Vom Leben begeistert - Teresa Zukic - E-Book

Vom Leben begeistert E-Book

Teresa Zukic

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Beschreibung

Schwester Teresa Zukic versprüht pure Lebensfreude – ganz besonders seit sie dem Tod von der Schippe gesprungen ist. 2020 machte sie eine schwere Krebserkrankung öffentlich. Es sah nicht gut für sie aus. Aber die heute 59-Jährige überlebte. In einem Wissensquiz mit Jörg Pilawa gewann sie einst 100.000 Euro. Mit ihren Vorträgen füllt sie große Säle und Kirchen. Sie kocht leidenschaftlich gern, malt, komponiert, singt, rappt und ist Gastreferentin bei Managerseminaren. In ihrem neuen Buch schreibt die fröhliche Schwester über das Glück der besten Jahre und ermutigt dazu, sich auch und gerade im Alter den Herausforderungen des Lebens zu stellen und positiv nach vorne zu schauen. Sie stellt fest: Mit den Jahren hat die innere Freiheit zugenommen. Und es braucht Humor, um in einer immer komplexeren Welt und mit den gesundheitlichen Einschränkungen umzugehen, die das Alter und so manche Krankheit mit sich bringen. Schwester Teresa Zukic widmet sich vielen Themen, die Menschen in ihrem Alter beschäftigen: schwindende Kräfte, damit verbundene Ängste und Sorgen, aber auch wertvolle Freundschaften und Beziehungen, die helfen, das eine oder andere mit Gelassenheit zu betrachten. Sie ist sich sicher, dass es auch an unserer Einstellung zum Leben liegt, ob wir – trotz allem – glücklich sind. Und ja, es ist eine Kunst, bewusst und fröhlich in den Tag zu starten und das Leben mit beiden Händen zu ergreifen. Weiterhin neugierig zu bleiben, auf alles, was es zu entdecken gibt und was uns geschenkt wird. Im Wissen um die Kostbarkeit des Lebens und dem guten Gefühl, im Glauben Halt zu haben, gestaltet die ansteckend lebensfrohe Frau ihren Alltag und teilt die schönsten Geschichten.  »Schwester Teresa weiß, wofür sie brennt. Ihre Leidenschaft für das Evangelium und für die Freiheit in Jesus Christus steckt auch andere an. Wir brauchen heute in der Kirche leidenschaftliche Menschen. Denn wie schon Hegel sagte, wird ohne Leidenschaft nie etwas Großes geschaffen.« Pater Anselm Grün

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Seitenzahl: 179

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Teresa Zukic

Vom Leben begeistert

Über das Glück der besten Jahre

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Älter werden voller Lebensfreude

Schwester Teresa Zukic versprüht pure Lebensfreude – ganz besonders, seit sie eine schwere Krebserkrankung überlebte. Mit dem guten Gefühl, im Glauben Halt zu haben, schreibt sie über das Glück der besten Jahre und lädt dazu ein, positiv nach vorne zu schauen. Dabei widmet sie sich vielen Themen, die Menschen in ihrem Alter beschäftigen: schwindende Kräfte, Ängste und Sorgen, aber auch wertvolle Freundschaften, die helfen, das eine oder andere mit Gelassenheit zu betrachten. Im Wissen um die Kostbarkeit des Lebens gestaltet die lebensfrohe Christin ihren Alltag und teilt die schönsten Geschichten.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.bene-verlag.de

Inhaltsübersicht

Vorfreude

Alt werden beginnt im Kopf

Die Mauer in unserm Kopf mit den verkehrten Steinen

Tun, was zu tun ist

So viele Wunder

Einfach unerklärlich

1000 geistliche Gedanken

Meine Gnade oder du musst üben

Drei Tage Musical

Hoffnungsbild

Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade

Aktion Mensch

Firma für selbstklebende Etiketten

»Alles hat seine Zeit«

Forever young

Alt sein ist nichts für Feiglinge

Das Privileg des Alters: Gelassenheit

Geliebt

Hauptsache, gesund

Was kommt eigentlich auf uns zu?

