Vier Frauen und eine SMS - Sissi Flegel - E-Book
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Vier Frauen und eine SMS E-Book

Sissi Flegel

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Beschreibung

Erfrischend bissig: Die spritzige Komödie „Vier Frauen und eine SMS“ von Erfolgsautorin Sissi Flegel jetzt als eBook bei dotbooks. Vier Freundinnen, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel – oder doch nicht? Als sich Simone, Margret und Heiderose gemeinsam auf den Weg zu einem Kurzurlaub in Paris machen, bekommen sie von Claudia eine SMS: „Ich fahre in ein sexy Wochenende mit einem eurer Männer.“ Das sitzt! Vorbei ist die Erholung und das große Rätselraten beginnt: Welcher Ehemann geht fremd? Umdrehen ist nicht mehr möglich – und so stürzen sich die drei Frauen gemeinsam in die Stadt der Liebe, die mehr als nur gutes Essen, edle Geschäfte und vergangene Liebschaften für sie bereit hält … Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Vier Frauen und eine SMS“ – Band 1 der vierteiligen Bestsellerserie „Die Geheimnisse der Sommerfrauen“ von Erfolgsautorin Sissi Flegel. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 145

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Über dieses Buch:

Vier Freundinnen, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel – oder doch nicht? Als sich Simone, Margret und Heiderose gemeinsam auf den Weg zu einem Kurzurlaub in Paris machen, bekommen sie von Claudia eine SMS: „Ich fahre in ein sexy Wochenende mit einem eurer Männer.“ Das sitzt! Vorbei ist die Erholung und das große Rätselraten beginnt: Welcher Ehemann geht fremd? Umdrehen ist nicht mehr möglich – und so stürzen sich die drei Frauen gemeinsam in die Stadt der Liebe, die mehr als nur gutes Essen, edle Geschäfte und vergangene Liebschaften für sie bereit hält …

Die schwungvolle Serie über vier Freundinnen in ihren besten Jahren, die jeder Frau ans Herz wachsen.

Über die Autorin:

Sissi Flegel (1944–2021) veröffentlichte zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, die in 14 Sprachen erschienen sind und mehrfach preisgekrönt wurden, bevor sie begann, sehr erfolgreich auch für erwachsene Leser zu schreiben; darunter ihre Bestsellerreihe um »Die Geheimnisse der Sommerfrauen«.

Bei dotbooks veröffentlichte Sissi Flegel ihre Bestseller-Reihe um »Die Geheimnisse der Sommerfrauen« und »Die Träume der Sommerfrauen« sowie ihre heiteren Romane »Die Geheimnisse der Lavendelfrauen«, »Der Sommer der Apfelfrauen«, »Roter Wein mit Brombeernote«, »Der Geschmack von Wein und Liebe«, den historischen Roman »Die Keltenfürstin« und mehrere Kinder- und Jugendbücher.

»Die Geheimnisse der Sommerfrauen« sind auch in folgenden Einzelromanen erhältlich:»Vier Frauen und ein Feuerwerk«»Vier Frauen und ein Baby«»Vier Frauen und ein Garten«

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Originalausgabe August 2016

Copyright © der Originalausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Serhy Shelley

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-645-4

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Sissi Flegel

Vier Frauen und eine SMS

Roman

dotbooks.

Für Silke

Erstes Kapitel

Nach dem Studium in Tübingen und Paris trat ich voller Stolz und Elan meine erste Stelle als Lehrerin für Deutsch und Französisch an. Leider befand sich mein Gymnasium in einer eher mittelgroßen Kreisstadt. Zwei, höchstens drei Jahre wollte ich damals im Exil ausharren. Auf dem Land, fernab vom Universitätsbetrieb, ohne meine alten Freunde und dem vielfältigen Angebot an Kunst und Kultur – undenkbar! Völlig ernüchternd kam hinzu, dass ich um nichts in der Welt eine geeignete Wohnung fand. Entweder war die Miete exorbitant, oder es war ein düsteres Loch ohne Licht und Aussicht. Notgedrungen weitete ich die Suche aus und wurde schließlich zwei, drei Kilometer von Hinterremsingen entfernt in einem Dörfchen fündig. Die geräumige und doch bezahlbare Wohnung befand sich im Obergeschoss eines alten Fachwerkhauses, hatte Licht, einen großen Balkon und sogar ausreichend Wände für meine Bücherregale. Trotzdem richtete ich mich widerwillig ein. Provisorisch eben, dachte ich damals.

