werden.

Was ist noch Traum, was ist Realität? Ich schwanke zwischen beidem hin und her, während sich das Mondlicht durch das kleine Stallfenster in mein sogenanntes »Zimmer« schleicht.

Was tue ich hier eigentlich? Mir muss doch klar sein, dass ich nicht einfach meinen Gefühlen das Kommando überlassen und die Vergangenheit hinter mir lassen kann. Habe ich nach allem, was war, überhaupt das Recht dazu, mich zu verlieben?

Was auch immer zwischen Zoé und mir ist, ich habe so etwas noch nie empfunden. Und das, obwohl wir im Grunde zwei Fremde sind. Zwei Fremde aus völlig unterschiedlichen Welten.

Kapitel 1

Mick

Es ist die vertraut gewordene innere Unruhe und das ständige Gefühl, auf der Flucht zu sein, das mich leitet, als ich an diesem Sommerabend in einer Kleinstadt-Bar nach einer Auszeit suche.

Eigentlich war ich nur auf der Durchreise, doch die Müdigkeit übermannte mich hinter dem Steuer plötzlich mit solch einer Macht, dass ich nur schnell bei einem unschuldigen Drink Kraft tanken wollte.

Jetzt sitze ich jedoch seit einer gefühlten Ewigkeit an diesem winzigen Ecktisch, nur wenige Meter von der Sitzecke entfernt, in der eine unbekannte Schönheit von ihrer Freundin zurückgelassen wurde.

Seitdem sitzt sie dort, starrt immer wieder gelangweilt zur Tanzfläche, nimmt einen Schluck aus ihrem Glas oder scrollt auf ihrem Handy herum. Zwischendurch zeigt sie irgendwelche Reaktionen auf das ein oder andere Handzeichen, das ihr ihre Freundin von der Tanzfläche aus gibt, doch es ist mehr als deutlich zu spüren, dass sie lieber woanders wäre.

Ich nippe an meinem Bier, während ich darüber nachdenke, wann ich eine Frau das letzte Mal auf diese Weise wahrgenommen habe.

Das lange schokobraune Haar trägt sie offen, das Gesicht scheint bis auf die durchdringenden Augen nahezu ungeschminkt, was sie umso interessanter macht. Sie trägt Jeans und ein weißes Top, schlicht, aber gerade dadurch verdammt sexy.

Fast komme ich mir schon wie ein Stalker vor, weil ich immer wieder zu ihr herüberschaue. Doch sie scheint so in Gedanken versunken, dass sie meine Blicke gar nicht wahrnimmt.

Etwas in mir weckt den Instinkt, einfach zu ihr herüberzugehen und sie anzusprechen. Machen andere Kerle doch auch Tag für Tag, warum sollte ich nicht einfach mal dasselbe tun? Ich bin ja sonst auch nicht auf den Kopf gefallen.

Aber dann fällt mir plötzlich wieder ein, dass mein Leben auch so schon kompliziert genug ist. Wie soll ich die Schatten, die mir selbst hier in der Provinz an den Fersen kleben, einfach ignorieren und eine Frau ansprechen, über die ich nicht das Geringste weiß?

Zerbrich dir nicht den Kopf über einen harmlosen Flirt! Vielleicht lässt dich diese geheimnisvolle Schönheit ohnehin sofort abblitzen, dann hast du dir unnötige Sorgen gemacht.

Ich nehme erneut einen Schluck von meinem Bier, während ich versuche, mir darüber klarzuwerden, was mir eigentlich lieber wäre: Bei ihr abzublitzen und somit einer neuen Komplikation in meinem Leben rechtzeitig aus dem Weg zu gehen? Oder die Chance zu bekommen, diese Frau kennenzulernen?

Kapitel 2

Zoé

Ich hatte mir das alles so schön vorgestellt. Neben meinem Alltag auf dem Hof zwischen Stroh und Tieren fand ich den Gedanken schön, heute Abend mal was völlig anderes zu machen und bei einem Mädelsabend in Tekkos Bar so richtig Spaß zu haben.

