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Ein (Herzens-) Pferd bis in den Tod begleiten zu dürfen, ist etwas Wunderbares. Der Weg danach noch viel mehr. Nicht jeder Reiter darf das erleben und nicht jeder Mensch kann diese Zeit als eine wunderbare (emotionale) Reise empfinden. In diesem Buch erzählen Menschen, wie es ist, wenn Pferde von uns gehen. Sie nehmen gemeinsam Abschied von ihren Sternenpferden, lassen los und finden Trost auf ihrer Reise. Sie nehmen dich an die Hand und zeigen dir, was Trauer wirklich ist und wie du mit ihr umgehen kannst. Dieses Buch ist ein Nachruf. Ein Liebesbrief. Die letzte Ehre. Ein Dankeschön an die schönen Momente. Macht's gut, ihr treuen Gefährten.
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Seitenzahl: 166
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Für Funi
© 2019 Ann-Rebecka Madsen
1. Auflage. „Vom Abschied meines besten Freundes“
ISBN Taschenbuch: 978-3-7497-8320-5
ISBN Hardcover: 978-3-7497-8321-2
ISBN e-Book: 978-3-7497-8322-9
Umschlaggestaltung, Illustration, Satz & Layout: Ann-Rebecka Madsen Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.
Vom Abschied meinesbesten Freundes
Wenn Pferde von uns gehen:
Geschichten erzählen,
Abschied nehmen, Loslassen, Trost finden
Inhaltsverzeichnis
Für wen ich dieses Buch geschrieben habe
Mein bester Freund und ich
Erster Abschnitt: Mein Jahr ohne dich!
Eine neue Zeitrechnung
17. Dezember 2015
Tag #22 ohne dich
17. Februar 2016
17. März 2016
17. April 2016
17. Mai 2016
17. Juni 2016
17. Juli 2016
17. August 2016
17. September 2016
17. Oktober 2016
17. November 2016
17. Dezember 2016
Zweiter Abschnitt: 9 Geschichten von Herz und Schmerz!
Glaenefur und ich
Mac Namara
El Rey de los Gitanos
Albert
Trekkur fliegt…
Von Musul, Zamiro & Vintara
Paula & ihr großes Herz
Abschied von Nonni
Abschied heißt Ja sagen
Dritter Abschnitt: Aufstehen und weitergehen!
2017, ein Neubeginn
21. April 2017
15. August 2017
Über die Zeit
Vierter Abschnitt: Vom Umgang mit dem Tod
Warum wir über das Sterben sprechen sollten
Was ist eigentlich Trauer?
Definition 1: Trauer ist ein sehr individueller, nichtlinearer Prozess
Definition 2: Trauer ist ein Heilungsprozess
Definition 3: Trauer kann einsam sein
Definition 4: Trauer ist Transformation
Ein Haustier stirbt
Symptome der Trauer
Die 5 Phasen der Trauer und wie man sie überlebt
Phase 1: Leugnung
Phase 2: Wut & Ärger
Phase 3: Verhandlung & Schuld
Phase 4: Depression
Phase 5: Akzeptanz
Das Leben geht weiter
Trauer ist Liebe
Du bleibst ein Teil von mir
Das konnten wir nicht mehr miteinander erleben
Meine Wunschliste für Trauer
Meine Regeln für Trauer
Trauer braucht Aufmerksamkeit
Trauer ist unangenehm
Trauer ohne Erwartungen
Der letzte Weg
Der Abschied von Freunden
Ein neuer (Lebens-) Abschnitt
Der Tod und ich
Der Tod und du
Das letzte Wort
Über mich
Danksagung
Endnoten
Text- & Bildangaben
Für wen ich dieses Buch geschrieben habe
Dein Pferd ist gestorben. Alles ist auf einmal anders. Unvorstellbar, dass das geliebte Haustier nicht mehr da ist. Die Trauer wiegt schwer. Es wird dir nie wieder zum Weidetor entgegenkommen. Es wird nie mehr brummeln, wenn es seine Möhre erwartet. Und nie mehr mit dir durch Wald und Flur streifen. Ob es ein Unfall war, eine schwere Krankheit oder ob es im hohen Alter gestorben ist: Der Tod eines Tieres kann uns in ganz besonderer Weise erschüttern.
