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Anna genießt den Sommer in der Toskana. Nur der Pool im Garten liegt noch immer in seinem Dornröschenschlaf. Doch als Anna die Renovierung des alten Schwimmbeckens in Angriff nehmen will, macht sie eine furchtbare Entdeckung: Unter dem Pool liegt das Skelett eines Mannes! Wer ist der Tote? Und wie ist seine Leiche in den Garten von Annas Großeltern gekommen? War es Mord?
Obwohl Commissario Martinelli alles versucht, um Anna aus den Ermittlungen herauszuhalten, verfolgt sie schon bald eine erste heiße Spur. Doch dann steht plötzlich eine noch viel größere Herausforderung vor Annas Tür: Ihre Mutter ist aus Hamburg gekommen, um den Verkauf des Anwesens in der Toskana endgültig zu besiegeln ...
ÜBER DIE SERIE
»Vino, Mord und Bella Italia!« ist eine gemütliche Italien-Krimi-Serie mit Schauplatz Toskana. In dem malerischen Städtchen Fontenaia erbt Anna Wagner nicht nur die alte Villa ihrer Nonna, sondern stolpert auch über den ein oder anderen Mord. Sehr zum Missfallen des Commissario Vico Martinelli, der es überhaupt nicht leiden kann, wenn sich eine Amateurin in seine Fälle einmischt. Doch schon bald hat Anna viele neue Freunde in dem Ort gefunden, die ihr bei der Spurensuchen und der Jagd auf Verbrecher tapfer zur Seite stehen.
Wer Italien und die Toskana liebt, bei Krimis gerne selbst miträtselt und La Dolce Vita zu genießen weiß, wird von dieser Serie begeistert sein.
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Seitenzahl: 202
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Anna genießt den Sommer in der Toskana. Nur der Pool im Garten liegt noch immer in seinem Dornröschenschlaf. Doch als Anna die Renovierung des alten Schwimmbeckens in Angriff nehmen will, macht sie eine furchtbare Entdeckung: Unter dem Pool liegt das Skelett eines Mannes! Wer ist der Tote? Und wie ist seine Leiche in den Garten von Annas Großeltern gekommen? War es Mord?
Obwohl Commissario Martinelli alles versucht, um Anna aus den Ermittlungen herauszuhalten, verfolgt sie schon bald eine erste heiße Spur. Doch dann steht plötzlich eine noch viel größere Herausforderung vor Annas Tür: Ihre Mutter ist aus Hamburg gekommen, um den Verkauf des Anwesens in der Toskana endgültig zu besiegeln …
»Vino, Mord und Bella Italia!« ist eine gemütliche Italien-Krimi-Serie mit Schauplatz Toskana. In dem malerischen Städtchen Fontenaia erbt Anna Wagner nicht nur die alte Villa ihrer Nonna, sondern stolpert auch über den ein oder anderen Mord. Sehr zum Missfallen des Commissario Vico Martinelli, der es überhaupt nicht leiden kann, wenn sich eine Amateurin in seine Fälle einmischt. Doch schon bald hat Anna viele neue Freunde in dem Ort gefunden, die ihr bei der Spurensuchen und der Jagd auf Verbrecher tapfer zur Seite stehen.
»Wann kann ich endlich baden, fata mia?«, quengelte Tameo mit vollem Mund und rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
Anna legte den Kopf schief. »Hm, mal sehen. Zuerst müssen du, Loris und ich die Bretter entfernen, die den Pool bedecken. Dann machen wir ihn sauber, füllen ihn mit frischem Wasser und lassen ihn von der Sonne aufheizen.« Sie schwang ihre Gabel wie einen Zauberstab in der Luft. Es war ein angenehm warmer Morgen, und Tameo war zum Frühstück zu ihr auf die Terrasse vor Nonnas Haus gekommen.