Das Leben ist endlich

Was mich antreibt

Der Wert von Freundschaft

Das Leben mit beiden Händen greifen

Euer Herz sei stark und unverzagt

»Das Beste kommt zum Schluss«

Geburtstagswünsche

Kapitel 1

Vorfreude

© Privat

Sind Sie auch so gerne Geburtstagskind? Oh, ich freue mich immer närrisch darauf, meinen Geburtstag zu feiern. Obgleich jeder Tag ein großes Geschenk für mich ist. Ein Wunder, Freude und Herausforderung und oft eine Symphonie. Und ich bin mir bewusst, dass es in meinem Leben bisher weit mehr großartige, erfüllende und herrliche Tage gab als schwere, angstvolle oder bedrohliche. Die hatten es dann allerdings in sich. Solche Situationen wünsche ich keinem Menschen. Aber ich lebe – und ich lebe gerne. Ich lebe! Noch immer!

Wenn ich jetzt in den »Nachmittag« meines Lebens starte, dann mit großem Vergnügen. Und so frage ich mich jetzt jeden Abend, wie ich es immer mit Pfarrer Franz getan habe, als er noch lebte: »Auf was freuen wir uns morgen?«

Dann gehe ich in Gedanken den Tag durch und beschließe schon am Abend, glücklich zu sein, den Schatz der Freude jeden Tag neu zu suchen. Ich erlaube mir jeden Abend, eine innige Vorfreude zu haben – auf die schönsten Augenblicke, Momente und Begebenheiten oder Genüsse, die mich am nächsten Tag erwarten werden. Ich genieße vor allem die Gemeinschaft mit Menschen. HÖRE genussvoll ihren liebenswerten Worten zu, überSEHE ihre besondere Schönheit nicht, kann die meisten sehr gut RIECHEN, FÜHLE mich in ihrer Gegenwart wohl und lasse mir unsere Freundschaft oft SCHMECKEN. Ich feiere gerne mit meinen Freundinnen und Freunden, oder wie es mein Doc Jalid am Vortag meiner siebenstündigen Operation, bei der es um Leben und Tod ging, formulierte, als er meinen Wunsch erfüllte, einen Schluck Champagner zu trinken: »Du zelebrierst dein Leben.« Es war ein ungewöhnlicher, aber mein einziger Wunsch, ansonsten war ich eine sehr brave Patientin.

 

Am meisten freue ich mich am Beginn jeden Tages auf meinen guten Gott. Ich bin begierig zu erfahren, wann, wo, wie und durch was oder wen ER mir begegnen wird, will mich jeden Tag vom Leben begeistern lassen. Und am Abend freue ich mich auf seine Gegenwart in der Nacht. Denn so hat es auch mit uns zweien angefangen. Als ER beschloss, im Sportinternat in mein Leben zu treten und damit meine sportliche Karriere zu beenden. Die Nachtgespräche mit Gott haben seitdem nie aufgehört. Es ist unsere besondere Zeit, miteinander zu plaudern, zu staunen; auch eine Zeit lang zu schweigen und zu hören. Gibt es etwas, auf das Sie sich jeden Tag freuen?

 

Wie unentbehrlich Vorfreude ist, merken wir erst, wenn es uns an ihr mangelt. Wenn wir nicht mal das Geringste haben, auf das wir uns freuen können. Dann schleppen wir uns durch die Stunden des Tages und hoffen, dass er bald vorbei ist.

Oh nein! Ich nicht! Denn wenn dieser Tag endet, kommt er nie wieder. Der Tag vergeht, ein neuer beginnt, das Leben geht weiter. Und jetzt ist schon wieder Mai, und das Manuskript für dieses Buch sollte schon längst fertig sein. Mal schau’n, mit wie viel Humor die Verantwortlichen des Verlages diese Botschaft aufnehmen werden.