Jeder Mensch reagiert in so einer Situation anders. Und häufig ist es unwahrscheinlich schwer, mit den vielfältigen Gefühlen und Gedanken umzugehen. Im einen Moment möchte man womöglich nur noch weglaufen, im nächsten ist man wütend auf alles und jeden und dazwischen drehen sich immer wiederkehrende Gedankenspiralen, die zu keinem Ziel zu führen scheinen.
Ein (Herzens-) Pferd bis in den Tod begleiten zu dürfen, ist etwas Wunderbares. Der Weg danach noch viel mehr. Nicht jeder Reiter darf das erleben und nicht jeder Mensch kann die Zeit danach als eine wunderbare (emotionale) Reise empfinden.
Der Tod gibt uns die Möglichkeit, den Blick auf das Wesentliche zu richten; das, worauf es im Leben ankommt. Er zeigt uns, dass alles endlich ist und man das Leben intensivieren sollte.
In unserer Gesellschaft ist der Tod kein Thema, über das gesprochen wird. Betroffene werden alleine gelassen mit ihrer Trauer, es herrscht allgemeines Schweigen. Ich möchte dieses Schweigen ein Stück weit brechen. Und Steine aus dem alten Gemäuer der Stille herausschlagen. Für all diejenigen, die sich entschieden haben, sich mit dem Tod und der Trauer auseinanderzusetzen.
Dies ist kein Ratgeber, denn ich glaube, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Dieses Buch soll vielmehr ein Begleiter sein, der dir in den dunkelsten Stunden „eine verständnisvolle Hand reicht“. Es soll ein Begleiter sein für Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden wie ich. Mein Herzenswunsch ist, dass du auf den Seiten dieses Buches Trost und Hilfe findest, unabhängig davon, ob du ein Pferd, einen Hund, eine Katze oder einen Menschen verloren hast.
Vielleicht kann meine Geschichte eine Gefährtin sein, die dir zeigt, dass du nicht alleine bist. Ich kenne deinen Schmerz. Folge mir, ich erzähle, wie es bei mir war. Vielleicht erkennst du dich an manchen Punkten meiner Geschichte wieder.
Dieses Buch soll:
• dir zeigen, dass du nicht alleine bist
• beweisen, dass du nicht unnormal bist
• dich zum Weinen bringen
• dich trösten
• dein geliebtes Tier wertschätzen
Dieses Buch wird deinen Schmerz nicht nehmen können oder dein gebrochenes Herz heilen. Ich bin kein Trauertherapeut, kein Coach, Verhaltensexperte oder Psychologe. Ich bin Betroffene. Trauernde. Ein Zweck dieses Buches ist es, mir selber dabei zu helfen, zu heilen und den Schmerz zu überwinden. Und mich immer daran zu erinnern. In diesem Buch schreibe ich meine eigenen Erfahrungen nieder und erzähle, was mir geholfen hat. Ich habe immer viel Zuneigung für Funi empfunden und er für mich, das kann ich mit Gewissheit sagen. Wir waren einander sehr vertraut und es ist viel, was der Tod mir genommen hat.
Ich teile dieses Buch in verschiedene Abschnitte. Der erste Abschnitt erzählt von meinem ersten Jahr ohne Funi. Ich habe jeden Monat einen Post in den sozialen Medien verfasst – mal auf englisch, mal auf deutsch – und meine Gedanken und Gefühle darin festgehalten. Dabei traf ich auf Menschen, denen es ähnlich erging. Menschen, die ich teilweise noch nie im Leben gesehen habe und mich dennoch für einen Moment eng mit ihnen verbunden fühlte. Ich möchte einige von ihnen selber zu Wort kommen lassen und dir zeigen, dass du mit der Trauer und der Zeit danach nicht alleine bist. Dass es auch anderen Menschen so geht wie dir. Diese Menschen erzählen ihre ergreifenden Geschichten im zweiten Abschnitt. Halte am besten dafür Taschentücher bereit!