»Fantastico. Dann lass uns schnell anfangen!«, rief Tameo aufgekratzt. Sein Mischlingshund Peppo bellte kurz laut auf, widmete sich aber schnell wieder schwanzwedelnd seinem Fressnapf und schlang weiter das Futter in sich hinein.
»Buongiorno«, erklang eine dunkle Stimme hinter Anna und eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie spürte die angenehme Wärme der Berührung und wandte sich lächelnd um. »Ciao, Loris. Magst du einen Kaffee?«
»Bellissimo, grazie. Und wie ich sehe, stärkt ihr euch schon für die Arbeit.«
»Gut, dass du endlich da bist!«, rief Tameo und nickte so eifrig mit dem Kopf, dass seine schwarzen Locken tanzten. Er stopfte sich das letzte Stück Gebäck in den Mund und wischte sich die klebrigen Hände an seiner Hose ab. »Ich bin fertig«, nuschelte er und sprang auf. »Du kannst deinen Kaffee später trinken, Loris. Auf, Peppo.«
Der Hund jaulte und fraß weiter.
»Nun mal langsam«, sagte Loris grinsend. »Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden und einen Espresso darf man nie stehen lassen. Dafür arbeite ich danach doppelt so schnell.«
Eine Viertelstunde später standen die drei samt Peppo vor dem renovierungsbedürftigen Schwimmbecken. Loris hatte sein Werkzeug ins Gras gelegt und betrachtete prüfend den Bau.
Anna stieß die Luft aus. »Ich habe letzte Woche ein Brett hochgestemmt und darunter hat es gestunken wie in einer Kloake.«
Loris nickte. »Kein Wunder. Das Ding war über ein Jahrzehnt abgedeckt. Und das Holz ist sicherlich nicht mehr dicht. Da unten erwartet uns wahrscheinlich ein Morast aus Dreck und Wasser. Seid ihr so weit?«
Tameo hüpfte aufgeregt von einem Bein aufs andere. »Mach doch endlich!«
Loris setzte das Stemmeisen an einem der verwitterten Bretter an, und die Muskeln an seinen Unterarmen traten hervor. »Allora, dann wollen wir mal.«
Eine Latte nach der anderen wanderte zur Seite, bis sie den Pool zu einem Viertel freigelegt hatten. Anna war dankbar für den warmen Toskanawind, der den modrigen Gestank zumindest verteilte, aber es bestätigten sich ihre schlimmsten Befürchtungen: Eine Schicht grünlich-schwarzen Schlamms bedeckte den Boden des Beckens, die Wände waren mit Moos überzogen. Ein Zauberstab käme Anna jetzt wirklich gelegen. Oder eine Putzkolonne wie die vom Hamburger Fischmarkt.
Loris wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich bin gespannt, wie die Fliesen unter dem Dreck aussehen. Wenn das Fundament undicht ist, müssen wir vielleicht alles aufreißen.«
»Nein!«, schrien Anna und Tameo gleichzeitig.
Loris lachte. »Abwarten. Wir entfernen erst mal den Rest der Bretter und lassen das Ganze in der Sonne trocknen. Dann riecht es auch nicht mehr so streng.«
»Riechen!?«, fragte Tameo und hielt sich die Nase zu. »Das stinkt wie der Misthaufen bei meinem Onkel.«
»Peppo scheint das nicht zu stören«, stellte Anna überrascht fest.
»Er hat sich daran gewöhnt, weil er auf dem Hof immer die Hühner jagt.« Tameo wies auf seinen Hund, der das offensichtlich als Befehl missverstand und mit einem fröhlichen »Wuff« kurzerhand hinunter in den Schlamm hopste und unter der verbliebenen Abdeckung verschwand.
Tameo schrie auf. Anna reagierte blitzschnell und hielt den Jungen am Arm fest, bevor er hinterhersprang.
»Im Schuppen ist eine Leiter«, rief Loris und sprintete los.
Anna versuchte Peppo auszumachen, aber es war zu dunkel unter der Abdeckung, um etwas erkennen zu können.
