Vom Kriege. Band Zwei - Carl von Clausewitz - E-Book

Vom Kriege. Band Zwei E-Book

Carl von Clausewitz

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Beschreibung

Clausewitz wurde durch sein unvollendetes Hauptwerk „Vom Kriege“ bekannt, das sich mit der Theorie des Krieges beschäftigt. Seine Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Kriegswesens in allen westlichen Ländern und werden bis heute an Militärakademien gelehrt. Sie finden auch im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing Anwendung. Dies ist der zweite von drei Bänden.

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Carl von Clausewitz

 

Vom Kriege. Band 2

 

 

 

VOM KRIEGE wurde zuerst veröffentlicht von Ferdinand Dümmler, Berlin 1832.

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

© apebook Verlag, Essen (Germany)

www.apebook.de

2024

 

V 1.0

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 Band 2

ISBN 978-3-96130-658-9

Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Vom Kriege. Band 2

Impressum

Z w e i t e r T e i l.

Fünftes Buch. Die Streitkräfte

Erstes Kapitel: Übersicht

Zweites Kapitel: Armee, Kriegstheater, Feldzug

Drittes Kapitel: Machtverhältnis

Viertes Kapitel: Waffenverhältnis

Fünftes Kapitel: Schlachtordnung des Heeres

Sechstes Kapitel: Allgemeine Aufstellung des Heeres

Siebentes Kapitel: Avantgarde und Vorposten

Achtes Kapitel: Wirkungsart vorgeschobener Korps

Neuntes Kapitel: Lager

Zehntes Kapitel: Märsche

Elftes Kapitel: Fortsetzung

Zwölftes Kapitel: Fortsetzung

Dreizehntes Kapitel: Quartiere

Vierzehntes Kapitel: Der Unterhalt

Fünfzehntes Kapitel: Operationsbasis

Sechzehntes Kapitel: Verbindungslinien

Siebzehntes Kapitel: Gegend und Boden

Achtzehntes Kapitel: Überhöhen

Sechstes Buch. Verteidigung

Erstes Kapitel: Angriff und Verteidigung

Zweites Kapitel: Wie verhalten sich Angriff und Verteidigung in der Taktik zueinander

Drittes Kapitel: Wie verhalten sich Angriff und Verteidigung in der Strategie zueinander

Viertes Kapitel: Konzentrizität des Angriffs und Exzentrizität der Verteidigung

Fünftes Kapitel: Charakter der strategischen Verteidigung

Sechstes Kapitel: Umfang der Verteidigungsmittel

Siebentes Kapitel: Wechselwirkung von Angriff und Verteidigung

Achtes Kapitel: Widerstandsarten

Neuntes Kapitel: Die Verteidigungsschlacht

Zehntes Kapitel: Festungen

Elftes Kapitel: Fortsetzung des vorigen Kapitels

Zwölftes Kapitel: Defensivstellung

Dreizehntes Kapitel: Feste Stellungen und verschanzte Lager

Vierzehntes Kapitel: Flankenstellungen

Fünfzehntes Kapitel: Gebirgsverteidigung

Sechzehntes Kapitel: Fortsetzung

Siebzehntes Kapitel: Fortsetzung

Achtzehntes Kapitel: Verteidigung von Strömen und Flüssen

Neunzehntes Kapitel: Fortsetzung

Zwanzigstes Kapitel: A. Verteidigung von Morästen

Zwanzigstes Kapitel: B. Überschwemmungen

Einundzwanzigstes Kapitel: Verteidigung von Wäldern

Zweiundzwanzigstes Kapitel: Der Kordon

Dreiundzwanzigstes Kapitel: Schlüssel des Landes

Vierundzwanzigstes Kapitel: Flankenwirkung

Fünfundzwanzigstes Kapitel: Rückzug in das Innere des Landes

Sechsundzwanzigstes Kapitel: Volksbewaffnung

Siebenundzwanzigstes Kapitel: Verteidigung eines Kriegstheaters

Achtundzwanzigstes Kapitel: Fortsetzung

Neunundzwanzigstes Kapitel: Fortsetzung. Sukzessiver Widerstand

Dreißigstes Kapitel: Fortsetzung. Verteidigung eines Kriegstheaters, wenn keine Entscheidung gesucht wird

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Zu guter Letzt

 

Vom Kriege.Zweiter Teil

Fünftes Buch. Die Streitkräfte

Erstes Kapitel: Übersicht

Wir werden die Streitkräfte betrachten:

1. nach ihrer Stärke und Zusammensetzung;

2. in ihrem Zustand außer dem Gefecht;

3. in Rücksicht ihres Unterhaltes und

4. endlich in ihren allgemeinen Beziehungen zu Gegend und Boden.

Wir werden uns also in diesem Buche mit denjenigen Beziehungen der Streitkräfte beschäftigen, die nur als notwendige Bedingungen des Kampfes, nicht als der Kampf selbst zu betrachten sind. Sie stehen mit diesem Kampf in mehr oder weniger enger Verbindung und Wechselwirkung und werden also bei der Anwendung des Kampfes noch oft zur Sprache kommen, aber wir mußten sie einmal jede für sich als ein Ganzes in ihrem Wesen und ihrer Eigentümlichkeit betrachten.

Zweites Kapitel: Armee, Kriegstheater, Feldzug

Eine genaue Bestimmung dieser drei verschiedenen Werkschuhe für Zeit, Raum und Masse im Kriege läßt die Natur der Sache nicht zu, um aber nicht zuweilen ganz mißverstanden zu werden, müssen wir uns den Sprachgebrauch, an den wir uns in den meisten Fällen gern halten, etwas deutlicher zu machen suchen.

1. Kriegstheater

Eigentlich denkt man sich darunter einen solchen Teil des ganzen Kriegsraumes, der gedeckte Seiten und dadurch eine gewisse Selbständigkeit hat. Diese Deckung kann in Festungen liegen, in großen Hindernissen der Gegend, auch in einer beträchtlichen Entfernung von dem übrigen Kriegsraum. - Ein solcher Teil ist kein bloßes Stück des Ganzen, sondern selbst ein kleines Ganze, welcher dadurch mehr oder weniger in dem Fall ist, daß die Veränderungen, welche sich auf dem übrigen Kriegsraum zutragen, keinen unmittelbaren, sondernnur einen mittelbaren Einfluß auf ihn haben. Wollte man hier ein genaues Merkmal, so könnte es nur die Möglichkeit sein, sich auf dem einen ein Vorgehen zu denken, während auf dem anderen zurückgegangen würde, eine Defension, während auf dem anderen offensiv verfahren würde. Diese Schärfe können wir nicht überall mitnehmen, sie soll bloß den eigentlichen Schwerpunkt andeuten.

2. Armee

Nehmen wir den Begriff des Kriegstheaters zu Hilfe, so ist es sehr leicht zu sagen, was eine Armee ist - diejenige Streitmasse, die sich auf einem und demselben Kriegstheater befindet. Allein dies umfaßt den Sprachgebrauch offenbar nicht ganz. Blücher und Wellington führten 1815 zwei Armeen an, ob sie gleich auf einem Kriegstheater waren. Der Oberbefehl ist also ein anderes Merkmal für den Begriff der Armee. Indessen ist dieses Merkmal dem obigen sehr nahe verwandt, denn wo die Sachen gut eingerichtet sind, sollte auf einem und demselben Kriegstheater nur ein Oberbefehl sein und der Befehlshaber eines eigenen Kriegstheaters niemals eines angemessenen Grades von Selbständigkeit entbehren.

Die bloße, absolute Stärke des Heeres aber entscheidet bei der Benennung weniger, als es im ersten Augenblick scheint. Denn wo mehrere Armeen auf einem und demselben Kriegstheater und unter gemeinschaftlichem Oberbefehl handeln, tragen sie diesen Namen nicht der Stärke wegen, sondern sie bringen ihn aus ihren früheren Verhältnissen mit (1813 die Schlesische, Nordarmee usw.), und man wird eine große Masse, die bestimmt ist, in einem Kriegstheater zu bleiben, zwar in Korps, aber niemals in verschiedene Armeen teilen, wenigstens wäre das gegen den Sprachgebrauch, der also fest an der Sache gehalten zu haben scheint. Auf der anderen Seite wäre es zwar pedantisch, für jeden Parteigänger, der in einer entfernten Provinz unabhängig haust, den Namen einer Armee in Anspruch zu nehmen, doch kann man nicht unbemerkt lassen, daß es niemand auffällt, wenn von der Armee der Vendéer im Revolutionskriege die Rede ist, wiewohl sie oft nicht viel stärker war. Die Begriffe Armee und Kriegstheater werden also in der Regel miteinander gehen und sich wechselseitig tragen.

3. Feldzug

Ob man gleich oft Feldzug nennt, was in einem Jahr an kriegerischen Begebenheiten auf allen Kriegstheatern vorgekommen ist, so ist es doch gewöhnlicher und bestimmter gesprochen, die Begebenheiten eines Kriegstheaters darunter zu verstehen. Schlimmer aber ist es, mit dem Begriff von einem Jahr fertig zu werden, da sich die Kriege nicht mehr durch bestimmte und lange Winterquartiere von selbst in einjährige Feldzüge abteilen. Da die Begebenheiten eines Kriegstheaters von selbst in gewisse größere Abschnitte zerfallen, wenn nämlich die unmittelbaren Wirkungen einer mehr oder weniger großen Katastrophe aufhören und neue Verwicklungen geschürzt werden, so müssen diese natürlichen Einschnitte mit in Betrachtung gezogen werden, um einem Jahre (Feldzuge) seinen vollständigen Anteil von Begebenheiten zuzumessen. Niemand wird den Feldzug von 1812 an der Memel endigen lassen, wo die Armeen sich am 1. Januar befanden, und den weiteren Rückzug der Franzosen bis über die Elbe zum Feldzug von 1813 rechnen, da er offenbar nur ein Stück des ganzen Rückzuges von Moskau ist.