Im dritten Abschnitt des Buches geht das Leben weiter. Mit einem Neuanfang und einem Ende.
Im vierten und letzten Abschnitt gehe ich das Thema sachlicher an. Ich erzähle dir, was Trauer überhaupt ist und dass es fünf Phasen der Trauer gibt, die auch für mich Sinn ergeben. Ich gebe Tipps, die mir in meiner Situation geholfen haben.
Zwischendurch bleiben immer wieder ein paar Seiten leer, sodass du deine eigenen Gedanken und Erinnerungen niederschreiben kannst. Dieses Buch soll nicht einfach nur durchgelesen werden und dann im Bücherregal verschwinden. Es soll mit dir trauern, dich trösten und sich mit dir erinnern. Es darf Kaffeeflecken und Eselsohren bekommen, du kannst Zeilen und ganze Absätze unterstreichen und vollkritzeln. Das Leben muss nicht spurlos an diesem Buch vorüberziehen. Es soll dich ein kleines Stück deines Lebens begleiten. Ein bisschen so, wie dein Pferd dich begleitet hat.
Dieses Buch widme ich unseren Seelenpferden. Es ist ein Nachruf. Ein Liebesbrief. Die letzte Ehre. Ein Dankeschön an die schönen Momente. Macht‘s gut, ihr treuen Gefährten.
Ann-Rebecka Madsen, Stade, November 2019
Mein bester Freund und ich
Als ich ein junger Teenie war, saß ich mal in meinem Zimmer und schrieb einen Zettel. Ich sehe mich noch in meinem Kinderzimmer vergnügt in einer Ecke sitzen, mit einem leeren Blatt Papier vor mir und einem schwarzen Stift, der von meiner Hand geführt schicksalhafte Zeilen schrieb. Es war ein Wunschzettel!
Jahre später, am Ende meiner Sommerferien war ich mit meinem Vater im Wohnmobil unterwegs durch Deutschland und in mir kam der Wunsch auf, mal wieder zu reiten. Wir kauften wahllos zwei oder drei Pferdezeitschriften, die wir in einem Café durchblätterten. Darin fand ich eine winzige Anzeige des Gangpferdezentrums in Aegidienberg mit der Telefonnummer. Wir waren nicht weit weg vom Hof, sodass wir wir für den nächsten Tag einen Ausritt verabredeten.
Insgesamt 13 Pferde bin ich geritten — denn, ja, es war vielmehr ein Proberitt für den Pferdekauf, als ein simpler Touri-Ausritt durch Wald und Flur. Walter Feldmann war wirklich ein guter Geschäftsmann. Doch es war kein Pferd dabei, das mir ernsthaft zusagte. Auf die Frage, was ich mir denn wünschte, lautete die Antwort: „Einen Falben!“ — Das war er, Funi.
Es stand noch ein hübscher Schimmelwallach namens Scout in der engeren Auswahl, aber ich entschied mich für Funi. Aus dem einfachen Grund, dass Scout kein isländischer Name war.
Eine tränenreiche Nacht ohne Schlaf folgte, denn das bedeutete, dass ich meinen Haflingerwallach Max und die kleine Shettystute Dicke, die zuhause auf mich warteten, abgeben musste. Noch heute denke ich oft wehmütig darüber nach, aber bereut habe ich es nicht.
Im November 2000 holten wir Funi ab, 600 Km von Bad Honnef in Nordrhein-Westfalen in den Sachsenwald nach Schleswig-Holstein. Er zog wenig später auf den Islandpferdehof Vindhólar, wo ich bald auf meine beste Freundin traf, mit der ich viele Jahre lang unzählige Stunden und Tage im Sattel verbrachte. Wir machten jeden Quatsch zusammen und hatten schnell unseren ganz speziellen Ruf auf dem Hof.
