3,99 €
Nadia und Henry sind zurück! Bestsellerautorin Samantha Young erzählt, wie sich das Traumpaar aus »Hero« kennengelernt hat. Nadia Ray ist das neue Gesicht von Bostons populärstem TV-Sender. Sie ist jung, attraktiv und erfolgreich, doch ein dunkles Geheimnis belastet sie. Als ihr Boss dahinterkommt, beginnt er, Nadia zu erpressen: Er zwingt sie, Material für ein Feature zu sammeln und in der Vergangenheit von Caine Carraway, Bostons erfolgreichstem Geschäftsmann, zu graben. Dafür soll sie sich mit dessen bestem Freund treffen: Henry Lexington. Der ist jedoch so verdammt sexy, dass Nadia sich kaum auf ihre Aufgabe konzentrieren kann … Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, aus der mehr werden könnte – wenn Nadia nicht so große Angst hätte, dass Henry sie fallen lässt, sollte er von ihrer Vergangenheit erfahren …
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Villain – Dunkle Leidenschaft
Samantha Young wurde 1986 in Stirlingshire, Schottland, geboren. Seit ihrem Abschluss an der University of Edinburgh arbeitet sie als freie Autorin und hat bereits mehrere Jugendbuchserien geschrieben. Mit der Veröffentlichung von »Dublin Street« und »London Road«, ihren ersten beiden Romanen für Erwachsene, wurde sie zur internationalen Bestsellerautorin.Homepage der Autorin: authorsamanthayoung.comVon Samantha Young sind in unserem Hause bereits erschienen: Dublin Street – Gefährliche Sehnsucht · London Road – Geheime Leidenschaft · Fountain Bridge – Verbotene Küsse (E-Book) · Into the Deep – Herzgeflüster · Castle Hill – Stürmische Überraschung (E-Book) · Jamaica Lane – Heimliche Liebe · Out of the Shallows – Herzsplitter · India Place – Wilde Träume · Scotland Street – Sinnliches Versprechen · Hero – Ein Mann zum Verlieben · Nightingale Way – Romantische Nächte · Valentine – Tag der Liebenden (E-Book) · King’s Way – Verlockende Berührung (E-Book) · The Real Thing – Länger als eine Nacht · Every Little Thing – Mehr als nur ein Sommer · Stars Over Castle Hill – Schicksalhafte Begegnung · Play On – Dunkles Spiel · Dieser eine Tag – Eine Story zum Valentinstag
Nadia Ray ist das neue Gesicht von Bostons populärstem TV-Sender. Sie ist jung, attraktiv und erfolgreich, doch ein dunkles Geheimnis belastet sie. Als ihr Boss dahinterkommt, beginnt er, Nadia zu erpressen: Er zwingt sie, Material für ein Feature zu sammeln und in der Vergangenheit von Caine Carraway, Bostons erfolgreichstem Geschäftsmann, zu graben. Dafür soll sie sich mit dessen bestem Freund treffen: Henry Lexington. Der ist jedoch so verdammt sexy, dass Nadia sich kaum auf ihre Aufgabe konzentrieren kann … Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, aus der mehr werden könnte – wenn Nadia nicht so große Angst hätte, dass Henry sie fallen lässt, sollte er von ihrer Vergangenheit erfahren …
Samantha Young
Nadias und Henrys Story
Liebesroman
Aus dem Englischen von Sybille Uplegger
Ullstein
Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de
Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch© für die deutsche Ausgabe: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019© 2017 by Samantha YoungAll rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.Titel der englischen Originalausgabe: VillainUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®, MünchenE-Book-Konvertierung powered by pepyrus.comISBN 978-3-8437-2012-0
Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.
Auf einigen Lesegeräten erzeugt das Öffnen dieses E-Books in der aktuellen Formatversion EPUB3 einen Warnhinweis, der auf ein nicht unterstütztes Dateiformat hinweist und vor Darstellungs- und Systemfehlern warnt. Das Öffnen dieses E-Books stellt demgegenüber auf sämtlichen Lesegeräten keine Gefahr dar und ist unbedenklich. Bitte ignorieren Sie etwaige Warnhinweise und wenden sich bei Fragen vertrauensvoll an unseren Verlag! Wir wünschen viel Lesevergnügen.
Hinweis zu UrheberrechtenSämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.
Die Autorin / Das Buch
Titelseite
Impressum
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Epilog
Danksagung
Empfehlungen
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
Widmung
Für alle meine Hero-Fans …
„Bringt die Story von den Zwillingen mit den unterschiedlichen Vätern. Vielleicht können wir nächsten Montag die Mutter für ein Interview kriegen“, sagte mein Boss Dick.