Mädelsabend – das schließt genau genommen nur meine Freundin Karen und mich ein. So war zumindest der Plan, doch bereits nach unserem ersten Glas Weißweinschorle ist sie der Tanzaufforderung irgend so eines Zwei-Meter-Kerls nachgekommen und steht nun seit mittlerweile fünfundvierzig Minuten mit ihm auf der Tanzfläche.

Tja, und ich?

Ich sitze mit meinem Glas frustriert in der Sitzecke am Fenster und schaue den beiden zu.

Ich freue mich für Karen, ja, wirklich. In letzter Zeit hatte sie echt kein gutes Händchen mit den Kerlen, da hat sie es mehr als verdient, mal so richtig Spaß zu haben. Genau genommen hatten wir in den letzten Monaten beide kein Glück beim anderen Geschlecht, ständig haben wir uns auf den Falschen eingelassen, nur mit dem Unterschied, dass Karen die ständigen Fehlgriffe mehr zu schaffen machten als mir. Deshalb ist es umso schöner, dass sie nun endlich mal einen richtig schönen Abend hat. Und dieser Typ scheint echt sympathisch zu sein.

Aber die Tatsache, ihr dabei zuzusehen, wie sie gerade auf Wolke sieben tanzt, lässt die Sehnsucht auf mein Bett und Netflix ins Unermessliche steigen.

Bis ich plötzlich im Augenwinkel jemanden auf meinen Tisch zukommen sehe. Als ich meinen Blick vom Glas abwende und in seine Richtung schaue, blicke ich in zwei wasserblaue Augen und ein markantes Lächeln.

Wow! Was für ein Typ.

Dichtes, beinahe schwarzes Haar. Zehn-Tage-Bart und breite Schultern unter einem schneeweißen Hemd, das keinen Zweifel daran lässt, dass er entweder sehr gute Gene hat oder besonders sportlich ist, vermutlich beides.

Ich schlucke, während er näherkommt.

Bin es wirklich ich, der sein Lächeln gilt? Und ist es wirklich mein Tisch, auf den er geradewegs zusteuert?

Als mir langsam klar wird, dass er tatsächlich mich meint, spüre ich eine unbekannte Nervosität in mir wach werden. Für gewöhnlich lasse ich mich von einem Typen, der mich anspricht, nicht so leicht aus der Fassung bringen, aber dieser Kerl hat irgendetwas an sich, das meinen Puls beschleunigt.

Er ist nicht von hier, das ist offensichtlich. Sonst hätte ich ihn schon mal gesehen.

»Hallo«, sagt er schließlich, als er meinen Tisch erreicht.

»Hallo«, antworte ich in einer Mischung aus Skepsis, Nervosität und Neugier.

Er schiebt die Hände in seine Hosentaschen und lächelt leicht, eher auf die zurückhaltende Weise.

»Eigentlich ist es nicht so mein Ding, an fremde Tische zu kommen«, erklärt er. »Aber irgendwie sahst du ein bisschen verloren aus.«

Seine Beobachtung irritiert mich, vielmehr jedoch die Tatsache, dass er sie auch völlig unverblümt ausspricht.

»Ach ja, ist das so?« Meine Hände liegen an meinem Glas. »Und wenn ich wirklich verloren wäre, wer sagt, dass ich gefunden werden möchte?«

Mit gehobenen Augenbrauen schaue ich ihn an. Mein Kommentar bringt ihn zum Lachen.

»Gutes Argument«, antwortet er schließlich. »Darf ich dir trotzdem einen Drink ausgeben?«

Ich zögere einen Moment.