Jeder Tag ist viel zu kostbar, um sich auch nur eine Stunde zu lange zu ärgern oder durch all die Stolpersteine, die vor uns liegen, aufhalten zu lassen. Wir geraten vielleicht ins Stolpern oder Wanken, aber seien wir gewiss, wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Und die Vorfreude auf dieses Buch ist so groß in mir, dass sie zu einem nie da gewesenen Motivationsschub wird und der Heilige Geist vielleicht einen neuen Rekord mit Blick auf das Tempo aufstellt, mit dem dieses Buch geschrieben wird. Ich will die Zeit, die ich habe, genießen. So zufrieden wie möglich den Tag zu leben, das versuche ich.

Und Sie sollen bei jedem Satz, den Sie lesen, mitgenießen, der Vorfreude in Ihrem Leben Raum geben. Das, was Sie tun, soll Ihnen so viel Vergnügen bereiten, wie es an diesem Tag eben möglich ist.

 

Auch wenn ich verkühlt bin, so wie heute, an dem Tag, an dem ich diesen Text schreibe, wenn ich immerzu husten muss, mir nicht wohl ist, oder auch, wenn eine Autofahrt schrecklich anstrengend ist, versuche ich doch das Beste daraus zu machen. Das Leben zu genießen, nicht nur an guten, schönen, gesunden Tagen, sondern immerzu und immer mehr. Nach meiner schweren Krebserkrankung, die ich glücklicherweise überlebt habe, denke ich bei den täglichen Hürden und Widrigkeiten so oft: »Es gibt Schlimmeres!«

 

In den schlimmen Zeiten, die wir erleben, genügt es, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Wenn die Kräfte nur für einen halben Tag reichen, dann es ist so. Aber dann sollten wir uns für diesen halben Tag etwas Bezauberndes überlegen und vornehmen. Das Dunkle mit Hellem überlegen, damit wir die schweren Stunden überleben. Auch wenn wir nicht viel tun können, dürfen wir uns »frei DENKEN«. Ganz unangestrengt an etwas Schönes, Gutes, Positives denken, uns erinnern, was uns alles in unserem Leben von anderen geschenkt wurde. Jetzt!

Oh ja – jetzt dürfen wir leben. Heute. Ganz bewusst.

 

Vorfreude ist eine gute Schule fürs Glücklichsein und ein herrliches Mittel gegen Stress. Interessant ist, dass Studien zeigen, dass die Aussicht auf zukünftige, schöne Ereignisse uns mit stärkeren positiven Emotionen und Freude erfüllt, als es der Rückblick auf vergangene schöne Erinnerungen vermag. Also los – freuen Sie sich auf das, was noch auf Sie zukommt! Dieses Geburtstagsbuch soll Sie auf andere Gedanken bringen, Sie erfrischen, vielleicht sogar ein wenig verzaubern, Ihnen inneren Frieden schenken.

 

Interessant, dass ein Hinfiebern auf ein Ereignis schwerer wiegt als das Freuen auf etwas Materielles. Menschen, die anstehen, um sich eine Eintrittskarte für eine Veranstaltung zu kaufen, vielleicht für ein Konzert oder einen Kinobesuch, diejenigen, die auf den Einlass in ein gutes Restaurant warten, wissen, was die Erwartung, die Vorfreude auslöst. Sie bringt gute Laune, lässt uns öfters lächeln, unser Körper produziert Glückshormone. Und die möchten wir dann auch ausschütten, die Freude teilen.

 

Danke dem wunderbaren bene!-Verlag, der sich mit mir auf dieses Abenteuer eingelassen hat.

Danke meinem guten Gott, dem großen Liebhaber des Lebens, der am meisten das genießt, was für IHN das Wertvollste ist: Sie und ich!

 

Schwester Teresa

 

Die Kraft

zu leben,

zu lieben,

zu verzeihen,

anzufangen,

mutig zu sein,

zu trösten

zu begeistern,

dankbar zu sein

und diesen Tag

voll Vertrauen

zu umarmen,

habe ich nur,

weil die Liebe

des Höchsten

auf mich wartet.

In dieser Liebe geborgen,

wünsche ich Ihnen

einen gesegneten Tag.