Doch dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Ich verliebte mich. Es war kein coup de foudre, stattdessen schlich sich die reizvolle, anmutige Landschaft ganz allmählich in mein Herz. Und schlug Wurzeln. Vor meinem Wohnzimmerfenster breiteten sich die sanft geschwungenen Hügel mit ihren Rebstöcken bis zur Rems hinunter aus, und vom Schlafzimmerfenster sah ich auf den Wald, dessen Ränder mit duftendem Mädesüß und Holunder gesäumt waren.

Wenige Wochen nach dem Einzug verliebte ich mich ein zweites Mal. Diesmal in einen Mann – in Harald, einen Kollegen, der Mathematik und Sport unterrichtete. Wir heirateten schnell, ich wurde schwanger, und wir bekamen einen Sohn: Felix.

Haralds Fächerkombination hätte mich warnen müssen. Er hatte wenig Verständnis für die viele Zeit, die ich mit Lesen vergeudete – wie er es nannte –, und so verflüchtigte sich allmählich die Liebe. Ich fand meinen Mann zunehmend langweilig, sein Denken oberflächlich und seine Sportbesessenheit einfach nur lächerlich. Als Felix sechs war und eingeschult wurde, ließen wir uns scheiden.

Aber meine Liebe zu der unprätentiösen Landschaft Hinterremsingens nahm an Tiefe zu. Wenn ich morgens den Rollladen im Schlafzimmer hochzog, atmete ich den Duft des Waldes ein, an den unser Dorf grenzte, und hörte unzählige Vögel, deren Namen ich erst nach und nach dem Gesang zuzuordnen lernte. Sah ich im Winter vom Wohnzimmer aus auf die kahlen, bizarr gekrümmten Rebstöcke, freute ich mich schon auf das vielfältige Grün der Blätter im Frühling. Im Sommer genoss ich den Anblick der immer praller werdenden dunkelroten, tiefblauen oder grüngelben Trauben. Und dann war da natürlich der Duft, der über den sonnenwarmen Weinbergen schwebte! Im Herbst schließlich glühten die Reben in einem phantastischen Spektrum, das vom hellen Grün bis zum tiefen Dunkelrotbraun reichte.

Das Gebiet ist von einer solchen Ruhe erfüllt, dass es wie aus der Zeit gefallen scheint. Es gibt keine kühn in den Himmel ragenden Gipfel wie in den Alpen, es hat keine postkartentaugliche, klippenbestückte, meerumtoste Küste, aber dennoch berührt es immer wieder mein Herz.

Während ich im Laufe der Jahre die Gegend erkundete, wurde mir klar, dass die Menschen hier ein besonderes Faible für gutes Essen und süffige Weine haben. Wer weiß schon, ob das nicht tatsächlich auf den Einfluss der Römer zurückzuführen ist, wie viele Einwohner annehmen … Nicht weit von Hinterremsingen entfernt geht der Obergermanische in den Raetischen Limes über; schon vor rund 2.000 Jahren tauschten hier Kelten und Germanen im kleinen Grenzverkehr Felle, Schinken und Seife gegen typisch römische Luxuswaren wie etwa Austern und Wein. Und mancher Römer ließ sich von einer hübschen Barbarin mit langem blondem Haar so verzaubern, dass er Rom für immer Arrivederci sagte.

Jedenfalls kann ich heute ordentliche von sehr guten Weinen unterscheiden. Ich kann aus den winzigen Wildkirschen köstliche Marmelade kochen und kenne die Adressen einiger Bauern, deren Hühner den Vergleich mit denen aus dem französischen Bresse nicht zu scheuen brauchen.

Ohne Übertreibung: Hier findet man wirklich Feinschmecker!

Und so schulte ich im Laufe der Jahre nicht nur meine Geschmacksnerven, sondern fand auch neue Freundinnen.