»Vielleicht bist du ja tatsächlich nicht verloren«, fährt er fort, »aber ehrlich gesagt bin ich es ein bisschen. Ich wollte hier nur eine kurze Pause machen, weil ich eigentlich auf der Durchreise bin. Aber irgendwie komme ich mir in dieser Bar ein bisschen fehl am Platze vor.« Er lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. »Hier scheint irgendwie jeder jeden zu kennen.«

»Und da suchst du Anschluss bei mir?« Ich lege den Kopf schräg und grinse ihm frech zu.

Er presst die Lippen zusammen und sieht mich mit seinen durchdringenden Augen an. Ein paar Sekunden lang sagt niemand von uns etwas, was den Moment noch unwirklicher erscheinen lässt.

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber dieser Typ weckt irgendetwas in mir. Ein Gefühl, das längst vergessen schien. Oder vielmehr eine Ahnung, dass mehr in ihm steckt als nur ein hübsches Lächeln. Als würden seine Augen ein Geheimnis in sich tragen, das nur mir gilt.

So was Albernes! Komm mal wieder runter, Mann! Du kennst diesen Typen doch gar nicht.

Und doch kann ich nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern.

»Also schön«, sage ich schließlich, »setz dich ruhig zu mir. Aber meine Drinks bezahle ich selbst.«

»Wieso?« Er kommt meiner Aufforderung nach und setzt sich neben mich. »Hast du Angst, dass du deine Seele an den Teufel verkaufst, wenn du dich von mir einladen lässt?«

Ich stütze mein Kinn auf meine ausgebreiteten Handflächen und schaue ihn mutig an. »Vielleicht.«

»Na ja«, er lehnt sich zurück, »aber vielleicht ist das ja nicht unbedingt etwas Schlechtes, oder? Wenn man im Gegenzug einen lustigen Abend hat?«

Ich hebe die Augenbrauen. »Meinst du den Blödsinn gerade ernst? Wer etwas von lustigem Abend oder Spaß haben labert, ist meistens nur auf das Eine aus.«

»Von Spaß haben habe ich nichts gesagt.« Er sieht mich unbeirrt an. »Und ganz ehrlich? Wärst du Eine, die am ersten Abend mit einem Typen mitgeht, würde ich nicht hier sitzen. Denn das ist nicht mein …« Er überlegt, während er offensichtlich nach dem richtigen Wort sucht.

»Nicht dein Niveau?«, ergänze ich.

»Genau«, antwortet er.

»Und was trinkst du?« Ich lege den Kopf schräg.

»Na ja, kommt drauf an, was der Teufel so trinkt«, antwortet er.

Wieder muss ich grinsen. Was auch immer er von sich gibt, ich fühle mich zunehmend wohler in seiner Gegenwart. Er scheint nicht nur Humor, sondern auch etwas im Kopf zu haben.

Und dann diese Augen!

Hilfe!

Wenn ich nicht aufpasse, komme ich ihm näher, als mir lieb ist. Aber wann passiert es einem schon mal, dass man sich sofort bei einem Mann wohl fühlt?

Selbstbewusst, wenn auch immer noch etwas nervös, hebe ich die Hand, um Anna, die Kellnerin, herbeizurufen. Und tatsächlich sieht sie mich schnell und nickt mir von einem anderen Tisch aus zu.

»Ich bestelle dir jetzt einen Drink, der dem Teufel sicher hervorragend schmecken wird«, erkläre ich.

»Sollte ich Angst haben?« Mit neugierigem Blick betrachtet er mich von der Seite.

»Deine Entscheidung«, antworte ich scherzhaft und spüre, wie mich seine durchdringenden Augen bis ins Innere treffen.

Kapitel 3

Mick

Dass wir einen Draht zueinander haben, fühle ich sofort. Irgendetwas verbindet uns, das spüre ich ganz deutlich. Aber ob sie es genauso empfindet? Würde sie mich sonst immer wieder auf diese ganz besondere, neugierige Art und Weise anschauen?

Als die Kellnerin einen gelb-grünen Drink vor mir auf den Tisch stellt, grinst mich die geheimnisvolle Unbekannte vielsagend an, sagt jedoch nichts.