 

Schwester Teresa

Kapitel 2

Alt werden beginnt im Kopf

»Mein Name ist Schwester Teresa, ich bin neunundfünfzig Jahre alt, obwohl ich nicht weiß, wie das passiert ist – eigentlich wollte ich immer bloß achtzehn werden!«

So stelle ich mich gewöhnlich bei meinen Vorträgen vor. Die Zuhörerinnen und Zuhörer schmunzeln an dieser Stelle das erste Mal. Ab dem 5. August muss ich jetzt davon sprechen, dass ich sechzig bin. Nein, ich weiß wirklich nicht, wie es dazu gekommen ist, dass ich plötzlich schon sechzig Jahre auf dieser Erde weile. Während ich dies schreibe, läuft mir eine Träne über das Gesicht. Eine dankbare Ergriffenheit, die mich überkommt. Vielleicht geht es Ihnen auch so, wenn Sie auf Ihr Leben schauen. Was alles geworden, entstanden, gelungen ist. Eigentlich kaum zu glauben. Ein runder Geburtstag ist etwas Besonderes. Ein weiteres Jahrzehnt liegt hinter uns. Und je mehr Jahrzehnte wir in unserem Leben feiern dürfen, desto inniger und existenzieller tauchen Gedanken über den Sinn unseres Lebens auf. Sie stellen sich von selbst ein.

Wie erkläre ich meinem Gehirn, dass ich nun im Lebensnachmittag angekommen bin? Dass ich mehr Pausen brauche? Ja, dass ich sie mir gönnen darf!

 

Wir schauen voller Staunen zurück und sind verblüfft, wie es sein kann, dass wir nun wieder eine neue Schwelle des Lebens erreicht haben. Vielleicht sind Sie wie ich dankbar für alles, was Sie erreicht haben? Und für alles, was überstanden ist? All die schwierigen Situationen, in denen wir nicht aufgegeben haben. Dankbar für alles, wovor wir auch bewahrt wurden!

Schlimmer geht immer, das habe ich schon im ersten Kapitel erwähnt.

Und besser natürlich auch. Aber wir dürfen zufrieden sein, mit dem, was ist. Im Rückblick erkennen wir oftmals erst, wie gut es gekommen ist – trotz aller Fragen, Zweifel, Ängste. Öfter denke ich momentan über all das nach, was in den letzten Jahren passiert ist. Erinnere mich gerne an wunderschöne Begebenheiten, die mein Leben reich gemacht haben, es sind so viele. Aber manchmal habe ich auch, wenn ich zurückschaue, Tränen in den Augen, die an die Oberfläche gelangen, weil Gefühle zum Ausdruck kommen. Erinnerungen an Ereignisse, die ich noch nicht verarbeitet habe. Momente tiefer Kränkung, die nicht ausgesprochen, nicht vergeben oder geheilt sind. Was ist mit all den Wunden, die mein Gehirn einordnen konnte, aber meine Seele noch nicht verarbeitet hat?

Es braucht Zeit, die wir uns nehmen müssen.

 

Wie kann ich ein ganzes Leben Revue passieren lassen und dabei den Mut aufbringen, liebevoll und barmherzig auf mein Dasein zu schauen und auf das Leben all derer, die es mit mir durchlebt und geteilt haben, die mit mir etwas gewagt und verabschiedet haben. Derjenigen, die über eine lange Wegstrecke oder bis heute ein Teil meines Lebens waren? Über das eine oder andere zu schmunzeln, manches auch zu betrauern und bei all dem den Humor nicht zu verlieren? So gütig und wahrhaftig und liebevoll möchte ich dabei sein, wie ich es meinem guten Gott zutraue, so wie er jedes seiner Kinder in die Arme schließen wird, wenn der Weg des Lebens an ein Ende gekommen ist.

Gott, der tiefe Freude empfand, als er uns geschaffen hat, als wir das Licht der Welt erblickten. Hat er dabei gelächelt, geschmunzelt, war er entzückt? Ja, wir alle sind ein Wunder, einmalige Menschenkinder, die ER erdacht hat. Nach seinem Ebenbild sind wir geschaffen, tragen seine Gene in uns. Und wir sind für IHN einzigartig, und das bis zum letzten Atemzug, mit jeder Falte, mit unserem Speckgürtel, trotz Behinderung, Damenbart oder dritten Zähnen. Und wir bleiben seine geliebten Kinder. ER sieht uns an, wie uns keiner ansieht. Von klein auf (als wir jung und schön waren) bis heute. Gottes guter Geist berührt jede unserer sichtbaren und unsichtbaren Narben.

