Verhext, verzaubert - und verloren - Erik Hauser - E-Book

Verhext, verzaubert - und verloren E-Book

Erik Hauser

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Beschreibung

Ein Unfall reißt Malte Friedrichs, Cheflektor eines kleinen Verlags, am Vorabend seiner geplanten Hochzeit mit Eleonore abrupt aus seinem angenehmen Leben. Die Frau, die er angefahren hat, behauptet, ihn zu kennen – intimer, als er es sich vorstellen kann. Und obwohl er ihr nicht trauen kann, enthüllt sich doch immer mehr, dass sein bisheriges Leben nicht der Wahrheit entsprach, dass die Beziehung zu seiner Braut, der bezaubernden Eleonore, auf falschen Voraussetzungen beruht und nicht alles so ist, wie es scheint … Malte gerät in einen Strudel von Aberglaube, Hexerei und Gewalt zwischen zwei Frauen.

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Table of Contents

Verhext, verzaubert - und verloren

Impressum

I

II

III

IV

V

Grafik

VI

VII

VIII

IX

Der Autor

Erik Hauser

 

 

Verhext, verzaubert - und verloren

Phantastische Novelle

 

 

 

Ashera Verlag

Impressum

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

 

 

 

Erste Auflage im März 2024

 

Copyright © 2024 dieser Ausgabe by

Ashera Verlag

Hochwaldstr. 38

51580 Reichshof

[email protected]

www.ashera-verlag.net

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: pixabay

Innengrafik: pixabay

Szenentrenner: pixabay

Coverlayout: Atelier Bonzai

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT

Vermittelt über die Agentur Ashera

(www.agentur-ashera.net)

I

 

Die Gestalt tauchte so unvermittelt vor ihm im Licht der Scheinwerfer auf, dass Malte keine Chance hatte, noch rechtzeitig zu bremsen – selbst wenn er vollkommen nüchtern gewesen wäre. Wie in einem Kinofilm, der den Ablauf einer Handlung in schnellen, harten Schnitten wiedergab, sah Malte den schattenhaften Umriss einer am Wegrand stehenden Figur, die Momentaufnahme eines bleichen, schmalen Gesichts, ein Paar weit aufgerissener Augen – hörte einen dumpfen Aufprall, ein Geräusch von splitterndem Glas –, dann flog ein Körper über die Motorhaube hinweg in den Straßengraben.

Mit einem Ruck kam der Mercedes AMG zum Stehen. Wie betäubt blieb Malte hinter dem Steuer sitzen. Verwundert registrierte er, dass im Radio immer noch derselbe Song spielte wie vor dem Unfall: Rodgers und Harts Jazzklassiker „Bewitched, Bothered, and Bewildered“, in einer modernen, rockigeren Duett-Version. Wie im Traum lauschte Malte den Stimmen von Cher und Rod Stewart, die vom Wandel der Liebe sangen, während der Motor des AMG leise vor sich hin tickte und ein kränklicher Halbmond langsam über die Wipfel der Bäume kletterte.

Vor wenig mehr als einer halben Stunde war Dr. Malte Friedrichs, Cheflektor im kleinen, aber angesehenen Verlagshaus Elwetritsche Publications, noch der glücklichste Mensch der Welt gewesen. Um ihn herum „steppte der Bär“, Sektkorken knallten, Gläser klirrten, laute Musik ließ die Wände der Büroräume wackeln. Teilweise unbekannte Verlagsmitarbeiter kamen auf Malte zu, schüttelten ihm die Hand und beglückwünschten ihn zu seiner Beförderung und der bevorstehenden Hochzeit. Malte wusste nicht, worauf er stolzer sein sollte: auf seinen Wechsel in die Vorstandsetage von Random House Deutschland, dem Mutterkonzern von Elwetritsche Publications, oder darauf, dass die bezaubernde Eleonore ihm ihr Ja-Wort gegeben hatte. Noch immer konnte er sein Glück kaum fassen, er kam sich wie in einem Traum vor, schwebte auf Wolke sieben. Da störte es auch nicht, dass nach dem „offiziellen“ Teil der Feier, der Laudatio von Seiten des Eigentümers, seiner Dankesrede und den diversen musikalischen Beiträgen, das Ganze im Begriff war, ins Familiäre, Kumpelhafte zu entgleiten. Malte zückte ein Foto von Eleonore und ließ es die Runde machen. Ein paar der jüngeren männlichen Mitarbeiter pfiffen anerkennend, hier und da machte jemand eine anzügliche Bemerkung. Freddy Müller, Maltes designierter Nachfolger auf der Position des Cheflektors, befingerte das Foto ausgiebig und schnalzte dann mit der Zunge:

„Nicht von schlechten Eltern. Hat sie noch eine Schwester?“

Malte nahm ihm das Foto aus der Hand. „Nein, hat sie nicht“, antwortete er kurz angebunden.