»Warte hier«, beschwor sie Tameo. »Ich hole die große Taschenlampe. Du bewegst dich nicht vom Fleck, bis Loris und ich zurück sind. Verstanden?« Der Junge nickte und Anna spurtete los ins Haus, die Treppe hinauf zu ihrem Schlafzimmer. Nachdem ihr vor Kurzem der Strom abgestellt worden war, hatte sie die alte Taschenlampe ihres Großvaters immer griffbereit neben dem Bett.
»Tameo!«, hörte sie Loris draußen schreien. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie donnerte die Treppe nach unten.
Die Leiter ragte aus dem Pool und Tameos Schopf lugte aus dem Becken hervor. Anna stürmte über die Terrasse in den Garten. Loris stand bereits im Becken und half dem Jungen nach oben. Tameo war von Kopf bis Fuß verschlammt und hatte seinen Hund wie ein schmutziges Wollknäuel fest an sich gedrückt.
Anna kniete sich auf die Steinplatten und half Tameo und Peppo aus dem Pool. »Alles in Ordnung, ragazzo?« Sie strich dem Jungen das widerspenstige Haar aus den Augen.
»Ich habe Peppo selbst gerettet«, sagte dieser stolz.
Erleichtert stieß Anna die Luft aus. Das hätte auch schiefgehen können.
Loris kletterte aus dem Pool und wischte sich die schmutzigen Hände an seiner Arbeitshose ab. »Der verrückte kleine Kerl ist einfach hineingesprungen.« Er stieß glucksend die Luft aus. Anna blickte ihn ungläubig an. Schwang da etwa Bewunderung mit? Männer!
»Peppo hat etwas gefunden!«, rief Tameo. »Vielleicht einen Schatz. Er hat richtig tief gegraben.« Er deutete aufgeregt hinunter in die Grube.
Anna schüttelte lachend den Kopf. »Du siehst überall Kriminalfälle, Signor Investigatore.« Sie erinnerte sich lebhaft daran, wie der Kleine vor einigen Wochen mit übergroßem Schlapphut aufgetaucht war und ihr beim Ermitteln geholfen hatte.
»Ich habe von einem Schatz gesprochen, fata mia. Schließlich bin ich auch un arche… archeololo…«
»Archeologo?«, half Anna nach.
»Sì«, machte Tameo. »Ein großer Altertumsforscher. Schätze und antike Waffen sind meine Spezialität.«
»Und welche Kostbarkeit hat dein Mitarbeiter ausgebuddelt?«, schmunzelte Loris.
Tameo nahm Peppo etwas Längliches aus dem Maul, das verdächtig wie ein halb verrotteter Stock aussah.
Commissario Vico Martinelli las in seinem Büro gerade den Abschlussbericht zu einem kürzlich erfolgten Diebstahl. Sein Mitarbeiter Marco Simonetti hatte ein ordentliches Verhör des Verdächtigen durchgeführt und die Indizien sauber zusammengetragen. Sie konnten den Fall guten Gewissens dem GPI – dem Giudice per le Indagini Preliminari – vorlegen, der anhand der Fakten sicherlich ein Strafverfahren einleiten würde. Zufrieden schloss Vico die Akte. Die Gerüchte, manche Fälle seien gegen ein großzügiges Entgegenkommen eingestellt worden, hatten unter Vicos Leitung keine Grundlage mehr. Nach seiner ungerechtfertigten Strafversetzung aus Rom hatte er Sorgfalt und Ordnung in die Ermittlungen auf der stazione di polizia in Fontenaia gebracht.
Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken.
»Pronto«, rief Vico gut gelaunt.
»Buongiorno, commissario«, sagte eine weibliche Stimme, die er nur allzu gut kannte.