ER war jeden Tag meines Lebens da, in jedem Augenblick. IHM ist gar nichts entgangen. Er hat es auch ausgehalten, wenn wir IHM den Rücken zugekehrt, IHN vernachlässigt, vergessen haben. Das alles hinderte IHN nicht daran, uns zu lieben. Selbst jedes Versagen, jede Sünde, jede kleine oder große Schuld, Lüge oder Angst, die wir zum Anlass nahmen, uns zu verstecken, wie die zwei ersten Menschen im Paradies.

Hätte Adam, als er von Gott gefragt wurde, ob er von dem Baum gegessen hatte, nur »JAAAA« gesagt, hätte Gott sicher einen Weg gefunden, das in Ordnung zu bringen, aber Adam schiebt es auf seine Partnerin: »Die Frau hat mich verführt.« Hätte Eva nur »JAAAA« gesagt statt »Die Schlange hat mich verführt«. Von Anfang an schiebt eine und einer die Schuld auf den anderen. Das ist vermeintlich die einfachste Methode, durchs Leben zu gehen. Haben wir einen Sündenbock, brauchen wir keine Verantwortung zu übernehmen. So leicht lassen sich Ausreden finden. Doof, dass man letztendlich irgendwann selbst darüber stolpert.

Dieser jahrtausendealte, immer wiederkehrende Fluchtreflex bleibt die Suche nach einem sicheren Versteck, weil es so schmerzhaft ist, sich einzugestehen, versagt zu haben. Ungehorsam gewesen zu sein. Zu Recht haben wir Menschen das Paradies verloren, aber den Reichtum des Gartens Eden hat Gott uns gelassen. All das Wunderbare, die Schönheit der Natur.

Was haben wir oft für ein verzerrtes Bild von diesem liebenden, sich nach uns verzehrenden Gott? Eines weiß ich. ER ist anders. ER schaut nach uns, er wartet auf uns – und wenn es notwendig ist, rennt er los, um uns zu helfen. Denn ER ist uns entgegengesprungen, erzählt Jesus. Die Freude über die Umkehr eines Menschen versetzt den Vater in der biblischen Geschichte in himmlische Partylaune. ER flitzt dem verlorenen Sohn entgegen und schmeißt eine Party, umhüllt ihn mit dem schönsten Mantel, schenkt ihm den kostbarsten Ring. Nichts lässt er aus, um die Heimkehr in seine Liebe zu feiern.

Der verlorene Sohn, dreckig und erschöpft, krank und traurig, am Boden zerstört, wird fürstlich empfangen und erfährt Geborgenheit und Liebe.

 

»Ich bin es nicht wert«, so wie er, das kann jeder von uns, das kann die ganze Menschheit stammeln. ER, Gott selbst, wird uns das Wort mit seinem liebenden Blick abschneiden. Denn ER sieht uns. ER blick tief in uns, sieht unser Herz, sieht mehr.

Wenn wir am Lebensnachmittag auf unser Leben zurückschauen, dann dürfen wir uns vor Augen führen, wie unersetzlich jede und jeder von uns ist. Geschaffen, um geliebt zu werden und zu lieben. Haben Sie Mut, lassen Sie sich darauf ein, sich geliebt, umarmt, zärtlich liebkost und geborgen zu fühlen. Gott hat die Welt für uns erschaffen. Für Sie, für mich, für alle. ER wollte, dass es Sie gibt.

Wir dürfen unserm Verstand eine Atempause gönnen, die Logik für einen Moment zur Seite schieben und stattdessen unser Herz in den Blick nehmen. Dem Gefühl der Liebe mehr Gewicht geben und uns neu auf das Abenteuer des Lebens einlassen. Herz über Kopf walten lassen.