Als ich eines Tages beim Umräumen meines Zimmers das Blatt Papier wiederfand, wusste ich, was ich da geschrieben hatte: Ein Wunschzettel für mein Traumpferd! Und genau das hatte ich gefunden! Ich kann mir bis heute kein besseres Pferd vorstellen. Funi war für alles zu haben und sagte immer ja. Er freute sich jedes Mal, mich zu sehen. Er verzieh mir jeden Fehler und brachte mir viel bei, wovon ich noch heute profitieren kann. Er war wunderschön, mit schimmernder Mähne. Sein Fell leuchtete im Sommer hell wie reifes Getreide in der Sonne und war im Winter braun wie ein frisch gepflügtes Feld nach der Ernte. Seine Augen hatten die Farbe von Bernstein. Er wirkte sehr edel und jeder sprach mich auf ihn an. Funi hatte gute Hufe, einen starken Körper mit schier unendlichem Leistungsvermögen, Nervenstärke und Intelligenz. Er trug mich über Stock und Stein, war immer einsatzbereit, machte das Beste aus jeder Situation. Er war mein Gæðingur. (Wenn ein Isländer von einem Gæðingur spricht, meint er ein Pferd, das in die Kategorie Traumpferd gehört.)
Die Jahre, die wir hatten, waren voller Erlebnisse, die vielen anderen Reitern ihr Leben lang verwehrt bleiben werden. Wir machten Ausflüge in das Watt und ritten nach Neuwerk. An der Ostsee schwammen wir bei Minusgraden durch die Eisschollen. Auch den niedersächsischen Elbstrand machten wir uns in den späteren Jahren vertraut. Einige Male starteten wir auf dem Kronshof Special, wo die Teilnehmer in einem Jahr erfroren und sich im anderen Jahr den Sonnenbrand des Lebens zuzogen. 2006 machte ich das Fahrabzeichen (leider kam es nie dazu, Funi auch einzufahren).
Es sind auch kleine Dinge, die in Erinnerung bleiben. Einmal, bei einer der vielen Schlittenfahrten im Winter trafen wir mitten im Nirgendwo auf ein junges, asiatisches Touristenpaar, die unbedingt mal auf dem Schlitten sitzen wollten und Fotos für ihre Familie machen. Sie hatten noch nie Pferde aus der Nähe gesehen. Später, als unsere Labrador-Hündin Kira — Hansdampf in allen Gassen – dazukam, machten wir unsere Umgebung stets zu dritt unsicher.
Ein besonderes Highlight war unsere Teilnahme am traditionellen IPZV Stafettenritt. Wie das olympische Feuer wird die WM-Stafette per Pferd vom alten zum neuen Austragungsort der Weltmeisterschaft gebracht. Im Jahr 2007 ging es von Norrköping in Schweden, ins holländische Oirschot. Ich bin den deutschen Teil der Strecke mitgeritten und habe mit 570 Km in 21 Tagen den dritten Platz am Wanderreitercup gemacht. Dass ich daran teilnahm, erfuhr ich erst, als ich die Schleife erhielt.
2010 kam Sky zu uns, eine schöne, junge Welsh-Pinto-Stute, die sich alles, was sie lernte, bei Funi abgeschaut hatte. Wir waren ein gutes Trio, doch als Funi starb, war alles anders. Unser Mittelsmann fiel weg, unser Halt, der Fels in der Brandung. Wir mussten uns völlig neu sortieren. Mal klappte es besser, mal schlechter.
Ich kann nicht sagen, ob es gut war, Sky nach langer Überlegung abzugeben, ähnlich wie damals meine beiden Ponys. Ich hatte Sky ein Jahr später besucht, es ging ihr gut. Sie wirkte locker und entspannt. Sie strahlte eine Ruhe aus, die ich ihr nie geben konnte. Ich hoffe sehr, sie wird es für immer so gut haben in ihrem Leben.
Kein Pferd wird je Funis Platz einnehmen, noch es sollen. Ich möchte nicht vergleichen und anderen Tieren damit das Leben schwer machen. Jedes Tier hat seinen Platz und seine Zeit. Die Zeit mit Funi, die mein halbes Leben war, ist in Gold nicht aufzuwiegen. Und ich bin sehr dankbar, das erleben zu dürfen.
