Verstehen statt verlieren - Leonie Lutz - E-Book

Verstehen statt verlieren E-Book

Leonie Lutz

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Beschreibung

Teenager aufklären und ihre digitalen Bedürfnisse sicher und gelassen begleiten

Heutige Jugendliche und ihre Eltern erleben eine vollkommen andere Pubertät als noch die Generation vor ihnen. Während das Gehirn in dieser wichtigen Entwicklungsphase eine große Baustelle ist, zieht heute gleichzeitig das Smartphone mit all seinen Herausforderungen für die Eltern-Kind-Beziehung ins Familienleben ein. Aus Frust zerstörte Konsolen? Pornos im Klassenchat? Dauerstreit um Medienzeiten? Die erfahrene Digitalexpertin und Spiegel-Bestseller-Autorin Leonie Lutz denkt gemeinsam mit der gefragten Sexualpädagogin Mareike Brede Pubertät und Mediennutzung explizit zusammen. Sie schaffen Verständnis für Eltern und Jugendliche und bieten konstruktive Lösungen an, diese herausfordernde Zeit gemeinsam sicher zu meistern. Mit zahlreichen Erste-Hilfe-Maßnahmen und Anleitungen, die es Eltern Schritt für Schritt ermöglichen, ihre Teenager in allen Lebenslagen – analog wie digital – aufzuklären und zu schützen.

Mit hilfreichen Interviews und Beiträgen von Expert*innen zu den Themen Gaming, Sucht, Angst und Sexualität und einem Vorwort von Nicola Schmidt.

  • Neuer Ansatz für DAS Reizthema in Teenagerfamilien: Pubertät und digitale Medien zusammengedacht

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 283

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Keine Angst vor der Smartphone-Pubertät!

Aus Frust zerstörte Konsolen? Pornos im Klassenchat? Dauerstreit um Medienzeiten? Was in vielen Familien passiert, wenn Mediennutzung auf Pubertät trifft – das erklären Digitalexpertin Leonie Lutz und Sexualpädagogin Mareike Brede in diesem Buch. Sie schaffen Verständnis für Eltern und Jugendliche und bieten konstruktive Lösungen an, diese herausfordernde Zeit gemeinsam sicher zu meistern.

Mit zahlreichen Erste-Hilfe-Maßnahmen und Anleitungen, die es Eltern Schritt für Schritt ermöglichen, ihre Teenager in allen Lebenslagen – analog wie digital – aufzuklären und zu schützen.

Mareike Brede studierte an der Uni Kiel Pädagogik und Soziologie mit dem Schwerpunkt Sexualpädagogik. Die Herausforderungen von Pubertät und Digitalität kennt sie aus ihrer Tätigkeit für eine Beratungsstelle, in der sie viele Jahre sexualpädagogische Veranstaltungen unter anderem in Schulklassen durchführte. Heute klärt sie digital Tausende Eltern über kindliche Sexualität und die Pubertät auf. Die Mutter von drei Kindern lebt in Schleswig-Holstein.

@die.mamareike

Leonie Lutz ist Autorin, Redakteurin und Social Media-Expertin. Die Digitalexpertin unterstützt Eltern und Lehrkräfte seit Jahren in allen Fragen rund um Mediennutzung und Sicherheit im Netz und steht für zugewandte Aufklärung und unaufgeregte Begleitung von Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt. 2022 erschien ihr Spiegel-Bestseller »Begleiten statt verbieten«. Die Mutter von zwei Kindern lebt in Nordrhein-Westfalen.

@kinderdigitalbegleiten

Leonie Lutz

MareikeBrede

Verstehenstattverlieren

Erste Hilfe für die Smartphone-Pubertät

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright © 2025 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR)

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Umschlagmotiv: © FinePic®, München/Shutterstock.com

Innenteilabbildung: © barks/stock.adobe.com

Redaktion: Katharina Spangler

Sensitivity Reading: Alex Rump

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN978-3-641-32172-7V003

www.koesel.de

Inhalt

Vorwort von Nicola Schmidt

Über uns

Die Pubertät geht vorbei – das Smartphone nicht

»Chill mal, Digga« – Willkommen in der »Smartphone-Pubertät!«

Verstehen statt verlieren

Chaos im Kopf: Veränderungen im Gehirn

Baustelle bei laufendem Betrieb

Chaos im Bauch: Die Achterbahn der Gefühle

Ängste

Traurigkeit

Verliebtsein

Liebeskummer

Wut und Frust

Müdigkeit

Scham

Chaos auf dem Smartphone: Teenies und Social Media

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Deep-Dive Social Media in der Pubertät: Leonie klärt auf

Social Media konkret

WhatsApp

Instagram

Snapchat

TikTok

YouTube

Umgang mit problematischen Inhalten

Social Media als Nachrichtenzentrale

Fake News

Künstliche Intelligenz

Streaming

In-App-Käufe

Schutz und Hilfe

»Lange Leine und sicherer Hafen« – Bindung und Loslassen

Bindung erhalten

Die (neuen) Freund*innen

(Cyber-)Mobbing

»Albtraum Zocken?« – Wenn Gaming an den Nerven zehrt

Emotionale Reaktionen beim Zocken

Zocken macht gute Gefühle

Roblox, Minecraft und Co.

»Nur noch zehn Minuten!« – Die große Angst vor Mediensucht

63,7 Stunden pro Woche im Netz

Mediensucht

Digital Wellbeing

»No Risk, no Fun« – Grenzen austesten

Drogen? Bestell ich bei TikTok!

Deep Dive Körper in der Pubertät: Mareike klärt auf

Die Basics: Körperliche Veränderungen

»Vorbereitung ist das A und O.«

Die Periode altersgerecht erklären

Den ersten Samenerguss altersgerecht erklären

»Die anderen sehen so viel besser aus!« – Social Media und Körperbild

Bodyshaming

Essstörungen

»Wir müssen darüber sprechen!« – Sexualität verstehen

Sexualität als zentraler Bestandteil und Sinn des Menschseins

»Let’s Talk About Sex«

Sexualität in der Pubertät

Kondom, Pille und Co.

