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Zuerst verschwindet eine Zeugin, dann hält ein neuer Mordfall Detektiv Chefinspektor Robert Nettles von New Scotland Yard auf Trapp. Die Rätsel um die Bombe in Edinburgh werden immer Mysteriöser und zeitgleich verschwinden mehrere Kollegen spurlos. Robert Nettles sieht sich einem Fall gegenüber, in dem Lügen und Halbwahrheiten fester Bestandteil sind und nichts so ist, wie es scheint. Wem kann Nettles noch trauen und wo führen die Spuren hin?
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Seitenzahl: 877
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© Lehmanns Media, Berlin 2015
Helmholtzstraße 2-9 • 10587 Berlin
Titelbild: Francis Bee © 2001, Hannover - Friedhof Engesohde
ISBN 978-3-86541-720-6 www.lehmanns.de
Esther Duffy sah den Mann, der urplötzlich im Türrahmen auftauchte, an. Noch bevor sie reagieren konnte, stand er schon vor ihr und drückte ihr ein Tuch auf Mund und Nase. Sie wehrte sich mit aller Kraft und der Stuhl kippte geräuschvoll auf die Seite. Sie hoffte, dass irgendjemand auf dem Gang den Lärm gehört hatte und trat noch einmal zu.
Das muss Robert doch hören, dachte sie verzweifelt.
Er musste einfach von dem Geräusch aufwachen und ihr zu Hilfe kommen. Esther kämpfte gegen den Mann und eine aufsteigende Übelkeit an, als alles schwarz wurde und sie fiel.
Der Fremde fing Esther auf, legte seine Hand um ihre Hüfte und ihren schlaffen Arm um seinen Nacken, klemmte den anderen Arm in seine Hand an der Hüfte, so als ob sie sich bei ihm abstützen müsste. Das Tuch steckte er in die Jacke und ging, sie halb tragend, aus dem Raum. Er hatte nicht viel Zeit. Die kleine Treppe war am anderen Ende des Gangs. Er vermied es, dass die Überwachungskameras sein Gesicht erfassen konnten und sicherte sich nach allen Seiten ab. Er schaffte die Strecke, ohne dass sich jemand auf dem Flur blicken ließ. Er hörte, wie sich eine Tür öffnete. Schnell war er mit seiner Beute im Treppenhaus verschwunden. Die Tür schloss er leise. Der Fremde hob die besinnungslose Frau hoch und trug sie mit Leichtigkeit die Treppe hinunter. Er vermied es seinen Kopf zu heben und verließ das Gebäude durch den Notausgang der Garage. Die Elektrik der Tür hatte er zuvor ausgeschaltet, sodass er auch durch einen intern ausgelösten Alarm das Präsidium immer verlassen konnte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Verschwinden der Frau bemerkt und dieser Inspektor stutzig wurde. Er huschte mit seiner Fracht auf die schmale Straße, wo ein schwarzer Kombi stand. Die bewusstlose Frau legte er in den geräumigen Kofferraum und schob die Gepäckabdeckung zu. Mit gesenktem Kopf stieg er ein und fuhr ohne Hektik aus der kamerabewachten Zone. Das Tor stand weit offen. Niemand hatte das bisher bemerkt. Der Mann fuhr im Schritttempo die schmale Einbahnstraße entlang, die vom Polizeipräsidium wegführte, als sich das große Tor zum Hauptgebäude, von einer Sirene begleitet, automatisch schloss. Jetzt hatten sie es bemerkt.
Sämtliche Türen schlossen sich automatisch. Niemand kam hinein oder hinaus, einige steckten fest. Der Alarm war ohrenbetäubend und einige, die sich nahe genug bei den Lautsprechern befanden, hielten sich die Ohren zu.
Der Mann entfernte sich unentdeckt und triumphierend. Er schaute durch den Rückspiegel auf das Hauptgebäude des Scotland Yard, das sich selbst abschottete. Es konnte Stunden dauern, bis sie merkten, dass er mit seiner Beute schon lange verschwunden war. Er nahm sich Zeit, fuhr in aller Ruhe um das Yard herum und überquerte die Victoria Street. Er wollte in südliche Richtung und musste an der Kreuzung anhalten und warten.
Ein Telefonanruf erschütterte das Leben von Timothy Stanford aufs Äußerste. Er schoss so schnell ihn seine Beine trugen auf die Straße und zum nächsten Taxi, dass er auf der Straße sehen konnte. Er schrie „Taxi!“. Es hielt direkt vor seinen Füßen, da er sich todesmutig auf den Kühler stürzte und mit den Händen anscheinend zum Stehen brachte. Der Fahrer war wütend und schimpfte wie ein Rohrspatz über den angeblich Lebensmüden.
„Zum Springfield University Hospital!“, rief Stanford beim Einsteigen dem Fahrer zu. Als er schon drinnen saß: „Schnell bitte! Das ist ein Polizeieinsatz!“ Das beunruhigte den Taxifahrer nicht im Geringsten. „Okay?! Dann zeigen Sie mal ihren Dienstausweis“, forderte er trocken. Er war schon in Bewegung, allerdings nicht schneller, als erlaubt war.