»Signora Wagner, was kann ich für Sie tun?« Er blickte auf die Uhr. »Ihr Dienst beginnt erst in zwei Stunden.«
»Ich fürchte, ich habe eine Leiche im Pool.«
»Sehr originell. Warten Sie, ich hole nur rasch meine Badehose.«
»Das ist kein Scherz, verdammt noch mal«, rief Anna. »Wir haben einen Knochen gefunden, als wir den Pool meiner Nonna geöffnet haben.«
»Einen Knochen also …«, sagte Vico gedehnt. Vermutlich stammte er von einem Fuchs oder einem anderen armen Tier, das in das Becken gefallen und darin verendet war.
»Und falls Sie nun denken, der gehört zu einem Tier …«, schien sie seine Gedanken erraten zu haben. »Dafür ist er zu groß. Außerdem haben wir auch Reste von Kleidung gefunden.«
Vico sprang auf. »Rühren Sie sich nicht vom Fleck«, brüllte er ins Telefon. »Und fassen Sie nichts an. Wir sind in zehn Minuten da.«
Er schlüpfte in sein Sakko, während er in das Büro seiner Kollegen Marco Simonetti und Flavia Passerini eilte. »Die Beine vom Tisch. Wir haben eine Leiche.«
Flavia sprang auf und griff nach den Autoschlüsseln. »Wir sollten Anna Bescheid geben. Schließlich ist sie unsere Polizeireporterin.«
»Das kannst du dir sparen. Avanti.«
***
Die Reifen schlitterten über die Kieselsteine, als Flavia mit einer Vollbremsung auf Annas Hof zum Stillstand kam. Vico, Flavia und Marco sprangen aus dem Auto. »Ihr kennt Signora Wagners blühende Fantasie«, sagte der Commissario zu seinen Kollegen. »Zuerst prüfen wir, ob ›die Leiche‹ nur ein billiger Halloween-Artikel ist. Sollten wir in dem Schwimmbecken tatsächlich menschliche Überreste finden, holen wir die Kriminaltechniker aus Pisa. Alles klar?«
»Aye, aye, Capo«, antwortete Flavia und salutierte.
Marco nickte nur und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Halbglatze. Vico drehte sich um, als er näher kommende Schritte hörte. Ein schwarzhaariger Junge stürzte auf Marco zu. »Da bist du ja endlich, Marco! Komm schnell, Peppo hat einen Toten ausgegraben. Vielleicht einen Verbrecher. Da liegt auch was Schwarzes. Bestimmt sind das Tarnklamotten.« Der Junge zog den Polizisten mit sich und ließ einen verdattert dreinblickenden Vico und eine amüsiert lächelnde Flavia zurück.
Anna sah Tameo die Treppe zum Garten hinunterlaufen, der etwas dickliche Marco stapfte schwerfällig hinterher. In einigem Abstand folgten auch Flavia und der Commissario.
»Hier ist es«, sagte Tameo und wedelte aufgeregt in Richtung des Pools. »Peppo ist ein großartiger Suchhund.«
Der kleine Mischling, den sie mittlerweile von dem stinkenden Schlamm befreit hatten, sprang bellend an dem Polizisten hoch. Marco ging in die Hocke und streichelte das Tier. »Ciao, Anna, Loris. Dann erzählt mal, was hier los ist.«
»Wir haben einen Toten gefunden«, rief Tameo. »Habe ich doch schon gesagt.«
Martinelli räusperte sich und baute sich vor ihnen auf. »Signora Wagner, ein möglicher Tatort ist kein Kinderspielplatz. Zeigen Sie mir die Fundstelle.«
Tameo stemmte grimmig die Hände in die Hüften. Anna verstand den Jungen nur zu gut. »Hier entlang«, sagte sie und führte die drei Polizisten zum Loch in der Poolabdeckung und leuchtete mit der Taschenlampe den Schatten unter der noch vorhandenen Abdeckung aus. Es blitzten weiße Fragmente an der Stelle auf, an der Peppo gegraben hatte.
»Könnte ein Schädel sein!« Flavia nahm eine deutlich stärkere Lampe aus ihrem Tatortkoffer und erhellte den Boden.