Schwangerschaft

Cybergrooming

Sexting

Sextortion

Pornografie im Netz

»Dranbleiben und Aufklären« – Gemeinsam durch die Smartphone-Pubertät

Dank

Anhang: Hilfreiche Apps für Teens

Anhang: Hilfe und Anlaufstellen für Eltern und Jugendliche

Anmerkungen

Vorwort von Nicola Schmidt

Es war der Beginn eines Alptraums – der Tag, an dem meine Kinder ihre ersten Tablets in den Händen hielten. Sie waren im Grundschulalter und ich hätte ihnen die Dinger nie gekauft. Aber der Mensch, der sie ihnen geschenkt hatte, musste nicht mit den Konsequenzen leben und es begann das Drama, das viele Eltern kennen:

Streit um Spielzeiten, heimliches Spielen, es gab Wutanfälle und Tränen, idiotische Strafandrohungen und emotionale Versöhnungen – und zwar täglich. In dieser Zeit haben wir alle – auch die Kinder – unendlich viele Federn gelassen. Und ich hätte mir viele Streits erspart, hätte man mir mit den verdammten Bildschirmen einfach eine vernünftige Gebrauchsanleitung mitgeliefert.

Und das ist die gute Nachricht für dich, der oder die du hier liest: Hier ist sie!

Wenn ich mir von jemandem Pubertät und Medien erklären lassen würde, dann wählte ich diese beiden Frauen: Leonie Lutz und Mareike Brede. An beiden schätze ich ihren »No-Bullshit«-Ansatz, der sich durch nichts beirren lässt. Beide kennen sich mit ihren Themen außerordentlich gut aus. Beide erzählen nicht aus dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm, was wir Eltern alles tun müssten. Sie sagen uns, was wir in der konkreten Situation tun können.

Und beide haben etwas gemeinsam, was wir alle dringend brauchen: Sie schauen positiv auf unsere Kinder.

Wir haben genug gehört von der angeblich lebensunfähigen Generation, von der Generation Angst, von Teenagern als Kakteen. Leonie Lutz und Mareike Brede holen uns unsere Kinder wieder zurück: Als kompetente Wesen, die uns als sicheren Hafen brauchen, die aber in diesem Alter auch auf Augenhöhe begleitet werden wollen. Denn aus meinen eigenen Recherchen weiß ich: Kinder in der Pubertät, die geschimpft und bestraft werden, leiden an geringem Selbstwertgefühl. Aber nichts tun ist auch keine Lösung: Pubertierende, die alleine gelassen werden, gehen uns verloren.

Also Kinder gut begleiten – klingt ja logisch. Aber wie begleite ich meine »Weiß ich doch selbst!«-Teenager denn nun, habe ich mich oft gefragt. Wie komme ich gegen den Sog der Dopamin-Maschinen, wie komme ich gegen die künstlichen Körperbilder und gegen Cybergrooming an? Mir fehlte oft nicht nur das fachliche Wissen (Was genau ist bitte »Sextortion«?), sondern mir fehlten auch schlicht die Worte: Wie sag ich es meinem Kind?

In diesem Buch finden wir Hilfe – konkrete Hilfe. Nach der Lektüre wissen wir, worum es geht, wir haben Ideen, wie wir Kontrolle durch Vertrauen ersetzen können (statt durch Resignation) und wir können unsere Beziehung zu unseren Kindern stärken statt schwächen. »Ich will nicht, dass das Tablet zwischen dich und mich kommt«, habe ich meinen Kindern immer wieder gesagt. In diesem Buch zeigen uns die Autorinnen, wie es geht.

Seit ich für meine eigenen Bücher mit Leonie und Mareike gesprochen habe, gehört also bei uns zu Hause der »Tablet-Talk« zur wöchentlichen Routine. Egal welche Abmachungen wir treffen, egal welche Regeln wir vereinbaren, sie verändern sich ständig, wir müssen nachjustieren, wir müssen neu sprechen. Das fordern auch die beiden Autorinnen: »Dranbleiben und Aufklären«.

Meine Kinder hören von mir oft den Satz: »Lasst uns mehr verhandeln und weniger streiten.« Ich werde definitiv den Satz hinzufügen: »Lasst uns versuchen, einander zu verstehen, statt aneinander zu verlieren« – und mit diesem Buch haben wir Eltern einen Leitfaden, wie wir das schaffen können.

Eure Nicola Schmidt

Über uns

Hey du, wir freuen uns, dass du dieses Buch in den Händen hältst! Wir, das sind Leonie Lutz und Mareike Brede.

Leonie ist Mama von zwei Töchtern, die elf und einundzwanzig Jahre alt sind. Mit einem Kind sind Pubertät und digitale Begleitung also bereits geschafft, während beim zweiten diese besondere Zeit bevorsteht. Die Spiegel-Bestseller-Autorin liefert seit Jahren wichtige Unterstützung in allen Fragen rund um Mediennutzung und Sicherheit im Netz. Ihr Instagram-Kanal @kinderdigitalbegleiten steht für zugewandte Aufklärung und unaufgeregte Begleitung von Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt.

Mareike hat zwei Kinder im Alter von vier und fünf Jahren, und als dieses Buch geschrieben wird, ist sie mit ihrem dritten Kind schwanger. Die Herausforderungen von Pubertät und Digitalität kennt sie aus ihrer Zeit, als sie nach dem Studium für eine Beratungsstelle tätig war und viele Jahre sexualpädagogische Veranstaltungen unter anderem in Schulklassen durchführte. Auf ihrem Instagram-Account @die.mamareike wird sie täglich mit den Fragen zahlreicher Eltern rund um die sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen konfrontiert.

