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Ein altes, verlassenes Haus am Rande der Stadt ... Verlassen? Ganz und gar nicht, wie Felix, Emily, Daniel und Mila feststellen. Denn das Haus beherbergt eine ganz besondere Bibliothek, die nur bei Vollmond betreten werden kann. Die vier Freunde werden in die fantastische Welt der Vollmondbibliothek buchstäblich hineingesogen und finden so jede Menge über Vampire heraus. Dieses Wissen werden sie bald dringend benötigen, wenn in ihrer Stadt die unheimlichsten Dinge geschehen …
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Seitenzahl: 125
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Vollmondlegenden
von Matthias Bauer
1. Digitale Auflage 2023
www.ggverlag.at
ISBN E-Book: 978-3-7074-1757-9
ISBN Print: 978-3-7074-2514-7
In der aktuell gültigen Rechtschreibung
Coverillustration: Chris Scheuer
Innenillustrationen: Chris Scheuer
© 2023 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten.
Matthias Bauer
Das Geheimnis der Vampire
Illustrationen von Chris Scheuer
Prolog
TEIL 1 – DIE BIBLIOTHEK
Bloß weg
Daniel und die Ladies
Ein tolles Team
Das Haus am Ende der Straße
Ein Klopfen in der Nacht
Vier Fragen
Das Reich des Herrn Hoffmann
Gefahr aus den Lüften
Dunkle Welten
Der Ruf des Verderbens
Der Tod hinter der Maske
Advocatus Leonore
Aus den Seiten, in das Leben
Dracula
Ein neuer Tag
TEIL 2 – GRAUEN ÜBER DER STADT
Etwas erwacht
Die Angst geht um
Die Erkenntnis
Vorbereitungen
Eine verhängnisvolle Täuschung
Kampf gegen das Böse
Versöhnung
Viele Nächte werden folgen
Epilog
Kalter Herbstwind rauschte um das alte Haus, dessen Giebel sich spitz vor dem Vollmond abzeichneten. Die abgenutzte Sandstein-Fassade stemmte sich den Windböen entgegen. Fensterscheiben vibrierten, Dachschindeln ächzten. Im Garten fielen die letzten Blätter von den knorrigen Eschen.
Im Inneren des Hauses war es still, auch in der Bibliothek, die in völliger Dunkelheit lag. Nur ab und an fuhr der Wind durch den Kamin und wirbelte kalte Asche auf.
Gegenüber des Kamins befand sich ein großes Fenster. Zwei Gestalten standen davor und blickten durch die staubige Scheibe hinaus.
Der Mond steht richtig. Die Stimme der einen Gestalt glich raschelndem Laub, uralt und geheimnisvoll.
Die andere schüttelte den Kopf. Das heißt aber nicht, dass die vier kommen werden.
Oh doch … sie werden kommen. Ein hagerer Finger tastete durch die Finsternis, fand einen Schalter an der Wand, drückte ihn.
Das Licht des Kronleuchters erhellte den Raum, fiel auf unzählige Regale, die sich bis zur Decke streckten und von Büchern schier überquollen.
Der Schalter wurde erneut gedrückt. Die Bibliothek versank wieder im Dunkel.
Sie werden kommen …
Leise zog Felix Bergmann die Eingangstür hinter sich zu. Mit dem Schließen der Tür wurden die Stimmen seiner Eltern gleichsam abgeschnitten.
Endlich Ruhe, dachte der Junge.
Die untergehende Sonne tauchte die Straße, in der das Haus der Bergmanns lag, in rötliches Licht. Die Luft war herbstlich kühl, roch nach Laub und dem Rauch der Kaminfeuer.
Alles machte einen friedlichen Eindruck – und passte damit so gar nicht zu dem, was gerade in Felix‘ Elternhaus geschah. Denn seine Mutter und sein Vater stritten wieder einmal, wie so oft in letzter Zeit.