Ich sah, wie Barbara die Augen verdrehte, und verkniff mir ein Grinsen. Sie war eine der Moderatorinnen der Frühstückssendung WCVB This Morning, und unser neuer Boss ging ihr mit jedem Tag mehr auf die Nerven.
Da war sie nicht die Einzige.
Dick funkelte böse. „Hast du ein Problem damit, Barbara?“
„Ich habe mich nur gefragt, wann ich mal wieder jemanden interviewen darf, der irgendwas Relevantes zu sagen hat.“ Sie zuckte die Achseln.
Barbara musste sich um ihren Arbeitsplatz keine Sorgen machen. Sie war bei den Zuschauern sehr beliebt und wäre nur schwer zu ersetzen gewesen. Deshalb konnte sie es sich leisten, Dick ein bisschen mehr zu provozieren als wir anderen.
„Findest du Zwillinge mit zwei verschiedenen Vätern etwa nicht relevant – rein wissenschaftlich gesehen?“
„Ich finde es allenfalls ungewöhnlich. Aber bisher hat die Mutter nichts von irgendwelchen DNA-Tests oder Ärzten erwähnt, die ihre Behauptungen bestätigen könnten. Sie hat die Geschichte in den sozialen Medien gepostet und ein paar Klicks gekriegt, mehr nicht. Ich sage, dass das Ganze ein Fake ist. Wo sind die Beweise?“
„Die Leute wollen keine Beweise. Sie wollen Sex und Skandale. Wenn sie lügt, super. Dann fragst du sie eben, warum sie gelogen hat. Wenn du es schaffst, dass sie anfängt zu heulen oder aus dem Studio rennt, umso besser.“ Das war anscheinend alles, was er zu der Angelegenheit zu sagen hatte, denn als Nächstes wandte er sich mir zu.
Ich hasste diesen Teil unserer morgendlichen Meetings, wenn ich Dicks lüsterne Blicke ertragen musste.
„Nadia, wie sieht’s mit der Wettervorhersage für nächste Woche aus? Irgendwas Interessantes?“
Meine meteorologischen Berichte lagen vor mir. „Die Niederschläge lassen langsam nach, dafür steht uns eine Hitzewelle bevor. Ich denke mal, viele werden für das lange Wochenende an die Küste fahren.“
Dicks Blick klebte an meinen Brüsten. Am liebsten hätte ich mich auf meinem Stuhl ganz klein gemacht. Er feixte. „Perfekt. Dann drehen wir deinen Bericht für Montag am Strand, im Bikini.“
Das Herz rutschte mir in die Kniekehlen. So hatte ich mir meinen Job nicht vorgestellt. Russ, unser ehemaliger Chef, der mich auch eingestellt hatte, war ein etwas brüsker, aber durch und durch professioneller Mensch gewesen. Er wäre niemals auch nur im Traum auf die Idee gekommen, mich im Bikini vor der Kamera herumhüpfen zu lassen. „Äh … damit würde ich mich, ehrlich gesagt, nicht wohlfühlen.“
Dick zog eine Augenbraue hoch. „Wieso denn nicht?“
Barbara gab, stellvertretend für mich, ein empörtes Schnauben von sich. „Weil sie kein Playboy-Häschen ist, Dick.“
„Aber sie ist unsere Wetterfee. Und wir haben es ihrem Gesicht, ihren Titten und ihrem Arsch zu verdanken, dass unsere Quoten durch die Decke gegangen sind. Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, was passiert, wenn sie im Bikini auftritt?“
Zorn brodelte in meinem Innern. Sie ist unsere Wetterfee. Und wir haben es ihrem Gesicht, ihren Titten und ihrem Arsch zu verdanken, dass unsere Quoten durch die Decke gegangen sind. Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, was passiert, wenn sie im Bikini auftritt? Ich prägte mir jedes Wort genau ein, damit ich es später in mein Protokoll aufnehmen konnte. „Genau genommen, Dick, bin ich Meteorologin, und ich werde die Wettervorhersage nicht im Bikini machen.“
Aus dem Augenwinkel sah ich Barbaras stolze Miene.