Ich kannte Funi schon, lange bevor wir uns das erste Mal begegneten. Ich hatte nicht nur ein Mal von ihm geträumt. Auch, als er schon mein Pferd war, wurden Dinge Wirklichkeit, die ich irgendwann zuvor geträumt hatte. Einige Zeit, bevor sein Leben vorbei war, hatte ich keine solchen Zukunftsbilder mehr. Weil es keine Zukunft mehr gab. Es heißt nun, alle Bilder im Kopf zu behalten und gut darauf aufpassen. Es ist, als wären die Erlebnisse und Erinnerungen selbst nur ein schöner Traum gewesen, aus dem ich aufgewacht bin.
Funi hat mich ausgemacht. Jeder, der mich kannte, kannte auf irgendeine Weise auch Funi. Wenn ich heute andere Menschen treffe, kommt es mir manchmal so vor, als würden sie mich gar nicht mehr komplett kennenlernen können. Ohne Funi fehlt ein Teil von mir. Ich bin nun ein anderer Mensch. Einer, der nur schön geträumt hat.
„Wenn du einen Hund verlierst, dann geht ein Teil deiner Familie. Wenn du ein Pferd verlierst, dann geht ein Teil deines Lebens.“
— Sue Oliveira
Erster Abschnitt: Mein Jahr ohne dich!
Alles hat seine Zeit: „1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde; 2 geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; 3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; 4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; 5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; 6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; 7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; 8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“
— Pred. 3, V.1-8
Eine neue Zeitrechnung
Funi ist am 17. Dezember 2015 gestorben. Ein Jahr lang habe ich alle vier Wochen am Todestag auf Facebook eine Art Nachruf geschrieben. Ich habe festgehalten, wie es mir ging, was ich fühlte und meine Trauer zum Teil auch auf diese Weise verarbeitet und loslassen können.
Ich habe ein Jahr lang keine Entscheidungen getroffen und abgewartet, was in mir und mit mir passiert. Dieses Jahr hat mich vor möglichen Fehlentscheidungen bewahrt. Ich habe mir nichts ein- und nichts ausreden lassen. Sky und ich sollten neue Kräfte sammeln, uns wiederfinden und neu sortieren, so ohne Mittelpunkt. Nur ein Mal hatte ich eine Horsemanship-Trainerin da, die mir helfen sollte, einen Schritt vorwärts zu machen. In dieser einen Stunde standen wir beide neben Sky in der Reithalle und haben zusammen geweint.
Meine Facebook-Posts wurden zahlreich kommentiert. Von Menschen, denen es ähnlich ging, als sie ihr Herzenspferd verloren haben. Von Menschen, die es zumindest nachvollziehen konnten. Von Freunden, die mich gut kannten und von Fremden, mit denen ich nur über Social Media Kontakt hatte. Einer dieser Menschen zündete sogar eine Kerze für Funi an.
Es waren ausdrucksstarke, empathische Worte, die dort geschrieben wurden. Und ich fühlte mich weniger allein. Insbesondere in solch schweren Zeiten denkt man, man ist die einzige Person auf der Welt, der es schlecht geht, die leiden muss. Aber das ist man nicht! Das ist man nie. Man sieht es anderen Leuten nur selten an. Vor allem in der digitalen Welt ist immer alles super, schön, toll, einfach. Jeder sieht gut aus, verdient sein Geld mit seinem Traumberuf, der sich nicht nach Arbeit anfühlt und arbeitet dort, wo andere Urlaub machen.
Die persönlichen, negativen Seiten des Lebens, das, was einen wirklich beschäftigt, erwähnt kaum einer — online, wie offline. Die Verfremdung greift um sich, jeder denkt nur an sich selbst. Immer seltener bemerken wir, was im Gegenüber vorgeht. Empathie — ein Fremdwort. Zugleich ist das Internet auch eine brauchbare Plattform, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Sich auszutauschen. Ich konnte mich auch mit meiner Familie austauschen, hatte immer jemanden, der sich Zeit für mich nahm. Aber das Web war eine gute Ergänzung.