Wir haben dieses Buch geschrieben, um dich für eine Phase zu sensibilisieren, die allgemein als anstrengend und konfliktbeladen beschrieben wird. Die Pubertät ist häufig kein einfacher Durchmarsch zum Erwachsenenwerden. In Kombination mit Smartphones, Apps und Social Media aber noch mal fordernder für Familien. Wir erklären dir in diesem Buch, wie die digitale Lebenswelt deines Teenagers aussieht, was du über Social Media wissen solltest und wie du dein Kind auf die körperlichen Veränderungen vorbereiten und aufklären kannst. Mehr Aufklärung in beiden Bereichen vereint erleichtert die Beziehung zwischen dir und deinem Teenager.

Du wirst es schon bemerkt haben: Wir duzen dich in diesem Buch. Das schien uns für die Themen, über die wir sprechen, nahbarer. Wenn es um Teenager geht, schreiben wir auch von Mädchen und Jungen. Wir möchten gleichzeitig betonen, dass Menschen und Geschlechter vielfältig sind und es transidente, intergeschlechtliche und nicht-binäre Jugendliche gibt. Nicht alle Teile des Buches sind explizit auf alle Menschen anwendbar, weil viele Themen den Rahmen unseres Buches sprengen würden. Dasselbe gilt für Teenager mit besonderen Bedürfnissen oder Neurodivergenz, auf die wir punktuell eingehen und weiterführende Hinweise geben, sofern es die zum Teil noch dürftige und nicht immer eindeutige Studienlage erlaubt. Insbesondere Statistiken erfassen beispielsweise häufig nur Mädchen oder Jungen. Wir wünschen uns, dass diese Themen stärker in den Fokus der Forschung und Öffentlichkeit rücken, und hoffen, dass du in unserem Buch für all deine Fragen, Probleme und Unsicherheiten die passende Hilfestellung findest!

Und nun: Dir viel Spaß beim Lesen – und für die Smartphone-Pubertät gute Nerven und ganz viel Durchhaltevermögen!

Die Pubertät geht vorbei – das Smartphone nicht

»Ich habe Sorge, dass mein Kind zu viel Zeit verdaddelt, statt echte Sozialkontakte zu knüpfen.«

Instagram-Nachricht eines Vaters an Leonie

Die Pubertät unserer Kinder ist nicht nur für uns Eltern eine herausfordernde Zeit. Vor allem ist sie für unsere Kinder und Jugendlichen geprägt von körperlichen und seelischen Veränderungen. Dein Teenager wird in dieser Zeit seine besten, aber vielleicht auch schwierige Erfahrungen machen. Abgrenzung, Stress zu Hause, Ärger in der Schule und der erste Liebeskummer können dazugehören. Aber auch mehr Selbstbestimmung, jede Menge Freiheitsgefühl, die erste große Liebe und die Zugehörigkeit zu Freunden und Freundinnen. Von jedem Gefühl alles in allen Facetten! Mal auf, mal ab, mal hin, mal her. Und das hat seinen Grund: Das Teenie-Gehirn gleicht einer Baustelle, es herrscht Chaos im Kopf. Und als ob dieses Chaos nicht schon herausfordernd genug wäre, mischen in diesem Prozess jetzt auch noch Smartphones mit.

Für uns Eltern tun sich damit gleich zwei große Herausforderungen auf, die unbedingt zusammen gedacht werden müssen: die Pubertät und das Smartphone.

Die gute Nachricht: Die Pubertät geht vorbei! Die zweite gute Nachricht: das Smartphone nicht. Und auch wenn wir als Eltern in dieser Lebensphase die Geräte unserer Kinder verfluchen und manchmal das Gefühl haben, gar nicht mehr in die Gedankenwelt unserer Teenager vordringen zu können, gibt es Lösungen für all diese Herausforderungen. Dazu müssen wir verstehen, was wirklich los ist im Kopf, wenn wir von »Chaos« sprechen. Wir müssen uns den Gedanken zu eigen machen, dass es nicht nur»ihre«Pubertät ist, sondern dass wir unsere Kinder gemeinsam und stützend durch diese Zeit begleiten. Und begreifen, dass die digitale Lebenswelt einen wichtigen Stellenwert für Teenies hat und nicht klar von der analogen Welt getrennt existiert. Damit ihr allen Herausforderungen begegnen könnt, möchten wir euch in diesem Ratgeber mit Wissen, Informationen und Aufklärung unterstützen.

Wenn wir die beiden großen Herausforderungen »Pubertät« und »Smartphone« zu einer zusammenfassen, kommen wir zur »Smartphone-Pubertät«. Die gab es vor knapp zwanzig Jahren noch nicht, denn bis zum ersten iPhone 2007 wuchsen Kinder und Jugendliche ohne ständige Benachrichtigungen, Bildschirmzeiten und Social Media auf.

Die Pubertät hat sich fundamental verändert. Wenngleich Kernthemen wie körperliche Veränderungen, Stimmungsschwankungen und erste sexuelle Erfahrungen geblieben sind, sind mit dem Smartphone neue Herausforderungen für Teenies hinzugekommen. Selbstfindung und Abgrenzung finden nicht mehr nur innerhalb von Freundeskreis und Familie statt, sondern an der Seite einer ganzen Internetgemeinschaft. Welche Klamotten im Trend sind, erfahren Kinder und Jugendliche nicht mehr nur in der Schule, sondern von Influencer*innen aus der ganzen Welt. Schönheit, reine Haut und ein gutes Körpergefühl scheinen bei Social Media wichtiger denn je, zeigen auf den zweiten Blick jedoch einen gefährlichen Trend: Filter, Bildbearbeitungsprogramm oder KI-Apps suggerieren, dass alle anderen viel schöner, schlanker und trainierter aussehen. Und das in einer Lebensphase, in der sich der Körper stark verändert und Unsicherheiten tägliche Begleiter sein können.