Felix seufzte innerlich. Er hatte vorhin mit seinem älteren Bruder Alex telefoniert, der seit diesem Semester in Amsterdam studierte. Hatte ihm von den harten Worten zwischen den Eltern erzählt, vom zornigen Gesicht des Vaters und den Tränen der Mutter.
Alex hatte versucht, ihm Mut zu machen. Eltern waren auch nur Menschen, meinte er, und weil Erwachsene ihre Differenzen nicht mit einem Basketballspiel oder einer zünftigen Rauferei lösen konnten, wie es etwa zwischen Brüdern üblich war – hier blinzelte er Felix über den Bildschirm des Handys zu – stritten sie halt.
Felix hatte sich gleich etwas besser gefühlt. Er liebte seinen älteren Bruder für die Gabe ihn aufzumuntern und vermisste ihn sehr. Wenigstens hatte Alex ihm versichert an Weihnachten zu Hause zu sein. Dann würden sie alles nachholen, vom traditionellen Basketball-Match bis zu Kopfnüssen und Schwitzkasten.
Während Felix noch nachdachte, ging hinter ihm die Tür auf. Sein Vater trat heraus, beäugte ihn missmutig. „Was machst du denn hier draußen? Morgen ist Schule.“
„Ich weiß, aber ich würde gerne bei Daniel übernachten. Wir wollen für den Mathematik-Test lernen.“ Felix verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. „Du weißt ja – ich und Mathe.“
„Weniger Basketball und mehr pauken, dann hättest du nicht solche Probleme“, erwiderte Martin Bergmann.
Felix fühlte Ärger in sich aufsteigen. Er gab sich wirklich Mühe, doch irgendwie wollten Formeln und Rechnungen nicht so im Kopf bleiben wie Sportergebnisse oder Filme.
Sein Vater schien einzusehen, dass er Unrecht hatte. „Entschuldige. Ich weiß ja, dass du nicht faul bist. Dann grüß mir Daniel und seine Eltern.“
„Mach ich. Und, Papa …“, begann Felix.
„Ja?“
Felix wollte ihm sagen, was in ihm vorging. Dass er Angst hatte, dass alles auseinanderbrach. Alex war weg, da musste doch wenigstens der Rest der Familie zusammenhalten.
Aber als er die dunklen Ringe unter den Augen seines Vaters bemerkte, die grauen Strähnen, die sich in letzter Zeit zunehmend in sein blondes Haar mischten, ließ er es. „Ach nichts. Dann bis morgen Nachmittag.“
Martin Bergmann nickte und ging ins Haus zurück.
Felix sah durch das Fenster, wie sein Vater sich allein auf die Couch setzte. Fast im gleichen Augenblick ging im ersten Stock ein Licht an. Die Silhouette seiner Mutter erschien am Schlafzimmerfenster. Ebenfalls allein.
Der Junge schulterte den Rucksack, nahm sein Fahrrad und schob es durch den kleinen Garten zur Straße.
Die Sonne war mittlerweile untergegangen, auf der Straße herrschte Stille. Nur der alte Herr Rhade von gegenüber saß wie immer auf der Bank vor seinem Haus und trank seine abendliche Tasse Tee.
Rhade winkte Felix zu. „Na, wieder mal am Weg in die Kneipe?“ Er lachte meckernd.
„Klar, Herr Rhade.“ Felix grinste. „Soll ich Ihnen von dort etwas mitbringen?“
„Frechdachs.“ Der Alte drohte ihm spielerisch mit dem Finger. „Mach lieber deine Jacke zu. Es ist kalt heute.“
Felix knöpfte seine Jeansjacke zu und schwang sich aufs Rad. „Schönen Abend noch!“
„Dir auch, mein Junge.“
Felix fuhr los. Das kurze Gespräch mit dem Nachbarn hatte ihn abgelenkt, aber schon während er zur nächsten Kreuzung radelte, dachte er wieder an seine Eltern.