Die Mauer in unserm Kopf mit den verkehrten Steinen

Keine Geschichte hat mich in diesem Jahr so angerührt wie die eines jungen Mannes, der in ein buddhistisches Kloster eintritt, um Mönch zu werden. Die Gemeinschaft ist arm und das Kloster noch nicht fertiggestellt. Der junge Mönch bekommt die Aufgabe, eine Mauer zu bauen.

Es dauert eine Zeit, bis er sich das Wesentliche angeeignet hat, wie man Steine klopft und Mörtel rührt. Aber dann hat er den Dreh raus. Akribisch klopft er Steine, behaut sie so, dass sie passen, und errichtet die Mauer. Dabei achtet er auf die richtige Zusammensetzung des Mörtels und darauf, dass die Steine einen exakten Abstand zueinander haben. Es wird gut. Natürlich meditiert und betet der Mönch bei seiner Arbeit.

Bald schon steht eine gewaltige Mauer. Mit Herzblut hat er seine erste große Aufgabe erledigt, viel Fleiß aufgebracht. Der junge Mann tritt ein paar Schritte zurück, um sich sein Werk anzuschauen.

Dann durchzuckt es ihn, als er entdeckt: Zwei Steine in der Mauer sind total schief! Er ist fassungslos, entsetzt. Wie konnte ihm das passieren?

Die ganze Mauer ist verschandelt. Seine anfängliche Freude über das Werk verwandelt sich in Scham. Er ist innerlich am Boden zerstört. Reumütig geht er zum Abt, fällt vor ihm auf die Knie, versucht sich zu entschuldigen. Und er bittet den Abt, die Mauer direkt wieder abreißen zu dürfen. Sie kann nicht bleiben, das steht für ihn fest.

Aber der Abt verbietet es ihm, die Mauer soll so bleiben, wie sie ist.

 

Wenn Gäste das Kloster besuchen und er sie herumführt, macht der Mönch fortan immer einen großen Bogen um seine schreckliche Mauer. Niemand soll sehen, was er für ein Versager ist.

Eines Tages bleibt ein amerikanischer Tourist genau vor der Mauer stehen. Der junge Mönch sieht dies, ist entsetzt. Doch der Fremde sagt: »Was für eine schöne Mauer!« »Was?«, der junge Mönch will seinen Ohren nicht trauen. »Haben Sie Ihre Brille nicht auf? Sehen Sie nicht die zwei schiefen Steine? Die ganze Mauer ist dadurch unansehnlich.«

Der Gast erwidert: »Ja, ich sehe die zwei Steine, aber auch die achtundneunzig anderen, die ganz sorgfältig aufeinandergesetzt sind. Prachtvoll, wunderschön. Das muss ein ganz besonderer Mensch sein, der diese Mauer gebaut hat.«

Der junge Mönch steht mit offenem Mund da. Seine Augen füllen sich mit Tränen.

 

Geht es uns nicht auch manchmal so, wenn wir unser Leben anschauen? In wie vielen Beziehungen geht das Schöne, das Gute, das Besondere kaputt, weil die oder der andere nur die zwei schiefen Seiten sieht. Weil wir uns auf das Negative, das Störende, die Fehler, die lähmende Gewohnheit konzentrieren und nicht mehr das Ganze, das Wesentliche, das Besondere, all das miteinander Erlebte sehen!

Herz über Kopf. Trauen wir uns wieder, den Blick auf achtundneunzig Herrlichkeiten unseres Partners, unserer Familie, unserer Gemeinschaft, unserer Kirche, unseres Lebens zu richten.

Freuen wir uns an dem, das existiert und nie verloren gegangen ist. All das, was da ist, aber nicht mehr richtig wahrgenommen wird. Das, worüber wir uns freuen dürfen. Und auch darüber, dass Gott nie aufhören wird, sich an unserem Leben zu erfreuen. Konzentrieren wir uns auf das, wofür wir dankbar sein dürfen. Seien wir es.

ER ist gütig.

Glaube daran.

ER liebt Dich

verrückt,

wie ER es nur kann.

ER läuft

Dir entgegen.

ER findet

Dich

auf all Deinen Wegen.