Wenn es um die ersten sexuellen Fragen geht, nutzen Jugendliche heute das Internet anstatt der BRAVO – bekommen dort jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit pornografische Inhalte angezeigt. Und die haben so gar nichts mit echter Sexualität zu tun.

Die Pubertät ist also noch komplizierter geworden! Das ist in der Tat keine so gute Nachricht. Deshalb musst du das Buch aber nicht gleich weglegen. Du bekommst das hin! Denn du hast auch schon andere Phasen gewuppt, denk nur an die Baby- oder Autonomiephase, die mal herausfordernd, mal sorgenvoll, aber im Rückblick von vielen freudigen und glücklichen Momenten geprägt war. Daher: Mit Verständnis, Aufklärung und Wissen kannst du dein Kind auf dem Weg ins Erwachsenenleben begleiten, sodass dieser leichter und konfliktärmer verläuft. Geduld und eine Prise Humor schaden auch nicht, beides wirst du benötigen. Wir zeigen dir, wie eine verständnisvolle Begleitung und Aufklärung von Anfang an gelingen kann. Digital und analog, weil das nicht mehr zu trennen ist. Aufklärung in allen Lebensbereichen, die Kinder in der Pubertät durchleben. Aufklärung, die dich und euch verstehen lässt, warum Teenager wie in welcher Situation so agieren, wie sie es tun. Und Aufklärung, die dich nach der Lektüre dieses Buches stärkt, dein Kind schützt und einen sicheren Umgang mit der Smartphone-Pubertät ermöglicht.

»Chill mal, Digga« – Willkommen in der »Smartphone-Pubertät!«

»An vielen Tagen weiß ich nicht mehr weiter.«

Instagram-Nachricht einer Mutter an Leonie

Vielleicht ging es dir auch schon mal wie dieser Mutter, vielleicht steht bei euch die Pubertät aber auch noch bevor. Möglicherweise kommt ihr gut durch diese Lebensphase, oder eben weniger gut, wie eine weitere Mutter Leonie bei Instagram schrieb: »Es ist die Hölle!« Und sie ergänzte, die Familie überlege, den Jungen in ein Internat zu geben. Zu stark sei die Belastung für die Familie durch die hohen Bildschirmzeiten des Kindes. Alles werde vernachlässigt, keine Treffen mit Freund*innen, allenfalls in der Schule laufe es noch einigermaßen okay. Diese Familie benötigt, das steht außer Frage, professionelle Hilfe. Und dann gibt es da noch die andere Seite. Diejenigen, die sagen: »Bei uns ist es (noch?) entspannt, weil nur WhatsApp genutzt werden darf und wir mit vielen Gesprächen gemeinsam reflektieren.« Und es gibt diejenigen, deren Kinder noch kein eigenes Smartphone haben, wo die Pubertät aber an der ein oder anderen Stelle schon anklopft. Allen möchten wir mit unserem Buch gerecht werden. Die Smartphone-Pubertät läuft, je nachdem, an welchem Punkt du mit deinem Teenie jetzt stehst, mal besser, mal schlechter.

Wir haben im vergangenen Jahr mit vielen Eltern gesprochen. Im Freundes- und Familienkreis, bei Vorträgen und Podiumsdiskussionen und via Chat in unseren Instagram-Direktnachrichten. Was wir zu Beginn der Gespräche bemerkt haben: Es gibt wenige Eltern, die gerne offen über die Probleme in der Pubertät sprechen. Meist kommen diese Themen erst beim zweiten oder dritten Nachhaken auf. Denn Schwierigkeiten in der Pubertät und Herausforderungen bei der Mediennutzung unserer Teenager scheinen leider – so unsere Wahrnehmung – auch mit Scham behaftet zu sein. Das finden wir absolut nachvollziehbar: Weil wir Eltern keinesfalls wollen, dass unser Gegenüber denkt, wir hätten versagt, etwas zu spät erkannt, uns nicht gekümmert. In Leonies Online-Vorträgen zur digitalen Mediennutzung von Kindern bietet sie im Nachgang immer eine Fragerunde an, sagt aber gleichermaßen, dass auch die Möglichkeit besteht, Fragen per E-Mail zu schicken. Und nun rate mal, welches Angebot mehr wahrgenommen wird? Ein paar Fragen zu Apps und Anwendungen beantwortet Leonie immer, aber wer wirklich Schwierigkeiten hinsichtlich der Mediennutzung hat, sucht den schriftlichen Kontakt. Das verstehen wir sehr gut, der Rahmen ist geschützter als bei einem Online-Vortrag mit Hunderten von Eltern. Aber es ist auch schade, denn es suggeriert anderen Eltern, sie wären die Einzigen mit größeren Problemen.

Viele Familien struggeln beim Thema Medien. Wer behauptet, alles läuft immer rund, hat vielleicht einen Teil der Begebenheiten ausgelassen oder es wirklich gut im Griff, weil die Nutzung digitaler Medien von Anfang an kommunikativ offen begleitet wurde.

So oder so: Pubertät ist für viele Familien herausfordernd – für unsere Kids, aber auch für uns Eltern. Selbstverständlich ist bei den ein oder anderen die Pubertät stärker und bei manchen weniger stark ausgeprägt als bei anderen. Zum Glück sind unsere Kinder Individuen. Aber wir Eltern sind es eben auch. Daher fühlt sich für jeden alles mal schwerer, mal leichter an. Und häufig so, dass wir merken: Hier ist meine persönliche Grenze erreicht, ich kann nicht mehr! Doch unsere Grenze kommt manchmal bei Teenies nicht an. Dann, wenn sie uns und unsere Bedürfnisse scheinbar ignorieren. Das aber tun sie keinesfalls aus bösem Willen. Sie haben einfach anderes zu tun. Ihr Gehirn macht eine riesengroße Veränderung durch. Hinzu kommen die Herausforderungen und Erwartungen der Schule, Ups und Downs im Freundeskreis und dann auch noch dieses immer fordernde Smartphone, das blinkt, vibriert und ununterbrochen beachtet werden will.