Timothy griff in seine Jacke. „Ah, Mist! Den habe ich im Büro vergessen. Aber dennoch, wenn Sie keine Anzeige haben wollen, dann hurtig!“
Der Taxifahrer schüttelte den Kopf und ließ sich nicht beirren. Er fuhr mit gleich bleibender Geschwindigkeit weiter.
Timothy ärgerte sich über diese Ignoranz und grummelte Unverständliches in Richtung des Fahrers. Der ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken.
Fast eine Dreiviertelstunde später bog das Taxi auf den Parkplatz des Krankenhauses ein. Timothy Stanford bezahlte, gleichzeitig Wuttiraden auf den Taxifahrer schmetternd, und rannte zur Anmeldung.
Die Umgebung war für Autos großzügig gesperrt und man konnte nur zu Fuß zum Hauptgebäude gelangen. Die modernen zwei- bis dreistöckigen Gebäude waren im Klinkerbaustil gehalten. Die angegliederte Universität bot den Medizinstudenten den praktischen Einblick in die menschliche Anatomie.
Eine Dame saß hinter einer Scheibe der Anmeldung, die wie in einer Bank die Besucher vor Übergriffen abschirmen sollte. Die Glasscheibe hatte kleine Öffnungen und so konnte Timothy Stanford gewiss sein, dass sie ihn auch hörte.
„Entschuldigung? Wo finde ich Finley Connor?“, fragte er. „Einen Augenblick“, sagte sie, ohne ihn richtig in Augenschein genommen zu haben und scrollte mit der Maus ihres PCs in einer Liste. Sie suchte, rückte dreimal ihre Brille zurecht und scrollte nach oben und wieder nach unten. „Wie war der Name?“, fragte sie schließlich nach.
„Finley Connor!“ Timothy war gereizt und versuchte etwas zu sehen, aber der Bildschirm war weggedreht. „Es geht ihm schlecht. Er wurde mit einem Messer drangsaliert und liegt auf der Intensivstation“, erklärte er, in der Hoffnung, dass sie mit der zusätzlichen Information etwas anfangen konnte.
Sie konnte. „Ach, ja. Da steht es ja“, antwortete sie bedeutungsvoll und tippte dabei auf den Monitor. „Aber es tut mir schrecklich Leid. Mister Connor ist vor einer halben Stunde verstorben.“
Timothy hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Er schluckte und sah die Frau hinter der Scheibe entsetzt an.
„Nein! Nein! Das kann nicht sein!“, rief er. „Wo ist er?“
Die Frau starrte ihn durch die Scheibe an.
„Wo… ist… er jetzt?“, fragte Stanford die Worte überdeutlich aussprechend.
Sie sah auf den Monitor. „Er wird in der Halle aufgebahrt.“
Timothy schluckte erneut und fragte flüsternd: „Wo…, wo ist das?“
„Im Untergeschoss.“ Sie zeigte mit dem Daumen hinter sich.
Timothy Stanford sah sie verständnislos an. Er musste in die Pathologie. Das erinnerte ihn stark an die Krimis, wo die Rechtsmediziner, die nach einem Mordfall den Leichnam, das Opfer, nach den Todesumständen untersuchten und hässliche Narben an ihnen hinterließen.
„Da hinten runter“, wies sie nun mit dem gesamten Arm.
Timothy ging mit wackeligen Knien in die Richtung, in die er geschickt wurde. Er kam an einen Treppenabsatz, an dessen Pfeiler eine Tafel angebracht war. Dort stand in klaren Lettern, unterstützt von Pfeilen, wohin er gehen musste. Verdammt! Hier gibt es ein Krematorium, dachte er.
Er lief die Treppe langsam hinunter. Ihm war, als ob es der Weg in die Hölle sei und sein Herz pochte dabei. Er fühlte Angst und er wünschte sich, dass das, was diese Frau sagte, nicht stimmte, sondern nur wieder so ein dämliches Spiel von Finley war. Er hatte oft makabre Ideen und ihm zu seinem Geburtstag mit gruseligen Figuren, die sich bewegen konnten und aus seinen Filmen stammten, Angst eingejagt. Aber das hier schien ihm eine Nummer zu abgefahren. Er war immerhin in einem echten Krankenhaus und der Anruf kam vom Scotland Yard. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die da alle mitmachten. Und Geburtstag hatte auch niemand. Sollte es ein schlechter Vorweihnachtsscherz sein?
Im Untergeschoss war es merklich kühler als oben. Der Gang war kahl, breit und schien kein Ende zu haben. Einige gelblich glühende Lämpchen rechts und links an der Wand erreichten fast eine angenehme Atmosphäre. Die Stahltüren, weiß getüncht, sahen schwer aus und waren verschlossen und er sah durch die Fensterscheibe in einen der Räume. Es war dunkel. Ein anderer wurde mit grellen Neonlampen beleuchtet und die Helligkeit stach in den Augen. Er kniff sie automatisch zu, um nicht geblendet zu werden. Es waren Stahlschränke mit riesigen Schubladen in zwei übereinander liegenden Reihen zu sehen. Ein blanker Stahltisch stand in der Raummitte. Hinter der vorletzten Tür fand er einen lebenden Mann mit einer Akte in der Hand, vor ihm ein Stahlbett mit einem weißen Laken, das etwas bedeckte. Der Silhouette nach, ähnelte es einem menschlichen Körper. Dahinter standen weitere Tische mit weiteren Toten.
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