Nun sah Anna, wie großflächig die Fliesen nach unten durchgebrochen waren. Ihr Herz sank noch etwas tiefer. Was war hier nur los?
»Jemand muss hinuntersteigen und feststellen, ob es sich wirklich um ein menschliches Skelett handelt«, sagte Martinelli. Seine Lederschuhe waren wie immer blank poliert und er warf seinen Kollegen einen auffordernden Blick zu.
»Mit jemand kannst du nur Flavia meinen, schließlich muss man das als Agente üben.« Marco grinste seine junge Kollegin breit an.
»Tja, wenn die Herren sich zu fein sind, dann muss wohl ich ran.« Flavia packte das obere Ende der Leiter, die Loris in den Pool gestellt hatte.
»Warte«, rief Anna. »Ich gebe dir die Stiefel meines Nonnos. Da unten ist es echt eklig.« Sie deutete auf Loris’ dreckige Arbeitsschuhe.
»Dafür haben wir keine Zeit«, ging Vico dazwischen.
»Wieso? Die Leiche wird uns ja wohl nicht weglaufen«, konterte Anna, ließ Martinelli einfach stehen und holte das Schuhwerk.
Zehn Minuten später entstieg Flavia dem dunklen Becken und reichte Marco ihre Tatortkamera.
»Und?« Martinelli schien vor Ungeduld zu platzen.
Flavia streifte sich die Plastikhandschuhe und die matschigen Stiefel ab. »Eindeutig ein menschliches Skelett. Wohl eine Aufgabe für deine liebe Silvana, Vic.« Sie grinste keck.
Martinelli straffte sich. »Sie ist nicht meine liebe Silvana, sondern eine hervorragende Gerichtsmedizinerin.« Flavia machte eine unschuldige Geste.
»Allora, Signora Wagner«, wandte sich Martinelli an Anna. »Ihr Garten ist ab jetzt ein Tatort. Wir werden die Kriminaltechniker verständigen und Sie fassen hier nichts mehr an. Ich hoffe, dass Sie Ihren Kollegen von der Zeitung noch nicht informiert haben.«
Anna stieß die Luft aus. Eine Leiche im Pool war zwar eine fantastische Story für den Gazzettino Fontenaia. Genau die Art von Sensation, die der Redakteur Adriano Rossi liebte. Und vielleicht könnte sie ihn damit sogar davon überzeugen, ihr den Job als freie Mitarbeiterin zurückzugeben. Aber eine Headline über einen Toten in ihrem eigenen Garten? Das konnte Anna nun wirklich nicht gebrauchen. Sie wischte ihre feuchten Hände an der Hose ab. Hatten womöglich ihre eigenen Großeltern etwas mit der Leiche zu tun?
»Und schicken Sie den Jungen heim«, riss Martinelli Anna aus ihren dunklen Gedanken.
»Aber ich muss hierbleiben!«, protestierte Tameo sofort und schaute flehentlich abwechselnd zwischen Anna und Martinelli hin und her. »Immerhin hat Peppo alles ausgegraben, signor commissario. Er ist ein wichtiger Zeuge. Außerdem …«
»Schon gut«, fiel ihm Martinelli ins Wort und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ihr habt das toll gemacht. Und jetzt geht ihr brav nach Hause.«
Tameo machte einen Schmollmund und blickte zornig von einem Polizisten zum anderen. Anna wollte ihn beruhigen, doch Marco kam ihr zuvor. Er ging in die Knie, legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und redete leise auf ihn ein.
Anna bemerkte Martinellis prüfenden Blick auf sich. Sie reckte das Kinn. »Ich denke, Sie möchten mich jetzt vernehmen?«
Martinelli nickte. »Ich werde die Kollegen aus Pisa informieren. Und während wir auf sie warten, haben wir alle Zeit der Welt, um uns in Ruhe zu unterhalten. Ich bin plötzlich sehr neugierig auf Ihre Familiengeschichte geworden.«
»Schon wieder eine Leiche?«, fragte Silvana überrascht. »Bei euch ist in letzter Zeit ja eine Menge los.«
Vico hatte sich in Annas weitläufigem Garten eine ruhige Ecke gesucht, um die Gerichtsmedizinerin anzurufen.