Daß die Feststellung dieser Begriffe keine größere Schärfe hat, ist von gar keinem Nachteil, weil sie nicht wie philosophische Definitionen zu irgendeiner Quelle von Bestimmungen gebraucht werden können. Sie sollen bloß dienen, der Sprache etwas mehr Klarheit und Bestimmtheit zu geben.

Drittes Kapitel: Machtverhältnis

Wir haben im achten Kapitel des dritten Buches gesagt, welchen Wert die Überlegenheit der Zahl im Gefechte und folglich die allgemeine Überlegenheit in der Strategie hat, woraus denn die Wichtigkeit des Machtverhältnisses hervorgeht, über welches wir hier noch ein paar nähere Betrachtungen anstellen müssen.

Wenn wir die neueste Kriegsgeschichte ohne Vorurteil betrachten, so müssen wir gestehen, daß die Überlegenheit in der Zahl mit jedem Tag entscheidender wird; wir müssen also den Grundsatz, möglichst stark im entscheidenden Gefecht zu sein, allerdings jetzt etwas höher stellen, als er ehemals gestellt worden sein mag.

Der Mut und Geist des Heeres haben zu allen Zeiten die physischen Kräfte multipliziert und werden es auch ferner tun; aber wir haben in der Geschichte Zeiten, wo eine große Überlegenheit in der Einrichtung und Ausrüstung der Heere, andere, wo eine solche Überlegenheit in der Beweglichkeit ein bedeutendes moralisches Übergewicht gab; dann waren es neu aufgebrachte taktische Systeme, dann verwickelte sich die Kriegskunst in dem Bestreben durch eine kunstvolle, nach großen und umfassenden Grundsätzen eingerichtete Benutzung der Gegend, und in diesem Gebiet konnte der eine Feldherr dem anderen hin und wieder große Vorteile abgewinnen; aber dieses Bestreben selbst ist untergegangen, hat einer natürlichen und einfacheren Verfahrungsweise Platz machen müssen. - Sehen wir nun die Erfahrungen der letzten Kriege ohne vorgefaßte Meinung an, so müssen wir uns sagen, daß sich darin von jenen Erscheinungen wenig mehr gezeigt hat, sowohl überhaupt im ganzen Feldzug als in den entscheidenden Gefechten, namentlich der Hauptschlacht, wobei wir an das zweite Kapitel des vorhergehenden Buches erinnern.

Die Heere sind in unseren Tagen einander an Bewaffnung, Ausrüstung und Übung so ähnlich, daß zwischen den besten und schlechtesten kein sehr merklicher Unterschied in diesen Dingen besteht. Die Bildung in den wissenschaftlichen Korps mag noch einen merklichen Unterschied haben, aber sie führt meistens nur dahin, daß die einen die Erfinder und Anführer in den besseren Einrichtungen sind und die anderen die schnell folgenden Nachahmer. Selbst die Unterfeldherren, die Führer der Korps und Divisionen, haben überall, was ihr Handwerk betrifft, ziemlich dieselben Ansichten und Methoden gefaßt, so daß außer dem Talent des obersten Feldherrn, welches schwerlich in einem konstanten Verhältnis mit der Bildung des Volkes und Heeres zu denken, sondern ganz dem Zufall überlassen ist, nur noch die Kriegsgewohnheit ein merkliches Übergewicht geben kann. Je mehr das Gleichgewicht in allen jenen Dingen besteht, um so entscheidender wird das Machtverhältnis.

Der Charakter, welchen die heutigen Schlachten haben, ist die Folge jenes Gleichgewichts. Man lese nur unbefangen die Schlacht von Borodino, wo das erste Heer der Welt, das französische, sich mit dem russischen gemessen hat, welches doch in vielen seiner Einrichtungen und in der Bildung seiner einzelnen Glieder am weitesten zurück sein mochte. In der ganzen Schlacht kommt nicht ein einziger Zug überwiegender Kunst oder Intelligenz vor, es ist ein ruhiges Abmessen der Kräfte aneinander, und da diese fast gleich waren, so konnte am Ende nichts folgen als ein sanftes Umschlagen der Waage nach derjenigen Seite hin, wo die größere Energie der Führung und die größere Kriegsgewohnheit des Heeres war. Wir wählen diese Schlacht als Beispiel, weil in ihr ein Gleichgewicht der Zahl bestand, wie es sich in wenig anderen findet.

Wir behaupten nicht, daß alle Schlachten so sind, aber es ist der Grundton der meisten.

Bei einer Schlacht, wo sich die Kräfte so langsam und methodisch aneinander abmessen, muß der Überschuß einen viel sichereren Erfolg geben. In der Tat werden wir uns in der neuesten Kriegsgeschichte vergeblich nach Schlachten umsehen, wo man über den doppelt so starken Feind gesiegt hätte, wie früher doch öfter vorgekommen ist. Bonaparte, der größte Feldherr der neueren Zeit, hatte in seinen siegreichen Hauptschlachten, mit Ausnahme einer einzigen, der von Dresden 1813, stets eine überlegene oder wenigstens nicht merklich schwächere Armee zu vereinigen gewußt, und wo ihm dies nicht möglich war, wie bei Leipzig, Brienne, Laon und Belle-Alliance, erlag er.

Aber die absolute Stärke ist in der Strategie meistens ein Gegebenes, an welchem der Feldherr nichts mehr ändern kann. Die Folge unserer Betrachtung kann aber nicht sein, daß der Krieg mit einem merklich schwächeren Heer unmöglich sei. Der Krieg ist nicht immer ein freier Entschluß der Politik, und am wenigsten ist er es da, wo die Kräfte sehr ungleich sind; folglich läßt sich jedes Machtverhältnis im Kriege denken, und es wäre eine sonderbare Kriegstheorie, die sich da ganz lossagen wollte, wo sie am meisten gebraucht wird.

Wie wünschenswert die Theorie also eine angemessene Streitkraft finden muß, so kann sie doch auch von der unangemessensten nicht sagen, daß sie keine Anwendung mehr zuließe. Es sind hier keine Grenzen zu bestimmen.

Je schwächer die Kraft, um so kleiner müssen die Zwecke sein; ferner: je schwächer die Kraft, um so kürzer die Dauer. Nach diesen beiden Seiten hin hat also die Schwäche Raum auszuweichen, wenn wir uns so ausdrücken dürfen. Welche Veränderungen nun das Maß der Kraft in der Kriegführung hervorbringt, werden wir nur nach und nach sagen können, wie die Dinge vorkommen; hier ist es genug, den allgemeinen Gesichtspunkt angegeben zu haben; um denselben aber zu vervollständigen, wollen wir nur noch das eine hinzufügen.

Je mehr dem in einen ungleichen Kampf Hineingezogenen der Umfang der Kräfte fehlt, um so größer muß, von der Gefahr gedrängt, die innere Spannung, die Energie derselben werden. Wo das Entgegengesetzte stattfindet, wo statt einer heldenmütigen Verzweiflung eine mutlose eintritt, da hört freilich alle Kriegskunst auf.

Verbindet sich mit jener Energie der Kräfte eine weise Mäßigung in den vorgesetzten Zwecken, so entsteht jenes Spiel von glänzenden Schlägen und vorsichtiger Zurückhaltung, welches wir in Friedrichs des Großen Kriegen bewundern müssen.

Je weniger aber diese Mäßigung und Behutsamkeit vermögen, um so vorherrschender muß die Spannung und Energie der Kräfte werden. Wo das Mißverhältnis der Macht so groß ist, daß keine Beschränkung des eigenen Zieles vor dem Untergang sichert, oder die wahrscheinliche Dauer der Gefahr so groß, daß die sparsamste Verwendung der Kräfte nicht mehr ans Ziel führen kann, da wird oder soll sich die Spannung der Kräfte in einen einzigen verzweiflungsvollen Schlag zusammenziehen; der Bedrängte wird, kaum Hilfe mehr erwartend von Dingen, die ihm keine versprachen, sein ganzes und letztes Vertrauen in die moralische Überlegenheit setzen, welche die Verzweiflung jedem Mutigen gibt, er wird die höchste Kühnheit als die höchste Weisheit betrachten, allenfalls noch kecker List die Hand reichen und, wenn kein Erfolg ihm werden soll, in einem ehrenvollen Untergange das Recht zu künftiger Auferstehung finden.

Viertes Kapitel: Waffenverhältnis

Wir werden nur von den drei Hauptwaffen reden: dem Fußvolk, der Reiterei und der Artillerie.

Man verzeihe folgende Analyse, die wesentlicher in die Taktik gehört, uns aber zum bestimmteren Denken nötig ist.

Das Gefecht besteht aus zwei wesentlich zu unterscheidenden Bestandteilen: dem Vernichtungsprinzip des Feuers und dem Handgemenge oder persönlichen Gefecht. Das letztere ist wieder entweder Angriff oder Verteidigung (Angriff und Verteidigung sind hier, wo von Elementen die Rede ist, ganz absolut zu verstehen). Die Artillerie wirkt offenbar nur durch das Vernichtungsprinzip des Feuers, die Reiterei nur durch das persönliche Gefecht, das Fußvolk durch beides.