An der Kreuzung bog er nach links ab, in Richtung Stadtzentrum. Bäume zierten die Hauptstraße, überall lagen abgefallene Blätter. Felix fuhr schneller, versuchte mit jedem Tritt in die Pedale, die trüben Gedanken an sein Zuhause hinter sich zu lassen.
Aber es gelang ihm nicht.
Der Mond stand am Himmel und blickte auf das Städtchen Eschenfeld hinab.
Durch die Straßen und Gassen waren vier Gestalten unterwegs. Mit Rad, Roller und Skateboard bewegten sie sich zielstrebig aufeinander zu. Wenn anstelle des Mondes ein Mensch von oben herabgesehen hätte, hätte er vermutlich den Eindruck von vier losen Gliedern einer Kette gehabt, die sich so schnell wie möglich vereinigen wollten …
Felix erreichte als Erster den Treffpunkt. Er bremste sein Fahrrad auf dem Hauptplatz, der vom Rathaus, verschiedenen Geschäften sowie Lokalen und Hotels umgeben war. Der Junge lehnte das Rad an eine Bank und setzte sich.
Bis auf das Plätschern des großen Brunnens, der in der Mitte des Platzes lag, war es ruhig. Im Sommer saßen die Besucher der Lokale am Abend oft noch im Freien, aßen, tranken und schwatzten. Aber jetzt im Herbst war es dafür zu kalt.
Von den Lokalen ertönte gedämpfte Musik; manchmal ging eine Tür auf, Licht und Stimmen schwappten heraus und verstummten wieder. Felix nahm sein Handy. „Wo seid ihr?“, tippte er. „Warte schon ewig.“
Auf einmal hörte er ein Fauchen. Vor dem Hotel „Am Eck“ zeigten sich zwei Katzen die Krallen und begannen gleich darauf zu raufen. Nach wenigen Augenblicken hatte die kleinere der beiden genug und floh in eine Gasse neben dem Hotel. Die andere Katze folgte ihr. Das Fauchen verklang.
Felix betrachtete das Hotel nachdenklich. Vor vielen Jahren hatten hier immer wieder berühmte Leute logiert, auch Filmstars. Mittlerweile war von der einstigen Pracht nicht viel übriggeblieben. Fassade und Fensterläden sahen bereits sehr mitgenommen aus, im Inneren hingen gerahmte Fotos der Stars an schäbigen Tapeten und erinnerten an die Vergangenheit.
Und doch war das „Eck“ vor allem bei Eschenfelds Kindern und Jugendlichen beliebt. Das lag einzig und allein am Café im Erdgeschoß, welches ebenfalls vom Hotel betrieben wurde und das unumstritten beste Eis der Stadt anbot.
Eines Tages, nach einem herrlichen Erdbeer-Vanille-Becher, hatte Felix sich aus Neugier in den ersten Stock des Hotels geschlichen. Dort fand er einen verglasten Balkon mit alten Möbeln und einer schönen Aussicht auf den Hauptplatz. In einer Ecke stand ein großes, gerahmtes Foto am Boden. Es zeigte einen Mann und eine Frau, beide mit gebleckten Vampirzähnen. Die Widmung am Foto verhieß folgendes: „Haben uns in eurem Hotel schauerlich wohl gefühlt. Kommen gerne wieder – lasst bitte in der Nacht die Fenster offen und stört euch nicht am Rauschen von Fledermausflügeln. Eure Herrscher der Nacht!“ Gleich darauf erwischte eine Kellnerin Felix und scheuchte ihn gutmütig nach unten. Wie Felix später herausfand, waren der Mann und die Frau die Hauptdarsteller der kurzlebigen Vampirserie „Herrscher der Nacht“ gewesen.
Noch heute erinnerte er sich gerne an die Atmosphäre auf dem Balkon: Die Sonne, die ihr warmes Licht auf die abgewetzten, aber gemütlich aussehenden Möbel warf; der Geruch nach Staub und dem schweren Stoff der zusammengebundenen Vorhänge; das Bild der beiden „Vampire“ …
Eine Hand schlug auf seine Schulter. „Na, träumst du schon wieder von besseren Zeiten?“
Felix erschrak und fuhr herum. Aber es war nur Daniel, sein bester Freund, der eben seinen Roller an die Bank lehnte.