ER will nur eines:

dass Du IHM vertraust,

ER ruft

Dich heim,

vor was Dich auch graust.

ER wartet voll Sehnsucht,

wartet auf Dich.

ER kann nicht von

Dir lassen,

ewiglich.

 

Schwester Teresa

Kapitel 3

Tun, was zu tun ist

© Privat

Ja, mein Leben ist gesegnet. Vom ersten Moment an, als ich mich ankündigte, so erzählt meine Mama, wurde ich von ihr gewollt, ersehnt und überwältigend geliebt. Und ich liebe diese außergewöhnliche Frau, die mir immer ein Vorbild an Kraft, Stärke und Freundlichkeit ist, meine Mutti, von dem Augenblick an, als mir dies zum ersten Mal als Kind bewusst wurde. Bis heute hat sich daran nichts geändert.

Wir schmusen auch nach wie vor zusammen. Bei meiner Mama fühle ich mich immer geborgen. Mein Vater brauchte erst einen Stups, um sich mit der neuen Situation anzufreunden, weil nichts seiner sportlichen Karriere im Weg stehen sollte. Aber kaum war ich da, war ich Papas Liebling. Mein sportliches Talent habe ich von beiden geerbt. Mama war eine begnadete Basketballspielerin und spielte Tischtennis. Und mein Vater war als Profifußballer später stolz auf die Erfolge seiner Tochter als Kunstturnerin und als erfolgreiche Leichtathletin. Gott hatte da auch schon seine Finger im Spiel, auch wenn ER sich Zeit ließ, in mein Leben zu treten.

 

Als mein Vater als Fußballspieler entdeckt wurde, zogen meine Eltern nach Deutschland. Unsere liebe Oma passte in Kroatien auf meinen Bruder und mich auf, bis wir von den Eltern nachgeholt wurden. Heimat war für mich immer, wo meine Mama war. Wo wir lebten, war mir egal. Mit fünf Jahren begann für mich das neue Abenteuer.

Im Kindergarten lernte ich im Nullkommanichts die deutsche Sprache – sie wurde mein schönstes und stärkstes Ausdrucksmittel. Oder wie es im Musical My Fair Lady heißt: »Die Sprache macht den Menschen, die Herkunft macht es nicht.« Auch wenn Kroatisch meine Muttersprache war, konnte man von Kindheit an nie an meiner Ausdrucksweise merken, dass ich Ausländerin war. Ich spreche perfektes Hochdeutsch, mit einem kleinen badischen Akzent, denn ich wuchs in Weinheim auf. Mit Begeisterung las ich viele Bücher, mich faszinierten auch Gedichte von Rainer Maria Rilke, die hatten es mir angetan. Die Faszination für schöne Geschichten, für gute Bücher, für Sprache und Kunst ist bis heute geblieben.

 

Erst vor Kurzem erinnerte ich mich an eine Begebenheit aus meiner Zeit auf der Realschule, bevor ich für ein Jahr auf das Wirtschaftsgymnasium wechselte und anschließend in ein Sportinternat kam.

Unser Klassenlehrer gab nicht nur das Fach Deutsch, sondern leitete auch die Französisch-AG, die ich freiwillig belegte, weil ich als Siebenjährige mit meinem Team als Kunstturnerin nach Paris reisen durfte und die französische Sprache mich faszinierte. Leider habe ich während meiner Schulzeit auch kaum Lehrer erlebt, die mich fürs Lernen begeisterten – außer meine Grundschullehrerin Frau Müller, die ich abgöttisch liebte, und später mein Kunstlehrer – und die Sportlehrerin auf der Realschule. Ich habe nie eine enthusiastischere Lehrkraft erlebt, so wie sie im Film Club der toten Dichter gezeigt wird.

Es freute mich, dass ich während meiner Schul- und Studienzeit immer wieder zur Klassen- bzw. Semestersprecherin gewählt wurde. Die Aufgabe übernahm ich gerne, es gefiel und gefällt mir, für andere und eine gute Sache einzustehen. Ansonsten tat ich nur das Nötigste für die Schule, denn meine ganze Konzentration galt meiner Sportkarriere.