Bei dem persönlichen Gefecht ist das Wesen der Verteidigung, fest zu stehen wie eingewurzelt im Boden; das Wesen des Angriffs ist die Bewegung. Die Reiterei entbehrt die erstere Eigenschaft ganz und genießt die letztere vorzugsweise. Sie ist also nur zum Angriff geeignet. Die Infanterie hat die Eigenschaft des festen Standes vorzugsweise, entbehrt aber die Bewegung nicht ganz.

Aus dieser Verteilung der kriegerischen Elementarkräfte unter die verschiedenen Waffen ergibt sich die Überlegenheit und Allgemeinheit des Fußvolkes im Vergleich mit den beiden anderen Waffen, da sie die einzige ist, die alle drei Elementarkräfte in sich vereinigt. Ferner wird hieraus klar, wie die Verbindung der drei Waffen im Kriege zu einem vollkommeneren Gebrauche der Kräfte führt, weil man dadurch in den Stand gesetzt ist, das eine oder das andere Prinzip, welches in dem Fußvolk auf eine unveränderliche Weise verbunden ist, nach Belieben zu verstärken.

Das Vernichtungsprinzip des Feuers ist in unseren jetzigen Kriegen offenbar das überwiegend wirksame, dem ungeachtet aber ist ebenso offenbar der persönliche Kampf Mann gegen Mann als die eigentliche selbständige Basis des Gefechts anzusehen. Darum wäre also ein Heer von bloßer Artillerie im Kriege ein Unding; ein Heer von bloßer Reiterei aber wäre denkbar, nur würde es von sehr geringer intensiver Stärke sein. Nicht bloß denkbar, sondern auch schon viel stärker wäre ein Heer von bloßem Fußvolk. Die drei Waffen haben also in Beziehung auf Selbständigkeit diese Ordnung: Fußvolk, Reiterei, Artillerie.

So ist es aber nicht in Beziehung auf die Wichtigkeit, die jede hat, wenn sie in Verbindung mit den anderen ist. Da das Vernichtungsprinzip viel wirksamer ist als das Bewegungsprinzip, so würde die gänzliche Abwesenheit der Reiterei ein Heer weniger schwächen als die gänzliche Abwesenheit der Artillerie.

Ein Heer von bloßem Fußvolk und Artillerie würde zwar, gegenüber einem anderen von allen drei Waffen gebildet, sich in einer unangenehmen Lage befinden, aber wenn es, was ihm an Reiterei abgeht, durch eine verhältnismäßige Menge des Fußvolkes ersetzte, so würde es bei einem etwas anders eingerichteten Verfahren doch mit seinem taktischen Haushalt fertig werden können. Es würde sich wegen der Vorposten in ziemlicher Verlegenheit befinden, niemals den geschlagenen Feind mit großer Lebhaftigkeit verfolgen können und einen eigenen Rückzug mit mehr Mühseligkeiten und Anstrengungen machen; aber diese Schwierigkeiten würden doch wohl an und für sich nicht hinreichen, es ganz aus dem Felde zu vertreiben. - Dagegen würde ein solches Heer, gegenüber einem anderen von bloßem Fußvolk und Reiterei gebildet, eine sehr gute Rolle spielen, und wie dieses letztere gegen alle drei Waffen das Feld halten könnte, läßt sich kaum denken.

Daß diese Betrachtungen über die Wichtigkeit der einzelnen Waffen nur von der Allgemeinheit aller kriegerischen Fälle abstrahiert sind, wo ein Fall den anderen überträgt, versteht sich von selbst, und es kann also nicht die Absicht sein, die gefundene Wahrheit auf jede individuelle Lage eines einzelnen Gefechts anwenden zu wollen. Ein Bataillon auf einem Vorposten oder auf dem Rückzug wird vielleicht lieber eine Schwadron als ein paar Kanonen bei sich haben. Eine Masse Reiterei und reitende Artillerie, die den fliehenden Feind schnell verfolgen oder umgehen soll, kann gar kein Fußvolk brauchen usw.

Fassen wir das Resultat dieser Betrachtungen noch einmal zusammen, so ist es:

1. Das Fußvolk ist die selbständigste unter den Waffen.

2. Die Artillerie ist ganz unselbständig.

3. Das Fußvolk das wichtigste bei der Verbindung mehrerer.

4. Die Reiterei ist am entbehrlichsten.

5. Die Verbindung der drei gibt die größte Stärke.

Gibt die Verbindung aller drei Waffen die größte Stärke, so ist es natürlich, nach dem absolut besten Verhältnis zu fragen, und diese Frage ist fast unmöglich zu beantworten.

Wenn man den Aufwand der Kräfte, welchen die Anschaffung und Unterhaltung der verschiedenen Waffen nötig machen, untereinander vergleichen könnte und dann wieder das, was jede im Kriege leistet, so müßte man auf ein bestimmtes Resultat kommen, welches ganz abstrakt das beste Verhältnis ausdrückte. Allein dieses ist kaum mehr als ein Spiel der Vorstellungen. Schon das vordere Glied dieses Verhältnisses ist schwer zu bestimmen; der eine Faktor zwar nicht, nämlich die Kosten; aber ein anderer ist der Wert des Menschenlebens, worüber niemand gern in Zahlen etwas wird aufstellen wollen.

Auch der Umstand, daß jede der drei Waffen sich vorzugsweise auf eine andere Staatskraft gründet, das Fußvolk auf die Menge der Menschen, die Reiterei auf die Menge der Pferde, die Artillerie auf die vorhandenen Geldmittel, bringt einen fremden Bestimmungsgrund hinein, den wir auch in den großen historischen Umrissen verschiedener Völker und Zeiten deutlich vorherrschen sehen.

Wir müssen uns also, da wir aus anderen Gründen eines Maßstabes doch nicht ganz entbehren können, statt jenes ganzen ersten Gliedes des Verhältnisses nur des einen Faktors bedienen, den wir ausmitteln können, nämlich die Geldkosten. Hierüber haben wir nun mit einer für uns zureichenden Genauigkeit im allgemeinen anzugeben, daß nach den gewöhnlichen Erfahrungen eine Schwadron von 150 Pferden, ein Bataillon von 800 Mann und eine Batterie von 8 sechspfündigen Geschützen ungefähr gleich viel kosten, sowohl was die Ausrüstungs- als Unterhaltungskosten betrifft.

Was das andere Glied des Verhältnisses betrifft, nämlich, wie viel jede Waffe im Vergleich mit der anderen leistet, so ist für dasselbe eine bestimmte Größe noch viel weniger auszumachen. Möglich würde eine solche Ermittelung allenfalls noch sein, wenn es auf das bloße Vernichtungsprinzip ankäme, allein jede Waffe hat ihre eigentümliche Bestimmung, also ihren eigenen Wirkungskreis; dieser aber ist wieder nicht so bestimmt, daß er nicht größer oder kleiner sein könnte, wodurch bloß Modifikationen in der Kriegführung, aber noch keine entschiedenen Nachteile herbeigeführt werden.

Man spricht wohl oft von dem, was die Erfahrung darüber lehrt, und glaubt in der Kriegsgeschichte hinreichende Gründe zu einer Feststellung zu finden, aber jeder muß sich sagen, daß das bloße Redensarten sind, die, weil sie auf nichts Primitives und Notwendiges zurückgeführt werden, in einer untersuchenden Betrachtung keine Rücksicht verdienen.

Wenn nun auch für das beste Verhältnis der Waffen sich zwar eine bestimmte Größe denken läßt, diese aber ein nicht auszumittelndes x, ein bloßes Spiel der Vorstellungen ist, so wird man doch sagen können, welche Wirkungen es haben wird, wenn eine der Waffen in großer Überlegenheit oder in sehr geringer Zahl im Vergleich mit derselben Waffe im feindlichen Heere vorhanden ist.

Die Artillerie verstärkt das Vernichtungsprinzip des Feuers, sie ist die furchtbarste der Waffen, und ihr Mangel schwächt also die intensive Kraft des Heeres ganz vorzüglich. Von der anderen Seite ist sie die unbeweglichste der Waffen, sie macht folglich das Heer schwerfälliger; ferner bedarf sie immer eine Truppe zu ihrer Deckung, weil sie keines persönlichen Gefechts fähig ist; ist sie zu zahlreich, so daß die Deckungstruppen, welche ihr gegeben werden können, nicht überall den feindlichen Angriffsmassen gewachsen sind, so wird sie häufig verlorengehen, und dabei zeigt sich ein neuer Nachteil, daß sie nämlich von den drei Waffen diejenige ist, die der Feind in ihren Hauptteilen, nämlich Geschütz und Fahrzeug, sehr bald gegen uns gebrauchen kann.

Die Reiterei vermehrt das Prinzip der Bewegung in einem Heer. Ist sie in einem zu geringen Maße vorhanden, so schwächt das den raschen Brand des kriegerischen Elementes dadurch, daß alles langsamer (zu Fuß) gemacht wird, daß alles vorsichtiger eingerichtet werden muß; die reiche Saat des Sieges wird nicht mehr mit der Sense, sondern mit der Sichel geschnitten.

Ein Übermaß der Reiterei kann freilich niemals als eine unmittelbare Schwächung der Streitkräfte, als ein inneres Mißverhältnis angesehen werden, aber freilich mittelbar wegen des schwierigen Unterhaltes, und wenn man bedenkt, daß man statt 10000 Mann Reiterei, die man zu viel hat, 50000 Mann Fußvolk haben könnte.