Es fiel mir schwer, mich gegenüber Dick zu behaupten, was mich maßlos ärgerte, denn bisher war mir so etwas nie schwergefallen. Außerdem liebte ich meine Arbeit. Ich liebte die Herausforderung, vor der Kamera zu stehen und auf Knopfdruck präsent sein zu müssen. Anders als meine Kollegen hatte ich keine Stichwortkarten. Ich hatte nur mich, meinen Wetterbericht und den Green Screen, und es machte mir Spaß, aus dem Stegreif eine Vorhersage zu formulieren, die witzig und geistreich war und zum Thema der Frühstückssendung passte.
Ich wollte meinen Job nicht schon nach einem halben Jahr wieder verlieren – was aber keine ganz abwegige Vorstellung war, denn Dick hatte bereits die Moderatorin für die Unterhaltungsnachrichten und den Koch rausgeschmissen und durch jüngere, folgsamere Mitarbeiter ersetzt.
Falls meine Sturheit Dick überraschte, ließ er sich nichts anmerken. Er öffnete den Mund, wurde jedoch von Andrew, Barbaras Co-Moderator, daran gehindert, etwas zu sagen. „Du kannst Nadia nicht zwingen, einen Bikini anzuziehen, Dick, und falls du sie deswegen unter Druck setzt, verstößt du damit gleich gegen mehrere Vorschriften zum korrekten Verhalten am Arbeitsplatz.“
Dick kniff verärgert die Lippen zusammen. Dann seufzte er. „Also gut. Aber wir drehen am Strand. Und zieh dir wenigstens ein Sommerkleid an oder irgendwas, was die Zuschauer ein bisschen anmacht.“
Ich zuckte unverbindlich mit den Schultern. Das war besser, als aufzustehen und ihm einen Tritt in die Eier zu verpassen.
Meine Anspannung ließ ein wenig nach, als er mich fragte, was ich für die heutige Show geplant hatte, aber richtig aufatmen konnte ich erst, als er seine Aufmerksamkeit Angel, der neuen Moderatorin für die Unterhaltungsnachrichten, zuwandte.
Als das Meeting vorüber war, stand ich auf und wollte zurück in die Maske gehen. Geschminkt war ich bereits, aber meine Haare mussten noch gemacht werden, bevor wir auf Sendung gingen.
Die Leute fragten mich oft, ob das frühe Aufstehen nicht anstrengend sei, aber nach einer Weile gewöhnte man sich daran. Montags bis freitags stand ich um drei Uhr auf. Zwischen vier und halb fünf kam ich in den Sender, verfasste meinen aktuellen Wetterbericht, ging in die Maske, nahm mit dem Rest des Teams am Meeting teil und bereitete mich dann auf die Sendung vor. Unsere Morgenshow begann um sechs und lief bis neun, und ich sagte alle halbe Stunde das Wetter an. Nach der Sendung arbeitete ich an meinen längerfristigen Voraussagen, um Wettertrends für die kommenden Wochen zu identifizieren, und dann gehörte der Rest des Tages im Wesentlichen mir. Sicher, ich musste früh ins Bett, was meinem Sozialleben nicht unbedingt guttat, aber das war es wert.
„Nadia? Ich will dich in meinem Büro sprechen. Sofort“, sagte Dick, als die anderen nacheinander den Besprechungsraum verließen und er ihnen nach draußen folgte.
Barbara sah mich stirnrunzelnd an. „Soll ich mitkommen?“
Die Frau war ein Engel. Ich schenkte ihr ein dankbares, wenngleich etwas verkrampftes Lächeln. „Ich glaube, es ist besser, wenn ich alleine gehe. Ich kriege das schon hin.“
„Führst du immer noch Protokoll?“
„Ja, ich führe immer noch Protokoll.“
„Gut.“ Sie drückte meinen Arm.
Ich verspürte ein sehr unangenehmes Flattern im Magen, als ich mich auf den Weg zu Dicks Büro machte. Wenn er mit mir über den Bikini diskutieren wollte, würde ich meine Angst vor der Entlassung wohl überwinden müssen. Denn keine zehn Pferde brachten mich dazu, in Badekleidung im Livefernsehen aufzutreten.
Das Pling! einer eingegangenen SMS veranlasste mich, auf mein Handy zu schauen, das oben auf dem Mappenstapel lag, den ich im Arm hielt.
Als ich den Namen des Absenders las, spürte ich eine Woge des Zorns in mir aufsteigen. Ich öffnete die Nachricht.
Bitte, Liebling, wir müssen reden. Wir haben beide Fehler gemacht. Wir sollten das alles hinter uns lassen und nach vorne schauen.