»Jetzt, wo du mir einen Drink bestellt hast«, sage ich, »kannst du mir ja vielleicht auch deinen Namen verraten?«

»Deinen kenne ich auch noch nicht«, antwortet sie frech.

»Stimmt.« Ich rücke ein Stück näher und reiche ihr die Hand. »Ich bin Mick.«

»Zoé«, entgegnet sie – und als sich unsere Hände berühren, durchfährt es mich wie ein Blitz.

Ob es ihr genauso geht?

Sie hat so etwas Unergründliches an sich. Einerseits wirkt ihr Lächeln sehr offenherzig, andererseits scheint ihr Blick voller Geheimnisse zu sein. Geheimnisse, denen ich nur zu gern auf den Grund gehen würde.

»Und, Zoé?« Ich lasse meine Hand wieder sinken. »Du stammst also von hier?«

Sie nickt. »Ich wohne schon mein ganzes Leben in Fleesenow.«

»Nicht gerade das Schlechteste, in einem kleinen Dörfchen am Meer zu leben.«

»Dörfchen?« Sie legt die Hand mit gespieltem Entsetzen auf ihre Brust. »Lass das mal niemanden hier hören. Wir sind eine Kleinstadt, mein Lieber! Darauf legen wir großen Wert.«

»Bitte vielmals um Entschuldigung.« Ich mache eine theatralische Handbewegung. »Aber egal, ob nun Dorf oder Stadt, ich bin hier schon öfter durchgefahren und habe die Einwohner jedes Mal um diese Idylle beneidet.« Ich komme ins Schwärmen. »Die hübschen Häuschen und die vielen Reetdächer. Die Eisdiele am Strand, die man von der Straße aus sehen kann. Die rotweißen Markisen vor den Geschäften. Einfach hübsch. Fast wie einem Bilderbuch entsprungen.«

»Einem Bilderbuch entsprungen?« Sie lacht. »Versuchst du gerade, deinen Dorf-Kommentar wiedergutzumachen?«

»Vielleicht.« Ich zwinkere ihr zu und nehme einen Schluck von meinem Drink, dessen Identität ich noch immer nicht entschlüsselt habe.

»Verrätst du mir dein Alter?«, frage ich plötzlich aus einem Instinkt heraus, den ich selbst nicht habe kommen sehen.

»Nicht dein Ernst, oder?« Sie streicht sich eine Strähne hinters Ohr. »Du hast mich gerade bei unserer ersten Begegnung nach meinem Alter gefragt?«

»Na, hör mal.« Ich seufze. »Du bist wunderschön und jung. Da greift doch die Frag-eine-Frau-nie-nach-ihrem-Alter-Regel noch nicht, oder etwa doch?«

Ihre Wangen bekommen einen rosigen Hauch. Ob es an dem Wort wunderschön liegt? Selbst wenn, sie muss sich ihrer Schönheit doch bewusst sein, oder?

Nach kurzem Schweigen antwortet sie schließlich.

»Sechsundzwanzig«, erklärt sie. »Und du?«

Ich verziehe die Mundwinkel. »Nächstes Jahr werde ich dreißig.«

Sie senkt beinahe verlegen den Blick.

Findet sie mich zu alt? Oder hat sie mich anders eingeschätzt? Jünger? Älter?

»Was?«, frage ich schließlich.

»Ach, nichts.« Sie schaut auf und sieht mich dabei mit einem verräterischen Schmunzeln an. Ihr Blick trifft mich in diesem Moment so intensiv und unvorbereitet, dass ich das Gefühl habe, sie schon eine Ewigkeit zu kennen.

Werd nicht albern, Kumpel! Sie ist einfach nur irgendeine Frau, die zufällig ganz gut aussieht. Nicht mehr und nicht weniger. Du wirst doch diesen ganzen Seelenverwandtschafts-Quatsch oder diese dämlichen Liebe-auf-den-ersten-Blick-Theorien nicht ernsthaft für bare Münze nehmen, oder?