Diese Eigentümlichkeiten, welche aus dem Vorherrschen einer Waffe entspringen, sind der Kriegskunst im engeren Sinn um so wichtiger, da sie den Gebrauch der vorhandenen Streitkräfte lehrt, und mit diesen Streitkräften dem Feldherrn auch gewöhnlich das Maß der einzelnen Waffen zugemessen wird, ohne daß er viel dabei zu bestimmen hätte.

Wollen wir uns also den Charakter einer Kriegsart modifiziert durch eine vorherrschende Waffe denken, so ist es auf folgende Weise:

Ein Übermaß von Artillerie muß zu einem mehr defensiven und passiven Charakter der Unternehmungen führen; man wird sein Heil mehr in starken Stellungen, großen Abschnitten des Bodens, selbst in Gebirgsstellungen suchen, damit die Hindernisse des Bodens die Verteidigung und den Schutz der zahlreichen Artillerie übernehmen, und die feindlichen Kräfte selbst kommen, sich ihre Vernichtung zu holen. Der ganze Krieg wird in einem ernsten, förmlichen Menuettschritt geführt werden.

Ein Mangel an Artillerie wird umgekehrt uns vermögen, das Angriffs-, das aktive, das Bewegungsprinzip vorwalten zu lassen. Märsche, Mühen, Anstrengungen werden für uns zu eigentümlichen Waffen; so wird der Krieg mannigfaltiger, lebendiger, krauser; die großen Begebenheiten werden in Scheidemünze umgesetzt.

Bei einer sehr zahlreichen Reiterei werden wir die weiten Ebenen suchen und die großen Bewegungen lieben. In größerer Entfernung vom Feinde werden wir größere Ruhe und Bequemlichkeit genießen, ohne sie ihm zu gönnen. Wir werden kühnere Umgehungen und überhaupt dreistere Bewegungen wagen, weil wir über den Raum gebieten. Insoweit Diversionen und Invasionen zu den wahren Hilfsmitteln des Krieges gehören, werden wir uns ihrer mit Leichtigkeit bedienen können.

Ein entschiedener Mangel an Reiterei vermindert die Bewegungskraft des Heeres, ohne sein Vernichtungsprinzip zu verstärken, wie das Übermaß der Artillerie tut. Vorsicht und Methode sind dann der Hauptcharakter des Krieges. Dem Feinde immer unter den Augen bleiben, um ihn immer unter den Augen zu haben, keine schnellen, noch weniger übereilte Bewegungen, überall ein langsames Hinschieben gut gesammelter Massen, Vorliebe zur Verteidigung und zur durchschnittenen Gegend und, wo der Angriff sein muß, die kürzeste Richtung auf den Schwerpunkt der feindlichen Armee sind die natürlichen Tendenzen in diesem Falle.

Diese verschiedenen Richtungen, welche die Kriegsart nach einer vorherrschenden Waffe annimmt, werden selten so umfassend und durchgreifend sein, daß sie allein oder vorzüglich die Richtung des ganzen Unternehmens abgeben. Ob man den strategischen Angriff oder die Verteidigung, dieses oder jenes Kriegstheater, eine Hauptschlacht oder eines der anderen Zerstörungsmittel wählen soll, wird wohl durch andere wesentlichere Umstände bestimmt werden, wenigstens ist sehr zu befürchten, daß, wenn dies nicht der Fall sein sollte, man eine Nebensache für die Hauptsache genommen hätte. Aber auch wenn dem so ist, wenn die Hauptfragen bereits aus anderen Gründen entschieden worden sind, bleibt immer noch ein gewisser Spielraum für den Einfluß der vorherrschenden Waffenart, denn man kann im Angriff vorsichtig und methodisch, in der Verteidigung kühn und unternehmend sein usw. durch alle verschiedenen Stationen und Nuancen kriegerischen Lebens.

Umgekehrt kann die Natur des Krieges auf das Verhältnis der Waffen einen merklichen Einfluß haben.

Erstens: Ein auf Landwehr und Landsturm gestützter Volkskrieg muß natürlich eine große Menge Fußvolk aufstellen; denn in einem solchen fehlt es mehr an Ausrüstungsmitteln als an Menschen, und da die Ausrüstung ohnehin dabei noch auf das Allernotwendigste beschränkt wird, so kann man leicht denken, daß für eine Batterie von acht Geschützen nicht ein Bataillon, sondern zwei oder drei gestellt werden könnten.

Zweitens: Kann ein Schwacher gegen einen Mächtigen nicht zur Volksbewaffnung oder einem derselben nahe kommenden Landwehrstande seine Zuflucht nehmen, so ist allerdings die Vermehrung der Artillerie das kürzeste Mittel, seine schwache Streitkraft dem Gleichgewicht zu nähern; denn er gewinnt die Menschen und erhöht das wesentlichste Prinzip seiner Streitkraft, nämlich das Vernichtungsprinzip. Ohnehin wird er meistens auf ein kleines Kriegstheater beschränkt sein, und diese Waffe sich also mehr für ihn eignen. Friedrich der Große ergriff dies Mittel in den späteren Jahren des Siebenjährigen Krieges.

Drittens: Die Reiterei ist die Waffe der Bewegung und großen Entscheidungen; ihr Vorherrschen über das gewöhnliche Verhältnis ist also wichtig bei sehr ausgedehnten Räumen, großen Hin- und Herzügen und der Absicht großer entscheidender Schläge. Bonaparte gibt ein Beispiel davon.

Daß Angriff und Verteidigung nicht eigentlich an sich einen Einfluß darauf haben können, wird erst deutlich werden können, wenn wir von diesen beiden Formen der kriegerischen Tätigkeit reden; vorläufig wollen wir nur bemerken, daß beide, der Angreifende wie der Verteidiger, in der Regel dieselben Räume durchziehen und auch, wenigstens in vielen Fällen, dieselben entscheidenden Absichten haben können. Wir erinnern an den Feldzug von 1812.

Gewöhnlich ist man der Meinung, daß die Reiterei im Verhältnis zum Fußvolk im Mittelalter sehr viel zahlreicher gewesen sei und nach und nach bis auf unsere Tage abgenommen habe. Dies ist doch wenigstens zum Teil ein Mißverständnis. Das Verhältnis der Reiterei, der Zahl nach, war im Durchschnitt vielleicht nicht bedeutend größer, wie man sich wohl überzeugen wird, wenn man die genaueren Angaben der Streitkräfte durch das Mittelalter verfolgt. Man denke nur an die Massen des Fußvolkes, welche die Heere der Kreuzfahrer ausmachten oder den deutschen Kaisern auf ihren Römerzügen folgten. Aber es war die Wichtigkeit der Reiterei, welche viel größer war. Sie war die stärkere Waffe, aus dem besten Teile des Volkes zusammengesetzt, und war dies so sehr, daß sie, obgleich immer sehr viel schwächer, doch immer als die Hauptsache angesehen, das Fußvolk wenig gerechnet, kaum genannt wurde; daher denn auch die Meinung entstanden ist, als habe es damals dessen sehr wenig gegeben. Freilich kam bei kleineren Kriegsanfällen im Inneren von Deutschland, Frankreich und Italien der Fall öfter als jetzt vor, daß das ganze kleine Heer aus bloßer Reiterei bestand; da sie die Hauptwaffe war, so hatte das nichts Widersprechendes; allein diese Fälle können nicht entscheiden, wenn wir die Allgemeinheit im Auge haben, wo sie von den größeren Heeren reichlich übertragen werden. Nur als alle Lehnsverbindlichkeit in der Kriegführung aufgehört hatte, die Kriege durch geworbene, gemietete und besoldete Soldaten geführt wurden, also auf Geld und Werbung sich stützten, also in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und der Kriege unter Ludwig XIV., da hörte dieser Gebrauch einer großen Masse weniger nützlichen Fußvolkes auf, und man würde vielleicht ganz auf die Reiterei zurückgekommen sein, wenn das Fußvolk nicht schon durch eine merkliche Ausbildung des Feuergewehres an Wichtigkeit zugenommen und sich dadurch einigermaßen in seiner überlegenen Zahl behauptet hätte; das Verhältnis desselben zur Reiterei war in dieser Periode, wenn es schwach war, wie 1 : 1, wenn es zahlreich war, wie 3 : 1.

Von jener Wichtigkeit hat die Reiterei seitdem immer mehr eingebüßt, je weiter die Ausbildung der Feuerwaffen gegangen ist. Dies ist schon an sich verständlich genug, nur muß diese Ausbildung nicht bloß auf die Waffe selbst und die Kunstfertigkeit ihres Gebrauches bezogen werden, sondern auch auf den Gebrauch der damit ausgerüsteten Heeresteile. In der Mollwitzer Schlacht hatten es die Preußen auf den größten Grad der Feuerfertigkeit gebracht, der auch seitdem in diesem Sinn nicht weiter hat getrieben werden können. Dagegen ist der Gebrauch des Fußvolkes in durchschnittener Gegend und des Feuergewehres im Schützengefecht erst seitdem aufgekommen und all ein großer Fortschritt in dem Vernichtungsakt zu betrachten.