»Ich suche es mir nicht aus«, knurrte er und erzählte knapp von ihrem aktuellen Fall.
»Bei Signora Wagner im Pool, sagst du? Der netten jungen Journalistin?«
Vico verdrehte die Augen. Seine Flamme aus Unizeiten hatte unerklärlicherweise einen Narren an der Deutschen gefressen. »Wo die Leiche gefunden wurde, spielt wohl keine Rolle. Es geht um eine objektive Ermittlung, nichts weiter.«
»Goldig, Vico, wenn du so tust, als wäre sie dir gleichgültig.«
»Was?«, entfuhrt es ihm.
»Gib ihr eine Chance. Sie ist clever, hübsch und hat das Herz am rechten Fleck.« Silvana lachte. »Und das sage ich dir, ohne sie aufgeschnitten zu haben.«
Ärztehumor. Vico war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Dass Silvana ihm ein Interesse an der flippigen Journalistin andichtete, war das Letzte, was er gerade brauchte. Er räusperte sich und fuhr steif fort. »Könntest du vorbeikommen, den Tatort untersuchen und anschließend die Knochen? Das Übliche: Geschlecht, Alter, Zeitpunkt und Ursache des Todes, etwaige Erkrankungen oder …«
»Vico, ich kenne meinen Job, vielen Dank.« Mit einem Mal klang Silvana distanziert. »Lass mich noch einen anderen Auftrag abschließen. In zwei Stunden kann ich in Fontenaia sein. Wenn die Kriminaltechniker bis dahin das Skelett freigelegt haben, umso besser. Arrivederci.«
Vico verabschiedete sich und hing den Worten Silvanas noch eine Weile nach. Die Olivenbäume hinter der Hecke, die das Grundstück umgab, zogen sich in Reih und Glied den Hügel vor ihm hinunter. So geordnet mochte er die Welt. Aber diese Anna Wagner verwandelte ihre Umgebung, wo immer sie stand und ging, in ein heilloses Durcheinander. Und nun war sogar Silvana auf ihrer Seite. Mürrisch trat er gegen eine Pusteblume. Die Schirmchen wirbelten durch die Luft und setzten sich wie Kletten an sein Hosenbein.
Anna stand im Wohnzimmer und blickte auf ihr Handy. Vermutlich sollte sie ihre Mutter anrufen und erzählen, was vorgefallen war. Vielleicht konnte sie sich einen Reim darauf machen. Doch die Vorstellung, sich jetzt mit Paola auseinanderzusetzen, war so verlockend wie eine Tasse bitterer, kalter Espresso. Anna seufzte. Vielleicht war es sogar klüger, die Füße stillzuhalten. Wenn sie nichts wusste, konnte Martinelli auch nichts aus ihr herausquetschen. Beim Gedanken an das bevorstehende Verhör begann Annas Puls zu rasen.
Denn nichts anderes würde es werden. Auch wenn der Commissario von einer Unterhaltung gesprochen hatte, würde er nach Antworten suchen, so entschlossen wie ein Archäologe nach einem verborgenen Schatz.
Anna tat, was sie immer tat, wenn sie nicht weiter wusste. Sie wählte die Nummer ihres besten Freundes in Deutschland. Malte ging sofort ran. Sie erzählte ihm von der Leiche im Pool und dass Martinelli sie gleich verhören wollte.
»Glaubt er etwa, du hast etwas damit zu schaffen?«, wollte Malte wissen.
»Bei Martinelli weiß man nie. Vermutlich verdächtigt er meine Familie, wen auch sonst? Und ich bin die Einzige, die da ist«, sagte Anna resigniert.