„Hey, musst du dich so anschleichen?“ Felix boxte dem anderen auf die Schulter.
„Aua. Grobian!“ Daniel rieb sich die Stelle.
„Also bitte – das war ja wohl eher ein Streicheln als ein Schlag.“
Im Gegensatz zu Felix, der im Basketball und anderen Ballsportarten ganz groß war, hatte der schmächtige Daniel Kortner mit Sport nichts am Hut. Er war vernarrt in Bücher und Filme und ein begabter Schüler. Trotzdem bildeten die beiden Jungs seit dem Kindergarten ein eingeschworenes Team und ergänzten sich hervorragend: Daniel half Felix bei den Schularbeiten, der wiederum machte für seinen Freund den Prellball gegen Schulrowdys, die sich ja seit jeher immer die Schwächeren vorknöpften.
„Und was heißt überhaupt anschleichen? Kann ja nichts dafür, wenn du hier vor dich hinpennst.“ Daniel ließ sich neben Felix auf die Bank fallen. Er öffnete seinen Rucksack und zog zwei große Schokoriegel heraus. Einen davon hielt er dem Freund hin. „Von einem Geschäftspartner meines Vaters. Er hat gemeint, es gibt keine bessere Schocki oder Schoggi oder wie immer er es genannt hat. War ein Schweizer.“
„Nein, danke. Hab keinen Hunger.“
„Für Schokolade braucht man doch keinen Hunger.“
Als sein Freund nicht antwortete, musterte Daniel ihn durchdringend. „Das Übliche daheim?“
Felix nickte stumm.
„Mist.“
„Das kannst du laut sagen.“ Felix fuhr sich mit der Hand durch die blonden Haare, die er von seinem Vater geerbt hatte. „Aber das müssen sie selbst regeln, hat Alex gesagt. Ich kann da gar nichts tun. Nur den Kopf einziehen und das Beste hoffen.“
Daniel nahm einen großen Bissen des Riegels. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen hatte der Schweizer nicht übertrieben, was die Qualität der „Schoggi“ betraf.
„Sag mal“, schmatzte er, „glaubst du, dass sie sich, ich meine, dass sie …“
Felix wusste genau, worauf der Freund anspielte. In der Klasse gab es nicht wenige Schüler, deren Eltern sich hatten scheiden lassen. „Ach was. Das geht alles vorbei.“ Er bemühte sich sicherer zu klingen als er sich fühlte.
Wind kam auf, wehte vergilbte Blätter über den mondbeschienenen Platz.
„Eltern.“ Daniel schüttelte den Kopf. „Haben keine Ahnung, wie man sich gut verträgt. Die sollten Nachhilfe bei uns nehmen.“ Er biss erneut ab und verschluckte sich prompt.
Felix grinste und schlug seinem Freund mehrmals auf den Rücken. Der hörte schließlich auf zu husten.
„Apropos Nachhilfe …“
Daniel nickte. „Ich bring dir das Zeug morgen früh im Nullkommanichts bei. Dann haben wir heute noch genug Zeit für alles andere.“
Sie hörten ein silberhelles Lachen.
„Na endlich. Da kommen die Ladies“, sagte Daniel.
„Die Ladies, ja klar …“ Felix grinste. „Heute wieder ganz der coole Typ, was?“
„Sei still, du.“ Daniel drohte mit der Faust, aber es war nicht ernst gemeint.
Und schon bogen zwei Gestalten auf den Platz ein, die eine am Rad, die andere am Skateboard.
Die Mädchen bremsten vor der Bank. Die etwas kräftigere Mila, deren kurzgeschnittenes, violettes Haar in der Dunkelheit zu leuchten schien, stieg vom Skateboard. Sie trat einmal kurz auf den hinteren Teil des Boards, das in die Luft sprang. Lässig und mit einer Hand fing sie es sodann auf.