Unsere Meinung ist also, daß das Verhältnis der Reiterei sich der Zahl nach wenig, der Wichtigkeit nach aber sehr verändert hat. Dies scheint ein Widerspruch zu sein, ist es aber in der Tat nicht. Das Fußvolk des Mittelalters nämlich war, wenn es sich in großer Zahl beim Heere befand, nicht durch sein inneres Verhältnis zur Reiterei auf diese Zahl gekommen, sondern weil alles, was man nicht zu der viel kostbareren Reiterei stellen konnte, als Fußvolk gestellt wurde; dieses Fußvolk war also ein bloßer Behelf, und die Reiterei hätte, wenn ihre Zahl bloß nach ihrem inneren Wert bestimmt werden sollte, nie zu stark sein können. So ist zu begreifen, wie trotz der stets verminderten Wichtigkeit die Reiterei vielleicht immer noch Bedeutung genug hat, um sich auf dem Punkt des Zahlenverhältnisses zu erhalten, welchen sie bisher so dauernd behauptet hat.

In der Tat ist es bemerkenswert, daß wenigstens seit dem Österreichischen Sukzessionskriege das Verhältnis der Reiterei zum Fußvolk sich gar nicht verändert und immer zwischen einem Vierteil, einem Fünfteil und einem Sechsteil desselben geschwebt hat; dies scheint anzudeuten, daß in demselben das natürliche Bedürfnis gerade befriedigt sei, und sich also darin diejenigen Größen kundtäten, die unmittelbar nicht auszumitteln sind. Wir zweifeln doch, daß dem so sei, und finden, daß die anderweitigen Veranlassungen zu einer zahlreichen Reiterei in den namhaftesten Fällen offenbar am Tage liegen.

Rußland und Österreich sind Staaten, welche darauf hingewiesen sind, weil sie noch Bruchstücke tatarischer Einrichtung in ihrem Staatsverband haben. Bonaparte konnte für seine Zwecke nie stark genug sein; hatte er nun die Konskription benutzt, soviel immer möglich war, so blieb ihm nur noch die Verstärkung seines Heeres durch Vermehrung der Hilfswaffen, welche mehr auf das Geld als auf Menschenverbrauch gegründet sind. Außerdem ist nicht zu verkennen, daß bei dem ungeheuren Umfange seiner kriegerischen Züge die Reiterei einen höheren Wert haben mußte als in gewöhnlichen Fällen.

Friedrich der Große rechnete bekanntlich sehr ängstlich jeden Rekruten nach, den er seinem Lande ersparen konnte; es war seine Hauptindustrie, sein Heer soviel als möglich auf Kosten des Auslandes stark zu erhalten. Daß er dazu alle Ursache hatte, begreift man, wenn man bedenkt, daß ihm von der kleinen Ländermasse noch Preußen und die westfälischen Provinzen entzogen waren.

Die Reiterei, außerdem, daß sie überhaupt weniger Menschen erfordert, ergänzte sich auch viel leichter durch Werbung; dazu kam sein durchaus auf Überlegenheit in der Bewegung gegründetes Kriegssystem, und so geschah es, daß sich seine Reiterei, während sein Fußvolk abnahm, bis Ende des Siebenjährigen Krieges hin immer noch vermehrte; doch betrug sie selbst am Ende desselben schwerlich über ein Vierteil der im Felde stehenden Infanterie.

Es fehlte in der eben bezeichneten Epoche auch nicht an Beispielen, daß Armeen mit ungewöhnlich schwacher Reiterei aufgetreten sind und doch den Sieg erhalten haben. Das namhafteste ist die Schlacht von Groß-Görschen. Bonaparte war, wenn wir bloß auf die Divisionen sehen, die teil an dem Gefecht genommen, 100000 Mann stark, wobei 5000 Mann Reiterei und 90000 Mann Fußvolk; die Verbündeten 70000 Mann, wobei 25000 Mann Reiterei und 40000 Mann Fußvolk. Bonaparte hatte also für 20000 Mann Reiterei, welche ihm abgingen, nur 50000 Mann Fußvolk mehr, er hätte aber 100000 dafür haben sollen. Hat er die Schlacht mit jenem Übergewicht an Fußvolk gewonnen, so kann man wohl fragen, ob er sie, wenn das Verhältnis 140000 zu 40000 gewesen wäre, überhaupt möglicherweise hätte verlieren können. Freilich zeigte sich gleich nach der Schlacht der große Nutzen unserer Überlegenheit an Reiterei, denn Bonaparte erntete fast keine Siegestrophäe. Der Gewinn der Schlacht ist also nicht alles - aber bleibt es nicht immer die Hauptsache?

Wenn wir solche Betrachtungen anstellen, so haben wir Mühe, zu glauben, daß das Verhältnis, auf welches sich Reiterei und Fußvolk seit 80 Jahren gestellt und erhalten haben, das natürliche, bloß aus ihrem absoluten Werte hervorgehende sei; wir sind vielmehr der Meinung, daß nach manchem Oszillieren das Verhältnis dieser beiden Waffen sich ferner in dem bisherigen Sinn verändern und die konstante Zahl der Reiterei am Ende bedeutend geringer werden wird. –

Was die Artillerie betrifft, so ist die Anzahl der Geschütze natürlich seit ihrer Erfindung und mit ihrer Erleichterung und Vervollkommnung gestiegen; doch erhält auch sie sich seit Friedrich dem Großen ziemlich auf demselben Verhältnis von 2 bis 3 Geschützen auf 1000 Mann, wohlverstanden bei Eröffnung des Feldzuges, denn im Laufe desselben schmilzt die Artillerie nicht so zusammen wie das Fußvolk, daher ist das Verhältnis am Ende des Feldzuges merklich stärker und kann zu 3, 4 bis 5 Geschützen auf 1000 Mann angenommen werden. Ob dies Verhältnis das natürliche ist, oder die Vermehrung der Geschütze noch weitergehen kann, ohne der ganzen Kriegführung zum Nachteil zu gereichen, muß der Erfahrung überlassen bleiben. Fassen wir jetzt noch ein Hauptresultat unserer ganzen Betrachtung auf, so ist es:

1. Daß das Fußvolk die Hauptwaffe ist, welcher die anderen beiden zugeordnet sind.

2. Daß man durch einen größeren Aufwand von Kunst und Tätigkeit in der Führung des Krieges den Mangel beider einigermaßen ersetzen kann, vorausgesetzt, daß man dafür um so viel stärker an Fußvolk sei, und daß man dies um so eher könne, je besser dieses Fußvolk ist.

3. Daß die Artillerie schwerer zu entbehren ist als die Reiterei, weil sie das Hauptvernichtungsprinzip und ihr Gefecht mit dem des Fußvolkes mehr verschmolzen ist.

4. Daß überhaupt, da die Artillerie im Vernichtungsakt die stärkste Waffe ist, und die Reiterei die schwächste, man immer fragen muß: wieviel Artillerie kann man ohne Nachteil haben, und mit wie wenig Reiterei kann man sich behelfen?

Fünftes Kapitel: Schlachtordnung des Heeres

Die Schlachtordnung ist diejenige Einteilung und Zusammensetzung der Waffen zu einzelnen Gliedern des Ganzen und diejenige Form ihrer Aufstellung, welche für den ganzen Feldzug oder Krieg die Norm bleiben soll.

Sie besteht also gewissermaßen aus einem arithmetischen und einem geometrischen Element, der Einteilung und der Aufstellung. Die erstere geht von der festen Friedensorganisation des Heeres aus, nimmt gewisse Teile wie Bataillone, Schwadronen, Regimenter und Batterien als Einheiten an und bildet davon die größeren Glieder bis zum Ganzen hinauf nach dem Bedürfnis der herrschenden Umstände. Auf eben die Art geht die Aufstellung von der Elementartaktik aus, welche dem Heere im Frieden gelehrt und eingeübt ist, und die als eine im Augenblick des Krieges nicht mehr wesentlich zu verändernde Eigenschaft desselben angesehen werden muß, knüpft daran die Bedingungen, welche der Gebrauch der Truppen im Kriege und im großen erfordert, und bestimmt so im allgemeinen die Norm, nach welcher das Heer zum Gefecht aufgestellt werden soll.

Dies ist überall der Fall gewesen, wo große Heere ins Feld gerückt sind, und es gab sogar Zeiten, wo diese Form als das wesentlichste Stück des Gefechtes angesehen wurde.

Als im 17. und 18. Jahrhundert die Ausbildung des Feuergewehres das Fußvolk in einem so hohen Grade vermehren und in so langen dünnen Linien auseinanderziehen ließ, wurde die Schlachtordnung dadurch zwar einfacher, aber zugleich schwieriger und künstlicher in der Ausführung, und da man nun nichts weiter mit der Reiterei anzufangen wußte, als sie auf den Flügeln zu verteilen, wo nicht geschossen wurde und wo Raum zum Reiten war, so machte die Schlachtordnung aus dem Heere jedesmal ein geschlossenes und unteilbares Ganze. Schnitt man eine solche Armee in der Mitte entzwei, so war sie wie ein durchgeschnittener Regenwurm; die Flügel hatten noch Leben und Beweglichkeit, aber sie hatten ihre natürlichen Funktionen verloren. Die Streitkraft lag also in einer Art von Bann der Einheit, und es war jedesmal eine kleine Organisation und Desorganisation nötig, wenn Teile davon getrennt aufgestellt werden sollten. Die Märsche, welche das Ganze machen mußte, waren ein Zustand, in welchem es sich gewissermaßen außer dem Gesetz befand. War der Feind in der Nähe, so mußten sie mit der höchsten Künstlichkeit angeordnet werden, um das eine Treffen oder den einen Flügel immer in einer erträglichen Entfernung von dem anderen über Stock und Block wegzuführen; sie mußten dem Feinde beständig abgestohlen werden, und nur eins machte, daß man diesen beständigen Diebstahl ungestraft begehen durfte, nämlich, daß der Feind in eben diesem Banne lag.