Aufgrund von urheberrechtlichen Gründen kann ich die Facebook-Posts nicht alle im Original in diesem Buch abdrucken – ich musste sie abwandeln. Aber sie ergeben denselben Sinn und spiegeln meine Emotionen ebenso wieder. Und wenn ich sie jetzt, ein paar Jahre später lese, weiß ich wieder, wie alles war. Und dass ganz besonders Herzenspferde auch wirklich fehlen können im Leben.
17. Dezember. 2015
— am Boden zerstört
„Seelenpferde hat jemand einmal Pferde wie Euch genannt – Pferde, die es nur einmal geben wird im Leben, die man begleiten darf und die einen auf andere Wege führen; die wie Schatten sind und wie die Luft zum Atmen.“ – Autor unbekannt
Unser letzter Ausritt vor ein paar Tagen. Nicht besonders spektakulär, die Bilder. Und völlig verschwommen. Hätte ich gewusst, dass es die letzten sein werden. Nun ist der Schatten fort und mir stockt der Atem. Ich muss meinen weiteren Weg jetzt ohne dich finden. Danke, dass ich dich begleiten durfte. Bis zum letzten Atemzug. ♥
„So überschlägt sich die Zeit wie ein Stein vom Berge herunter, und man weiß nicht, wo sie hinkommt und wo man ist.“ – Goethe
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Tag #22 ohne dich
— unvollständig
„The moment that you left me, my heart was split in two one side was filled with memories, the other side died with you.
I often lay awake at night when the world is fast asleep and take a walk down memory lane with tears upon my cheek.
Remembering you is easy, I do it everyday, but missing you is a heartache that never goes away.
I hold you tightly within my heart and there you will remain, you see life has gone on without you, but will never be the same.“ –
Autor unbekannt
Unsere ersten Fotos ohne Funi, auch verschwommen, wie könnte es auch anders sein. Und auf dem selben Feld, im selbem Wasser. Nur ein anderes Jahr. Ein anderes Leben… ♥
#Lieblingskira #Skypony #MissYou #Funi #LoveOfMyLife
17. Februar 2016
— feiert das Leben
Weine nicht um dein Pferd, welches das Leben freigegeben hat. Weine nicht um dein Pferd, das nun in Gottes Händen ist. Er hatte es dir gegeben und ihr beide wusstet, dass du es nicht für immer bei dir behalten kannst. Es sollte dich nur eine Weile begleiten und dein Leben bereichern. Dein Pferd gehörte nie dir und meines niemals mir.
„Schau hinauf in den Himmel, wo all diese Pferde mit den Wolken um die Wette rennen. Mit wehenden Mähnen und silbernen Flügeln. Wenn deine Zeit gekommen ist, wird dein Pferd dich abholen. Es wird dich dorthin bringen, wo alle Wünsche wahr werden. Und bis dahin wirst du neue Erinnerungen schaffen. Kein Pferd wird je seinen Platz einnehmen. Weine nicht um die Pferde, die gegangen sind. Erfreue dich an denjenigen, die noch da sind.
#62TageOhneDich #Funi #WeAreStillMissigYou #Sky #BFF #Lieblingspony
17. März 2016
— freut sich über gute Worte
„Sag morgens mir ein gutes Wort,
bevor du gehst vom Hause fort.
Es kann so viel am Tag gescheh‘n,
wer weiß, ob wir uns wiederseh‘n.
Sag lieb ein Wort zur guten Nacht,
wer weiß, ob man noch früh erwacht.
Das Leben ist so schnell vorbei
und dann ist es nicht einerlei,
was du zuletzt zu mir gesagt,
was du zuletzt mich hast gefragt.
Drum lass ein gutes Wort das letzte sein,
bedenk, das letzte könnt‘s für immer sein!“
– Autor unbekannt
#3Months #EndOfLife #Tag91OhneDich #Funi
17. April 2016
— dankt Gott
Die Trauer annehmen und mit der Zeit in Dankbarkeit zu verwandeln, ist eine große Aufgabe. Es gibt Menschen, die beten für die Dinge, die wir für selbstverständlich halten. Ganz gleich, was im letzten Jahr passiert ist.