Wenn sich die Pubertät in all ihren Facetten zeigt, steigen auch die Sorgen bei manchen Eltern: Kriegt mein Kind die Kurve? Kommt es in der Schule weiterhin mit? Versumpft es am Handy? Bei TikTok? An der Playstation? Hat mein Kind die richtigen Freund*innen? Es wird doch hoffentlich nicht gemobbt? Wie kann ich es vor schlechten sexuellen Erfahrungen schützen? Wann und wie sollen wir über Verhütung sprechen? Du ahnst es vielleicht bereits: Diese Liste könnte unendlich weitergeführt werden.

Wir erzählen dir jetzt von zwei wahren Begebenheiten, die zwar ohne Smartphones verliefen, sich aber dennoch gänzlich unterschiedlich abgespielt haben. Wir haben nämlich mal die Pubertät von uns Co-Autorinnen verglichen.

Leonie war beispielsweise – aus Eltern und Lehrersicht – maximalst rebellisch. Den ersten Freund hatte sie mit zwölf, an Regeln hat sie sich selten gehalten, und wenn ihre Eltern Konsequenzen in Aussicht gestellt haben, ist sie gar nicht mehr nach Hause gekommen. Schulisch war sie immer im Mittelmaß und desinteressiert, das Abitur hat sie überreicht bekommen mit den Worten: »Niemand an dieser Schule hätte erwartet, dass Sie je das Abitur machen.« Ein Sorgenkind! Aber es gab noch eine andere Leonie. Die, die zu Hause Kassetten mit selbst erstellten Radiosendungen bespielte, Moderationen schrieb, am Commodore die Programmiersprache »Basic« ausprobierte. Die mit zwölf Jahren im ZDF-Fernsehgarten als Nachwuchsreporterin zu sehen war, mit fünfzehn einen Junior-Radiopreis gewann, eine neue Schülerzeitung gründete und bis über das Abitur hinaus als freie Mitarbeiterin fürs Radio tätig war. Daraus entstand später ein Verlagsvolontariat und schließlich die Arbeit als TV- und Online-Redakteurin. Trotz aller Ausbrüche in der Pubertät gab es hier also irgendetwas, das überhaupt nichts mit den Herausforderungen in Schule und Elternhaus zu tun hatte, nämlich »irgendwas mit Medien«. Pathetisch gesagt vielleicht ein erster Anflug von Leidenschaft für ein bestimmtes Thema.

Mareike beschreibt ihre Pubertät so: eine Achterbahnfahrt der Gefühle, der Suche nach sich selbst und viel Interesse an Sexualität und Aufklärung. Sie konnte es nie abwarten, Teenie zu sein und erwachsen zu werden. Das fing mit heimlich Lidschatten auftragen an – und zwar bevor es in die Grundschule ging. Allgemein waren Schminken, Klamotten und stundenlanges Vor-dem-Spiegel-Stehen Hauptbestandteil ihrer Freizeit während der Pubertät. Die ersten körperlichen Veränderungen wurden gefeiert, wenngleich Pickel und die feste Zahnspange mit fünfzehn Jahren am Selbstbewusstsein nagten. Die BRAVO gehörte zur wichtigsten Lektüre, selbstverständlich wegen »Dr. Sommer«. Die Seiten wurden ausführlich studiert und mit Freundinnen besprochen. Schließlich übernahm sie auch die Rolle von »Dr. Sommer« im Freundeskreis. Sexualität war schon immer Mareikes Lieblingsthema! Der Grundstein für ihre »Berufung« als Sexualpädagogin wurde also schon sehr früh gelegt. Im Elternhaus war Sexualität ein Thema wie jedes andere, es gab keine Tabuthemen. In der Pubertät konnte sie mit ihrer Mutter über alles sprechen, auch über den einen oder anderen Liebeskummer. Verbotene Partys hat sie gemieden, die Angst vor Konsequenzen war zu groß. Lediglich den ersten heimlichen Alkoholrausch mit vierzehn Jahren, als ein Cognac dran glauben musste, heimliches Rauchen oder Pornos, die mit Freundinnen geschaut wurden, und das Radfahren ohne Helm, könnte man als »pubertäre Rebellion« deuten.

Du merkst also: Wege in der Pubertät können Abwege sein. Müssen sie aber nicht! Interessant ist an unseren beiden Beispielen, dass wir in der Pubertät schon mit den Dingen in Berührung gekommen sind, in denen wir uns heute beruflich bewegen. Also: Ganz gleich, wie anstrengend oder verrückt die Pubertät ist, es kann gut werden! Es wird gut! Hab Vertrauen in dein Kind, in dich und euch – als Team.

Aber kommen wir zurück zu der großen Herausforderung, die unsere Eltern noch nicht hatten: Pubertät meets Smartphone. Zwar berichten einige Eltern, sich im Großen und Ganzen ganz gut auszukennen. Wenn es dann aber um die digitale Lebenswelt ihrer Kinder geht, sind selbst sie erstaunt, wie unterschiedlich ihr eigenes Nutzungsverhalten im Vergleich ist und welch unterschiedliche Themen relevant sind. Manchen bereiten die digitalen Geräte samt Anwendungen daher Sorgen. Fakt ist: Teenager mit eigenem Smartphone haben Zugriff auf alles im Netz. Zwischen lehrreichen Videos und lustigen Clips kommen sie dort auch in Berührung mit Pornografie, die so natürlich nicht für Heranwachsende gedacht ist.