»Du solltest mit deiner Mutter reden.«
In diesem Moment klopfte jemand an die Scheibe der geöffneten Terrassentür. »Ich muss jetzt Schluss machen, Malte. Danke fürs Reden.« Sie legte auf und drehte sich zu Flavia um, die gerade ins Wohnzimmer trat.
»Wie geht es dir?«, fragte die Polizistin.
Anna zuckte die Achseln und steckte das Handy weg. »Ich bin ziemlich verwirrt und habe keine Ahnung, was hier geschehen ist. Vielleicht liegt das Skelett schon hundert Jahre dort und hat nichts mit meiner Familie zu tun?«
Flavia kam auf sie zu und berührte ihren Arm. »Du gerätst wirklich in die absurdesten Fälle. Verlass dich auf uns. Wir finden heraus, was vorgefallen ist. Und du bist keine Verdächtige, wir befragen dich nur als mögliche Zeugin.«
Anna schöpfte Hoffnung. »Wir? Bist du bei dem Gespräch dabei?«
»Certo«, versicherte Flavia, und ihr warmes Lächeln ließ Annas Puls um ein paar Schläge langsamer werden.
»Ah, ich sehe, die Damen unterhalten sich bereits gemütlich«, sagte Martinelli ungehalten, als er das Wohnzimmer betrat. »Nun, dann lassen Sie uns gleich weitermachen.« Er bedeutete Anna, auf dem Sofa Platz zu nehmen, als wäre es sein Haus. Er selbst und Flavia zogen zwei Stühle vom Esstisch heran und setzten sich ihr gegenüber.
»Signora Wagner«, begann Martinelli. »Dies ist kein Verhör, sondern lediglich eine Befragung.«
Obwohl er dieselben Worte wählte wie Flavia, klangen sie aus seinem Mund bedrohlich. Herrgott, sie hatte es sich ja nicht ausgesucht, Knochen im Schwimmbecken ihrer Großeltern zu finden.
»Wie kommt das Skelett in Ihren Pool?«, fragte der Commissario und durchbohrte sie mit seinen graublauen Augen wie ein Falke seine Beute.
Anna hob die Hände. »Ich nehme an, es ist hineingeklettert und hat sich dann verlaufen und nicht mehr herausgefunden.«
Flavia tarnte ihr leises Kichern umgehend als Hustenanfall. Martinelli warf ihr dennoch einen drohenden Blick zu, bevor er sich wieder Anna zuwandte. »Ihre Scherze sind hier fehl am Platz, Signora. Wir sprechen nicht über eine verlorene Münze im Brunnen, sondern möglicherweise über Mord.«
Anna straffte sich. »Sie selbst predigen doch immer, erst Beweise zu sammeln, bevor wir Schlüsse ziehen.«
Martinelli lehnte sich mit verschränkten Armen zurück, während Flavia neben ihm Notizen machte und Anna nicht ansah.
»Also noch einmal von vorn: Was wissen Sie über das Skelett unter Ihrem Pool?«
»Nichts«, beharrte Anna wahrheitsgemäß und schüttelte den Kopf. »Ich war ein kleines Kind, als das Becken gebaut wurde. Wenn ich gewusst hätte, was darunter liegt, hätte ich vielleicht Archäologie statt Journalismus studiert. Meine größte Sorge damals war, ob ich nach dem Schwimmen ein Eis bekomme.«
Martinelli seufzte tief. »Und Sie erinnern sich an keine ungewöhnlichen Vorkommnisse? Keine verdächtigen Personen, die herumschlichen?«
Anna schluckte einen bissigen Kommentar hinunter und überlegte stattdessen. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Ich war zu der Zeit in Deutschland. Aber wie ich meinen Nonno kenne, hat er versucht, den Bauarbeitern seinen selbst gebrannten Grappa anzudrehen.«
Nun konnte Flavia das Lachen nicht mehr unterdrücken. »Vic, ich glaube, sie weiß wirklich nichts über den Vorfall.«
»Da Sie Ihren Großvater erwähnen«, fuhr Martinelli unbeirrt fort. »Wie angesehen war Ihre Familie eigentlich in Fontenaia?« Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als hätte er gerade einen raffinierten Zug bei einer imaginären Schachpartie ausgeführt.