Als man daher in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf die Idee kam, daß Reiterei wohl ebensogut die Flügel schützen könne, wenn sie hinter der Armee als in ihrer Verlängerung stände, daß sie überdem wohl noch zu manchem anderen gebraucht werden könne, als sich mit der feindlichen allein zu duellieren, da hatte man schon deswegen einen großen Schritt vorwärts getan, weil nun die Armee in ihrer Hauptausdehnung, welches immer die Breite ihrer Aufstellung ist, aus lauter homogenen Gliedern bestand, so daß man sie in eine beliebige Anzahl Stücke zerlegen konnte und lauter Stücke erhielt, die sich untereinander und dem Ganzen ähnlich waren. Damit nun hörte sie auf, ein einziges Stück zu sein und wurde ein viel gegliedertes Ganze, folglich biegsam und gelenkig. Die Teile konnten vom Ganzen ohne Umstände getrennt und wieder an dasselbe angereiht werden, es blieb immer dieselbe Schlachtordnung. - So entstanden die Korps von allen Waffen, d. h. so wurden sie möglich, denn das Bedürfnis dazu war wohl viel früher gefühlt worden.

Daß dies alles von der Schlacht ausgeht, ist sehr natürlich. Die Schlacht war sonst der ganze Krieg und wird immer das Hauptstück desselben bleiben, außerdem aber gehört die Schlachtordnung überhaupt mehr der Taktik als der Strategie an, und wir haben durch diese Herleitung nur zeigen wollen, wie schon die Taktik durch die Anordnung des Ganzen in kleinere Ganze der Strategie vorgearbeitet hat.

Je größer die Heere geworden, je mehr sie auf weiten Räumen verteilt sind, je mannigfaltiger die Wirksamkeiten der einzelnen Teile ineinander greifen, um so mehr Raum gewann die Strategie, und so hat denn auch die Schlachtordnung in dem Sinn unserer Definition mit der Strategie in eine Art Wechselwirkung treten müssen, die sich hauptsächlich an den Endpunkten zeigt, wo Taktik und Strategie sich berühren, nämlich in den Momenten, wo die allgemeine Verteilung der Streitkräfte in die besonderen Anordnungen des Gefechts übergeht.

Wir wenden uns nun zu den drei Punkten der Einteilung, Waffenverbindung und Aufstellung unter dem strategischen Gesichtspunkt.

1. Einteilung. Strategisch sollte man niemals fragen, wie stark eine Division oder ein Korps sein, sondern wieviel Korps oder Divisionen eine Armee haben müsse. Es gibt nichts Ungeschickteres als eine Armee, die in drei Teile geteilt ist, es sei denn eine, die gar nur in zwei geteilt wäre, wobei der Oberfeldherr fast neutralisiert sein muß.

Die Stärke der großen und kleinen Korps, sei es aus Gründen der Elementartaktik oder der höheren, zu bestimmen, läßt der Willkür ein unglaublich weites Feld, und der Himmel weiß, welche Räsonnements schon mit diesem Spielraum gespielt haben. Dagegen ist das Bedürfnis einer gewissen Anzahl Teile für ein selbständiges Ganze eine ebenso klare als bestimmte Sache, und dieser Gedanke gibt daher für die größeren Abteilungen echt strategische Bestimmungsgründe ihrer Anzahl, folglich ihrer Stärke, während die kleinen, wie Kompagnien, Bataillone usw., der Taktik überlassen bleiben.

Das kleinste isoliert stehende Ganze läßt sich kaum denken, ohne daß man drei Teile an ihm unterscheide, damit ein Teil vorgeschoben und einer zurückgestellt wirken könne; daß vier noch bequemer sind, ergibt sich schon, wenn man bedenkt, daß der mittelste Teil als die Hauptmacht doch stärker sein muß als jeder der beiden anderen; so kann man vorschreiten bis zu acht, welches uns die passendste Zahl für eine Armee scheint, wenn man als konstantes Bedürfnis annimmt einen Teil zur Avantgarde, drei bei der Hauptmacht, nämlich als rechter Flügel, Mitte und linker Flügel, zwei zum Rückhalt, einen zum Entsenden rechts und einen zum Entsenden links. Ohne pedantisch auf diese Zahlen und Figuren einen großen Wert zu legen, glauben wir allerdings, daß sie die gewöhnlichste immer wiederkehrende strategische Aufstellung ausdrücken und deswegen eine bequeme Einteilung abgeben.

Freilich scheint es die Armeeführung (und die Führung jedes Ganzen) ungemein zu erleichtern, nicht mehr als drei oder vier Männern zu befehlen, allein diese Bequemlichkeit büßt der Feldherr auf eine doppelte Art sehr teuer. Erstlich geht von der Schnelligkeit, Kraft und Präzision des Befehles um so mehr verloren, je länger die Stufenleiter ist, die er hinabsteigen muß, welches der Fall ist, wenn Korpskommandanten sich zwischen ihm und den Divisionsbefehlshabern befinden; zweitens verliert er überhaupt an eigentlicher Macht und Wirksamkeit, je größer die Wirkungskreise seiner unmittelbaren Untergebenen sind. Ein Feldherr, der über 100000 Mann vermittelst 8 Divisionen befiehlt, übt eine intensiv größere Macht aus, als wenn diese 100000 Mann nur in drei Divisionen geteilt wären. Mancherlei Gründe sind die Ursache davon, der wichtigste aber ist, daß ein Befehlshaber an allen Teilen seines Korps eine Art Eigentumsrecht zu haben glaubt und sich fast jedesmal widersetzt, wenn ihm ein Teil davon auf kürzere oder längere Zeit entzogen werden soll. Einige Kriegserfahrungen werden jedem dies erklärlich machen.

Von der anderen Seite darf man aber die Anzahl der Teile nicht zu groß werden lassen, wenn nicht Unordnungen die Folge sein sollen. Es ist schon schwer, von einem Armeehauptquartier aus acht Teile zu leiten, und höher wie zehn kann man die Zahl wohl nicht gehen lassen. Bei einer Division aber, wo die Mittel, die Befehle in Wirksamkeit zu setzen, viel geringer sind, müssen die kleineren Normalzahlen vier, höchstens fünf als die passenderen angesehen werden.

Reicht man mit diesen Faktoren fünf und zehn nicht aus, d. h. würden die Brigaden zu stark, so müßten Korpskommandos eingeschoben werden; man muß aber bedenken, daß dadurch eine neue Potenz entsteht, welche alle übrigen Faktoren auf einmal sehr heruntersetzt.

Was ist denn nun aber eine zu starke Brigade? Die Gewohnheit ist, sie zwischen 2 und 5000 Mann zu machen; und zwei Gründe scheinen diese letztere Grenze einigermaßen zu bewachen; der erste, daß man sich eine Brigade als eine Abteilung denkt, die von einem Manne unmittelbar, nämlich durch den Bereich seiner Stimme geführt werden könne, zweitens, daß man eine größere Infanteriemasse nicht ohne Artillerie lassen will und durch diese erste Waffenverbindung von selbst eine besondere Abteilung erhält.

Wir wollen uns in diesen taktischen Spitzfindigkeiten nicht verlieren und wollen uns auch nicht auf die Streitfragen einlassen, wann und in welchen Verhältnissen die Verbindung aller drei Waffen statthaben soll, ob bei Divisionen, die 8 bis 12000 Mann, oder bei Korps, die 20 bis 30000 sind. Nur die Behauptung werden die entschiedensten Gegner dieser Verbindung nicht verargen, daß nur diese Verbindung die Selbständigkeit einer Abteilung ausmacht, und daß also für solche, die bestimmt sind, sich im Kriege häufig isoliert zu finden, sie wenigstens sehr wünschenswert sei.

Eine Armee von 200000 Mann in zehn Divisionen, die Divisionen in fünf Brigaden geteilt, würden diese 4000 Mann stark lassen. Wir sehen hier nirgends ein Mißverhältnis. Freilich kann man diese Armee auch in 5 Korps, das Korps in 4 Divisionen, die Division in 4 Brigaden teilen, welches diese 2500 Mann stark läßt; doch scheint uns die erste Einteilung, abstrakt betrachtet, vorzüglicher, denn außerdem, daß man bei der anderen eine Ordnungsstufe mehr hat, sind fünf Glieder für eine Armee zu wenig; sie ist damit ungelenk, vier für ein Korps sind es wieder, und 2500 Mann ist eine schwache Brigade, deren man auf die Weise 80 hat, statt daß die erste Einteilung nur 50 gab, also einfacher war. Alle diese Vorteile gibt man auf, bloß um nur halb sovielen Generalen Befehle zu erteilen. Daß bei kleineren Armeen die Einteilung von Korps noch unpassender ist, ergibt sich von selbst.

Dies ist die abstrakte Ansicht von der Sache. Der individuelle Fall kann Gründe mit sich führen, die anders entscheiden. Schon muß man bekennen, daß, wenn 8 oder 10 Divisionen sich vereinigt in der Ebene noch regieren lassen, dies in ausgedehnten Gebirgsstellungen vielleicht unmöglich werden könnte. Ein großer Strom, der die Armee halbiert, macht einen Befehlshaber über die eine Hälfte unerläßlich; kurz, es gibt hundert der entscheidendsten Lokal- und individuellen Umstände, denen die abstrakten Regeln weichen müssen.