Und da sind wir ganz schnell beim Thema Aufklärung, denn auch da haben wir Eltern unterschiedliche Herausforderungen. Die einen finden es schon maximalst unangenehm, mit dem Kind über Verhütung zu sprechen, andere wiederum haben ihre Kinder zu Grundschulzeiten oder noch früher mit Aufklärungsbüchern versorgt und sind dahingehend entspannt. Fakt ist auch: Heutzutage müssen wir unsere Kids aufklären, bevor es Google, Alexa oder Siri tun. Denn dann haben wir die Chance, unsere eigene Sprache zu wählen, mit unseren eigenen Beschreibungen zu sprechen, abzuwägen, welche Begriffe unser Kind gerade verorten kann. Und unser Kind hat die Chance, Nachfragen zu stellen. Es gibt zum Thema Aufklärung hinsichtlich Social Media, Internet und Sexualität keinen goldenen Weg. Weil jedes Kind und jede Familie zum Glück verschieden sind. Es gibt aber Wege, die wir gehen können. Wege, die wir gehen müssen, und Handwerkszeug, das uns mit unseren Teenies in der Pubertät helfen wird.

Die Pubertät ist eine Zeit voller Höhen und Tiefen. In dieser Phase entwickeln sich unsere einst kleinen, abhängigen Wesen zu unabhängigen erwachsenen Menschen, in der wir als Eltern zwar noch an der Seite unserer Kinder stehen, aber immer weniger gewünscht sind. Evolutionsbedingt ist das absolut richtig, denn die Pubertät steht auch für den so wichtigen Ablösungsprozess. Unsere Kinder bewegen sich in kleinen Schritten weg von den Menschen, die ihnen genetisch am ähnlichsten sind, um sich später anderen Menschen zuzuwenden.

Dieser Ablöseprozess ist ein wichtiger Schritt zum Erwachsenwerden, hat aber auch seine Hürden. Es geht um Autonomie, eigene Identitätsentwicklung und mehr Verantwortung. Und natürlich um die Geschlechtsreife. Unsere Kinder entwachsen uns und orientieren sich mehr und mehr außerhalb der Kernfamilie. Wer schon einen Teenager hat, wird die Situation kennen: Im einen Moment erleben wir sie rebellisch und ablehnend, im nächsten brauchen sie unsere körperliche Nähe und wollen umsorgt werden. Und auch wenn man es ihnen nicht immer anmerkt: Viele (nicht alle!) Teenager möchten noch umarmt werden. Dazu passt das Zitat der US-amerikanischen Psychotherapeutin Virginia Satir, die, – wenn auch nicht auf die Pubertät bezogen – sagte: »Wir brauchen vier Umarmungen pro Tag zum Überleben, acht Umarmungen pro Tag, um uns gut zu fühlen und zwölf Umarmungen pro Tag zum innerlichen Wachsen.« Dieser Impuls gefällt uns gut! Und vielleicht gibt es in der Pubertät deines Kindes auch diese Tage, an denen dein Kind viele Umarmungen zulässt. Dann nur zu!

Selbstverständlich gibt es auch Eltern, die sagen: »Die Smartphone-Pubertät läuft bei uns entspannt. Alles supi.« Das ist häufig der Fall, wenn nur WhatsApp genutzt wird und die Pubertät quasi noch in den Kinderschuhen steckt. Einige Eltern, deren Kids kein Snapchat und TikTok haben, erzählen von einer gelasseneren Smartphone-Pubertät. Was aber dann doch herausfordernd bleibt: Alles, was unabhängig vom Handy anstrengend ist. Unaufgeräumte Zimmer, Geschirr, das sich im Jugendzimmer stapelt, Besteck, das nicht in die Küche zurückgebracht, sondern im Müll entsorgt wird, Kinder, die nicht aus dem Bett kommen, Kids, die am liebsten nur zocken und schlafen wollen, dazwischen ein bisschen Essen, ein bisschen Schule – und immer ist das Smartphone dabei, damit keine Nachrichten bei WhatsApp oder Snapchat verpasst werden.

Letzteres hat aber auch seine Vorteile, auch das ist Teil der Wahrheit: Teenies, die via WhatsApp eigenständiger mit anderen kommunizieren, werden auch selbstständiger hinsichtlich Schulorganisation: Dann werden zum Beispiel Arbeitsblätter, die man wegen Krankheit in der Schule verpasst hat, im Nachgang selbst organisiert. Oder Lehrinhalte, die in der Schule nicht verstanden wurden, am Nachmittag mit YouTube nachgearbeitet. Generell haben unsere Kinder durch das Internet einen unglaublich wertvollen Zugang zu Wissen erhalten. Aber auch zu Kreativanleitungen wie DIYs, Schminktipps, Back- und Kochrezepte, Tipps für die Einrichtung des Teenie-Zimmers oder die Zugehörigkeit zu Sportvereinen, die mehr und mehr auf Social-Media-Plattformen ihre Erfolge feiern. Diese positiven Aspekte dürfen wir immer im Hinterkopf behalten. Zumal Smartphones auch für Sicherheit stehen. Denn in der Pubertät verändert sich je nach Alter auch die Ausgehzeit. Bis 20 Uhr, bis 21 Uhr, irgendwann fordern Teenager ein, endlich – weil es alle dürfen – auch bis 22 Uhr auf die entsprechende Party zu gehen. Und in diesem Fall sind Smartphones Gold wert und die Erreichbarkeit eine echte Erleichterung. 