„Ganz sicher?“

„Ganz sicher.“ Malte war froh, sich einer anderen Gästegruppe zuwenden zu können, um sich nicht länger mit Freddy abgeben zu müssen. Mit schmerzender Klarheit kam ihm zu Bewusstsein, dass er den umtriebigen kleinen Lektor, der seine Nachfolge antreten sollte, noch nie so recht hatte leiden können. Sein altersloses glattes Kindergesicht, der wächserne Teint, seine fleischige Nase, die Blumenkohlohren und dummen Sprüche. Auf dem Foto von Eleonore, das sie im Abendkleid mit einem Cocktail in der Hand vor der malerischen Kulisse eines Hotelstrands zeigte, hatte er einen fettigen Daumenabdruck hinterlassen, über die ganze Breite ihres tief ausgeschnittenen Dekolletés. Wieso hatte man niemand Anderen gefunden, der die Position des Cheflektors bei Elwetritsche Publications ausfüllen konnte? Malte war sich fast sicher, dass er sein Lieblingsprojekt, eine ernsthafte Studie von Hexenkulten und angewandter Magie vom Mittelalter bis in die Neuzeit, nicht fortführen würde. Dabei versprach gerade der letzte, sich noch in Vorbereitung befindliche Band, überraschende, ja sensationelle Einblicke in das gegenwärtige Hexenwesen, den Wicca-Kult und andere moderne Coven. Aber Freddy Müller, der Banause, hatte kein Verständnis dafür, er produzierte lieber irgendwelche seichten Romantikthriller mit verliebten Vampiren und eifersüchtigen Werwölfen, die sich zugegebenermaßen gut verkauften, aber Maltes Meinung nach keinen Pfifferling wert waren.

In seiner Verärgerung trank Malte mehr, als ihm guttat. Immer wieder musste er zu Freddy hinüberschauen, der am Buffet anzügliche Witze erzählte und mit seinen Ohren wackelte, ein Trick, den er bis zum Abwinken auf jeder Firmenfeier vorführte. In leicht angetrunkenem Zustand ließ sich Malte dazu hinreißen, mehr über Eleonore und ihre Beziehung zu erzählen, als er es unter anderen Umständen getan hätte. Zum Beispiel, dass sie ihn von seinen albernen Hawaiihemden kuriert hatte, die er als Student so gerne getragen hatte. Oder ihn davon überzeugt hatte, dass die Dominikanische Republik eher als Ziel für ihre Hochzeitsreise in Frage kam als Japan, was er zunächst in Erwägung gezogen hatte. Später, nach Mitternacht, als sich der gesetzte Verlagsinhaber und seine Frau schon längst verabschiedet hatten, knöpfte Malte auch noch sein Hemd auf, um den übriggebliebenen Gästen die Tätowierung auf seiner Brust zu zeigen: ein stilisiertes Herz, in das die Buchstaben M und E, für Malte und Eleonore, als Efeuranken eingeschrieben waren. Das allgemeine Erstaunen darüber war groß. Immerhin, Jenny, die jüngste Praktikantin, ein hübsches Ding mit blondem Pferdeschwanz, fand es süß: Dass ein älterer Herr wie er so cool sein konnte! Malte fühlte sich auf den Schlips getreten: Was hieß hier „älterer Herr“? Er war doch noch keine vierzig und sah deutlich jünger aus. Aber er hielt den Mund, schon weil ihm die ganze Angelegenheit irgendwie peinlich war, er war betrunken gewesen und am nächsten Morgen mit dem Tattoo auf der Brust aufgewacht, ohne Erinnerung daran, wie es dazu gekommen war.

Wie er seine Braut kennengelernt habe, wollte die vorwitzige Praktikantin dann noch wissen.

Ach das, Malte winkte ab, das sei ganz zufällig gewesen. In der Hotelbar des Steigenberger. – Ach, im Steigenberger, meinte die hübsche Praktikantin, als ob das etwas über ihn aussagte. Malte runzelte die Stirn und versuchte, sich an den Namen der Praktikantin zu erinnern: Henny oder Jenny? Er hatte wohl doch etwas zu viel getrunken. Malte stellte sein Sektglas auf den Fenstersims über dem Heizkörper, zwischen die halb vertrockneten Büropflanzen, und beschloss, sich möglichst unauffällig zu verdrücken. Er nahm seinen Mantel vom Haken, warf noch einen kurzen, melancholischen Blick auf sein verwaistes Büro, in dem nun bald ein Anderer herrschen würde, und schlich dann unauffällig davon. Im Gang vor dem Fahrstuhl hielt ihn Freddy auf. Ob er wirklich schon gehen wolle? Die Jungs und er hätten zusammengelegt, um noch einen echten Knaller zu organisieren: zwei Stripperinnen, die nach Mitternacht auftreten sollten – sozusagen als Abschiedsgeschenk, damit er noch einmal sähe, was er als verheirateter Mann so alles verpasse.

Malte konnte es nicht fassen. Diese Unverfrorenheit! Am liebsten hätte er dem unverschämten Kerl eine gescheuert, stattdessen setzte er sein herablassendstes Lächeln auf und gab ihm ordentlich Bescheid: Manchmal sei es besser, etwas zu verpassen, als beständig einem Nichts hinterherzujagen.

---ENDE DER LESEPROBE---