Die erste war Claudia. Sie besitzt das größte Weingut der Gegend: das Zweig. Am Rand von einer ihrer Rebflächen verläuft der frühere Grenzwall. Die roten Ziegelsteine ihres Wohnhauses, einem Gutshaus mit rosenumranktem Torbogen, sehe ich von meinem Küchenfenster aus. Ihre Führungen durch die Weinberge mit anschließender Verkostung sind in der Gegend ein Hit. Jeder hängt fasziniert an ihren Lippen, wenn sie über die Züchtung neuer Reben aufgrund molekularbiologischer Methoden referiert, mit denen die Erbsubstanz analysiert werden kann – einem Verfahren, das mit den DNS-Analysen in der Kriminaltechnik verwandt ist. Claudia ist aber auch eine hoffnungslose Träumerin. Zum Beispiel behauptet sie steif und fest, dass sich ein römischer Legionär in ihrem Stammbaum befinde; von ihm habe sie das dunkle lockige Haar und den olivfarbenen Teint geerbt. Wer’s glaubt!

Durch Claudia lernte ich Margret kennen, die Frau unseres Bürgermeisters. Sie kocht wie eine Göttin, backt allerfeinste Kuchen nach den Rezepten von Lenôtre, ist dementsprechend etwas mollig und darüber hinaus die Stütze ihres Mannes und die beste Freundin, die man sich nur wünschen kann. Als ich sie eines Tages in der Fußgängerzone traf, stand sie vor dem einzigen Optikergeschäft Hinterremsingens, und als sie mich sah, packte sie mich am Arm. »Simone, dich schickt der Himmel! Ich brauche eine neue Brille. Berätst du mich?«

So lernten wir Heiderose, die Optikerin, kennen – und lieben. Heiderose hasst ihren altmodischen Namen, achtet auf ihre Figur und trägt zu jedem Outfit die passende Brille. Doch ihre wahre Liebe gehört ihrem Garten. Der befindet sich hinter ihrem Haus, ist von einer hohen Mauer umgeben und hat einen kleinen runden Teich, in dem, der Sage nach, der örtliche Pfarrer infolge Volltrunkenheit mal fast ersoffen wäre. Die Phlox, die verschwenderisch blühende Sommerstaude, ist ihre Lieblingsblume, und so züchtet sie unzählige Sorten in verschiedensten Farben. Ihnen zu Ehren lädt Heiderose immer im August in ihren Garten ein. Tout Hinterremsingen kommt. Ihr Mann, der Karlheinz, steht dann am Grill, von Claudia sind die Weine, Margret bringt ihr selbstgebackenes Brot mit, und ich darf die Begrüßungsrede halten.

Was ich damit sagen will: Ich arbeite zwar in der Kreisstadt, aber zu Hause bin ich in Hinterremsingen.

Zweites Kapitel

Mitte Februar prasselten heftige Schneeschauer auf Hinterremsingen herunter; an Frühling war noch nicht zu denken. Wir vier saßen wie jeden Mittwochabend in der Sauna, nachdem wir uns durch eine Stunde Pilates gequält hatten. Wohlig entspannt dösten wir auf den Bänken, als Margret unvermittelt auflachte. »Ihr ahnt nicht, was ich mir zu meinem Geburtstag wünsche. Es ist etwas ganz Besonderes.« Ihre Zunge wanderte genüsslich über die feuchte Oberlippe. »›Liebe geht durch den Magen‹, hab ich zu meinem Heiner gesagt. ›Und weil du, mein Lieber, im Sommer wiedergewählt werden willst, werde ich deine Gemeinderäte, deine Widersacher und die Zauderer mit meinen Desserts so verführen, dass sie ihr Kreuzchen schon aus lauter Vorfreude aufs nächste Essen hinter deinen Namen setzen.‹«

»Zu deinem 45. möchtest du noch ein Kochbuch?«, hakte ich nach. »Ich denke, du hast schon Hunderte!«

»Quatsch. Sie will einen Kochkurs. Oder einen Backkurs bei Dr. Oetker. Der bietet so was an. Hab ich im Internet gelesen.« Heiderose sah zu unserer Freundin rüber. »Mensch, Margret! Denk doch mal an dich und nicht immer nur an deinen Mann! Wie wäre es mit einer Wellnesswoche?«

Von uns vieren ist Heiderose eindeutig die mit dem meisten Schönheitssinn. Dies spiegelt sich sowohl in ihrem liebevoll gestalteten Garten als auch in ihrem Kleidungsstil wider. Sie ist kinderlos und mit Karlheinz, einem knochentrockenen Steuerberater, verheiratet, der sich vor allem um die Bilanzen ihres Geschäftes kümmert. Das ist ihr schon recht, aber es nervt sie auch, weil er ihre designorientierten Einkäufe als finanziell eher absturzgefährdete Höhenflüge abtut. Ganz abgesehen davon, dass er lieber Pizza futtert als das köstliche Gemüse aus dem eigenen Garten.