Verstehen statt verlieren

Egal wie es bei euch konkret aussieht, welche Apps dein Kind nutzt und wie stark euch die digitalen Medien belasten. Eine Sache bleibt gleich, auch wenn unsere Teenies uns das nicht immer spüren lassen: Sie brauchen weiterhin ganz viel Liebe, Wertschätzung, Respekt, Verständnis, Begleitung und Aufklärung. Und so verrückt es klingt, aber sie brauchen diese Haltung ganz besonders in Situationen, in denen sie uns ihre Ablehnung spüren lassen.

Unser Buch heißt »Verstehen statt verlieren«, weil Verständnis ein wichtiger Begleiter in der Pubertät ist. Und wir unsere Kinder nicht verlieren wollen. Und deshalb schauen wir kurz genau darauf, bevor wir gemeinsam tiefer in die Pubertät und die Smartphone-Welt deines Teenagers mit allen Vor- und Nachteilen eintauchen.

Verständnis bedeutet Halt für dein Kind: »Ich sehe dich, ich verstehe dich, ich bin für dich da.« Teenager heute unterscheiden nicht zwischen der digitalen und der analogen Welt. Daher spielt auch die digitale Lebensrealität deines Kindes eine wichtige Rolle für ebendieses Verständnis.

Verstehen ist Arbeit. Wir müssen mit unseren Teenagern immer wieder diskutieren, abwägen, neu aushandeln, Regeln schärfen, ebendiese auch lockern und den Gegebenheiten anpassen. Ob Medienzeit oder Ausgehzeit: Teenager fordern immer mehr ein. Und das erfordert deine klare Haltung.

Verstehen heißt Einfühlen. Wir schaffen eine wohlige Atmosphäre mit unseren Teenies, wenn sie sich verstanden fühlen. Wenn sie spüren, dass es okay ist, in einem Moment augenrollend die Tür zu knallen und im nächsten wieder bei Mama oder Papa im Arm zu liegen. Es ist ein Auf und Ab – für unsere Kinder auch hormonell und neurologisch. Unter uns gesagt: Monate- oder gar jahrelang auf einer Baustelle zu leben, das zehrt an den Nerven. Unsere Teenager leben nicht nur auf einer Baustelle, die Baustelle hat ihre ganze Schaltzentrale eingenommen. Chaos pur herrscht in allen Gewerken, und die Beteiligten – in dem Fall ihr als Eltern – wünschen sich sehnlichst, dass der Bauleiter endlich auftaucht und die Dinge schnell und vernünftig regelt.

Verstehen heißt Dranbleiben. Das ist auch und insbesondere bei Apps, die unsere Kids nutzen, wichtig. Mit fortschreitendem Alter wird Social Media wichtiger, wir Eltern müssen also immer wieder prüfen: Was teilen unsere Kids da? Sind die Accounts noch auf »privat« gestellt? Oder haben unsere Teenies, die klugen Pfiffikusse, vielleicht schon Zweit-Accounts eingerichtet, von deren Existenz wir Eltern bislang nichts wussten?

Verstehen heißt Austausch. Gerade auch bei Themen wie Klassenchats, Pornografie oder Cybergrooming müssen wir immer wieder nachfragen, was unsere Kinder digital erleben, und eine offene Gesprächskultur etablieren. Wenn sie zum Beispiel sexuell aufgeklärt sind, müssen sie ihr Wissen nicht von Google beziehen. Wir können, auch und gerade zu Hause präventiv viel tun, damit unsere Kinder im Netz bestmöglich geschützt sind.

Verstehen heißt Interesse. Ob Gespräche über den Freundeskreis, die Schule, Apps oder Games: Zeig deinem Kind aktiv, dass du dich für sein Leben interessierst. Und wenn dein Kind ein bestimmtes Hobby hat, unterstütze es dabei. Sei da, wenn ein Spiel auf dem Fußballplatz ansteht; geh mit zum Konzert, wenn der Lieblings-Act deines Kindes auf Tour geht. Und wenn du ein eher introvertiertes Kind hast, das gerne zuhause ist, nutzt auch diese Zeit zusammen: Schaut Serien, lest Bücher und sprecht über das, was ihr gesehen oder gelesen habt. Gemeinsame Aktivitäten sind ein Geschenk für alle!

Verstehen heißt Augenhöhe. Wenn dein Kind spürt, dass du Verständnis für seine digitalen Bedürfnisse hast und du dich mit diesen Themen auskennst, kommt es auch auf dich zu, wenn es ein Problem im Netz hat. Agieren Eltern jedoch mit Drohgebärden, à la »Wenn du jetzt deine Klamotten nicht in den Schrank räumst, kassiere ich dein Handy ein«, bekommt das Smartphone einen noch höheren Stellenwert. Teenies würden nie riskieren, dass jemand ihnen das Gerät wegnimmt, sie behüten es wie einen Schatz. Drohungen, das Gerät wegzunehmen, gehen oft sogar nach hinten los. Denn ein Kind, das den Smartphone-Entzug fürchtet, wendet sich vielleicht nicht an die eigenen Eltern, falls dann doch mal was Schlimmes am Gerät passiert ist, und das möglicherweise genau zu einer Uhrzeit, zu der laut Familienregeln das Smartphone gar nicht mehr genutzt werden dürfte.

Verstehen heißt Respekt. Respekt bekommt eine Schlüsselrolle in der Pubertät. Und der ist mit am kniffligsten für uns Eltern. Denn wie will man einem Teenie respektvoll begegnen, der uns gerade vom Allerfeinsten beschimpft hat. Da geht es nicht ohne Konsequenz. Aber: Respekt im Alltag ist möglich. Permanente Bewertungen oder gar Beschämung hingegen sind absolut kontraproduktiv. Es hilft, nicht die Klamottenauswahl unserer Teenies zu kommentieren – er oder sie wird sich dabei schon etwas gedacht haben und soll sich wohlfühlen. Außerdem müssen sich Kinder und Jugendliche ohnehin ständig anpassen, da dürfen wir ihnen beim Thema Mode unbedingt Freiraum lassen.