Daß aber diese abstrakten Gründe doch am häufigsten gebraucht und seltener von jenen verdrängt werden, als man vielleicht glauben sollte, lehrt die Erfahrung.

Wir erlauben uns, den Umfang dieser Betrachtung noch mit einem einfachen Umriß deutlich zu machen und wollen dazu die einzelnen Schwerpunkte nebeneinander aufstellen.

Indem wir unter Gliedern eines Ganzen nur die verstehen, welche die erste Teilung gibt, also die unmittelbaren, sagen wir:

1. Hat ein Ganzes zu wenig Glieder, so wird es ungelenk.

2. Sind die Glieder eines Ganzen zu groß, so schwächt dies die Macht des obersten Willens.

3. Mit jeder neuen Stufenfolge des Befehls wird die Kraft desselben auf zwei anderen Wegen geschwächt, einmal durch den Verlust, den sie beim neuen Übergang macht, zweitens durch die längere Zeit, die der Befehl braucht.

Alles dies führt dahin, die Zahl der nebeneinander bestehenden Glieder so groß und die Stufenreihe so klein als möglich zu machen, und diesem steht nur entgegen, daß man bei Armeen nicht mehr als 8 bis 10 Glieder und bei kleineren Abteilungen nicht mehr als 4 bis 6 bequem regieren kann.

2. Verbindung der Waffen. Für die Strategie ist die Verbindung der Waffen in der Schlachtordnung nur für die Teile wichtig, die nach der gewöhnlichen Ordnung der Dinge oft zu einer getrennten Aufstellung kommen, wo sie gezwungen werden können, ein selbständiges Gefecht zu liefern. Nun liegt es in der Natur der Sache, daß die Glieder der ersten Ordnung, und hauptsächlich nur diese, zu einer getrennten Aufstellung bestimmt sind, weil, wie wir das bei einer anderen Gelegenheit sehen werden, die getrennten Aufstellungen meistens von dem Begriff und den Bedürfnissen eines Ganzen ausgehen.

Es würde daher, strenge genommen, die Strategie die bleibende Verbindung der Waffen nur für die Korps oder, wo diese nicht stattfinden, für die Divisionen fordern und sich bei den Gliedern einer niedrigeren Ordnung die augenblickliche Verbindung nach dem Bedürfnis gefallen lassen.

Man sieht aber wohl, daß die Korps, wenn sie beträchtlich, d. h. 30 bis 40000 Mann stark werden, sich selbst selten in dem Fall einer ungeteilten Aufstellung befinden werden. Bei so starken Korps ist also eine Verbindung der Waffen in den Divisionen nötig. Wer den Aufenthalt für nichts halten sollte, den bei eiligen Entsendungen es macht, wenn der Infanterie erst ein Teil Kavallerie von einem anderen, vielleicht ziemlich entfernten Punkt zugewiesen werden soll, von den Verwirrungen, die dabei vorkommen, gar nicht zu reden, dem müßte man geradezu alle Kriegserfahrung absprechen.

Die genauere Verbindung der drei Waffen, wie weit sie gehen, wie innig sie stattfinden, welche Verhältnisse beobachtet werden, welche Reserve von jeder übrig bleiben soll - alles das sind rein taktische Gegenstände.

3. Die Aufstellung. Die Bestimmung, nach welchen räumlichen Verhältnissen untereinander in der Schlachtordnung die Teile eines Heeres aufgestellt werden sollen, ist gleichfalls völlig taktisch und bezieht sich allein auf die Schlacht. Zwar gibt es natürlich eine strategische Aufstellung, allein sie hängt fast allein von den Bestimmungen und Bedürfnissen des Augenblicks ab, und dasjenige, was darin rationell ist, liegt nicht mit in der Bedeutung, welche das Wort Schlachtordnung hat; wir werden es daher an einem anderen Ort unter dem Titel Aufstellung des Heeres angeben.

Die Schlachtordnung des Heeres ist also die Einteilung und Aufstellung desselben in einer zur Schlachtwahl geordneten Masse. Die Teile sind so gefügt, daß sowohl die taktischen als strategischen Forderungen des Augenblicks durch Verwendung einzelner aus dieser Masse herausgenommener Teile leicht befriedigt werden können. Hört das Bedürfnis des Augenblicks auf, so treten die Teile an ihre Stelle zurück, und so wird die Schlachtordnung die erste Stufe und Hauptgrundlage jenes heilsamen Methodismus, der im Kriege wie ein Pendelschlag das Werk regelt, und wovon wir im 4. Kapitel des 2. Buches schon gesprochen haben.

Sechstes Kapitel: Allgemeine Aufstellung des Heeres

Von dem Augenblick der ersten Versammlung der Streitkräfte bis zu dem der reifen Entscheidung, wo die Strategie das Heer auf den entscheidenden Punkt geführt, die Taktik jedem einzelnen Teil seine Stelle und Rolle angewiesen hat, findet sich in den meisten Fällen ein großer Zwischenraum; ebenso von einer entscheidenden Katastrophe zur anderen.

Früher gehörten diese Zwischenräume gewissermaßen gar nicht zum Kriege. Man sehe nur, wie Luxemburg sich lagerte und wie er marschierte. Wir erinnern an diesen Feldherrn, weil er wegen seiner Lager und Märsche berühmt ist, also für den Repräsentanten seiner Zeit gelten kann, und wir aus der Histoire de la Flandre militaire mehr davon wissen als von anderen Feldherren jener Zeit.

Das Lager wurde regelmäßig mit dem Rücken dicht an einem Fluß oder Morast oder tiefen Taleinschnitt genommen, wie man es jetzt für Wahnsinn halten würde. Die Richtung, in der sich der Feind befand, bestimmte dabei so wenig die Fronte, daß die Fälle sehr häufig sind, wo der Rücken dem Feinde, die Fronte dem eigenen Lande zugekehrt war. Dieses jetzt unerhörte Verfahren ist durchaus nur zu begreifen, wenn man bei der Wahl des Lagers die Bequemlichkeit als die Haupt-, ja fast als die einzige Rücksicht betrachtet, also den Zustand im Lager wie einen Zustand außer dem kriegerischen Akt, gewissermaßen hinter der Kulisse, wo man sich nicht geniert. Daß man dabei den Rücken immer dicht an ein Hindernis lehnte, muß für die einzige Sicherheitsmaßregel gelten, die man dabei nahm, freilich im Sinn der damaligen Kriegführung; denn diese Maßregel paßte durchaus nicht auf die Möglichkeit, in einem solchen Lager zu einem Gefecht gezwungen zu werden. Dies war aber auch wenig zu fürchten, weil die Gefechte fast auf einer Art gegenseitigen Übereinkommens beruhten, wie ein Duell, wo man sich auf ein bequemes Rendezvous begibt. Da die Heere teils wegen der zahlreichen Reiterei, welche am Abend ihres Glanzes, besonders bei den Franzosen, noch als die Hauptwaffe betrachtet wurde, teils wegen ihrer unbehilflichen Schlachtordnung nicht in jeder Gegend fechten konnten, so befand man sich in einer durchschnittenen Gegend fast wie im Schutz neutralen Gebietes, und da man von den durchschnittenen Teilen der Gegend selbst wenig Gebrauch machen konnte, so ging man dem zur Schlacht anrückenden Feind lieber entgegen. Wir wissen wohl, daß gerade Luxemburgs Schlachten von Fleurus, Steenkerke und Neerwinden in einem anderen Geiste sind; aber dieser Geist löste sich eben damals unter diesem großen Feldherrn von der früheren Methode, und er hatte noch nicht auf die Methode der Lagerung zurückgewirkt. Die Veränderungen in der Kriegskunst gehen nämlich immer von den entscheidenden Handlungen aus, und durch diese werden nach und nach die übrigen modifiziert. Wie wenig man den Zustand im Lager für den eigentlichen Kriegszustand hielt, beweist der Ausdruck: il va à la guerre, welcher für den Parteigänger üblich war, der auszog, den Feind zu beobachten.

Nicht viel anders war es mit den Märschen, wo sich die Artillerie vom Heer ganz absonderte, um sicherere und bessere Wege zu gehen, und die Flügel der Reiterei gewöhnlich die Plätze wechselten, damit ihnen ja die Ehre des rechten Flügels abwechselnd zuteil werde.

Jetzt, d. h. hauptsächlich seit den Schlesischen Kriegen, ist der Zustand außer dem Gefecht so sehr mit den Beziehungen des Gefechts durchdrungen, daß sie in der allerinnigsten Wechselwirkung stehen, so daß einer ohne den anderen gar nicht mehr vollständig gedacht werden kann. War sonst im Feldzuge das Gefecht die eigentliche Waffe und der Zustand außer dem Gefecht nur das Heft, jenes die stählerne Klinge, dieses der hölzerne angeleimte Stiel, das Ganze also aus heterogenen Teilen zusammengesetzt: so ist jetzt das Gefecht als die Schneide, der Zustand außer dem Gefecht als der Rücken der Waffe, das Ganze als ein wohl zusammengeschweißtes Metall zu betrachten, in dem man nicht mehr unterscheidet, wo der Stahl anfängt und das Eisen aufhört.

Dieses Dasein im Kriege außer dem Gefecht wird nun jetzt teils durch die Einrichtungen und Dienstordnungen des Heeres, welche dasselbe aus dem Frieden mitgebracht hat, bestimmt, teils durch die taktischen und strategischen Anordnungen des Augenblicks. Die drei Zustände, in welchen die Streitkräfte sich befinden können, sind Quartiere, Marsch und Lager. Alle drei gehören ebensowohl der Taktik als der Strategie zu, und beide, die hier vielfältig aneinander grenzen, scheinen oft ineinander zu greifen oder tun es auch wirklich, so daß manche Anordnungen zu gleicher Zeit als taktisch und strategisch angesehen werden können.