Emily, schlank und das lange Haar wie immer zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, lehnte ihr Rad sorgfältig neben Daniels Roller. Wie Felix und Daniel bildeten die beiden Mädchen optisch einen starken Gegensatz, und wie bei den Jungen bemerkte man sofort die Harmonie, die zwischen ihnen herrschte.
Mila und ihre alleinerziehende Mutter waren vor zwei Jahren in das Haus neben Emily gezogen. Diese hatte mit der „Neuen“ und ihrem Armeeparka, den löchrigen Kniestrümpfen und einer mehr als sarkastischen Art zunächst nicht viel anfangen können. Doch bald fand Emily heraus, dass unter der rauen Fassade ein sensibler Mensch steckte. Ein Mensch, der zwar über das „biedere Familienchaos“, welches bei Emily herrschte, manchmal spottete, es aber insgeheim auch genoss. Emily wiederum gefiel, dass ihre Freundin sich nicht den Mund verbieten ließ und eine andere Sichtweise auf die Dinge hatte. Das war nicht immer einfach und durchaus fordernd, andererseits auch sehr erfrischend.
„Messieurs.“ Mila nickte Felix und Daniel zu und stippte mit ihrem Finger gegen den Rand einer imaginären Baseballkappe.
„Was?“, fragte Daniel.
„Meine Güte, bist du ungebildet.“ Mila verdrehte die Augen. „Das heißt Herrschaften auf Französisch.“
„Wusste gar nicht, dass Rumkritzeln und Punkrock hören bildet.“
Mila stand in der Tat auf Punkrock und war ein Ass im Zeichnen. Leider heimste sie beim konservativen Zeichenlehrer mit ihren kreativen Schöpfungen meist schlechtere Noten ein als die Mitschüler, welche die Vorgaben des Lehrers brav erfüllten. Das ärgerte sie, und deshalb reagierte sie Daniel gegenüber nun dementsprechend patzig. „Was verstehst du denn schon vom Rumkritzeln, Zwerg.“
„Wen nennst du hier Zwerg, Gnom?“ Daniel stand auf und fixierte Mila. Die beiden waren ungefähr gleich groß – oder klein, wie immer man es nennen wollte.
„Beruhigt euch, Leute.“ Felix hob beschwichtigend die Hände. „Ihr seid beide riesig und die Besten. Kein Grund für Streitigkeiten.“
Die zwei sahen ihn an. „Da hat er recht“, meinte Mila und schnappte sich den zweiten Schokoriegel, der aus Daniels Jackentasche herauslugte. „Ich darf doch?“
„Bedien' dich“, sagte Daniel verdrießlich.
Felix grinste. Er wusste, dass die Wortgefechte zwischen den beiden nicht ernst gemeint waren, im Gegenteil: sie waren sich in Manchem ähnlicher als sie zugeben wollten.
Dann fielen ihm wieder seine Eltern ein. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht.
Emily beugte sich zu ihm. Eine Strähne ihres hellbraunen Haares hatte sich aus dem Pferdeschwanz gelöst und fiel ihr über die Stirn. Sie wischte sie automatisch zur Seite. „Alles okay?“
Felix zuckte mit den Schultern. „Immer das gleiche. Zoff und Zoff und als Draufgabe – Zoff.“
Emily legte ihre Hand auf seinen Arm. „Das tut mir sehr leid.“
Die Berührung tat Felix gut. Gleichzeitig fühlte er sich etwas unbehaglich.
Denn seit dem Sommer hatte sich seine Beziehung zu Emily verändert. Bis dahin waren sie nicht mehr als Freunde gewesen. Wie Felix liebte Emily Sport, vor allem Volleyball, und verfügte über einen mörderischen Aufschlag. Felix hatte das im Schwimmbad mehrmals erfahren müssen, wenn sie Beachvolleyball spielten.