Wir sollten auch niemals die Körpermaße kommentieren a là »Du hast aber ganz schön zugelegt«. Stattdessen lieber den Blick auf andere Dinge lenken: »Die Frisur steht dir aber gut!« Wenn uns etwas positiv auffällt, dürfen wir das unbedingt rückmelden!

Verstehen heißt Schutz. Die schlimmen Gefahren im Netz gehen von Menschen aus. Wir können und sollten daher unbedingt technische Kinder- und Jugendschutzeinstellungen nutzen. Aber Technik allein schützt nicht. Wenn »Sophia12HH« eine Chatnachricht von »Paul13HH« bekommt, und der nett anmerkt, dass sie ja fast gleich alt sind und er ebenfalls aus HH, also Hamburg, kommt, wähnt sich Sophia in netter Gesellschaft und überblickt nicht, dass sie vielleicht gerade mit Karlheinz, 59, aus Buxtehude chattet. Auch deshalb ist es so wichtig, über die digitale Lebenswelt unserer Teenies Bescheid zu wissen und unsere Kinder über die Gefahren aufzuklären. Aufklärung schützt. Klingt nach Phrase, ist aber das Allerwichtigste!

Verstehen heißt Verständnis! Keine so einfache Sache, wenn du das Zimmer deines Teenies nicht mehr betreten kannst, weil alle Klamotten auf dem Boden liegen, oder wenn du am Abend für den nächsten Tag vorgekocht hast, dein Teenie über die Nacht jedoch nur noch Reste hinterlassen hat. Verständnis aufzubringen ist maximal herausfordernd, wenn man sich als Elternteil gleichermaßen öfter ärgert. Manchen Eltern fehlen oft Signale der Dankbarkeit, Unterstützung im Haushalt, ein Blick für die Dinge, die wichtig wären. Wie kann also Verständnis gelingen, wenn man ständig das Gefühl hat, aus der Haut fahren zu müssen? Vielleicht indem wir auf die Fakten schauen und uns immer wieder erinnern, in welchem Zustand das Gehirn unserer Teenies ist. Und weil da so viel passiert, kann es helfen, die Situation anzunehmen oder zu verlassen. Du ärgerst dich, weil dein Teenie den Boden lieber als den Schrank nutzt? Mach die Tür zum Zimmer zu. Dich nervt, dass dein Teenie scheinbar die Funktion »Spülmaschine öffnen« nicht kennt und alles auf der Arbeitsfläche ablegt? Dann überlege dir: Hast du Kapazitäten, jeden Tag darüber zu streiten, oder räumst du den Teller lieber selbst ein?

Trotz aller Hürden: Verstehen macht Spaß! Das klingt vielleicht ein bisschen zu positiv, aber es ist wirklich so! Natürlich wird es Gespräche geben, da fühlen sich unsere Teenies nicht rundum wohl, ausgerechnet dies und das mit uns als Eltern zu besprechen. Die Veränderung des eigenen Körpers, erste Erfahrungen mit Sexualität oder Aufklärung und Pornografie können dazu gehören. Aber haben wir das erst mal überwunden, ist platziert: »Du kannst mit allen Themen zu mir kommen. Es gibt keine Tabus, alles ist okay.« Wenn es dann an die Smartphone-Themen geht, dann sind diese leichter gesetzt. Dein Teenie kommt dann möglicherweise bei jeder SPAM-Nachricht auf dich zu und holt sich Erwachsenen-Rat. Super! Darauf bauen wir auf, sodass sich dein Kind nicht nur bei SPAM-Mails an dich wendet, sondern bei allen digitalen wie analogen Hürden der Pubertät. Pardon, Smartphone-Pubertät.

Chaos im Kopf: Veränderungen im Gehirn

Wir haben es nun mehrfach angedeutet: Es passiert eine Menge im Gehirn von Teenagern. »Wegen Baustelle geschlossen«! wäre eigentlich eine passende Warnung für die ganze Familie. Denn im Gehirn herrscht absolutes Chaos aufgrund von Umbauarbeiten, die wichtig sind, weil in der Pubertät nicht nur der Körper erwachsen wird. Auch das kindliche Gehirn entwickelt sich zu einem leistungsfähigen, erwachsenen Gehirn. Das ist in seiner Funktion sehr komplex und keine Sorge, wir werden nicht jede Gehirnregion und jede Nervenbahn im Detail analysieren. Wir geben dir aber einen groben Überblick, was es mit der Baustelle auf sich hat. Denn hier liegt die Ursache für viele Verhaltensweisen, die Teenies in der Pubertät an den Tag legen können, und begründet auch, warum sie gerne mal den ganzen Tag zocken, risikobereiter sind oder das halbe Wochenende verschlafen. Das Wissen über diese Umbauarbeiten wird dir zu mehr Verständnis für genau diese »typischen« Verhaltensweisen verhelfen und den Umgang mit deinem Teenie erleichtern. Und genau darum soll es ja gehen: möglichst easy durch die Zeit der Pubertät zu kommen und dein Kind beim Erwachsenwerden wertschätzend zu begleiten. Das Wissen über das Chaos im Kopf ist schon mal ein guter Anfang, es gibt dir und deinem Kind Orientierung und damit Sicherheit. 

Baustelle bei laufendem Betrieb

Die Baustelle im Gehirn kann man sich wie eine Wanderbaustelle vorstellen, denn die Entwicklung des Gehirns passiert nicht von heute auf morgen und im kompletten Gehirn zur selben Zeit. Sie vollzieht sich über viele Jahre, angefangen bei den hinteren Teilen des Gehirns bis nach vorne zu den komplexeren Teilen. Der US-Hirnforscher Jay Giedd hat anhand von Computertomografie-Aufnahmen erkannt, dass die Entwicklung des Gehirns erst zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr abgeschlossen ist.1