Wir wollen von jenen drei Formen des Daseins außer dem Gefecht im allgemeinen sprechen, ehe sich noch besondere Zwecke daran anknüpfen; deswegen müssen wir aber zuvor die allgemeine Aufstellung der Streitkräfte betrachten, weil diese für Lager, Quartiere und Märsche eine höhere, umfassendere Anordnung ist.

Betrachten wir die Aufstellung der Streitkräfte allgemein, d. i. ohne besondere Zwecke, so können wir sie nur als Einheit, nämlich nur als ein zum gemeinschaftlichen Schlagen bestimmtes Ganze denken, denn jede Abweichung von dieser einfachsten Form würde schon einen besonderen Zweck voraussetzen. So entsteht also der Begriff eines Heeres, wie klein oder groß dasselbe auch sein mag.

Ferner, wo alle besonderen Zwecke noch fehlen, tritt als einziger Zweck hervor die Erhaltung, folglich auch die Sicherheit des Heeres. Daß das Heer ohne besonderen Nachteil bestehe, und daß es ohne besonderen Nachteil sich vereinigt schlagen könne, sind also die beiden Bedingungen. Aus diesen ergeben sich in näherer Anwendung auf die das Dasein und die Sicherheit des Heeres betreffenden Gegenstände folgende Rücksichten:

1. Die Leichtigkeit der Verpflegung.

2. Die Leichtigkeit der Unterbringung der Truppen.

3. Ein gesicherter Rücken.

4. Ein freier Landstrich vor sich.

5. Die Stellung selbst in einem durchschnittenen.

6. Strategische Anlehnungspunkte.

7. Zweckmäßige Teilung.

Unsere Erläuterungen über diese einzelnen Punkte sind folgende. Die beiden ersten veranlassen das Aufsuchen kultivierter Landstriche und großer Städte und Straßen. Sie entscheiden mehr für das Allgemeine als das Besondere.

Was wir unter einem gesicherten Rücken verstehen, geht aus dem Kapitel über die Verbindungslinien hervor. Das Nächste und Wichtigste dabei ist die senkrechte Aufstellung auf die Richtung, welche die Hauptrückzugsstraße in der Nähe der Aufstellung hat.

Was den vierten Punkt betrifft, so kann freilich eine Armee nicht einen Landstrich übersehen, wie bei der taktischen Aufstellung zur Schlacht sie ihre Fronte übersieht. Aber die strategischen Augen sind die Avantgarde, die vorgeschickten Haufen, Spione usw., und diesen wird die Beobachtung natürlich in einem offenen Landstrich leichter als in einem durchschnittenen. Der fünfte Punkt ist die bloße Kehrseite des vierten.

Die strategischen Anlehnungspunkte unterscheiden sich von den taktischen durch zwei Eigenschaften; nämlich daß sie das Heer nicht unmittelbar zu berühren brauchen, und daß sie von der anderen Seite eine viel größere Ausdehnung haben müssen. Der Grund ist, weil nach der Natur der Sache die Strategie sich überhaupt in größeren Raum- und Zeitverhältnissen bewegt als die Taktik. Wenn also eine Armee sich in der Entfernung einer Meile von der Küste oder den Ufern eines sehr beträchtlichen Stromes aufstellt, so lehnt sie sich strategisch an diese Gegenstände, denn der Feind wird nicht imstande sein, diesen Raum zu einer strategischen Umgehung zu benutzen. Er wird sich nicht tage- und wochenlang, und meilen- und märscheweit in diesen Raum hineinbegeben. Von der anderen Seite ist für die Strategie ein See von einigen Meilen Umfang kaum als ein Hindernis anzusehen; bei ihren Wirkungsarten kommt es auf einige Meilen rechts oder links selten an. Festungen werden in dem Maße ein strategischer Stützpunkt, als sie größer sind und eine weitere Wirkungssphäre ihrer Offensivunternehmungen haben.

Die geteilte Aufstellung des Heeres richtet sich entweder nach besonderen Zwecken und Bedürfnissen oder nach allgemeinen, nur von den letzteren kann hier die Rede sein.

Das erste allgemeine Bedürfnis ist das Vorschieben der Avantgarde mit anderen zur Beobachtung des Feindes erforderlichen Haufen.

Das zweite ist, daß bei sehr großen Armeen gewöhnlich auch die Reserven mehrere Meilen weit zurückgestellt werden und also zu einer geteilten Aufstellung führen.

Endlich erfordert die Deckung der beiden Flügel des Heeres gewöhnlich besonders aufgestellte Korps.

Unter dieser Deckung ist nicht etwa zu verstehen, daß ein Teil der Armee genommen werde, um den Raum auf ihrem Flügel zu verteidigen, damit dieser sogenannte schwache Punkt dem Feinde unzugänglich werde; wer würde dann den Flügel des Flügels verteidigen? Diese Vorstellungsart, die so gemein ist, ist völliger Unsinn. Die Flügel an und für sich sind keine schwachen Teile eines Heeres, aus dem Grunde, weil das feindliche auch Flügel hat und die unserigen nicht in Gefahr bringen kann, ohne die seinigen derselben Gefahr auszusetzen. Erst wenn die Umstände ungleich werden, wenn das feindliche Heer uns überlegen ist, wenn die feindlichen Verbindungen stärker sind als die unserigen (siehe Verbindungslinie), erst dann werden die Flügel schwächere Teile; von diesen besonderen Fällen aber ist hier nicht die Rede, also auch nicht von dem Fall, wo ein Flügelkorps in Verbindung mit anderen Kombinationen bestimmt ist, den Raum auf unserem Flügel wirklich zu verteidigen, denn das gehört nicht mehr in die Klasse allgemeiner Anordnungen.

Aber wenn auch die Flügel nicht besonders schwache Teile sind, so sind sie doch besonders wichtige, weil hier wegen der Umgehungen der Widerstand nicht mehr so einfach ist als in der Fronte, die Maßregeln verwickelter werden und mehr Zeit und Vorbereitungen erfordern. Aus diesem Grunde ist es in der Allgemeinheit der Fälle immer nötig, die Flügel besonders vor unvorhergesehenen Unternehmungen des Feindes zu schützen, und dies geschieht, wenn stärkere Massen, als zur bloßen Beobachtung nötig wären, auf den Flügeln aufgestellt werden. Diese Massen zu verdrängen, wenn sie auch keinen ernstlichen Widerstand leisten, erfordert um so mehr Zeit und eine um so größere Entwicklung der feindlichen Kräfte und Absichten, je größer sie sind; und damit ist der Zweck erreicht: was weiter geschehen soll, schließt sich an die besonderen Pläne des Augenblickes an. Man kann daher die auf den Flügeln befindlichen Korps als Seitenavantgarden betrachten, welche das Vordringen des Feindes in den über unseren Flügeln hinausliegenden Raum verzögern und uns Zeit verschaffen, Gegenanstalten zu treffen.

Sollen sich diese Korps auf die Hauptarmee zurückziehen, und diese nicht zugleich eine rückgängige Bewegung machen, so folgt von selbst, daß sie nicht in gleicher Linie mit derselben aufgestellt, sondern etwas vorgeschoben werden müssen, weil ein Rückzug auch selbst da, wo er angetreten wird, ohne sich in ein ernsthaftes Gefecht einzulassen, doch nicht ganz zur Seite der Aufstellung fallen darf.

Es entsteht also aus diesen inneren Gründen zu einer geteilten Aufstellung ein natürliches System von vier oder fünf abgesonderten Teilen, je nachdem die Reserve beim Hauptteil bleibt oder nicht.

So wie die Verpflegung und Unterbringung der Truppen bei der Aufstellung überhaupt mit entscheiden, so tragen diese beiden Gegenstände auch zur geteilten Aufstellung bei. Die Berücksichtigung beider tritt mit den oben entwickelten Gründen zusammen, man sucht der einen zu genügen, ohne der anderen zu viel zu vergeben. In den meisten Fällen werden durch die Teilung in fünf abgesonderte Korps die Schwierigkeiten des Unterkommens und der Verpflegung schon behoben sein, und durch diese Rücksicht keine großen Veränderungen nötig werden.

Wir haben jetzt noch einen Blick auf die Entfernungen zu werfen, welche diesen abgesonderten Haufen gegeben werden können, wenn die Absicht einer gegenseitigen Unterstützung, also eines gemeinschaftlichen Schlagens, dabei stattfinden soll. Wir erinnern hier an das, was in den Kapiteln von der Dauer und Entscheidung des Gefechts gesagt ist, wonach sich keine absolute Bestimmung geben läßt, weil absolute und relative Stärke, Waffen und Gegend einen sehr großen Einfluß haben, sondern nur das Allgemeinste, gleichsam eine Durchschnittssumme.

Die Entfernung der Avantgarde bestimmt sich am leichtesten; da sie auf ihrem Rückzug auf die Armee trifft, so kann ihre Entfernung allenfalls bis zu einem starken Tagemarsche betragen, ohne daß sie zu einer abgesonderten Schlacht gezwungen werden könnte. Man wird sie aber nicht weiter vorschieben, als die Sicherheit des Heeres erfordert, weil sie um so mehr leidet, je weiter sie sich zurückziehen muß.