»Ach, Heiderose, du kapierst mal wieder gar nichts«, entgegnete Margret nachsichtig. »Mein Heiner ist doch nur Mittel zum Zweck. Wie hätte ich ihm denn sonst meinen Wunsch verkaufen können? Hätte ich gesagt: ›Ich will nach Paris‹, dann hätte er gesagt: ›Kommt nicht in Frage. Du spinnst ja wohl!‹ So hat er meinem Wunsch aber begeistert zugestimmt, als ich sagte: ›Mein liebster Schatz, ich hab wirklich nur deinen Erfolg im Auge!‹«

»Du bist ein ausgekochtes Biest«, meinte Heiderose.

»Ist sie nicht«, verteidigte Claudia unsere Freundin. »Du willst immer mit dem Kopf durch die Wand, Heiderose. Nimm dir ein Beispiel an Margret. Die geht viel eleganter vor. Diplomatischer eben.«

»Na, die Diplomatie hat sie wohl von ihrem Mann gelernt. Der will doch als Bürgermeister wiedergewählt werden, oder?«

Eins muss man Heiderose lassen: Sie ist nie eingeschnappt. Das schätze ich an ihr, obwohl mir ihr Tick, zu jedem Kleid die passende Brille zu tragen, übertrieben erscheint. Es sind auch noch Brillen mit Fensterglas, weil sie weder kurz- noch weitsichtig ist.

»Dass er wiedergewählt wird, ist mir eigentlich noch wichtiger als ihm.« Margret lächelte verschmitzt. »Stellt euch nur vor, wie grantig er wäre, wenn er wieder einen Job in der Verwaltung annehmen müsste. Mein Heiner ist nur zu ertragen, wenn er seine Energie außer Haus loswird.«

»Seine ganze Energie?«, erkundigte sich Claudia mit unschuldiger Miene.

Margret kapierte sofort. »Na ja …« Sie zwinkerte uns zu.

Claudia, mit ihren 37 Jahren die Jüngste von uns vieren, kniff ein Auge zu. »Denkst du auch an die Energie, an die ich gerade denke?«

»Komm schon – nicht jeder Mensch denkt immer nur an das eine.« Heiderose wackelte mit ihren Zehen. »Wie findet ihr den Lack?«

Claudia ging nicht auf die Frage ein. Sie schniefte und bestrafte uns umgehend mit einem schlechten Gewissen. »Ihr seid ja auch gut versorgt.«

Vor einem Jahr ist Martin, Claudias Mann, gestorben. Sein Tod kam für uns, und sicher auch für ihn selbst, völlig überraschend – ein Aneurysma war die Ursache. Das Zweig, das größte und berühmteste Weingut unserer Gegend, ist jetzt in Claudias alleinigem Besitz, und selbst die gemeinsten Neider geben zu, dass sie ihre Sache gut macht. Mit dem Kellermeister hat sie einen phantastischen Griff getan. Das weiß sie, und weil sie klug ist, bezahlt sie ihn entsprechend. Was beide zufriedenstellt und ihr den Freiraum gibt, den sie zum Leben braucht. Claudia ist temperamentvoll, kann hart arbeiten, ausgiebig feiern, hingebungsvoll genießen und … sie lässt nichts anbrennen. Als junge Witwe schon gar nicht. Was völlig in Ordnung ist, schließlich hat sie einen herben Verlust erlitten. Allerdings hat ihr ihre Familie einen blödsinnigen Floh ins Ohr gesetzt: Ihre Eltern – und Claudia natürlich auch – behaupten, ich erwähnte es bereits, ein römischer Legionär befinde sich in ihrem Stammbaum. Kann ja sein; aber wenn es diesen nordafrikanischen oder vorderasiatischen Söldner tatsächlich gegeben haben sollte, sind seine Gene nach rund 2.000 Jahren ziemlich verwässert. Trotzdem behauptet meine Freundin, er habe ihr das Aussehen vermacht und die Reben ins Land gebracht, die die Grundlage ihres heutigen Weinanbaus bilden. Das kann nicht sein; in unser Gebiet kamen die Reben nachweislich erst circa 700 Jahre nach Christi Geburt. Aber eine solche Kleinigkeit wie ein paar Jahrhunderte tut Claudia mit einem lässigen Schulterzucken und gönnerhaftem Lächeln ab. Jedenfalls haben ihr ihre Eltern in dankbarem Angedenken an den sagenhaften Legionär den Namen Claudia verpasst.