Liebling. Früher war ich hin und weg gewesen, wenn er mich so genannt hatte. Jetzt überkam mich dabei jedes Mal der Drang, mein Telefon zu zertrümmern. Ich war nicht sein Liebling. Ich war nie sein Liebling gewesen. Ich löschte die Nachricht, so wie all seine anderen Nachrichten zuvor auch.
Dick hatte die Tür zu seinem Büro einen Spaltbreit offen gelassen. Ich klopfte an und wartete.
„Komm rein, und mach die Tür zu.“ Dick lehnte an der Kante seines Schreibtischs, die Knöchel überkreuzt, die Arme vor der Brust verschränkt. Wie immer taxierte er mich von oben bis unten - langsam und genüsslich und auf eine Art, die ihm eines Tages noch mal eine Faust im Gesicht einbringen würde.
Widerstrebend schloss ich die Tür und drehte mich zu ihm herum, meine Mappen schützend an die Brust gepresst, um wenigstens den Teil meines Körpers zu verstecken, der ihn am meisten zu faszinieren schien.
Kaum einer ahnte es, aber ich fühlte mich in Bezug auf meinen Körper sehr unsicher. Als Kind war ich dick gewesen und bis zur *sechsten Klasse deswegen gnadenlos gemobbt worden. Irgendwann hatte ich dann einen Wachstumsschub gehabt, der Babyspeck war verschwunden und mein Taillenumfang geschrumpft. Der einzige Teil meines Körpers, den ich vorbehaltlos liebte, waren meine Beine. Meine Mutter hatte schöne, lange Beine mit perfekt definierten Waden, straffen Oberschenkeln und schmalen Fesseln. Wirklich tolle Beine – die ich von ihr geerbt hatte. Aber ich hatte eben auch große Brüste, breite Hüften, einen beachtlichen Hintern und ein kleines Bäuchlein, das alle Sit-ups der Welt nicht zum Verschwinden bringen konnten. Alles an meinem Körper war eine Nummer zu groß, und ich beneidete die gertenschlanken Frauen, die jedes Kleid anziehen konnten und immer perfekt aussahen.
Ich gehörte definitiv nicht zu denen, die alles tragen konnten. In Jeans sah mein Arsch riesig aus, wie überhaupt in fast allen Hosen, und wenn ich etwas Weites, Flattriges anzog, wirkte ich dicker, als ich war. Figurbetonte Fünfzigerjahre-Kleider schmeichelten meiner Figur am besten, weshalb ich oft Bleistiftröcke und Blusen trug.
Es hatte mich überrascht, dass ich gerade aufgrund meiner Kurven bei den Zuschauern unserer Morgensendung so gut ankam. Versteht mich nicht falsch – in der Vergangenheit hatte ich von Männern schon oft Komplimente für meinen Körper bekommen, aber ich hatte immer gedacht, sie wären gelogen, so wie die meisten Männer eben lügen, wenn sie einer Frau sagen, sie sei schön, weil sie sie ins Bett kriegen wollen.
Aber Boston mochte meine Kurven tatsächlich. Ich war „das Wetter-Pin-up von WCVB“. Anfangs hatte mich die öffentliche Aufmerksamkeit ziemlich überfordert, und ehrlich gesagt, wusste ich immer noch nicht so recht, was ich davon halten sollte. Aber natürlich hatte ich von vornherein gewusst, dass in meiner Branche Äußerlichkeiten eine große Rolle spielten. Zum Glück hatte ich recht schnell festgestellt, dass ich genauso viele weibliche wie männliche Fans hatte. Sie mochten meinen Humor und meine Bodenständigkeit. Die Tatsache, dass ich immer authentisch war.
Das machte mir meinen Quasiprominentenstatus wesentlich angenehmer.
Dick hingegen war das genaue Gegenteil von angenehm.
Manchmal wünschte ich, ich hätte im Jutesack zur Arbeit kommen können.
„Keine Sorge, es geht nicht um den Bikini.“ Er wischte den Gedanken mit einer Handbewegung beiseite.
Unter normalen Umständen wäre ich erleichtert gewesen – aber bei Dick wusste man nie.
Bei ihm wäre Erleichterung voreilig gewesen.
„Ich habe ein Angebot für dich.“
Ich wusste es.
Das war der Moment, vor dem ich mich gefürchtet hatte.
Gott, ich würde mich gleich übergeben.