Anna stutzte und Martinelli beugte sich vor, bereit, den entscheidenden Spielzug zu machen. »Aha, es gibt also doch etwas. Reden Sie.«
»Ich … weiß nicht.« Anna befeuchtete ihre Lippen und ihre Augen wechselten zwischen Martinelli und dem venezianischen Glaspferd im Regal, das sie als kleines Mädchen so geliebt hatte, hin und her. Plötzlich hatte sich ihr Puls wieder beschleunigt. Was war nur los? In Annas kindlicher Erinnerung war Nonna Teresa überall gern gesehen. Und Nonno … ein vages Gefühl des Unbehagens nagte in ihr, als hätte sich eine Tür zu einer Wahrheit geöffnet, die die kleine Anna verdrängt hatte. »Nun?«, hörte sie Martinellis Stimme wie durch Watte.
»Anna, sag uns, was du weißt, damit wir ein besseres Bild bekommen. Das ist kein Verhör und du bist nicht verdächtigt«, sagte Flavia besorgt. »Hier, trink einen Schluck.« Sie schob Anna ein Glas Wasser hin.
Anna nippte daran, wodurch sie wertvolle Sekunden gewann, um das Gedankenkarussell zu stoppen. »Commissario, ich kann Ihnen im Moment nicht mehr sagen. Gerade wurde eine Leiche auf meinem Grundstück gefunden und ich habe mich schon sehr lange nicht mehr mit unserer Familiengeschichte und der Vergangenheit beschäftigt. Geben Sie mir bitte ein bisschen Zeit.«
»In Ordnung«, sagte Martinelli schließlich. »Ich erwarte aber, dass Sie uns bestmöglich unterstützen. Finden Sie heraus, wann und von wem Ihre Großeltern das Grundstück gekauft haben. Und wer wann diesen Pool gebaut hat.« Der Commissario erhob sich, wandte sich aber noch mal an Anna: »Und ich muss Sie Ihrer Pflichten auf der stazione di polizia entheben. Sie sind in diesem Fall befangen.«
Auch Anna stand auf. »Sicher«, sagte sie steif. »Schließlich kann ich nicht als Polizeireporterin über einen Fall berichten, in den ich selbst verwickelt bin.«
Martinelli kniff die Augen zusammen. »Das bedeutet auch, dass Sie sich komplett aus den Ermittlungen heraushalten und nicht auf eigene Faust recherchieren. Haben wir uns verstanden?«
Anna nickte und atmete erst wieder ruhig, als die Polizisten ihr Wohnzimmer verlassen hatten. Die Befragung hatte sich angefühlt wie ein Spaziergang durch ein Labyrinth ohne Ausgang. Sie nahm vorsichtig das kostbare Pferd aus dem Regal und strich sanft über die so wundervoll glatte und kühle Oberfläche. Ihr Nonno hatte es ihr während eines Ausflugs nach Murano gekauft.
»Scusa.« Die tiefe Stimme hinter ihr ließ Anna zusammenzucken. »Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte Marco.
»Kein Problem«, antwortete sie und stellte das Pferd zurück. »Ich bin übrigens suspendiert. Wegen Befangenheit. Du wirst mich also die nächsten Tage nicht in der stazione di polizia sehen.«
»Nimm es Vico nicht übel. Er klebt an den Regeln wie Parmesan an der Pasta.«
»Schon in Ordnung«, sagte Anna. »Ich würde an seiner Stelle genauso handeln. Aber er wird mich nicht davon abhalten, selbst …« Sie schloss den Mund und hob die Hand. »Du hast nichts gehört. Ich will dich nicht hineinziehen.«