Gerade wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. »Ich gönn euch eure Männer. Ehrlich, ich gönn sie euch von Herzen. Mit all ihren Fehlern gönne ich sie euch.« Sie sah uns der Reihe nach an. »Simone, sag doch auch mal was!«

Heiner schaute gerne schönen schlanken Frauen hinterher. Das kam wohl daher, dass die das krasse Gegenteil zu seiner biederen, fülligen, koch- und backfreudigen Margret waren. Aber mehr als Schauen und ein bisschen Betatschen war da nicht. Nahmen wir jedenfalls an. Trotzdem – das Thema war heiß; ich wollte es auf keinen Fall vertiefen.

»Du bist heute so schweigsam«, stimmte Heiderose Claudia zu. »Geht’s dir nicht gut, Simone? Ärger mit deinen Schülern? Oder Stress mit dem Jörg?«

»Weder – noch.« Ich war seit Jahren geschieden. Vor einiger Zeit habe ich Jörg kennengelernt und ihm versprochen, endlich mit meinem Sohn in sein Haus zu ziehen. In etwa einem Monat war es so weit. Jörg ist Architekt, er ist zehn Jahre älter als ich, was mich nicht stört. Gut ist auch, dass seine Ex eine Boutique auf einer erfreulich fernen friesischen Insel führt – auf Norderney oder Föhr, so genau weiß ich das nicht. Es kann auch Amrum sein. Bloß, dass seine Töchter mit ihren 14 und 17 Jahren in einem sehr problematischen Alter sind, bereitet mir Kopfzerbrechen. Aber gut, als Lehrerin weiß ich, dass man Probleme offensiv angehen muss und keineswegs unter den Teppich kehren darf. Deshalb suche ich gerade eine Psychologin (es darf auch ein Psychologe sein), die oder der mich bei auftretenden Schwierigkeiten berät. Möglichst natürlich rund um die Uhr. Gefunden habe ich noch niemanden, der meine Bedingungen akzeptiert, aber ich bin sicher, dass das nur eine Frage der Zeit und des Honorars ist.

Genauso sicher ist, dass ich meinen Job um nichts in der Welt aufgeben werde; meine Unterrichtsfächer Deutsch und Französisch bereiten mir viel Spaß – ich liebe meinen Beruf. Wirklich. Ich liebe ihn und könnte mir keinen interessanteren vorstellen.

Momentan lag mir aber der bevorstehende Umzug schwer im Magen; nicht der Umzug als solcher, sondern die Tatsache, dass ich mich wieder an einen Mann binden wollte. Sollte. Musste. Obwohl ich Jörg aufrichtig liebe …

Claudia stieß mir den Zeigefinger in die Rippen. »Los, mach den Mund auf!«

»Okay!« Ich stellte die Füße akkurat nebeneinander aufs Handtuch. »Margret, du hast uns nicht verraten, was du dir zum 45. wünschst.«

»Ach, hab ich das noch nicht gesagt?«

»Nein!«, riefen wir. »Hast du nicht!«

Margret lächelte uns an. »Ich wünsche mir ein Wochenende in Paris.«

Im Nu saßen wir, trotz der harten Saunabänke, kerzengerade. Starrten Margret an. Sahen ihr bescheidenes Lächeln, ließen die Schweißperlen tropfen und mühten uns, den Wunsch in seiner ganzen Tragweite zu erfassen.

Heiderose fand als Erste die Sprache wieder. »Meine Liebe, du sprichst doch kein Wort Französisch.«

»Willst endlich mal wissen, wie es mit einer echten Rakete im Bett ist? Willst einen, der dir zeigt, was es außer deutscher Genügsamkeit noch so alles gibt? Margret!«, rief Claudia. »Ich komme mit!«

»Genau das«, entgegnete Margret erfreut, »schlage ich vor. Ein Wochenende zu viert. Claudia ist fürs Essen und die Weine zuständig, Heiderose für Mode, und du, Simone, bist unser Dolmetscher und Reiseführer. Hast schließlich ein paar Semester in Paris studiert, oder?«

»Hab ich, ja. Was genau möchtest du in Paris denn sehen?«