„Was hältst du davon, Angels Job zu übernehmen?“
Vor lauter Schreck vergaß ich meine Übelkeit. „Die Unterhaltungsnachrichten?“
„Ja. Sie kriegt mehr Sendezeit als du, was keinen Sinn macht, schließlich schalten die Zuschauer deinetwegen überhaupt ein.“
„Nicht alle. Die Zuschauer lieben Barbara und Andrew.“
Dick verdrehte die Augen. „Meinetwegen. Wenn es nach mir ginge, würde ich dir auch gleich Barbaras Job geben, aber die da oben wollen, dass sie bleibt. Fürs Erste jedenfalls.“
Arschloch.
„Aber ich würde dich gerne mehr in den Vordergrund rücken.“
„Ich bin Meteorologin.“
„Ob es dir gefällt oder nicht, du bist Bostons neues It-Girl, und ich will, dass du mehr Sendezeit kriegst.“ Er glotzte auf meine Mappe, als könnte er, wenn er sich nur genug anstrengte, durch sie hindurch auf meine Brüste sehen. „Und ich habe eine Story, mit der wir das schaffen werden.“
Ich wollte Angels Job nicht. Ich wollte meinen Job behalten. „Kein Interesse.“
Dicks Miene wurde hart. „Ich habe einen Freund, der ist Privatermittler. Wusstest du das?“
Wenn einem jemand aus heiterem Himmel so eine Frage stellte, bedeutete das nie etwas Gutes, oder?
Mein Magen machte einen Satz.
„Ein Vorgesetzter sollte seine Mitarbeiter immer gut kennen. Und ich kenne meine Mitarbeiter sehr, sehr gut.“ Er stand auf, und ich musste mich zwingen, nicht vor ihm zurückzuweichen und mich mit dem Rücken gegen die Tür zu pressen. „Du zum Beispiel bist nicht das unschuldige Mädchen von nebenan, das du allen vorspielst. Außerdem hast du nicht von Natur aus rote Haare, und dein bürgerlicher Name lautet nicht Nadia Ray. Und ich weiß auch, wieso.“
Plötzlich dämmerte es mir.
Der Mistkerl glaubte mich zu kennen, nur weil er meine Vergangenheit kannte. Er hielt mich für eine von diesen Frauen. Kein Wunder, dass er sich mir gegenüber noch widerlicher benahm als bei den anderen Kolleginnen.
So eine Scheiße.
„Woher weißt du das?“
„So was lässt sich leicht rausfinden, wenn man weiß, wo man suchen muss.“ Grinsend kam er einen Schritt auf mich zu. „Irgendwie bezweifle ich, dass der Erfolg von Bostons neuem It-Girl anhalten wird, wenn alle Welt erfährt, dass sie im zarten Alter von einundzwanzig Jahren eine Familie zerstört hat.“
Ich hasste ihn.
Wirklich, ich hasste ihn aus tiefster Seele.
„Was willst du?“
„Ganz einfach. Ich will, dass unsere Morgensendung die besten Quoten in ganz Massachusetts hat. Ich bin schon einmal gescheitert, Nadia, und sagen wir einfach, es hat mir nicht gefallen, wie man mich behandelt hat, während ich versucht habe, wieder nach oben zu kommen. Bis jetzt. Dieser Job hier ist meine zweite Chance. Ich darf es nicht noch mal verbocken. Und ich glaube, du bist der Schlüssel zu meinem Erfolg. Deshalb werden wir denen da oben beweisen, dass du es verdient hast, die Nummer eins zu werden. Erst kriegst du Angels Job … und als Nächstes arbeiten wir daran, dass du Barbara ersetzt.“
„Aber ich will das gar nicht.“
„Es geht nicht darum, was du willst. Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?“ Er schmunzelte, als würde er einen Witz erzählen, statt mich eiskalt zu erpressen. „Ich habe hier ein paar Infos, aus denen eine geniale Story werden könnte.“
Ich dachte an das Protokoll auf meinem iPad. Seit Dick im Sender angefangen hatte, führte ich akribisch Buch über jede seiner sexuellen oder sexistischen Bemerkungen mir gegenüber. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, damit zu den Senderchefs zu gehen, falls er es irgendwann zu weit treiben sollte. Doch leider wusste ich, wie der Hase in der Branche lief. Klar, sie würden Dick feuern, aber auf kurz oder lang würden sie auch mich loswerden, weil sie nicht mit einem Sexskandal in Verbindung gebracht werden wollten. Und ich hatte Angst, dass die meisten Arbeitgeber keine Frau einstellen würden, die einen Kollegen der sexuellen Belästigung bezichtigt hatte. Ich brauchte diesen Job. Dieser Job war das Erste in meinem Leben, was mir Selbstwertgefühl gab.