Ich atme mein eigenes Gedankenkarussell weg.

»Und?«, fragt sie plötzlich. »Wohin bist du unterwegs, wenn du sagst, dass du auf der Durchreise bist?«

»Auf dem Weg nach Wismar«, erkläre ich.

»Wohnst du dort?«

Ich nicke. »Ich habe ein Haus in der Nähe der Seebrücke.«

»An der Seebrücke?«

Erst durch ihr Nachhaken wird mir bewusst, dass mein Kommentar auch angeberisch klingen könnte, dabei war er so gar nicht gemeint. Klar, es ist eine Villa, in der ich lebe, aber davon weiß sie ja nichts. Ist es vielmehr der noble Standort, der sie aufhorchen lässt?

»Ja, an der Seebrücke«, entgegne ich so beiläufig wie möglich. »Wieso?«

»Ach, nur so.« Sie zuckt mit den Schultern und widmet sich ihrer Weißweinschorle, als hätte sie meinen Kommentar längst wieder vergessen. »Und beruflich?«, fragt sie, ohne mich dabei anzusehen.

»Ach, das ist schwer zu erklären«, winke ich ab. »Und vermutlich eher langweilig, wenn ich erst mal davon anfange.«

»Langweilig?« Sie schaut wieder auf. »Klingt eher so, als dürfte niemand davon erfahren.«

»So war das nicht gemeint.« Ich nippe an meinem etwas zu süßen Drink. »Es hat mit elektronischen Geräten zu tun.«

Sie nickt, scheint aber bereits das Interesse an ihrer eigenen Frage verloren zu haben. Doch ehe einer von uns beiden das Thema weiter vertiefen kann, kommt plötzlich ihre Freundin zu uns an den Tisch. Ihr schier endloser Tanz mit dem Typen auf der Tanzfläche ist offensichtlich endlich vorbei, oder zumindest kurz unterbrochen.

Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass sie ziemlich aufgewühlt ist, und das nicht im positiven Sinne.

Kapitel 4

Zoé

Gerade eben habe ich mich noch in den Augen dieses ominösen und wahnsinnig anziehenden Typen verloren, da reißt mich Karens entsetzter Gesichtsausdruck aus meinem Tagtraum.

Ihr langes blondes Haar ist leicht zerzaust vom Tanzen, das schwarze knöchellange Kleid schmeichelt ihrer schmalen Taille heute ganz besonders. Doch so toll sie an diesem Abend auch aussieht, in ihren Augen herrscht von einem Moment auf den anderen gähnende Leere.

»Was ist los?«, frage ich sie, noch bevor sie etwas sagt.

»Können wir bitte gehen?«, wimmert sie. »Jetzt gleich???«

Sie widmet Mick nicht mal einen flüchtigen Blick, irgendetwas scheint sie so sehr aufzuwühlen, dass sie einfach nur noch weg will, und das sofort.

Ich schaue verwirrt zu Mick, dann wieder zu Karen.

»Ja, klar«, murmele ich, während ich zögerlich aufstehe und dabei nach meiner Handtasche greife. »Ist alles okay?«

»Nichts ist okay!«, antwortet sie mit dünner Stimme, während sie sich geradezu panisch zur Tanzfläche umdreht. Doch ich kann den Typen, mit dem sie gerade eben noch getanzt hat, nirgends entdecken.

Sie schnappt sich ebenfalls ihre Tasche, die unter dem Tisch steht. Jetzt blickt sie Mick doch kurz an, wendet sich aber sofort wieder mir zu.

»Bitte, Zoé«, fleht sie.

»Alles gut«, antworte ich und schaue mich suchend nach Anna um. »Hey Anna!«, rufe ich ihr zu, als ich sie an einem der Fenstertische entdeckt habe. »Können wir beim nächsten Mal zahlen? Du weißt, dass du dich auf uns verlassen kannst.

---ENDE DER LESEPROBE---