„Was für eine Story soll das sein?“
„Wir müssen vorsichtig vorgehen. Das ist ein guter Test für deine Recherchefähigkeiten.“ Dick machte noch einen Schritt auf mich zu, und ich wappnete mich. Wenn er mich anfasste, dann …
„Ich war am Wochenende auf einer Hochzeit in Philly, da habe ich mit einer älteren Frau geschlafen. Sie war betrunken, und wir haben nach dem Sex ein bisschen geplaudert. Dabei hat sie was sehr Interessantes gesagt.“
„Was?“, stieß ich hervor. Ich wollte nur noch hier weg. Und ich wollte wirklich nichts über Dicks Sexleben hören.
„Sie hat erwähnt, dass ich nicht der erste jüngere Mann bin, mit dem sie was hatte. Sie ist auf den Geschmack gekommen, nachdem sie mal einen heißen jungen Kerl fürs Ficken bezahlt hat. Und weißt du, wer dieser heiße junge Kerl war? Kein Geringerer als Caine Carraway, der CEO von Carraway Financial Holdings. Sie hat mir erzählt, dass er sich während seines Studiums in Wharton für sie und ihre reichen Freundinnen prostituiert hat. So hat er das notwendige Kapital für seine ersten Investitionen zusammenbekommen.“
Ein sehr ungutes Gefühl ergriff von mir Besitz. Wenn da wirklich etwas dran war … Selbst ich als relativer Neuling in der Stadt kannte Caine Carraway. Er hatte sich einen Platz in der High Society von Boston erobert, obwohl er keiner der alteingesessenen Familien angehörte. Er war unglaublich reich, intelligent und skrupellos. Diese Geschichte … wenn sie stimmte, wäre das der größte Skandal, den die Stadt seit Jahren erlebt hatte.
Ich verurteilte niemanden. Mir persönlich war es vollkommen egal, ob die Geschichte der Wahrheit entsprach oder nicht. Mir lag auch nichts daran, den Ruf anderer Menschen zu zerstören, denn ich wusste aus eigener schmerzvoller Erfahrung, wie sich das anfühlte. „Das klingt wie ein Lügenmärchen, und überhaupt: Ohne Beweise handelst du dir damit nur Ärger ein. Carraway ist ein mächtiger Mann, Dick.“
„Und genau deshalb brauchen wir was Handfestes.“ Er griff hinter sich und nahm eine Visitenkarte von seinem Schreibtisch. Er reichte sie mir mit den Worten: „Das ist die Karte der Frau. Mich ruft sie nicht zurück, aber mit dir redet sie vielleicht. Setz dich mit ihr in Verbindung, und fang an zu graben. Irgendwas muss an der Geschichte dran sein. Carraway ist praktisch unantastbar. Wenn wir es schaffen, ihn zu ruinieren, würde das den Sender in eine ganz andere Stratosphäre katapultieren.“
Ich starrte meinen Boss in nacktem Entsetzen an. Er war wirklich ein durch und durch verabscheuungswürdiger Mensch.
Dick musste meinen Gesichtsausdruck registriert haben, denn er fuhr in etwas sachlicherem Ton fort: „Ich mache das für uns beide, Nadia. Jemand mit deinem Sex-Appeal und deiner Ausstrahlung hat es verdient, ein Star zu sein.“
Und jemand mit deinem schwarzen Herzen hat gar nichts verdient. Natürlich sagte ich das nicht laut. Stattdessen zerknüllte ich die Visitenkarte in meiner Hand und machte auf dem Absatz kehrt.
„Nadia.“
Ich blieb stehen, drehte mich aber nicht um. Ich wollte ihn nicht noch einmal ansehen. Das hätte mein Magen nicht verkraftet.
„Denk dran, was auf dem Spiel steht.“
Ich nickte stumm, weil mir vor lauter Wut die Stimme versagte. Dann machte ich, dass ich wegkam.
Kaum saß ich wieder an meinem Schreibtisch, holte ich mein iPad aus der Schublade und rief mein Protokoll auf. Rasch schrieb ich alles nieder, was im Büro vorgefallen war, und speicherte es ab. Das iPad zitterte in meinen Händen. Was sollte ich nur machen?
Vielleicht … vielleicht konnte ich ja ein bisschen nachforschen. Ausloten, ob überhaupt etwas dahintersteckte. Zeit schinden. Überlegen, wie ich es bewerkstelligen konnte, dass Dick gefeuert wurde, ohne dass auch ich unter die Räder kam.